Rom läutet den Frühling ein

Simone-Clio

Augustus
Teammitglied
Moderator
Forum-Sponsor
Stammrömer
Rom läutet den Frühling ein
15. bis 17. März 2017



Diese Romreise war die spontanste zu der ich mich je entschlossen habe.

Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich die Manzù-Ausstellung in der Engelsburg nicht würde sehen können. Ursprünglich sollte diese bis zum 5. März dauern aber als ich dann selbst im Forum am 1. März darauf hinweisen konnte, dass sie bis zum 17. April verlängert worden ist, schöpfte ich wieder Hoffnung.

Auch die Beschäftigung mit der Via Margutta hatte in den vergangenen Wochen meine Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit Rom immer weiter wachsen lassen.

Günstige Umstände führten dazu, dass ich am 2. März Flug und Unterkunft buchen konnte. Nur knapp zwei Tage Aufenthalt waren mir möglich aber diese würde ich zu nutzen wissen! Meine Wunschziele standen fest und als dann auch noch mit dem Näherrücken des Reisebeginns der Wetterbericht viel Sonnenschein und Temperaturen um die 18/19 Grad versprach, freute ich mich immer mehr auf meine kurze Auszeit in Rom.

Zunächst dachte ich nicht daran, welche Bedeutung der 15. März in Rom hat, aber dann fiel es mir wieder ein: die Iden des März! :idea: Zur Erinnerung: Rom, an den Iden des März 2010. Gespannt sah ich meiner neuerlichen Romreise an einem 15. März entgegen ... und was soll ich sagen - die Iden des März sind immer für Überraschungen gut! :eek: :) 8)

Mit geringer Verspätung hob mein Flieger gegen 11.15 Uhr ab und landete nach einer Stunde und 50 Minuten Flugzeit in Fiumicino. Es war ein sehr bequemer (der Sitzplatz neben mir blieb frei) und ruhiger Flug, der mit angenehmer Lektüre im Nu verging. Ich genoss beim Landeanflug eine herrliche Sicht auf Rom: der Petersdom lag im Sonnenschein unter mir, die "ausgestreckten" Arme der Kolonnaden schienen Besucher willkommen zu heißen, ein wenig weiter weg kam mir die mächtige Engelsburg aus der Luft geradezu klein vor. Ein wenig weiter lag das EUR-Viertel im Schatten einer harmlosen Wolke. Schließlich überflogen wir noch die sonnenbestrahlten Ruinen von Ostia antica und setzten sanft auf der Flughafenpiste auf.

Mit meinem Handgepäck konnte ich im Handumdrehen den Flughafen verlassen. Auf der Taxifahrt in die Stadt sah ich immer wieder eben erblühende alberi di Giuda, die mich vor zwei Jahren im April fasziniert hatten. Ihre prachtvolle Farbe ist mit "purpur-rosafarben" nur unvollkommen beschrieben.
Der Judasbaum ist eines der wenigen in Europa vorkommenden Gehölze, bei denen die Blütenstände an älteren Stammteilen hervortreten (Kauliflorie), sie erscheinen vor dem Laubaustrieb am mehrjährigen Holz.
An St. Paul vor den Mauern und dem Marcellustheater vorbei kam ich bald wohlbehalten an meiner Unterkunftmitten im Stadtzentrum an. Lange hielt es mich nicht in meinem Zimmer. Nach ein paar SMS an die Daheimgebliebenen verließ ich das Hotel um 14.30 Uhr. Das römische Abenteuer konnte beginnen!

Im Anschluss an diese kleine Einstimmung lege ich nun die Baustellen für meinen Reisebericht an und lade die geneigten Leser in den kommenden Tagen zu einem Ausflug ins frühlingshafte Rom ein.

******************

Inhaltsverzeichnis:
Ghetto, Largo Argentina und Engelsburg
Manzù-Ausstellung in der Engelsburg
Tagesausklang
Von der Via Campo Marzio nach San Lorenzo in Lucina
Fernando Mario Paonessa in San Carlo al Corso
Kreuzgang von Sant'Orsola
Pozzo-Fresken im ehemaligen Konvent von Sant'Orsola
Giuseppe Valadier und die Piazza del Popolo
Via Margutta Teil 1
Via Margutta Teil 2
Zwischen Pincio und Orso
Von der Piazza Cairoli zur Fontana di Trevi
Vom Oratorio del Santissimo Crocifisso zur Piazza della Minerva
 
Zuletzt bearbeitet:

Ghetto, Largo Argentina und Engelsburg

Aus dem Hotel kommend, ging ich Richtung Largo Argentina. Ich hatte auf den Seiten des Portals 060608 gelesen, dass dort erneut eine szenische Darstellung der Ermordung Caesars geplant war. Siehe: Idi di Marzo / Manifestazioni / Eventi e spettacoli - 060608.it

Diese 14. Auflage des Schauspiels sollte eine Neuerung bieten und zwar einen nachgestellten Trauerzug Richtung Piazza Venezia und Via dei Fori Imperiali zur dortigen Statue Caesars.


Fotos von Mai 2016​

La Rievocazione delle Idi di Marzo quest’anno sarà integrata da un corteo funebredi rievocatori dell’associazione, che, terminata la rappresentazione avanti la c.d. area sacra, partirà da Largo Argentina per raggiungere Via dei Fori Imperiali passando attraverso Piazza Venezia.

Ich war unentschieden, ob ich mir zumindest den Beginn des Schauspiels am Largo Argentina anschauen sollte oder mich lieber gleich auf den Weg zur Manzù-Ausstellung in der Engelsburg machen sollte. Schließlich ging ich zum Largo Argentina, wo das Spektakel 060608 zufolge um 15 Uhr beginnen sollte. Es war aber noch sehr ruhig dort, drei Darsteller standen etwas abseits und von Zuschauern war noch nichts zu sehen. In einem Schaufenster entdeckte ich folgendes Plakat:

Diesem zufolge war der Beginn der Veranstaltung erst für 15.30 geplant! Ich hatte also noch Zeit und entschied mich für einen Abstecher ins ehemalige römische Ghetto. Arbeiter waren damit beschäftigt am Portikus der Octavia Gerüste abzubauen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Restaurierung vollständig abgeschlossen ist. Vgl.: Restaurierung: Sammel-Thread - Seite 7


Erstmals fielen mir die Reste eines Freskos unterhalb des Giebels auf. Obwohl nicht viel zu erkennen ist, gefällt es mir gut.


Es sieht so aus, als hielten die beiden Engel ein Kardinalswappen mit Sternen. Es ist auch auf einem Stich von Giovanni Battista Piranesi zu erahnen:


Bild von Wikimedia Commons
URL der Seite
URL der Datei
Sant'Angelo in Pescheria hatte leider noch bis 16 Uhr geschlossen, sonst hätte ich gerne einen Blick hineingeworfen. Zu den Öffnungszeiten siehe: Chiesa Sant'Angelo in Pescheria / Chiese cattoliche / Luoghi di culto di interesse storico-artistico / Cultura e svago - 060608.it

Erfreut stellte ich fest, dass sich die jüdischen Symbole und die Erinnerungstafel an die Deportation der Juden aus dem Ghetto 1943 noch an der Fassade des Hauses mit der Nummer 15 in der Via della Reginella befinden. Das dort 15 Jahre lang beheimatete Kulturzentrum musste leider seine Pforten am 1. März schliessen. Siehe: Juden in Rom

Erst zu Hause fiel mir auf, dass ja in der unteren rechten Ecke (auf dem Foto links) ein Name auf der Erinnerungstafel steht. Leider kann ich ihn nicht entziffern. Den Namen des Künstlers hätte ich gerne gekannt.

[Edit: Inzwischen konnte diese Frage mit Pasquettas Hilfe geklärt werden. Es handelt sich um Georges de Canino. Siehe: Rom läutet den Frühling ein - Seite 2 und drei folgende Beiträge.]

Am Schildkrötenbrunnen vorbei, rings um den sich eine Malklasse geschart hatte, ging ich zum Largo Argentina zurück. Inzwischen herrschte dort viel Gedränge. Die "Senatoren" und der Caesar-Darsteller machten sich bereit für den nahenden Auftritt.

Ein Platz, von dem aus ich etwas hätte sehen können, war nicht mehr zu finden und ich entschied mich dafür, den Weg zur Engelsburg anzutreten. Kaum hatte ich den ersten Schritt gemacht, da rief eine bekannte Stimme meinen Namen und lachend kam die Forista sira auf mich zu! :eek: Welche Freude sich hier durch puren Zufall zu treffen!

Siras und pattas Hochzeit war es gewesen, die mich und weitere liebe Forumsmitglieder an den Iden des März 2010 nach Rom geführt hatte! Und nun war unser Forums-Ehepaar nach Rom gekommen um seinen siebten Hochzeitstag zu feiern. Nachdem ich auch patta in der Menschenmenge entdeckt und ihm zugewunken hatte, verabredeten wir uns für den folgenden Abend zum Essen im Orso 80! Die Iden des März waren erneut ein fröhlicher Tag! 8) :thumbup:

Im weltweiten Netz habe ich mehrere Videos der szenischen Darstellung der Ermordung Caesars gefunden. Dieses ist das vollständigste:


Wer es kürzer möchte, klicke einen der drei folgenden Links an:

Und zum Abschluss noch eine Fotogalerie mit 47 Bildern des Corriere della Sera, auch solchen vom "Trauerzug":

Allerbester Laune stieg ich in einen Bus Richtung Engelsbrücke. Die letzten Meter ging ich zu Fuß und durchquerte wieder einmal den so schön restaurierten Arco della Madonna dei Banchi zwischen der Via Paola und der Via del Banco di Santo Spirito mit seinem Madonnenfresko:

Den mit Sternen übersäten gemalten Nachthimmel des Durchgangs tauschte ich aber schnell gegen den strahlend blauen Nachmittagshimmel über der Engelsburg, die nun vor mir lag:

Auf der Engelsbrücke herrschte kein Gedränge und ich konnte mich in aller Ruhe umsehen und ein paar Photos machen.
Voller Vorfreude auf die Ausstellung mit Werken von Giacomo Manzù betrat ich die Engelsburg, kaufte mir ein Ticket und fand mich bald im Cortile dell'Angelo wieder.

Ich schlenderte ein wenig durch verschiedene Räume auf verschiedenen Ebenen da ich den Eingang zur Ausstellung nicht auf Anhieb fand und genoss die herrlichen Blicke auf den Tiber und über die Kuppeln von Rom:

Borrominis Kuppel von S. Ivo alla Sapienza ist noch in restauro aber die Spitze des Spiraltürmchens ist bereits "enthüllt":

In der Sala Paolina bewunderte ich die schönen Fresken von Perin del Vaga und seinen Mitarbeitern aus den Jahren 1545 bis 1547, sowie die prächtige Decke mit dem auch im Forum so beliebten Motto "Festina lente!" (Eile mit Weile!)





Kaiser Hadrian


Engel mit besonders hübschen Flügeln


Mitte und rechts: Sala della Biblioteca
 

Manzù-Ausstellung in der Engelsburg
Seit dem 8.12.2016 und bis zum 17.4.2017 findet in Rom und in Ardea die Doppelausstellung "Manzù. Dialoghi sulla spiritualità, con Lucio Fontana" (Manzù. Dialoge über Spiritualität mit Lucio Fontana) statt. Link zur Webseite der Ausstellung mit einem Dutzend Photos und einem Video.

Nach Ardea ins Museo Manzù, wo die Werke von Lucio Fontana (1899 bis 196[noparse]8[/noparse]) der Dauerausstellung mit Werken von Giacomo Manzù (1908 bis 1991) gegenübergestellt werden, konnte ich in der Kürze der Zeit, die mir zur Verfügung stand, nicht fahren.

In der Engelsburg sind 35 bedeutende Werke Manzùs ausgestellt. Diese wollte ich unbedingt sehen da ich mich vor längerer Zeit einmal etwas genauer mit seiner "Porta della Morte" im Petersdom beschäftigt habe.

Porta della morte von Giacomo Manzù


An der "Porta della morte" (Portal des Todes) war der linke Flügel geschlossen und liess sich recht gut photographieren, der rechte hingegen war geöffnet, und die Bilder sind schlecht.



Giacomo Manzù und Papst Johannes XIII. waren befreundet. Ich habe eben damit begonnen die Erinnerungen Manzùs an den Papst zu lesen. Danach kann ich sicher im Thread "Römische Kirchenportale" mehr sagen.


Hier also nur ganz kurz ein paar halbwegs brauchbare Bilder. Nach einer erneuten Romreise sehen wir dann weiter!



Detail aus dem Feld mit Papst Johannes XIII. (unten rechts):​



Zum geplanten Beitrag im Kirchenportale-Thread ist es leider noch nicht gekommen aber das wird sich noch ändern.

Ein Werk Manzùs ist mir auch aus dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg bekannt. Darüber habe ich 2012 hier im Forum berichtet.


Giacomo Manzù
Gerechtigkeit und Frieden
Bronzerelief, 1972


Eine dritte sehr interessante "Begegnung" mit Werken Manzùs hatten Claude und ich gemeinsam in Ostia Antica im Sommer 2015, als eine Reihe seiner Werke zwischen den Ruinen und vor allem in dem kleinen Museum ausgestellt waren und einen spannenden Kontrast zu den antiken Kunstwerken bildeten. Ein Bericht über diese Rom-Reise der Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich) existiert noch nicht, folgt aber sicher auch zu gegebener Zeit.

Nach dieser langen Vorrede nun zurück zum römischen Vorfrühling 2017 und der Engelsburg.

Den Eingang zur Ausstellung fand ich schließlich im Cortile dell'Angelo:

In der Sala di Clemente VIII stand ich sofort vor einem angedeuteten Modell der Porta della Morte mit Entwürfen zu drei der Bildfelder: Tod durch Gewalt, Tod Papst Johannes' XXIII. und Tod auf der Erde.



Tod Johannes' XXIII.
Auch drei Entwürfe für die sechs Tierfiguren am unteren Rand der Pforte waren ausgestellt und zwar 2x Schildkröte und Schlange sowie der Siebenschläfer:


Links: Tartaruga con serpe, 1962 - bronzo dorato
Mitte: Ghiro, 1962 - bronzo dorato
Rechts: Tartaruga con serpe, 1962 - bronzo dorato
Alle: Ardea, Museo Giacomo Manzù













Mit der Cappella della Pace ist diese gemeint: Saal 9. La Cappella della Pace - Vatikanische Museen
Siehe auch: Giacomo Manzù, Cristo deposto - Vatikanische Museen







In einem Nebenraum mit einem riesigen Photo Manzus neben der Porta dela Morte erstand ich den Ausstellungskatalog

Gegenüber dem Modell der Porta della Morte öffnete sich die Tür zum nächsten Ausstellungsraum. In der Sala della Giustizia war ein erster von Manzùs berühmten Kardinälen ausgestellt.






Cardinale, 1955
Bronze - 209 cm hoch
Venezia, Ca' Pesaro



Kardinäle in der Sala di Apollo


Grande Cardinale, 1955
Bronze - 211 cm hoch
Ardea - Museo Giacomo Manzù



Grande Cardinale, 1960
Bronze - 310 cm hoch
Ardea, Museo Giacomo Manzù





Il Cardinale Lercaro, 1953
Bronze - 265 cm hoch
Bologna, Cattedrale San Petronio




Cardinale seduto, 1957
Bronze - 79 cm hoch
Ardea, Museo Giacomo Manzù





Sale di Clemente VII
(2 Räume)
Saal 2








Deposizione di Cristo, 1950-1951
Anversa, Middelheim Open Air Museum of Sculpture











Alice Lampugnani





Sala di Clemente VII
Saal 1













Nun hatte ich meinen Rundgang durch die beeindruckende Ausstellung beendet und fand mich im



wieder.



Es war zum Glück kein Problem den Weg durch die Ausstellung noch einmal in umgekehrter Reihenfolge zu gehen, so dass ich verschieden Kunstwerke, die mir besonders gut gefallen hatten, noch einmal betrachten konnte.


Im warmen Abendlicht verabschiedete ich mich von der Engelsbrücke und dem Castel Sant'Angelo.





 

Tagesausklang
Am Abend war ich noch einmal an S. Angelo in Pescheria, fand die Kirche kurz vor Messbeginn geöffnet vor, habe aber nur diese beiden bescheidenen Bilder des Benozzo-Gozzoli-Freskos gemacht bevor ich die Kirche wieder durch den Seitenausgang verließ.


An der Piazza Sant'Ignazio ass ich bei Sabatino a S. Ignazio zu Abend.


An der Piazza S. Maria sopra Minerva war abendliche Ruhe eingekehrt. Noch munter lächelte Beli sein verschmitzes Lächeln. ;)


Buona notte, Beli!​
 

Von der Via Campo Marzio nach San Lorenzo in Lucina

Am Mittwoch Morgen, dem 16. März, machte ich mich nach einem guten Cappuccino mit Cornetto auf den Weg zum ersten Ziel meines geplanten Spaziergangs, der Kirche San Lorenzo in Lucina. Vom Pantheon aus nahm ich den Weg durch die Via di Campo Marzio an deren Ende ich diese sehr hübsche Madonnella entdeckte:
Die auf Holz gemalte Madonna del Sacro Cuore ist das Werk eines anonymen Künstlers des 20. Jahrhunderts. Sie befindet sich an der Fassade des Hauses mit der Hausnummer 41:


Foto von 2010
Gleich danach stand ich an der Piazza S. Lorenzo in Lucina. Im erst ein paar Tage zuvor wiedereröffneten Caffè Ciampini und dem benachbarten Vitti wurden die Tische auf den Terrassen gedeckt. Siehe: Piazza in Lucina, riapre Ciampini quasi un anno dopo l'incendio - la Repubblica.it Es versprach ein wunderschöner Tag zum Draussensitzen zu werden.

Beim Anblick dieser pastellfarbenen Häuser im Morgenlicht erinnerte ich mich wieder an die Aquarelle römischer Straßen und Plätze von Marcella Morlacchi und ihre Darstellung der Piazza San Lorenzo in Lucina.

Licht spielt auch eine Rolle im Namen von Platz und gleichnamiger Kirche. Einer Theorie zufolge stammt die Bezeichnung "in Lucina" nämlich von der Präsenz eines römischen Tempels zu Ehren der Göttin Juno Lucina. Siehe dazu z.B. TEMPIO GIUNONE LUCINA (S. Lorenzo in Lucina) | romanoimpero.com. Die Göttin half den Kindern das Licht ("lux") der Welt zu erblicken.

Wikipedia schrieb:
Lucina war in der römischen Mythologie eine bei der Geburt helfende Göttin. Sie ist völlig mit Juno in der gleichen Funktion verschmolzen und so zum Beinamen der Juno geworden.

Quelle

Einer anderen Theorie zufolge leitet sich die Bezeichnung "in Lucina" vom Namen jener Römerin ab, die ihr Privathaus der christlichen Gemeinde für ihren Kult zur Verfügung gestellt haben soll. Darüber wurde später S. Lorenzo in Lucina errichtet.

Im Säulenportikus der Kirche fiel mir sofort eine Skulptur auf, die ich dort noch nie gesehen hatte.


Als ich näher trat, erkannte ich, dass es sich um eines der hyperrealistischen Werke des kanadischen Künstlers Timothy P. Schmalz handelt.

Auf seine Skulptur "Homeless Jesus" im Vatikan habe ich seinerzeit in diesem Thread Vatikan/Papst: Jesus als Obdachloser in Bronze hingewiesen. Selbst gesehen habe ich ein anderes seiner zwei am Ospedale Santo Spirito in Sassia aufgestellten Werke und zwar "When I was hungry and thirsty" zu dem sich noch das Werk "When I was sick" gesellt.

Bei der Statue an S. Lorenzo in Lucina handelt es sich um das Original von "When I was a stranger".



Mein Interesse galt an diesem Morgen vor allem dem Altargemälde der Cappella di S. Lorenzo im rechten Seitenschiff. Der unbekannte Maler Sigismondo Rosa hat es um 1716 angefertigt. Es ist vielleicht kein Meisterwerk und dennoch interessant.

Die Kirche S. Lorenzo ist ja dem Hl. Laurentius von Rom geweiht und auf diesem Bild ist der Heilige gemeinsam mit der Römerin Lucina abgebildet.


S. Lorenzo ist mit dem Rost, auf dem er zu Tode kam, zu sehen und hält ein Palmblatt als Symbol des Martyriums. Originell ist, dass Lucina stolz dem Heiligen den Grundriss seiner neuen Kirche zeigt.

Zwei kleine Engel entrollen und halten den schön gezeichneten Plan während Lucina, mit Blick auf den Heiligen, diesem den Plan zu erklären scheint. Man erkennt die Apsis, den Altar, Kapellen und das Kirchenschiff.


Seitenkapellen, wie wir sie heute in der Kirche sehen und wie sie auf dem gezeichneten Plan zu sehen sind, gab es in S. Lorenzo in Lucina natürlich nicht von Anbeginn an. Die frühchristliche Kirche war eine dreischiffige Basilika mit neun bogentragenden Säulenpaaren. Die ersten sechs der heute insgesamt acht Kapellen wurden erst im Zuge der Gegenreformation während einer von Cosimo Fanzago um 1650 durchgeführten Restaurierung eingefügt. Zwei kamen später noch dazu.


Den Besuch von S. Lorenzo in Lucina hatte ich u.a. auch deshalb beschlossen, da in dieser Kirche, zwei Tage nach ihrer Geburt am 8.7.1593 in Rom, die Barockmalerin Artemisia Gentileschi getauft wurde. Mit deren Leben und Werk habe ich mich im Vorfeld der Reise recht ausführlich beschäftigt.

Die heutige Taufkapelle, ein Werk von Giuseppe Sardi, die ich nur durch ein Gitter fotografieren konnte, gab es noch nicht, als Artemisia Gentileschi 1593 in dieser Kirche getauft wurde.


Das Taufbecken aus grünem und gelbem Marmor wohl auch nicht. Was das Holzmodell auf dem Taufbecken darstellt, hat sich mir nicht erschlossen

Zu relativ früher Stunde war ich ganz allein in der Kirche.

Über dem Hochaltar wird der Blick von einer Kreuzigungsdarstellung Guido Renis (entstanden um 1637/1640), angezogen.
Das Gemälde wurde der Kirche 1669 von der Marchesa Cristina Angeletti vermacht. Carlo Rainaldi entwarf den Altar für dieses Gemälde. Zwischen den schwarzen Marmorsäulen beeindruckt das Gemälde u.a. mit seinen ebenfalls zum grossen Teil in Perlgrau, Dunkelgrau bis Schwarz gehaltenen Tönen. Der düstere Hintergrund stellt Jerusalem mit Türmen und Kuppeln dar. Am Horizont erkennt man ein Wetterleuchten. Davor hebt sich der elfenbeinweiße und unversehrte Körper Christi ab. Kein Blut, keine Wunden ... Marco Lodoli, ein intimer Kenner Roms, fühlt sich an den "gemeißelten Leib eines Olympioniken" erinnert und hat das Gefühl, dass dieser Christus mit ausgebreiteten Armen auf dem Kreuz "fast zum Flug bereit" ist.


Zu guter Letzt sah ich mir erneut die Gedenktafel für den Maler Adam Elsheimer, einem persönlichen Bekannten von Orazio und Artemisia Gentileschi, an.


Fotos von Dezember 2010
Dann setzte ich meinen Spaziergang durch das morgendliche Rom Richtung Corso fort, wo ich den Besuch einer weiteren Kirche geplant hatte.
 

Fernando Mario Paonessa
in San Carlo al Corso



Der 2. Teil meines morgendlichen römischen Spaziergangs glich in Teilen jenem, den ich auf den Tag genau sieben Jahre zuvor, am 16.3.2010, unternommen hatte-

Ein Halt musste unbedingt in der Kirche Santi Ambrogio e Carlo al Corso eingelegt werden, die es der Patentochter und dem Neffen von Simone im Dezember so sehr angetan hatte. Einige Eindrücke:



So (Mitte) sahen die Säulen vor der Renovierung 2001 aus. 8O
Konstantin mag den Hl. Antonius und erkannte auch den Hl. Joseph, dessen Namenstag drei Tage später anstand.​



Besonders gut gefielen Velasquez und Konstantin der Blick in die Kuppel und die musizierenden Engel.​

Damals habe ich allerdings nicht auf jene Kunstwerke geachtet, die mich sieben Jahre später hierherführten, nämlich die Kreuzwegstationen und die Darstellung Christi am Lebensbaum des zeitgenössischen Bildhauers Fernando Mario Paonessa.

Am letzten Abend der in diesem Reisebericht Rom für Anfänger und Fortgeschrittene geschilderten Romreise im Sommer 2014, zeigte mir eine Reisegefährtin Photos, die sie mit ihrem Smartphone in SS. Ambrogio e Carlo gemacht hatte. Sie war ganz begeistert von einzelnen modernen Kreuzwegstationen aus Bronze, die sie dort entdeckt hatte.

Auch mir gefiel, was ich sah und trotz mehrerer Besuche der Kirche nicht bewusst wahrgenommen hatte und ich beschloss herauszufinden von wem diese Kunstwerke stammen und sie mir auch einmal selbst anzuschauen.

Dass es sich um Werke des am 2. Juli 1946 geborenen und in Rom lebenden Fernando Mario Paonessa handelt, fand ich damals gleich heraus. Viele Informationen gibt es allerdings nicht über den Künstler.

Wichtige Hinweise liefert diese Webseite Fernando Mario Paonessa und der Konkretionismus

Paonessa verbindet in seiner Plastik hohe technisch-materielle Qualität mit einer lyrisch-aufrichtigen Ausdrucksform. Erfüllt von der Schönheit, sind seine Bronzen von dynamischer Vitalität. (...) In seinen Figuren konkretisieren sich Zeit, Licht und Materie; die Skulpturen vibrieren und verwandeln sich gleich den Noten von Wagner: sie sind unruhig, kraftvoll und bedrohlich.

Auf der italienischen Wikipedia-Seite über die Basilica dei Santi Ambrogio e Carlo al Corso liest man:

Wikipedia schrieb:
Lo scultore italiano contemporaneo Fernando Mario Paonessa ha realizzato per la Basilica due importanti opere di scultura: la Via Crucis, 16 formelle in bronzo di cm 85x15x100, collocata così da guardare verso la navata centrale e il Consummatum Est, in bronzo, alta 250 cm, raffigurante il Cristo sull'albero della vita. Un Cristo dalla figura esile come un'"ombra" etrusca, che si libera dalla croce e, nell'ampio gesto delle mani, indica già la resurrezione.[2]

Wie bei Guido Reni in S. Lorenzo in Lucina also ein Christus, der sich sozusagen vom Kreuz befreit und für die Auferstehung steht.

Da die Kirche noch menschenleer war, konnte ich ohne jemanden im Gebet zu stören, folgende Aufnahmen machen.


Erste der 16 Bronzeplatten aus dem Jahr 2000
mit Signatur des Künstlers


1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt


2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern


3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz


4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter


5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen


6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch


7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz


8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen


9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz


10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt


11. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt


12. Station: Jesus stirbt am Kreuz


13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen


14. Station: Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt


Auferstehung Christi

Den Blick in die Kuppel dieser hellen, freundlichen Kirche liebe ich sehr. Direkt darunter, neben dem modernen Altar findet man das zweite Werk Paonessas, den Christus am Lebensbaum. Er ist nicht ganz einfach zu fotografieren. Bei der Nahaufnahme wollte sich das Objektiv meines Fotoapparats zunächst nicht scharfstellen, was aber auch einen netten zum Werk passenden Effekt bewirkte:

Ich sass dann noch eine ganze Weile in einer Kirchenbank und auch als ich mich wieder zum Gehen wandte, war ausser mir nur ein Mann im riesigen Kirchenraum:
Wem die Werke Paonessas gefallen haben, findet hier seine Webseite mit Foto: HOME
 

Kreuzgang von Sant'Orsola
Von San Carlo al Corso ging ich die Via del Corso entlang weiter Richtung Piazza del Popolo und bog wenig später in eine der kleineren und unbekannteren Strassen des Tridente ein, die Via Vittoria.

Diese Strasse, die den Corso mit der Via del Babuino verbindet, wurde früher auch Via delle Orsoline genannt, denn hier befand sich seit dem 17. Jahrhundert die Kirche Santi Giuseppe ed Orsola (meist nur Sant'Orsola genannt) und ein sich daran anschliessendes Ursulinen-Kloster.

Die Fassade der Kirche erkennt man auf dem Foto oben links an dem grossen halbrunden Fenster über dem Eingang, dem Dreiecksgiebel und den beiden hohen Pilastern. Sie wurde 1779 im neo-klassischen Stil neu errichtet. 1873 wurde sie nach ihrer Beschlagnahmung durch den italienischen Staat entweiht und diente als Konzertsaal nachdem die Räumlichkeiten Sitz der Accademia di S. Cecilia und der Congregazione dei Musici wurden. Die ehemalige Kirche beherbergt heute das Teatro Studio Eleonora Duse, Via Vittoria 6. Siehe: Accademia Nazionale d'Arte Drammatica Silvio D'Amico.

Die Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters (Convento e chiostro di Santi Giuseppe ed Orsola) beherbergen das Conservatorio Santa Cecilia. An der Via Vittoria hörte man, dass hinter den alten Mauern geprobt wurde. Besonders die Pauken sind mir in Erinnerung geblieben.

Der Eingang zum Musikkonservatorium befindet sich allerdings nicht an der Via Vittoria sondern eine Parallelstrasse weiter Richtung Piazza del Popolo, an der Via dei Greci. Dorthin ging ich nun weiter.

An der Ecke Via del Corso - Via dei Greci befindet sich ein Lederwarengeschäft der Marke Coccinelle. Der Inhalt der Schaufenster bestätigte den Trend zu pastellfarbenen Accessoires, die mir überall in Rom auffielen:
An der Via dei Greci angekommen bewunderte ich als erstes die Kamelien vor dem Hotel Mozart.
Der Bogen im Hintergrund verbindet das Pontificio Collegio Greco mit der Kirche Sant'Atanasio dei Greci. Das folgende Foto entstand mit dem Bogen im Rücken und bietet einen Blick auf die terracottafarbene Fassade des Conservatorio Santa Cecilia.
Durch das geöffnete Eingangsportal erkennt man vage, was mich hierhergeführt hat, nämlich der Kreuzgang des ehemals hier beheimateten Ursulinen-Klosters.

Das Kloster hat zwei bekannten Frauen, Mutter und Tochter, viel zu verdanken. Es handelt sich dabei zunächst um Laura Martinozzi, verheiratete d'Este, Herzogin von Modena (1635 bis 1687). Diese Nichte des französischen Kardinals Mazarin, eine von sieben sogenannten Mazarinetten, verbrachte dort die letzten Jahre ihres Lebens.

Wikipedia schrieb:
Als ihr Sohn 14 Jahre alt wurde, legte Laura die Regentschaft nieder. Der geistig und körperlich schwächliche Francesco II. geriet unter den Einfluss seines Halbbruders Cesare, und Laura übersiedelte nach Rom zu ihrer Mutter. Die Bitten ihres Sohnes, wieder nach Modena zurückzukehren, lehnte sie bis zu ihrem Tod ab. Kurz vor ihrem Tod begab sie sich auf eine Pilgerfahrt nach Loreto, wo sie dafür betete, dass ihre zur englischen Königin aufgestiegene Tochter Maria Beatrix, deren Kinder alle bisher früh gestorben waren, noch einen lebensfähigen Sohn bekomme. Dieser Wunsch ging im Juni 1688 mit der Geburt von James Francis Edward Stuart in Erfüllung.[5] Doch Laura selbst erlebte diese Geburt ihres Enkels nicht mehr, da sie hochgeachtet[6] bereits am 19. Juli 1687 im von ihr vergrößerten Ursulinenkloster in der Via Vittoria in Rom[7] an einer Krankheit verstorben war.[8]

Testamentarisch hinterliess Laura Martinozzi d'Este, Herzogin von Modena Geld für den Neubau des Klosters. Nach ihr ist die Via Laurina im Tridente benannt.

Ricorda la duchessa Laura Martinozzi di Modena, nipote del cardinale Giulio Mazzarino, che eresse il monastero per le religiose Orsoline nel 1684, sulla “Strada Vittoria”.
Quelle

Auch ihre Tochter, die im Wikipedia-Zitat erwähnte Maria Beatrice d'Este, Prinzessin von Modena (1658 bis 1718) und letzte katholische Königin von England durch ihre Heirat mit dem nachmaligen Jakob II., war eine bedeutende Gönnerin des Ursulinenklosters. Siehe z.B. hier.
Der Kreuzgang des Ursulinen-Klosters ist bis heute erhalten. Er hat einen auffallend langgestreckten Grundriss mit 10 Arkaden an den Längsseiten und 3 an den Schmalseiten. Alle Arkaden werden von Pilastern getragen. Die Öffnungen sind heute verglast, was dem Gesamteindruck aber nicht schadet. Die ehemaligen Wandelgänge sind nun Korridore des Musikkonservatoriums.

Ich habe mich sehr gefreut, dass mir Einlass gewährt wurde und da ich den studentischen Betrieb nicht stören wollte, habe ich mich vor allem im Garten des ehemaligen Kreuzgangs aufgehalten. Dieser bietet nach allen Seiten einen guten Blick auf die ehemaligen Konventsgebäude.

Ein Gärtner mähte eben den Rasen und es roch (für mich zum ersten Mal in diesem Jahr) gut nach frischgemähtem Gras. Es liegen ein paar antike Säulen auf der Wiese. Zu meinem Bedauern existiert die hohe Palme, die ich auf älteren Photos, z.B. hier, gesehen hatte, nicht mehr. Sie ist wahrscheinlich dem exotischen Käfer zum Opfer gefallen, der für den Tod so vieler schöner Palmen in Rom verantwortlich ist. Vgl.: Rom: Die Ewige Stadt fürchtet um ihre Palmen. Als Ersatz hat man zwei noch sehr kleine neue Palmen gepflanzt (Photo oben rechts).

Gut gefiel mir die über den vier Flügeln des Kreuzgangs verlaufende Terrasse mit einem niedrigen Geländer, von der aus man bestimmt einen hübschen Blick auf den Garten hat.
In drei der vier Ecken befinden sich Büsten von Musikern.
Last but not least findet man auch einen einfachen achteckigen Brunnen im Garten.
Ein paar Rosenstöcke warteten auf wärmeres Wetter um diesem historischen Ort noch mehr Farbe zu geben.
Durch die Glastür zum rechten Korridor trat ich wieder ein und es erwartete mich noch ein ganz besonderer "Leckerbissen" von dessen Existenz ich zuvor keine Ahnung hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Pozzo-Fresken im ehemaligen Konvent von Sant'Orsola

Nachdem der ehemalige Ursulinen-Konvent zum Konservatorium geworden war, wurden die Räume natürlich den Bedürfnissen einer solchen Einrichtung angepasst. So ist aus dem ehemaligen Refektorium ein Lesesaal der Bibliothek des Conservatorio Santa Cecilia geworden.

Es ist ein wunderschöner Raum, von dem ich folgende Bilder auf der Seite des Konservatoriums gefunden habe: Blick vom Eingang aus nach rechts und Blick in die andere Richtung.

Die Fresken an den Schmalseiten des Raums versetzten mich auf den ersten Blick in helle Begeisterung. Als mir dann auch noch die Bibliothekarin die Erlaubnis erteilte ein paar Photos zu machen, war ich sehr glücklich. Ausser ihr und mir war nur noch ein Student anwesend.

Ich betrachtete die Fresken, die sich in einem perfekten Zustand befinden, eingehend. Beginnen wir mit diesem Fresko:

In einer perspektivischen Scheinarchitektur, die den realen Raum um eine breite, marmorverkleidete Apsis mit Pilastern und dekorativen Kapitellen zu erweitern scheint, erkennen wir zwei Gruppen von Personen an einer Balustrade. Die Gruppe links ist unschwer als Maria und Josef mit dem Jesuskind zu erkennen.

Der kleine Jesus sitzt wohlbehütet auf einer Ecke von Marias blauem Umhang, wie auf einer Decke und lässt die Beine über die Balustrade baumeln.

Schwerer ist (für mich) die Interpretation der Gruppe rechts, ein älteres Paar (nur die Frau hat einen Heiligenschein) und ein Engel, der Früchte auf einem Teller anbietet. In seiner Rechten scheint er einen Zettel zu halten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass wir es hier mit einer Darstellung von Anna und Joachim, den Eltern von Maria und damit den Grosseltern von Jesus zu tun haben, aber sicher bin ich nicht.

Der Name Anna kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Jahwe hat sich erbarmt". Er steht für Liebe, Gnade, Anmut. Das Neue Testament berichtet nichts über Anna und ihren Mann Joachim. Namentlich erwähnt werden die Großeltern Jesu zum ersten Mal im so genannten Protoevangelium des Jakobus, einer apokryphen Schrift. Es erzählt folgende Legende: Anna und Joachim sehnen sich viele Jahre vergeblich nach einem Kind. Immer wieder bitten sie Gott darum. Nach langen Jahren endlosen Wartens erscheint Joachim in der Wüste ein Engel und verkündet ihm die Geburt einer Tochter. Auch seine Ehefrau Anna erlebt eine Engelerscheinung und die Verheißung eines von Gott auserwählten Kindes. Anna und Joachim sprechen über die gemeinsame Vision. Nach neun Monaten kommt ein Mädchen zur Welt.
Quelle: Die Großmutter Jesu - katholisch.de. Siehe auch: Anna und Joachim
Das ausdrucksstarke Gesicht der Heiligen gefiel mir besonders gut. Ich hatte das Gefühl von einer höchst lebendigen Person angeschaut zu werden.

An der gegenüberliegenden Wand erkennen wir, in eine ähnliche Scheinarchitektur eingefügt, die Darstellung des letzten Abendmahls.
Ganz auf die Darstellung des Letzten Abendmahls konzentriert, habe ich leider nicht genügend auf die beiden Frauenporträts in den gemalten Medaillons über den beiden Türen an dieser Wand geachtet (Foto oben). Erst nachträglich habe ich festgestellt, dass es sich bei den Dargestellten um Laura Martinozzi d'Este, die Herzogin von Modena (über der Tür rechts im Bild) und ihre Tocher Maria Beatrice d'Este, Prinzessin von Modena (1658 bis 1718) und letzte katholische Königin von England sowie von Schottland und Irland (über der Tür links im Bild) handelt. Beide waren bedeutende Gönnerinnen des Ursulinen-Klosters an der Via Vittoria und die Ältere verbrachte in diesem ihre letzten Lebensjahre. Siehe den Beitrag vor diesem über den Kreuzgang von S. Orsola.
Als ich mich zum Gehen wandte und mich bei den Bibliothekarin dafür bedankte, dass ich diesen schönen Raum hatte bewundern dürfen und ihr zu verstehen gab, welche Freude mir die Betrachtung der Fresken gemacht hatte, sagte sie mir, diese würden von Pozzo stammen. Gemeint war tatsächlich der berühmte italienische, Maler und Architekt Andrea Pozzo (1642 bis 1709) 8), dessen perspektivische Werke wir u.a. aus der römischen Kirche Sant'Ignazio kennen.

Nicht zum ersten aber auch nicht zum letzten Mal während dieser kurzen Tage in Rom dachte ich daran, wie oft sie Parallelen zu meiner Romreise 7 Jahre zuvor boten. Damals hatte ich im Palazzo Poli neben dem Trevi-Brunnen eine Ausstellung mit Werken Andrea Pozzos besucht:

Punkt 10 Uhr betraten wir dann den Palazzo Poli.


Fotografieren war in der Ausstellung verboten aber zumindest einen kleinen Eindruck bietet dieses Video.
Zu Hause habe ich dann gelesen, dass die Fresken im alten Refektorium des Ursulinen-Konvents an der Via dei Greci 1694 entstanden sind, dem Jahr, in dem Andrea Pozzo und seine Gehilfen ebenfalls im Refektorium des Convento di Trinità de' Monti prachtvolle Fresken malten und in dem das oben gezeigte Selbstporträt entstanden ist.

1694 (...) Assieme al collaboratore Antonio Colli esegue le decorazioni pittoriche nel Refettorio del convento dei Minimi a SS. Trinità de' Monti, Roma: un arioso loggiato prospettico con diversi gruppi di figure che rappresentano il convivio delle Nozze di Cana. Sempre con i suoi collaboratori esegue gli affreschi prospettici nell'antico refettorio del convento di S. Orsola.
Quelle: Cronologia

Darüber hinaus war Pozzo auch für die ursprüngliche Ausstattung der Kirche SS. Giuseppe ed Orsola in der Via Vittoria zuständig aber man weiss nur wenig über diese dort entfernten Bilder. Dazu werde ich versuchen mich noch ein wenig weiter zu informieren.

Mariano Armellini schrieb:
Ss. Giuseppe ed Orsola
È il titolo della chiesa annessa al monastero delle Agostiniane, dette Orsoline, in via Vittoria.
Furono edificati l'una e l'altro da Camilla Orisini Borghese e comprati colle offerte di Laura Maninozzi d'Este, duchessa di Modena, nel 1684, per conservatorio di fanciulle. Clemente XIII fece restaurare ed abbellire la chiesa, ma Benedetto XIV la ridusse alla forma attuale.
L' interno della chiesa è assai ricco di lavori in stucco: alcuni degli affreschi dell'altar maggiore sono opera del celebre pittore gesuita fratel Pozzi, a cui pure spettano gli affreschi della cappella di s. Agostino, e quello rappresentante il martirio di s. Orsola e delle proprie compagne, che si ammira nella volta.

Quelle Eigentlich müsste es "Laura Martinozzi" heissen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Giuseppe Valadier und die Piazza del Popolo

Nach dem Besuch des Conservatorio Santa Cecilia setzte ich meinen Weg vergnügt fort und war nun sehr gespannt auf mein Hauptziel an diesem herrlichen Morgen, die Via Margutta.

Von der Piazza del Popolo habe ich daher nur ein paar wenige Schnappschüsse gemacht.


In stärkerem Mass als je zuvor habe ich dort an Giuseppe Valadier (1762 bis 1839) gedacht, dessen Meisterwerk die Neugestaltung dieses Platzes zwischen 1816 und 1824 war. Sein Name war mir schon lange geläufig, aber mein Wunsch etwas mehr über ihn zu erfahren, entstand erst im Zuge der Recherchen zum Via-Margutta-Thread. Siehe den Beitrag zur Gießerei Valadier.

Geboren wurde der bedeutendste römische Architekt seiner Zeit am 14. April 1762 in Rom. Sein Vater, Luigi Valadier, war ein berühmter Goldschmied französischer Herkunft, seine Mutter, Caterina della Valle, Tochter des Bildhauers Filippo della Valle, Autor der beiden Skulpturen Salubrità und Fertilità rechts und links neben der Neptun-Statue der Fontana di Trevi. Das wusste ich aber noch nicht, als ich in Rom war und so gibt es nur eine Nahaufnahme des Sinnbildes der Fruchtbarkeit, der Fertilità:


Als Jugendlicher arbeitete Giuseppe Valadier in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters und dieser hätte es gerne gesehen, wenn sein Sohn in seine Fußstapfen getreten wäre aber Giuseppe wollte unbedingt Architekt werden. Papst Pius VI. verbündete sich mit Luigi Valadier und versuchte Giuseppe von seiner Begeisterung für den Beruf des Architekten abzubringen, indem er ihm sagte:

Giuseppino! Gli architetti sono cento.
Der junge Valadier erwiderte freimütig:

Padre beatissimo! Poco male: saranno cento e uno
Daraufhin wurde der entschlossene junge Mann mit päpstlicher Unterstützung in die Dienste des Architetto dei Sacri Palazzi, Carlo Marchionni, aufgenommen. 1781 wurde er zu dessen Nachfolger ernannt. 1784 war er an der Restaurierung des Doms von Spoleto beteiligt.

I lavori di rifacimento interni furono completati soltanto verso fine del XVIII secolo, quando a Giuseppe Valadier fu dato l'incarico di progettare le edicole presenti nelle navatelle, gli altari di testata dei transetti e l'altare maggiore. (...)
Dalle due navate laterali si aprono numerose cappelle aggiunte alla fine del XVIII secolo da Giuseppe Valadier.
In Umbrien erhielt er auch seinen ersten persönlichen Auftrag, eine Villa für den Grafen Pianciani in Terraia bei Spoleto. Siehe: Villa Pianciani - Dimore Storiche Italiane

Con grande intuito e certamente grazie anche alle sue frequentazioni, (l’entourage di papa Braschi) il Conte Alessandro decise di affidare il progetto ad un giovane architetto molto brillante che iniziava in quegli anni a farsi conoscere a Roma e a Spoleto.
Giuseppe Valadier disegnò l’impianto di tutto il complesso di Villa Pianciani, trasformando una semplice proprietà agricola con un piccolo manufatto medioevale in una prestigiosa residenza patrizia, dove natura, paesaggio e architettura convivono con un equilibrio e un gusto assolutamente straordinari. La Villa per la sua bellezza fu presto chiamata “la Delizia dei Pianciani“. All’interno del grande parco, anch’esso disegnato dal Valadier, si ritrovano il “Casino Principale ”(la Villa) con muri ellittici che si sporgono sul fronte del parco verso grandiosi gazebi in ferro (roseti), la cappella, una “casa” , una stalla e un giardino segreto con fontana e meridiana e belvederi e altri manufatti oggi scomparsi; tutte “membra” autonome di un unico “organismo” che trova nel caratteri stilistici e nelle funzioni complementari, svolte dalle singole parti, la sua ragione d’essere e il suo incredibile valore artistico.
Vergleiche: Villa Pianciani

Nach dem Selbstmord seines Vaters kehrte Giuseppe Valadier 1785 nach Rom zurück und übernahm (bis 1827) die Firma seines Vaters. Vor allem aber machte er sich in Rom einen Namen als Architekt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Valadier der bedeutendste römische Architekt. Sein Meisterwerk bleibt bis heute die Neugestaltung der Piazza del Popolo.

Erste Pläne dafür arbeitete Valadier bereits 1793 im Auftrag von Papst Pius VI. Braschi aus. Er behielt damals noch den alten trapezförmigen Grundriss des Platzes bei, wie er teilweise auf diesem Gemälde von Caspar van Wittel aus dem Jahr 1718 und auf dem folgenden Stadtplan zu erkennen ist.


Bilder von Wikimedia Commons
Teilansichten des berühmten Werks
La Nuova Topografia di Roma (174[noparse]8[/noparse])
von
Giovanni Battista Nolli
Links: URL der Seite - URL der Datei - Urheber: Lalupa
Rechts: URL der Seite - URL der Datei - Urheber: keine Angaben

An den Seiten des Platzes war damals die Errichtung von zwei Kasernen für Kavallerie und Infanterie vorgesehen. Hier ein Entwurf und hier ein Grundriss.

Mit der Besetzung Roms durch die Truppen Napoleon Bonapartes 1808 und die Vereinigung des säkularisierten Kirchenstaates mit dem napoleonischen Königreich Italien im Jahr 1809 wurden diese Pläne auf Eis gelegt.

Die Franzosen hatten andere Prioritäten für die Piazza del Popolo:

Con l'arrivo dei francesi a Roma si impose un progetto di "pubblica villa e passeggiata", affidato ad un architetto francese Louis Martin Berthault.
Quelle: Valadier, Giuseppe | Personaggi – Artisti | ANTIQUORUM HABET resp. Valadier, Giuseppe | Personaggi – Artisti | ANTIQUORUM HABET

Aber auch die Pläne Louis-Martin Berthaults kamen nicht zur Ausführung.

Mit der Rückkehr Papst Pius' VII. im Mai 1814 und der Restauration des Kirchenstaates 1815 auf dem Wiener Kongress war der Weg für Giuseppe Valadier wieder frei. Vor rund 200 Jahren, zwischen 1816 und 1824, verlieh er der Piazza del Popolo die Form einer Ellipse sowie "die Funktionen des Aufenthaltes, der Erholung ..." wie es in diesem lesenswerten Text steht.

Das folgende Foto zeigt eine der beiden Exedren des Platzes mit dem von Valadier gestalteten Brunnen. Er stellt die Göttin Roma mit den Flüssen Tiber und Aniene dar.


Foto von 2011

Sein pendant auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes gestaltete Valadier mit dem Gott Neptun und zwei Tritonen.

Ebenfalls von Valadier stammt der Löwenbrunnen in der Mitte des Platzes rings um den Obelisco Flaminio.


Um diesen Brunnen zu errichten liess Valadier den alten Brunnen Giacomo della Portas von 1572 entfernen. Mehr zu dem alten Brunnen unter folgendem Link: Die Brunnen Giacomo della Portas - Seite 12 . Meine beiden folgenden Fotos zeigen ihn in einem Gemälde von Willem van Nieulandt im Museo di Roma Palazzo Braschi:


Ein entscheidendes Element in Valadiers Neugestaltung der Piazza del Popolo war die Anlage der baumbestandenen Rampen hinauf zum Pincio, der gleichzeitig zur Aussichtsplattform in Richtung Petersdom umgestaltet wurde.

... si costruirono le ampie rampe di raccordo, adornate da alberi e carrozzabili, che permettevano di raggiungere la terrazza del Pincio.
Quelle: Valadier, Giuseppe | Personaggi – Artisti | ANTIQUORUM HABET

Ein topographischer Plan von Luigi Maria Valadier zeigt die Neuerungen des 18. Jahrhunderts in der Vogelperspektive und das Gemälde eines anonymen Malers eine Ansicht der Piazza del Popolo kurz nach der gelungenen Neugestaltung des Platzes.

Ich lenkte meine Schritte nun zum Südende des Platzes mit den Kirchen Santa Maria in Montesanto (links auf meinem Foto) und der gerade eingerüsteten Kirche Santa Maria dei Miracoli:


Links an Santa Maria in Montesanto vorbei gelangte ich zur Via del Babuino, wo ich nach links in die Via Margutta einbog.

 
Zuletzt bearbeitet:

Via Margutta
Teil 1


Die Via Margutta wurde Ende des 16. Jahrhunderts zur Vervollständigung des Tridente konzipiert. Etwas abseits der drei großen Achsen des Tridente Via di Ripetta (früher: Via Leonina), Via del Corso und Via del Babuino (früher: Via Paolina), die fächerförmig von der Piazza del Popolo ausstrahlen, liegt sie an der Rückseite der Via del Babuino an den westlichen Hängen des Pincio.

Von der Piazza del Popolo kommend, ging ich am Hotel de Russie in der Via del Babuino entlang Richtung Via Margutta. Der Palazzo aus dem das Hotel entstand, wie auch der Terrassen-Garten zum Pincio hin, sind übrigens (wie die Piazza del Popolo) Entwürfe Valadiers.

Gleich nach dem Hotel blickt man in eine mit einem Gittertor verschlossene Gasse, den Vicolo del Borghetto. Ein kleines Stückchen weiter erreicht man die Ecke Via del Babuino-Via Margutta.


Ein kurzer Teil der Via Margutta verläuft also nicht parallel zum Pincio sondern parallel zum bereits genannten und verlinkten Vicolo del Borghetto.

Von den beiden Häusern an der rechten Strassenseite (Hausnummern 121 bis 115) habe ich keine Bilder gemacht. Man erkennt sie allerdings (ganz rechts) in diesem hübschen Aquarell von Marcella Morlacchi.

Hinter dem Eingang Nummer 118 befindet sich seit 1979 das Restaurant Il Margutta. Das Gebäude ist ein Eckhaus und setzt sich im Hauptteil der Via Margutta fort:


Ich habe mich dafür entschieden, Euch zunächst Bilder der Häuser zu zeigen, die an der Rückseite der Via del Babuino liegen. In Teil 2 folgt dann die unterhalb der Hänge des Pincio gelegene Häuserzeile.

Der Vicolo del Babuino, der Vicolo dell'Orto di Napoli und am Ende die Via Alibert verbinden die Via Margutta mit der Via del Babuino. Wir haben es also auf dieser Strassenseite mit drei Häuserblocks zu tun.


Blick zurück auf das Eckhaus mit den Hausnummern 114 bis 109

Man erkennt hier leider nicht, dass das Haus noch zwei weitere Etagen hat. In der Wohnung mit den zwei Balkonen (vergleiche das Aquarell von Marcella Morlacchi) lebten von November 1968 bis Oktober 1993 Federico Fellini und seine Frau Giulietta Masina. Diese verstarb im März 1994 und danach wurde das Haus verkauft. Dazu: ' CHE TRISTEZZA VENDERE LA CASA DEL MAESTRO' - la Repubblica.it

Sul citofono non c' era mai stato scritto casa Fellini-Masina, ma tutti in via Margutta sapevano che lì, nel piano nobile con tre finestre e due balconcini che si affacciavano sulla strada dei pittori, abitava la coppia più amata del cinema italiano.
Neben dem Hauseingang mit der Nummer 110 wurde folgende Marmortafel zum Gedenken an das beliebteste Paar des italienischen Films angebracht:


Via Margutta

Quante strade rare e belle​
sò l’orgojo de ‘sto monno​
che t’incanti ner vedelle …​
io però sai che risponno?

"Via Margutta ormai è lampante​
che le batte tutte quante​
perchè è unica e speciale​
e ner monno nun c’è uguale!"​
Die Tafel ist, wie viele weitere in der Via Margutta, ein Werk von Enrico ("Rico") Fiorentini, dem ehemaligen Besitzer der Marmorwerkstatt La bottega del marmoraro, Via Margutta 53 b. Diese wird heute von seinem Sohn Sandro weitergeführt. Die Verse auf der Tafel stammen vom Schauspieler und Dichter Renato Merlino und gestiftet hat es der Galerist Enrico Todi.

Enrico Todi schrieb:
Federico Fellini wohnte in dieser Straße. Wir haben an seinem Wohnhaus in der Via Margutta 110 eine Gedenktafel anbringen lassen.
Kurz nachdem ich im März aus Rom zurück war konnte man in der Presse lesen, dass ein anonymer Maler ein kleines Wandgemälde links neben dem Eingang zu Fellinis früherem Domizil in der Via Margutta angebracht hat. Wahrscheinlich ist es inzwischen längst wieder entfernt. Siehe: Un omaggio inaspettato a Fellini, in via Margutta und viamargutta

Die drei folgenden Bilder zeigen das an der Via Margutta 109 gelegene Geschäft von Maurizio Grossi. Hier werden Mosaiken und dekorative Marmorgegenstände (Büsten, Obelisken, Früchte ...) angeboten.


Zu meinem Bedauern habe ich kein Bild der Via Margutta 107 und 108. Ausgerechnet hier soll, wie ich erst später erfahren habe, der Barbier Giovannino alias Margutto, seinen Laden betrieben haben.

Un tempo a Roma c'era un barbiere di nome Giovannino, soprannominato Margutto in senso dispregiativo. Margutta era infatti usato per indicare una persona goffa, brutta.
Giovannino si trovava in quella che poi sarebbe diventata la strada degli artisti: via Margutta, appunto.
Quelle

Man erkennt das Haus allerdings gut im bereits weiter oben verlinkten Aquarell von Marcella Morlacchi.

Den Namen des Galeristen Enrico Todi habe ich vorhin bereits in Zusammenhang mit der Wohnung Fellinis erwähnt. Unter diesem Link findet man ein Interview von 2012 mit dem damals 83jährigen Galeristen. Seit 1976 befindet sich seine Galerie, die Galleria Vittoria, an der Via Margutta 103.


Links neben dem Schild der Galerie befindet sich folgende Marmortafel:


Zum benachbarten Salotto selbst habe ich keine Informationen gefunden aber das Gedicht auf der Tafel ist von Checco Durante (1898 bis 1976), einem volkstümlichen römischen Schauspieler und Dichter.

Die Tafel wurde am 13. Juli 2004 zu seinem 120. Geburtstag angebracht. Vergleiche dazu bei Interesse auch Checco Durante: Via Margutta lo ricorda - Radio Colonna

Enrico Todi, gallerista e difensore della vera Roma così ricorda l’artista.
“La mia conoscenza con Checco Durante risale agli anni 40, proprio all’inizio della guerra e mia madre Teresa mi portava a vedere le sue commedie che mi davano il senso dell’umanità e della vita familiare. Poi negli anni ‘60 ho continuato a seguirlo nell’ormai scomparso teatro Rossini. In questa occasione voglio tenerne viva la memoria insieme a tanti amici, in particolar modo con Renato Merlino ed Enrico Pozzi, anche loro poeti romaneschi, ponendo una targa qui vicino alla Galleria Vittoria dove Checco passava tanto tempo scegliendo la sua poesia intitolata “A chi vojo bene”, e dedicata alla nostra più grande amante: Roma.
Doch nun zum berühmten Feigenbaum der Via Margutta neben der Galleria Vittoria. Leider zeigten sich an diesem Märztag gerade mal ein paar kleine Blattknospen an seinen Ästen.


Dass der Baum für die Anwohner etwas Besonderes ist, kann man den beiden angebrachten Tafeln entnehmen. Mitte der 1970er Jahre fand auf wundersame Art und Weise ein kleiner Feigenbaum genug Nahrung um sein Wachstum zwischen den Pflastersteinen zu beginnen und nach und nach eine dichte Krone zu entwicken. Gehegt und gepflegt, wurde er zu einem festen Bezugspunkt der Anwohner. Hier trafen sich die alteingesessenen Marguttiani gerne. 2001 beschlossen Enrico Fiorentini und Enrico Todi zum 25. Geburtstag des Baumes eine Marmortafel mit einem Gedicht über den Baum anzubringen. Verfasst hat es in römischem Dialekt der Poet Giancarlo Parodi. Ich habe mich bemüht, den Text abzutippen aber es gut möglich, dass mir dabei Fehler unterlaufen sind.


ER FICO DE VIA MARGUTTA

Tu che sorti dar serciato
tra li spacchi der cemento
su per muro arampicato
contro l'acqua e contro er vento.

Tu che eri tenerello
sei cresciuto lentamente
te sei fatto n'arberello
tutto verde finarmente.

T'a ringrazio con fervore
pe sto verde assai d'effetto
che a me che so pittore
scenne dorce drento ar petto.

De sta via che ha visto gente
che arivava da ogni dove
non c'è più arimasto gnente
come neve quanno piove.

No l'artisti so spariti
Mamma mia chè avvillimento
certi tempi so finiti
quanno qui c'era er fermento.

Per pittore e l'artigiano
nun c'è posto a via Margutta
ogni giorno piano piano
se la stanno a venne tutta.

Che tristezza, che squallore
senti quello che te dico
der passato che dolore
c'è a rimane proprio un fico.


Am 19. Oktober 2007 verursachte ein unaufmerksamer Lastwagenfahrer einen Unfall in der Strasse wobei der ursprüngliche Feigenbaum vollständig zerstört wurde. Die Marguttiani pflanzten einen neuen jungen Feigenbaum, der nun fast 10 Jahre die Via Margutta ziert und im Sommer sicher ein noch schöneres Bild bietet als Mitte März. An den Unfall und an den ersten Feigenbaum erinnert die zweite Tafel aus Metall. Das Gedicht schrieb der bereits weiter oben erwähnte Renato Merlino nach einer Idee von Enrico Todi.


Meine nächsten Bilder an der Via Margutta entstanden vor dem Haus Nummer 97 an dem eine Gedenktafel an den Maler und Partisan Giordano Bruno Ferrari erinnert. Über ihn habe ich bereits vor dieser Romreise im Via Margutta-Thread berichtet. Siehe: Via Margutta - Straße der Künstler - Seite 2

In einer kleinen Nische über der Gedenktafel ist sein Kopf in Marmor verewigt.​


A
GIORDANO BRUNO FERRARI
PITTORE

CADUTO PER LA LIBERTA
PER QUESTA E PER L'ARTE SUA
QUI OPERAVA

ROMA FORTE BRAVETTA XXIV MAGG MCMXLIV​

Giordano Bruno Ferrari (1887 bis 1944) war der Sohn des Bildhauers und Politikers Ettore Ferrari, der u.a. das Monument für Giordano Bruno am Campo de' Fiori geschaffen hat und das 1889 eingeweiht wurde.

Giordano Bruno Ferrari starb, wie der Mann, nach dem seine Eltern ihn benannt haben, einen schrecklichen Tod. Gegen Kriegsende versammelte er antifaschistische Patrioten in seinem Studio in der Via Margutta, die den heranrückenden Truppen der Alliierten Informationen verschafften. Am 13. März 1944 wurde er von den Deutschen verhaftet. Er wurde gefoltert, schwieg aber unter der Folter. Am 27. April wurde er zum Tode verurteilt und am 24. Mai zusammen mit anderen Kameraden im Fort Bravetta erschossen - wenige Tage vor der Befreiung Roms.


Weitere Aufnahmen an der Via Margutta:


Links: eine weitere Galerie
Rechts: Blick zurück auf den bereits zurückgelegten Weg

Leider sah ich fast keine Menschenseele in der Strasse und war mit Sicherheit der einzige Tourist weit und breit.


Blick in eines der Quersträsschen Richtung Via del Babuino mit S. Atanasio dei Greci

Der frühere Garten, dem das Strässchen seinen Namen verdankt, war einst Besitz der Farnese, später des Königs von Neapel. Hier befand sich die Accademia Artistica di Napoli welche 2 Malern, 2 Bildhauern und 2 Architekten aus dieser Stadt beherbergte. Viele flämische, französische und deutsche Maler liessen sich am Ende des 16. und dem Beginn des 17. Jahrhunderts hier nieder. Zu den bekanntesten gehört Adam Elsheimer.

An der Via Margutta 81 findet man folgende Marmortafel:


Der nicht komplett erhaltene aber gut lesbare Text des Edikts vom 9. September 1740 lautet:

"D'ordine di Monsigor Illustrissimo e Reverendissimo Presidente delle Strade, si vieta a tutte e singole persone di fare il mondezzaro nella Via Margutta, pena scudi 10 per volta et altre pene corporali, nerbate, ceppi, giri di rota, o come il Mastro di Strade volesse assecondo l'età e il sesso".

Pasquetta hat bereits darüber berichtet:

In "Rom. Ein Reisebuch" von Eckhard Supp habe ich über eine weitere Kuriosität in der Via Margutta gelesen. An der Nr. 81 ist eine der mehreren in Rom zu findenden Tafeln angebracht, auf der demjenigen, der seinen Unrat auf die Straße kippt eine Strafe - zehn "scudi", Stockhiebe, Pranger ... - angedroht wird (hier eine Abbildung der targa) Ob's geholfen hat?

Das nächste Foto zeigt die Osteria Margutta, Via Margutta 82. Das Lokal besteht laut Webseite seit 1965 und wurde 1974 von Piero Gabrielli übernommen.


Die Tische wurden gerade gedeckt als ich vorbeikam und unter dem Sonnenschirm lugte ein Teil einer weiteren Marmortafel hervor. Man liest dort von den "Mille bambini di Via Margutta". Wenn ich es recht verstanden habe, wurde diese Bewegung zur Aufklärung über Behinderungen und zur Unterstützung behinderter Menschen von Piero Gabrielli, einem früheren Rugby-Spieler und seit 1974 Besitzer der Osteria Margutta, 1975 ins Leben gerufen.

“Mille Bambini” nasce come un invito a tutti i bambini del mondo ad inviare un disegno che sarà esposto in via Margutta in Roma. Nel giugno del 1975 alcuni artigiani, pittori, galleristi, antiquari e commercianti di via Margutta, spronati da Piero Gabrielli si riuniscono in un Comitato promotore della manifestazione: “Mille Bambini a via Margutta”, allo scopo di richiamare l’attenzione delle autorità e della pubblica opinione sui tanti e gravi problemi degli handicappati.
Siehe auch: COMUNICATO STAMPA XXI TORNEO DI MINIRUGBY "PIERO GABRIELLI" 2017 U 6 – 8 RUGBY: UNO SPORT PER L'INTEGRAZIONE - UNIONE RUGBY CAPITOLINA

Langsam aber sicher näherte ich mich den letzten Häusern an der rechten Seite der Via Margutta, wenn man sie von der Piazza del Popolo kommend, entlanggeht.


Besonders interessierten mich noch die Adresse Via Margutta 62 und 68. Meinen Recherchen über die Gießerei Valadier zufolge soll diese sich in dem genannten Bereich befunden haben. Siehe dazu: Via Margutta - Straße der Künstler - Seite 3

An der Rückseite des Palazzo Fede (heute auch Casa Valadier) mietete Luigi Valadier (ebenfalls vom conte) zwei Schuppen an der Via Margutta und richtete dort seine Schmiede und Gießerei ein. Heute entspricht wahrscheinlich das Haus mit der Nummer 62a (vielleicht aber auch dasjenige mit der Nummer 6[noparse]8[/noparse]) an der Via Margutta der Lage der Gießerei Luigi Valadiers. Mit absoluter Sicherheit lässt es sich leider nicht sagen. (...)
Sein Sohn, Giuseppe Valadier, war damals erst 23 Jahre alt. Er übernahm die Gießerei und brachte die Arbeit 1786 zu Ende. Die Glocke wurde mit viel Aufwand auf einer Art Schlitten zum Petersdom transportiert, vom Papst gesegnet und an ihren Bestimmungsort an der Fassade des Petersdoms gebracht. Dort hängt sie heute noch in der Mitte der beiden kleinen Glocken und als vorderste von 4 großen Glocken.



Irgendwo hier entstand also der Campanone, die grösste Glocke des Petersdoms. 8)


Letzte Bilder dieses ersten Teilberichts mit Impressionen von der Via Margutta:


Letzes Haus an der Ecke Via Margutta/Via Alibert
Blick in die Via Alibert
Plakat in einem Schaufenster der Via Margutta
Via Margutta in ihrer gesamten Länge
 
Zuletzt bearbeitet:

Via Margutta
Teil 2


In diesem 2. Berichtsteil über meinen Spaziergang an der Via Margutta stelle ich ein paar Impressionen von der dem Pincio zugewandten Strassenseite vor. Den zurückgelegten Weg von der Via Margutta 1 bis 61 kann man erneut mit Hilfe eines der hübschen und detailreichen Aquarelle von Marcella Morlacchi verfolgen. Die Fassaden sind darauf viel besser zu erkennen als auf Fotos.


Hier sind wir wieder an der bereits bekannten ;) Ecke Via del Babuino und Via Margutta.

Die Gruppe von Wohngebäuden des sogenannte Borghetto waren die ältesten an der Via Margutta. Ein paar zweigeschossige Häuser aus dem 18. Jh. (rechts neben dem verschlossenen Gässchen) erinnern in ihrer einfachen Bauweise an die noch schlichteren Häuschen, die im 15 und 16. Jh. hier standen.


Das lachsfarbene Haus mit der Nummer 1d beherbergt das Restaurant Babette. Im gelben Haus mit der Nummer 2 befindet sich das Geschäft eines Juweliers[FONT=&quot].[/FONT] [FONT=&quot]

[/FONT]Nun bin ich um die [FONT=&quot]Ecke gebogen und stehe vor dem ersten in der Reihe jener, deren Rückseite Richtung Pincio blickt. Die Hausnummern reichen von 4 bis 9. Leider habe ich nur ein einziges Foto mit einem kleinen Teil des Erdgeschosses und den Hausnummern 5 und 6. Hier befindet sich das Einrichtungsgeschäft Lelli.
[/FONT]​


Das Haus ist entweder stark modernisiert oder ein Neubau aus der Mitte der 1960er Jahren.

Kurz vorstellen möchte ich Euch einen Mann, der zuvor (von 1939 bis 1963) dort in zwei kleinen, gemieteten Zimmer gewohnt hat. Sein Name lautete Roberto Bazlen, genannt Bobi. Er wurde 1902 in Triest geboren und verstarb Ende 1965 in Mailand.

Auf diese interessante Persönlichkeit bin ich durch einen am 16.10.1970 von Toni Kienlechner in der "Zeit" veröffentlichten Artikel mit dem Titel "Die heimlichen Dioskuren" gestossen.

Italien erinnert sich an die Arbeit zweier Emigranten – Roberto Bazlens Fußnoten – Ernst Bernhards Therapien
Ich fand den Artikel so interessant, dass ich noch etwas mehr über Roberto Bazlen erfahren wollte. Wenn dieser Reisebericht beendet ist, werde ich dem Via-Margutta-Thread ein Kapitel über ihn hinzufügen.

Das nächste Foto zeigt eine Werkstatt für Bilderrahmen:

Eine von zwei Hausmadonnen an der Via Margutta befindet sich an der Fassade des Palazzo mit der Nummer 32 zwischen dem Eingang und einem Friseurladen. Vielleicht hat sie ja ein künstlerisch begabter Hausbewohner gestaltet. Ausser, dass sie aus dem 19. Jh. stammt, konnte ich nichts über die kleine Madonna mit Kind und einem Engel herausfinden.



Weitere Endrücke von der Via Margutta:

Typisch für die Häuser auf dieser Strassenseite sind die Treppen, die sich mal gleich hinter dem Hauseingang befinden, wie auf dem zweiten Foto, mal in Hinterhäusern und mit deren Hilfe man die Niveauunterschiede der hangseitig gelegenen Grundstücke überwindet.

Nun komme ich zu einem 1883 errichteten Palazzo, dessen zur Strasse hin gelegene Fassade sich in einem desolaten Zustand befindet. Sie ist eingerüstet aber es tut sich nichts. Die Streetview-Ansicht von Google maps von 2016 zeigt einen ähnlichen Zustand. Die in den rückwärtigen Gebäudeteilen ansässigen Künstler und Galeristen weisen mit Hilfe einer Tafel darauf hin, dass hier trotz allem noch Leben herrscht.

Das Tor zur Via Margutta 51 führt in einen begrünten Hof mit mehreren grossen, alten Bäumen, an dessen linkem Ende man über eine Treppe zu einem berühmten Ort der Filmgeschichte gelangen könnte, wenn das Treppenhaus nicht durch ein Gittertor verschlossen wäre.


Via Margutta 51

So lautet im Spielfilm "Ein Herz und eine Krone" die Adresse des Reporters Joe Bradley, gespielt von Gregory Peck.

Ich durchquere die Toreinfahrt und komme zur Loge des Portiers. Er ist zwar eben im Begriff diese zu verlassen aber ich erkenne den Mann wieder, den ich in diesem Video gesehen habe und der kleine Raum sieht auch genauso aus, wie im Video. Ich frage ob ich mich ein wenig im cortile umsehen darf, was mir mit freundlichem Nicken erlaubt wird.


Die grossen Glastüren und Fenster erinnern an die Studios der Maler und Bildhauer, die hier tätig waren.


Unter dem steinernen Adler der verschlossenen Aufgang zur Filmwohnung aus Ein Herz und eine Krone (Vacanze romane):



Wenn man, wie Audrey Hepburn, die Toreinfahrt verlässt, um sich ins römische Leben zu stürzen ;) landet man zuerst beim "Nachbarn". Das einstöckige rote Haus beherbergt heute ein charmant-altmodisches Geschäft für Bilderrahmen.



Nun erreiche ich das Künstlerhaus an der Via Margutta 53 bis 55, besser bekannt als die Studi Patrizi. Siehe dazu den Beitrag von tacitus im Via-Margutta-Thread, aus dem ich hier nur kurz zitiere:

Ab 1858 wurden in der Via Margutta Nr. 53 Ateliers für Künstler eingerichtet, die Studi Patrizi, benannt nach Francesco Patrizi, der sich offenbar als eine Art Mäzen betätigte.

Das Grundstück war das letzte an der Via Margutta, welches bebaut wurde. Jahrhundertlang befanden sich dort Gärten der Familien Naro und Naro Montoro Patrizi. Marchese Francesco Patrizi Montoro beauftragte den Architekten Domenico Navone mit dem Bau des Künstlerhauses.

Hier hatte auch seit 1884 der 1859 gegündete Künstlerclub Associazione artistica internationale seinen Sitz, u.a. bekannt für seine volkstümlichen Künstlerfeste. Zur Zeit des Faschismus wurde die associazione gleichgeschaltet und umbenannt. Nach 1935 hatte sie verschiedene Sitze.

Das Tor zur Nr. 53a stand offen und so trat ich neugierig näher, angezogen zunächst von dem riesigen Baum, der den kleinen Hof in angenehmen Schatten taucht:

Der über 100 Jahre alte Baum ist eine immergrüne Magnolie und eines der charakteristischen Merkmale der Via Margutta. Zu seinen Füssen befindet sich diese Marmortafel mit dem Datum 14.7.1987:

passeggiando per via Margutta, la famosa strada dei pittori di Roma, si può apprezzare un'altro grande albero che riporta sul tronco un cartello con la dicitura "la magnolia di via Margutta".
Quelle

Der Baum ist bereits auf folgender Zeichnung von 1939 zu erkennen:

Auch auf alten Fotos in dieser Fotogalerie glaube ich ihn in jüngeren Jahren zu erkennen:

Obwohl architektonisch Teil der Studi Patrizi, ist der kleine Hof der Nr. 53a durch ein Mauer vom Rest des Gebäudes getrennt. An der Wand sind zwei (antike?) Schwarz-Weiss-Mosaiken mit Jagdszenen angebracht. Auch ein kleiner aus Marmorplatten zusammengefügter Wandbrunnen befindet sich hier. Sein Wasser ist allerdings versiegt.


Diese Mauer gab es nicht immer, wie z.B. folgende Foto beweist:

Es sollte mich nicht wundern, wenn der kleine Garten in dieser Form erst 1987 entstanden wäre. :idea:

In den 1930er Jahren und bis 1950 betrieb der Kunsthändler, Poet und Schriftsteller Augusto Jandolo (1853 bis 1952) an dieser Adresse einen bekannten Antiquitätenhandel.

An der dem Baum und den Mosaiken gegenüberliegenden Mauer sind zwei Marmorplatten angebracht. Eine erinnert an die Organisation "Mille bambini", die ich bereits im ersten Teil erwähnt habe, und die zweite, unter einem antiken Marmorköpfchen, ehrt Augusto Jandolo:

Ihr Text lautet:

QUI DOVE ERA LO STUDIO
DEL POETA ANTIQUARIO
AUGUSTO JANDOLO
NEL 1929
NACQUE IL GRUPPO DEI ROMANISTI
CHE HA POSTO QUESTA MEMORIA
21 APRILE 1997

Jandolo war Mitglied dieser Gruppe und in seinem Studio des Palazzetto Patrizi trafen sich die Mitglieder monatlich von 1933 bis 1950, als Jandolo sein Geschäft aufgeben musste.

Wikipedia schrieb:
Fece parte del "Gruppo dei Romanisti" insieme con Trilussa, Cesare Pascarella, Ettore Petrolini, Ceccarius e altri e ne ospitò, dal 1933, le riunioni mensili nel suo studio a Palazzetto Patrizi in Via Margutta [1]. Alcuni suoi scritti apparvero nella Strenna dei Romanisti di cui Jandolo fu redattore sin dal primo numero nel 1940.

Siehe auch: VIA MARGUTTA RICORDA JANDOLO - la Repubblica.it

Jandolo war Redakteur der ersten Ausgabe der Strenna dei Romanisti, der Zeitschrift des Gruppo dei Romanisti. Diese Gruppe besteht noch heute und betreibt eine eigene Homepage. Dort findet man viele der Zeitschriften ganz oder teilweise als PDF-Dokumente. Hier der Link zur Strenna dei Romanisti aus dem Jahr 1943. Seite 14 und 15 kann man das Gedicht von Augusto Jandolo La fontanella dello studio mio lesen. Viele weitere Beiträge Jandolos befinden sich in anderen Ausgaben. Der Kunsthändler hat auch ein Buch geschrieben, das sogar 1940 in deutscher Sprache erschienen ist. Der Titel lautet Bekenntnisse eines Kunsthändlers.

Es folgen ein paar alte Aufnahmen von Augusto Jandolo, einem Gemälde und einer Büste, die ihn darstellen, sowie dem geliebten Gärtchen hinter seinem Studio:


Nachdem Jandolo sein Studio aufgeben musste, zog hier bald die Filmproduktionsgesellschaft Titanus ein. Ich habe allerdings versäumt genauer hinzuschauen, wer hier heute residiert.


Blick zurück auf die Magnolie

Weitere Fotos der ehemaligen Studi Patrizi lasse ich für sich sprechen. Das Gebäude befindet sich leider in einem ziemlich verwahrlosten Zustand. Ich kann mich täuschen, aber auf irgendwie gearteten Kunstbetrieb deutete hier nichts mehr hin.

Die Glyzinie davor hatte bereits Knospen und muss einige Zeit später einen phantastischen Anblick geboten haben.







An der Nummer 53b befindet sich das winzige und hier im Forum schon mehrfach erwähnte Geschäft La bottega del marmoraro von Sandro Fiorentini, dessen Vater Enrico die Werkstatt vor rund 50 Jahren gegründet hat.


Nun kommen wir zum letzten Eingang der ehemaligen Studi Patrizi mit der Nr. 53c.



Hier befindet sich ein weiterer imposanter, mehr als hundert Jahre alter Baum, der allerdings im März noch kein Grün zeigte. Es handelt sich, wie ich später gelesen habe, um ein Exemplar des bargolaro oder celtis australis, einen Europäischen Zürgelbaum, eine mir bis dato unbekannte Art.

Alberi autoctoni, resistenti, radici non invasive, dalle fronde ampie e lussureggianti, longevi (in via Margutta, in un piccolo cortile privato,potete ammirare un Bagolaro secolare e che nonostante la venerabile età non ha danneggiato la pavimentazione...)
Quelle

Mit seiner Krone beschirmt er ein Madonnenbild aus dem 19. Jahrhundert.


Diese schöne, wahrscheinlich in Öl gemalte, Hausmadonna unter einem Metallbaldachin und in einem Stuckrahmen stammt dieser Seite zufolge aus dem Jahr 185[noparse]8[/noparse].


Man erzählt sich, dass ein Ingenieur, der am Bau des Palazzetto Patrizi beteiligt war, am Abend nach der Arbeit auf dem Heimweg in der Dunkelheit angegriffen und mit einem Messer bedroht wurde. Der Angreifer war ein zuvor entlassener Arbeiter, der den Ingenieur aus Rache umbringen wollte. Dieser rief die Muttergottes an und es gelang ihm sein Leben zu retten. Zum Dank stiftete der Ingenieur das Madonnenbild.


In den 1940er Jahren drohte die Mauer einzustürzen und wurde durch den Ingenieur Giulio Barucci (1891 bis 1955) saniert. Dieser wohnte in der Via Margutta 78. Es wäre möglich, dass dessen Vater oder Onkel, jener Ingenieur war, der die Madonna gestiftet hat, denn in einem Familienbericht von Pietro Barucci junior, dem Sohn Giulio Baruccis steht Seite 16:

Mio nonno Pietro Barucci (1845-1917), (...). Pittore rinomato, nel tardo Ottocento costruì assieme al fratello Pio la residenzastudio di via Margutta, in stile toscano.
Quelle

Bei dieser Gelegenheit kümmerte sich ein spanische Maler namens Chicharro, welcher ein Studio im Erdgeschoss Via Margutta Nr. 54 besass, um die gleichzeitige Restaurierung des Madonnenbilds. Ich bin nicht sicher ob es sich um den Vater Eduardo Chicharro y Agüera (1873 bis 1949) oder den Sohn Eduardo Chicharro Briones (1905 bis 1964) handelt. Beider Namen ist mit Rom verbunden.



Text der Tafel an der Giebelwand der Nr. 54:

STUDI PATRIZI

IL MARCHESE FRANCESCO PATRIZI FECE COSTRUIRE
NEL 1858 IN VIA MARGUTTA 53 E 54
DUE EDIFICI ADIBITI A STUDI PER ARTISTI
NEL 1884 FECE EDIFICARE AL INTERNO
DEL CORTILE DEL 54 UN TERZO STABILE
DOVE FINO AL 1935 EBBE SEDE IL
CIRCOLO ARTISTICO INTERNAZIONALE

NUMEROSI E CELEBRI FURONO GLI ARTISTI
CHE ANIMARONO QUESTO LUOGHO
TRA ESSI PABLO PICASSO NEL 1917 REALIZZO'
NEL SUO ATELIER DI VIA MARGUTTA 53B
ALCUNI CAPOLAVORI


Blick auf den bagolaro in voller Grösse.

In den Räumen der ersten Etage der Via Margutta 54 richtete 1930 der bereits erwähnte Giulio Barucci ein elegantes Appartment ein, in das der marchese Patrizi einzog. Dieses Haus ziert die Fontana delle arti von Pietro Lombardi, dem im Februar 2013 mein erster kurzer Besuch an der Via Margutta gegolten hat. Siehe dazu Via Margutta - Straße der Künstler oder Römische Zeitenwende

Hier nun einige neue Bilder des Fontana degli artisti oder Fontane delle arti genannten Brunnens von 1927:


In seiner flachen Wandnische, gerahmt von einer Arkade, bietet der frisch restaurierte Brunnen immer wieder einen hübschen Anblick und ist durch seine Symbolik wirklich das ideale Wahrzeichen der Via Margutta.



Letzte Aufnahmen von der Via Margutta Nr. 56 bis 61. Der fähnchengeschmückte Eingang links gehört zu einem Hotel und auch ein wenig weiter befindet sich ein Hotel.



 
Zuletzt bearbeitet:
Zwischen Pincio und Orso

Von der Via Margutta kommend, überquerte ich erneut die Piazza del Popolo und stieg über Treppen hinauf zum Pincio, wo ich als Erstes Giuseppe Valadier meine Reverenz erwies. ;)



SPQR
GIVSEPPE VALADIER
ROMANO
ARCHITETTO
DELLA PIAZZA DEL POPOLO
E
DI OVESTO PASSEGIO
1762 - 1839​

Wenige Schritte weiter stand ich auf der breiten, von ihm angelegten, Pincio-Terrasse, blickte hinunter auf die Piazza del Popolo,


Mai 2015
und weiter Richtung Sankt Peter:


Ab 1811 war Valadier auch mit der Anlage eines öffentlichen Gartens auf dem Pincio betraut und entwarf das Wegenetz, das wir heute noch kennen. Ursprünglich sollten der Garten den Namen "Jardin du Grand César" (giardni del grande Cesare) heissen. Gemeint war Kaiser Napoléon Bonaparte. Die Gärten wurden erst nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft über Rom vollendet und heissen ganz einfach Giardini del Pincio. Ich spazierte den Viale del Belvedere entlang Richtung Villa Medici und genoss den Blick vom Pincio hinunter auf die Dächer, Gärten und Häuser der Via Margutta und darüber hinaus.



Im Vordergrund der Kirchturm der All Saints Anglican Church in der Via del Babuino​

Die grosse Kuppel gehört zu San Carlo al Corso. Früher am Morgen hatte diese mich bereits, wie immer, vom Innenraum aus beeindruckt. Nun bewunderte ich den Blick von oben über die Dächer von Rom, aus denen sich die Kuppel von San Carlo prachtvoll heraushebt. Sie ist die fünftgrößte Kuppel aller römischen Kirchen.

Bald kam ich zur Casina Valadier.
Casina Valadier was built by the famous Roman architect and urban planner Giuseppe Valadier between 1816 and 1837, engaged at that time in the resettlement of the Pincio and Piazza del Popolo.

Ich hätte nicht ungern dort auf der Terrasse etwas Erfrischendes getrunken aber laute Musik aus grossen Lautsprechern, liess mich davon Abstand nehmen.

Ein paar Schritte weiter setzte ich mich auf eine Steinbank und genoss die warmen Strahlen der Mittagssonne. Dabei fiel mein Blick auf diese Büste:
Dargestellt ist Padre Angelo Secchi (1818 bis 187[noparse]8[/noparse]) über den ich bereits an zwei Stellen hier im Forum berichtet habe. Zuerst hier: Spaziergänge im römischen Grün und dann hier: Spaziergänge im römischen Grün - Seite 13

Nun stand ich diesem studierten Theologen und Philosophen, Wissenschaftler, Astronomen und Meteorologen gegenüber. ;) Die Büste, die einen sehr lebensechten Eindruck auf mich machte, ist das Werk des italienischen Bildhauers Giuseppe Prinzi (1825 bis 1895) und stammt aus dem Jahr 1879.


Die Büste unterscheidet sich von den meisten anderen Büsten in den Gärten des Pincio dadurch, dass sie auf einem besonderen Sockel steht. Auf den ersten Blick fallen das kleine Mosaik mit dem schachbrettartigen Muster und das Loch darunter auf. Beides hat mit der Tätigkeit Angelo Secchis als Direktor des Osservatore del Collegio Romano zu tun. Secchi untersuchte die Position Roms in Bezug auf die Meridiane der Erde, um exakt Mittag zu schlagen. Vom Collegio Romano aus richtete er ein Fernrohr auf ein von ihm über einem Baum auf dem Pincio angebrachtes Schachbrett. Auch nachts kontrollierte er, ob sich das Ziel unverrückt an seiner Position befand. Zwei Zuaven mussten es dazu mit einer Laterne beleuchten. Später wurde das schwarz-weisse Brettchen auf einer Säule montiert und schliesslich Teilbestand der Büste für Secchi. Durch das Loch geht der Meridian von Rom hindurch!

Der Meridian von Rom wurde 1870 von dem Jesuitenpater und Astronom Angelo Secchi festgelegt. Als zentralen geodätischen Punkt wählte man den Monte Mario, wo man noch im selben Jahr mit dem Bau eines acht Meter hohen Turms begann. Nachdem im September 1870 der Kirchenstaat vom Königreich Italien beseitigt worden war, führte Letzteres das Projekt fort und schloss den Bau 1871 ab. Wegen der Errichtung des Forte Monte Mario wurde der Turm 1877 abgerissen und dann ab 1882 am selben Ort wieder aufgebaut. Ab 1872 richteten sich alle Karten des Militärgeographischen Instituts nach dem Meridian von Rom. Im Oktober 1884 stimmte Italien auf der Internationalen Meridian-Konferenz für den Greenwich-Meridian, verwendete aber weiterhin überwiegend den Meridian von Rom. Diesen gab das Militärgeographische Institut erst zwischen 1964 und 1974 auf.

Während ich dort sass, kam ich mit einem Rosenverkäufer ins Gespräch und weil er ehrlich freundlich schien und unaufdringlich war, kaufte ich ihm unaufgefordert eine seiner gelben Rosen ab.

Dann spazierte ich weiter und erkannte aus der Höhe viele der Häuser und Ateliers an der Via Margutta wieder.



Rechts aussen unverkennbar die immergrüne Magnolie der Via Margutta



Rückseite der Studi Patrizi
Schliesslich kam ich zur Villa Medici und der Fontana di Villa Medici.

Hungrig und durstig kehrte ich erstmals im Caffè Ciampini ein. Alles war wirklich sehr gepflegt, schön und lecker. Normalerweise bin ich kein Burgerfan, aber eines der Tagesgerichte, ein Edelburger ;), landete dann doch auf meinem Teller. Panna cotta und espresso mundeten ebenfalls. Meine gelbe Rose, in einem Glas mit einem Schluck Mineralwasser, liess ich dort.

Zum ersten Mal seit ihrer Restaurierung, sah ich die Spanische Treppe wieder. Eine Strassenmusikerin trug ein Ave Maria vor und die Menschen genossen den prachtvollen Frühlingstag.



Vom Fuss der Spanischen Treppe aus ging ich zur Ecke Via del Babuino - Via Alibert, wo sich die Casa Valadier befindet, das Haus Nr. 88-89, in dem Giuseppe Valadier lebte und verstarb.


Mein nächstes Ziel war die Galleria d'Arte moderna. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass es dort auch eine Skulptur von Giacomo Manzù geben soll. Sie trägt den Titel Bambina sulla sedia. Leider habe ich sie nicht gefunden, denn fast alle Räume beherbergten eine Sonderausstellung mit Werken von Giovanni Prini.

Das Museum ist in einem ehemaligen Kloster aus dem 16. Jh. neben der Kirche San Giuseppe a Capo le Case untergebracht. Dort lebten früher Schwestern vom Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen.

Es folgt ein Blick in den Garten des ehemaligen Kreuzgangs.

Un piccolo giardino interno è racchiuso dalle ali loggiate del chiostro costituendo un angolo dimenticato e silenzioso, ma non per questo privo di fascino, della città storica.

Quelle: Il palazzo - Galleria d'Arte Moderna


Am späteren Nachmittag gönnte ich mir ein leckeres Eis bei Giolitti und legte eine Pause im Hotel ein.

Gegen 16.30 Uhr ging ich zum Museo di Roma im Palazzo Braschi, wo ich mir die Ausstellung mit Gemälden von Artemisia Gentileschi ansah. Siehe: Palazzo Braschi: Artemisia Gentileschi
Der Blick hinunter auf die Piazza Navona ist immer wieder ein Genuss:



Mein Heimweg führte mich noch zur Chiesa Sant'Ivo alla Sapienza. Laut Webportal 060608 ist die Kirche auch jetzt noch geschlossen. Das restaurierte Spiraltürmchen Borrominis leuchtete in der warmen Abendsonne.



Letzter Programmpunkt am Abend war ein gemeinsames Essen mit der Forista sira, ihrem BEVA patta und einem befreundeten Ehepaar im Ristorante L'Orso 80. Eine wundervolle Landmarke auf dem Weg dorthin ist für mich jedesmal der Palazzo Scapucci mit seiner Torre della Scimmia.

Wir verbrachten einen wunderschönen Abend mit guten Gesprächen, den leckeren Antipasti des Orso und last but not least ;) einem Gläschen San-Marzano-Kräuterlikör als krönender Abschluss dieses Treffens.
 

Von der Piazza Cairoli zur Fontana di Trevi

Am Morgen des 17. März reichte die Zeit nur noch für einen Spaziergang vom Hotel zu bekannten Plätzen im Centro storico. Das erste Foto des Tages entstand an der Piazza Cairoli, wo ich erfreut feststellte, dass sich der kleine renovierte Park über den ich vor einem knappen Jahr berichtet habe (Wunderschöner Frühsommer in Rom - Seite 2) in gutem Zustand befindet.


Kurz vor meiner Romreise hatte ich hier im Forum erfahren, dass die nette Pasticceria Bernasconi ein paar Häuser weiter Richtung Campo de' Fiori nicht mehr existiert. Siehe: Emailschilder (OT aus: Ziemlich spontan nach Rom - Mostre e passeggiate)

Dafür aber an gleicher Stelle der Nachfolger Roscioli und vielleicht machen die auch so leckere Cornetti wie Bernasconi ;). Wer testet es mal? :twisted:

Mit dieser Frage Pasquettas im Hinterkopf stand ich bald vor dem neuen Roscioli Caffè - pasticceria. Vgl.: Universo Roscioli, tutto da assaggiare - Reporter Gourmet.


Die Einrichtung ist modern und geschmackvoll, mein Cornetto war relativ süss und parfümiert aber sehr fein. Test bestanden! ;) Cappuccino hatte ich keinen.

So gestärkt spazierte ich weiter entlang der Via dei Giubbonari, der Strasse der Jackenmacher, und erreichte bald den Campo de' Fiori, der im strahlenden Morgenlicht vor mir lag.


Auch hier hatte ich ein bestimmtes Ziel und wieder hatte mich Pasquetta, diesmal im Via-Margutta-Thread, auf die Idee gebracht:

Ettore Ferrari - dazu paßt, was ich vor einigen Tagen - in einem anderen Zusammenhang - gelesen habe:

Luthers verstecktes Portrait am Campo de' Fiori - romaculta

(Ich bin gespannt, welcher der Foristi wann als erster dieses kleine Portrait Luthers im Medaillon des Lucilio Vanini am Sockel des Giordano Bruno-Denkmals entdeckt und uns daran teilhaben lässt. Schließlich haben wir ein besonderes Luther-Gedenkjahr ;).)

Ich umrundete also das Denkmal für Giordano Bruno von Ettore Ferrari


und entdeckte das kleine Luther-Portrait unter dem Kinn des bedauernswerten Lucilio Vanini:




An den Blumenständen des Campo de' Fiori vorbei, wo vor sieben Jahren die Blumen für den Hochzeitsschmuck des "matrimonio romano" gekauft wurden, wanderte ich weiter zur Piazza Navona.

Ohne mindestens einen Besuch dieses mir so vertrauten Platzes mit seinen wechselnden Farben und Stimmungen, verlasse ich Rom nur ungern.




An diesem Morgen war die schöne Piazza stark bewacht:


Auch am Pantheon, starke Militärpräsenz:


Nun verspürte ich Lust auf einen Cappuccino und steuerte Tazza d'Oro an:​


Bei Giolitti in der Via degli Uffici del Vicario war das Schaufenster vorösterlich dekoriert:


Da die Piazza Montecitorio abgesperrt war, nahm ich einen (unwesentlichen) Umweg durch die Via della Colonna Antonina als um 20 Minuten vor 10 mit gewaltigem Lärm Flugzeuge über meinen Kopf hinwegdonnerten. Bereits tags zuvor hatte ich ein solches über dem Pincio beobachtet, aber erst jetzt ging mir auf, was los war - ich hatte nicht an den 17. März: Giornata nazionale dell'Unità - Seite 2 gedacht! :idea: :idea: :idea:


Über den nahen Corso hinweggedonnert, waren die Piloten der Frecce Tricolori und hatten die italienische Fahne in den blitzblauen Himmel "gemalt"!


Meine Bilder geben die verwehenden Farben nur noch kaum erkennbar wieder aber, was den Apostel Paulus auf der Mark-Aurel-Säule umgibt, ist keine Wolke sondern Rauch.


Einen Moment lang bedauerte ich nicht mehr von dem Flug der Frecce Tricolori mitbekommen zu haben, tröstete mich dann aber mit dem Gedanken, dass es, wie jedes Jahr, sicher wieder tolle Aufnahmen in der Presse geben würde. Und so war es: Le frecce tricolori sul cielo di Roma per la festa dell'Unità d'Italia - 1 di 1 - Roma - Repubblica.it

Ich setzte meinen Weg fort, überquerte den Corso, ging duch die Galleria Alberto Sordi, wo mich diese bunten Luxemburgerli :D nicht verführen konnten,


zur Fontana di Trevi:


Um diese Stunde waren die Touristenmassen noch nicht eingetroffen und man konnte noch nicht an das Brunnenbecken treten, da dieses noch von den Münzen des Vortages befreit wurde:


Ein junges Paar sprach mich an und bat mich freundlich darum ein Photo von ihm zu machen, was ich natürlich gerne tat! Der Mann revanchierte sich mit einem Bild von mir aber viel mehr als ein "Schattenriss" ist leider nicht daraus geworden.



Kurze Zeit später erreichte ich das letzte Ziel meines morgendlichen Abschiedsspaziergangs durch Rom.
 
Zuletzt bearbeitet:

Vom Oratorio del Santissimo Crocifisso zur Piazza della Minerva
Von der Fontana di Trevi aus machte ich mich auf den kurzen Weg zur Piazza dell'Oratorio.

Direkt neben einem der beiden Eingänge zur Galleria Sciarra liegt das kleine Oratorium Santissimo Crocifisso, dem ich schon lange einen Besuch abstatten wollte.

Zum einen interessierte mich diese kleine zwischen 1560 und 1568 errichtetete Kirche, weil sie ein Frühwerk Giacomo della Portas ist, zum anderen wollte ich auch den zwischen 1574 und 1584 entstandenen manieristischen Freskenzyklus kennenlernen, mit dem die Wände vollständig ausgemalt sind.
Wikipedia schrieb:
1519 brannte die nahegelegene Kirche San Marcello fast vollständig ab. Das namensgebende Kruzifix überstand den Brand völlig unversehrt, was Zeitgenossen angesichts der Zerstörungen in San Marcello als Wunder empfanden. Daraufhin wurden in den folgenden Jahrzehnten, mit Unterstützung der Bruderschaft Congregazione del Santissimo Crocifisso und der Kardinäle Alessandro Farnese und dessen Bruders Ranuccio Farnese, Pläne für einen eigenen Bau für das Kruzifix angegangen, nachdem es zunächst in einem anderen Oratorium verehrt wurde. Die ausgeführten Baupläne wurden schließlich von Giacomo della Porta vorgelegt, er wurde auch ausführender Baumeister.

Wikipedia schrieb:
Die Fassade ist ihrer Grundstruktur nach dreiachsig und hat zwei Geschosse. Die Wand wird von hintereinander gestuften Pilastern, unten nach toskanischer Ordnung, gegliedert. Der eigentliche Zugang im Mittelrisalit ist als Ädikulaportal gestaltet. Die Seitenflächen werden im Untergeschoss von Nischen mit überwölbenden Segmentbögen durchbrochen, darunter befinden sich Rechteckfenster. Im Obergeschoss tragen die Fenster leicht durchbrochene Dreiecksgiebel. Die Gesimse zwischen den Geschossen und zum Giebel sind verkröpft, eine Inschrift im mittleren oberen Fassadenteil weist auf die stiftenden Kardinäle und die Vollendung des Gebäudes 1568 hin. Das Wappenfeld unter dem einfachen Dreiecksgiebel mit einer kleinen Putte zeigt das Wappen der Farnese unter einem Kardinalshut. Der Giebel wird seitlich von Voluten flankiert.
Die beiden genannten Kardinäle waren Neffen Papst Pauls III. Farnese und Mitglieder der Bruderschaft Congregazione del Santissimo Crocifisso.

Das Original-Kruzifix befindet sich heute wieder in S. Marcello al Corso während über dem Altar des Oratoriums eine Kopie hängt.


In der Altarnische, links und rechts neben dem Kreuz, befinden sich zwei Gemälde Johannes den Täufer und Maria Magdalena darstellend.

Ich war ganz allein in dem kleinen Gotteshaus und konnte mich in aller Ruhe der Betrachtung der Fresken widmen. Dennoch habe ich vergessen eine Ecke zu fotografieren und werde von einem 2. Besuch sicher noch die eine oder andere Detailaufnahme mitbringen.

Wikipedia schrieb:
Das Oratorium ist vollständig freskiert, in der Hauptsache mit einem Zyklus über die Geschichte des Kreuzes. Es ist im Einzelfall schwierig und nicht vollständig geklärt, welcher bestimmte Künstler welches einzelnes Fresko geschaffen hat. Die ersten beiden großen Fresken der rechten Seite mit Blick zum Altar werden Giovanni de'Vecchi, einem Schüler Raffaellino del Colles zugeschrieben. Das vordere große Fresko rechts, es stellt die Prüfung des wahren Kreuzes dar, stammt hingegen wohl von Niccolò Circignani, genannt Pomarancio. Das vorderste Freskenfeld auf dieser Seite wird Paris Nogari zugeschrieben. Auf der linken Seite hat de'Vecchi nicht gearbeitet, hier haben Pomarancio, Nogari und zu einem guten Teil noch Cesare Nebbia die Fresken geschaffen. Die Fresken der Portalwand stammen von Nogari, ebenso die Gottvater-Figur und die Heilig-Geist-Taube in der Lünette bzw. der Tonne des Altarraums. Die beiden Ölgemälde im Altarraum werden Nebbia zugewiesen.

Den Fresken zugrunde gelegt, ist die Geschichte des Heiligen Kreuzes, wie sie Jacobus de Voragine im 13. Jh. in seiner Legenda Aurea beschrieben hat.

Man beginnt mit der Betrachtung der Fresken in Altarnähe an der rechten Seitenwand. Drei grosse Szenen schildern folgende Ereignisse:

1. Kaiserin Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, ist nach Jerusalem gepilgert um das Kreuz zu finden, in dessen Zeichen ihr Sohn Maxentius an der Milvischen Brücke in Rom geschlagen hat. Sie lässt heidnische Götterbilder in einem Venus-Tempel zerstören und der Levit Judas zeigt Helena den Ort, wo das Kreuz zu finden sein soll.

2. Kaiserin Helena und Bischof Makarios I. von Jerusalem wohnen der Kreuzauffindung bei.

3. Es werden drei Kreuze zu Tage gefördert, das Heilige Kreuz erkennt man daran, daß es einen Toten zum Leben erweckt.

Die Geschichte findet ihre Fortsetzung mit den drei Fresken an der linken Wand des Oratoriums. Hier bewegen wir uns vom Eingang aus Richtung Altar.

Im Jahr 614 raubt der Perserkönig Chosrau II. (griechisch: Chosroes) das Heilige Kreuz in Jerusalem und nimmt es als Beute mit in sein Land.

Das erste Fresko zeigt den Zweikampf 627 zwischen Chosroes und dem oströmischen Kaiser Herakleios um den Besitz des Heiligen Kreuzes.

Das zweite Fresko zeigt, wie Herakleios das Kreuz zurück nach Jerusalem bringt. Er möchte es, in seine Prunkgewänder gekleidet, im Triumphzug in die Stadt bringen lassen, aber da schliesst sich das Stadttor und ein Engel erscheint Herakleios:

Das dritte Fresko zeigt, wie sich das Tor erst wieder geöffnet hat nachdem der Kaiser dem Willen des Engels gefolgt ist, seine Prunkgewänder abgelegt hat, barfuss und in ein härenes Gewand gekleidet, das Kreuz auf seinen eigenen Schultern zur Grabeskirche trägt.

An der rechten, wie an der linken Wand, befinden sich zwischen den grossen Fresken Abbildungen von Sibyllen und Propheten. In den oberen Registern hingegen erkennt man Darstellungen des Heiligen Kreuzes zwischen Engeln sowie personifizierte Darstellungen der christlichen Tugenden.

Über dem Portal der Kirche befindet sich die Orgelempore des Oratoriums. Die Orgel von 1744 ist sehr bekannt. Sie ist ein Werk des österreichischen Orgelbauers Johannes Conrad Werle.


Unter der Orgelempore befinden sich ebenfalls auf zwei Seiten Fresken. Ich habe nur ein Foto derjenigen (in Blickrichting auf das Portal) rechts:
Sie haben alle bedeutende Momente aus der Geschichte der Bruderschaft Congregazione des Santissimo Crocifisso zum Thema.

Noch ein Wort zur Kassettendecke des Oratoriums. Sie ist nicht mehr original, sondern ein Werk des 19. Jahrhunderts. Die Bemalung aus dem Jahr 1879 stammt von Giovanni Gagliardi.
Nach dem Besuch dieser interessanten kleinen Kirche wurde es Zeit für mich den Rückweg zum Hotel anzutreten. Ein Chocolatier in der Via del Piè di Marmo war gerade dabei sein Schaufenster für Ostern zu dekorieren:


An der Piazza della Minerva machte ich ein letztes Photo von Beli und hoffe, dass es nicht zu lange dauert bis wir uns wiedersehen:


Arrivederci, Beli!
 
Oh wie schön, liebe Simone - das war ja dann ein richtig hübsches Geschenk im Vorfrühling für dich! Ich freue mich schon sehr auf deinen Bericht.
Und die Judasbäume, die ja auch "Liebesbäume" genannt werden, sind wirklich immer wieder eine Pracht - mir haben es besonders die auf dem Aventin angetan.
 
Liebe Simone,

ich warte schon mit Ungeduld auf den Bericht zu den vorangestellten tollen Fotos!
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh wie schön, liebe Simone - das war ja dann ein richtig hübsches Geschenk im Vorfrühling für dich! Ich freue mich schon sehr auf deinen Bericht.

Ja, das war es wirklich! Leider konnte ich heute den ersten Berichtsteil nicht zu Ende schreiben. Ich werde morgen einen neuen Anlauf nehmen.

Liebe Simone,

ich warte schon mit Ungeduld auf den Bericht zu den vorangestellten tollen Fotos!

Es freut mich, dass die ersten Bilder Dir gefallen haben. Ich habe zwar einen Teil mit Text versehen aber der Rest folgt erst morgen.

Auch ich freue mich auf Deinen Bericht und bin gespannt was Du wieder entdeckt hast.

Und ich freue mich, dass Du mit von der Partie bist. Virtuell hast du in Rom mehr als einmal neben mir gestanden während ich den Auslöser der Kamera betätigt habe. ;)