Von Kirchen und Krypten, Künstlern und Heiligen
Mein letzter Tag in Rom verlief ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. und ein wenig trauere ich dem ursprünglichen Plan immer noch nach, aber kommt Zeit, kommt Rom ...
Nachdem der ursprüngliche Plan geplatzt war, machten wir uns zu dritt auf den Weg nach San Giovanni dei Fiorentini.
Es war erst mein zweiter Besuch dort und ich wollte vor allem zwei Werke Borrominis in dieser Kirche photographieren, die ich bei meinem Erstbesuch im Juni 2012 nicht abgelichtet hatte: die Gräber rechts und links vom Hauptaltar, deren Architektur von ihm stammt.
Mehr zur Bedeutung von San Giovanni dei Fiorentini für Borromini und seine Kunst bei Gelegenheit in meinem Thread Die Werke Borrominis.
Die Kirche liegt am Ende der Via Giulia im Rione Ponte nahe der Engelsbrücke. Der Rione Ponte war eine der Hochburgen der Florentiner in Rom. Hier entstand ihre Nationalkirche, die dem heiligen Johannes dem Täufer, dem Stadtheiligen von Florenz, geweiht ist.
Von den vielen namhaften Baumeistern erwähne ich aus persönlichem Interesse hauptsächlich Giacomo della Porta. Ab 1583 führte er den Entwurf Sangallos des Jüngeren weiter aus und schuf das Langhaus mit seinen Kapellen auf Grundlage der bereits angelegten Fundamente.
Vor dem Hauptaltar erkennen wir in den Boden eingelassen die Florentiner Lilie, Wappenzeichen von Florenz seit dem Mittelalter.
Der Hauptaltar wurde 1640 von Borromini nach umgearbeiteten Entwürfen Pietro da Cortonas geschaffen.
Details aus dem Bereich von Apsis und Hauptaltar
Kapellen und Grablegen links und rechts des Altares, entworfen von Borromini
Hinter dem Altar stiegen wir hinunter in die von Borromini entworfene Falconieri-Krypta, ein perfekter kleiner heller Kosmos für sich. An der Decke ein Stuckemblem mit Palmzweigen, Blumen und Bändern.
Zurück in der Oberkirche sahen wir uns das Reliquiar mit dem Fuss der Heiligen Maria Magdalena an. Die Reliquie befand sich früher in einer der beiden kleinen runden Kapellen am Südende der Engelsbrücke. Beide standen bis 1527 dort, wo sich seit 1534 die Statuen von Petrus und Paulus befinden. Eine war Maria Magdalena geweiht, die zweite war errichtet worden, um des Todes vieler Pilger zu gedenken, die 1450 auf der Brücke ums Leben kamen, als eine Reiterin die Kontrolle über ihr Pferd verlor und das Geländer unter dem Gewicht der in Panik geratenen Menschenmenge brach.
Die Reliquie wurde nach dem Abriss der Kapellen nach San Giovanni dei Fiorentini gebracht und geriet in Vergessenheit. Erst im Jahr 2000 wurde sie wiederentdeckt und kam 2001 ins Museum der Basilika. Im Mai 2012 erhielt das schöne Silberreliquiar "mit dem ersten Fuss der das Grab des auferstandenenen Christus betrat" seinen heutigen Ehrenplatz in der Kirche selbst. Das Reliquiar ist ein Werk von Benvenuto Cellini (1500 bis 1571).
An diesem 31. Oktober war bereits die Krippe in der Kirche aufgestellt.
San Nicola in Carcere
Die drei Auftaktbilder stehen stellvertretend für verschiedene Epochen der Geschichte der Kirche, die sich vom Tempel zur Kirche entwickelt hat. Links die Fassade aus dem 16. Jahrhundert, in der Mitte die Reste eines antiken Tempels an der Südseite, rechts das gotische Portal an der Nordseite.
Mein Hauptinteresse galt der
Die Fassade stammt aus dem Jahr 1599 und ist somit ein Spätwerk des 1602 verstorbenen Baumeisters. Della Porta hat zwei erhaltene ionische Säulen des antiken republikanischen Tempels der Juno Sospita, der früher an dieser Stelle stand, in die Fassade mit einbezogen und sich von ihnen zur einer grossen Ädikula mit Tempelgiebel inspirieren lassen.
Den Auftrag zur Barockisierung der Kirche erhielt della Porta von Kardinal Pietro Aldobrandini. Die Sterne an der Fassade, z.B. rund um die Rosette, sind Elemente aus dem Wappen der Aldobrandini.
Die beiden Reliefs zeigen links den Heiligen Nikolaus von Myra mit einem seiner Attribute, dem Buch, das andere die Heiligen Marco und Marcellino, Märtyrer des 3. Jahrhunderts, die hier begraben wurden.
Hier ein Photo der Kirchenfassade vor dem Abriss der sie einst umgebenden Häuser in faschistischer Zeit:
Ebenfalls sehenswert:
2011 S. Nicola in Carcere piantina del 1820 ca | Flickr - Photo Sharing!
1756 2007 San Niccolò in carcere, incisione di Giuseppe Vasi | Flickr - Photo Sharing!
2011 S. Nicola in Carcere, S. Maria delle Grazie del 1460 ca di Antoniazzo Romano | Flickr - Photo Sharing!
1756 2007 San Niccolò in carcere, incisione di Giuseppe Vasi | Flickr - Photo Sharing!
2011 S. Nicola in Carcere, S. Maria delle Grazie del 1460 ca di Antoniazzo Romano | Flickr - Photo Sharing!
Gespannt beraten wir nun das Innere der Basilica minor, das ebenfalls in den 1590er Jahren neugestaltet wurde.
Links: Conopeum, Insignie einer Basilica minor
Rechts: Madonna mit Kind von Antoniazzo Romano im rechten Seitenschiff
Kapelle mit einem Gnadenbild der Schutzpatronin von Mexiko, Unsere Liebe Frau von Guadalupe
Über diese Treppe gelangten wir für ein kleines Entgelt hinunter auf römisches Niveau und befassten uns näher mit dem antiken Ursprung von San Nicola in Carcere.
Am Forum Holitorium, dem römischen Gemüsemarkt in Tibernähe, liess C. Cornelius Carthagus (197 bis 93 v. Chr.) einst drei dicht nebeneinander gestellte Tempel für den Gott Janus, die Göttin Spes und die Göttin Juno Sospita errichten.
Aus dem mittleren Tempel, demjenigen der Juno Sospita, hat sich San Nicola in Carcere entwickelt. 1932 wurden die ionische Säulenreihe rechts und die dorische Reihe links wieder freigelegt. Die hölzernen Modelle in der Krypta fanden wir sehr anschaulich.

Auch diese Tafeln berichten über die Geschichte des Komplexes von der römischen Republik bis ins 20. Jahrhundert
Es war schon ein besonderes Gefühl, sich auf römischem Grund zwischen den Überresten des antiken Podiums des Tempels zu bewegen und darüber zu spekulieren, was sich hier alles zugetragen hat.
Pläne zur Lage der Tempel und der Kirche
Aus dem Untergrund kommend bot sich ein toller Blick auf die gesamte Kirchendecke. Zu den Gemälden in der Apsis habe ich auf dieser Seite folgendes gefunden:
Vincenzo Pasqualoni created the frescoes of the nave Glorificazione di Cristo tra la Vergine e San Nicola and San Nicola al concilio di Nicea scaglia l'anatema contro Ario.
Zwischen den Fenstern der Kirche befinden sich auf beiden Seiten je fünf Szenen aus dem Leben und vom Wirken des Heiligen Nikolaus von einem Maler des 19. Jahrhunderts Guido Guidi (1835 bis 1918 ). Ich zitiere aus der bereits genannten Quelle:
Between the windows of the church there are frescoes with the cycle of ten "Storie della vita di San Nicola" (Stories from the life of St. Nicolas) executed by Guido Guidi. On the sides of the triumphal arch there is an "Angeli con i simboli dell'episcopato e gli atributi di San Nicola" (Angels with the symbols of a bishop and attributes of St.Nicolas) by the same artist.
Die Lichtverhältnisse waren leider schwierig, vielleicht gelingen mir ja einmal bessere Bilder.
Nach Verlassen von San Nicola warfen wir noch einen kurzen Blick in die ehemalige Kirche Santa Rita da Cascia in Campitelli auf dem Photo im Vordergrund.
Von "wandernden" Brunnen hat man ja schon gehört, aber hier ist eine ganz Kirche in den 1930er Jahren umgezogen.
Ursprünglich stand die Kirche (wie auf diesem Stich zu sehen) links der Treppe, die nach Santa Maria in Aracoeli hinaufführt.
1928 wurde S. Rita zugunsten des neuen Vittoriano abgerissen und 1937 unter Verwendung des alten Baumaterials an der Piazza Campitelli neu errichtet. Sie dient heute als Ausstellungs- und Konzertraum.
An der Piazza Ara Coeli trennten sich unsere Wege bis zum frühen Abend. Während Claude die Augustus-Ausstellung besuchte, hatten M. und ich das Bedürfnis an der römischen Luft zu bleiben.
S.