Rom etwas anders erlebt

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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die sehr schön bebilderten und interessanten Fortsetzungen

:thumbup::thumbup::thumbup:

-> sehr gerne begleite ich Dich/Euch weiter ...
 
Siebenkirchenwallfahrt, Teil 2

Die Pause ist zu Ende. Kommt mit, es geht weiter.​

Verlässt man den Platz vor San Sebastiano, so ist links um die Ecke, schräg gegenüber eine weitgehend autofreie Allee, die schnurgerade über das Gelände der Calixtus Katakomben zum Kirchlein Quo Vadis führt.
Unter den Bäumen kann man schön im Schatten spazieren. Da ich für das nächste Ziel mehr als drei Stunden Zeit hatte, konnte ich diese Etappe ruhig angehen. Außer dem Zugang zu der Katakombe liegen bzw. stehen auf dem Weg einige neuere Gebäude und Heiligenstatuen, wie


der Turiner Heilige Don Bosco, der sich um arme und benachteiligte Jugendliche verdient gemacht hat,​


sein Schüler Dominico Savio, der bereits mit 14 Jahren an Tuberkulose starb.​


Im Vorhof dieses Gebäudes​


steht die fast fünf Meter hohe Bronzeskulptur eines Jungen.​


Eine Informationstafel klärte mich darüber auf, dass es sich dabei um Tarzisius, den Schutzheiligen der Messdiener handelt.​


Es lohnt sich wirklich diese Tafel zu lesen. Sie berichtet vom Leben und Tod des Jungen und von der Geschichte der Skulptur eines schweizer Künstlers. Der junge Heilige wurde im 2. Jdt. in den Calixtus Katakomben beigesetzt, später nach San Silvestro in Capite umgebettet und ruht heute in San Lorenzo fuori le mura.​

Nach gut einem Kilometer stand ich in der Kirche Domine Quo Vadis, wo ich eine Zwischenstation einlegte.​


Der weitere Weg führte zur Porta San Sebastiano und dann eine längere Strecke an der Aurelianischen Mauer entlang.​


Durch diese Gitterstäbe erblickte ich mein nächstes Ziel, San Giovanni in Laterano.​


Noch um das Baptisterium kurven, an dem ägyptischen Obelisken vorbei, der heute vom Kreuz gekrönt wird,​


und schon stand ich am hinteren Eingang der Kathedrale.​


Auch diese uralte, von Borromini umgestaltete Kirche ist mir von vielen Besuchen bekannt.​



Das viele Gold blendet die Augen. Der kostbare Fußboden sorgt für Beruhigung.​


Natürlich drängen die riesigen Statuen der Apostel in den Nischen im Mittelschiff in den Blick.​



Die Reliquien im Ziborium, die Häupter von Peter und Paul, sind zentraler Punkt am Papstaltar.​


Ob die Reliquien echt sind, ist eigentlich nicht wichtig. Hier sind der Fels, die Basis der katholischen Weltkirche und der große Missionar der ersten Stunde in der Mutter und dem Haupt aller Kirchen, wie es draußen, vor der Kirche zu lesen ist.​


Auch das kostbare Mosaik aus dem 13. Jdt. mit der Kathedra für den Papst auf Bodenniveau senkrecht unter dem Bild Christi, ist es wert näher betrachtet zu werden.​


Gerne würde ich einmal den Klängen der Hauptorgel​



oder denen einer der Nebenorgeln zu lauschen.​


Da ich ja viel Zeit hatte, löste ich ein Bigliett und betrat nach vielen Jahren wieder einmal den wunderschönen Kreuzgang.​


Ich schritt langsam mehrmals durch diesen Wandelgang, umrundete die Reihen mit den schlanken, kunstvoll gedrehten Säulen.​


Besonders die farbigen Säulen mit den einfachen Ornamenten zogen mich an.​


Ich kann mir gut vorstellen, wie die Mönche hier, geschützt vor Sonne und Regen, ihre Gebete im Schreiten verrichten.​

Draußen ging ich langsam am Bronzetor der Curia vorbei​


und konzentrierte mich dann auf die neue, heilige Pforte aus dem Jahr 2000. Christus, gestern, heute und in Ewigkeit.​


Hier wird der Bogen deutlich von der Geburt zum Tod Jesu gespannt. Bei der Pieta im Petersdom stellte Michelangelo das Thema etwas feinsinniger in umgekehrter Richtung dar. Dort scheint Maria im Angesicht der Todes ihres Sohnes zurück zum Anfang zu blicken, zur Geburt, wahrscheinlich noch weiter, zur Verkündigung.​

Da noch Zeit war, ging ich noch über den Platz zur heiligen Treppe;​


meine Knie würden mir das nicht verzeihen. Ich ging die linke Treppe hoch und besuchte erstmals die ehemalige Papstkapelle, das Sancta Sanctorum. Schließlich nahm ich noch einige Minuten in der rechten Seitenkapelle platz.​


Die Decke erinnerte mich etwas an die der Sixtinischen Kapelle. Natürlich erreicht sie bei weitem nicht die Genialität eines Michelangelo. Vielleicht hatte Julius II aber diese Decke im Sinn, als er Michelangelo beauftragte die zwölf Apostel an die Decke der Sixtinsichen Kapelle zu malen.​


Für mich gehört diese Mönchgruppe, die auf dem Weg nach Santa Croce steht, noch zum Lateran.​


Franziskus und Jesus scheinen sich zu begrüßen.​


Oder gelten die Gesten etwa mir?​
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Ludovico,
danke für Deine Fortsetzung. Das Eigentliche von San Giovanni in Laterano hast Du so treffend geschildert, dass es keinen weiteren Kommentar bedarf!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Hallo Ludovico,

herzlichen Dank dafür, dass Du uns mitnimmst an diesem außergewöhnlichen Tag. Kompliment für Deine Laufleistung.

LG
dentaria
 
Noch bin ich nicht ganz fertig und schon kommt die erste Rückmeldung. Danke Padre. Es freut mich, dass ich mich doch schon ein Stück entwickelt habe.
 
Es ist schön, dich auf diesem Weg begleiten zu dürfen!

Deine Bilder sind wie immer ein Genuss, und ich spüre die Bedächtigkeit und Achtsamkeit, mit der du unterwegs bist.

Hab Dank dafür!
 
Dentaria, da haben wir wohl gleichzeitig gepostet. Danke für das Kompliment, aber Leistung ist relativ. Vor 30 Jahren habe ich das gesamte Pensum des Pilgertages von etwa 25km im Training in 2 Stunden erledigt :blush:x(

Danke auch an caravaggiolina.

Die letzten Fotos des Pilgertages sind hochgeladen. Ich hoffe, dass ich das Kapitel an diesem Wochenende abschließen kann.
 
Lieber Ludovico,
welch wunderbare Wanderung!
Deine Fotos sind wie immer spitze und wecken in mir das Bedürfnis deinen Spuren zu folgen.

Ich habe jetzt schon ein Programm für September, welches ich auf keinen Fall schaffen werde :lol:
 
Caravaggiolina und Pecorella,
schön, dass auch die Bilder aus meinen Kleinen gefallen. Natürlich will man bei der einen oder anderen Gelegenheit nach der Großen greifen, um mit dem größeren Sensor und besserer Linse noch etwas mehr Datail herauszukitzeln. Aber auch ich bin mit der Leistung meiner beiden Lütten zufrieden.

Pecorella, es ist doch schön, dass Du schon jetzt weißt, dass Du nicht das ganze Programm schaffen kannst, oder etwa nicht ;):?:
 
Ein absolut hinreissender Bericht über die Siebenkirchenwallfahrt, dazu noch mit ebensolchen Fotos garniert. Ich sag' "Danke".

Sicherheitshalber habe ich mir die Wegbeschreibung aus dem link mal ausgedruckt, obwohl ich bei der Wettervorhersage für nächste Woche nicht glaube, dass ich den Weg auch pilgern kann. Einige Orte kenne ich natürlich; mein B & B liegt wie fast immer direkt nahe der Lateransbasilika. Aber auf jeden Fall habe ich jetzt noch ein paar Anlaufpunkte nahe der V. Appia Antica.

Freundliche Grüsse

Rainer
 
Danke für die Rückmeldung und schön, dass ich Dir einige Anregungen geben konnte. Ich wünsche Dir einen interessanten Romaufenthalt.
 
Lieber Ludovico,

ich kann heute in aller Ruhe deine beiden Berichte über siebenkirchenwahlrfahrt lesen.
Ich kann leider nicht viel schreiben, aber du weißt schon, was ich sagen will.
DANKE!

LG
Qing
 
Siebenkirchenwallfahrt, Teil 3

Die wenigen Schritte von der Franziskusgruppe nach Santa Croce waren rasch zurückgelegt. Die Fassade leuchtete in der strahlenden Sonne.



Die beiden großen Kreuze oben in der Mitte und links stimmen den Besucher schon vor Betreten der Kirche auf das große Thema ein.​

Selbstverständlich erblickt man auch drinnen an vielen Stellen das Kreuz sofort. Für mich ist die offizielle Auslegung der Kirche, die aus einem alten Schuldverständnis und den Zeiten der Todesstrafe kommt, eine harte Nuss, die aber zu knacken ist.​


Ganz groß wird Helena, die Mutter des großen Konstantin gezeigt, die mehrere Kreuzreliquien aus Jerusalem nach Rom gebracht haben soll.​


]​

Ich gehe bald nach vorne zur Reliquienkapelle. Anders als bei meinem letzten Besuch, ist jetzt fotografieren verboten, was ich auch angebracht finde. Ich verweise deshalb hier auf das entsprechende Kapitel meiner Romtour im Juli 2011, die eine Beschreibung der Reliquien wie auch der Kirche enthält. Die kleine Tafel, die sehr nüchtern darauf hinwies, dass die Kapelle ein Ort der Meditation und des Gebetes sei, war leider verschwunden. Die Kreuzreliquien, die vorne in der Kapelle gut zu sehen sind, geben dazu genügend Anregung.​

Nun ging es weiter zur Porta Maggiore.​


und weiter durch das Studentenviertel San Lorenzo. Man merkt sofort, dass die Bewohner hier deutlich jünger sind als anderswo in Rom. Es waren viele junge Menschen mit Kindern auf der Straße, viele unterhielten sich oder spielten mit den Kindern.​


Ich denke, dass auch ich mich in diesem lebendigen Viertel wohlfühlen würde. Vielleicht werde ich mal einen lauen Spätnachmittag hier verbringen.​


Schon war ich am Campo Verano, dem Hauptfriedhof Roms angekommen.​


Bereits in der Vorhalle der großen Beerdigungskirche San Lorenzo wird mit den antiken Sarkophagen das Thema Tod aufgenommen.​



Das Gotteshaus, das über dem Grab des Heiligen Laurentius, der übrigens der Kirchenpatron meiner Heimatkirche ist, steht, wurde mehrmals umgebaut und mit einer Marienkirche vereint. Ich bin gerne in dieser Doppelkirche, während meine BEVA sie nicht mag, wohl wegen des Friedhofes, an den sie von Kindheit an schlechte Erinnerungen hat.​


Der Leichnam von San Lorenzo ruht unter dem Hochaltar. Auch unser Messdiener-Patron Tarzisius wurde hierher umgebettet, wie zuvor berichtet.​

Hier noch einige Eindrücke aus der Kirche, deren Erscheinungsbild auch innen stark von der Architektur geprägt ist.​



1943 wurde die Kirche durch Bomben stark zerstört, was auf diesen Tafeln dokumentiert ist.​


Rechts an den antiken Säulen vorbei gelangt man in den Raum unter dem Altar, wo die Särge der Heiligen stehen. Zum Fotografieren ist es dort zu dunkel.​


Erstmals entdecke ich den schlichten und stillen Kreuzgang, der zur Kirche gehört.​



Es war sehr ruhig in der Kirche, wehalb ich das Innere noch etwas auf mich wirken ließ.​


Hinten am Ein- und Ausgang steht ein weiterer schöner antiker Sarkophag.​


Vor der Kirche fiel mir diese, in ihrer Symbolik aussagekräftige Figur auf.​


Der Löwe, häufig als Symbol für die Kirche genutzt, halt den Fisch, das uralte Symbol für Jesus Christus in seinen kräftigen Tatzen. So wie der Löwe schaut, wird er den Fisch mit allen zur Verfügung stehenden Kräften verteidigen.​

Nun nahm ich telefonisch mit meiner BEVA Kontakt auf, die am Nachmittag für die Enkel eingekauft hatte. Als sie mir mitteilte, dass sie schon vor Santa Maria Maggiore, meiner letzten Station auf mich warte, beeilte ich mich. Schnell hatte ich die Bahnstrecke erreicht, unterquert und schritt über die Piazza Vittorio Emanuele der Marienkathedrale zu. Gemeinsam besuchten wir diese altehrwürdige, prachtvoll ausgestattete Kirche, in der seit Urzeiten ununterbrochen täglich Messe gehalten wird.​


Zunächst zog es uns zur Taufkapelle.​


Dann hielten wir vor dem Papstaltar mit der Krippenreliquie und dem wunderschönen Apsismosaik inne.​


Schließlich nahmen wir noch in der linken Seitenkapelle, der Capella Paolina platz, wo gerade eine Rosenkranzandacht gehalten wurde.​

Auch in dieser goldbeladenen Kirche können die Augen auf den wunderschönen Ornamenten des Kosmaten-Fußbodens Ruhe finden.​


Vor dem Verlassen der Kirche betrachtete ich wieder einmal das Marienfenster hinten mit den Symbolen des Juden- und des Christentums.​


Ein letztes Kreuzzeichen, dann war meine Pilgerwanderung zu Ende.​

Nach diesem langen Tag hatte ich eine ordentliche Portion Eis verdient. Natürlich lud ich meine BEVA in die ihr noch unbekannte, älteste Eisdiele Roms ein. Bei Fassi war aber ein mir bisher unbekanntes Gedränge. Vor allem junge Menschen belagerten die Eistheke. Nach gut zwanzig Minuten, in denen wir in der Menge unseren Anspruch durchzusetzen wussten, nahmen wir unsere Portion in Empfang. An einem Tisch waren noch zwei Plätze frei. Ich streckte die müden Beine aus und genoss die süsse Leckerei.​

Apropos Füsse; erst nach zwei Tagen entdeckte ich, dass ich mir einen Zehnagel blau gelaufen und sich auf dem rechten kleinen Zeh eine Blutblase gebildet hatte. Da ich keine Schmerzen spürte, hatte ich selbst beim Duschen die Blessur nicht wahrgenommen. Ich werde also beim nächsten längeren Marsch noch besser aufpassen.​

Insgesamt hat mir dieser Tag viel gebracht. Das Betrachten so vieler, bekannter Gegenstände und Kunstwerke durch die spezielle, religiöse Brille war eine neue Erfahrung. Ich denke, dass dieses Herangehen, die stärkere Konzentration auf den religiösen Gehalt, eine Bereicherung bringt. Man dringt besser zum Kern vor, als bei der Überbewertung des Kunsthistorischen und Kunstgeschichtlichen durch die Brille des Kunstkritikers. Wahrscheinlich muss man für diese Erfahrung nicht einmal tiefreligiös sein. Ich werde diese Methode jetzt sicher häufiger anwenden und mir auch in Rom immer wieder einige Stunden frei nehmen, um wieder alte Objekte so neu zu erkunden. Es muss ja nicht immer die Siebenkirchenwallfahrt sein.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Insgesamt hat mir dieser Tag viel gebracht. Das Betrachten so vieler, bekannter Gegenstände und Kunstwerke durch die spezielle, religiöse Brille war eine neue Erfahrung. Ich denke, dass dieses Herangehen, die stärkere Konzentration auf den religiösen Gehalt, eine Bereicherung bringt. Man dringt besser zum Kern vor, als bei der Überbewertung des Kunsthistorischen und Kunstgeschichtlichen durch die Brille des Kunstkritikers.​

Lieber Ludovico,
mit Freude habe deinen Teil 3 gelesen. "Mit Dir" habe ich einige Kirchen, die ich kenne, wieder gesehen, auch die Kirchen, die ich nicht kenne, nun kennengelernt.
Danke, dass Du an uns gedacht hast, zwei schwere Kameras mitgenommen und auch die Zeit genommen hast.
Die drei wunderbaren Teile zu lesen, ist für mich persönlich eine Bereicherung fürs Leben, Ich danke dir sehr!
Nun habe ich ein Ziel , ich möchte bis 50. auch die Siebenkirchenwahlfahrt machen. Ich freue mich darauf!

besten Dank und schönes Wochenende!

Liebe Grüße,
Qing
 
Liebe Qing,
gerne gebe ich einen Teil meiner Erfahrung weiter. Du wirst Deine eigenen machen, da bin ich mir ganz sicher.

Zu einer Anmerkung von Dir. Nein, ich hatte an diesem Tag keine schwere Fotoausrüstung dabei. Ich habe bewusst nur zwei Kompaktkameras, jede hat in einer Hemdtasche platz, mitgenommen. Auch Dir ein schönes, und nach der schweren Arbeitstage, erholsames Wochenende.
 
Lieber Ludovico,

herzlichen Dank für den 3. Teil Deiner Pilgerreise. Dein Weg zeigt wieder einmal, dass man viel mehr von Rom hat, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Danke, dass wir Dich begleiten durften.

LG
dentaria
 
Lieber Ludovico,

herzlichen Dank für den 3. Teil Deiner Pilgerreise. Dein Weg zeigt wieder einmal, dass man viel mehr von Rom hat, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Danke, dass wir Dich begleiten durften.

LG
dentaria

Liebe Ute,
Du hast natürlich recht. Das gilt aber unter der Voraussetzung, dass man zwei gesunde Füße bzw. Beine und genügend Zeit hat.
Du weißt, dass ich gerne meine Erfahrungen weitergebe und natürlich auch für mich schreibe (Aufarbeitung + Dokumentation = Vorbereitung ;):nod:).
 
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