Römische Splitter in der Provinz Hispania

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Angeregt durch den schönen, lehrreichen Bericht von rikmanfredson über Lusitania, habe ich mir überlegt, Euch die zahlreichen römischen Artefakte, die in der Provinz Hispania überlebt haben, vorzustellen. Es wird keine chronologische oder geographisch- einheitliche Vorstellung werden, und sicher auch keine Vollständige. Ich mache ja keine Urlaubsreisen mit dem Ziel, mir dies und das anzuschauen. Es wird eher so etwas wie ein Darüberstolpern. Und meine Provinz, das ehemalige Hispania ist überraschend voll von römischen Überbleibseln. Natürlich kennen viele die Highlights der römischen Kultur wie den Aquädukt von Segovia oder die Stadt Merida, das alte Emerita Augusta. Aber auch auf dem Land gibt es durchaus fantastische Sachen zu sehen.

Erst gebe ich Euch mal einen kleinen Überblick zur römischen Geschichte dieses Landstriches: Die Kolonialisierung der iberischen Halbinsel durch die Römer ist ja nicht ganz so alt.
In der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts expandierten die Karthager nach dem Verlust der Inseln Sizilien, Korsika und Sardiniens im 1. Punischen Krieg auf die iberische Halbinsel und siedelten vorallem im Süden und Südosten. Die Einnahme der griechischen Kolonie Saguntum, die mit den Römern verbündet war, führte zum 2. Punischen Krieg ( 218-201 v. Chr.), der nach mehrjährigem Verlauf mit einem Sieg der Römer unter Führung von Gnaeus Cornelius Scipio Calvus endete. Die Römer gründeten eine erste Veteranen-Kolonie namens Italica und in der Folge kam es zu einer Romanisierung der Küstenregionen im Süden und Osten.

197 v. Chr. wurde Hispania in 2 Provinzen aufgeteilt : Hispania Citerior im Osten, Hispania Ulterior im Süden und Westen. Der Norden blieb zunächst unabhängig, da er aufgrund der geographischen Verhältnisse und des Widerstandes der keltiberischen Völker nicht einzunehmen war. Unter Kaiser Augustus folgte eine Umbenennung und Neuaufteilung der Provinz in Hispania Tarraconensis, das ehemalige H. Citerior und Lusitania sowie Baetica, das ehemalige H. Ulterior. Mittlerweile war auch der Nordwesten und der Norden unterworfen worden.

Im Jahr 138 v. Chr. widerlegte der römische General Decianus Iunius Brutus Callaicus den antiken Mythos des Flusses Lethe, der dem heutige Flüsschen Limia in Galicien / Portugal zugeschrieben wird. Der sogenannte Fluss des Vergessens, den die römischen Truppen angeblich aus Angst vor Verlust der Erinnerung nicht überschreiten wollten. Erst als der General den Fluss auf seinem Pferd überquerte und seine Soldaten anschliessend beim Namen rief , war der Zauber gebrochen und der Eroberung der letzten keltiberischen Bastionen standen keine mythischen Hindernisse mehr im Wege. Nach der Vernichtung der keltiberischen Stadt Numantia im Jahr 133 v. Chr. war auch der letzte Widerstand gebrochen.

Die Römer brachten die römische Kultur in die abgelegensten Gegenden, erneuerten Wirtschaftsmethoden, legten Strassennetze an, und last not least ermöglichten sie den Daheimgebliebenen in Rom durch den Export von Gold aus den Minen, dem Getreide, Wein und Olivenernten ein unbeschwertes Leben.
 
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Eine sehr schöne Idee! 8)
Ich bin gespannt, was Du uns alles zeigen wirst. Für die gelungene Einleitung bedankt sich
Simone
 
Hallo Simone-Clio und Pecorella

Ich sehe, ihr seid schon über die ersten Splitter gestolpert.:D Ich hoffe, es wird auch für eingefleischte RömerInnen interessant, den weitgezogenen Kreisen der römischen Kultur zu folgen.

Heute widme ich mich einer Art Industriedenkmal oder man könnte es kritisch auch als römische Umweltkatastrophe sehen. Nun, mit dem Abstand von 2000 Jahren ist es eine menschengemachte Kulturlandschaft, die es sogar in die Liste des Unesco- Kulturerbe geschafft hat. Die grösste römische Tagebau- Goldmine Las Medulas. Sie liegt im Nord-Westen Spaniens, in der Autonomie Castilla Leon, an der Grenze zu Galicien.


Es ist eine sehr bergige Gegend, mit viel Schnee im Winter, der von den Römern auch für den Goldabbau genutzt wurde. Und einer sandig lehmigen Erde, die sich durch die Technik, die die Römer anwendeten, gut abtragen liess.
Ich hatte nur dieses Bild von der Mine aus weiter Entfernung, aber...


nun habe ich kürzlich die Mine besucht und konnte eine paar mehr Fotos machen. Vor dem beeindruckenden Schneeberg zeichnen sich rotgelbliche Spitzen und Schrunde ab. Dies sind die Überbleibsel der römischen Mine. Laut Plinius d. Ä. übersteigen Las Medulas das Werk von Giganten... In der Tat, es ist ein gigantisches Werk, was die Römer und ihre Arbeiter / Sklaven dort vollbracht haben!
Schon in prärömischen Zeiten wurde in der Gegend Gold in den Flüssen gewaschen, aber die Römer, vorallem seit der Regierungszeit des Kaiser Augustus professionalisierten den Ausbau. Plinius der Ältere, der um 70 n. Chr. als Prokurator in der Provinz Hispania Tarraconensis, zu der die Medulas gehörten, tätig war, konnte sich wahrscheinlich selber ein Bild von den Ausmassen der Mine machen. Er berichtet davon u.a. in seiner berühmten Naturalis historia: 20000 römische Pfund Gold pro Jahr seien von ca. 60000 Arbeitern / Sklaven gefördert worden. Die Zahlen sind vielleicht etwas zweifelhaft, andere Berechnungen gehen von wesentlich weniger Gold und Arbeitern aus. Aber unzweifelhaft garantierte der Goldexport aus der Provinz Rom ein gutes Auskommen ;) Um Plinius nochmal zu bemühen: Für soviel Gefahren und Kosten genügt alleine die Hoffnung das zu finden, was man begehrt.

Das angewendete Verfahren an das Gold zu kommen, ist geniale römische Ingenieurs Kunst. Die Technik hat den Namen :

Ruina montium

und das sagt alles :!::!::!: Und hier ein paar Bilder aus dem Inneren der Mine, oder besser gesagt, das Innere nach aussen gestülpt:



Es wurde ein weites Kanalsystem gebaut ( ca. 300km), Flüsse umgeleitet, das Schmelzwasser der schneebedeckten Berge zugeleitet,



und in die, von den Arbeitern in den Berg gehauenen Schächte, Galerien und Tunnel, eingeleitet. Bei dem Aussichtspunkt Orellan kann man auch die alten noch erhaltenen Stollen besuchen. Man bekommt einen Helm auf, denn in den Stollen kann man nicht immer aufrecht stehen und schlägt sich den Schädel an. Und dunkel ist es auch, da hätte ich gerne mein Öl-Lämpchen angezündet.



Der gewaltige Druck liess den Berg von innen regelrecht zerbersten. Plinius hat vielleicht so eine Sprengung durch Wasserkraft erlebt, denn er schreibt: " CADIT AB SESE LONGE FRAGORE QUI CONCIPI HUMANI MENTE NON POSSIT." ...bricht der Berg weithin mit andauerndem, unerträglichem Krachen zusammen.



Anschliessend wurde das Gold in speziellen Becken und Kanälen gewaschen, gesammelt und dann nach Rom transportiert.

Gegen 300 n. Chr. wurde die Goldförderung eingestellt, da die Mine nicht mehr rentabel war und das Imperium romanum langsam auseinanderbrach. Geblieben ist eine einmalig schöne und einzigartige Landschaft, die von der Natur wieder zurückerobert wurde. Und von den Menschen auch, denn das Dorf Medullas ist mitten in der Abraumhalde der Mine plaziert.

Übrig vom Bergsturz blieben grosse Steine, die von den Arbeitern in riesige Geröllhalden aufgeschüttet wurden:

Zurück blieb auch ein " künstlicher" See, der Lago der Carrucedo, der entstand als die Erd- und Geröllmassen den Fluss verstopften. 8O







Und auch die Grundlage, mit der die Tausenden von Arbeitern versorgt werden mussten, blieb als Kulturform erhalten: Castanea sativa, die Esskastanien oder Maroni, die in dieser Gegend weiterhin kultiviert werden.

 
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Die römische Villa La Olmeda

Nach der Arbeitswelt geht es nun in die feudalen Gemächer des gehobenen Landadels. Wieder in der Autonomie Castilla Leon gelegen in der Nähe des Städtchens Sahagun. Letzteres ist eine bekannte Station am Pilgerweg " Camino de Santiago". Die römische Villa La Olmeda befindet sich ca. 20 km weiter nördlich in Richtung Saldaña, wo in der Kirche des Ortes auch ein kleines römisches Museum eingerichtet wurde. Aus Zeitgründen konnte ich das Museum leider nicht mehr besuchen, es ist aber im bescheidenen Eintrittspreis ( 5 Euro) der Villa La Olmeda mit eingeschlossen.
Gefunden wurden die Ruinen des riesigen Landvillakomplex erst 1968 bei Bauarbeiten auf dem Anwesen von Javier Cortes. Der Besitzer legte einen grossen Teil des Landsitzes auf eigene Kosten mit Hilfe von Archäologen frei und versuchte die Villa dem Publikum zugänglich zu machen, was den armen Mann aber finanziell überforderte. 1980 stiftete der Besitzer die Fundstätte dem Land, was sich sehr freute, dass so ein reifen Apfel ihnen einfach in den Schoss fiel. Das Land investierte aber auch in die weiteren Ausgrabungen und spendierte dem Komplex einen wirklich schönen Museumsüberbau, der den Besucher auf Stegen über die Mosaike führt und durch eine sehr gute Didaktik die Lebensumstände vor 1600 Jahren näher bringt.


Die römische Villa La Olmeda wurde über 200 Jahre genutzt und immer wieder baulich erweitert. Sie stammt in ihren Ursprüngen aus der Zeit der Kaiser Dioclecian und Teodoro I, im 4./ 5. Jahrhundert n.Chr. Der Komplex umfasst 4400 m2, die bislang ausgegraben wurden, 35 Zimmer, davon 26 mit gut erhaltenen Bodenmosaiken und eine ausgedehnte Thermenzone. Also eigentlich ist das kein Landsitz, sondern ein ausgewachsener Palast. Das Anwesen ist symmetrisch gebaut mit einem Haupteingang im Süden, an allen vier Ecken durch Türme verstärkt. Innen gab es ein Atrium mit umlaufenden Porticus. Dieser wurde wieder teilweise aufgebaut. Hier ein Holzmodell, was den Aufbau der Villa verdeutlicht.

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Und hier von Nordost, sozusagen von hinten.


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Aber nun endlich hinein ins Orginal, wo man von diesem netten sprechenden Hausherrn empfangen wird, nein, nur mit musealer Animationsstimme, dies ist kein Pasquino :D

Dann begibt man sich durch eine Art Vorhalle mit Bodenmosaik in Richtung Portico. Sichtbar sind noch die Säulenbasen, die den Eingang zum Portico markieren.



Die Hirschgeweihe im Graben dahinter dienten wahrscheinlich als Wandschmuck, nachdem das dazugehörige Tier in der Küche kulinarisch weiterverarbeitet worden war.
In den Zimmern im Anschluss an die Vorhalle vermutet man die Vorratsräume, da sich dort Vertiefungen im Boden befinden, die vielleicht zum Aufbewahren von Tonkrügen dienten. Dort sind die Böden mit "Opus signium" belegt, einer Mischung aus Mörtel und Keramikresten. Und weiter geht es in die Essräume, wo dann der Hirsch verspeist wurde.


Wunderbare geometrische Mosaike überall, an den verschlungenen Mustern kann man sich nicht sattsehen. Die Farben wirken allerdings sonderbar stumpf und nicht so glänzend und farbintensiv wie z.B. in den vatikanischen Museen, aber vielleicht fehlt hier eine Art Lack.
Demnächst geht es weiter mit dem Rundgang durch die gehobene Art "Land-Leben" auf römisch.:)










 
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Ich hoffe, es wird auch für eingefleischte RömerInnen interessant, den weitgezogenen Kreisen der römischen Kultur zu folgen.

Das kann ich nach Deinen beiden ersten vorgestellten Zielen, Las Medulas und der Villa La Olmeda nur bejahen! Wirklich faszinierend!
Ich kenne Spanien kaum und die Zeugnisse römischen Lebens dort noch weniger! Daher folge ich gespannt Deinen Schilderungen.

Die herrlichen Mosaiken der Villa La Olmeda haben mich begeistert und ich habe auf der Webseite ein wenig weitergestöbert. Ich freue mich auf evt. noch mehr Bilder von dort und die kommenden Splitter.
 
La Olmeda II. Teil

Und nun geht es in den Hauptsaal, dem Oecus, wo sich auf einer Fläche von 175 m2 die schönsten figurativen Mosaike befinden. Leider kann man vom Steg aus nicht umfassend das hintengelegene Mosaik betrachten, geschweige denn fotographieren.
Das Mosaik setzt sich aus 3 Teilen zusammen:

Im Eingangsbereich des Oecus sind sehr realistische Jagdszenen dargestellt, deren Opfer allerdings bis auf das Wildschwein und den Bären keinen Bezug zur Fauna Hispanias zu jenem Zeitpunkt aufweisen.


Ich stelle nun ein paar Tierportrait-Bilder aus den Jagdszenen ein.





Ganz anrührend der Blick des sterbenden Löwen.


In der Mitte ist ein mythologisches Thema dargestellt, nämlich die Legende Achilles auf Skyros. Ich bin nicht sehr sattelfest was griechische Legenden angeht und kenne die Vorgeschichte, warum sich Achilles auf Skyris befand, leider nicht. Auf jeden Fall wurde Achilles von Odysseus in den Frauengemächern des Palastes von Licomedes aufgespürt, wo sich Achilles in Frauenkleidern gewandet, versteckt hielt. Die Szene zeigt den moralisierenden Fingerzeig des Odysses in Richtung Troya, während die Frauen Achilles am Fortgehen zu hindern versuchen, wohl wissend, dass dieser im Trojanische Krieg seinen Tod finden würde.


Man kann leider nicht viel erkennen auf dem Foto. Nur so viel: die grosse Frauengestalt am Vorhang links stellt Rea, die Ehefrau des Lykomedes, König von Skyros dar. Rechts an der Säule erkennt man den Kopf des Achilles und weiter unten sind seine Beine auszumachen. Diese und auch der Korpus ( nicht mehr erhalten) werden von verschiedenen Frauenarmen umschlungen, um Achilles am Weggehen zu hindern.

Eingefasst wird das mythologische Bild von einem breiten Rahmen, der aufgrund seiner Eigenheiten und sorgfältigen Ausführung bedeutend ist. Es handelt sich dabei um eine Art familiäre Portrait-Galerie: abwechselnd erscheinen weibliche und männliche Köpfe in ovalen Rahmen, die jeweils an den Flügelspitzen entenartiger Vögel aufgehängt sind. Man meint die Bewohner/ Besitzer des Landsitzes vor sich zu sehen. In den Ecken der ungewöhnlichen Umrahmung sind die vier Jahreszeiten dargestellt.

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So sah es also in der guten Stube beim römischen Landadel aus. Demnächst geht es weiter in die Thermen und auf das stille Örtchen.
 
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In der Mitte ist ein mythologisches Thema dargestellt, nämlich die Legende Achilles auf Skyros. Ich bin nicht sehr sattelfest was griechische Legenden angeht und kenne die Vorgeschichte, warum sich Achilles auf Skyros befand, leider nicht.

Auf Fotos von diesem Mosaik war ich besonders gespannt, nachdem ich von seiner Existenz gelesen hatte. In Zusammenhang mit einer Darstellung dieses Motivs auf einem Relief in Rom, habe ich mich vor ein paar Jahren einmal etwas mit diesem Thema beschäftigt. Es gibt zwei Versionen der Legende. Die jüngere, etwa aus dem 5. Jh. vor Christus erzählt, dass Achilles von seiner Mutter, der Meeresnymphe Thetis, als neunjähriger Knabe in Skyros versteckt wird. Thetis weiß, dass Achilles später in seinem Leben am Trojanischen Krieg teilnehmen soll. Da die Eltern (Thetis und Peleus) um sein Leben fürchten, verkleiden sie ihn als Mädchen und verstecken ihn unter den Töchtern des Lykomedes, um ihn der Gefahr zu entziehen.

Vor dem Beginn des Trojanischen Krieges erfahren die Achäer vom Aufenthalt Achilles' auf Skyros. Odysseus und seine Begleiter holen ihn zu den Griechen zurück. Odysseus wandte eine seiner berühmeten Listen an, um Achilles zu identifizieren: Als Kaufmann verkleidet, bot er den Töchtern des Lykomedes kostbare Kleider und Waffen an. Dabei verriet sich Achilles indem er als einziger nach Schild und Schwert griff.

Für eine detailliertere Fassung siehe z.B. hier: Achilles on Skyros - Wikipedia, the free encyclopedia
 
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Hallo Simone, Danke für die Aufklärung in Sachen griechische Mythologie. Raffinierter Trick von Odysseus, um Achilles zu enttarnen...:lol::lol::lol: Würde heutzutage wahrscheinlich immer noch funktionieren.

La Olmeda, III.Teil

So, nun geht es weiter durch unseren Gang der Jahrhunderte. Der nächste Raum im Anschluss an den Oecus besitzt ein Hypocaustrum, eine Fussbodenheizung und wieder findet man schöne Mosaiken.

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Vielleicht wurden diese Räumlichkeiten im Winter genutzt, denn die Winter in dieser Gegend sind ziemlich kalt und waren es bestimmt auch schon damals. Da ist es doch angenehm, warme Füsse zu haben.

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Nun geht es den nördlichen Umgang um das Atrium herum. Hier befand sich auch der andere Zugang von aussen zum Palast. Von diesem Umgang aus gehen mehrere Räumlichkeiten ab, die Fussböden aus opus signium haben. Vielleicht waren das eher Wirtschaftsräume. Man sieht auch die Vertiefung der Zugangstreppe zum oberen Stockwerk, denn der Nord- und Südflügel hatten noch ein oberes Stockwerk, von dem aber nichts mehr geblieben ist. Aber der Abfluss/ Zufluss zum Brunnen, der sich in der Mitte des Atriums befand, führte hier unterirdisch durch.

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Und wieder wandelten die Bewohner über wunderbare geometrische Mosaikmuster in Richtung Thermen.

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Die Bäder wurden teilweise erst bei Ausgrabungen 2010 entdeckt. Sie sind durch einen breiten Gang mit dem Haupthaus verbunden und gleichzeitig mit dem Palast gebaut worden. Klar, was wäre römische Kultur ohne Spassbad :D
Es gibt ca. 10 Räume in diesem Wellnessbereich, teilweise geheizt mit dem Hypocaustrum, ein Apodyterium, ganz banal eine Umkleideraum mit umlaufender Bank, sowie ein kleines ovales Badebecken mit eingelassenen Stufen. Dort sind die Mosaiken nur noch teilweise erhalten.


Und natürlich gibt es ein Frigidarium, das Kaltwasserbecken, das Tepidarium und Caldarium, das Warmwasser und Heisswasserbad. Eine ausgewachsenen Saunalandschaft ;)

Da durfte auch das stille Örtchen nicht fehlen. Die "Sitzungs"- Gelegenheiten sind natürlich nicht orginal, aber anschaulich. Scheinbar ging es bei Römern gemeinsam auf´s Klo....8O Da war es doch wahrscheinlich eher kein stilles Örtchen mehr.


So, das war der wirklich lohnenswerte Rundgang durch die römische Villa, die irgendwann in den Stürmen der Zeiten und Völkerwanderungen unterging und wenigstens in ihren Fundamenten unter nur ca 50 cm Erdkrume bis in unsere Zeit überdauern konnte.

Und sicher war es auch das Verdienst des privaten Besitzers Javier Cortes, der verhindern konnte, dass die Mosaike herausgerissen und in diverse Museen verfrachtet wurden. So haben wir heute eine sehr eindrückliche in-situ- Situation einer römischen Villa vor uns.


In unmittelbarer Umgebung der Villa Romana finden sich mehrere grosse Nekropolen, die bis ins V. Jahrhundert genutzt wurden und vielleicht auch den Bewohnern der Villa als letzte Ruhestätte dienten.

Ich hoffe, Ihr hattet Freude an dem Landausflug ins römische Hispania. Wenn ich das nächste Mal über römische Splitter stolpere, werde ich diesen Thread weiterführen.
 
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Römische Eindrücke von anderswo - immer wieder interessant und auch diese sehr schön. :thumbup: :nod:

Und zu den gar nicht "stillen Örtchen" bei den Römern:
Da durfte auch das stille Örtchen nicht fehlen. ... Scheinbar ging es bei Römern gemeinsam auf´s Klo....8O Da war es doch wahrscheinlich eher kein stilles Örtchen mehr.


Es war tatsächlich so, dass die "Sitzungen" gemeinsam stattfanden ;) und dabei "philosophiert" wurde, geschäftliche Absprachen getroffen und "käufliche Liebesdienste" ausgehandelt wurden (s. u.a. hier oder hier) und mit der Hygiene scheint es nach neueren Erkenntnissen doch nicht so weit her gewesen zu sein, wie man bisher annahm (Römische Latrinen waren Keimschleudern). ;)
 
Hallo Pasquetta, vielen Dank für die interessanten Toiletten- Nachrichten. Hätte ich nicht gedacht, dass es so unappetitlich, naja eher unhygienisch bei den Römern zuging. 8O Da wurde wohl in der Vergangenheit die römische Sauberkeit etwas zu euphorisch gesehen. Die Zuleitung von frischem Wasser war genial, die Ableitung leider insuffizient. :thumbdown
 
Ich hoffe, Ihr hattet Freude an dem Landausflug ins römische Hispania. Wenn ich das nächste Mal über römische Splitter stolpere, werde ich diesen Thread weiterführen.

Ja, es war sehr interessant! Ich bin in aller Ruhe schon gespannt, wohin Du uns noch führen wirst.
 
Via Nova oder auch die Via XVIII genannt:

Heute stolpern wir über römische Splitter im Süden Galiciens. Stolpern im wahrsten Sinne des Wortes, denn es handelt sich um die mehr oder weniger gut konservierten Reste einer römischen Strasse.

Die Via nova wird im Itinerarium Antonini aufgeführt, zugeschrieben Marcus Aurelius Antonino Augusto Caracalla. Seines Zeichens Kaiser des römischen Imperiums von 198-217 n.Chr, und oberster Bademeister von Rom( Caracallathermen) :lol:. Im 3. Jahrhundert n. Chr wurde ein Wegeverzeichnis sämtlicher Hauptstrassen des römischen Imperiums angelegt. Von den 372 aufgeführten Strassen sind 34 in Hispania zu finden. Darunter die Via nova, die, wie der Name schon sagt, eine ziemlich neue Strasse darstellt.


Sie wurde erst 79/ 80 n. Chr., während der Regierung Vespasianus / Titus gebaut und zwar von dem Senator Caius Calpetanus Rantius Quirinalis Velerius Festus, der zu dieser Zeit die Legatur in der Provinz Hispania Tarragonensis innehatte. Sein ewig lange Name wird auf mehreren Meilensteine am Weg genannt.

Die Via Nova war eine Strasse, die nicht mehr aus Sicherheitsgründen zur schnellen Truppenbewegung oder Kontrolle der Gegend gebaut wurde, sondern für den Waren- und Gütertransport zwischen Bracara Augusta ( dem heutigen Braga in Portugal) und Asturica Augusta ( Astorga in Spanien). Die Gegend war mittlerweile nach gut 200 Jahren römischer Herrschaft befriedet und romanisiert.
Die Strasse umfasst ca. 215 römische Meilen, entsprechend etwa 300 km und durchquert Nordportugal und Galicien von SW nach NO, wobei sich die Archäologen weder über den Verlauf der Route, noch über die Distanz einer römischen Meile einig zu sein scheinen. Entlang der Via nova gab es 10-11 Gasthäuser, genannt Mansiones, in denen die Reisenden absteigen, schlafen, essen und baden konnten. Also genauso wie heute entlang der Autobahnen, eine Art römische Raststätte. Und statt Tankstelle gab es halt Pferdewechsel für die Weiterfahrt.
Bei der Konstruktion der Via nova waren wieder römische Ingenieure am Werk, die das Terrain und die damaligen Baumaterialen und Baumöglichkeiten auf effektive Weise verbanden. Die Strasse verläuft trotz Überwindung mehrerer hoher Sierras fast horizontal. Sie hat nie mehr als 5-6% Steigung, um in vielen Kurven und Umgehungen, den Transport auch schwerer Ochsenkarren zu ermöglichen. Wo nötig, wurde der Untergrund für den Strassenbau mittels Mauern, Aufschüttungen oder Terrassierung planiert. Mit noch heute verkehrstauglichen Brücken wurden wilde Flüsse und Schluchten überwunden. Die Strassenbreite war auf 5-7 Meter angelegt, so dass auch breite Fahrzeuge ohne Kollision aneinander vorbeikamen. Und auch an die Drainage war gedacht, zumal es wahrscheinlich schon damals in Galicien viel regnete. ;)
Während auf portugiesischer Seite die Via nova in Teilstücken noch gut erhalten ist, war auf spanischer Seite bis vor kurzem wenig Interesse an den römischen Hinterlassenschaften zu spüren. Die Via nova wurde vergessen, untergepflügt oder sogar versengt in den grossen Stauseen. Aber einige steinernde Zeitzeugen widerstanden den Zeiten und der Ignoranz und so stolpern wir heute an der spanisch-portugiesischen Grenze bei Portela do Home über eine Ansammlung von Meilensteinen.

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Ein paar Meter weiter führt das restaurierte Teilstück der Via nova entlang einer Bergflanke ins Tal herunter. Die ursprünglich Breite von 5-7 Metern erreicht sie heute nicht mehr, denn es kommen kaum 2 Fussgänger aneinander vorbei , geschweige denn Ochsenkarren. :D

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Unten im Tal gibt es die Reste einer Mansio: Aquis oreginis,
die 2. Rastätte von Bracara Augusta ( Braga) aus gerechnet. Diese Mansio ist am Rio Caldo gelegen. Wie der Name verrät: ein temperaturmässig angenehmer Fluss. Natürlich nicht im gesamten Verlauf aber mit heissen Quellen und Zuläufen, was den Römern sehr gelegen kam und zu einem heute noch funktionierendem Thermentourismus führte.



 
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Mansiones:

Hier ein paar Bilder der Mansio Aquis oreginis, bei Km, nein, RM= römischer Meile XVIII von Bracara Augusta aus betrachtet. Die Bilder entstanden allerdings schon vor ein paar Jahren, während eines typisch galizischen Wintertages: sehr regnerisch!!!

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Und hier der wohltemperierte Fluss: Rio Caldo


Die Farbe ist orginal grün, das Wasser glassklar und sauber. Es besteht hier keine Ähnlichkeit zu belastetem Swimmingpoolwasser a la Olympia 2016. :D
 
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Die Via nova verlief in dieser Zone entlang der Flussufer der Flüsse Rio Caldo, Rio Salas und Rio Limia. Letzteren kreuzte eine römische Brücke namens Ponte Pedriña, die allerdings in den Fluten des Stausees Las Conchas 1949 unterging. Und leider wird sie auch nicht mehr bei Wassertiefstand sichtbar. Ganz anders als die Mansio und das Militärlager Aquis querquennis, die im Sommer aus den Fluten für ein paar Monate auftauchen.

Das Militärlager umfasst ungefähr 25000 m2, wobei aber noch nicht alles ausgegraben ist, und bot Unterkunft für ca. 500 Legionäre. Man vermutet, dass die 2. Cohorte der Legion VII gémina dort untergebracht war. Das Lager hatte den typischen Aufbau einer römischen Kaserne: ein grosses Viereck , von einer bis zu 3 Meter dicken Mauer umgeben und mit mehreren Türmen verstärkt. Durch 2 Hauptportale, die Porta principalis sinistra und die Porta decumana gelangte man in den Kasernenhof. Ausgehend von den Toren durchquerten 2 Hauptstrassen, die "Cardo" und die "Decumanus" das Areal. Untergebracht wurde die Truppe in den Strigae, eine ziemlich enge Behausung für den gemeinen Soldaten. Die Principa war das Hauptquartier oder die Verwaltung. Dann gab es noch ein Hospital, das Valetudinarium, wobei es sich eventuell auch um die Residenz des Tribuns handeln könnte sowie eine grosse Zone für Waren und Vorräte, die Horrea. Das Militärlager wurde nur ca. 50 Jahre genutzt und dann aufgegeben.

Die Porta decumana:

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Die Mannschaftsquartiere:

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Eine sehr enge, kuschelige Unterbringung mit 8 Mann in der kleinen Doppelstube:


Das Valetudinarium oder Hospital oder die gute Stube des Tribuns mit sommerlich ergrüntem Patio:

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Und die Horrea, die Vorratsräume. Die heissen in Anlehnung an die römischen Vorfahren übrigens heute noch in Galicien Hórreo und sind demselben Stil auf Stelzen gebaut.

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Da der Stausee Las Conchas zur Zeit einen niedrigen Wasserstand hat, können gerade Grabungsarbeiten durchgeführt werden bis die Zone und mit ihr die Historie demnächst wieder in den Fluten versinkt.:uhoh:

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Nun verlassen wir das Militärlager durch die Porta Principalis sinistra:


Und stehen vor einem modernen Wegweiser der Via Nova und wahrscheinlich auch einem modernen Wegverlauf, denn der Ursprüngliche ist im Stausee untergegangen.

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So stolpern wir der Mansio Aquis querquennis quasi durch die Hintertür ins Haus. Die Mansio liegt am Meilenstein XIV, d.h. 53 römische Meilen von Bracara Augusta entfernt und ist als 3. Mansion am Weg im Itinerarium Antonini aufgeführt, übrigens in Sichtweite des Militärlagers.

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Der Haupteingang liegt seewärts, was vermuten lässt, dass die orginale Via nova von unten vom Fluss herauf führte.

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Der Treppenaufgang zum Portal:


Der Eingangsbereich:

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Der Backofen:

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Aber nun zum Freiluftbadevergnügen um die Ecke der Mansio. Dort gibt es unterschiedlich heisse Quellen ( die heisseste mit 48º C), die in verschiedene Becken und Wannen sprudeln. Früher gab es hier auch Nymphen..., heute aber nur Plebejer. Sehr wohltuend und fast schon exotisch ist es auch im Regen oder im Winter in den Tümpeln zu verweilen, natürlich nur falls der Wasserstand des Stausees nicht allzuhoch steht.


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Und hier die orginalen römischen Badewannen zur Benutzung freigegeben :thumbup::!::!:

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Das war es für Heute. Ich hoffe, auch der römische Verkehrsweg Via Nova und seine Anhänge waren interessant und kurzweilig für euch bekennende Hauptstadt- RömerInnen, ist er doch Teil der Verbindung Roma und Imperium.​


 
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Mit ein paar Tagen Verspätung möchte ich mich herzlich dafür bedanken, dass Du uns (zumindest virtuell) an die Via Nova mitnimmst und uns die römischen Ruinen in Wort und Bild vorstellst! So profitieren wir von Deinen Ausflügen zu interessanten Zielen im Norden Spaniens. 8) :thumbup:
 
Segovia

So, liebe RömerInnen,

heute geht es in eine Stadt, die auch dem gemeinen Strandurlauber zumindest vom Namen her bekannt ist und von der man wenigstens ihr Wahrzeichen, den Römische Aquädukt kennt.

Von der Stadt könnte man viel erzählen, was sich so im Laufe der letzten 2000 Jahr zugetragen hat, aber ich will mich ja auf das Römische beschränken und da fängt ein Problem an: Man hat ausser dem beeindruckendem Aquädukt fast keine Erkenntnisse über die römische Stadt Segovia. Sicher ist, dass die Gegend schon seit der Eisenzeit besiedelt war, und später die Keltiberer auf diesem, von 2 Flüssen umflossenen und geschützen Bergrücken, ihr Castro aufbauten. Irgendwann ( wahrscheinlich im 2.Jahrhundert v.Chr.) wurden diese durch die Römer " zivilisiert" und es muss sich eine florierende Siedlung entwickelt haben, denn sonst hätte man sich nicht so ein Bewässerungssystem leisten können. Gesichert ist, dass sich am heutigen Alcázar ein römisches Militärlager befand, das eine unterirdische Wasserzuführung über den Aquädukt erhielt. Und manchmal finden sich auch heute noch bei Bauarbeiten in der Altstadt römische Artefakte, die im örtlichen, sehr gut bestücktem Museum ausgestellt werden. Da in den folgenden Jahrhunderten eine rege Bautätigkeit in der Stadt einsetzte, wurden die römischen Häuser leider als Steinbruch genutzt oder / und überbaut. Der Aquädukt entging diesem Schicksal, da er die letzten 2000 Jahre seiner Aufgabe nachkam, die Stadt mit frischem Wasser zu beliefern. Er wurde instand gehalten, immer wieder repariert und renoviert. Und er wurde zum Symbol der Stadt, verwendet in Buchmalereien und als Siegel, auch wenn es damals schon lange keine Römer mehr gab:

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Hier das Wachssiegel von König Alfonso X, el Sabio ( dem Weisen) aus dem XIII. Jahrhundert.

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Auch was das Orginal angeht, herrscht grosse Unsicherheit bezüglich der zeitlichen Einordnung. Man glaubt, dass der Aquädukt Ende des 1. , spätestens Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. gebaut wurde. Ob er nun aus der Epoche der Flavier stammt oder unter dem Kaiser Nerva oder Traian gebaut wurde, da scheiden sich die gelehrten Geister. Und auch eine Huldigungs-Inschrift sucht man vergebens, da diese wahrscheinlich aus Bronze bestehenden Buchstaben im Laufe der Zeit anderen Zwecken zugeführt wurden: nämlich eingeschmolzen!
Hier sollte eigentlich die Huldigung zu lesen sein und in der Nische darüber stand mal eine Figur: ob Kaiser, einer der vielen Götter, oder wer/ was auch immer, leider nichts mehr da.


Man hat versucht, aus den Löchern der Buchstabenaufhängung die Inschrift zu entziffern, wobei vieles reine Spekulation bleibt. Ein deutscher Historiker G. Alföldy kommt der Sache und dem Inhalt vielleicht am Nächsten:

1. Zeile: IMP(eratoris) NERVAE TRAIANI CAES(saris)AUG(usti)GERM(anici)P(ontificis)M(aximi)TR(ibunicia)P(ostestate)
II CO(n)S(ulis)IIP(atris)Patriae)IVSSV

2.Zeile: P(ublius)MUMMIUS MUMMIANUS ET P(ublius) FABIUS TAURUS IIVIRI MUNIC(ipii) FL(avii) S(egoviensium)

3.Zeile: AQUAM RESTITUERUNT

Natürlich ordneten Nerva oder Traian nicht den Bau des Aquäduktes an, aber mussten ja in ihrer Funktion als Kaiser geehrt werden. Die örtlichen Auftraggeber und privaten Investoren waren Mummius Mummianus und Fabius Taurus. Und ob das Aquädukt nun restauriert wurde oder neu gebaut...:?:, wer weiss das schon:?:

Doch nun zum Orginal, eine der grossartigsten Ingenieurleistungen der Epoche.

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Rom ist nicht weit, wie man sehen kann, wenn man vor dem Aquädukt auf der Avenida de Roma steht::]

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Der Aquädukt ist ca 16 km lang, und setzt sich aus 3 Teilen zusammen. Die Pars extraurbana läuft von der Einspeisung des Quellwassers aus dem Rio Frio im offenen oder mit Platten abgedeckten Kanal bis zum Stadtgebiet. Dort, periurban wird das herangeführte Wasser in 2 Brunnenhäusern oder eher einem Deposit, einem sogenannten Castellum aquae, abgebremst und es können sich Sand und andere Verunreinigungen absetzen. Vom 2. Castellum aquae an, beginnt der urbane Teil mit auf Bögen gebautem Kanal. Später wird das Wasser in unterirdisch geführten Leitungen in der Stadt verteilt.
An diesen säulenartig aufgestellten Steinen aus dem XVII. Jahrhundert beginnt der Kanal, zunächst noch auf einer gemauerten Ziegelsteinmauer geführt.

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In der Ferne kann man das 2. Castellum aquae erkennen. Ab dort beginnt die Führung des Kanals auf grössenmässig zunehmenden Bögen und Pfeilern, die in diesem Bereich teilweise stark restauriert sind. Teilweise wurden ganze Bögen neu aufgebaut, gut erkennbar an einer ganz anderen und glatten Steinbearbeitung


Beim Orginal dagegen kann man sehen, wie grob und unordentlich die Arbeiten ausgeführt wurden:uhoh:. Ob dies immer schon so war, hier befinden wir uns weit weg vom Glanz- und Glorienschein des Aquäduktes, oder ob es dem Verfall über die Jahrtausende geschuldet ist:?:


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Die Pfeiler stehen zum Teil auf dem nackten Felsen:

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Die Bögen und Pfeiler werden im leicht abfallenden Gelände höher, der Kanal wird auf einer Mauerkrone ( nicht aus der Römerzeit stammend) geführt. Bei den Bögen ergeben sich nun Durchgänge oder auch Abstellgelegenheiten. Für Autos ist gottseidank diese Gelegenheit durch Pömpel verwehrt.

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Und langsam nähern wir uns dem zu überbrückenden Tal. Der Aquädukt ändert die Richting um fast 90º und wird nun so hoch, dass 2 Bogenreihen übereinander gesetzt werden.


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Im Mittelalter hielt man den Bau für Teufelswerk und es ranken sich einige Legenden um seine Entstehung... Wie gut, dass der göttliche Beistand in Form des Kathedralen-Durchblickes in der Nähe ist.;)

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Der Aquädukt überquert das Tal, wo früher ein Fluss rauschte, heute dagegen rauscht unablässig der Verkehr. Hier ist das Bauwerk an seiner höchsten Stelle 28,10 m hoch. Insgesamt werden auf einer Länge von 728 m und mit 163 Bögen die Untiefen überquert und frisches Wasser in die Stadt geleitet. Auf der Länge von ca 16 km wird ein Gefälle von 0,3 % eingehalten. Wie die Römer diese Berechnungen angestellt haben, ist erstaunlich.8O


Die Steinquader sind aus recht grobkörnigem Granit, was leider bedeutet, dass der Stein an sich eine schlechte Qualität aufweist und geologisch instabil ist. Die Quader wurden wahrscheinlich an die Baustelle geschafft und vor Ort mehr oder weniger passgerecht bearbeitet. Die Steine sind "trocken", also ohne Zement oder sonstige Verbindungen aufeinandergesetzt und halten sich nur durch ihr Gewicht und die Kräftewirkungen. An fast allen Steinen sind die Löcher der benutzten Zangen zur Positionierung der Steine zu erkennen.


Ein gigantisches Meisterwerk zu jeder Tages-/ Jahreszeit und durch die Jahrhunderte faszinierend.

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Ich weiss, dass die Urbs noch viel mehr Aquädukte aufweist, aber auch der Orbis braucht sich hier nicht verstecken. In vielen anderen Städten und Ländern gibt es diese römischen Lebensadern. Ob nun in Emerida Augusta( Merida in Spanien), Nemausus ( Nimes in Frankreich) oder Colonia Claudia Ara Agrippiensium( Kölle in deutschen Landen). Bloss das Wasser in Roma aeterna schmeckt irgendwie besser...:lol:
 
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....In vielen anderen Städten und Ländern gibt es diese römischen Lebensadern. Ob nun in Emerida Augusta( Merida in Spanien), Nemausus ( Nimes in Frankreich) oder Colonia Claudia Ara Agrippiensium( Kölle in deutschen Landen). Bloss das Wasser in Roma eterna schmeckt irgendwie besser...:lol:
Auf die Schnelle sind mir dann noch Split und Kavala eingefallen ;)
 
Hallo FestiNalente,

Danke für die Erweiterung des Themas mit schönen Beispielen aus den "oströmischen Provinzen", die ich leider garnicht kenne. Das wäre doch auch einen Thread wert...:~;).
 
Hallo FestiNalente,

Danke für die Erweiterung des Themas mit schönen Beispielen aus den "oströmischen Provinzen", die ich leider garnicht kenne. Das wäre doch auch einen Thread wert...:~;).
Da gibt´s wirklich vieles zu entdecken - allerdings weitestgehend eher nicht aus der "altrömischen" Zeit, sondern eher aus der Zeit, wo Konstantinopel die Rolle Roms eingenommen hat. Sh. dazu auch Bericht: Im Land der Daker , Bericht: Meteora - wo die Klöster den Himmel berühren und den letzten Teil von Bericht: Nördliche Sporaden
 
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