Rom Objektiv (Sehenswertes fotografisch festgehalten)

Ludovico ROB

Magnus
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Nachdem ich seit 2008 regelmäßig nach meinen Romreisen Berichte geschrieben habe, glaube ich, dass ich mich zu häufig wiederholen würde, wenn ich diesen Pfad weiter beschritte. Ich überlasse diese Berichte neuen Foristi, die sicher auch wieder aus neuen Perspektiven und in ihrem eigenen Stil schreiben werden.

Wie der Titel andeutet, will ich mein Rom nun verstärkt durch das Objektiv, eigentlich sind es viele, betrachten. Ich hoffe, dass mir da der Perspektivwechsel oft gelingt. Es soll für mich ein Dauerthread werden, wo ich immer wieder austausche und ergänze. Das Fotografische soll klar im Mittelpunkt stehen, die Beschreibungen will ich knapp halten. Googeln kann hier jedermann. Ab und an werde ich auch auf meine oder andere Berichte hier im Forum verweisen. Ich hoffe, dass mein Vorhaben gelingt. Das ist der Fall, wenn ich mit euch daran Spaß habe.

Die folgende Gliederung wird sich immer wieder ändern. Ich werde zu den einzelnen fotografischen Teilen mit Sehenswürdigkeiten verlinken. Auch in den Teilberichten wird es immer wieder Änderungen geben.

Hier die erste Grobstruktur

Das antike Rom


Kirchliches Rom

Museen, Kultur

Rom bei Nacht (die beginnt und endet mit der goldenen Stunde, etwa eine Stunde vor bis eine Stunde nach Sonnenuntergang)


Straßen, Plätze, Paläste und Gassen


Römisches Leben
(Rom mit allen Sinnen erleben; nicht nur Sehens- auch Erlebenswertes)
Römisches anderswo

Ausflüge ins Umland von Rom


 
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Roms Dächer

Nach mehrstündigem Regen ging ich erstmals oben an der Cordonata nach rechts zur Piazzale Caffarelli. Von hier und, vielleicht noch besser, von der Terrasse des dortigen Kaffees kann man herrliche Blicke auf die Dächer der ewigen Stadt erhaschen. Man sollte aber die gesamte Länge der Brüstung abschreiten, um fotogene Dach- und besonders Kuppelkompositionen zu entdecken.

Blicke von der Piazzale Caffarelli über Roms Dächer


am Marcellustheater vorbei ins jüdische Viertel zur Synagoge



und schließlich zwischen Bäumen und Büschen hindurch zur Piazza Venezia und zum Vittoriano


Aus der letzten Perspektive habe ich auch schon ein tolles Nachtfoto im Netz gesehen.

Blick von der Dachterrasse des Minerva-Hotels

In Reiseführern habe ich schon gelesen, dass man von der Terrasse des genannten Hotels neben Sopra Minerva einen wunderbaren Blick habe. Nachdem Dentaria mir das bestätigt hat, entschlossen wir uns dort oben einen Drink zu nehmen. Natürlich habe ich die Kamera ausgepackt.


Um das Vittoriano zu sehen, muss man eigentlich nicht nach oben steigen.


Die große Kuppel des Pantheons greifbar nahe zu haben, ist aber schon ein Erlebnis. Man meint fast über das Geländer steigen und die Treppen hoch aufs Dach gehen zu können.


Berninis Elefant und der kleine Obelisk auf dem Platz vor der Minerva-Kirche sehen von hier oben noch unscheinbarer aus.

Sant Andrea delle Fratte


Blick vom neuen Rinascente auf die nahe Kirche Sant´Andrea della Fratte. Der gekrönte, schlanke Turm ist sehr auffällig. Im Inneren gibt es zwei Engel von Bernini zu sehen, die ursprünglich auf der Engelsbrücke standen.
 
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Ver-rückt... man muss nur mal den Standpunkt ändern, um altgeliebtem eine neue interessante Perspektive zu geben.

Schon der erhöhte Standort lässt das Marcellustheater in einem nicht alltäglichen 'Licht' erstrahlen.

Ich freue mich auf mehr und wünsche dir weiter viel Vergnügen bei der Bildbearbeitung, die - wie man sieht - von grossem Erfolg gekrönt ist. Vielleicht verrätst du mir/uns ja auch den ein oder anderen technischen Tipp... :nod:

:thumbup::thumbup::thumbup:
 
Ja, der Perspektivwechsel ist sehr wichtig. Das habe auch ich beim letzten Romaufenthalt gemerkt.

Vor allem bei der Nachttour werde ich viele fototechnische Tipps, die auch ich teils erstmals angewandt habe, einbauen. Für wen diese nicht interessant sind, der kann diese ja einfach übergehen. Aber, soviel vorweg. Mein Profi-Begleiter hat jetzt sogar eine Tour "fotografieren mit Smartphone" angenommen. Seiner Argumentation kann ich folgen; die Technik ist anders, aber die Regeln der Bildgestaltung und die Tipps für interessante Motive und Perspektiven bleiben die gleichen. Die heutigen Smartphone-Kameras sind eigentlich zu schade, um sie nur am Selfie-Stick zu befestigen und aller Welt zu zeigen, wo man gerade ist :nod:8):D.
 
Ich gebe zu, dass in mir eine gute Portion "Gewohnheitstier" steckt. Jetzt nach einigen Romreisen fällt mir auf, dass ich meine Lieblingsmotive fast immer vom gleichen Standpunkt aus fotografiere. Dass es weit mehr als nur die eine Schokoladenseite gibt, ist auch für mich für's nächste Mal eine der grössten (fotografischen) Herausforderungen. :)

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Was ich hier total klasse finde: Das Theater wird nicht - wie sonst immer - als einzelnes Bauwerk herausgestellt, sondern verschmilzt harmonisch mit den anderen Häusern zu einer Einheit, als gäbe es die Jahrhunderte dazwischen gar nicht... :thumbup:
 
Ich denke, dass Rom eben eine Stadt ist, wo man im Freien Bauten und Objekte aus etwa zweitausend Jahren findet. Oft macht die Gesamtkomposition den Reiz aus. Man konzentriert sich natürlich gerne auf seine Lieblinge. Das ist beim Einen die Antike, beim Anderen die Renaissance oder der Barock. Manche haben eine Vorliebe für Brunnen, andere für Innenhöfe. Ich finde in Rom die Gegensätze besonders reizvoll, wie sie z.B. in der Centrale Montemartini zu finden sind.
 
Rom bei Nacht, Nachtfototour

Da ich ja fast immer am nördlichen Rand der Stadt wohne, ist es für mich nicht leicht zur interessantesten Fotozeit in der Stadt zu sein. Ich habe deshalb etwas im Netz gestöbert um nach einer passenden Begleitung zu suchen. Schlussendlich landete ich über Tripadvisor auf der Homepage von Oliver Blum. Nach einigem Gedankenaustausch kam ich von meinem ersten Wunsch von vier Stunden in einer Gruppe ab und machte mir ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, eine geführte Tour von einer Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang. Meine Erfahrungen und Beurteilung könnt ihr hier nachlesen. Doch nun zu den Ergebnissen.

Goldene Stunde

Die letzte Stunde vor Beginne des Sonnenunterganges ist fotografisch sehr interessant. Das Licht ist weich und es gibt kaum Schatten. Wir begannen unsere Tour auf der Cordonata, da wo ich schon zigmal gestanden habe. Die erste Aufgabe bestand darin, den linken Dioskur mit dem Palazzo Nuovo im Hintergrund interessant abzubilden.


Hier wurde schon mal ein ordentlicher Bildaufbau geübt. Auf dem linken Foto habe ich die kleinen Figuren im Hintergrund auf die Linie Dioskuren- und Pferdekopf platziert. Damit ergibt sich eine interessante Diagonale, die auch die Zweiergruppe des zweiten Fotos einhält. Schwerpunkt und Scharfstellung liegen aber eindeutig auf dem Dioskuren. Der zartblaue Himmel nach dem starken Regen bleibt dezent.

Nun ging es zu meinem Lieblingsspot für die Betrachtung des Forums. Rechts vorbei am Senatorenpalast erreichten wir rasch den Aussichtspunkt. Für das nächste Foto nahm ich das Telezoom ab und montierte das 16-35mm Superweitwinkel.


Ich musste mehrere Aufnahmen von diesem schönen Motiv machen, bis mein Lehrer zufrieden war. Penibel achtete er auf exakt gerade Haltung der Kamera und den gleichen Abstand der rechten und linken Säule vom Bildrand. Dass im Hintergrund noch die Plane der Baustelle und die Aufbauten für die Parade am Nationalfeiertag zu sehen sind, ließ sich leider nicht vermeiden. Aber das Foto kann ich ja gelegentlich wiederholen.

Nun kam wieder das 70-300 Telezoom zum Einsatz.


Immer wieder veränderten wir den Standort etwas, um einen interessanten Bildaufbau zu bekommen. Natürlich ist es nicht möglich alle interessanten Objekte so abzulichten, dass sie den Idealen eines Bildaufbaus entsprechend angeordnet sind und sich nicht gegenseitig verdecken.

Nun ging es auf der anderen Seite des Senatorenpalastes hinunter auf die unterste Aussichtsplattform und weiter an der Begrenzungsmauer des Forums entlang.


Den Bogen im Bogen und den Titusbogen über den antiken Mauerresten anzuordnen war nicht die ganz große Aufgabe. Der Titusbogen war dabei noch nach der Drittelregel zu platzieren.
Besonders interessant wurde es für mich beim mittleren Foto. Hier durfte ich das 24mm Tilt/Shift Objektiv meines Begleiters einsetzen. Die Handhabung begriff ich recht schnell. Das Foto ist als Vertikalpanorama in Photoshop aus drei Einzelfotos zusammengesetzt. Im Laufe der Nacht habe ich dieses Objektiv schätzen gelernt. Das A und O ist die exakte waagrechte und senkrechte Ausrichtung auf dem Stativ. Der Rest ist eigentlich einfach. Aber das Objektiv ist sehr teuer. Ich habe schon eine Idee im Kopf, wie ich den Effekt auch mit einer meiner Linse erzielen kann. Ein qualitativ vollwertiger Ersatz wird das aber sicher nicht.

Sonnenuntergang

Wir spazierten fachsimpelnd zurück über den Kapitolsplatz zur Aussichtsplattform auf der Piazzale Caffarelli. Hier musste ich die Kamera mit dem Telezoom auf dem Stativ an einer bestimmten Stelle aufstellen, wo sich eine ansprechende Anordnung der Kirchenkuppeln vor dem immer roter werdenden Hintergrund abzeichnete. Von Zeit zu Zeit betätigte ich den Auslöser.


Von dem zweiten zum dritten Foto reduzierte ich die Brennweite etwas und gab dem Himmel rechts mehr Platz. Besonders interssant ist auch das rote Glühen unter der rechten Kuppel.


Um das Rot dunkler darzustellen und die Szene dramatischer aussehen zu lassen wurde bei den beiden unteren Fotos eine negative Belichtungskorrektur um zwei Stufen durchgeführt.

Eränzung 2016
Wegen der neuen LED Beleuchtung des Forums hatte ich mich entschlossen nach Sonnenuntergang eine Stunde zu fotografieren. Zum Aufwärmen wollte ich wie im Vorjahr den Sonnenuntergang von der Piazzale Caffarelli aus fotografieren.


Interessant war, dass mein Nachtführer vom Vorjahr ebenfalls zur gleichen Zeit auf dem Platz war. Da er zwei Damen instruierte, beließen wir es bei einer kurzen, freundlichen Begrüßung. Auch er war gespannt auf die neue LED Beleuchtung im Forum.

Blaue Stunde

Die blaue Stunde dauert bei uns etwa dreißig bis fünfzig Minuten. Das ist wenig Zeit, die bleibt, um die farblich besonders interessanten Fotos an geeigneten Stellen zu schießen. Wir suchten uns dafür das antike Zentrum aus.



Das Kolosseum fotografiert fast jeder Rombesucher. Ich habe wahrscheinlich schon tausend Fotos von diesem antiken Bauwerk gesehen. Die Frage ist, wie kann ich das so fotografieren, dass es sich von der Masse abhebt. Der Grundgedanke war, bringe etwas ins Bild, was normalerweise nicht zu sehen ist. Wir brachten das Laub der Bäume ins Spiel und platzierten die Kamera auf dem Stativ in der tiefst möglichen Stellung. Dadurch kam auch noch der Boden als Vordergrund mit ins Spiel. Natürlich waren Blätter und Gras wesentlich dunkler als das beleuchtete Kolosseum und der Himmel. Deshalb erstellten wir bei beiden Fotos eine Belichtungsreihe, das erste Foto so, wie es die Belichtung der Kamera vorschlägt, das zweite zwei Belichtungstufen unterbelichtet (ein Viertel der Zeit), damit die Lichter richtig dargestellt werden können und das dritte Foto zwei Belichtungsstufen überbelichtet (die vierfache Zeit) damit die dunklen Stellen heller werden. Mit einer HDR Funktion, die viele Bildbearbeitungsprogramme liefern, wurden dann die drei Bilder verrechnet. Das obere Foto ist mit dem Tilt/Shift Objektiv aufgenommen. Es wurden zwei Belichtungsreihen für oben und unten erstellt. Die zwei Ebenen wurden dann als Panorama verarbeitet. Das untere Foto ist mit 16mm Brennweite aufgenommen.


Die andere Möglichkeit etwas anders zu fotografieren ist, Details abzulichten. Hier wirken die Bögen so, als würden Augen in verschiedene Richtungen blicken.


Die Superweitwinkel-Objektive werden am besten in zwei Richtungen eingesetzt. Einmal indem man einen interessanten Vordergrund einbezieht, der einen Kontrapunkt zum weiten Hintergrund darstellt und am besten zu diesem hinführt. Die andere Möglichkeit zeigt das Bild oben. Der Konstantinsbogen wurde aus naher Entfernung fotografiert und die optische Verzerrung gelassen; sie wird nicht per Bildbearbeitung korrigiert. Als Gegengewicht wurden die dunklen Bäume einbezogen. Da war natürlich wieder eine Belichtungsreihe (Bracketing) gefragt.


Auch dieses Foto wurde mit meinem Superweitwinkel mit 21mm Brennweite aufgenommen. Wir sind hier auf dem Clivo Argentario zwischen dem Kapitolshügel und dem Cäsar-Forum. Während der langen Belichtungszeit sind die Wolken gewandert und zeigen auf dem Foto eine interessante Struktur.


Wir gingen wieder rechts am Senatorenpalast vorbei. Das Foto zeigt exakt den gleichen Ausschnitt des Forums wie eines der Fotos während der goldenen Stunde, s.o. Das schwache Licht führt auch bei der Reihenaufnahme zu einem völlig anderen Ergebnis. Ähnlich gespenstisch hat das Forum vielleicht unser Dichterfürst erlebt. Zumindest hatte ich ein ähnliches Bild vor mir, als ich seine Schilderungen las.

Die LED Beleuchtung des Forum Romanum 2016

In diesem Jahr habe ich auf das große Stativ verzichtet, sondern montierte die Kamera auf einem stabilen Ministativ, das ich jeweils auf verfügbaren Pfosten positionierte. Ich hatte auch nicht meine Vollvormatkamera dabei sondern die 60D. Die Aufnahmetechnik war die Gleiche wie im Vorjahr.




Anschließend stiegen wir hinunter zu den Kaiserforen um langsam zur Metrostation Colosseo zu schlendern. Natürlich machte ich unterwegs noch einige Aufnahmen.


Zu sehen sind, ein Blick über das Cäsarforum, Basilica Ulpia und Trajansäule und schließlich die Trajansmärkte.

Vor dem Forum des Augustus sind immer noch Tribünen aufgestellt. Es hatte nur eine Handvoll Menschen Platz genommen. Auf die Wänder der Gebäude wurden Bilder von Rekonstruktionen projeziert.


Es war relativ dunkel. Obwohl ich mit 1600 ASA und einer Blende von 2,8 fotografierte, benötigte ich lange Belichtungszeiten. Aus der Hand sind mit der Kompaktkamera so natürlich keine sehr hochwertigen Fotos möglich. Mit dem zweiten Bild bin ich trotzdem sehr zufrieden. Ich will hier ja auch nur einen Eindruck von der Lichtershow vermitteln.

Es ist Nacht

Das Schwarz der Nacht hat nun das Blau verdrängt. Wir ziehen an der von Tribünen gerahmten Via dei Imperiali antlang zum Trajansforum.


Mit dem 16 mm Objektiv kann ich fast die gesamte Breite der Trajansmärkte einfangen. Das mit 30 sec aufgenommene, hellste Foto der Belichtungsreihe zaubert noch den Hauch einer Wolke aufs Bild. Ich habe hier die Farbtemperatur bewusst abgekühlt. Das ist sicher Geschmackssache. Hätte ich hier versucht noch das benachbarte Augustusforum mit ins Bild zu bekommen, das mit weißem LED beleuchtet ist, wäre die Farbabstimmung wesentlich schwieriger geworden. Mein Begleiter kommentierte, weißes Licht tötet jede Stimmung.


Nun war das Vittoriano dran. Dieses Denkmal, wie auch einige andere der hier gezeigten Objekte, habe ich schon in meinem Bericht 2013 hier vorgestellt. Während ich damals vom Querweg hinter dem ersten Rasenstück aus fotagrafierte, ermunterte mich nun mein Begleiter das Stativ direkt vor der Begrenzung am Rand der breiten Straße aufzustellen. Autos und Busse rauschten teilweise in einem Abstand von weniger als einem Meter an uns vorbei. Die Aufnahme ist aus vier Fotos mit einer Belichtungszeit von 0,4 bis 88 sec zusammengesetzt. So bekommt man die Lichter der vorbeifahrenden Autos als Streifen ins Bild. Gerne hätten wir mehr rote Streifen abgelichtet. Da der Einbahnstraßenverkehr aber fast ausschließlich schräg von vorne kam, ist der Frontlichtanteil halt dominierend. Die Kamera, mit WLAN Funktion ausgestattet, habe ich hier über mein Smart Phone mit der App DSLR Controller gesteuert.

Nun ging es ins hebräische Viertel auch Ghetto genannt.


Dies ist eines meiner Lieblingsfotos der Nachttour, aufgenommen auf der Piazza Margana, einer für mich neuen Ecke Roms. In der Nacht wirkt dieser eigentlich schlichte Winkel mit den dezenten Farben auf mich elegant. Den Glanzpunkt setzt die Laterne mit dem Strahlenkranz, fast genau im Schnittpunkt von zwei Drittellinien. Um diese Strahlen natürlich zu erzeugen, habe ich von 8 auf 16 abgeblendet.

Weiter hinein ins Ghetto.


Ich hätte nie erwartet, dass die hübschen Jünglinge des Schildkrötenbrunnens auch bei Nacht so fotogen sind. Sie wirken auf dem Bild, als würden sie eine schweißtreibende Tätigkeit sehr elegant verrichten. Um nicht zu viel Hintergrund aufs Bild zu bringen, wurde hier eine Brennweite von etwa 200mm gewählt. Durch die lange Belichtungszeit von bis zu 20 sec wirkt das Wasser fließend.


Für dieses Bild benötigten wir viel Geduld und mehrere Versuche. Immer wieder spazierten Passanten durchs Bild. Man kann diese auch hier als Geisterbilder wahrnehmen. Wir haben ganz bewusst diese Stelle der unscheinbaren Gasse gewählt, da sie zunächst ansteigt und weiter hinten abfällt, was den Reiz dieses Fotos ausmacht.


Diese Ecke ist auch bei Tag romantisch. Sie liegt hinter dem bekannten Lokal Gigetto. Es ist mit den bereits beschriebenen Techniken aufgenommen. Der gelbe PKW liefert einen hübschen Farbtupfer.

Nun geht es weiter zum Tiber. Wir steigen die heute glitschige Treppe am Ponte Fabricio vorsichtig hinab. Ich stelle das Stativ möglichst nahe am Tiber auf. Mit dem Shift Objektiv ist es möglich auf dieser Position alles vom Boden bis zu den Wolken über den Turm abzulichten.


Aus diesem Blickwinkel verstärkt die lange Belichtungszeit von bis zu 30 sec sogar noch den kleinen Rest an Blau.

Weiter geht es zu einem meiner Lieblingsplätze, dem Forum Boarium.


Zunächst platziere ich das Stativ aber auf einer Mauer neben dem Janusbogen. Da ich Angst um meine Kamera habe, hält mein Begleiter zwei Beine des Stativs bodennah fest.


Wir lichten auch mal eine bei Tag sicher nicht sehr ansehliche Mauer ab. Zusammen mit dem dunklen Grün der Pflanzen und der Lampe wird auch diese graue Maus interessant.


Auch das Forum Boarium habe ich schon oft abgelichtet. Die Platzwahl zeigte mir deutlich, dass man bei so interessanten Objekten auch den entlegensten Winkel aufsuchen muss, um neue, interessante Perspektiven zu erproben.
Das linke Foto ist von einem erhöhten Platz, aus der äußersten Ecke vor dem auf der Ostseite des Platzes liegenden Palastes aus aufgenommen. Das rechte Bild entstand von der flachen Treppe aus, die zum Tiber führt.

Inzwischen war ein neuer Tag angebrochen und wir überschritten den Tiber nach Trastevere.


Weiter spazierten wir Richtung Santa Maria in Trastevere. Unterwegs hielten wir uns noch länger an einer bekannten, romantischen Ecke mit vielen Glyzinienblüten auf. Viele Pasanten und ein Müllwagen störten unsere Arbeit. Mit dem Ergebnis war ich überhaupt nicht zufrieden. Ein vernünftiger Weißabgleich wollte nicht gelingen. So verzichte ich auf eine Veröffentlichung.


Auf dem Platz vor der bekannten schönen Kirche hielten sich nur wenige Menschen auf. Wie man auf der Uhr erkennen kann, war es 20 Minuten vor zwei und der Himmel stockdunkel. Die schräge Perspektive mit Kirche und Brunnen als Schwerpunkte gefällt mir.

Auf dem weiteren Weg zur nächsten Tiberbrücke mussten wir uns immer wieder durch größere Jugendgruppen schlängeln, die mit Glas oder Bierflasche in der Hand vor den Lokalen standen. Auf der Tiberbrücke stand eine kleine Gruppe. Zwei Jugendliche mit Bierflasche musterten uns ausgiebig. Obwohl sich bei mir die Muskulatur spannte versuchte ich gelassen zu bleiben. Ich war aber froh als wir unbehelligt passiert hatten. Alleine würde ich mir so eine Nachttour nicht zutrauen.

Wir steuerten Richtung Campo dei Fiori, hielten aber an der Ecke des Bogens über die Via Giulia an.


Hier musste wieder das 16mm Objektiv ran um diese krasse Schrägstellung mit den interessanten Diagonalen zu erzeugen. Die Schilderung der Begegnung mit einer aufdringlichen, betrunkenen Französin erspare ich mir hier.

Auf dem Campo dei Fiori hielten sich noch über hundert Menschen auf. Unter diesen Umständen blieb nur der Blick nach oben.


In diesem Licht wirkt der nach oben gerichtete Blick von Giordano Bruno in dem grimmigen Gesicht sehr selbstbewusst aber doch verbissener als bei Tag auf mich. Die Grautönungen harmonieren mit dem blassen Gelb des Hintergrundes.

Der Innenhof am Arco degli Acetari war uns versperrt. Deshalb zogen wir sofort durch die Gassen Richtung Vatikan weiter. Unser Zeitkontingent wurde eng. So entschlossen wir uns zu einem Foto des Petersdomes von der Piazza Pia aus.


Der Verkehr forderte uns viel Geduld ab. Es blieb nichts anderes übrig als die Blende so weit zu öffnen, dass die Belichtungsreihe in weniger als einer Minute abgeschlossen war. Mein Begleiter betätigte den Knopf der Fußgängerampel. Sobald die Autos anhielten, drückte ich auf den Auslöser. Uch, geschafft.
Das weiße Licht der LEDs erschwerte auch hier den Weißabgleich. Ich verschob den Regler so lange, bis ich an meinem kalibrierten Bildschirm den Eindruck hatte dass das Licht nicht zu sehr ins Blaue gerutscht war. Den Rest stellte ich über Reduzierung der Sättigung ein.

Wir machten den hinter uns wartenden anderen Fotografen Platz und marschierten hinüber zur Engelsbrücke.


Da der Himmel oben keine Zeichnung hatte, verwendete ich hier, wie auch bei den nächsten Fotos auf den oberen Teil der Shift-Aufnahmen. Hier hatte ich auf streng symetrische Ausrichtung zu achten.


Hier gefallen mir ganz besonders die Spiegelungen der Bögen der Engelsbrücke im Tiber und die strahlenden Sterne um die Lampen. Der Weg über die Treppe hinunter zum Tiber lohnt an dieser Stelle immer. Da sich unten auch der Anlegesteg für die Tiberschiffe befindet, ist die Treppe auch gut gereinigt.


Der Blick vom Ponte Umberto I ist ja auch bei Tag ein Klassiker. Hier habe ich die Peterskuppel wieder in einen Schnittpunkt der Drittellinien gelegt. Den Farbabgleich für diese sehr verschiedenen Lichter habe ich bereits beschrieben.

Da an der Via della Pace hässliche Gerüste stehe,n haben wir uns ein Foto der sonst idyllischen Ecke erspart und sind direkt zur Piazza Navona durchspaziert.

Auf dem tagsüber sehr bevölkerten Platz, auf dem ich das bunte Leben schätze, verlieren sich in der späten Nacht eine Hand voll Menschen. Vielleicht findet der Eine oder Andere den leeren Plaz schön. Ich mag das bunte Treiben besonders am späten Nachmittag und frühen Abend mehr. So erhielt ich nun die Aufgabe einige Portrats zu erstellen.


Der Neptunbrunnen im Westen.


Nächstes Opfer war der Ganges am Vierströmebrunnen.


Blieb noch der Mohrenbrunnen im Osten.

Weiter ging es natürlich zur Piazza della Rotonda, mit dem besterhaltenen antiken Gebäude in Rom, dem Pantheon.


Auf dem rechten Foto stört etwas der ganz rechts zu erkennende Polizeiwagen mit laufendem Blaulicht, das man auch als Reflektion am Brunnen bemerken kann. Das gleiche Bild mit Brunnen von links störte eine grelle Straßenlaterne. So beschlossen wir nur das Pantheon schräg von links aufzunehmen.

Den vorgesehenen Hadrianstempel schenkten wir uns und begaben uns zur Piazza Colonna.


Man sieht, dass sich langsam der Sonnenaufgang ankündigt. So brachen wir Richtung Pincio auf. Da der Löwenbrunnen auf der Piazza del Popolo derzeit eingerüstet ist, zogen wir zur Piazza di Spagna. Wir begutachteten die Situation an der Spanischen Treppe. Ich beschloss auf ein Foto hier zu verzichten. Das Gerüst oben an Trinita dei Monti störte mich zu sehr. So stiegen wir den Weg links hoch Richtung Villa Medici. Ein Stück weiter fotografierte ich das letzte Bild unserer Tour.


Man sieht, dass es langsam Tag wurde. Im morgendlichen weichen Licht der goldenen Stunde haben Dächer und Kirchtürme eine wunderschöne Zeichnung. Nun hieß es Abschied nehmen. Wir bedankten uns gegenseitig und sagten uns ciao.

Ich ordnete meine Fotosachgna. Eine kleine Zugabeen und lief langsam zurück Richtung U-Bahnhof Piazza di Spa habe ich aber noch.


Die Spiegelung der Villa Medici im Brunnen mit der Kanonenkugel will ich euch nicht vorenthalten.

Resümee

Es war eine wunderbare Nacht. Mir schmerzte zwar der Rücken heftig, doch war ich glücklich. Nach einem Tag waren die Schmerzen völlig verschwunden und kamen bis heute nicht zurück. Sie hatten mich die letzten Monate mehr oder weniger schmerzhaft geplagt. Das bestätigt die alte Weisheit, was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker.

Eine Fototour mit Oliver Blum kann ich wirklich empfehlen. Wie flexibel er auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht, zeigt eine kleine Geschichte. Er erzählte mir, dass er vor Kurzem einen Auftrag für eine Fototour mit Smart Phone angenommen habe. Nach kurzer Überlegung vor der Annahme kam er zu der Erkenntnis, dass die Werkzeuge dann zwar andere sind, dass aber auch da die Gesetze der Bildgestaltung gelten und der Blick für die richtige Perspektive und den richtigen Bildausschnitt unverändert gelten. Die meisten seiner Kunden kommen aus Übersee. Sie haben meist ein sehr kurzes Zeitkontingent und erhalten bei der Fototour natürlich auch eine gute Führung. Mir hat er aber gezeigt, dass er auch einem Romkundigen viel zu bieten hat. Zudem berücksichtigt er immer die Wünsche seiner Kunden, auch was Streckenführung und Auswahl der Objekte betrifft. Das ist natürlich besonders für Romkundige wichtig.

Den Betrachtern und Lesern dieses Teilberichtes wünsche ich genausoviel Spaß wie ich ihn bei der Erstellung hatte.


 
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Begeistert!

Ludovico, ich bin restlos begeistert! Tolle Fotos, wunderbare Perspektiven, einfach genial!

Tizia
 
Nachdem ich seit 2008 regelmäßig nach meinen Romreisen Berichte geschrieben habe, glaube ich, dass ich mich zu häufig wiederholen würde, wenn ich diesen Pfad weiter beschritte. Ich überlasse diese Berichte neuen Foristi, die sicher auch wieder aus neuen Perspektiven und in ihrem eigenen Stil schreiben werden.

Das kann ich gut verstehen! Um somehr freue ich mich, dass Du eine neue Form für Dich gefunden hast, die mich sehr anspricht und Freude macht. :nod:
 
Es freut mich, dass ihr mich auf der Fototour begleitet. Die blaue Stunde ist eingearbeitet, die Nach will ich erst bei Tageslicht weiter einbauen. Deshalb verabschiede ich mich und gehe zu Bett. Gute Nacht.
 
Ohne Frage - die Nachtaufnahmen sind übelst endgeil (pardon!) gelungen.

Über die interessante HDR-"Funktion" hatte ich auch schon gelesen, weil ich sie bei meinen cams zuschalten kann; leider hat mein olles Bildbearberitungsprogramm diese Möglichkeit zur Nachbearbeitung nicht. Sicher hast du mal erwähnt, mit welchem Programm du arbeitest, aber ich finde es auf die Schnelle nicht... :cry:
 
Über die interessante HDR-"Funktion" hatte ich auch schon gelesen, weil ich sie bei meinen cams zuschalten kann; leider hat mein olles Bildbearberitungsprogramm diese Möglichkeit zur Nachbearbeitung nicht. Sicher hast du mal erwähnt, mit welchem Programm du arbeitest, aber ich finde es auf die Schnelle nicht... :cry:
Wobei Kameras im mittleren Preissegment meist keine "ordentliche" HDR-Funktion eingebaut haben, die mehr als 1-1,5 Belichtungsstufen erlaubt. Da muss man dann komplett manuell arbeiten. Die HDR-Automatik verrechnet die 3 Bilder auch meist gleich in der Kamera, was einem dann weniger Einflussnahme erlaubt.
Für die Nachbearbeitung setzt Ludovico m.W.n. Photoshop (Elements?) ein. Man kann aber auch günstiger mit bspw. HDRSoft Photomatix arbeiten.
 
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Liebe Leser,
danke für euer reges Interesse und die schriftliche Resonanz.

Zu den HDR Programmen die ich nutze. Ich habe auch HDR Projects, liebe aber das Tonemapping nicht besonders. Deshalb setze ich es nur noch selten ein. Da ich den allergrößten Teil der Bildbearbeitung in Lightroom erledige, habe ich zunächst, auf Rat meines Fotobegleiters, im Vorfeld das AddIn LREnfuse installiert. Nachdem ich vor zwei Tagen auf Lightroom 6 upgedatet habe, kann ich dort direkt die HDR Funktion wie auch die Panorama Funktion nutzen, was eine weitere Zeitersparnis bedeutet. Auch die HDR Funktion in diesem Programmpaket arbeitet sehr dezent.
 
... Wobei Kameras im mittleren Preissegment meist keine "ordentliche" HDR-Funktion eingebaut haben, die mehr als 1-1,5 Belichtungsstufen erlaubt. Da muss man dann komplett manuell arbeiten. Die HDR-Automatik verrechnet die 3 Bilder auch meist gleich in der Kamera, was einem dann weniger Einflussnahme erlaubt.
Für die Nachbearbeitung setzt Ludovico m.W.n. Photoshop (Elements?) ein. Man kann aber auch günstiger mit bspw. HDRSoft Photomatix arbeiten.
Meine "neue" Kamera hat eine HDR-Funktion (eigentlich sogar 2), die 3 Bilder mit jeweils 1 Blendenwert Abstand miteinander verrechnet (und im JPG+RAW-Modus zusätzlich ein RAW-Bild vom "Mittelwert" speichert) diese Funktion habe ich besonders bei Gegenlichtbildern schätzen gelernt - und für wirklich große Kontraste (z.B. bei Nachtaufnahmen) bleibt dann immer noch die Möglichkeit des "echten HDR" (d.h. BKT und Ausarbeitung mit Photomatix).

@Ludwig: Natürlich hatte ich schon in der FC bei Deinen Nachtaufnahmen "geluschert" 8)
LG
 
Langsam neigt sich die Tour dem Ende zu. Ich habe den Weg jetzt bis zum Ponte Umberto I mit dem Blick auf Engelsbrücke und Sankt Peter fortgesetzt.

Es folgt jetzt das Mittagessen und die Siesta. Dann muss ich mich für unser heutiges Früjahrskonzert fertig machen. Möglicherweise werde ich die Tour erst morgen abschließen.

Friedrich: Im FC kann ich pro Woche nur 10 Fotos einstellen, weshalb ich mich dort natürlich beschränkt habe. Inzwischen nutze ich die großzügige Speicherkapazität bei Flickr. Dort kann ich selbst meine riesigen 20 Megabite Fotos hochladen und abspeichern.
 
Die Nachttour in Rom habe ich nun, was den Bericht betrifft, abgeschlossen. Ich wünsche allen Lesern eine gute Nacht und einen wunderschönen Sonntag.
 

Diese Bilder sind ja sagenhaft gut - diese Nacht hat sich gelohnt! :thumbup:

Vielen Dank dafür.​
 
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