Rom und seine Münzen

gordian

Princeps Senatus
Stammrömer
Dieser Thread ist ein Ableger von: Hinweis: - Wien: Münzausstellung "Böse Kaiser"

Nachdem ich vielleicht im Januar nach Wien komme, muss ich mir die Ausstellung natürlich ansehen, zumal ich auch ein bisschen mit römischen Münzen rumdilettiere. Ja, die "bösen" Kaiser, von denen mancher nur unter der Propaganda späterer Herren leidet (insbesondere die frühen Christen tun sich da unfair hervor). Den Commodus mit Löwenskalp hab ich auch nicht. Aber seit diesem Jahr hab ich Gordianus I und II. Die waren zwar nicht böse, aber selten. Bei ein paar Wochen Regierungszeit........
 
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Aber seit diesem Jahr hab ich Gordianus I und II.

Das nennst du "ein bisschen rumdelittieren"? :eek:

Nicht ganz neidlosen Glückwunsch zu den Afrikani... als Denar oder Sesterz?
Ich konnte diese Woche immerhin einen Republik-Denaren mit dem Jupiter-Tempel erhaschen. Ich habe ja mein Spezialgebiet ein wenig auf römische Münzen mit den Bauten Roms umgestellt.

Grüsse
Rainer
 
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Sesterzen beide. Gut zu unterscheiden. Gesicht, Lorbeerkranz, Glatze. Bin ganz stolz darauf. Hab jetzt alle Köpfe der vom Senat anerkannten Kaiser bis Theodosius. Gordian II. fehlte halt noch. Murkse da seit Jahren dran rum zu nem erschwinglichen Preis
 
Wow - alle Achtung. Ich sammele fast nur Denare und Antoniniane, dann aber auch von den Kaiserfrauen. Da wird es dann mit der kompletten Serie schwierig.. denke ich nur mal an Tranquillina u.ä. ;)

Meine Gebiete sind/waren insbes. die Frisurentypen der Kaiserinnen auf den Münzbildern, und vorneweg die östlichen Denarprägungen unter Commodus und den Severern, also Alexandria, Emesa und Laodicea ad Mare. Bei den letzteren habe ich leider seit längerem starke, zahlkräftige Konkurrenten aus USA.
 
Ah, das ist natürlich ein vielfältiges Thema. Die Frisuren der Damen sind in der Tat hochinteressant, von Hadrian bis zu den Severern, ein tolles Thema, wenn auch nicht meines. Ja, die östlichen Provinzialprägungen werden sehr gern von Amerikanern gesammelt, insbesondere von solchen, die selbst oder deren Vorfahren aus diesen Gegenden stammen oder stammten. Ich bin da allerdings auch aussen vor.
 
Nein, es sind keine Provinzialprägungen, sondern Denare, die ausserhalb Roms geprägt wurden. Die gab es schon unter Augustus. Galba hat in Spanien prägen lassen. Hadrian ebenfalls in Asien. Einige stammen auch aus mobilen Heeresmünzstätten wie unter Pescennius Niger, dessen mobile Münze in Antiochia später vom guten Septimius übernommen wurde. Das ist ein komplexes, aber sehr interessantes Gebiet.

Ich hoffe übrigens, wir schweifen hier nicht zu sehr ab und langweilen die anderen. Aber da wir schon "zu zweit" sind: Die Zusammenhänge Rom und seine Münzen verdient hier einfach Beachtung. Nicht nur die Bauten Roms, sondern auch die Mythologie und die Politik kommt bei vielen Münzen, gerade aus der Republik, ganz gross heraus.

Grüsse
Rainer
 
Ja, hätt ich mir denken sollen. Die wirklichen Provinzialprägungen haben ja eher den griechischen Münzfuß, also Drachmen etc. Du hast Pescennius Niger ? Stark !
Ja, die römische Numismatik kann in Ihrer Bedeutung kaum überschätzt werden. Einige seltsame Soldatenkaiser aus dem 3. Jahrhundert sind wirklich fast nur durch ihre Münzen überhaupt bekannt. Viele Münzen sind ja nach heutigem Verständnis tatsächlich Propaganda und schon von daher aufschlussreich. Von der Bedeutung für die Datierung archäologischer Funde mal ganz zu schweigen. Lebendige Geschichte eben.
 
@Simone-Clio , wäre es dir evtl. möglich, die postings ab vielleicht #13 abzutrennen, und diese in einem neuen thread "Rom und seine Münzen" unterzubringen?

Dann hätte ich kein schlechtes Gewissen, weiterhin diesen Tröt hier zu zerschwurbseln.

Grüsse
Rainer
 
Guter Gedanke! Nun gibt es auch eine Numismatiker-Ecke in unserem Forum!

Ich habe in Gordians zum Eingangsbeitrag gewordenen Beitrag einen Hinweis eingefügt, dass der neue Thread sich aus demjenigen zur Münzausstellung entwickelt hat.


Viel Vergnügen beim Fachsimpeln über die schönen römischen Münzen.
 
Du hast Pescennius Niger ? Stark !

Schön wär's. Jain. Ich habe einen Septimius, der auf einem Niger nachweislich überprägt wurde. Es ist ein sog. Legionsdenar, erkennbar an der Rückseite mit der Legionsstandarte und die Nennung der Legion (Hier die XIIII. Gemina). Die Münze ist eine Anerkennung des Kaisers an die Legion(en), die ihn ja schliesslich zu seiner Herrschaft gebracht hat. Sie ist im östlichen Stil der Prägestätte Emesa zugeschrieben, was jedoch nicht gesichert ist. Es wird u.a. von Vergleichsstücken der dortigen lokale Münze angenommen, aber auch, weil "Julchen", also die Ehefrau Septimius', dort geboren ist.

Septimius hat Niger 193 n.Chr. vernichtend geschlagen, und höchstwahrscheinlich auch gleich seine lokale Münzstätte einkassiert, wobei der vorliegende Denar der beste Beweis dafür ist. Pescennius Niger selbst hat kaum Münzen mit seinem Abbild prägen lassen; es war ja auch kaum Zeit. Septi war ein sparsamer Kaiser, und hat sicherlich bereits geprägte Münzen weiterverwendet, anstelle sie zu vernichten oder umständlich umzuschmelzen. Die Zeit drängte - Propaganda war alles.

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Numismatische Grüsse
Rainer
 
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Zwei Bücher kann ich empfehlen, die auch für numismatische Laien interessant sind:


Münzen der Römer - von Sutherland.

Ein umfassendes Standardwerk zur Münzgeschichte der Römer vom republikanischen Schwergeld bis zum spätrömischen Follis. Zahlreiche, teilweise farbige Abbildungen von sehr guter Qualität. Die Zusammenhänge von Politik, Geschichte, Propaganda, Religion und den Münzen werden verständlich erklärt.


Bauten Roms auf Münzen und Medaillen

Zahlreiche Münzen und Medaillen von der Antike bis zur Neuzeit, die allesamt römische Bauwerke zeigen. Leider nur s/w-Abbildungen von den Rückseiten mit den Bauwerken.


Beide Bücher sind immer mal wieder preisgünstig für einen kleinen, zweistelligen Eurobetrag in der Bucht zu ergattern.

Grüsse
Rainer
 
Ja, gute Bücher für den interessierten Laien. Eben nicht nur für Numismatiker.Der überprägte Septimius Severus ist ein hochinteressantes Stück. Pescennius Niger ist zwar"nur" ein vom Senat nicht anerkannter Nebenkaiser, aber trotzdem möchte ihn jeder haben. Ich auch:(.
Na zumindest die drei "anerkannten" hab ich. Pertinax, Didius Julianus und Septimius Severus (einen ganz normalen, kein so interessantes Stück wie Deiner)
 
Der Münzfund des Jahres

kommt aus Britannien. Ein Sondler fand einen Aureus des Allectus in feinster Erhaltung.


Die Münze wurde versteigert, und den Erlös von 460.000 GBP dürfen sich nach britischem Recht Finder und Grundstückseigentümer nun teilen.



Nicht so viel Glück

hatten die Schatzsucher, die vor vier Jahren einen einzigartigen Wikingerschatz - u.a. mit vielen Münzen im Vereinigten Königreich fanden, und ihn unterschlugen. Sie wurden jetzt zu langen Haftstrafen verurteilt; der Haupttäter muss für 10 (in Worten: zehn) Jahre hinter Gitter. Da kann man nur noch sagen: Gier frisst Hirn!


Grüsse
Rainer
 
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"First Brexiteer":D. So kann mans natürlich auch sehen. Im übrigen natürlich historisch falsch, der erste britannische Sonderkeiser war Carausius, der dann von Allectus nach einer militärischen Niederlage ermordet wurde. Ich hoffe nicht, dass BoJo das Schicksal des Allectus teilen will. Der fiel ja nur vier Jahre später gegen die Regierungstruppen.
Einen Aureus des Allectus dürfte es wirklich höchst selten geben. Dürfte sich wohl um einen Goldabschlag einer Silbermünze handeln.
 
Damit hier auch mal wieder etwas los ist. Heute habe ich mich über einen Neuzugang gefreut. Dargestellt auf einem Follis des Maxentius ist der Tempel der Venus und der Roma. Der Kaiser hat ihn ja umfangreich restaurieren lassen. Damit ihr mal ein Gefühl dafür bekommt, und nicht denkt, schöne römische Münzen kosten ganz viel Geld. Ich habe 20 Euro dafür bezahlt. :p

P1190403.jpg

Grüsse
Rainer


PS. Man kann das Stück genau auf den Winter 307/308 n.Chr. datieren. Er wurde in Rom in der 2. Offizin geprägt. Das erzählen die Buchstaben RS unten im Abschnitt (wobei man das R bedingt durch eine Prägeschwäche kaum erkennen kann). Fasziniert haben mich die schönen Darstellung der Verzierungen auf dem Giebel und der Siegeskranz im Tympanon. Es gibt noch viele verschiedene weitere Ausgaben von Maxentius und dem Tempel, wobei die Darstellung sehr variiert.
 
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Schöner Follis. Gute Darstellung von Vorder- und Rückseite. Gerade Münzen von Diokletian bis zum Ende der Konstantinischen Dynastie werden oft zu so niedrigen Preisen verkauft, dass der Laie das nicht für möglich hält, teilweise sogar im Lot. Da werden Leute auf Flohmärkten dann zum Teil massiv über den Tisch gezogen. Ich hab schon Flohmarkthändler gesehen, die solche Stücke im Dutzend gekauft und dann auf dem Flohmarkt zum fünffachen Preis wieder verkauft haben. Du bist natürlich Spezialist für die Darstellung antiker Bauwerke, da kann man mit solchen Folli auch mal ein Schnäppchen machen.
 
Da werden Leute auf Flohmärkten dann zum Teil massiv über den Tisch gezogen. Ich hab schon Flohmarkthändler gesehen, die solche Stücke im Dutzend gekauft und dann auf dem Flohmarkt zum fünffachen Preis wieder verkauft haben.

Das ist das eine, und das andere sind die vielen Fälschungen. Wenn ich täglich die ebay-Angebote durchforste, sind das oft mehr als echte. Ich bekomme Schluck- und Sprechstörungen davon, weil es dem Nachwuchs ein schönes Hobby echt vermiesen kann.
 
Gerade weil Fälschungen für Anfänger absolut nicht zu erkennen sind. Selbst einfache (mit Gussblasen etc.) nicht. Bei erstklassigen Fälschungen wären wohl auch wir beide überfordert. Aber bei der Preisklasse, in der ich mich im Allgemeinen bewege, lohnt es sich kaum, erstklassige Fälschungen zu fertigen. Hoffe ich.:rolleyes:
 
Da hoffst du leider falsch. Selbst von ordinären Antoninianen des Probus etc. gibt's erstklassige Fälschungen. Ich sammele Römer nun seit über 25 Jahren, und da gibt es an Fälschungen mittlerweile nichts mehr, was es nicht gibt und was ich nicht gesehen habe. Ja, und dann bin ich auch überfordert, aber selbst Lanz rutscht ab und zu eine Fälschung durch. Im geringsten Zweifel lasse ich halt die Finger davon.

Gussblasen sind noch geringste Übel. Es gibt ganz gefährliche transfer-die-Fälschungen, die ich schon in der Hand, aber zum Glück nicht gekauft hatte.
 
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