"Rom: Suchen und Finden? Hoffen und Sehn ... - Ostern 2010 in Rom"

Agare

Senator
Stammrömer
Rom-Reise
02.09.2018-10.09.2018
Inhaltsverzeichnis:

Tag 1: Colosseum, Via die Fori Imperiali, Santa Francesca Romana, S. Cosma e Damiano, Jupitertempel, Piazza die Campidoglio, Via di Torre Argentina, Pantheon, S. Maria in Aquiro, Piazza di Monte Citorio & Piazza Colonna, Santi Bartolomeo e Alessandro, Sant‘ Ignazio di Loyola in Campo Marzio, Campo di Fiori, Piazza Navona, Via della Conciliazione zum Vatikan

Tag 2: San Francesco a Ripa, S. Cecila, San Crisogono, S. Pietro in Montorio, Tempieto, Fontana Paola, leckere Nudeln, S. Pudenziana, S. Maria Maggiore, S. Prassede, Colosseum

Tag 3: S. Maria in Aracoeli, Chiesa di S. Giuseppe dei Falegnami, Santissimo Nome di Maria al Foro Traiano, Polizei und Handwerk, Trajansmärkte, Capitol, Monumento Vittorio Emanuele II, Pincio mit leckerem Picknik, S. Maria del Popolo, Spanga, Irrfahrt, S. Barbara alla Regola, Tiberinsel, Bogen der Octavia, Capitol, gehetzte Heimfahrt


Tag 4: San Gregorio, Oratorio S. Silvia, Clivo di Scauro, SS. Giovanni e Paolo, Dolabellabogen, Santa Maria in Domnica, S. Stefano Rotondo, Garten der Villa Celimontana, Caracallathermen, Circo Massimo, S. Anastacia, San Giorgio in Velabro, Janusbogen, Forum Boarium, S. Maria in Cosmedin, S. Sabina, Schlüsselloch, San Anselmo, Sonnenuntergang im Orangengarten, Tiber, Altstadt

Tag 5: Vatikan, Petersplatz, Campo Santo, Via della Conciliazione, Santa Maria in Traspontina, Ponte Sant Angelo, San Giovanni Battista dei Fiorentini, Via Giulia, Palazzo Farnese, Campo di Fiori, Lateran, Sancta Sanctorum, Santa Croce in Gerusalemme, Lateranbasilika, SS. Quatro Coronati, Karfreitagsprozession

Tag 6:
[FONT=&quot] Sant'Agnese fuori le mura, Santa Costanza, San Lorenzo fuori le Mura mit Kreuzgang, Campo Verano, S. Paul vor den Mauern, Sant’Andrea della Valle, Sant' Agnese in Agone, Santa Maria dell’Anima, Santa Maria della Pace, Sant`Agostino, Osternachtsmesse[/FONT]

Tag 7: Ostermesse auf dem Petersplatz




Hallo Ihr alle,


Einleitung


Dies ist der Reisebericht von Agare und Calirus (angemeldet, hat aber noch nichts von sich gegeben) in der Karwoche 2010 (29.03. – 04.04.), unser 3. Aufenthalt in der ewigen Stadt.

Ein ganz besonderer Dank geht an meine Füße und die Schuhe die sie schützten und nun das Zeitliche segnen wird.





Jetzt schon das dritte mal in Folge fahren wir nach den Prüfungen im Frühjahr in Italiens Hauptstadt. Eigentlich wollten wir jedes Jahr eine andere Stadt fahren, bis wir nach Rom kamen, da war es mit der Wahlfreiheit vorbei ;-). Der Umstand, dass wir in dem Moment wo wir römischen Boden betreten allen Prüfungsstress abstreifen, verursacht immer eine unheimlich gelassene und glückliche Stimmung & Vorfreude. Außerdem quält einen jeden Tag die Aussicht im Wohnzimmer auf ein 1,60m langes Panorama (natürlich selbst gemacht) des Forums nebst ein paar anderen kleinen aber wertvollen Erinnerungen.




Auch dieses Mal quälte die Vorfreude schon Wochen vorher ungemein, was mich ja auch in „die Fänge“ dieses Forums getrieben hat. Um diese zu bekämpfen fuhren wir ein paar Tage zuvor zur Friedenskirche im Schlosspark Sanssouci. (wikipedia: "Als Vorlage für die Potsdamer Kirche diente ein frühchristlich idealisierter Kupferstich der Kirche
San Clemente in Rom")

Besonders möchte ich auch eine gewisse Verflechtung mit http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/116656 hervorheben.
Paganus schrieb:
Es sei verraten: Kurz vor unserer Abreise hatte ich mit Agare (die am selben Tag nach Rom geflogen war, aber viel länger bleiben wollte) vereinbart, in der Art eines Spieles nach dem jeweils anderen Ausschau zu halten.



Anreise


Um 3:45 klingelt der Wecker. Während der vorlesungsfreien Zeit genieße ich immer das später Schlafengehen, aber mir schießt in den Kopf: „Um 1 Uhr ins Bett? Dass war wohl keine gute Idee!“ , aber eine Mischung aus Vorfreude, Hektik und Adrenalin, resultierend aus der prinzipiellen Angst, dass wir die S-Bahn verpassen (haben das heute etwas knapp kalkuliert), treibt mich schnell aus dem Bett.
Ich habe alles vorbereitet und treibe Calirus an, schnell zu machen, denn die Tram fährt noch nicht im Tagrhythmus und wir müssen die Koffer aus dem 4. Stock Altbau ohne Lift runter- und dann den Anstieg Richtung Bornholmer Straße hochwuchten. Aber wir kommen rechtzeitig dort an und gelangen auch gut zum Flughafen Schönefeld.
Komisch, wir schreiten den Zubringertunnel entlang und dort hängen Plakate, wo Easyjet überall hinfliegt, nur Rom fehlt. Wie kann man es sich leisten die eventuell schönste Stadt der Welt nicht aufzuführen? Barbarei! ;-)

Check in – alles ok. Sicherheits- Check in – nichts ok: „Sie haben ein Messer im Rucksack!“ „Äh NEIN!“ „Doch, doch mit großer Klinge. Aufmachen!“ Ich bekomme bei sowas immer einen Schreck, aber es stellt sich raus, dass die Scopakarten die gesuchte Klinge sind. (Vor 2 Jahren in Rom am Flughafen hatte Calirus vergessen den Kulturbeutel in den Koffer zu packen, nebst dem großen Brotmesser und das war wirklich scharf… naja, dass Deo haben sie uns abgenommen, das Messer hatten sie nicht gefunden).

Leider ist es bedeckt, so können wir bei Start und Flug kaum etwas sehen. Auch ok, wir nutzten die Zeit zum Schlafnachholen. Kurz vor Rom werden wir geweckt, denn die Stewardess möchte uns gerne ein Ticket für einen Easyjet Shuttlebus verkaufen. 8€ hin und zurück Ciampino – Termini. Eigentlich finde ich das für den Komfort ok, vor allem für Leute, die nicht vorhaben sich das Nahverkehrsnetz eigen zu machen, aber wir kaufen uns nach Ankunft lieber ein Wochenticket und das kleine Zusatzticket zu 1,20€ um mit dem Bus nach Anagnina zu gelangen.
Während wir so auf den Bus warten (der kam nur alle halbe Stunde) treffen wir auf 4 deutsche Damen. Ganz ehrlich, wenn ich nur einen Kurztrip mache, aber auch sonst, dann informiere ich mich wenigstens, wie ich vom Flughafen weg komme! Diese Damen wissen weder mit Metro, noch mit Termini etwas anzufangen, geschweige denn, sie wissen ungefähr wo ihr Ziel (Spanische Treppe) in der Stadt liegt. Freundlich erklären wir ihnen alles kurz und knapp, aber irgendwie hören sie nicht zu und gehen dann doch einem seltsamen Bus auf den Leim und bezahlen einen immensen Preis. Hoffentlich wissen sie weiter, wenn der sie dann in Termini rausschmeißt. – Jeder ist seines Glückes Schmied –
Unser Bus überraschte uns aber auch noch, denn die letzten Male fuhr dieser immer noch an den Zug, aber diesmal fuhr er schnurstracks an die Metro. Nach ein paar Minuten waren wir da. Metro – Hotel (alles gut – hier) – wieder in die Stadt.







Tag 1 – 29.03.10:

Jetzt erst mal zum Colosseum, das machen wir jedes Mal so, nur dass es diesmal nicht mitten in der Nacht und dementsprechend voll ist, so voll hab ich es noch nie gesehen und es droht mich ein bisschen zu nerven, aber das Gefühl irgendwie „nach Hause“ zu kommen und die nachlassende Sehnsucht tauchen jedes Grollen in eine rosarote Empfindung. Schnell bei Mutter angerufen, die ja so gerne mitgefahren wäre. (Ja ich nehme meine Mutter mit in Urlaub, erst recht nachdem der Vater von uns gegangen ist.) Wir sitzen vor dem grandiosen Bauwerk auf der Mauer & lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen (das tut nach dem Winter gut, aber das Mittagslicht ist für gute Fotos einfach zu hart).




Um uns herum wachsen schon die Gänseblümchen – in Berlin verabschiedeten uns nur die gerade aus der Erde gekrochenen Krokusse – ob ihnen bewusst ist, an welch großartiger Stelle sie in der Erde verwurzelt sind?




Aber es dauert nicht lange die Massen los zu werden. Das liebe ich an Rom: Man muss oft nur ein paar Meter gehen um ist in einer Millionenmetropole vollständig allein zu sein oder an einer Stelle wo man noch nie zuvor war. So gehen wir hinauf zu Santa Francesca Romana und betrachten den schon oft in Reiseführern gesehenen Blick mit den Säulen vor dem Colosseum.




Von hier aus hat man einen interessanten Blick auf das Forum und die Schreibmaschine.





Beim Schlendern über die Via dei Fori Imperiali entdecke ich etwas mir neues an der Schreibmaschine, was ich zunächst für ein Baugerüst halte… später in diesem Urlaub soll ich eines besseren belehrt werden.





Seitlich fällt uns die kleine Kirche S. Cosma e Damiano auf und wir machen einen Abstecher dorthin. Der Eingang erscheint zunächst etwas ungewöhnlich, die antiken Mauern zur Linken fallen direkt ins Auge. Ich gehe in den angeschlossenen Innenhof (ein bisschen orange geworden, aber frisch restauriert), wo eine Gruppe Studenten in weißen Kitteln (Restauratoren?) eine Mittagspause einschiebt. Vor allem der Brunnen in der Mitte gefällt mir: der überwucherte Engel ist toll.




Auch die Fresken in den Gängen sollten Erwähnung finden. Am Eingang zur eigentlichen Kirche steht ein Karton mit Olivenzweigen. Ich hatte darauf gehofft und packe sogleich ein paar für zu Hause ein, denn in unseren Heimatkirchen gibt es immer nur Buxbaumzweige zu Palmsonntag. Je einen Zweig stecken wir uns an die Taschen (an diesem Tag kein Rucksack, sondern eine rote Umhängetasche – Frauen sollten öfter rote Taschen tragen Initiative Rote Tasche ).




Drinnen sind die erwarteten Restaurierungsarbeiten in vollem Gange. Ein paar andere Touristen bewegen sich ruhig und andächtig durch das Gemäuer.



Nach dem Verlassen/wegen Mittag raus geworfen werden gehen wir noch über die Via Miranda um die Ecke. Wir hofften auf einen schönen Forumsblick, fanden jedoch einen ersten Orangenbaum ...




... und einen kühlen Nasoni. Zurück auf der Via die Fori Imperiali entdecke ich den mir von euch vor kurzem beschriebenen Eingang zum Forum Romanum. Eine recht lange Schlange quält sich missmutig voran. Ich bevorzuge den Eingang am Palatin, aber dafür hab ich in diesem Urlaub keine Zeit.





Also weiter gen Capitol, ich soll dort noch ein Buch für Mutter einkaufen. Nicht bedenkend, dass ja Montag ist suche ich den Eingang zum Bookshop des Museums, aber nienete. Also gehen wir zum Piazzale Caffarelli, genießen den Ausblick und verspeisen unsere letzten Frühstücksbrötchen.








Doch schon bald treibt uns die Neugier wieder weiter. Wir suchen den Jupitertempel und umkreisen den Capitolshügel mit Blick auf das Marcellustheater. Dieser ist jedoch unter einer verkratzten Glasplatte und Bauschutt vergraben. Statt dessen klettern wir über eine Baustelle (wohl auch hier ist Mittagspause) und bekommen endlich einen ungewöhnlichen Blick über das Forum.



Wir erreichen durch einen Gang und die lange Treppe wieder die Piazza die Campidoglio.







Diesmal schreiten wir die Cordonata hinab. Der Verkehr ist so dicht, dass wir schnell hinüber Richtung Centro Stoico in die kleinen Gassen abtauchen, in die sich die wenigsten verirren. Vor einer Botschaft fühlt sich ein Fahrer wohl ein bisschen beobachtet, aber wir müssen uns den Maybach ganz genau anschauen, sowas sieht man ja nicht alle Tage.


Danach tauchen wir ab, wunderschöne Türen säumen unseren Weg, wir lassen uns einfach treiben. Besonders „neidisch“ sind wir auf die Leute mit einer kleinen Privatgasse.




Über die Via dei Polacchi & die Via delle Botteghe Oscure erreichen wir die Area Sacra. Eigentlich wollten das Katzenhaus besuchen, aber ich hab irgendwie keine Lust darauf, denn es hängt für den ersten Urlaubstag doch zu sehr mit der Arbeit/Uni zusammen (Tierarzt hat auch nicht immer Lust). Nach kurzer Pause überqueren wir den Largo di Torre Argentina. Während Calirus am Largo delle Stimmate 2 italienische Elektriker beobachtet, die ein Kabel aus der Wand versuchen an ein Mofa anzuschließen, entdecke ich einen süßen kleinen Laden, in dessen Schaufenster bemalte Eier meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich watschele hinein, suche ein paar bunte für „Schwieger-“ und 2 dunkelblaue mit weißen Hühnchen für Mutter aus. Von letzteren gibt es aber nur noch eins. Wie mache ich denn jetzt der Italienerin klar, dass ich gerne auch noch das aus dem Schaufenster möchte? Aber es klärt sich schnell. Sie fragt auf englisch nach der Muttersprache und macht dann auf fließendem Deutsch weiter. So bekommen wir alles was wir wollen und sie packt die sehr zerbrechlichen Dinger gut ein.



An den Resten des Bades von Agrippa vorbei, gehen wir weiter in die Via di Torre Argentina und die vielen Geschäfte für Pristerbedarf lassen uns erstaunen.



Kaufhaus für Sutanen etc.



Bei all den prächtigen Auslagen übersehen wir fast Gammarelli. Ausgerechnet hier, gegenüber dem Hoflieferant des Vatikans, verkauft ein Kiosk Schmutzheftchen. Das gibt’s auch nur in Rom.
Gegenüber der Rückseite des Pantheons thront ein sehr frühlingshaftes Dekoelement:


Kurz werfen wir einen Blick auf den wohlbekannten Elefanten von Bernini, schlendern kurz ins Pantheon (viel zu viele Schulklassen, aber die wunderschöne Stimmung auf der Piazza della Rotunda veranlasst uns schnell ein Eis zu besorgen und uns am Brunnen nieder zu lassen. Die Sonne taucht sich schon langsam in ein wärmeres Licht, da stört auch nicht, dass das Pantheon halb eingerüstet ist. Neben mir versucht ein Römer einem Deutschen zu erklären, warum kein Italiener Berlusconi mögen sollte. Eine Straßenband spielt. Man fühlt sich frei.






Nun starten wir noch eine kleine Tour, auf der wir S. Maria in Aquiro (Fotos verboten), Piazza di Monte Citorio & Piazza Colonna besuchen. Die vom Lucentini als „ungeschlacht“ bezeichneten Figuren auf dem Fries der Marc-Aurel Säule sind bewundernswert. Toll sie so aus der Nähe betrachten zu können, denn früher (9. Klasse - bin jetzt im 8. Semester) hatte ich Ausschnitte davon immer in schwarz-weiß auf meinen Ordnern - naja andere haben Robbie Williams, ich habe römische Kunstwerke ;-)




Die Kirche Santi Bartolomeo e Alessandro gefällt mir jedoch nicht, mag an den seltsamen Lichtinstallationen liegen. Weiter geht es an den Resten des Hadriantempels zu Sant‘ Ignazio di Loyola in Campo Marzio. Im Gegensatz zu Il Gesu gefällt mir diese Jesuitenkirche recht gut. Wir betreten den Innenraum und obwohl einige Leute darin sind hat sie direkt eine starke Wirkung auf mich. Wir versuchen uns auf einer Bank an der Seite nieder zu lassen um unsere Reiseführer zu konsultieren, diese aber quietscht schon beim Versuch so, dass wir lieber davon absehen, da in einem Querschiff eine Messe gelesen wird. Wie haben das wohl die geschafft, die zuvor hier gesessen haben?




Der Blick rast durch das Hauptschiff und bleibt an einem seltsamen Gebilde an der Decke hängen, genau da, wo die Kuppel sein sollte. Dunkel und bedrohlich wirkt dieses schwärzliche Gebilde in der farbenfrohen & bunten Chiesa. Der Reiseführer belehrt uns in seiner unabkömmlichen Art, dass das Geld für eine Kuppel wohl ausgegangen war, man also eine flache Haube gemauert hat und diese wohl so ausgemalt, dass es ungefähr vom Eingang so aussähe als ob … Später fand man wohl, dass dies von außen komisch aussehe und man beschloss ein Observatorium darauf zu setzten, so dass dies auch aussehe als ob …




Wir betrachten noch eine Weile die marmornen Altarbilder und wollen schon fast die Kirche verlassen, da fällt uns folgendes auf :




Wir können uns darauf nicht so wirklich einen Reim machen.
Den Abend beenden wollen wir auf dem Campo di Fiori mit einer Pizza aus unserer kleinen Forno (es wird euch im Laufe dieses Berichtes auffallen, dass wir Restaurants meiden – keine Zeit, und was soll ich in ein Restaurant, wenn ich an dieser wunderen Stelle sein kann?). Nach der Stärkung fühlen wir uns irgendwie wieder „taufrisch“, sind ja erst seit 15h auf den Beinen.




Über die Piazza Navona wandern wir gen Tiber und begeben uns an der Ponte Umberto I an dessen Ufer. Die Sonne ist gerade untergegangen, die Stimmung ist traumhaft.








Da alles ganz wunderbar leer ist, schlendern wir über Engelsbrücke und Via della Conciliazione zum Vatikan, verweilen kurz und geben nun dem Ruf der Dusche & des Bettes nach, gehen zur Metro hinüber und fahren gen ersehnter Ruhestätte.






Tag 2 – 30.03.10

Noch etwas müde fahren wir mit der Metro zum Circo Massimo (Keine Touristen, nur ein paar Jogger drehen ihre Runden), wo wir eigentlich die Tram 3 nach Trastevere nehmen wollen. Da sich aber die Gleise gerade in Überarbeitung befinden und sie zuerst kommt nehmen wir die 75 zur Porta Portese und gehen zu San Francesco a Ripa. Dort ist aber noch Messe, so setzen wir uns auf die Stufen davor, lesen uns in den Tagesplan ein und betrachten das aufwachende römische Leben.








Besonders amüsant finden wir die Straßenpolizei zu Pferd (man beachte weißes Pferd, schwarzer Helm & auf dem Pincio umgekehrt ;-)
Der Kircheninnenraum begeistert uns auf den ersten Blick wenig: prunkvolle Dinge wie Altäre & Seitenkapellen in schmucklosem Ambiente. Aber die Verzückung von Bernini ist wundervoll. So entrückt und fern in ihrer kleinen Nische thront sie zwischen Leben und Tod.







Wir schlendern hinüber zu S. Cecila. 2x haben wir es schon probiert, aber immer standen wir vor verschlossenen Türen.






Doch dieses Mal haben wir „Glück“ (lieben Dank für den Öffnungszeitenthread). Ich kann es nicht erwarten und stürme quasi rein, obwohl Calirus mir erst die Fassade erläutern möchte. Ich betrete den Innenraum durch die Glastür und bleibe wie angewurzelt stehen. So ganz genau weiß ich gar nicht warum, aber der Innenraum lässt mich erstarren. Eigentlich finde ich einige Dinge hier nicht so toll, die Barockisierung zum Beispiel ist voll am Thema vorbei. Aber der Raumeindruck ist toll.







Vor allem sollte man den antiken Apsisplatten & dem Baldachin Beachtung zollen.
Wir sind immer noch völlig alleine in der Basilika und wollen in eine kleine Holztür spähen (wir suchen den Eingang zu den Ausgrabungen). Plötzlich taucht dahinter eine Nonne auf und schließt die Tür hinter der Tür. Auf dieser steht Konvent – Uppps! Später öffnet sich ganz in der Nähe eine weitere Tür, hier währen wir richtig gewesen, schämen uns aber zu sehr um nun dort hinein zu gehen. Eine Reisegruppe tritt hinein, rast zum Altar und schon sind sie wieder weg. Die werden zu Hause bestimmt auch erzählen, was sie sich alles „angeguckt“ haben.




Wir betrachten nach und nach alle Einzelheiten, lassen das „Bad“ auf uns wirken und arbeiten uns langsam zum Höhepunkt vor.




Sie ist einfach wunderschön. Klar man sieht ihr Gesicht nicht, aber ihre Haltung, ihr Körper und vor allem ihre Hände! – grandios!




Hinter dieser Vollkommenheit ragt etwas auf, dessen Schönheit sich im kompletten Gegenteil findet. Die etwas naiven Darstellungen und die Cosmatenarbeiten, welche immer einen verspielten, kindlichen Charme ausstrahlen.




Ich mag mich gar nicht so richtig losreißen, aber eine Ermahnung treibt mich hinaus. Nun folgt doch noch die Fassadenerläuterung. Ich bin immer noch abgelenkt und betrachte den Mosaikfries über den Säulen. Irgendwie erinnert mich dieses kleine Kerlchen an Michael Jackson.




Beim Hinaustreten aus dem Hof betrachte ich ein „älteres“ Ehepaar. Mhh, eventuell etwas viele Haare? … Sie dreht sich erschreckt um und fühlt sich zu recht beobachtet. Das waren sie wohl nicht, aber wonach suche ich eigentlich? Älter, weniger Haare, Hut? Das ist ja ne super Beschreibung, es wird wohl auf hunderte zutreffen. Ich beschließe die Strategie, dann an den Potenziellen vorbei zugehen, dann wird man mich eventuell erkennen. Calirus holt mich aus dem Gedankengang, indem er mich auf das links gelegene Straßentabernakel aufmerksam macht. Mhh, müssen dann da auch Hostien drin sein? Eventuell von innen?




Wir schlendern durch die Gassen Trasteveres weiter, vorbei an Künstler- & Autowerkstätten. Das vorläufige Ziel ist San Crisogono.




An jener Hauptstraße gelegen scheint sie im Moment des Eintritts ein Ruhepunkt in dieser immer lebendigen Stadt zu sein. Die vielen verschiedenen Marmorsäulen betrachtend spüren wir den Cosmatenboden unter den Füßen, wie er die Sohlen massiert, da der eine Marmor, bedingt durch unterschiedlichen Abrieb leicht hervorsteht.






Ich liebe diesen Boden! Er bildet einen starken Kontrapunkt zur Decke, die so ihre Dominanz nicht ausspielen kann.




Wir verlassen die Kirche zur Seite hin, denn wir wollen noch zum Gianicolo hinauf steigen um das Bramantetempelchen zu besuchen. Außerdem hat man von dort ja einen guten Ausblick, eventuell bekommen wir ja Adleraugen ;-)
Vor Santa Maria in Trastevere haben sich Kunststudenten gruppiert und zeichnen Kirche und Platz. Ich drapiere mich an einem Ende und scanne kurz den Platz, aber ich kann fast nur sehr junge Leute ausmachen. Dem Drang wenigstens schnell einen Blick hinein zu werfen gebe ich jetzt nicht nach, denn wir haben nicht viel Zeit, bevor S. Pietro in Montorio schließt. Außerdem haben wir hier letztes Jahr bestimmt 1,5 h verbracht.




So tauchen wir wieder in kleine Gassen ab. Langsam dämmert mir, dass wenn wir uns immer von allen Personenströmen abkoppeln, das mit dem Treffen wohl nicht glücken wird.
Aber wir halten uns immer von großen Menschenmengen gerne fern, obwohl das Trastevere auch jetzt, schon gen spätem Vormittag, immer noch sehr leer und ruhig wirkt. Besonders fällt mir folgendes auf:




Erst auf dem 2. Blick fallen mir die Werkstatt und das zerlegte Auto auf. Meine Augen ruhen auf dem Hund, welcher die Gasse wohl als sein persönliches Territorium auserkoren hat. Wenn Kunden kommen, so ist scheinbar erst der Hund und dann der Meister zu begrüßen.
Calirus treibt an. Noch 10 min. Wir laufen schnell den Berg hinauf, nutzten die Abkürzung durch den Kreuzgang und hasten zuerst in die Kirche an sich.




Aber die innerliche Ruhe zur Besichtigung will sich nicht einstellen. Ich möchte auf jeden Fall den Tempel sehen! Jaja was von Michelangelo, Bramante, Bernini? Ich hab echt nicht zugehört, tut mir leid. Alles ist sehr dunkel und die Ungeduld reißt an mir. Letztlich siegt sie. Ich verlasse die sehr dunkle Kirche alleine, trete zurück in die gleißende Sonne und gehe die paar Meter hinüber. Der kleine Fiat in der Ecke lässt mich schmunzeln.






Zunächst wirkt der Tempel durch das Tor fast imposant, man steht ja auch tiefer, aber wenn man in den Innenhof schreitet, dann sieht man doch nur ein Tempelchen, aber was für eins. Auch dieses ist innen auf seinen ~ 2 m² mit Cosmatenboden ausgelegt. Dieses kleine Wunderwerk ziert ein großer Petrus und ein schöner blauer „Himmel“.









Auf dem Altar wird die Wichtigkeit dieses Ortes hervorgehoben:







Dort unten soll Petrus gekreuzigt worden sein und der Lucentini hält es wohl für nicht so unwahrscheinlich: „Heute wirkt die Piazza ruhig und poetisch; in der Antike war sie jedoch einer der makabersten Plätze in Rom, denn hier wurden Nichtrömer und Sklaven gekreuzigt, die des Mordes für schuldig befunden worden waren. Ehe Augustus etwas mildere Vorschriften erließ, war es den Angehörigen verboten, die Leichname abzunehmen, die daher an den Kreuzen verfaulten und von Krähenschwärmen gefressen wurden. Diese Myriaden von Vögeln galten als göttlich […] Nach Ansicht vieler frühchristlicher Chronisten wurde an dieser Stelle der heilige Petrus hingerichtet (falls dies tatsächlich in Rom geschah). […] Dieser Platz wäre wohl der angemessene gewesen, da er kein Römer war und weil er, laut den Alten, nicht nur dafür verurteilt worden war, daß er die christliche Lehre predigte, sondern auch des Mordes für schuldig befunden worden war, da er den Sturz und Tod Simons, des fliegenden Magiers, verursacht hatte.“ (ROM, Wege in die Stadt, 2000, S. 588+589)


Der Lucentini schickt uns auch um den Tempieto herum, so dass wir die Kapelle darunter betrachten. Sie ist weniger schlicht als die obere. Die verspielte Decke erinnert mich eher an ein Kinderzimmer, denn an einen Märtyrer.
Wieder auf dem Vorplatz angekommen (denn der Herr wollte jetzt wirklich gerne das Tor schließen) lassen wir den Blick über die Stadt schweben.




Unsere Augen haben sich nicht zu Adleraugen verwandelt, so dass wir beschließen wenigstens noch bis zur Fontana Paola zu schlendern. Heute ist es wirklich schon recht warm und ich wäre fast verleitet gewesen den Pulli auszuziehen, aber als mir eine Italienerin in Daunenjacke entgegenkommt lasse ich von dem Vorhaben ab.
Die Fontana Paola war vor 2 Jahren schon einmal Ziel gewesen, hatte aber nach dem Trevibrunnen und einer langen Besichtigung des Petersdoms nicht punkten können. Heute gefällt er mir besser. Er ist viel gradliniger als der berühmtere Kollege und hat mit seinen „Schaufenstern“ einen ganz eigenen Reiz.





Von hier aus hat man auch einen ganz verblüffenden Blick Richtung Capitol und Esquilin – So habe ich Santa Maria Maggiore noch nie wahrgenommen.




Auf gleichem Weg wie wir gekommen sind kehren wir wieder ins Trastevere zurück. Der Hunger treibt uns in Richtung einer Ecke, wo es einen guten, großen und günstigen Supermarkt gibt, den wir in der Vergangenheit schon oft konsultiert haben (außerdem gibt es dort einen tollen Eismann) … Fast sind wir angekommen, da steht eine Traube Bauarbeiter um eine kleine Tür. Ein verführerischer Duft steigt uns in die Nase. Schnell wird klar – es geht um PASTA. Wir werfen einen Blick in die Tür und disponieren kurzer Hand um. Wir konnten auch gar nicht anders, denn die hineinströmenden Römer drückten uns förmlich hinein. Nun stehen wir in einem klitzekleinen Raum, der von „Theken“ umrundet ist. Dahinter sind ca. 7 Heizplatten, aus denen Nudelgerichte brutzeln (alles vegetarisch, Karwoche?). Da das Italienisch nicht reicht bedeuten wir gestikulierend, dass wir gerne dass mit den Scampi und jenes mit Tunfisch nehmen. Abgefüllt wird die große Portion in Aluschalen. Bezahlen und schon sind wir wieder raus. Komische Sache, aber wir gehen schnell zum Piazza di San Cosimato und „schaufeln“ unsere Nudeln – LECKER!!!




Frisch gestärkt gehen wir doch noch eben zum Supermarkt. Pesto, Tomaten, Brot, Mozzarella und Salz. Letzteres hatten wir in Berlin vergessen, sind aber doch erstaunt, dass Salz hier im Kilo verkauft wird. Nun ja, also kaufen wir ein Kilo Meersalz für 11 cent und werden es dann umfüllen, denn Streuer gehen erst ab 3 € los. Calirus schimpft ein wenig darüber, nebst den 3 Reiseführern nun auch noch das Salz zu tragen, aber wer ist denn hier der Mann? *bg*
Aber wir können diese Ecke des Trastevere nicht verlassen ohne im Giogiagel (???) ein Eis zu kaufen. Heute ist aber leider nicht der alte Herr da, sondern 2 junge Mädchen, die unsere Versuche auf Italienisch zu bestellen zwar amüsant finden, aber scheinbar auch sehr positiv. Jetzt denkt ihr alle, mensch die Agare kann nicht mal ein Eis bestellen, doch das kann ich, aber die Auswahl an Sahne und Streusel hat mich irgendwie überfordert. Außerdem setzt bei dem Anblick von Eis das Gehirn schon mal aus.
Die Portionen sind hier immer der Hammer: Ich kaufe immer ein Corno picolo und sie sind da schon beleidigt, wenn man nicht mindestens 3 Gusti wählt. Bei mir werden es heute trotzdem nur 2, denn nichts soll mein Vanille + Frutto di Bosco stören. Darauf gibt es noch eine riesige Portion Sahne. (Gesamtpreis für ein Eis weit größer als meine Faust – 1,50€) Wir schlendern schnell und schleckend zu S. Francesco a Ripa und lassen uns auf den Stufen nieder. (wieder reiten die Pferde vorbei, und täglich grüßt das Murmeltier)



Nach diesen Genüssen ist jetzt wieder „Arbeit“ angesagt. Dank des Öffnungszeitenthreads wissen wir ja, dass S. Pudenziana schon um 15.00 öffnet, was uns wieder in den Tramersatzbus zieht. Wir fahren bis Circo Massimo und fahren von dort nach Cavour. Jetzt sind es nur noch ein paar Meter bis zu S. Pudenziana, aber sie kommt einfach nicht in Sicht. Erst wenn man ihr ganz nah ist wird einem klar wie viel 4m unter Straßenniveau wirklich ausmachen.




Irgendwie haben wir uns heute Kirchen mit blutrünstigen Themen ausgesucht: erst die fast geköpfte Cecilie und nun das Blutsammeln der Märtyrer.




Das Apsismosaik ist wirklich bemerkenswert. Jesus könnte genau so gut ein Senator sein und statt zu den Aposteln zu den Senatoren sprechen.




Neben der Apsis scheint man durchgehen zu können, aber es ist ziemlich dunkel. Wir wagen es trotzdem, es ist ja eh niemand anderes hier. Es ist feucht und in einer Ecke wächst Moos an der Wand. Plötzlich quietschen Schuhe hinter uns. Ich erschrecke mich furchtbar! Mensch wäre das lustig, wenn jetzt Paganus um die Ecke käme, aber es ist nur ein Italiener mit unheimlich quietschenden Schuhen.


sorry fürs Rauschen, aber es war sooo dunkel




Nach ausgiebiger Besichtigung (das führen wir auch in den anderen Kirchen so durch) verlassen wir diesen Ort gen S. Maria Maggiore.
Der Himmel hat sich endgültig zugezogen (umso mehr beneide ich Gaukler um ihr Bild der Rückfront).


In S. Maria Maggiore waren wir letztes Mal bereits, aber als wir dort waren begann ganz bald eine Messe. Nun hatten wir uns dort aber verabredet und mussten auf Mutter warten. Deshalb verbrachten wir einen Großteil der Messe ruhig in der letzten Reihe (schade nur, dass wir nichts verstehen konnten). Jetzt wollen wir das alles nachholen.














Ihr alle kennt diese Kirche zu genüge, die anderen können sich den Wikipediaartikel reinziehen. Ja diese Kirche ist groß, schön, beeindruckend, aber an die spirituelle Erfüllung des letzten Jahres kommt sie diesmal nicht heran. Dafür sorgt sie noch für einen Schmunzler: Während ich an den Toiletten auf Calirus warte (zuvor bin ich bei den Frauen durch einen Rohrbruch gewatet) sehe ich diese Schild: „In dem Parkplatz eintreten verboten ist“ deshalb kann ich auch das Kruzifix nicht näher betrachten, welches meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Daran hängt eine MARIA mit Jesuskind. So ist mir das eher unbekannt.






Jetzt noch flux zu S. Prassede. Hier kostet ja leider jedes Bisschen Licht Geld, aber es sind genügend Erwachsene anwesend, die was springen lassen. Die Zenonkapelle ist unheimlich beeindruckend: Man kommt von außen und sieht nur das Mosaik über der Tür, dann tritt man hinein und bekommt den Mund nicht mehr zu. Einfach toll. Ich stehe bestimmt 10min einfach nur da, erst im Dunkeln, dann wirft eine Dame Geld ein und ich ziehe mich erst mal zurück, denn sie hats ja bezahlt. Aber nach 2 min ist es ihr und dem Kind an seiner Seite genug und die restlichen 3 min Licht gehören mir. Kurz nach dem das Licht wieder ausgegangen ist verharre ich noch kurz, dann treten 3 Patres durch die Tür und knien vor der Säule, an welcher Jesus gegeißelt worden sein soll nieder. Da will ich nicht stören und witme mich dem Rest der Kirche. Klar ist das Apsismosaik toll, aber es ist jetzt keine so große Überrschung mehr.








Jaja einige waren sehr spendabel.

Wir gehen noch einmal zu S. Maria Maggiore zurück um die Fassade zu betrachten, denn wir wollten der Schließung von Santa Prassede zuvor kommen. Calirus liest aus dem Lucentini vor und ich betrachte eine brasilianische Priestergruppe die auf der Piazza gemeinsam betet. Nach jedem Amen schallt ein lautes Olè über den Platz. Sie wuseln alle ganz aufgeregt durcheinander und ihr Oberster hat wirklich Mühe sie für ein Gruppenfoto zu ordnen.




Die Sonne zeigt sich durch das eine oder andere Loch in der Wolkendecke und taucht die Stadt in ein wunderbares Licht. Wir beschließen zum Colosseum hinunter zu gehen, auch um schon mal zu gucken, wo man am Freitag am besten wegen des Kreuzganges hingeht. Dort verbleiben wir bestimmt 2h, schauen den Sonnenuntergang hinter dem Forum an, machen Fotos und lassen die Beine baumeln. Es ist ziemlich leer. Wir genießen diese Ruhe an grandioser Kulisse, nur komisch, dass dies nicht mehr Leute tun. Danach sind wir bereits recht müde und fahren heim. Der Vortag steckte scheinbar noch in den Knochen.
Etwas enttäuscht bin ich ja doch, denn ich hatte vorallem auf S. Maria Maggiore gehofft, denn Paganus hat oft ein Hotel in der Nähe und wir verweilten lange in gut präsentierender Position, (so auch am Colosseum) aber es sollte wohl nicht sein.


























Tag 3 31.03.10





Die Via dei Fori Imperiali – hier beginnt heute unser Tagwerk. Hinter S. Maria in Aracoeli ist vor wohl nicht allzu langer Zeit die Sonne aufgeganen.





Viele Leute sind noch nicht unterwegs, nur einer ist fleißig. (Video Quicktimeplayer benötigt - auf das Bild klicken)

Er steht vollkommen ruhig dort oben, hält sein Manuskript in Händen und nutzt die natürliche Bühne, die sich ihm bietet.





Auf der Piazza Campidoglio hören 2 gebannt zu, aber wir wenden uns bald ab, da wir ja leider nichts verstehen. Er hört sich aber sehr überzeugend an. Wir lassen uns auf der Treppe nieder, lauschen ein bisschen und betrachten die Straße. Hatte Paganus nicht gesagt er würde das Capitol so mögen? Aber weit und breit ist niemand zu sehen, der in Frage kommt.


Wir betreten die Kirche, die auf den ersten Blick beeindruckt. Calirus liest wie immer die Schilder am Eingang und meint, es wäre verboten zu fotografieren und über die Gräber zu fallen. Beides nichts für mich, denn fotografieren möchte ich ja immer und alles und beim ständigen Hochgucken falle ich auch gerne über alles was sich bietet. Da wir aber vollkommen allein sind, stören wir uns erst mal nicht so richtig daran, machen Bilder und fallen über alles was sich uns in den Weg stellt, ne Quatsch.
Wir genießen die Stille und das erste, was ich in so einer Situation mache, ist in die Mitte des Hauptschiffs zu gehen um den vollen Raumeindruck zu begreifen. Dabei fallen die Lüster auf. Jene begegnen einem ja in recht vielen Kirchen Roms, gab es wohl im Dutzend billiger. Schön sind sie jedenfalls nicht.


Sehr niedlich ist jedoch das Santo Bambino.




„[…] eine innig verehrte Holzpuppe aus dem 15. Jahrhundert, aufbewahrt wurde. 1993 wurde die Puppe gestohlen, wahrscheinlich wegen der Edelsteine, mit denen sie geschmückt war. Der Diebstahl erregte ungeheures Aufsehen. Die Puppe wurde nie wiedergefunden und nun durch eine Kopie ersetzt. Da sie angeblich über heilende Kraft verfügte, hatte man sie jahrhundertelang aus der Kirche mitgenommen, um Kranken und Sterbenden zu Hause Trost zu spenden. Jedes Jahr schrieben dem Bambino Hunderte von Kindern aus aller Welt“ (ROM, Wege in die Stadt, 2000, S. 544)

Auch heute liegen unzählige Briefchen in einem Korb vor dem Bambino. Wir fragen uns, ob es denn als Kopie genauso gut wirkt? Naja, Hauptsache die Kinder glauben dran.








Wir verlassen S. Maria in Aracoeli durch den Seiteneingang, lassen den Blick kurz über das Forum schweifen und schreiten zu selbigen hinab. Aber wir wollen es heute nicht an sich besuchen (wir versuchen nichts zu besichtigen in diesem Urlaub, was wir schon einmal gemacht haben).






Jedoch am liebsten würde ich mich in die Reihen der Wenigen einreihen, die recht einsam auf den antiken Pflastern flanieren.




Unser Plan treibt uns jedoch zur Chiesa di S. Giuseppe dei Falegnami, wo wir aber recht schnell feststellen, dass der mamertinische Kerker immer noch „in Bau“ ist. So betrachten wir wenigstens flüchtig diese Kirche der Tischler (dafür erstaunlich wenig Holz). Sie hat eine von sehr wenigen Emporen mit schön verzierten Orgeln in Rom. (Orgeln interessieren uns immer sehr, da Calirus Vater Organist und sein Bruder Orgelbauer ist).






SS. Luca e Martina wäre das nächste Ziel (Bietet sich ja an), aber nach Umrundung der Chiesa finden wir weder einen Eingang noch Öffnungszeiten, schade.




Nun aber auf zum eigentlichen Hauptpunkt des heutigen Tages, den Trajansmärkten.




Auf dem Weg nehmen wir noch Santissimo Nome di Maria al Foro Traiano mit (erinnert irgendwie sehr an den Berliner Dom, wegen des Marmors und den Balkonen).


Wir folgen dem netten Tipp mit der Treppe (Danke nochmal), wenden uns dem Ziel zu und wären auch direkt dort hin gegangen, wenn Roms Genius (wie Paganus immer zu sagen pflegt, apropos wo steckst du eigentlich? Jetzt sind wir mal an belebter Stelle und weit und breit nichts von dir zu sehen!) uns nicht ein kleines Rätsel aufgegeben hätte: Also, wie viele Italiener braucht man, um ein Schild aufzuhängen?




12!



2 die festhalten und 10 die unten gestikulieren. Dieses Schauspiel müssen wir genauer betrachten und amüsieren uns köstlich. Ich muss an einen deutschen Handwerker denken, mit Wasserwage, Gesellen, Leiter … all das braucht hier niemand. Der Römer an sich ist einfach ein praktisch veranlagter Mensch.




So langsam steht die Sonne schon recht steil am Himmel …




... und wir befürchten eine lange Schlange am Eingang, dergleichen ist aber nicht zu sehen. Wir durchschreiten den gläsernen Eingang (kein Vergleich mit dem Forum Romanum). Wir werden in den Bookshop zum Kartenkaufen geschickt (der deutsche Studentenausweis wird bereitwillig akzeptiert – das ist nicht immer so), dann müssen wir die Rucksäcke einschließen (was ich eigentlich sehr angenehm finde, denn unsere sind meist recht schwer & ein Getränk stecken wir einfach in die Fototasche). Auf der rechten Seite läuft ein Film der irgendwie die „Geschichte“ des Trajanforums skizzieren soll, aber nicht sonderlich weiter hilft.
Die Caravaggiobilder, bzw. deren Kopien, die zu groß und teilweise recht pixelig auf Tafeln kopiert worden sind, passen irgendwie nicht so hierhin und haben mit dem Markt an sich ja nichts zu tun. Ich hätte etwas weniger dominantes vorgezogen (ev. etwas, was der ursprünglichen Nutzung näher gekommen wäre), kurz gesagt, diese erste Begegnung mit Caravaggio war nicht die glücklichste.
Deshalb gehen wir schnell in die 2. Etage, auch um der schwäbischen Gruppe Jugendlicher zu entkommen. Von dort aus hat man einen ganz wundervollen Blick auch auf Capitol und Palatin.




Über eine weitere Treppe gelangen wir zum Torre de Milize: Der Dumont beginnt diese Besichtigung mit den Worten „Auch Rom hat einen schiefen Turm“ Und ja, er ist sehr schief und auch noch in sich verdreht.




Sehr schön ist die kleine Gasse, durch die man dann wieder zur Aussicht auf der anderen Seite geht.






Der Ausblick ist wirklich irgendwie das Beste an dieser antiken Städte, außer natürlich, dass es hier Gebäude gibt, die man vollständig begehen kann. Fehlen tun uns nur Ruinen des Forums an sich. Wir sonnen uns noch kurz an einer Mauer (schon mal Sonne tanken für Deutschland) und begeben uns Ebene um Ebene hinunter, bekommen Ärger, weil wir irgendeiner Ziegelmauer zu nahe gekommen sind (so viele Kontrolleure sollte man mal nach Ostia schicken, damit da die kostbaren Mosaiken nicht geklaut werden) und gelangen unten an. Tja, von hier siehts halt auch nicht anders aus und jetzt wieder hoch, puh. In den letzten Tagen haben wir uns schon recht viel zugemutet, aber heute ist der Tag der Treppen.








Warum liegt hier Teppichboden? Nirgendwo war etwas, um sich die Schuhe abzuputzen! … Spaß beiseite, ich bin unheimlich versucht ihn irgendwo hoch zu klappen um zu gucken, ob da was tolles drunter ist, aber ich hab Angst wieder eine Ermahnung zu kassieren.










Wir holen unser Hab und Gut und beschließen noch einmal zum Capitol zu gehen. Einerseits waren wir noch nie auf der Schreibmaschine (ein Römer erzählte mir, dass sie es auch Hochzeitstorte nennen - irgendwie sehr passend) und das Buch für Mama fehlt ja auch noch.






Also ab zum Capitol, rein in den Laden, war wohl die falsche Tür (aber sie stand offen!), Alarm ausgelöst (wenn P. jetzt hier wär, dann würde er uns sehen), aber es interessiert keinen! Das Geräusch wird abgeschaltet, das Buch gesucht, nicht gefunden, das Capitol erschreckt und etwas enttäuscht verlassen.




Hier macht wahrscheinlich jeder dasselbe Photo, oder? (Wenn ihr auch das selbe gemacht habt, dann postet es doch bitte, ich fänd es interessant wie gleich die Menschen ticken). Wir stellen uns kurz an eine prominente Stelle, um gesehen zu werden (und natürlich auch zu sehen), sehen aber nix und wandern zum Klotz hinüber.







Am Monumento Vittorio Emanuele II ist alles verboten: Sitzen, Essen, Trinken, Laut sein, schlecht Angezogen sein, … deshalb haben die Ordner alle Hände voll zu tun.




Es ist gerade Wachablösung (Einmal auf das Video klicken), was natürlich alle anwesenden Touristen (auch uns) erfreut, aber leider nicht sonderlich spektakulär ist (das hätte ich mir etwas bombastischer vorgestellt, angesichts dieser Kulisse). Dass es uns hier gefällt kann man nicht gerade sagen, alles ist groß und weiß, hat aber keinerlei Charme, aber man kann den Piazza Venezia erstmals ohne Baustelle anschauen, was jetzt aber auch nicht gerade der Höhepunkt des Tages ist ;-)





Wir umrunden das Ungetüm, lernen den von mir zuvor als Baugerüst identifizierten Aufzug kennen, suchen die Treppe, aber sie ist wegen Bauarbeiten geschlossen. 7€ sind wir aber keines Falls gewillt auszugeben. So genießen wir lieber von der Terrasse aus den Blick auf das antike Rom. Ich glaube es war hier im Forum wo ich einmal gelesen habe, dass das schönste an der Besteigung der Schreibmaschine ist, dass man sie dann nicht sehen muss – das stimmt. Dafür hat man einen tollen Blick!






Ich konnte euch leider kein Panorama mitbringen, denn eine deutsche Familie rammt mich von der Stelle an der ich stehe (also es war echt genug Platz, aber sie wollten gerne hier hin) und ich bin nicht gewillt, mich gegen den eher von einer erdverbunden Grobschlacht motivierten Jungen zu wehren, obwohl ich ja auch mehr nicht rechtschaffen, sondern rechteckig bin (umgemodeltes Zitat von Olaf Schubert) . So verlassen wir diesen Ort (an den wir wohl nicht wieder zurück kehren werden – muss man halt mal gemacht haben) über die Treppe von S. Maria in Aracoeli, wo unser Tag begonnen hatte, lassen uns dort nieder, beobachten ein Taubenpärchen, welches ungelogen von ganz unten ganz hoch und wieder zurück die Treppen entlang hüpft, möge ihnen die Treppe der Liebenden Glück bringen und fahren kurzentschlossen mit dem Bus nach Termini um etwas im Supermarkt einzukaufen.

Tja, ihr hattet das alles hier ganz nett beschrieben, aber wir finden ihn trotzdem nicht. Ich möchte immer jemanden fragen, Calirus nicht (irgendwie typisch), aber wir tun es dann doch den Italienern gleich und fragen nicht die Polizei, sondern die Putzfrau. Vor jener hat sich schon eine Schlange von Auskunftsuchenden gebildet, sie genießt sichtlich ihre Position und hilft jedem bereitwillig weiter. Wir würden es ja nicht wagen sie jetzt wie andere auf englisch anzusprechen, sondern versuchen es mit einer Mischung aus italienischen Vokabeln und spanischer Grammatik. Sie versteht sofort, weist den Weg und schwingt wieder vergnügt und leise singend ihren Feudel.
Auf Anhieb finden wir das Gesuchte (Steht groß Drugstore drauf und davor steht Security), kaufen die obligatorischen Zutaten zu unserem Picknick und fahren weiter gen Piazza del Popolo. Viel Zeit für den Platz nehmen wir uns erst mal nicht, sondern gehen direkt zum Pincio hoch, um den neuen Park picknicktechnisch einzuweihen (mein erstes Essen heute, denn Calirus hatte auch mein „Frühstück“ verputzt). Der Park ist wirklich sehr schön geworden. Ich kannte diesen Platz nur öde, mit Bretterwand.




Leute gehen spazieren, irgendwo kann man sich scheinbar Räder und so Gefährte zum Treten für 4 Personen leihen und die Polizei reitet Patrouille (die Pferde hinterlassen immer wieder gerne ihre Flecken im weißen Kies).
Wir lassen es uns erst mal auf einer Marmorbank schmecken. Man beachte den Salzsteuer. Calirus weigerte sich, das Kilo Salz einen weiteren Tag durch Rom zu tragen (absolut verständlich). Also haben wir gegrübelt, worin wir es abfüllen könnten, fanden aber nur ein Döschen für Q-Tips. Beim Einfüllen stellten wir fest, dass beschriebenes Plastikbehältnis zwei kleine Löcher am Boden hat, was für einen designierten Salzstreuer ja kein Manko ist. So wurden Deckel und Löcher mit Hansaplast abgeklebt und dem neuen Verwendungszweck stand nichts mehr im Wege.






Was wir heute aber auf jeden Fall noch machen wollen ist S. Maria del Popolo, denn auch hier standen wir schon 2 Jahre in Folge vor verschlossenen Türen. Wir treten in die Kirche hinein und es ist … voll. Irgendwie ist das der erste Gedanke, der mir durch den Kopf geht – voll. Klar es ist Ostern, damit muss man leben, aber müssen die Leute so laut sein. Man schreit einfach nicht in einer Kirche. Zumal in der ersten Kapelle auf der linken Seite in dem berühmten Taufbecken gerade getauft wird.






Die aus Sakrileg bekannte Kapelle ist verhüllt, aber eine Menschentraube knubbelt sich in der Kapelle neben dem Altar. Calirus erwähnt Caravaggio und ich frage mich, ob ich es mir nach der Erfahrung von heute morgen antun möchte mich auch dort hin zu knubbeln. Aber recht abrupt verlässt die Reisegruppe die Kapelle, so dass ich doch einmal einen Blick riskiere: schweigen, staunen, wundern. Ich starre auf den Petrus, betrachte jede Falte an seinen verschmutzten Füßen, habe das Gefühl selbst gerade auf den Kopf gestellt zu werden, verspüre unheimliches Mitleid mit dem so lebendigen, alten Mann. Wie man sich so in einem Künstler täuschen kann!




Ich habe leider nur dieses minderwertige Bild, weil neben mir jemand stand, der aufpasste, dass man kein Foto macht. Das hier und wahrscheinlich kein anderes Photo kann diesem Bild gerecht werden.
Ich bin ganz beseelt von dem Anblick, betrachte zwar Kunstwerk um Kunstwerk, schiele aber immer nur wieder in die Nische und beneide die Menschen die jetzt das fühlen dürfen, was ich eben wieder verloren habe.












Ja ich weiß, ich hab das Jesuskind abgeschnitten. Das ist mir auch erst zuhause aufgefallen, denn dort habe ich mich nur auf diese 2 konzentriert:




Auffallen tut mir noch dieser Herr:




„Nahe dem Ausgang erschrecken Unmengen von makabaren Symbolen des Todes den Betrachter, aber wohl keines ist grauenerregender als das Skelett aus Marmor, das uns hinter einem Gitter hervor angrinst. Ein Edelmann des 17. Jahrhunderts, […] hat es als Mahnmal seiner selbst anfertigen lassen.“ (ROM, Wege in die Stadt, 2000, S. 48 )
Was er damit meint, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben. Ich bin aber von der anatomischen Genauigkeit der Arbeit deutlich beeindruckt.

Neben dem Skelett verlassen wir diesen Ort auf die lichtdurchflutete Piazza.




Ich liebe diesen Platz, weil er lebt, ja fast pulsiert. Er ist so schön arrangiert und geplant. Lange stehe ich an den Löwen um die obligatorischen Bilder zu machen, warte lange auf einen Windstoß und denke, dass wenn ich noch klein wäre, ich jetzt auch laut jauchzend auf dem Rücken einer solchen Gestalt sitzen würde.






Wir schlendern über die Piazza, wehren uns gegen die eine oder andere Rose (was ein Glück, dass wir das in Berlin nicht haben, es stinkt einem so schon im Sommer, dass die Touris immer auf dem Fahrradweg rumstehen) und besuchen kurz Santa Maria in Montesanto.
Danach suchen wir mich. Ja das hört sich komisch an, aber nicht nur hier im Forum ist sie ich und das verbindet uns.




Toll ist auch dieses Photo, leider nicht von mir, aber ich mag es.

Man kann Sie drehen und wenden, sie schaut immer anders und verkörpert immer eine andere Stimmung.


Unser Vorhaben schickt uns wieder den Pincio hoch, so langsam finden meine Beine das nicht mehr lustig. Es geht in Rom ja nicht um die direkte Wegstrecke, sondern auch um die vielen Wege, die man vor Ort macht und das Kopfsteinpflaster, welches den Füßen zusetzt. Meine haben heute jedenfalls keine Lust mehr, aber die Schuhe halten sie in Form.
Wir gehen also wieder den Pincio hoch, beschließen aber dieses Jahr den Sonnenuntergang nicht hier zu genießen, sondern der Spanischen Treppe noch einmal eine Chance zu geben. Vor 2 Jahren fanden wir es nicht so doll, letztes Jahr sind wir gar nicht erst hin gegangen, aber da so viele Leute diesen Ort so mögen, wollen wir es nochmal probieren. Machen wir es kurz – wären wir doch nur am Pincio geblieben. Ich werde höchstens noch einmal wiederkehren, wenn es mitten in der Nacht ist oder November bis Februar. Nicht, dass sie an sich nicht schön ist, aber ich bekomm' irgendwie Platzangst und fühle mich wie noch nie von Verkäufern bedrängt. In uns beiden (wir halten uns ja meist von Menschenmassen fern (wir verbringen ganze Tage auf Mallorca in der Hauptsaison ohne 10 anderen Menschen zu begegnen)) keimt das Gefühl auf: Wir wollen hier weg. Wenn wir uns beeilen, dann schaffen wir es bis Sonnenuntergang noch bis zum Vatikan. Dann könnte man dort noch die blaue Stunde nutzten.








Also ab in die U-Bahn. Man läuft in der Station Spanga ja immer sehr lange unter der Erde… und dann – NADA! Alle Schotten dicht. Eine große Menschenmenge ruft durcheinander und ein Ordner schickt uns aus dem anderen Ausgang wieder raus. Wären wir mal da wieder raus gegangen, wo wir hergekommen sind. Gefühlte Kilometer laufen wir durch den Berg, kraxeln Treppe um Treppe rauf (Rolltreppen kaputt). Am Ende stehen wir an einer Hauptstraße, wissen nicht wo wir sind, sehen aber in der Ferne Busse fahren und gehen dort hin, hunderte andere hatten die gleiche Idee. In einer Traube von eher wütenden Römern stehen wir da. Eigentlich wäre das kein Problem, aber die Busse halten gar nicht mehr, sie sind zu voll. Irgendwo hinter den Bäumen geht die Sonne unter, wir sind etwas ratlos. Noch möchten wir die Option, bis in die Altstadt zu laufen nicht in Betracht ziehen, auch weil unser Stadtplan (Printed in West Germany, 4000 Hamburg) nicht bis hier hin reicht und wir uns nicht so richtig orientieren können. Auch die Bustafeln haben hier eine Besonderheit: Sie sehen auf beiden Straßenseiten genau gleich aus, so dass man nicht weiß in welche Richtung der Bus fährt.
Wir beschließen die kommende 116 zu nehmen, da die Römer sich dafür nicht interessieren. 2 Stationen später ist Schluss, wir steigen aus, er dreht, wir steigen wieder ein – Aufatmen, jetzt werden wir wohl irgendwie in die Innenstadt kommen.




Doch nach ein paar Minuten bleibt der Bus irgendwo stehen (es ist inzwischen dunkel), der Fahrer klopft ans Fenster zwischen Fahrerraum und Gästen, und meint irgendwas mit „finito“. Verdammt, was soll das? Im Nirgendwo steigen wir aus und wissen nicht so recht weiter. Wohl Laufen. Aber ein paar Autos weiter steht eine weitere 116, in der 3 alte Römer sitzen. Ich frage etwas unbeholfen „Citta?“ „Si si“ ok rein da, Hauptsache es fährt und das tut es auch, naja es versucht es. Die Stadt scheint in diesen Stunden aus allen Nähten zu platzen. Ich weiß nicht, wie es an normalen Tagen ist, aber heute geht es maximal im Schritttempo weiter. Haltestellen haben keinen Wert, man klopft einfach und es wird geöffnet. Die kleine 116 schiebt sich langsam durch den dichten Verkehr, bis sie endlich in eine der Gassen einbiegt, wo der normale Verkehr nicht hinein fließt. Jetzt geht es doch recht zügig und bald erreichen wir den Campo di Fiori. Unsere Forno hat natürlich schon geschlossen, so suchen wir die Ersatzpizza auf, werfen noch einen Blick auf S. Barbara alla Regola, wo gerade der Rosenkranz gebetet wird (es ist kurz vor 10) …






… und weil wir nicht mehr so recht können, verbleiben wir noch ein bisschen in dem kleinen Park, den man sich tagsüber mit Kindern, gut gekleideten Römern und Touristen, abends mit den Obdachlosen Roms teilt.




Tja wie lässt man einen solchen Abend ausklingen? Wir gehen an den Tiber, wandern zur Isula hinüber …








… sitzen auf der Brücke, beobachten den Jugendtreff, der sich daneben gerade auflöst …




… wir genießen das Rauschen, die Ruhe (das Hupen und Schreien des Abends hatte an den Nerven gezerrt), watscheln ganz langsam zum Bogen der Octavia hinüber …




… sitzen auch hier wieder müde herum und betrachten die Platte, die die Steuer für zu lange Fische abverlangte und stellen uns den Trubel vor, der hier wohl mal geherrscht hat. („Diesem farbenprächtigen Winkel des alten Rom verlieh der propylaeum des Portikus im Verlauf der Jahrhunderte eine besonders lebensfrohe Note, da er vom frühen Mittelalter bis 1880 der wichtigste Fischmarkt der Stadt war. Innerhalb und außerhalb des Bauwerks reihten sich steinerne Theken aneinander, die sich im erblichen Besitz adeliger Familien befanden, aber mit großem Gewinn an Fischhändler vermietet wurden; die ganze Nacht wurden Fische aus dem nahegelegenen Tiber herangeschafft; aus diesem Grund war dies der einzige Platz Roms, der die ganze Nacht hindurch beleuchtet war. Untertags vermischte sich der Lärm auf dem Markt mit dem im Ghetto, das sich von der Front des propylaeum aus nach links hin erststreckt, und dem Lärm von der Ansammlung von Hütten und Buden, die sich zu jener Zeit an das Marcellustheater schmiegen.
Eine Erinnerung an all das ist ein römisch-antiker Marmorblock, der als Tisch zu Zerschneiden von Fisch zugehauen ist und rechts unten an der Front des propylaeum steht. Darüber ist eine Tafel angebracht, deren lateinische Inschrift besagt, daß die Köpfe aller Fische, die länger sind als diese Tafel, als Steuerabgabe an die Marktaufseher abzugeben sind.“ (ROM, Wege in die Stadt, 2000, S. 248-249))

Jetzt ist alles still, leer und ruhig. Wir schlendern durch mittelalterliche Gassen gen Piazza Venezia.




Während Calirus nach Bussen schaut, wundere ich mich über die Beleuchtung hinter dem Capitol. Wir stehen so lange hier, bis die Lösung sichtbar wird, es ist der Vollmond (vorsicht miese Bilder, aber das Stativ hohl ich jetzt nicht mehr raus, ich bin zu müde)



Ich schieße das Photo und springe in einen Bus nach Termini. Dort angekommen müssen wir die Beine in die Hand nehmen und in die Metro rennen, um die B nach Rebibbia noch zu bekommen (und weil wir den Eingang draußen noch nicht kannten rennen wir durch die Bahnhofshalle, als ob der Teufel hinter uns her ist). Auf einen Nachtbus haben wir heute echt keine Lust mehr!
Aber wir schaffen es in der letzten Sekunde in den Waggon, lassen uns in einen Sitz fallen, atmen schnell und tief durch, sind froh es noch geschafft zu haben, bis Calirus das böse Wort mit Sch sagt. Wir verlassen gerade die Haltestelle Circo Massimo! In der Hektik haben wir die falsche Richtung genommen. Verdammt. In Pyramide springen wir raus, rennen wie von der Tarantel gestochen die lange Rolltreppe hoch, sehen auf dem anderen Gleis noch Leute stehen, laufen auf der anderen Seite runter und bekommen dort noch so eben die Bahn. Gott sein Dank, ich kann nicht mehr. Für heute hab ich echt genug vom ÖPNV…






Tag 4: 01.04.10

Heute ist der Tag der letzten Chance. Wir aber suchen uns zum Start nicht einen der meistbesuchtesten Plätze Roms aus, naja Römer in Autos sind hier einige.
Mit der Metro B sind wir zum Circo Massimo gefahren. Erstes Hindernis: Die Straße überqueren.
Ja eigentlich wollen wir nur von A nach B, müssen aber aufgrund der Ampelstruktur 4 weitere Straßen überqueren um an den Startpunkt der Vormittagstour zu gelangen. Eine Viertelstunde später!!! haben auch wir es geschafft diese Straßenkluft zu bezwingen.




Wir schlendern die Salita di San Gregorio hinauf. Allgemein wird es heute eher ein ruhiger Tag, gestern hat zu sehr geschlaucht, wir waren nach Heimfahrt, Duschen, Wege in die Karte eintragen und Fotos sichern erst gegen halb 2 im Bett.
Vor San Gregorio sitzt einsam eine kleine Japanerin und entledigt sich gerade ihres Pullis. Mich fröstelt es bei dem Anblick und ich kuschel mich noch mehr in meine Jacke, es ist noch recht frisch heut morgen.




Ich schleiche mich in den Garten des Oratorio S. Silvia (eigentlich besteht der Komplex aus 3 Kapellen: 2 mittelalterliche S. Barbara (angeblich schon zu Gregors Zeiten eine Suppenküche für die Armen) & S. Andrea, sowie S. Silvia aus dem 17. Jahrhundert. Beim Bau der letzteren wurden alle drei mit einer gemeinsamen Fassade vereinigt). Es steht zwar die Tür offen, aber man fühlt sich zwischen Pflanzen und Obstbäumen irgendwie als Eindringling. Ein weiteres Tor versperrt einen weiteren Zutritt.







Nebenan „[…] ist in einem ehemaligen Hühnerstall die römische Filiale der „Barmherzigen Schwestern“ der Mutter Teresa von Kalkutta untergebracht.“ (ROM, Wege in die Stadt, 2000, S. 209-210)







San Gregorio befindet sich leider in Restaurierung, aber auch der Vorplatz ist es wert. In der Säulenkolonnade befinden sich viele schöne Fresken & Grabmäler.












Eines der Grabmäler ist kirchengeschichtlich besonders interessant:
Es gehört „Sir Edward Carne, der zwischen 1529 und 1533 als Gesandter Heinrichs VIII. mehrmals nach Rom kam, um vom Papst die Annullierung von Heinrichs Ehe mit Katharina von Aragón zu fordern.“ (Vis-a-Vis, Dorling Kindersley, 2007, S. 192) Calirus Kommentar: „Tja, der hat‘s verbockt“

Wir gehen weiter die Clivo di Scauro hinauf …




… werfen noch einen Blick auf die Stangenbohnen des Oratoriums …




… durchschreiten die Bögen …




… und erreichen SS. Giovanni e Paolo.






Zuerst muss ich vom Lucentini erfahren, dass die kleine Kuppel, die ich so gerne vom Palatin beobachte, eine „Geschmacksverirrung des 19. Jahrhunderts“ sein soll.




Umso wundervoller strahlt der für mich schönste Campanile Roms in der Vormittagssonne.




Wir betreten die Kirche und können trotz Sonnenbrille draußen erst fast nichts sehen. Als sich die Augen langsam an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben öffnet sich ein barockisiertes Kirchenschiff, welches wohl dadurch schwer an Charme verloren hat.
Wir sind zunächst mit dem Küster und ein paar Leuten, die an der Orgel üben alleine. (auf das 2. Foto klicken)







Wir betrachten gerade den Innenraum, da schreitet eine Minireisegruppe (5 Frauen) in den Raum. Eine Dame um die 30 strebt auf den Küster zu, dieser geht mit ihr und den anderen in eine Nische, öffnet eine Tür und lässt die Grazien hinein. Dann kommt er auf uns zu und sagt irgendwas von byzantinischen Fresken.
Wir trotten etwas verwirrt zu besagter Tür und treten in einen sehr kleinen, vor allem engen Raum, der jedoch recht hoch ist. Darin befinden sich tatsächlich sehr schöne Fresken, deren Art wohl in Rom nicht mehr häufig zu finden ist.




Diese Tür schwebt quasi im Raum, es gibt keine Verbindung zum Boden.







Außerdem hat man in der Ecke eine sehr kleine Sakristei eingerichtet.




Schon bald haben die anderen den Raum verlassen und wir können in aller Ruhe die Fresken betrachten. Danach schalten wir das Licht aus, ziehen den Vorhang vor und schließen die Tür. Wie wunderbar, dass uns dies zu Teil wurde.
Wieder in der gleißenden Sonne gehen wir zum Dolabellabogen und von dort aus wollen wir eigentlich Santa Maria in Domnica besichtigen, aber hier findet gerade eine Trauerfeier statt. Deshalb besuchen wir zunächst S. Stefano Rotondo. Allgemein sind hier wenig Menschen unterwegs, aber eventuell findet uns ja hier jemand?
Auf dem Weg wäre mir noch beinahe die Kamera kaputt gegangen. Ich mache gerne Bilder in Höfe, wo die Tür gerade offen steht. Hier bemerkte ich aber erst im letzten Moment, dass sich das Tor automatisch schloss. Das wär echt doof gewesen. Wir haben zwar immer einen Ersatzapparat dabei, aber der schafft die Qualität definitiv nicht. Außerdem ist dieses Schätzchen meine Abiturbelohnung.






Ich nehm meine Meinung mal vorweg: Ich finde S. Stefano Rotondo toll, weil sie rund ist (selten) …




… mir die Deckenkonstruktion sehr gut gefällt …




… und die doch recht grausamen Darstellungen des Märtyrertodes beeindrucken mich. Am besten „gefällt“ mir die Zerquetschung mit einem Stein, das ist grausam und massenkompatibel.






ABER: es fällt mir unheimlich schwer diesen Raum als Kirche wahrzunehmen. Dazu tragen einmal seltsame Beleuchtungsmittel, aber vor allem moderne Kunstwerke bei. (Von irgendwo reingestellten Dingen war ich ja auch schon im Trajansforum nicht angetan)






Tja dann versuchen wir nochmals etwas von S. Maria in Domnica mitzubekommen. Zwar ist der Sarg jetzt schon im Wagen verstaut, aber die Römer „zelebrieren“ noch vor der Kirche weiter und wir trauen uns nicht an der Trauergemeinde vorbei in die Kirche zu gehen. Der Garten der Villa Celimontana lockt mit einem Obelisken, himmlischer Ruhe und einem schönen Plätzchen auf einer Bank in der Sonne.












Aber hier ist keiner, so findet uns auch keiner. Aber zuerst wollen wir es nochmal bei S. Maria in Domnica versuchen. Diesmal stehen nur noch 3 ältere Herrschaften vor der Tür, drinnen wird gefegt und aufgeräumt.
Die Kirche ist mit Seefahrermotiven in der Decke und einem sehr alten Apsismosaik geschmückt.









Auf unserem Rückweg schlendern wir noch ein bisschen durch den Park. Dort entdecken wir einen kleinen Teich wo Kinder Fische und recht große Schildkröten füttern.




Eine thront am Beckenrand. Zunächst habe ich Furcht für ein Makro so dicht an sie heran zu gehen, denn im Behandlungszimmer sind diese Genossen schon mal recht garstig und ich habe etwas Sorge um das Objektiv. Nachdem ich aber beobachten konnte, dass die Kinder sie anlangen können wie sie wollen, ja sogar auf ihrem Panzer trommeln und es sie in keiner Weise bei ihrem Sonnenbad stören kann traue auch ich mich heran.




An einem Photoshooting vorbei, bei dem sich ein wohlbekleideter Herr im Dreck vor einem Denkmal im Breakdance ablichten lässt, erreichen wir wieder SS. Giovanni e Paolo und steigen den Celio wieder in Richtung Circo Massimo herab.






Unseren Mittag wollen wir in den Caracallathermen verbringen, welche man von hier ja schnell fußläufig erreichen kann (Jedoch laufen wir versehentlich erst zu einem Eingang, der wie es sich herausstellt zu einem Sportplatz gehört). Aber wir finden dann doch den richtigen und noch etwas ganz anderes! Auf dem Capitol hatte ich vergeblich nach Mutters Buch gesucht, denn es war eine neue Auflage erschienen und diese war in Deutsch vergriffen. Aber hier nähere ich mich dem Kartenhäuschen und sehe es schon von weitem! Außerdem erstehen wir unsere Tickets und gehen hinein.




Schon der erste Eindruck ist absolut imposant. Auf der eigentlichen Rückseite suchen wir uns ein schönes Plätzchen auf der weitläufigen Wiese, packen unser morgens gekauftes Picknick aus und lassen es uns gutgehen.




Recht schnell wird uns auch klar, warum wir hier so einsam sitzen: Ein Bediensteter ist mit der Aufgabe betraut, den Weg mit einem Hochdruckreiniger von Moosen zu befreien. Zuerst bedenken wir einen Ortswechsel, stellen aber dann fest, dass Arbeiten hier eher nur eine Intention zu sein scheint. Zuerst funktioniert das Gerät nicht, dann nur sehr schwach, weshalb es nicht sehr laut ist, aber alle anderen abhält hier her zu kommen. Außerdem kommt alle paar Minuten der Chef mit dem Golfcar, einmal um eine Mütze, dann ein Getränk zu bringen, letztlich um einfach nur einen Plausch zu halten. In den 1,5h (ja wir sitzen heute viel rum) hat er keine 10m geschafft. *g*




Dabei möchte ich die Gelegenheit beim Schopf packen und mal unsere 3 Begleiter auf unseren Streifzügen durch Rom vorstellen: Zunächst wäre da der Vis-a-Vis für die grundsätzliche Einteilung und Orientierung (natürlich kombiniert mit dem hervorragenden Stadtplan, dessen wahres Alter nicht so ganz ermittelbar ist, auf jeden Fall „printed in West-Germany“ und noch 4 stellige Postleitzahl), für schnelle, aber fundierte Information haben wir einen ganz neuen DuMont, aber die Krönung der Reiseführer ist der „Lucentini – Wege in die Stadt“. Zwar ist er manchmal etwas autoritär (bleiben Sie stehen, drehen Sie sich nach rechts, gehen Sie zwei Schritte zurück, finden Sie das toll und das doof), aber er ist einfach der Knüller (!sollte ihn jemand verkaufen wollen, ich bin sehr interessiert!!! Unserer ist nämlich nur eine Dauerleihgabe).
Nach der wunderbaren Stärkung erkunden wir das Gelände.








Ein super Brutfelsen.













Sehr amüsant war auch das „Pärchen“. Dabei scheint es sich um einen Pater aus Amerika und eine Begleiterin zu handeln und für ihn war alles so „amazing“! Er war wirklich so beeindruckt und total aufgeregt. Ich hab immer Spaß, wenn andere sich für das was ich toll finde auch begeistern können.

Auf dem Rückweg sehen wir den Verwendungszweck des kleinen Sportplatzes: Ein Sprecher ruft immer wieder „ragazzi e ragazzi“, sind wohl so ne Art Bundesjugendspiele.






Der Weg führt uns durch den Circo Massimo




… zu S. Anastacia.






Nett, aber zu neu ;-)
Etwas viel tolleres ist vor der Kirche zu finden:



Dieser Römer bietet einen besonderen Service – er schleift Messer in seinem Fiat vor Ort. Um das Fenster nicht zu beschädigen hat er eine Zeitung davor geklebt. Dergleichen Dinge machen Rom aus!
Eigentlich wollen wir weiter zu S. Maria in Cosmedin, machen aber noch einen Schlenker:
Suchen die Höhle von Romulus und Remus (finden sie aber nicht), …




… besuchen San Giorgio in Velabro (die schiefste Kirche, die ich je gesehen habe), …





… den Janusbogen (der 1. kein Bogen ist, sondern ein Vierwegedurchgang (lat. = Janus) und 2. sehr überhastet ausdünnt) …




… und gehen zum Forum Boarium.









Erst erschrecken wir, denn vor der Chiesa steht eine riesen Menschenmenge. Bei näherem Hinsehen checken wir aber, dass die ganzen japanischen Damen weniger an der Kirche, als an dem berühmten „Bocca della Verita“ interessiert sind. Da es sich bei uns diametral entgegengesetzt verhält besichtigen wir ohne Anstellen lieber die Kirche (Manchmal macht es viel Freude gegen den Strom zu schwimmen).




Ich bin sofort hingerissen, Calirus gefällts nicht (er findet sie irgendwie inhomogen) – Jede Jeck ist anders! ("rheinische Bekenntnisse zu Toleranz und Nachsicht dem anderen gegenüber, im Wissen um die eigene Unvollkommenheit")

Auch hier gefällt vorallem die Decke …




… und der Cosmatenboden/-baldachin.





Doch bei all dem Schönen findet man das eigentlich wichtigste nicht im Kircheninnenraum. In einem kleinen Nebenraum ist ein Shop eingerichtet (keine schönen Karten), in dem sich dieses Mosaik befindet:





Es ist deshalb so interessant, weil es aus dem alten Petersdom stammt.
Wieder draußen werfen wir zwischen 2 Japanern schnell von außen einen Blick auf den Bocca …




… und nehmen den Clivo di Rocca Savella auf den Aventin.




Zunächst statten wir S. Sabina einen Besuch ab …




… schlendern zum Schlüsselloch …




… versuchen noch einen Blick auf San Anselmo zu werfen …









… aber hier fängt die Messe gleich an.
Also ab zum Orangengarten!




Hier wird das Sitzen fortgesetzt, aber mit das coolste Sitzen von Rom!
Ich muss mich jedes Mal erst aufs neue motivieren mich da auf das Geländer zu setzen und dann auch noch umzudrehen und die Beine in die Tiefe baumeln zu lassen. Aber wenn man sich dann überwunden hat ist es ein traumhaftes Gefühl und ein grandioser Blick (leider zerstört Calirus hier recht schnell mein Stativ, welches in Einzelteilen wieder deutschen Boden betreten hat).
























Nach dem Sonnenuntergang gehen / hüpfen den Weg zurück (fühlen uns unbeobachtet, pfeifen sogar zusammen ein Liedchen, bis wir uns umdrehen – 2 Nönnchen amüsieren sich scheinbar über unsere Ausgelassenheit, uns ist es etwas peinlich *g*)
Am Tiber vorbei geht’s nun durchs Getto gen Campo di Fiori, noch ein bisschen Schlendern durch die Altstadt und letztlich ab nach Hause, gestern war‘s ja spät genug.

Gefunden haben wir P. leider nicht, schuld sind wir eventuell auch selber, weil wir immer in Rom abtauchen, aber eventuell sollte es einfach nicht sein.











Tag 5: 02.04.10


Wir haben in den letzten Tagen etwas sträflich vernachlässigt: Vatikan und Postkarten schreiben. Eigentlich schreibe ich sehr gerne in die Heimat, auch weil meine Lieben sich immer sehr freuen und ich freue mich auch ungemein über Karten (umso mehr, da ich hier in Berlin die meinen sehr vermisse).


Wir steigen Ottaviano aus und wenden uns nicht auf den direkten Weg, sondern schlendern auf ein paar Nebenstraßen durch den Borgo . Als wir den Petersplatz betreten ist es noch recht leer, außer einer enormen Schlange vor den Sicherheitskontrollen (es ist noch vor 9!!!). Wie gut, dass wir in den letzten Jahren schon 2 mal dort waren und dieses Mal nicht mehr „müssen“. So schlendern wir hinüber zur Post, eigentlich sehr gespannt auf Neuerungen, dafür war sie ja so lange geschlossen, aber sie ist wie die Kirche an sich: Änderungen im Inneren und nach außen das Gewohnte. (Schramm: „wie ein Gebiss aus Rumänien“ ;))
Aber es ist so leer in der Post, wie ich es noch nie erlebt habe. Wir lassen uns gemütlich an dem großen Tisch nieder und pinseln noch etwas müde ein paar Sätze nieder (es ist immer so schwer: man hat so viel erlebt und soll das jetzt auf 10 Quadratcentimeter gequetscht werden - ich entwickle dann meist die absolute Miniaturschrift). Neben mir lässt sich ein amerikanisches Pärchen nieder, welches in unkomplizierter amerikanischer Art recht schnell Kontakt aufnimmt, wobei er mir erzählt, dass sie gerade wegen des Berufs nach Berlin gezogen sei und sich jetzt erst mal Europa anschauen würde (er spricht aber konsequent Englisch mit mir). Ich finde es toll, wie leicht es manchen Leuten fällt, einfach mit wildfremden Menschen zu kommunizieren.
Wieder draußen betrachten wir, wie mit Feuerwehrleitern die Benediktionsloggia
geschmückt wird (warum macht man das nicht von oben?) und tonnenweise weitere Blumen heran geschleppt werden.








Weil die Sonne so wunderbar strahlt, schlendern wir hinüber zum Campo Santo. Es steht keiner an, wir werden in einem geschäftigen Treiben eher nur durchgewunken und betreten einen vollkommen leeren deutschen Friedhof. Traumhaft! Ab und zu eilt eine Nonne an uns vorbei, aber wir haben dieses kleine Paradies vollkommen für uns allein.

















Erstmals habe ich die Ruhe, mir die fertig restaurierten Grabmäler ganz ungestört anzusehen. Angetan hat es mir vorallem diese Frau: Die Mutter hält das Kind in Händen, welches sie nie wiedersehen wird. Ihr Blick ist ruhig und voller Trauer. Das Kind wirkt positiv, fast freudig. Geht man nur ein paar Centimeter weiter, so ist dies vollkommen anders. Ich stelle mir vor, wie das Kind in dem Erwarten des Todes der Mutter tapfer den Klos im Hals herunterschluckt.






Nach Tagen wunderschönen Wetters darf ich mich heute über ein paar Wolken freuen, die so manchem Photo erst den rechten Kick geben (Ein sehr bekannter, momentan in Verruf geratener Fernsehwetterfrosch hat mal gesagt: „Es gibt nichts langweiligeres als blauen Himmel“ – Doch, ganz grauen Himmel ;))












Besonders war für mich diese junge Dame, die mir zuruft: „Sieh! Ich habe einen neuen Arm!“, denn vor 2 Jahren stand ich vor ihr und sie sah so klagend über ihre verlorene Hand aus. Ich bin froh, dass sie sie wieder bekommen hat.




Ich wünschte, dass dies hier uns öfter klar werden würde …





… wieder etwas fürs Leben mitgenommen. Es ist die passende Einleitung für dir kommenden Erlebnisse.

Etwas Beruhigendes hat an diesem jetzt schon weiter fortgeschrittenen Morgen der Petersdom. Er steht fest. Hört sich komisch an, aber wir wissen in diesen Tagen alle, was das einem bedeuten kann.





Um noch ein bisschen im Bild zu bleiben: Die weißen Tücher erinnern vor dem wunderbaren Himmel Segel – am Sonntag werden wir hier alle in einem Boot sitzen.




Wie gut, dass hier der Boden aber auch nachgiebig ist, denn wenn der Boden fester wäre, dann hätte man den Plan mit den Türmen an der Fassade durchgeführt (Man hatte ja welche gebaut, aber diese zeigten ganz schnell Risse und man trug sie wieder ab).




Darüber, dieses Mal nicht auf die Kuppel zu gehen, bin ich ein wenig traurig, auch weil ich vor Höhenangst (und Mutters Höhenangst) nicht mehr so viele Erinnerungen daran habe, aber „kommt Zeit, kommt immer Rom“ ;)








… und dann muss ich auch endlich mal den Segen aus diesem Fenster miterleben. (letztes Jahr mussten wir leider schon Sonntag früh zum Flugzeug und vor 2 Jahren steckten wir in den VM und konnten diese nur auf vorgefertigtem Weg mit hunderten verlassen, so dass wir es nicht rechtzeitig schafften)




Noch schnell das stille Örtchen aufgesucht, die Flaschen (wie schon die letzten Tage) mit kühlem Nasoniwasser gefüllt. Doch dann wird es dringend Zeit den Petersplatz zu verlassen, er füllt sich stetig.






Trotz der anlandenen Busse wollen wir auf der Via della Conciliazione noch Santa Maria in Traspontina besuchen. Irgendwie hat es diese Kirche auf unseren Zettel geschafft, aber ich wundere mich, wieso.






Dieser Kirche ist eine schwere Last zuteil: Sie wird entweder besucht, weil sie halt gerade da ist oder weil man in ihr inbrünstig vor diesem Altar beten möchte, ein verzwickter Spagat, den die Besucher nicht gerade leichter machen. (Ich möchte jeden der dies liest bitten, einmal über sein Verhalten in Kirchen zu reflektieren)









Wir kehren auf die Straße zurück und Calirus kommentiert „Meine Güte, hier müffelt's aber.“ Und auch ich kann nicht leugnen, dass meine erste Assoziation mit diesem Geruch mich zu meiner Oma führte, die zu Festen immer die besonderen Kleider aus einem Schrank zu holen pflegte, der sonst selten geöffnet wurde. Meine Tante sagte dann immer: „Mensch Mutti, das riecht aber nach Mottenkugeln“ und genauso roch diese Kirche. (Was würde ich heute darum geben, diesen Geruch nochmal an Oma zu riechen)

Wir treiben mit Menschmassen gen Engelsburg.













Viele von euch werden die Sendung „Wunderschön – ROM für Entdecker“ mit Tamina Kallert kennen. Auf der Engelsbrücke trifft sie die ortskundige Dame aus Rom wieder und fragt: „Die Ponte Sant Angelo ist ja die schönste Brücke Roms?“ und die junge Italienerin antwortet prompt und amüsiert, mit herrlichem Akzent: „Die Ponte Sant Angelo IST die schönste Brücke Roms!“ Dieser Spruch wurde in diesem Urlaub zum Runninggag. Immer wenn die Engelsbrücke in Sicht kam wurde dieser Satz rezitiert. Deshalb nun auch hier:
Die Ponte Sant Angelo ist die schönste Brücke Roms!






Doch schon wird uns der Trubel irgendwie wieder zu viel und wir biegen in die Via Paola Richtung San Giovanni Battista dei Fiorentini ein.







Die Kirche gefällt mir ausgesprochen gut. Hell, hoch, hübsch.




Wir bewegen uns andächtig durch den Raum und grübeln, wie wir wohl hinter den Altar kommen, um den Raum unter jenem zu erreichen. Irgendwie ist die Hemmschwelle diesen Bereich zu betreten unheimlich groß, bis wir mehrere Leute beobachten und wir tun es ihnen gleich, aber ganz schnell. ;)





Eingang, man beachte Rohr und Leiter




Das Oval wirkt unheimlich tot. Es ist nur dieser Raum, beleuchtet mit ein paar Energiesparlampen.




Ich fühle mich irgendwie wie begraben und strebe wieder in den Kirchenraum.


Ausgang








Wieder ganz draußen angekommen entschließen wir uns kurzfristig dazu die Via Giulia entlangzuschlendern.










Am amüsantesten war jedoch eine Begegnung, von der es leider kein Bild gibt: Eine Dame um die 50 mit wilden, dunklen, langen Locken am Steuer eines Jeeps, mit 2 Handys in der Hand telefonierend, aber am schärfsten war ihr Begleiter: Während sie über das Kopfsteinpflaster heizt, streckt er den Kopf weit aus dem Fenster – er ist ein Dackel ;)












Der Hunger fordert nun langsam Futter und so setzten wir den Weg gen Campo di Fiori fort.







Na was suchen die feinen Herren denn im Garten des Palazzo Farnese?




Vorne hui hinten pfui!




Der Campo überrascht uns mit noch sehr geschäftigem Treiben. Bei näherem Hinsehen wird jedoch klar, dass die wirklichen Marktstände schon abbauen und nur die Ramschläden noch auf ein kleines Geschäft hoffen. Calirus besorgt uns Pizza, während ich darüber nachgrübel, wie ich einen der wunderschönen Ranukelnsträuße nach Hause hinüber retten könnte.














Nach der Stärkung bummeln wir noch etwas durch die Gassen und sehnen uns nach einem schönen Eis. Da uns das Palma aber ein bissel vergrault hatte, weil wir keine 2 Gusti mehr kaufen konnten (min. 3 für 2,50€) und darauf haben wir jetzt keine Lust. So setzen wir uns einfach in die nächste Tram und fahren kurzerhand ins Trastevere zu unserem neuen liebsten Eisladen. Die beiden Damen erkennen uns auch prompt wieder und es gab eine riesige, super leckere Portion!






Nachdem wir diese verputzt haben nehmen wir einfach den Ersatzbus 3 zum Lateran.




Es ist unfassbar voll! Ich mag römisches Busfahren sehr, denn in Berlin gilt man ja manchmal schon als Kameradenschwein, wenn man in einen mittel vollen Bus einsteigt, auch weil KEINER bereit ist, etwas von seinem Platz an einen anderen abzugeben. Die Fahrt ist einigermaßen lang. Neben mir steht eine alte Römerin, so eine richtige Mamma. Sie wirkt recht resulut und will sich auch auf keinen Fall setzten. Irgendwann entscheidet sie sich, dass einfach nur Schweigen langweilig ist. Kurzerhand knüpft sie spontane Kontakte zu den Fahrgästen, irgendwann auch zu mir. Sie erzählt mir irgendetwas lustiges, ich glaube über den vollen Bus und die Enge. Ich denke mir: Du hast 2 Möglichkeiten, entweder du sagst irgendwie scusi, no italiano, oder das was ich mache – ich lächelte freundlich, so wie es meine Art ist, lache mit ihr und sage im Lachen nur Si si, so wie die Italienerin, mit der sie sich zuvor unterhielt. Sie hatte Spaß und ich auch. :)





Am Lateran scheint die Sonne unheimlich für Anfang April und wir lassen uns auf einer der Bänke nieder. Die Lampe aus dem letzten Jahr ist immer noch schief ;)




Eigentlich dachten wir, dass das Sancta Sanctorum noch nicht offen wäre, aber es fällt die Schlange auf der Straße auf.




Wir gehen hinüber und eine ältere Dame erklärt uns auf Italienisch und Händischundfüßisch dass man nur rein könne, wenn man sich hier anstellen würde. Wir können es nicht so richtig glauben und trennen uns: Ich stelle mich an und Calirus sichtet die Gegebenheiten, als er zurück kommt versuche ich gerade einem Moslem auf Englisch zu erklären, warum hier alle rumstehen.




Doch die Aussage der Dame bestätigt sich nicht, denn an der Seite kann man trotz dieser vielen Menschen immer noch die andere Treppe hoch. Die Scala Sancta ist übervoll: Minimum 5 Personen nebeneinander auf einer Stufe. Wir entschließen uns schnell zum Nichtpilgern (auch weil Calirus Knieverletzung schon genug gelitten hat in diesem Urlaub). Aber das Sancta Sanctorum beeindruckt mich ungemein, man kann es schwer beschreiben. Auch ich verspüre irgendwie den Drang davor nieder zu knien und zu beten. (Komisch: Hier würde ich mich doch auch nicht beeindrucken lassen, nur weil jemand an die Wand "Das Heiligste des Heiligen" pinselt)










Danach gehen wir zu Santa Croce in Gerusalemme










Doch leider ist auch hier schon wieder Gottesdienst, weshalb wir recht flux die Lateranbasilika durchqueren …




… gehen auf der Rückseite wieder hinaus …






… und schlendern zu SS. Quatro Coronati.








Die Kirche ist verhangen, aufgrund von Restaurationen, aber der Aura tut dies keinen Abbruch. Ein paar Leute sitzen und beten, wir setzen uns dazu, betrachten wie zwei Herren an der einen Seite (Eingang zum Kreuzgang?) klingeln, keiner macht auf, wir verharren noch etwas und treten wieder hinaus.






Wiederum lange sitzen wir auf der Mauer vor der Kirche. Calirus liest mir aus dem Lucentini vor, die Geschichte der Kirche, aber auch der gesamten Gegend bezüglich des Possesso und der Sage der Päpstin Johanna und aufgrund welcher Lautverschiebungen sie entstanden sein soll, sowie, dass die Kirche diese Legende irgendwann selber für wahr befunden hat und von da an nicht mehr den Weg der Niederkunft (an S. Clemente vorbei), sondern diese schmale Gasse für ihre Prozessionen nutzte (Via Papalis).




Die Sonne neigt sich langsam und wir streben dem Höhepunkt des heutigen Tages zu: Die Karfreitagsprozession.
Wir entscheiden uns nicht für den Platz unterhalb des Papstes, sondern für den kleinen Hang an der Straße hinter dem es dann zum Celio hochgeht. Schnell finden wir eine schöne Stelle auf dem Gras und lassen uns gemütlich nieder. Noch ist es hell.




Die Polizei hat den Platz zu unseren Füßen gesperrt und sucht ihn mit Hunden ab, wir befürchten noch, hier wieder vertrieben zu werden, doch die Sorge ist unbegründet.




Wir verbringen unsere Zeit zunächst mit Essen, während sich immer mehr Menschen dort unten einfinden.






Die Sonne geht langsam unter und wir gehen zum Karten spielen über – natürlich Scopa!




Irgendwann wird das Kreuz angezündet, qualmt ganz schön!







Ein gebanntes Warten macht sich breit.






Irgendwann kommt ganz überraschend ein Mitarbeiter des Vatikan vorbei und bringt auch allen auf dem Hügel Wartenden jeweils eine Kerze und ein Tütchen (und wir hatten uns schon geärgert, keine Kerzen im Supermarkt gekauft zu haben ) …




Der gleiche nette Herr bringt uns auch so ein tolles Heftchen.
Dann scheint der große Moment näher zu kommen: Ein Chor beginnt zu singen, die Lichter werden angezündet…




… und der Papst kam.








Von den Stationen im Colosseum sieht man leider nichts, aber das Erlebnis ist unvergleichlich. (Fern war jeder Vorwurf an die Kirche, an diesem Abend waren wir die Kirche.)







Auch „Chefe“ (wie wir ihn manchmal scherzhaft, aber auch liebevoll nennen) ist irgendwann kalt geworden. Ich bin ebenfalls sehr froh wenigstens meine Regenjacke dabei zu haben.
Nachdem der Papst seinen Stuhl verlassen hat löst sich alles relativ schnell auf. Da il Papa aber auch gerne den Platz in Richtung Circo Massimo verlassen möchte, hatte man die Straße dorthin abgesperrt.
Wir gehen mit ein paar Römern über den Celio zur Metrostation am Circo, wo es überraschenderweise nicht so voll ist, wie wir erwartet haben. Es kommt bald eine Bahn. Wir steigen ein, bekommen sogar noch mit Leichtigkeit einen Platz. Die Haltestelle Colosseo ist geschlossen und wird nicht angefahren, aber an Cavour wird die U-Bahn zur Presswurst. Ich biete einer alten Dame in Begleitung von zwei Priestern meinen Platz an, aber sie winkt ab, da sind wir auch schon bei Termini und plötzlich ist wieder alles leer, wie in einem bösen Traum. Eventuell ist es ja doch nicht so schlecht da zu wohnen, wo sonst nur Römer wohnen ;).





Tag 6: 03.04.10





Etwas aus der Furcht heraus, dass die Stadt heute an diesem Karsamstag aus allen Nähten platzt, beschließen wir Kirchen eher näher an unserem Hotel zu besuchen. Mit der Metro schnell zur Haltestelle Bologna. Da kommt gerade ein Bus in die richtige Richtung und wir springen rein. Super es ist einer der neuen mit Anzeige, wo sich der Bus gerade befindet. Darum begehen wir die Dummheit nicht darauf zu achten, wo sich der Bus gerade befindet. Der Bus überquert die Via Nomentana, ich erblicke etwas, was ich für das richtige Gelände halte, aber laut Bus dauert es noch etwas. Egal wir drücken und steigen aus, scheinbar war die Anzeige doch nicht so toll - Mist.

Wir laufen zur verpassten Straße zurück und gehen zu Sant'Agnese fuori le mura.






Die Fassade befindet sich leider in Restauration.
So genau wissen wir nicht wohin, wir stehen in einem Vorhof, aber die einzige zu sehende Tür ist geschlossen. Eher angezogen durch Laute eines kleinen Fußballspieles treten wir in einen kleinen Weg, wo wir beobachten, wie eine ältere Dame durch eine Tür tritt. Dort befinden sich auch entsprechende Plakate, also nichts wie rein.






Ein seltsamer Gang erwartet uns, in welchem auch ein großes Gerüst steht. Wir schreiten die Treppen hinab und betreten die Kirche.
Hier sehen wir die Dame nebst Gatten wieder. Sie haben einen Mönch zur Erklärung in Haft genommen ;).



Vor dem Altar ist ein Holzkreuz mit Jesus aufgestellt. Hin und wieder kommt ein Einheimischer mit diversen Holzmaterialien vorbei und kniet immer mit allem was er trägt kurz vor dem Kreuz nieder. Irgendwie glaube ich, dass Jesus es auch ok finden würde, wenn er nicht mit jeder Last vor ihm knien würde.







Hinter uns befindet sich ein Tor in einen hübschen Hof. Wir geben uns der Illusion hin, dass wir auch hier irgendwie zu S. Costanza kommen, müssen aber bald einsehen, dass dem irgendwie nicht so ist und wählen den Weg zurück durch die Kirche, an fleißigen italenischen Fußballhoffnungen vorbei zur schönsten Rundkirche Roms.












Santa Costanza gefällt mir ausgesprochen gut (im Gegensatz zu S. Stefano Rotondo uneingeschränkt).






Es ist sehr geschäftig in dieser Kirche heute Morgen. Ein Messdiener kratzt mit Unterweisung des Priesters Wachs vom Boden (einen blöden Witz verkneif ich mir jetzt mal), es wird gewischt, gefegt und umdekoriert. Unpraktisch erscheint, dass man zu einem Raum, in welchem Blumen für draußen gelagert werden, nur durch den Kircheninnenraum gelangen kann. So fahren alle paar Minuten Herren lautstark diskutierend mit ihren Schubkarren am Altar vorbei, was die Reinigenden nicht gerade erfreut.

















Wir kehren auf die Straße zurück und wollen den Bus nach San Lorenzo fuori le Mura fahren. Bevor wir einsteigen, lernen wir noch eine neue Verdienstmöglichkeit in Rom kennen. :) So wartet es sich gerne auf den Bus!






San Lorenzo empfängt uns still und einsam. Wir hätten heute wirklich mehr Pilger erwartet.













Drinnen empfängt uns wieder ein wundervoller Cosmatenboden …




… und eine tolle Deckenkonstruktion.




Ich habe es mir eigentlich anders vorgestellt: Ich dachte, dass man 2 Kirchen nicht so harmonisch zu einer vereinigen könnte, aber es ist vollkommen gelungen.






Außerdem ermöglicht diese Konstruktion den Raum unter dem Altar, den man als letzte Ruhestädte von Papstes Pius IX nutzt.






So prunkvoll und doch so schön. Die Farben sind toll.















Der Lucentini rät uns den Kreuzgang zu besuchen. Wir finden auch ein Schild mit der richtigen Aufschrift, folgen diesem und stehen dann in einer sehr großen Sakristei. Der Pfeil zeigt auf eine Tür, auf der jedoch Konvent steht. Wir zögern, was wär es doch peinlich, wenn dies doch nicht die richtige Tür wäre. Aber der Pater hinter dem Schreibtisch fragt „Chiuso?“ „Si, si“ „?“… verstehen kann ich seine Worte zwar nicht, aber glücklicherweise spricht der Italiener an sich ja zur Hälfte mit den Händen ;) Also betreten wir das kleine Treppenhaus und schreiten in das kleine, ruhige Paradies (obwohl hier dringend mal Unkrautjäten angesagt wäre)






Seltsam erscheinen die Wände, an denen lauter Skulpturen- und Reliefreste verbaut wurden.












Diese Konstruktion erscheint jedoch eher komisch…




… sie findet sich nicht nur an dieser Stelle, sondern auch diverse Male in der Kirche. Weiß jemand von euch etwas darüber?








Wegen eines Fotos hier im Forum wollte ich unbedingt noch den Campo Verano betrachten. Meine Güte ist der groß! (Ich habe noch nie Friedhöfe mit Autostraßen gesehen, aber man kann ja nicht die Oma am Tor absetzten und dann sagen „Bis morgen wieder hier.“ ;)) Wir durchstreifen nur den ersten Abschnitt, denn keiner unserer Reiseführer hat einen Plan dieses Areals zu bieten. Wir müssen wohl mit besserer Vorbereitung nochmal wiederkommen.
















Um weiter zu S. Paul vor den Mauern zu kommen wäre es nun gut wieder zur Metro zu gelangen. Es überfordert uns etwas, aus den über 10 Haltestellen in der Umgebung den richtigen Bus heraus zu suchen. Da ruft Calirus einfach einem Jugendlichen, der gerade in einen Bus springt zu „Termini?“ „Si!“ Also nichts wie rein. Nach einer Weile begreifen wir, dass die Busse nicht an Termini direkt halten, sondern an einer Haltestelle in der Nähe, auch ok, unsere Füße wurden ja gestern geschont. (Zu spät haben wir gemerkt, dass wir auch V. Tritone hätten aussteigen können, aber auf unserem Plan ist die Metro B Nord noch nicht drauf)






Aber wir schaffen es trotzdem zu S. Paul. Wir wandern an einer recht gammeligen Straße entlang und folgen einem Wegweiser, der auf ein Brett gemalt ist. Wir treten in ein Portal und bleiben verwundert stehen: Das ist aber eine breite Kirche und die Seitenkapelle ist etwas überdimensioniert. Während Calirus noch so weiter mault, gehe ich ein paar Meter weiter und es eröffnet sich mir des Rätsels Lösung.




Ich muss zugeben, ich hatte mich hier nicht richtig drauf vorbereitet. Ich erwartete eine schlecht aufgebaute, ehemals zerstörte Kirche und mich erwartete – DAS!






Ich gebe zu ich wandel unheimlich beeindruckt durch das riesige Hauptschiff. Der Nacken wird vom nach oben schauen steif und der Mund geht kaum zu.




Etwas unorientiert laufe ich einer kleinen Gruppe von Japanern hinterher ins Helle und stehe in der Säulenkolonnade am eigentlichen Portal.




Ganz vergessen hab ich dabei Calirus, der nach ein paar Minuten hinterher kommt und seinen Standardspruch ablaicht: „Immer läufst du weg!“ … Ich bin doch kein Hund.






Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten (Warum setzen sich die Deutschen eigentlich immer in die Sonne?) und frönen einem gutem Dumontartikel.










Doch schon bald hält mich nichts mehr: Ich will mir das alles angucken.
So schlendern wir zur Fassade …








… und entdecken die glänzend gerubbelten Figuren an der Tür.




Unbedacht versuche ich mich zu strecken, um auch einmal diesen „Glücksbringer“ zu streicheln. Aber Calirus kann sich ein Lachen nicht verkneifen, ich bin eindeutig zu klein, deutlich zu klein. Welch ein Riese muss man sein, um hier dran zu kommen? Erst beim wieder in die Kirche gehen sehe ich in einer Ecke die Lösung: Eine Art Empore mit Treppe – Ja so käm' ich da auch ran…















Anschließend suche ich in der Reihe Benedikt. Leider findet man ihn in einer kleinen Ecke. Bald sind die Medaillons voll –noch 3. Eine Geschichte besagt, dass wenn alle voll sind, Jesus wieder kommen wird. Leider hat man in letzter Zeit neue im Seitenseitenschiff angebracht. Wir müssen wohl noch etwas auf den Sohn Gottes warten.









Auch wir knien vor Paulus Grab nieder, werden von asiatischen Touristen abgelichtet, und betrachten die Ketten.






Schön finde ich die Möglichkeit hier eine Messe zu stiften und ich hab mir schon schwer vorgenommen, dies nächstes Mal auch zu tun.




Mit einem Blick auf den größten Osterleuchter der Welt (an Karsamstagnachmittag natürlich ohne Kerze) verlassen wir auf der anderen Seite (von da aus gesehen, wo wir gekommen sind) den Innenraum, entscheiden, dass uns der Kreuzgang zu teuer ist (waren ja schon in einem sehr schönen), nutzen die super Toiletten und machen uns auf zur Metro.








Wir kehren in die Stadt zurück, picknicken in unserem kleinen Park nahe dem Tiber (jetzt tagsüber sind die Obdachlosen verschwunden und Kindern in sehr schicker Kleidung gewichen), besuchen eine der sprechenden Statuen, welche jetzt schweigt, und gehen zu Sant’Andrea della Valle.





Auch hier gefallen ganz besonders die marmornen Reliefs anstatt der Altarbilder in den Seitenkapellen.




Später werden wir noch eine Pieta betrachten, wobei diese dunkle Version nicht so schön wirkt.






Die tiefstehende Sonne taucht gemeinsam mit den Fenstern den Innenraum in ein wunderbar goldenes Licht.

























Auf dem Weg zur Piazza Navona kommen wir an dieser kleinen Madonna vorbei.











Zufällig ist Sant' Agnese in Agone offen (Fotos verboten, darum nicht so doll), so gehen wir kurz hinein. So alleine wir bisher den ganzen Tag waren, so voll ist es jetzt. Platz und Kirche quellen quasi über.









Gerade wird die Orgel intoniert. Zusammen mit den Menschenmassen macht es den Aufenthalt hier zum nervtötenden Ereignis und wir wollen nur noch ganz schnell raus.
Draußen ist es auch voll, also ab in die Nebenstraßen.








Der Plan ist, heute Abend die Osternachtsmesse in Santa Maria dell’Anima zu feiern, dafür müssen aber erst mal die Uhrzeitinfos eingeholt werden.











Die Messdiener proben gerade das Aufsetzten der Osterkerze. Der Messdiener, welcher dazu auserkoren ist die kleine Leiter hoch zu klettern, flaxt mit dem Pater rum, was wohl in der Zeitung stehen würde, wenn er mit der brennenden Kerze hinunter fallen würde und der Altarraum in Flammen stehen würde. Wir hoffen mal, dass es anders kommen wird.












Bei Santa Maria della Pace bekommen wir zwar keinen Einlass (Restaurierungsarbeiten), jedoch ein sehr nettes Kompliment: 2 ältere (recht viel ältere) Herren streben eine Unterhaltung an, in dessen Verlauf das Gespräch auf den Tempietto kommt. Am Ende meinen Sie, dass es erfrischend wäre junge Deutsche zu treffen, die nicht „so dumm wären, wie das Amen in der Kirche.“ (Sie waren wohl vor ein paar Tagen von Jugendlichen belagert worden, die morgens spontan nach Rom geflogen waren und nun von ihnen wissen wollten, „was man sich denn hier so ansehen könnte“)












Wir beschließen noch einen kleinen Schlenker zum Tiber zu machen, Sant`Agostino zu besuchen (ich brauch euch dazu ja nichts erzählen, das hat dentaria ja bereits hervorragend erledigt – hier), auf dem Campo di Fiori eine Pizza zu essen und dann den Gottesdienst aufzusuchen.















































Auf dem Palazzo Altemps streiten sich Möwen um den besten Platz zum Sonnenuntergang.













Gerne hätte ich bis zum Sonnenuntergang hier verweilt, aber der Hunger drückt, also tauchen wir bis zum Campo wieder in die kleinen Gassen ein.














Was fällt hier auf?







Von 6 zu sehenden Autos, stehen 4 im Parkverbot.


















Eines sei noch erzählt: Als wir in die Kirche kamen waren schon viele Plätze besetzt. Wir ließen uns bei einem einzelnen Herren mit mittel langen weißen Haaren nieder. Calirus kaufte uns die obligatorischen Osterkerzen und wir verharrten in meditativer Ruhe, bis das Licht gelöscht wurde. Über die Lautsprecher konnten wir das Entzünden der Osterkerze verfolgen und als diese schließlich der gesamten Kirche Licht spendete war es ein wundervoller Moment (wie zu Hause ja auch jedes Jahr). Alles in allem war es eine wunderschöne Messe mit einer knüller Predigt! Der Pater hat absolut den richtigen Mittelweg gefunden zwischen Volksnähe & Tiefgründigkeit. Als Sahnehäubchen gab es noch eine Erwachsenentaufe. Ich habe euch keine Bilder von all dem mitgebracht, denn ich finde, dass man in einer Messe nicht fotographiert (das sah eine Gruppe aus Bayern leider anders, allgemein schienen sie eher wegen des Events hier zu sein). Wir schlenderten danach vollkommen beseelt durch das nächtliche Rom zur Metro. Es war eine tolle Erfahrung!






Tag 7 – 04.04.10:


Heute soll das krönende Finale steigen! Die letzten Tage waren so wundervoll, aber bei dem Blick hinaus ist es noch etwas kalt und bedeckt. Also schnell den Fernseher angeschaltet und den Wetterbericht gecheckt: bedeckt aber trocken. Ok, dann lieber eine dickere Jacke als die dünne Regenjacke. Ein großer Fehler!

Wir verlassen das Hotel gegen 8 und unsere Rezeptionistin (eine sehr nette Dame, die scheinbar an den 2 noch recht jungen Deutschen, die immer versuchen alles so gut wie möglich auf furchtbarem Italienisch zu regeln, Gefallen gefunden hat) wünscht uns eine schöne Messe. Wir hatten es ihr zwar nicht erzählt, aber sie konnte es sich denken: Die ersten Tage der Palmzweig am Rucksack, Freitag die Kreuzwegs-, Samstag die Osternachtskerzen … war wohl nicht so leicht zu übersehen. ;)

Noch müde schleppen wir uns gen U-Bahn (so langsam kann ich nicht mehr, ich brauch dringend URLAUB ;)) und ich schicke schon vorahnende Blicke gen Himmel. In der U-Bahn bemerken wir, dass wir die Schirme im Hotel haben liegen gelassen. MIST!
Als wir wieder an die Oberfläche kommen nieselt es etwas (fisseln würde meine Oma sagen). Viele Menschen steigen mit uns aus der Bahn und wir entscheiden uns lieber wieder für eine Nebenstraße im Borgo. Hier schläft noch alles.


Wir erreichen den Petersplatz und sind über die wenigen Leute hier erstaunt. Eine Gruppe steht an, Polizisten haben den Platz vollständig abgeriegelt. Wir hatten uns das so gedacht: Für die Sitzplätze gibt es Karten, die waren aber, als wir uns zu dieser Reise entschieden haben, schon alle weg (Saure Grüße an das Landesamt für Gesundheit, welches nicht in der Lage ist einen Prüfungstermin früher als 2 Wochen vorher fest bekannt zu geben *grrrr*). Für die Stehplätze, dachten wir, gäbe es keine Karten … falsch gedacht. Es wurden nur Leute mit Karten auf den Platz gelassen. Mhh, was tun? Calirus versucht sich zu erkundigen, währenddessen beobachte ich die Situation. Neben mir taucht eine Gruppe Patres auf. Einer führt einen kurzen Dialog mit einer Dame, die scheinbar ohne Karte genauso verloren da steht wie ich. Was jetzt geschieht weiß ich nicht so genau. Irgendwie fasse ich den Mut ihn zu fragen, ob er nicht für mich auch eine Karte hätte. Er fummelt in seinem Jackett herum und zaubert 2 Karten hervor. Er lächelt über meine unbändige Freude und wünscht „Buona Pasqua!“.


Wow, wir haben Karten!!! Ok, anstellen, glücklich sein. Ja dann gibt es ja noch die Sicherheitskontrolle und Calirus hat das blöde Taschenmesser im Rucksack vergessen. Aus Ehrlichkeit zeigt er es vor und bekommt es prompt abgenommen. Da kann man sagen: Mensch seid ihr blöd, aber als wir vorletztes Jahr in den Petersdom gingen, zeigten wir das selbe Messer bei einem Schweizer Gardist vor und der kommentierte nur mit einem sarkastischen „Very dangerous!“ So dachten wir, es wäre nicht so schlimm, aber jetzt war das schöne Schweizer Taschenmesser erst mal weg und sie meinten auch, dass sie nicht wüssten, wo man das wieder holen könnte.


Nun ja, wir gehen erst mal weiter vor und bekommen sogar noch einen ganz guten Sitzplatz. Leider beginnt es immer stärker zu regnen. Schön ist, dass wir mit den Deutschen vor uns ins Gespräch kommen. Wir sprechen über unsere bisherigen Aufenthalte und die momentane Situation der Kirche in Deutschland, denn irgendwie müssen wir in diesem strömenden Regen die Stunde ja noch rumkriegen.




Immer wieder denken wir, dass es los geht, aber es ist nur eine Militärkapelle, die durch die Kolonnaden marschiert. Ein seltsamer Geräuschpegel breitet sich über den Petersplatz aus: Die Kapelle, Stimmen aus aller Welt und ein Echo eines seltsamen Chors. Dann spricht endlich jemand. (Später haben wir auf dem Video gesehen, dass man für ein Statement den Ablauf geändert hat) Jetzt aber sehen wir nichts. Wir kauern uns zusammen, denn wir sind schon nass bis auf die Haut. Um nicht auch noch einen kalten Kopf zu bekommen habe ich mir nach dem Vorbild einer Italienerin den Schal als Kopftuch um das Haupt gebunden. (Muss lustig ausgesehen haben ;)) Tapfer versuchen wir die Messe dank des Heftchens zu verfolgen und mitzubeten. Leider tun es uns die Menschen um uns kaum gleich. Ihnen geht es darum, ein möglichst gutes Bild des heiligen Vaters zu ergattern. Ein Heft haben wir sicher weggepackt, das andere löst sich langsam in meinen rotgefrohrenen Händen auf. Ich habe noch nie in Italien so gefrohren.
Zur Gabenbereitung hat der Himmel kurz ein Einsehen mit uns. Die anderen Deutschen haben uns inzwischen zu sich unter den Schirm genommen und wir stehen, denn die Mengen hinter uns drängen nach vorne, um auch eine Hostie zu ergattern. Den wenigsten gelingt es. Das war irgendwie beim Weltjugendtag besser gemacht und da waren es so viel mehr Menschen.






Allgemein ist uns gar nicht klar, in welcher Menschenmasse wir uns befinden, denn den Bildschirm können wir kaum sehen.





„Chefe“ hat Heizstrahler ;)







Der Regen wird wieder sträker (das macht jetzt aber auch nichts mehr) und Il Papa begibt sich auf seine Loggia.
Erst wird alles gerichtet …




… dann der Vorhang zugezogen …




… und dann ist er das erste Mal heute wirklich für alle sichtbar.







Mit jeder Sprache brandet Jubel auf, nur nicht in der deutschen. Ich bin etwas traurig darüber… Aber dafür flippen die anderen Nationen völlig aus. Ich habe meine Gedanken darüber hier schon einmal formuliert.


Als alles vorbei ist strömen hunderte Menschen gen Ausgang. Leider waren die Polizisten nicht so intelligent die Gitter einfach auf zu machen. So müssen ALLE durch die 2 kleinen Eingänge wieder raus. Aber wir müssen noch unser Messer wieder bekommen. Also zu den Polizisten. Diese weigern sich mit uns über unser Problem zu sprechen, tun so als ob sie auch kein einiges Wort verstehen würden, bis wir endlich einen finden, der uns weiter hilft. Er spricht von einer „little black box“, also suchen wir diese. Es stellt sich raus, dass es keine kleine Box, sondern eine riesen Tonne ist, die als Mülleimer missbraucht wurde. Da wir ja eh schon total nass sind krempeln wir die Ärmel hoch und suchen … und tatarataaaaa wir finden es. Das wäre auch echt ärgerlich, denn die Dinger sind ja schon teuer. Ein Brunnen dient zum waschen (die Cola klebt ganz schon und eklig ist es zudem) und ein kleiner Seitenweg dient zum Abtauchen in der Menschenmasse. Wir watscheln hinter der Engelsburg gen Justizpalast, von dort aus überqueren wir den Tiber, werfen einen letzten wehmütigen Blick auf die Peterskirche, streifen in den kleinen Gassen die letzten Menschen ab, besorgen uns eine Pizza und letztlich einen Bus nach Termini.


Im Hotel hatten wir die Koffer deponiert, nun nutzen wir sie um uns vollständig umzuziehen. Endlich wieder trocken und warm. Ab zu Tiburtina, Karten gekauft (über den neuen Preis geärgert, da hätte sich das CIRS ja doch voll gelohnt!) und noch den Zug ganz knapp bekommen. Laufen mit Koffer ist ja nicht so schwer, aber der 15kg Rucksack macht einen beim Sprinten fertig. Wir hätten den Zug nicht unbedingt bekommen müssen, aber wir wollten jetzt nicht noch ne halbe Stunde am windigen Bahnhof verbringen.


Im Zug müssen wir noch auf römischem Boden einen Brauch vollführen. Es hat sich so eingebürgert, dass wir nie eine Münze in den Trevibrunnen werfen, diesmal waren wir nicht einmal dort. Wir opfern immer einen Hasen. Sonst eigentlich im Sonnenschein im Park der Domus Aurea, heute muss das Tier halt im trockenen Zug sterben. Auf das wir bald in diese wundervolle Stadt zurück kommen.





Müde und glücklich kommen wir mit einiger Verspätung in Köln an (der Pilot sagt, man hätte in Fiumicino keine Reinigungskraft organisieren können). Jetzt verbringen wir noch schöne Osterferien in der Heimat mit vielen Familienbesuchen. Auch wenn es uns momentan in die Welt hinaus verschlägt, so ist es doch hier wo unser Herz wohnt, aber Rom kommt direkt danach
;)

Epilog:

Es war ein wunderbarer Trip (Urlaub möchte ich es ehr nicht nennen), der mir auch seelisch sehr gut getan hat.
Meine Füße waren am Ende, ich musste erst mal viele Blasen pflegen.
Die Sonntagswolljacke wurde tagelang gelüftet, denn sie roch durchdringlich nach nassem Schaf.

Ich danke euch alle für das Lesen dieses Berichtes, aber besonders Paganus für unser schönes Spiel. Ich hatte sehr viel Freude daran!



Suchen, nicht Finden ... aber Gehofft und Gesehen


...



Info:
Der Titel ist einerseits eine Anspielung auf das gestartete Tippspiel, aber auch auf ein Kirchenlied von H. M. Lonquich.
Inhaltsverzeichnisse werden im Nachhinein angefügt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, Agare!

Schön, dich wieder im Forum (also: irgendwie zu Hause) zu sehen!

lg

Paganus

PS: Grüße auch an Calirus!
 
Ja ich bin dem Französischen leider wie dem Italienischem nicht mächtig (Gibt es eine Version auf Latein?) aber trotz der Naivität des Gesungenen, vielmehr noch seiner Melodie, die ja doch sehr einfach gehalten ist gefällt es mir immer sehr gut, da es klar zeigt, dass Glauben auf der einen Seite schwer und kompliziert scheint (weil in unserer Zeit kaum einer gewillt ist, sich einfach auf etwas einzulassen), auf der anderen Seite aber ganz einfach, individuell und unheimlich positiv ist.

Edit: nach genauerer Betrachtung des Namens des Autors denke ich auch, dass das französische Stück wohl eher das Orginal ist ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Andererseits ist Heinz Martin Lonquich doch wohl Kölner, oder? :eek:

Nee, sehe gerade: geboren in Trier. :idea: - Aber doch immerhin ein Deutscher, kein Franzose ... oder am Ende gar mit luxemburgischen :idea: ;) Wurzeln?

Ich glaube, ich weiß, wen ich frage - einen lieben Kollegen von uns:




Der kennt ihn nämlich recht gut persönlich ... allerdings sehe ich ihn urlaubsbedingt erst am Donnerstag oder Freitag wieder.
 
Fängt ja gut an, dein Bericht!
Während ihr am Vormittag schon in Rom unterwes gewesen seid, habe ich bequem im Garten auf einer Liege liegend (Liege liegend, seltsame sprachliche Verdopplung) Konversation mit Velasquez (und Gauki) geführt bezüglich "Packens der Trolleys"!

Lohnt sich, nachzulesen, etwa ab hier, meine Gefährtin hat jedenfalls schallend gelacht über die lesenswerten juristischen Ausführungen!

:~

meint

Paganus
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin - Moin Agare!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Beginn Deines Berichtes

Ich habe ihn gerne gelesen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung

:!::!::!:


Gruß - Asterixinchen :)
 
Tag 1 fertig ... puhh endlich ... jetzt weiß ich eure Reiseberichte noch mehr zu würdigen!!!
 
ein sehr schöner Bericht, Darling :nod:

... leider muss sie noch parallel studieren und mich auch in Berlin aushalten; evtl. Verzögerungen im weiteren Bericht gehen dann auf meine Kappe ;)
 
ein sehr schöner Bericht, Darling :nod:

... leider muss sie noch parallel studieren und mich auch in Berlin aushalten; evtl. Verzögerungen im weiteren Bericht gehen dann auf meine Kappe ;)

Das fängt ja gut an:!: :roll:


:lol::lol::lol:

Willkommen im Forum!

Beste Grüße,
Anna :)
 
Moin - Moin Agare!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung mit den wirklich sehr schönen Bildern

:!::!::!:


Gruß - Asterixinchen :)
 
Liebe Agare,

vielen Dank für den sehr schönen Bericht Eures ersten Tages und die schönen stimmungsvollen Bilder :nod:

Liebe Grüße
Lizabetta
 
Hallo Agare,
sehr gerne habe ich Euch auf den Spaziergängen am 1. Tag Euerer Rom-Reise :thumbup: :nod: begleitet. Dass Du Deinen Bericht auch noch mit so tollen Fotos ergänzt, steigert das Lesevergnügen noch mehr! Danke dafür - und ich freue mich schon auf die weiteren Tage mit Euch in unser aller Lieblingsstadt!
Liebe Grüße
Pasquetta
 
Allen einen lieben Dank für die aufmunternden und antreibenden Worte. Ich hab gerade Pause, nach einer sehr "interessanten" Vorlesung und schreibe schon fleißig am 2. Tag. ...Schön, dass ihr es trotz bereits erfolgter Auflösung lest!

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