Römische Splitter in der Provinz Hispania

IULIOBRICA

Ein paar Kilometer weiter nördlich von Camesa hat man dann gebuttelt und die Reste des Städtchens IULIOBRIGA (auf Spanisch Julióbriga) freigelegt.

IULIOBRIGA = befestigte Stadt des Julius, war das wichtigste Verwaltungszentrum im Gebiet der Cantabros. Nach dem Ende des Cantabros-Krieges ca. 15-13 v.Chr. auf Anweisung von Augustus von der IV. Legion Macedonica gegründet und zu Ehren des Adoptiv-Vaters des Augustus, Julius Cesar, benannt, lag die Stadt mitten in der strategisch wichtigen Durchgangszone zu den Häfen an der Küste im Norden. Sie war eine tributpflichtige Ansiedlung, eine sogenannte Civitis stipendiaria.



Wie die Endung -BRIGA-vermuten lässt, lebten hier vorher schon Kelten in ihrem Castro, was von den Römern gleich eingemeindet wurde. Damit der Frieden gesichert blieb, wurde die Legion IV Macedonica nicht weit von IULIOBRIGA stationiert. Die Siedlung liegt an der Flanke einer Anhöhe auf 900m. Und ist im Laufe der Jahrhunderte natürlich überbaut worden. So steht das romanische Kirchlein mitten im alten Forum.


Ob der Ort wirklich so auseinandergezogen war wie er sich nach den Ausgrabungen präsentiert, oder ob ganze Strassenzüge und Viertel verloren gingen im Auf und Ab der Zeiten?


Das Leben war wahrscheinlich eher ungemütlich, denn das Klima dort zeigt sich bisweilen frostig. Auch wenn man Villen mit der typischen Atrium- Architektur fand, war hier eher kein Müssiggang unter sanft säuselnden warmen Winden möglich.

Neben einem Kuhstall tritt man in eine sumpfige Wiese :




...und hat eine grössere Gebäudeanlage vor sich, La Llanuca genannt. Hier gab es Werkstätten, Tabernen und wohl auch eine Badeanlage, was man aus einer grossen Zisterne erschliesst. Die Anlage war über eine von Säulen gesäumte Strasse mit dem Forum verbunden. Hier ein poströmischer Nachbau...


Kleine Hilfen für die Vorstellungskraft:





Hier die wenigen echten Zeitzeugen. Wie in Rom wurden auch hier nach dem Untergang des römischen Imperiums gerne die Spolien weiterverwendet:




So krumm und schief, werden die modernen Säulennachbauten kaum das Spolienschicksal erleben. :roll:



Die weiteren Ausgrabungsareale liegen am anderen Ende der Strasse. Dort findet sich eine Villa, deren Mosaik im Archäologischen Museum in Santander ausgestellt ist.

Hier war es wohl auch schon zu römischen Zeiten feucht und sumpfig, wenn diese Rinnen vielleicht Abwasserkanäle darstellen.


Hier der Zugang zum Frigidarium oder besser gesagt Gelatidarium...:lol:




Das Klima war und ist manchmal eher für ein finnisches Eisbad geeignet, aber nicht für römische Planschereien.

Es wird auch noch weiter gegraben und gefunden.




So, dass war es mal wieder aus den Weiten der Provinz Hispania. Diesmal aus den winterlichen Bergen, in der Nähe der Ebroquelle ( Lat.:Hiberus). Dieser und das Städtchen hinterliessen immerhin eine literarische Spur in der Historia Naturalis des Plinius, um das Jahr 60 n. Chr.:
Hiberus amnis, navigabili commercio divis, ortus in Cantabris haut procul oppido IULIOBRICA .
 
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Römische Stadtgründungen: Caesaraugusta

Wir bleiben am Fluvius Hiberus, dem heutigen Ebro. Flussabwärts von den Quellen bei Juliobriga war der Ebro in römischen Zeiten ab Vareira, dem heutigen Logroño, schiffbar.
Und es muss ein reger Schiffsverkehr und Warenaustausch geherrscht haben, zumindest wenn es keine grösseren Überschwemmungen gab. Heute war es selbst den Wasservögeln zu nass. :lol:


Über die Hafenstadt Dertosa ( heute Tortosa) war es durch das Ebro-Delta geradeaus übers Meer ja nicht mehr so weit bis nach Roma aeterna.

Während die Cantabrischen Kriege (25- 12 v. Chr.) noch siegreich geschlagen wurden, liess Imperator Caesar divi filius Augustus (63 v.Chr. -14 n. Chr.) 15 v. Chr. eine Veteranenkolonie am Ufer des Ebro gegründet.


Die Stadt durfte als eine der wenigen Neugründungen den Namen des Imperators tragen und wurde Caesaraugusta getauft.


Caesaraugusta colonia immunis, amne Hibero adfusa, ubi oppidum antea vocabatur Salduba, regionis Edetaniae recipit populos LV... ( Plinius, Historia naturalis)

Caesaraugusta, colony that pays no taxes, is washed by the river Ebro, its site was once occupied by a town called Salbuda, belonging to the district of Edetania, it is the centre of 55 peoples...


Die Legionäre der verschiedenen Legionen, nämlich Legio III Macedonica, Legio VI Vitrix, Und die Legio X Gemina wurden zum Bau der Stadt herangezogen. Teilweise kann man an den Steinquadern des Flusshafens noch die Steinmetz-Zeichen der Legionen erkennen.


Und wie die Militärlager hatte auch die römische Stadt einen recht quadratischen Grundriss mit den Hauptstrassen Cardo und Decumanus, die sogar noch im heutigen Stadtbild sichtbar sind.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurden die sicher schon vorhandenen Verteidigungsgräben, Mauern oder Schanzen zu dicken Mauern aus Opus caementicium und Steinquadern ausgebaut, die die Stadt wie mit einem 3 km langen Ring und 120 Wehrtürmen umschloss. Heute sind nur noch ca. 80 Meter dieser Mauer erhalten, zumeist integriert in andere Gebäude.


Die Stadt kam ab dem 1. Jahrhundert zur Blüte, durch den Handel über ihren bedeutenden Flusshafen und eine wahrscheinlich aus Stein und Holz gebaute Brücke.


Die heutige Brücke fusst auf den römischen Fundamenten, stammt aber eher aus dem Mittelalter.

Caesaraugusta bildete eines der wichtigen Verwaltungszentren in Hispania tarragonensis. Und so auch heute wieder: Das moderne Zaragoza ist die Hauptstadt der Autonomie Aragon.

Der Hafen am Ufer wurde im Laufe der zwei Jahrtausende überbaut, aber in den Tiefen des Museums haben sich Reste der Hafenanlage erhalten, die mit Videoanimation aufgepeppt, die Vorstellungskraft lenken.

Die Orginale geben wirklich nicht viel her, da braucht es schon Animation und Modellnachbau:


Und wo soviel Handel und Wandel herrschte, da wollten die Einwohner auch Zerstreuung finden bei Brot und Spielen wie in der Urbs. Roma machte es schliesslich vor :!: Caesaraugusta besass ein grosses Theater, erbaut in der Epoche des Tiberius und später vollendet unter Claudius. Das Theater ist eines der grössten in Spanien, mit fast 7000m2 und Sitzplätzen für 6000 Personen. Im Gegensatz zu anderen römischen Theatern, die in einen natürlichen Abhang hineingebaut wurden, musste man in Caesaraugustus, wo die Landschaft so flach ist wie die norddeutsche Tiefebene, erstmal ein Gefälle schaffen. Also musste Zement her, und den hatten die Römer ja schliesslich erfunden. Die Sitzreihen wurden aus Opus caementicium geschaffen und anschliessend schön mit Marmor verkleidet. Vom Mamor blieb keine Spur...:~

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Heute gab es aber keine Vorstellung, man war noch mit Putzarbeiten beschäftigt.


oder mit einem morgendlichen Schlendrian! :]



Es liess sich gut leben in dieser römisch geprägten Stadt mit Thermen, Forum, Theater und Hafen.


Beim Untergang des römischen Imperiums ging auch Caesaraugust unter, zumindest seine römischen Ursprünge. Erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde bei Bauarbeiten mitten in der Stadt das Theater wiederentdeckt. Der Sturm der Zeiten hat ausser Steinen, römischen Zement und ein paar Bodenfliesen nicht viel übrig gelassen. Aber das Wenige kann man besuchen und durch Video-Animation ein wenig in den römischen Alltag eintauchen.

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Der römische Ursprung von Caesaraugusta wurde indes nie vergessen und führte sogar in den dunklen Zeiten des Faschismus zu einem Kulturaustausch zwischen Italien und Spanien: 1940 schenkte der Duce Mussolini eine Kopie des Augustus Prima Porta ( Original in den Vat. Museen) dem Caudillo Franco (bzw. der Stadt Zaragoza.) :uhoh: Vielleicht fühlten sich beide Diktatoren dem römischen Imperator nahe. Zumindest Franco regierte ähnlich lang wie Augustus, nämlich fast 40 bleiernde Jahre...:evil:
 
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Römische Stadtgründung: Lucus Augusti

Lucus Augusti, das heutige Lugo liegt ca. 700 km von Caesaraugusta entfernt gen Westen und war fast so etwas wie der Aussenposten des Imperiums, kurz vor dem Ende der alten Welt = Finisterrae. Zwar gab es noch mehr römisch- keltische Siedlungen in den Bergen und an den Küsten, aber Lucus Augusti war doch schon ein kleines römisches Oppidum.



Gegründet wurde Lucus Augusti zur selben Zeit wie Caesaraugusta, mitten im kantabrischen Krieg. Allerdings gab es schon 25 v. Chr. ein grösseres Militärlager mit lusitanischen Truppen, befehligt von Caius Antistus Vetus, die auch in die Kämpfe mit den Cantabros verwickelt waren.
Im Auftrag von Augustus legt schliesslich Paullus Fabius Maximus die Grundsteine zur Stadtgründung zwischen 15-13 v. Chr. und gibt ihr den Namen Lucus Augusti.



V.(rbis)C.(onditori)A.(ugusto)M.(onumentum)

CAERSARI
PAVLLVS FABIVS MAXIMVS
LEGAT CAESARIS


Zur Namensgebung gibt es mehrere Theorien: Es könnte ein religiöser oder symbolischer Ursprung dahinter stehen. Lucus, Luc, Llug, Lug entspricht Lugh, eine keltische Gottheit des Lichtes. Möglicherweise befand sich dort eine Kultstätte der Kelten.

Nach einer anderen Theorie ist Lucus eine Lichtung im Wald oder auch ein heiliger Hain, was sich auch im Hinblick auf den zunehmenden Personenkult um Kaiser Augustus gut als religiöse Verehrungsstätte einrichten liess.

Nüchterner Fakt ist, Lucus Augusti liegt strategisch günstig auf einer Anhöhe über einem schiffbaren Fluss, dem Miño ( lat. Minius). Lucus Augusti wurde zum Verwaltungs- und Gerichtszentrum für den ganzen Nordwesten als Conventus Lucensis. Es gab wirtschaftliche Impulse, den militärischen Hintergrund, und auch die Verkehrswege Via XIX und XX führten durch Lucus Augusti, was auf halben Weg zwischen Bracara Augusta ( Braga) und Asturica Augusta ( Astorga) lag. Lucus Augusti entwickelte sich, klein aber fein, nach dem Vorbild Roms: es gab ein Forum, Tempel, ein Aquaedukt, nicht zu vergessen die Thermen, eine Brücke über den Fluss. Und eine Münze, wo über die Jahrhunderte das Kleingeld geprägt wurden.

Im 3. Jahrhundert wurden wegen der zunehmend politisch unsicheren Zeiten und dem Druck der Völkerwanderung schliesslich hohe Schutzmauern rund um die Stadt gezogen. Noch im V. Jahrhundert war in Lucus Augusti Standort der III. Cohorte Lucensis, die auch beauftragt war, die nahen Gold und Blei-Minen zu schützen. Irgendwann aber halfen keine Mauern und keine Kohorte mehr: zu Ostern des Jahres 460 stürmte der germanische Stamm der Sueben die Stadt und tötete den letzten römischen Statthalter.

Die gewaltigen Stadtmauern wurden zwar von den anstürmenden Germanenstämmen überrannt, überdauerten aber die letzten zweitausend Jahre. Die intakte römische Stadtmauer ist einzigartig im ehemaligen westlichen römischen Imperium, weshalb sie im Jahr 2000 in die Kulturerbeliste der Unesco aufgenommen wurde. ( Sogar auf Latein) :D




Die Stadtmauer umschliesst auf 2266 Metern die Kernstadt und wies ursprünglich 85 Türme auf, von denen 71 erhalten geblieben sind. 60 Türme sind rund, 11 rechteckig gebaut. Die Mauer ist zwischen 8-12 Meter hoch und 4-7 Meter breit.



Den Einlass gestatten 10 Tore, von denen aber nicht alle aus Römerzeiten stammen.
Heute ist die Mauer ein beliebter erhöhter Spazierweg, Joggingstrecke, Ausguck. Bequem erreichbar über Rampen oder auch Treppen.



In der Stadt verteilen sich viele echte archäologische Sehenswürdigkeiten, und einiges an neorömische nicht immer gelungenen Reminiszenzen:



Einiges wird flugs zum Spieluntersatz umfunktioniert:



Neben der Rampe zur Mauerkrone wurde eine alte römische Domus aus dem 1. Jahrhundert gefunden, die beim Mauerbau wohl gleich mit ins Mauerwerk integriert wurde. Und über die Domus wurde im 3. Jahrhundert ein Mitras-Tempel gesetzt. Der ist zwar als solcher nicht gleich erkennbar ( und man darf dort leider auch keine Aufnahmen machen), aber man fand eine Ara mit Widmung, sodass die Zuordnung zum Mitras-Kult gelang. Hier Aussenfotos :

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INVIC(TO) MITHRAE G(AIUS) VICTORIVS VICTORINVS ( CENTURIO) L(EGIONIS) VII G (EMINA) ANTONIANAE P(IAE) F(ELICIS) IN HONOREM STATIONIS LUCENSIS ET VICTORIORUM SECVNDI ET VICTORIS LIB(ERTORUM) SUORUM ARAM POSUIT LIBENTE ANIMO (HEDERA)​



Vor der Kathedrale fand man Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts bei einer Renovierung ein kleines Schwimmbad. Nach Abdecken und jahrzehntelangem Vergessen der Entdeckung wurde das Becken 2010 renoviert und "besehbar" gemacht. ( Leider bei Sonne mit Spiegelungen und bei Regen mit dicken Wassertropfen.)

Das Bad, es handelt sich eventuell um ein Frigidarium, ist recht klein, rechteckig mit jeweils 2 Mini-Apsiden an den Enden. Das schlichte Mosaik bedeckte Boden und Wände.


Demnächst geht es weiter mit lucensischen Überbleibeln.




 
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Naja, das Demnächst ist nun doch von etwas längerer Dauer...:cool:. Ein fast archäologischen Graben in den Tiefen dieses Forums...bis zu der Schicht 2...bis ich diesen Thread wiedergefunden habe.
Die Städtchen Lugo hat neben den dicken römischen Mauern und Behausungen auch ein nettes übersichtliches Museum mit den römischen Funden aus der Stadt und der Umgebung.

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Untergebracht in einem ehemaligen Kloster, finden sich im Kreuzgang zahlreiche Stelen, Grabmäler, Meilensteine.


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Auch in den Klosterräumen findet sich einiges, was aus dem Erdreich geborgen wurde:

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Besonders schön die ausgearbeitete Stele


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Auch Caracalla hinterliess seine Spuren in Form eines Meilensteines :

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Fazit: eine kleines Museum, was einen interessanten Einblick in die Randgebiete des römischen Imperium gibt und was sich problemlos mit einem Besuch der übrigen Funde und Denkmäler, sowie einem Abstecher nach Santa Eulalia de Boveda verbinden lässt.
 
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Archäologisches Museum Burgos:

Von den steilen Küsten und windgespeitschten Bergen Galiciens wieder in die fruchtbaren Hochebenen von Hispania CiteriorTarragonense. Die Stadt Burgos, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz wartet mit einem interessanten Museum zu den gesammelten römischen Hinterlassenschaften der Provinz auf.





Schon vor den Römern scheint die Gegend als Wohndomizil sehr beliebt gewesen zu sein, denn mit den Ausgrabungen in Atapuerca ( 15 km östlich von Burgos) weiss man einiges zu Besiedlung durch die ersten Homo antecessor, heidelbergensis, neandertalis, und irgendwann ab 150 v.Chr. lässt sich auch der auch Homo sapiens romanus in der Gegend nachweisen.
In der heutigen Provinz Burgos verliefen viele wichtige Verbindungswege, die Rom wie eine Nabelschnur mit Getreide, Wein und vorallem Gold ernährten. Durch die fruchtbaren Böden waren hier viele römische Villas Rusticas zu finden, die typischen riesigen Gebäudekomplexe mit luxuriös ausgestatteten Wohnräumen für die Oberschicht und den schlichten Wirtschafts- und Wohnräumen für die Bediensteten.


Aber nicht die heutige Stadt Burgos spielte in römischen Zeiten eine wichtige Rolle, sondern ein Ort, der heute nur noch als Ruinenlandschaft kenntlich ist, aber in der römischen Geschichts- und Gerichtsschreibung eine ausserordentliche Rolle spielte.
Clunia, oder ganzer Titel: die Colonia Clunia Supicia liegt im Süden der Provinz , ca 50 km von Burgos entfernt. Der Conventus Cluniensis war ein riesiger juristischer und administrativer Bezirk, der ganz zentral Hispania umfasste.
Und Clunia spielte eine Rolle im Vier-Kaiser-Jahr, als nämlich Servius Sulpicius Galba ( römischer Imperator 68 n. Chr.) von seinen Truppen in Clunia zum Nachfolger von Nero ausgerufen wurde.


Heute nehme ich Euch mit durch die Räume vom archäologischen Museum in Burgos, wo sich allerlei Römisches aus der Provinz angesammelt hat. Nicht nur aus Clunia, denn dort gibt es ein eigenes Museum, aber aus den umliegenden Villas rusticas, von Funden entlang der alten römischen Strassen, etc.


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Das Mosaik aus einer Villa rustica aus dem IV. Jahrhundert, stellt den Mythos der Atalanta und Meleagros und der Jagd nach dem calidonischen Ebers da.
Wie immer , wenn sie sich nicht genügend von den Menschen bewundert fühlte, sann die kleinliche Göttin Artemis auf Rache ihrer gekränkten Ehre und schickte in ihrer Rachsucht einen riesigen, wilden Eber nach Kalidon, wo der König Oineus vergessen hatte, ihr Opfergaben zu darzubringen. Der Eber verwüstete das Land, die Bevölkerung starb vor Hunger.



Schliesslich rief der König die besten Jäger zusammen, um das Tier zu erlegen, darunter auch seinen eigenen Sohn Meleagros. Artemis sandte Zwietracht, indem sie eine Frau schickte : die jungfräuliche Jägerin Atalanta. Natürlich ergab sich, wie immer in den griechischen Mythen, viel Anlass zu Streitereien, Eifersüchteleien, Liebeleien.




Der Eber wurde in Gemeinschaftsarbeit Meleagros / Atalanta erledigt.



Er schenkte ihr das Fell des Tieres. Dies wurde jedoch von der begleitenden Jagdgesellschaft nicht goutiert. Es kam zum Streit und schliesslich zu Mord und Todschlag, als nämlich Meleagros die Gegner tötete. Diese waren wiederum mit der Mutter des Meleagros, Althaia verwandt. Althaia wollte nun wieder ihre Sippe rächen und warf ein Holzscheit ins Feuer, ausgerechnet das Holzscheit , an dem seit seiner Geburt laut den Prophezeiungen das Leben des Meleagos hingt. Tatsächlich stirbt kurz darauf Meleagros, der Sohn des Oineus. Althaia, die Mutter von Meleagros, Ehefrau des Oineus, tötet sich daraufhin selber. Artemis bekommt ihre blutige Rache...

Viele Grabsteine, Stelen. Meilensteine:


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Ein hübscher Lockenkopf:

Eine Göttin namens Isis:

Schön Geschnörkeltes aus Stein:
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Wir schreiten weiter:

Steinverblendungen aus dem Theater in Clunia:
In Metall gegossener Freundschaftspakt zwischen den Römern und einem Eingeborenenstamm :

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Verschiedene Körperteile in Bronze gegossen. Teilsweise zu Statuen gehörend

Dann wieder ein andrologisches Objekt von stattlicher Grösse, war das ein Kult?? Ist das ein bronzener Viagra Ersatz??

Wenn jemand eine Antwort / Idee zu diesen phallischen Objekten hat, zu denen natürlich leider keine Erklärungen im Museum zu finden sind, ich bin ganz Ohr:


So, und damit ist auch dieser Museumsrundgang durch die kleine, aber feine Römerabteilung dieses Museums beendet.



 
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Dann wieder ein andrologisches Objekt von stattlicher Grösse, war das ein Kult?? Ist das ein bronzener Viagra Ersatz??

Museum Burgos
  • Nihil
  • Freitag um 20:16 Uhr


Es handelt sich um ein sogenanntes Tintinnabulum. Diese Objekte fanden sich oft im Eingangsbereich, in Gärten, Portiken oder Läden und hatten eine Schutzfunktion: sie sollten den bösen Blick abhalten und Glück und Wohlstand garantieren. Die Glöckchen klingelten im Luftzug und man glaubte, dass der Klang das Böse abwehren konnte. Oft hatten sie die Form eines Phallus - oder wie man auch sagte: des fascinum.
Im Geheimkabinett des archäologischen Museums in Neapel findet man eine ganze Reihe dieser Darstellungen.

Warum die Bilder im Zitat nun so groß wiedergegeben werden, entzieht sich meiner Kenntnis.
 
Hallo Claude

Herzlichen Dank für diese Erklärung. Hochinteressant! Ich konnte im Internet partout nichts dazu finden.
Was ist ein Geheimkabinett? Werden da " anrüchige" Objekte präsentiert? Also anrüchig je nach Mode, Moral und Zeitgeist. Und nicht für alle Augen bestimmt?
 
Hallo Claude

Herzlichen Dank für diese Erklärung. Hochinteressant! Ich konnte im Internet partout nichts dazu finden.
Was ist ein Geheimkabinett? Werden da " anrüchige" Objekte präsentiert? Also anrüchig je nach Mode, Moral und Zeitgeist. Und nicht für alle Augen bestimmt?

Ja - so könnte man es nennen. In Pompeji hat man jede Menge so anzügiger andrologischer Objekte gefunden und das konnte damals nicht öffentlich ausgestellt werden. Deswegen das Gabinetto segreto.
 
Ein fettes Dankeschön für diesen Bericht. Kurzweilig, gute Fotos, interessante Informationen und dabei nicht zu überladen. Auf den Namen "Galba" stösst man in Rom so gut wie gar nicht... ausser im Münzkabinett.

Grüsse
Rainer

PS. "Gute" Fotos ist noch untertrieben...
 
Das war ein kurzweiliger Besuch im Museum von Burgos auch für mich - vielen Dank!
Und lehrreich noch dazu, auch mit Hilfe von Claude...
 
Hallo ColleMarina, Nummis und Claude

Danke für´s Mitlesen und euer Interesse an der Peripherie des römischen Imperiums.
 
Römische Brücken

Heute wende ich mich wieder dem Verkehrsnetz des römischen Imperiums zu. Als Lebensadern in der Peripherie wie auch als Nachschubwege nach Rom waren die römischen Strassen ja eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die die Wegetrassen über Sümpfe, Bergketten und tiefe Täler führte. Die Anfänge des Brückenbaus sind so alt wie die Menschheit, denn immer musste der geschäftige Homo sapiens irgendwo hin...Die Brücken waren zunächst einfache Konstrukte aus Holz, die je nach Gegebenheiten dann auch in Stein die Passanten mehr oder weniger trockenen Fusses über die wässrigen Untiefen führten. Diese einfachen Konstrukte findet man in Spanien noch häufig, jedenfalls dort, wo die Landwirtschaft noch nicht mechanisiert ist, oder eben in unwegsamen Gebieten.

Wenn es nach etwas Regen dann zu einem Pegelanstieg des Flusses kommt, sollt man lieber bei dieser Trittsteinbrücke die Gummistiefel anziehen.:)

Hier die Variante: flacher Stein auf zwei Steinstelzen, geht natürlich nur, wenn der zu überbrückende Wasserlauf nicht zu breit ist.

Diesmal ein schon recht ordentliches Brücklein aus Holzbohlen mit Erd-/ und Steinschichten für nicht unbedingt rutschfestes Überqueren:

Aus der vorrömischen Zeit sind keine grossen Brückenbauten bekannt. Ob es keine gab, oder ob diese die Zeiten nicht überdauerten., weiss man nicht. Die Römer jedenfalls hinterliessen ihre Spuren, im Kleinen wie auch in grandiosen Bauwerwerken über breite Flüsse, reissende Strömungen und tiefste Täler. Diese Brücken sorgten für den Warenfluss, die Annsiedlung und Entwicklung der Ortschaften und brachten die römische Zivilisation bis in die letzten Ecken von Hispania.

Viele Brücken werden als Puente Romano bezeichnet, stammen aber oft aus dem Mittelalter. Allerdings lässt diese Bezeichnung durchaus auf einen römischen Vorgängerbau schliessen, der nicht mehr existiert oder von dem man die Brückenpfeiler weiterbenutzt. Einige Rundbögen sehen wirklich römisch aus...

Dieses Brücklein steht mitten in der Lagune von Villfáfila in der Nähe von Zamora und dient noch heute den Schafherden zum Überqueren des Sumpfes zu den Weidegebieten:

Nun zu einer "echten" römischen Brücke, also eine, die seit Trajans Zeiten ( 114-119 n.Chr.) besteht und immer noch ihren Dienst tut. Natürlich war auch sie Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte unterworfen, aber sie trägt weiterhin die Strasse und versieht ihren Dienst wie die letzten 2000 Jahre: die Brücke Bibei, im Gebiet Valdeorras im Osten von Galicia ( man beachte die lateinischen Ursprünge: Vale de Oro) die Goldminien waren nicht weit! Die Brücke Bibei im Streckenverlauf der Via XVIII oder Via Nova, verband die Stadt Bracara Augusta ( heutiges Braga in Portugal) mit Asturica Augusta ( Astorga in Spanien). Man vermutet, dass die Brücke einen älteren Vorgängerbau ersetzte, ist doch die Via Nova ca 40 Jahre älter. Heute besteht die Via Nova nur noch in kurzen Strecken, aber einige Abschnitte taugten doch als Nationalstrasse und einige wichtige Bauwerke wie die Brücke Bibei blieben trotz des hohen Alters verkehrstauglich. Gut, dass die Strasse nicht zu den Hauptverkehrsstrecken zählt, denn bei der römischen Breite von 6,5 Metern wäre dies ein ständiges Nadelöhr für den heutigen Schwerverkehr.

Viele Fotos habe ich nicht gemacht, als ich eher zufällig diese Route fuhr und über diesen enormen römischen Splitter stolperte. Und einen Parkplatz gibt es auch nicht, trotz wenig Autos wollte ich also nicht allzulange als Verkehrshindernis wirken.

Die Erklärungen neben den ebenfalls dort aufgefundenen Meilensteinen sind leider nur in Spanisch.

Die Brücke ist an den Ufern durch gemauerte Stützmauern eingefasst die Linke immerhin 9 Meter lang, die Rechte 17 Meter lang und 5 Meter hoch. Die Brücke ist 75 Meter lang und erhebt sich mittig ca. 23 Meter über den Fluss Bibei. Die Breite beträgt 6.5 Meter, also genug um mit 2 Ochsenkarren aneinander vorbeizukommen. Die 3- bogige Brücke ruht auf 2 rechteckigen Pfeilern von ca. 4,30 Meter Stärke, die stromaufwärts dreieckig in die Fluten ragen, stromabwärts rund geformt sind. Die Römer suchten den besten Übergang und an dieser Stelle ist der Fluss Bibei recht schmal und weist einen felsigen Untergrund auf, auf dem man die Pfeiler stabil aufrichten konnte. Gebaut wurde die Brücke mit Opus quadratum, passgerecht behauene regelmässige, quaderförmige Granitsteine mit rustifizierter Oberfläche, die ohne Zement gefügt wurden. Die drei Rundbögen weisen alle unterschiedliche Höhen ( 6 Meter, 18,5 Meter und 8,7 Meter) und Breiten auf und ergeben trotzdem einen sehr harmonischen Eindruck. Man vermutet in der Nähe die Mansion Nemetóbriga, 13. Meilenstein der Via Nova.
Verschiedene Funde in der Umgebung, wie diese Stele, erinnern an die Instandsetzung/ Neubau der Brücke unter Kaiser Trajan, der Meilenstein stammt aus der Zeit Vespasian, als die Via Nova gebaut wurde. Ob dieser Meilenstein wirklich ursprünglich dort aufgestellt wurde, ist allerdings umstritten. Beim Strassenbau wurden etliche Meilensteine zerstört oder transferiert, was eine Einteilung der Via Nova sehr erschwert.
Nichts destotrotz ist die Brücke Bibei die am besten erhaltene römische Brücke in Gallaecia/ Galicia, die immer noch ihren Dienst tut.

Aber es gibt noch eine zweite römische Brücke in Gallaecia, die allerdings ihre Anerkennung als " Römisch" erst in den 70. Jahren des letzten Jahrhundert erhielt. Die Puente Freixo über den Rio Arnoia, gelegen zwischen Celanova und Cartelle im Süden der Stadt Ourense. Man vermutet, dass die Brücke eher einem Nebenweg nach Norden diente, denn die Via Nova zieht weiter östlich vorbei in Richtung Laguna de Antela und den Rio Lima.
Auch die Brücke Freixo ( aus dem II-III. Jahrhundert n.Chr.) diente lange dem modernen Verkehr, bis ihr dann aber wegen Baufälligkeit die Befahrtauglichkeit aberkannt wurde. Mittlerweile war eine moderne Brücke daneben gebaut worden, was zwar nicht die Attraktivität der Umgebung verschönert, aber endlich konnte die alte Brücke restauriert werden. Diese war mittlerweile einsturzgefährdet und hatte Teile des 2. Bogens verloren. Man entschied schliesslich die Brücke nicht als Ruine zu erhalten, sondern ihr die Funktion der Flussüberquerung wenigstens für Fussgänger zurückzugeben.


Die Renovation bis auf den Felsuntergrund führte zu vielen neuen Erkenntnissen über den römischen Brückenbau, denn man drehte wirklich jeden Stein um. Es handelt sich um eine 4- bogige symmetrische Brücke, aus Opus quadratum, leicht rustfizierten Granitsteinen. Die Pfleiler weisen eine Dicke von 2.83-3.62-2.80 Meter, über die sich die 4 Bögen spannen mit einer Weite von 4.73-7.70-7.78-4.74 Meter. Flussaufwärts weisen die Pfeiler dreieckige "Wellen/ Eisbrecher"auf, flussabwärts enden die Pfeiler glatt mit der Brückenbreite. Die Fahrbahn ist allerdings schmaler als das normale römische Strassen-Niveau mit 4.60 Meter, also schon zu römischen Zeiten war das eine verengte Fahrbahn, auf der jeweils nur ein Ochsenkarren passieren konnte.

Es ist jedenfalls sehr löblich, dass die Gefahr des Brückeneinsturzes durch die Renovierung abgewendet werden konnte, und uns ein ordentlicher römischer Splitter erhalten geblieben ist.























 
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Römische Brücken in Lusitania

Nun verlassen wir Hispania tarragonensis am "Grenzfluss" Flumen Durius ( dem heutigen Duero) und befinden uns im Norden Lusitanias, dem ehemaligen Hispania Ulterior. Weiter nach Süden kreuzt eine römische Brücke den Rio Tormes in Salamanca, in römischen Zeiten Salmantica genannt. Schon vor den Römern existierte eine Siedlung namens Helmantica. Nach der römischen Eroberung wurden, wie überall im Imperium, die Strassen angelegt zur besseren Truppenbewegung und schnellem Gütertransport.



Salmantica bekam eine sehr schöne Brücke, deren Bauzeit allerdings zeitlich nur recht vage einzuschätzen ist. Das Strassennetz der Via de la Plata war gegen 19 v.Chr. schon fertig, also könnte die Brücke auch zu Zeiten des Kaisers Augustus schon existiert haben.



Aufgrund der baulichen Übereinstimmungen der Brücke mit dem Aquädukt von Segovia könnte die Brücke aber auch aus der Regierungsepoche des Trajans( 98-117 n. Chr.) oder Hadrians (117-138n.Chr.) stammen. Vielleicht wurde eine Vorgängerbrücke auch durch die Winter-Fluten zerstört, wie es dieser Brücke mehrmals im Mittelalter geschah. Nur noch der nördliche Teil der Brücke ist orginal römisch mit 14 erhaltenen Rundbögen und einer Länge von 200 Metern und natürlich der römischen Strassenbreite von 6 Meter. Hier fahren keine Ochsenkarren mehr, sondern tummeln sich die Fussgänger. Auch der Rest der Brücke ist hübsch, aber späteren Datums. Hübsch ist übrigens auch die Stadt Salamanca, weshalb sie ins UNESCO- Kultur- Erbe aufgenommen werden.

Jetzt nehme ich euch weiter gen Süden mit, immer entlang der Via de la Plata, deren heutiger Name nichts mit Silber- Transporten zutun hat, sondern aus musulmanischen Zeiten stammt. " al- Balat" heisst nichts anderes als befestigte Strasse, und als solche wurde die alte römische Verbindung zwischen Augusta Emerita (Merida) und Asturica Augusta( Astorga) von späteren Eroberern der iberischen Halbinsel weitergenutzt. Und entlang dieser Route kann es dann manchmal so aussehen:

 
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Die Brücke von Segura

Verlässt man die Via de la Plata, einen Bogen nach Westen in Richtung Portugal schlagend, kommt man in das kleine Städtchen Coria. In prärömischen Zeiten Caura genannt, wurde es im 1. Jahrhundert vor Christus von den römischen Truppen eingenommen. Quintus Caecilius Metellus Pius (130v.Chr.- 63 v.Chr.), Consul und ein genialer Militär, unterwarf die aufständigen Ureinwohner in langjährigen Kriegen, und so trug die tributpflichtige Siedlung schliesslich seinen Namen.: Castrum Caecilium Cauriensis, später erlangte das Städtchen, nun Caurium genannt, römisches Recht im Conventus Emeritensis.


Heute sind nur noch Reste der römischen Stadtmauer und- Tore aus dem III. - IV.- Jahundert zu sehen. Aber immer noch beeindruckend!

Als kleiner Nachtrag: Quintus Caecilius Metellus Pius stammte aus einem der einflussreichsten Geschlechter Roms. Er selber kam in Rom zu höchsten Ehren. Er wurde wegen seiner militärischen Erfolge im Bürgerkrieg mit dem Titel des Imperators bedacht ( was zu den spätrepublikanischen Zeiten Roms noch kein politisches Amt war), ihm wurde ein Triumphzug gemeinsam mit Pompeius ( dem späteren Gegenspieler Julius Cäsars) zugestanden; und Quintus bekleidete das höchste Priesteramt Roms als Pontifex Maximus.
Er adoptierte später Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio ( 100/98-46 v. Chr.), ein Nachkomme des Publius Cornelius Scipio Nasica.


Aber nun zur Brücke Segura: Heute ganz abseitig am Rand des heutigen España gelegen, war die Brücke zu römischen Zeiten mitten drin in Lusitania, denn die Strasse führte von Norba Caesarina ( heute Cáceres) nach Egitania ( Idanha da Velha) und weiter nach Bracara Augusta ( Braga). Auf spanischer Seite fährt man kilometerweit durch menschenleere Gegend,

Erst bei der Brücke gibt es auf portugiesischer Seite das Dorf Segura.

Die Grenze verläuft kurioserweise direkt in der Mitte der Brücke über den Fluss Erjas :

Zu römischen Zeiten war Lusitania noch ganz ohne Grenzen, Nationalitäten, nationale Befindlichkeiten...:rolleyes:, aber wenigstens ist heutzutage der Schlagbaum nicht mehr da ( was hoffentlich auch so bleibt!):

Die 5-bogige Brücke stammt wahrscheinlich aus dem I. bis II. Jahrhundert n. Chr. Aufgrund der Ähnlichkeiten zur Brücke von Alcántara könnte sie zeitgleich, also zu Trajanischen Zeiten, gebaut worden sein. Im Itinerario des Kaisers Antonino aus dem III. Jahrhundert n. Chr. wird die Brücke allerdings nicht aufgeführt. Natürlich wurde sie im Laufe der Jahrtausende mehrfach restauriert, was man an den verschiedenen Materialien gut erkennen kann.


Die beiden Aussenbögen und die Brückenpfeiler sind noch orginal römisch. Gebaut aus Granit als Opus quadratum mit soliden Pfeilern, die flussaufwärts dreieckig die Strömung teilen.

An den Steinen sind noch gut die Zangenabdrücke zu erkennen, mit denen die Steine zementlos an ihre Stelle gesetzt wurden. Und auch an Verzierungen wie dieses Gesims wurde gedacht.


Das heute die Fugen mit Mörtel zugeschmiert sind und die Pfeiler nicht mehr sichtbar auf dem nackten Felsen ruhen, sondern in Zement eingesargt wurden, sind den leider stümperhaften Renovationen zu danken, die tatsächlich erst 2007 ausgeführt wurden. Ein trauriger Fall von falsch verstandenem Konservieren für die Ewigkeit. Was zweitausend Jahre ohne Zement überstanden hat, braucht auch weiterhin keinen...
 
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Die Brücke von Alcántara

Und nun zu der angeblich schönsten Brücke von Hispania. Der Brücke von Alcántara. Dies war natürlich nicht der römische Name der Brücke, aber er hat sich seit den den musulmanischen Zeiten erhalten. Al-Quantarat auf arabisch heisst soviel wie Brücke. Die Brücke von Alcántara liegt ca. 25 km von der Brücke von Segura entfernt und ist wie diese ein grossartiges Zeugnis der römischen Baukunst, Und auch die Brücke von Alcántara ist ( noch) dem modernen Autoverkehr freigegeben.


Die Brücke von Alcántara kreuzt den Fluss Tajo ( römisch Tagus) bei der gleichnahmigen Ortschaft, in der heutigen Provinz Cáceres, Autonomie Extremadura, etwas ausserhalb der Ortschaft und verbindet noch heute beide Ufer des Flusses in einer doch eher abgeschiedenen Ecke von Extremadura. Auch im römischen Imperium war die Route eher eine Sekundärstrasse in Lusitania. Die römische Staatskasse beteilgte sich nicht an den Baukosten. Diese wurden von 12 umliegenden Gemeinden bezahlt, die auch in einer Erinnerungsplakette genannt werden.
Hier ehrt sich allerdings Karl V., Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, und als Carlos I. König von Spanien, als Imperator und Instandhalter der Brücke auf und an dem Triumphbogen.



Die Brücke ist eine elegante Anlage mit 6 unterschiedlichen Rundbögen, die auf 5 mächtigen unterschiedlich hohen Pfeilern ruhen.


An der tiefsten Stelle hat die Brücke eine Höhe von 52 Meter. Die beiden breitesten Rundbögen befinden sich in der Mitte mit 28,8 und 27,4 Metern Spannweite, dann folgen die nächsten Bögen mit 21,4 Metern und die beiden Aussenbögen mit jeweils 13,8 Metern. Es ergibt sich der Eindruck eines symmetrischen Bauwerkes. Die Brücke überspannt den Tagus hier an einer engen, schluchtartigen Passage und musste so hoch und elegant diesen Raum überspannen, da bei Hochwasser die Fluten des Flusses enorm ansteigen konnten.

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Mitten auf der Brücke wurde ein Triumphbogen von 14 Metern Höhe gesetzt

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Mit der obligaten Ehreninschrift für den amtierenden römischen Imperator, in diesem Fall Traian gesetzt:

IMP CAESARI DIVI NERVAE F NERV /TRAIANUS AUG GERM DACICO PONT MAX TRIB POTES VIII IMP V CO S V P P

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So weiss man, dass die Brücke während der Regierungszeit Traias in den Jahren 104-108 n. Chr. errichtet wurde.

Am Ende der Brücke zur Stadt zu, steht etwas ausserhalb der Strassenachse, ein kleines römisches Tempelchen.


Die Orginalinschrift ist nicht mehr erhalten, aber es gibt Abschriften über die Jahrhunderte, die uns den recht selbstbewussten Architekten des Bauwerks Caius Iulius Lacer nennen.

Pontem perpetui mansurum
in Saecula Mundi
fecit divina nobilis arte Lacer


Die Brücke, auf Dauer zu bleiben
in des ewigen Wettlaufs Jahrhunderten
schuf der löbliche Lacer in göttlicher Kunst.


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Das Tempelchen wurde natürlich auch dem römischen Kaiser und den Göttern gewidmet. Im Lauf der Jahrhunderte wurde das Tempelchen christianisiert. Ob das "Memento Mori"


auf dem Dach aus diesen Zeiten stammt , vermag ich nicht zu sagen. Aber da angeblich Caius Iulius Lacer in diesem Häuschen beigesetzt wurde, ist das Memento nicht fehl am Platz. Und so ruht Lacer in Sichtweite seines wirklich herrlichen Bauwerks :

Die Brücke dient heute noch dem Verkehr, ein " erhebendes Gefühl" über ein funktionsfähiges 2000 Jahre altes Bauwerk zu schreiten, oder zu fahren: Bei 8 Meter Breite kommen heutige Vehikel wie auch Fussgänger gefahrlos aneinander vorbei.

Das erhebende Gefühl, fass-bzw. fussbare Geschichte zu betreten, gilt allerdings wahrscheinlich nur für Besucher wie mich, denn die Anwohner rasen im Alltag mit ihren Autos ziemlich rücksichtslos über die Brücke, also rücksichtslos gegen die Brücke...:oops::(

Und das führte zumindest zu einer Bürgerinitiative, die den motorisierten Verkehr von der Brücke verbannen möchte, um das Bauwerk als reine Fussgängerbrücke zu erhalten.

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Retten wir die Brücke!​

Die Brücke ist in ihrer Vergangenheit schon mehrfach vom Untergang bedroht gewesen. In den verschiedenen Konfrontationen zwischen Christen und Musulmanen während der Reconquista, den Erbfolgekriegen, den Grenzscharmützeln mit Portugal, oder der Vernachlässigung der Bausubstanz etc. ging immer mal wieder ein Bogen kaputt. Die schlimmste ästhetische Anmutung ist allerdings die Staumauer des riesigen Stausees, die sich nur 600 Meter stromaufwärts befindet.

Seither gibt es zwar kein Hochwasser mehr, was die Brücke gefährden könnte, andrerseits besteht diese Staumauer nicht aus römischem Zement...:rolleyes: . Man mag sich lieber nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn es zu einem Riss im spanischen Beton kommt.

Dieses Bauwerk hält dagegen schon 2000 Jahre ohne Opus caementicium.






 
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Die Brücke von Alconéta

Aller guten Dinge sind Drei: Nach den Brücken von Segúra und Alcántara nun auch die Brücke Alconéta.

Zumindest liegen diese drei Brücken alle in einem Umkreis von ca. 50 km.
Die Brücke von Alconéta war eine der grossen Brücken über den Rio Tajo, römisch als Tagus bekannt. Sie diente auf dem Hauptweg ( der späteren Via de la Plata) als Querung über den immer gefährlichen Fluss zwischen Emerita Augusta und Norba Caesaria, dem heutigen Cáceres. Leider sucht man die Brücke vergebens am " Iter ab Emerita Caesaraugustam ", denn dort wäre sie in den Fluten des 1970 gebauten Stausees versunken. Die Brücke wurde an den Rand des Stausees versetzt und damit völlig aus ihrem historischen Umfeld und Bedeutung gerissen. Man findet die Reste der Brücke heute auf einer sumpfigen Wiese, manchmal stehen die Sockel auch im Wasser, sollte der Stausee davon genug haben.

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Die Brücke stammt vermutlich aus der Zeit des Kaisers Traian oder auch des Kaisers Hadrian, ist also ca. zwischen 98-138 n. Chr. einzuordnen. Schriftliche Aufzeichnungen existieren nicht. Man weiss aber, dass Kaiser Traian mit seiner Machtergreifung die Restauration des Iter ab Emerita Caesaraugustam anordnete. Als Architekt könnte man den berühmten Hofarchitekt Apollodor von Damaskus vermuten, der die hölzerne Segementbrücke über die Donau erbaute, die wiederum sogar auf der Traian-Säule in Rom dokumentiert ist.

Die Brücke verlief gerade über den Fluss und muss ungefähr eine Länge von 290 Metern gehabt haben.

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Aus dem erhalten gebliebenen, orginal römischen 3. Pfeiler konnte man aus der passgenau schrägen Auflage für die Kämpfersteine



die Anzahl der Flachbögen und Spannweiten der Bögen errechnen, sodass sich eine Schätzung von ca. 11-16 Segmentbögen ergibt.
Wie üblich ist die Brücke aus örtlichem Granit in Opus quadratum Bauweise erstellt, ohne Mörtel, im Inneren der Pfeiler und Anfahrtsrampen mit Opus Caementicium verfüllt. An den vorhanden Brückenpfeilern ragen die spitzen Wellenbrecher flussaufwärts in die Strömung.



Die Brücke erlitt in den späteren Jahrhunderten in den ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Cristianos und Moros massive Beschädigungen und wurde mehrfach repariert. Seit dem 16. Jahrhundert n. Chr. war die Brücke aber in einem ruinösen Zustand und nicht mehr verkehrstauglich, da alle Versuche die Brücke zu erneuern aus diversen Gründen scheiterten. Der Transport erfolgte seither in Booten über den Fluss.



Was man heute sieht, sind noch die orginal römische Brückenpfeiler, 2 römische Bögen sowie spätere Ausbesserungsarbeiten.

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Selbst der römische Zement wurde bei der Rettungsaktion umplaziert!

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Was die Brücke architektonisch so interessant macht, ist die Art der Bögen. Diese sind nämlich keine typischen Rundbögen, sondern wurden als Segmentbögen konstruiert.

Die Besonderheit des Segmentbogen ist der viel flachere Bogen, der keinen vollen Halbkreis mehr wie der bekannte Rundbogen beschreibt. Der Vorteil diese Bauweise ist die geringere Höhe des Bauwerks, allerdings gibt es natürlich einen grossen Nachteil, dass nämlich die Schubkräfte der Flachbögen viel stärker wirken als beim Rundbogen. Die Schubkräfte werden beim Segmentbogen durch die schräge Auflage in den Pfeiler abgeleitet, bzw. bei den Brückenenden ins Erdreich. Der dritte orginal römische Pfeiler der Brücke weisst diese saubere und passgenaue Verarbeitung auf, während bei den späteren Ausbesserungen die Segmentbögen fehlerhaft und unsauber mit Bruchstein verbaut wurden und damit wenig tragfähig waren. Ob dies eine Ursache für den Verfall der Brücke war, nach dann ca. 1000 Jahren!? Leider kann man von so einer Benutzungsdauer in heutigen Zeiten nur träumen.

Jedenfalls zeugt die Brücke von Alconéta als einer der wenigen überlebenden Splitter vom römischen Knowhow des Brückenbaus auch mit dem Umgang mit Segmentbogentechnik. Die Brücke von Alconéta gehört neben der Limyra-Brücke in der Südwest-Türkei und der Ponte San Lorenzo in Padua damit zu den ältesten Segmentbrücken auf der Welt.
 
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Augustobriga

In den Weiten Lusitanias unterwegs, kommt man bei Navalmoral de la Mata / Bohonal de Ibor an einen grossen Stausee.

Wie unter dem Franco- Regime üblich, wurden in den vierzig Jahren Diktatur überall im Land Flüsse aufgestaut, teils zur Energieversorgung, teils zur Wasserbevorratung für die Landwirtschaft. Es wurde nicht viel Federlesens gemacht, ob da nun bewohnte Dörfer, archäologische Stätten oder einzigartige Naturbezirke unter den Wassermassen auf Nimmerwiedersehen verschwanden.



So geschah es auch mit dem Dorf Talavera la Vieja, dass zu Zeiten des römischen Imperiums Augustobriga hiess.

Talavera la Vieja ( das alte Talavera) schmiegte sich an der linken Seite des Tajo an die steilen Uferabhänge. Und das schien auch ein guter Siedlungsplatz seit Urzeiten gewesen zu sein, denn man fand viele Artefakte schon aus der Eisenzeit. Die Endung auf - Briga der römischen Ortsbezeichnung verrät, dass der Ort von den einheimischen Kelten/ Vetonen bewohnt wurde, die zunehmend romanisiert, sowohl das römische Alltagsleben übernahmen, als auch die Kultur, Religion und Architektur.

Erwähnt wurde Augustobriga im 1. Jahrhundert n. Chr. in der Historia naturalis von Plinius als Civis stipendaria, also Tributpflichtiger Siedlung. Im 2. Jahrhundert wird Augustobriga in der Geografia des Ptolomäus aufgeführt, sowie im Strassenverzeichnis, dem Iternarium Antonini Augusti. Dort wird Augustobriga als Station bei der Meile XXII des Iter XXV von Emerita Augusta ( dem heutigen Merida) über Toletum ( dem heutigen Toledo) nach Caesaraugusta( Zaragoza). Ein letzte Erwähnung findet Augustobriga im IV. Jahrhundert in der Ravennetis anonymi cosmographia; und dann herrscht erstmal Schweigen im Papyrusblätterwald. Man hat über Jahrhunderte keine weiteren schriftlichen Erwähnungen mehr, bis im 15. Jahrhundert auf den alten römischen Ruinen eine neue Ansiedlung entstand, nämlich Talavera la Vieja. Vielleicht bekam auch eine immer noch bestehende Siedlung nur einen neuen Namen. Lange Zeit war die genaue Lokalisation Augustobrigas umstritten und fälschlicherweise einem anderen Ort zugeordnet worden. Erst die Entdeckung eines Steines im Dorf mit der Inscription: Senatus Populusque Augustobrigense, brachte um 1897 die Erkenntnis, dass es sich bei Talavera la Vieja um das wahre Augustobriga handelte.

Die römischen Überbleibsel, nicht gerade klein und unsichtbar, blieben stehen, was erstaunlich ist über die 2000 Jahre. Teilweise wurden sie zu Kornspeichern umgenutzt. Aber das römische Forum war bis zum wässrigen Untergang in der Dorfstruktur deutlich auszumachen.

(Römische Reste auf alten Fotographien auf den Erklärungstafeln.)


Viele Dorfhäuser hatten kleine Artefakte wie Stelen, Säulen oder Inschriften in ihre Hauswände einbezogen und es scheint, als wären die Dorfhäuser auf den Vorgängerbauten aufgebaut worden. Teilweise konnten Forscher die Keller und Bodegas als orginal römischen Unterbau diagnostizieren. Der römische Strassenplan wurde also über die Jahrhunderte respektiert.

" Los Marmoles" ( der Marmor, wie er im Volksmund genannt wurde) genoss durchaus in den folgenden Jahrhunderten die Beachtung der Grand-Tour Touristen, die damals auch schon durch Spanien reisten. Und vielleicht verdankt sich die Rettung der Marmoles diesem Tourismus, denn so gingen die Bauwerke nicht vergessen und verloren, sondern wurden 1930 zum Nationaldenkmal erklärt. Leider folgte dieser holden Erklärung keine weitere Erforschung und so konnten 1956-1963 nur noch Notgrabungen gemacht werden, während den Archäologen schon das Wasser des aufgestauten Tajo in die Stiefel lief.
Man rettete die Reste des Forumtempels und drei klägliche Säulen-Reste der Cilla. Die Cilla war ein Tempel, der als Kornspeicher benutzt wurde. Sein gewaltiger Unterbau aus Opus caementum mit den Stufen verschwand im See, da man den römischen Zement nicht umsiedeln konnte. Ca. 6 km vom ursprünglichen Ort entfernt wurden die beiden Tempelreste neben der Strasse wieder aufgebaut und wirken dort etwas einsam, verloren und ein bisschen melancholisch, gleichwohl eindrücklich.


Die Marmoles bestehen aber, anders als der Name suggeriert, garnicht aus Marmor, sondern aus solidem Granit.


Es handelt sich um ein ca. 20 x 11 Meter grosses Rechteck, was sich innen in eine grossen Halle und eine breite Cella aufteilte. Zur Vorhalle führten drei Stufen. Die Front des Säulenportikus ist vollständig erhalten. Vier Säulen zentral und 2 Säulen an der Seite stehen auf breiten wenig bearbeiteten Basen auf einem durchgehenden Granitsockel, der sich zwischen den beiden Zentralsäulen als Eingang öffnet.


Die Säulen sind korinthischer Ordnung, allerdings sehr grob gearbeitete und wirken doch eher bodenständig.


Aber wir sind hier ja in der römischen Provinz und nicht in Roma Aeterna, wo man bei korinthischen Kapitellen doch etwas mehr Eleganz erwartete. An einigen Stellen finden sich noch Gipsreste, denn die kannelierten Säulen waren mit Gips überzogen und verziert und so weithin sichtbar. Von diesem Gipsüberzug kommt der volkstümliche Name Marmoles, also doch noch so was wie Eleganz in der Provinz. :)
Den Säulen liegt ein glatter Architrav auf, auf dem sich ein Bogen spannt.

Eine Tempelwidmung wurde nicht gefunden, der gleiche Baustil findet sich aber auch bei dem der Diana geweihten Tempel in Emerita Augusta. Das es sich um eine Curia handelt, wie oft unter den Forschern diskutiert wurde, konnte nicht bestätigt werden.

Das war wieder ein kleiner römischer Splitter am Strassenrand, mitten in der Einsamkeit am Rande eines ungeheuer grossen Stausees.

Das römische Überbleibsel aber nicht nur in der Landschaft herumstehen, sondern auch ästhetisch als Verkehrskreisel fungieren können, zeigt sich in Ciudad Rodrigo, wo das Wahrzeichen der Stadt( 3 römische Säulen)


:D für den ungehinderten Fluss der motorisierten Quadrigas sorgt :D :

 
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Augusta Emerita

Schon lange wollte ich mal das "spanische Rom" ;) besuchen und besichtigen. Da das Städtchen doch etwas weiter weg von meinen Umlaufbahnen liegt, war ein spontanes Darüberstolpern nicht möglich. Stattdessen plante ich eine richtige Reise mit einigen Tagen in einer Ferienwohnung vor Ort.
Das heutige Mérida, römisch Augusta Emerita, ist recht überschaubar mit ca. 60.000 Einwohnern. Es ist aufgrund seiner langen Geschichte auch heute wieder die Hauptstadt der Autonomie Extremadura im Südwesten von Spanien, auch wenn andere Städte wie Badajoz oder Cáceres wirtschaftliche Schwergewichte sind.

Im Jahre 25 v. Chr. wurde die Colonia Augusta Emerita vom Legaten Publius Carisius auf Geheiss des Kaiser Augustus gegründet.

"Finito hoc bello Augustus emeritos milites exautoravit urbenque eos in Lusitania Augustam Emeritam nomine conder iussit", Historia romana, Dion Cassio

Die Gründung der Stadt erfolgte aus mehreren Gründen, einmal um den verdienten Veteranen ( Emeritii) der Legion X Gemina und der Legion V Alaudae nach den Cantabrischen Kriegen eine Art Auszahlung und Beutebeteiligung zu ermöglichen, zweitens diente die Ansiedlung der Soldaten der Sicherung und dem politischen Einfluss Roms im wilden Westen des Imperiums. Drittens lag die neugegründete Stadt geographisch günstig, mit genügend Wasser, fruchtbaren Böden und strategisch wichtig an den Strassenkreuzungen nach Olisipo ( Lissabon), nach Caesaraugusta ( Zaragosa), nach Süden mit Corduba( Cordoba) und nach Norden mit Norba Caesarina ( Cäceres).
Nachdem Kaiser Augustus eine Neuordnung der römischen Provinzen in Hispania vorgenommen hatte, wurde Augusta Emerita die Hauptstadt der Provinz Lusitania.
Und als solche wurde die Stadt fein ausgebaut mit allem , was auch in Rom zu einem gediegenen Leben gehört.


Und da Roma, je nach Anschauung als Caput mundi (Kopf) oder Umbilicus mundi ( Nabel) bezeichnet wird, darf auch der neuzeitliche Bezug nach Rom nicht fehlen. :) Augusta Emerita war eines der vielen Glieder des Imperiums.

Unser Ferienappartment ganz zentral gelegen, bot diesen erhabenen Anblick am frühen Morgen von der Terrasse aus:

Die Thermen zu Füssen, zog ich aber doch die moderne Dusche vor und dann ging es los zu einem Rundgang durch das römische Mérida.

Wir spazierten zunächst am Fluss Guadiana auf die römische Brücke zu. Zu römischen Zeiten hiess der Fluss Anas, was soviel wie Enten bedeutet. Und in der Tat kann man noch heute viel Federvieh dort am Fluss beobachten, sogar Eistaucher sind zu sehen und garnicht scheu!
Die römische Brücke ist ziemlich lang , nämlich 792 Meter mit 60 Bögen. An den beiden Enden der Brücke sind die orginal römischen Bögen, Pfeiler und Wellenbrecher erhalten, während andere Bögen in den Winterfluten oder bei Kriegsereignissen verloren gingen und später erneuert wurden. Bis 1993 war die Brücke voll verkehrstauglich und wie auch in römischen Zeiten eine Lebensader für die Stadt. Seither ist sie nur noch für Fussgänger frei gegeben und so kann man einen hübschen Fluss- Spaziergang von Ufer zu Ufer machen.

In der Flussmitte ist eine Insel gelegenen, von der man über eine Art Rampe die Brücke erreichen kann.
Der Eintritt in die von Mauern befestigte Stadt erfolgte nach dem Passieren der Brücke über ein Doppeltor, von dem sich aber ausser den Grundmauern alle Spuren verloren haben, d.h. fast alle, denn das Doppeltor ist bis heute das Stadtsymbol. Es findet sich auf römischen Münzen ( Augusta Emerita hatte eine eigene Münze), wie auch im heutigen Stadtbild als Pflaster in den Strassen eingelassen.


Vom Doppeltor führte die Decumanus in die Stadt, gekreuzt von der Kardus.


Man erkennt noch heute die römische Stadtstruktur in ihren fast rastermässig angelegten Vierteln und Strassenzügen.
 
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Dankeschön für diesen weiteren Einblick .Einige Bilder könnten, wenn man es nicht besser wüsste, tatsächlich aus Rom und Umgebung stammen.
 
Hallo Pecorella
Ja, ein Mini-Rom ist es schon:D. Aber auch sehr überschaubar. Bist du schon im Caput Mundi??? Viel Spass und weiterhin gute Erholung von deinem chirurgischen Eingriff. Die römische Küche kann man ja durchaus auch der leichten Diät anpassen.
 
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