Rom mit Schwerpunkt auf Republik und Kaiserzeit, (3.-9.Oktober 2018)

Gelsomino

Centurio
Stammrömer
Uff - bisher war ich ja immer ein glühender Anhänger der Anreise mit Bahn ( wir leben fast an der Schweizer Grenze), aber nach den Aufregungen mit den Verspätungen überlege ich ernsthaft, zum Flieger zu wechseln. Dabei ist der Service zumindest beim Freccia rossa exzellent: eine junge Dame in Uniform erwartete uns am Gleisende und führte uns zum nächsten Freccia rossa, wo sie sich auch noch um Plätze für uns kümmerte. Da kann man bei der DB nur von träumen;)

Donnerstag, 4.10., hatte ich zum Eingewöhnen geplant. Ganz gemächlich nach dem Frühstück ging es los vom Lancelot in der Via Capo d'Africa vorbei am Dolabellabogen und durch den Clivo di Scauro Richtung Caracalla-Thermen. Diese 3-D-"Brillen" sind wirklich eine Wucht, aber ich empfehle dringend, doch zuerst die Gebrauchsanweisung (auf Deutsch) zu lesen. Wir waren schon mittendrin, als wir endlich bemerkten, dass es auch noch eine Audio-Erklärung extra gibt, weil wir bis dahin damit kämpften, die nummerierten Punkte zu finden und anzuklicken...
Die jüngere Generation wird damit wahrscheinlich weniger Probleme haben und es ist toll, wie die Vorstellungskraft unterstützt wird.
Weiter ging es vorbei am Circus Maximus und auf den Aventin. Leider wurde gerade der Bauernmarkt aufgebaut, auf den hier an anderer Stelle schon hingewiesen wurde. Vom Circus Maximus sah man also nichts, nur weiß-gelbe Zeltbauten.
Es folgten die beiden Tempel auf dem Boarium, Janus-Bogen, Marcellus-Theater, Porticus der Octavia, Tarpejischer Felsen und die insula-Reste am Fuß der Cordonata. Oben dann der Blick auf das Forum. Wenn man sich vorher aus dem Internet Rekonstruktionen besorgt, ist das der Imagination sehr förderlich. Zwar nicht so toll, wie in den Caracalla-Thermen, aber zumindest eine echte Hilfe bei der Vorstellung. Die Fähigkeit, sich aus Fundamentresten und Säulenstümpfen einen kompletten Bau "hochzudenken", ist leider in unserer Familie nicht verbreitet. Manchmal habe ich mich an der Tagesmappe ganz schön abgeschleppt - aber es war es wert!
Auch bei den Kaiserforen sind Rekonstruktionen hilfreich. Leider gibt es da nicht viele ( jedenfalls habe ich nur wenige gefunden).

Freitag, 5.10. hatte ich die neuen Supertickets gebucht. Die mussten wir tatsächlich nicht an den Kassen im Colosseo, sondern an denen zum Forum hin abholen. Schon morgens kurz vor 8:30 war die Schlange ziemlich lang!! Und gegen 10:00 hörten wir, dass der Zutritt zum Colosseo gestoppt würde. Das passiert ja immer, wenn 3000 drinnen sind. Mit dieser Befürchtung im Nacken hatte ich alle zu frühestmöglichem Aufbruch gedrängt. Und das erwies sich als sinnvoll.
Auch der Zutritt zum Forum zog sich hin. Eine ewig lange Schlange und nur ein Taschenscanner... Hier also unbedingt ordentlich Wartezeit einplanen! Oder eben den Eingang Via S. Gregorio nutzen - den Fußweg wollten wir uns nur sparen wegen unserer Senioren. Hier auch noch eine Warnung bezügl. Taschenmesser: sie sind unheimlich streng! In unserer Gruppe wurde einem ein Taschenmesser abgenommen, dass die Flughafensicherheitskontrolle überstanden hatte!
Zum SUPER-Ticket: einige Regelungen sind rätselhaft. Ich hatte ja bei coopculture nur jeweils Haus des Augustus ODER Haus der Livia buchen können. Jetzt, vor Ort, dachte ich, dass man ja vll. noch so mit hinein könnte, wenn die Obergrenze nicht erreicht wird. Keine Chance. Obwohl die Gruppe nur halbvoll war, drückte der Guide kein Auge zu. Man kann also wirklich nur eines der beiden Häuser besichtigen, obwohl sie so tun, als könnte man mit dem Ticket in beide. Da blicke ich nicht durch.
Die Wandmalereien im Haus der Livia wurden abwechselnd angestrahlt und erläutert. Insgesamt in vier angrenzenden Räumen. Klingt toll, aber man stellt es sich eindrucksvoller vor, als es ist. Die Malereien sind schon ziemlich mitgenommen.
Der Cryptoporticus war geschlossen ( keine Begründung). Auf die Aula Isiaca, die ich noch gerne gesehen hätte, mussten wir aus Zeitmangel verzichten. Die zwei Tage, die das Ticket gilt, sind also schon sinnvoll.
Als Fazit würde ich sagen, das SUPER-Ticket hält nicht alles, was (man) sich davon verspricht. Ist aber nicht so wesentlich teurer, dass man es sich sparen müsste. Schon der Zutritt zum Colosseo VOR 14:00 ist ja was wert.
Samstag, 6. 10 stand als Erstes Domus Aurea auf dem Programm. Sollte man keinesfalls verpassen! Der Architekt, der uns führte, war sehr gut und hingebungsvoll. Trotzdem konnte man sich kaum vorstellen, dass diese riesigen, hohen unterirdischen Gewölbe einmal lichtdurchflutet gewesen sind!
Deshalb ist der letzte Teil der unbedingte Höhepunkt: man wird in einem Raum auf Holzquader gesetzt und soll auch nicht aufstehen. Dann gibt es Brillen, ähnlich denen der Caracallathermen, die man aufsetzt und dann ist man tatsächlich in lichtdurchfluteten Räumen!!
Das Ganze ist so wirklichkeitsgetreu, dass man sich zur Seite beugt, wenn man auf eine Säule zufährt. Welche Enttäuschung, wenn man die Brille abnimmt und statt der Kolonnade mit Aussicht auf eine wunderschöne Landschaft wieder auf die Mauer aus Schutt und Erde zwischen den Mauerbögen blickt!
Muss man unbedingt erlebt haben!
Um die letzten Reste der Domus Aurea zu erhalten ( viele sind ja durch die Thermen, die auf ihnen errichtet wurden, verreinnahmt worden), wird man sogar den Park umgestalten. Die Baumwurzeln beschädigen zu sehr das Mauerwerk.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Besichtigungen im Bereich des Marsfeldes, also centro storico nördlich des Corso Vit. Emanuele. Hier ist eine ganz heiße Empfehlung für eine Rast das Bramantekloster, in dem Ausstellungen stattfinden. Ich war etwas bedenklich, aber es klappte: ich sagte der Dame an der Kasse, wir wollten nur in die Cafeteria und sie ließ uns tatsächlich durch. Im Kreuzgang sitzt man herrlich kühl und ruhig und die Preise sind zivil.
Abends dann hatten wir Karten für die Show "Sangue e Arena" gebucht. Einige andere auch, mit denen wir verzweifelt ums Colosseo tigerten, bis wir den Anschlag fanden, die Veranstaltung sei des Wetters wegen abgesagt. Gut, es hatte immer wieder geschauert, aber das Verrückte war: im Inneren lief die Lichtshow. Wir sahen ja die Farbwechsel und hörten die Geräusche. Hm. Jetzt habe ich den Spaß, versuchen zu dürfen, mir das Geld von coopculture zurückzuholen. Immerhin 88,-. An den Kassen vor Ort erklärten sie sich als nicht zuständig.

Sonntag, 7.10. war DIE Enttäuschung. Wir hatten für Ostia antica die hoch gelobte Frau Thiel-Lunghini gebucht. Leider hatte die uns am Abend vorher abgesagt. Trotzdem wollten wir angesichts des freien Eintrittssonntags lieber alleine nach Ostia. Schafften auch den Treffpunkt am Museum, wo man sich für die Case dipinte-Führung treffen sollte - was nicht selbstverständlich war, denn sogar in Ostia strömten die Massen!
Leider sprach der Führer starken Dialekt, so dass ich praktisch nichts verstand. Die Gruppe war groß und so sind wir eigentlich nur "halbblind" hinter her gestolpert. Es ging in einige Häuser, die normalerweise nicht zugänglich sind. Aber auch hier waren die Wandmalereien nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Wahrscheinlich mein Fehler, aber Wandmalereien, auf denen kaum etwas zu erkennen ist, außer diffusen Farbklecksen, sind nicht mein Ding. Ganz was Anderes sind die Mosaiken! Aber von denen gibt es hier im Forum ja schon viele und sehr gute Aufnahmen.
Da ich mich im Vertrauen auf unsere Führung überhaupt nicht vorbereitet hatte und Ostia antica leider SEHR schlecht beschildert ist, hatten wir große Probleme, uns zu orientieren.
Wir werden also noch einmal hinfahren und diesmal werde ich zusehen, eine Führung über Roma culta zu buchen.
Der weitere Teil des Sonntags stand unter den Zeichen "Bauernmarkt" und "eintrittsfreier Sonntag". Als wir an der Staz. S. Paolo ankamen, hatte man den Eindruck, ganz Rom samt Umland hätte sich dort versammelt. Irgendwohin zu kommen - äußerst schwierig. Die Katakomben strichen wir schweren Herzens, weil die Busse anscheinend nicht durchkamen. Und so vollgequetscht habe ich die Tram noch nie erlebt. Beim Circus Maximus war dann die Hölle los. Kein Durchkommen. Alles ein Chaos - also, wenn dieser Markt stattfindet, am besten irgendwohin flüchten, wohin man zu Fuß kommt ;)
Eine Entdeckung ( nein, kein Zufall - ich hatte es mir im Stillen schon lange vorgenommen) war die Pasticeria Barberini, Nähe Piramide. Wirklich ein Paradies für Süßschnäbel. Eine Platte mit 18 dieser entzückenden Küchlein aus der Vitrine kostete knapp 16,- Euro. Wir waren hin und weg ( auch wenn das jetzt schrecklich verfressen klingt)

Montag, 8.10. stand zuerst im Zeichen von Julius Cäsar: also Area sacra und teatro di pompeo. Wir gingen durch die Via del sudario ( mit Nr 44 Haus des Burkardo), um die Kirche S. Andrea delle valle herum, und in die Via di grotta pinta, wo man so toll das Rund der ehemaligen Sitzreihen sieht. Dann vorbei am ZUM (Leider nicht geöffnet - auch später nicht. Offenbar haben sie Montags zu?) zum Palazzo della cancelleria, Arco degli acetari, Palazzo Farnese, Via Giulia und rund um den Campo de' Fiori. Palazzo Mattei und die gleichnamige Piazza mit dem Schildkrötbrunnen durften natürlich nicht fehlen. Ich mag die Viecher!:D

Fazit: Man muss immer noch einmal nach Rom. Ich habe schon wieder ein Liste...
 
Vielen Dank für deinen Bericht.

Pasticeria Barberini,

Die steht auch auf meiner Leckermaul-Liste :D

Wir hatten für Ostia antica die hoch gelobte Frau Thiel-Lunghini gebucht. Leider hatte die uns am Abend vorher abgesagt.

So was ist wirklich ärgerlich. Schließlich kommt man ja nicht ständig nach Rom, sodass man den Termin mal eben in einer Woche nachholen könnte. Gab es eine Begründung? Normalerweise sind die Führer ja auch untereinander ganz gut vernetzt und können für Ersatz sorgen.
 
Es war nicht sehr erfreulich. Als ich ein paar Tage vor unserer Abreise wegen der Fahrtzeit nach Ostia nachfragte, bekam ich zur Antwort, sie habe gerade eine VIP-Gruppe und sei rund um die Uhr beschäftigt. Und dann nichts, bis eben am Abend davor, ihre Ärztin hätte ihr eine Zwangspause verordnet und sie hätte die Case dipinte auch gerne gesehen...
Ja, ich hätte bei einer so kurzfristigen Absage auch Ersatz erwartet:mad: Für mich war es ja unmöglich, noch jemanden zu finden. Deswegen in Zukunft lieber wieder Roma culta.
 
Auch von mir ein Dankeschön für den Bericht mit den hilfreichen praktischen Tipps.
Die Wandmalereien im Haus der Livia wurden abwechselnd angestrahlt und erläutert. Insgesamt in vier angrenzenden Räumen. Klingt toll, aber man stellt es sich eindrucksvoller vor, als es ist. Die Malereien sind schon ziemlich mitgenommen.
Da empfehle ich als Ergänzung einen Besuch im Palazzo Massimo des Museo Nazinale Romano und dort die "Villa di Livia" mit wunderschönen Wandmalereien. Da braucht es wenig Vorstellungsvermögen, da die Malereien aus der Villa der Livia von Prima Porta so frisch und detailreich sind, dass man meint, man steht in einem Garten (s. z.B. hier, runterscrollen bis zum Ende des Teilberichtes)
Hier ist eine ganz heiße Empfehlung für eine Rast das Bramantekloster, in dem Ausstellungen stattfinden. Ich war etwas bedenklich, aber es klappte: ich sagte der Dame an der Kasse, wir wollten nur in die Cafeteria und sie ließ uns tatsächlich durch. Im Kreuzgang sitzt man herrlich kühl und ruhig und die Preise sind zivil.
:cool: Ja, der Chiostro del Bramante ist nur zu empfehlen und in die Cafeteria kann man ohne Schwierigkeiten hochgehen. Ich hoffe, Ihr habt nicht vergessen durch das Fenster im Nebenraum hinab zu schauen auf die wunderschönen Sibyllen von Raffael, die in der Kirche S. Maria della Pace zu sehen sind.
Dass es mit Ostia Antica nicht so geklappt hat wie geplant ist schade. Aber wie Du schreibst: man muss immer noch ein weiteres Mal nach Rom ;).
 
Hallo, Gelsomino,
willkommen zurück aus Rom und besten Dank für deinen Bericht. Schade, dass nicht alles wie geplant geklappt hat. Aber echte Romliebhaber lassen sich nicht unterkriegen und du weisst ja: Nach Rom ist vor Rom! Dafür drücke ich die Daumen.

Mich hat besonders deine Erfahrung mit dem S.U.P.E.R. -Ticket interessiert. Ich werde das folgende Zitat gleich mit in den entsprechenden Thread nehmen!

Zum SUPER-Ticket: einige Regelungen sind rätselhaft. Ich hatte ja bei coopculture nur jeweils Haus des Augustus ODER Haus der Livia buchen können. Jetzt, vor Ort, dachte ich, dass man ja vll. noch so mit hinein könnte, wenn die Obergrenze nicht erreicht wird. Keine Chance. Obwohl die Gruppe nur halbvoll war, drückte der Guide kein Auge zu. Man kann also wirklich nur eines der beiden Häuser besichtigen, obwohl sie so tun, als könnte man mit dem Ticket in beide. Da blicke ich nicht durch.
Die Wandmalereien im Haus der Livia wurden abwechselnd angestrahlt und erläutert. Insgesamt in vier angrenzenden Räumen. Klingt toll, aber man stellt es sich eindrucksvoller vor, als es ist. Die Malereien sind schon ziemlich mitgenommen.
Der Cryptoporticus war geschlossen (keine Begründung). Auf die Aula Isiaca, die ich noch gerne gesehen hätte, mussten wir aus Zeitmangel verzichten. Die zwei Tage, die das Ticket gilt, sind also schon sinnvoll.
Als Fazit würde ich sagen, das SUPER-Ticket hält nicht alles, was (man) sich davon verspricht. Ist aber nicht so wesentlich teurer, dass man es sich sparen müsste. Schon der Zutritt zum Colosseo VOR 14:00 ist ja was wert.
 
Dann vorbei am ZUM (Leider nicht geöffnet - auch später nicht. Offenbar haben sie Montags zu?)

Das ZUM habe ich eben gegoogelt! Die dortige Spezialität ist Tiramisù!
Homepage: ZUM Roma

Dieser zufolge hätte das Café eigentlich am Montag von 11 bis 23 Uhr geöffnet sein müssen:

ZUM
Piazza del Teatro di Pompeo 20
00186 | Roma
Lunedì - Domenica 11:00 - 23:00
Venerdì - Sabato 11:00 - 01:00
Tel: 06 6830 7836
 
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