Römische Kuppeln

Auch hier erweist sich wieder mal ein Reisebericht(s-Teil) von dir als Garant für interessante Informationen. :)
 
Liebe Simone,

ich bin immer wieder überrascht und erstaunt, wie du es schaffst, solch hervorragende Hintergrundinformationen, wie in deinem Bericht zur Kuppel der Chigi-Kapelle in S. Maria del Popolo zusammenzutragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Gaukler, liebe lukasi,

vielen Dank für euer Interesse am Kuppelmosaik und das freundliche Feedback!
Auch von der Hauptkuppel von S. Maria del Popolo habe ich ein paar Fotos. Vielleicht stelle ich zu dieser noch ein paar Informationen zusammen.
 
Liebe Simone,
vielen Dank für die "Chigi-Kuppel"!
Darüber äußerst sich auch Herr Pfisterer in seinem neuen Raffael-Buch recht ausführlich. Auch er verweist auf Dante, bemerkt aber einschränkend, dass der Gedanke an die Sternbilder sozusagen in der Luft gelegen hätte. Leider habe ich das Buch nicht zur Hand, denn es steht in Lutetia im Bücherregal. Dank Deiner Detailbilder kann ich den Text vermutlich besser nachvollziehen. Das werde ich sicher gewinnbrungend noch einmal hervorholen, wenn wir wieder in Gallien sind.

Bis dann
Gaby
 
Liebe Claude,

herzlichen Dank für diesen wirklich sehr interessanten Zusatz!

Dank Deiner Detailbilder kann ich den Text vermutlich besser nachvollziehen.

Das würde mich natürlich sehr freuen und sollte ich das Glück haben Rom wiederzusehen, werden auch noch die fehlenden Detailaufnahmen folgen.
 
Ein etwas anderer Kuppelbeitrag: Der Pfarrer von S. Salvatore in Lauro spendet den Menschen der Umgebung den Segen von der Kuppel der Kirche aus und kündigt an, dass er auch an Ostern die Messe von dort aus halten möchte.

Heute die Bilder davon:

Un lungo applauso dai tetti inondati da un sole estivo ha salutato il parroco al termine della Santa Messa, dopo la benedizione.
 

Die Kuppel von Santissima Trinità dei Pellegrini
1612


Die Kirche befindet sich im centro storico unweit des Palazzo Spada, nahe dem Ponte Sisto und der Via Giulia an der Piazza della Trinità dei Pellegrini. Die Postanschrift lautet Via dei Pettinari, 36/A.

Santissima Trinità dei Pellegrini (lat.: Sanctissimae Trinitatis Peregrinorum; dt.: Allerheiligste Dreifaltigkeit der Pilger) ist eine katholische Kirche und ein ehemaliges, gleichnamiges Pilgerheim im Stadtviertel Regola im historischen Zentrum von Rom. (...)
Seit 2008 ist sie Personalpfarrei für die Gläubigen der außerordentlichen Form des Römischen Ritus.

Quelle: Santissima Trinità dei Pellegrini – Wikipedia

Ich habe die Kirche Santissima Trinità dei Pellegrini im April 2019 besucht. Was mir an der Fassade besonders gut gefällt, ist der rotbraune Ockerton, den man früher an vielen Gebäuden Roms fand, der aber nach Restaurierungen der letzten Jahre fast völlig aus dem Stadtbild verschwunden ist.

Im ehemaligen Pilgerhospiz links neben der Kirche starb 1849 Goffredo Mameli, Autor der italienischen Nationalhymne „Il Canto degli Italiani“, nach der ersten Textzeile auch „Fratelli d’Italia“ genannt.

Im September desselben Jahres wurde er zu einem der eifrigsten Gefolgsleute des Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi und warb in flammenden Appellen für dessen Freiwilligenheer. So kämpfte er gemeinsam an Garibaldis Seite für die Verteidigung der Republik Rom vor der französischen Intervention. Nachdem er jedoch vom Bajonett eines Mitstreiters am Fuß verletzt wurde, starb er im Alter von 21 Jahren nur wenig später an den Folgen einer Wundinfektion am 7. Juli 1849 im Pilgerhospiz Santissima Trinità dei Pellegrini.

An ihn erinnert eine Marmortafel an der Fassade.


Der Text lautet:
IN QVESTO OSPIZIO
GOFFREDO MAMELI POETA
E MOLTI ALTRI VALOROSI
MORIRONO DI FERITE
A DIFESA DI ROMA
PER LA LIBERTÀ D'ITALIA
NELL' ANNO MDCCCXLIX​

Baugeschichte der Kirche

1579 übertrug Papst Gregor XIII. der Erzbruderschaft der Pilger und Kranken von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (Santissima Trinità dei Pellegrini e Convalescenti) die Kirche S. Benedetto in Arenula als Eigentum. Die Erzbruderschaft entschloss sich angesichts des baufälligen Zustands der Kirche für einen Kirchenneubau.

1586 wurde die alte Kirche abgebrochen.

Am 26.2.1587 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt.

1587 bis 1597 wurde sie in grossen Teilen nach einem Entwurf von Martino Longhi dem Älteren errichtet. Longhi verstarb bereits 1591.

1612 Bau der Kuppel
Die Kuppel war bereits in den Plänen von Martino Longhi vorgesehen, konnte aber erst 1612 errichtet werden. Dies geschah unter der Regie des Architekten Giovanni Paolo Maggi (c. 1561-1613).
Im Großen und Ganzen ist der Kirchenbau von Santa Maria ai Monti Giacomo della Portas inspiriert. Es handelt sich um eine einschiffige Basilika mit sechs Seitenkapellen, Querschiff mit zwei weiteren Kapellen, Apsis und Kuppel. Letztere markiert den Übergang zwischen dem späten sechzehnten Jahrhundert und den Schöpfungen Carlo Madernos. Hier der Grundriss, gezeichnet von G.P. Maggi.

1616 Die Kirche mit Kuppel und zwei Campanili an der Rückseite wird geweiht.


1625 Altargemälde von Guido Reni, eine Darstellung der Dreifaltigkeit:


1723 Bau der heute noch sichtbaren Fassade.
Meistens liest man, dass es bis 1723 dauerte, bis die Kirche eine Fassade erhielt. Das scheint nicht ganz zu stimmen. Ein Stadtplan von 1625 zeigt SS. Trinità dei Pellegrini mit Fassade. Ihre heutige Fassade erhielt sie allerdings 1723. Der Entwurf stammt von Francesco De Sanctis, dessen bekanntestes Werk die Spanische Treppe ist.

Sein zweites bekanntes Werk ist die von 1722 bis 1723 errichtete elegante konkave Hauptfassade der römischen Kirche Santissima Trinità dei Pellegrini, bei der er sich von der Fassade der Kirche San Marcello al Corso von Carlo Fontana inspirieren ließ.

Die Fassade ist reich geschmückt: Säulen mit reich verzierten Kapitellen, Girlanden, Putten über Eingang und Fenster, vor allem aber Stuck-Skulpturen der vier Evangelisten in den Fassadennischen. Diese sind Werke des römischen Bildhauers Bernardino Ludovisi aus den Jahren 1723/24.

Quattro Evangelisti (stucco, 1703-1724 circa), facciata della Chiesa della Santissima Trinità dei Pellegrini, Roma .

Bernardino Ludovisi hat auch zwei schöne grosse Engel für S. Ignazio angefertigt!


Putto über dem Eingang​

Im Tympanon befand sich ursprünglich ein ovales Fenster. Dieses wurde später zugemauert und an seiner Stelle befindet sich ein Stuckdarstellung mit dem Dreieck als Symbol der Trinität. Siehe dieses Foto nach einem Stich von Vasi.

Eine Inschrift an der Fassade lautet:

IOES DE RUBEIS PEDEMONTANUS IN SS.TRINITATIS HONOREM F. F. A. MDCCXXIII​

Bei Giovanni Battista de' Rossi (1698 bis 1764) handelt es sich um einen aus dem Piemont stammenden und 1881 heiliggesprochenen Priester, der sich der Krankenpflege widmete und im Hospital der Erzbruderschaft neben der Kirche SS. Trinità dei Pellegrini starb.

Kommen wir nun ausführlicher zur 1612 erbauten Kuppel

1) Ihr Äusseres


Kommt man, wie ich, von der Via dell’Arco del Monte her zur Piazza della Trinità dei Pellegrini mit der Kirche, kann man deren Kuppel nur zum Teil sehen.


Ein besserer Standort zum Fotografieren scheint sich an der Via dei Pettinari zu bieten. Von dort aus sollte dieses schöne Foto aufgenommen worden sein.

Über dem achteckigen Tambour mit vier rechteckigen Fenstern erhebt sich die Kuppel. Sie ist mit Blei gedeckt und durch Rippen in acht Segmente unterteilt. Die Laterne verfügt über eine spitz zulaufende kleine Kuppel. Es gibt acht schmale rechteckige Öffnungen, aber nur vier davon sind Fenster. Bekrönt wird die Laterne von Kugel und Kreuz.

2) Das Kuppelinnere


Die Dekoration von Laterne und Kuppel erfolgte zu verschiedenen Zeiten.

An der Decke der Laterne erkennen wir eine schöne Darstellung von Gottvater aus dem Jahr 1612. Das Fresko wird dem bekannten Maler Guido Reni zugeschrieben, dessen Altargemälde von 1625 weiter oben bereits zu sehen war.


An der Laternen-Basis liest man folgende Inschrift:

ARCHICONFRATERNITAS SANCTISSIMAE TRINITATIS ANNO SALUTIS MDCXII​

Die vier Pendentifs schmücken Darstellungen der Evangelisten. Gemalt hat diese im 17. Jahrhundert Giovanni Battista Ricci (1537 bis 1627).


Die Gestaltung der Kuppelschale erfolgte erst um 1850. Kassetten sind in der Mitte mit Rosetten geschmückt. In einigen länglichen Feldern sind Blumen und Rankenornamente zu sehen. Vier Bildfelder stellen Engel dar. Einige von ihnen halten Musikinstrumente.

Zum Abschluss noch ein Blick aus der Ferne auf die Kuppel von Santissima Trinità dei Pellegrini. Das Foto habe ich 2016 in den Gärten des Palazzo Colonna an den Hängen des Quirinal gemacht. Von links nach rechts: Die Kuppel von Il Gesù, S. Carlo ai Catinari und SS. Trinità dei Pellegrini.

 

San Matteo e l'angelo

Anschliessend an den neuen Kuppelbeitrag noch ein kurzer Exkurs zu folgender Skulptur des Evangelisten Matthäus in der Cappella di San Matteo von Ss.ma Trinità dei Pellegrini:


Wegen Absperrseilen in der Kirche konnte ich sie leider nicht von einem besseren Standpunkt aus fotografieren.

Das erste Mal, dass ich von dieser Matthäus-Skulptur gelesen habe, war 2011 in zwei Beiträgen von @Padre hier im Forum. Ein paar Hinweise zum Künstler konnte ich Padre damals geben. Siehe: Eine Oktoberwoche in Rom

Der Evangelist ist das Werk des flämischen Künstlers Jacob Cornelisz Cobaert (um 1535 bis 1615), auch Copé genannt. Cobaert war kein Bildhauer, sondern Modelleur in Terracotta und Wachs, Elfenbeinschnitzer und Goldschmied, auf kleinformatige Werke spezialisiert. Er lebte und arbeitete in der Werkstatt von Guglielmo della Porta.

Nach dessen Tod 1577 zog Cobaert in die Nähe des Petersdoms und genoss die Protektion von Kardinal Matteo Contarelli (Matthieu Cointerel), der 1585 verstarb. Diese Protektion verhalf Cobaert zum Auftrag für eine Marmorskulptur des Evangelisten Matthäus und seines Attributs, des Engels. Damit erfüllte sich für Cobaert, der von der Bildhauerei träumte, ein grosser Wunsch!

1587 zwei Jahre nach dem Tod des Kardinals unterzeichnete Cobaert einen Vertrag mit Virgilio Crescenzi, dem Erben und Testamentsvollstrecker Contarellis, und verpflichtete sich dazu bis 1591 die beiden "bereits gehauenen" Statuen fertigzustellen. Sie waren für den Altar der Grabkapelle von Kardinal Contarelli in San Luigi dei Francesi bestimmt.

Als die Contarelli-Kapelle 1599 für den Gottesdienst geöffnet wurde, war die Statue von Cobaert noch unvollendet.

Zu diesem Zeitpunkt erhielt Caravaggio den Auftrag für zwei Gemälde an den beiden Seitenwänden der Kapelle. Sie wurden innerhalb eines Jahres ausgeführt. Im Sommer 1600 waren sie vollendet und machten Caravaggio mit einem Schlag berühmt. Es handelt sich um die „Berufung des Hl. Matthäus“ und um das „Martyrium des Hl. Matthäus“.

Ende 1601 war Cobaerts Skulptur des Matthäus schliesslich vollendet und wurde in San Luigi dei Francesi aufgestellt. Der als plump und unschön empfundenen Skulptur fehlte allerdings der Engel. Sie wurde nach nur wenigen Monaten wieder entfernt.

Im Februar 1602 wurde Caravaggio mit der Ausführung eines Altarbildes betraut. Es entstand die erste Version des Hl. Matthäus mit dem Engel.

Siehe auch: Matthäus, der Analphabet – Caravaggio in der Contarelli-Kapelle von San Luigi dei Francesi (2)

Ein derart ungebildeter Evangelist wie Caravaggios Matthäus war den gelehrten Geistlichen von San Luigi dei Francesi möglicherweise nicht recht – denn das Bild wurde abgelehnt. Der Marchese Vincenzo Giustiniani hingegen übernahm das Gemälde sofort in seine Privatsammlung und finanzierte dafür eine zweite Fassung von Caravaggio, die bis heute als Altarbild der Kapelle dient.

Hier die zweite Fassung. Sie kennt wohl jeder Forista, der S. Luigi dei Francesi besucht hat.

Cobaerts Matthäus kam in die Kirche Ss.ma Trinità dei Pellegrini. Der fehlende Engel wurde 1615 nach dem Tod Cobaerts geschaffen. Er ist das Werk des Bildhauers Pompeo Ferrucci (1565 bis 1637). Im Gegensatz zum „armen“ Matthäus wird der Engel durchaus gelobt. In der verlinkten Biographie Ferrucis heisst es sinngemäss übersetzt: "Das nach dem Tod von J. Cobaert, dem Autor des Evangelisten, entstandene Werk stellt das absolute Meisterwerk von Ferrucci und eines der interessantesten proto-barocken Beispiele der römischen Skulptur jener Zeit dar."


Wie im Vertrag mit Crescenzi festgehalten, hatte Cobaert auch einen Engel vorgesehen. Nachdem ich im weltweiten Netz mehrere Fotos einer kleinformatigen Bronze gefunden habe, die einen Matthäus mit Engel zeigt, kann ich mir den auch besser vorstellen. Die wohl mehrfach gegossene Bronze soll ein Werk aus der Werkstatt Cobaerts sein. Das Gewand und die Gestik sind bei dieser Figur weniger ausladend als beim Matteo in Marmor, aber die Gesichtzüge sehr ähnlich.

Siehe: Quattro sculture, Bottega di Jacob Cornelisz Cobaert, fine sec. XVI, in bronzo raffiguranti i Quattro Evangelisiti San Giovanni, San Luca, San Marco e San Matteo, alt. cm 23,5, su basi in alabastro (4) - Auction European Furniture and Work of Arts - Pandolfini Casa d'Aste. Hier eine Grossansicht des Matteo in Bronze.

Ebenfalls hier: Jacob Cornelisz Cobaert - Schmuck, Kunst und Antiquitäten 27.04.2017 - Startpreis: EUR 1.500 - Dorotheum mit dieser und dieser Detailaufnahme.
 
Vielen Dank für deine interessante Ausführung über beides: die Kirche mit der Kuppel, die mir noch nie aufgefallen ist, und die Matthäusstatue von Cobaert.
Über diese Statue und ihre Entstehungsgeschichte berichtet übrigens auch Marco Lodoli in "Inseln in Rom" (S. 69 ff.); erwähnt wird dort ebenfalls Goffredo Mameli.
 
Bitte schön, es war mir ein Vergnügen. Ein Besuch der Kirche ist durchaus lohnend, auch wenn es kunsthistorisch bedeutendere in Rom gibt.

Über diese Statue und ihre Entstehungsgeschichte berichtet übrigens auch Marco Lodoli in "Inseln in Rom"

Sehr richtig, und das hat @Padre 2011 auch geschrieben. Im weiter oben verlinkten Beitrag Eine Oktoberwoche in Rom habe ich Padre zitiert:

In einem Buch von Marco Lodoli hatte ich gelesen, dass sich in der Kirche Santissima Trinita dei Pellegrini eine Statue des hl. Matteo befinden soll, die Jacob Cobaert geschaffen hat. Lodoli berichtet, dass der Bildhauer sehr unbegabt war und dass er 30 Jahre lang, voller Hingabe, an dieser Figur gearbeitet hat. Als er schließlich seine Arbeit ablieferte, sie war ursprünglich für die Kirche San Luigi dei Francesi bestimmt, verweigerte man die dort Annahme, da der Matteo außerordentlich hässlich geraten war. Aus Mitleid stelle man dann den Matteo in der Kirche Santissima Trinita dei Pellegrini auf. Mich rührte diese Geschichte an. Bei meiner letzten Romreise wollte ich mir diese Figur unbedingt anschauen, konnte aber die Kirche nicht finden. Nun standen wir vor der Kirche, aber leider war sie nicht geöffnet. So zogen wir unverrichteter Dinge weiter (bei meiner letzten Reise war die Kirche geöffnet. Ich fand den Matteo nicht gerade schön, aber so hässlich, wie Lodoli ihn beschreibt, ist er aber auch nicht).

Einiges von dem was Lodoli schreibt, stimmt nicht so ganz, wie man heute weiss. So waren es z.B. keine 30 Jahre, während derer Cobaert an seinem Marmor-Matthäus gearbeitet hat. Baglione soll sich sehr negativ über Cobaert geäussert haben. Lodoli hat die Angaben von Cobaerts Biographen Giovanni Baglione (1571 bis 1643) übernommen.

Le Vite de' pittori, scultori, et architetti. Dal pontificato di Gregorio XIII del 1572 in fino a’ tempi di Papa Urbano Ottavo nel 1642. Mit dieser Sammlung von Künstlerbiographien, die 1644 in Rom erschienen ist, beabsichtigte Baglione die Vite des Giorgio Vasari fortzusetzen. Sie sind ein bedeutendes Quellenwerk, das indes nicht frei ist von subjektiven und negativen Urteilen, vornehmlich über Caravaggio.

Vgl: Baglione, Giovanni: Le Vite De'Pittori, Scvltori Et Architetti: Dal Pontificato di Gregorio XIII. del 1572. In fino a'tempi di Papa Vrbano Ottauo nel 1642 (Roma, 1642) [Cicognara, 2190]
 
Wieder ein sehr informativer und überaus interessanter Bericht, der das Wissen über römische Kirchen
und ihre Kuppeln erweitert.

Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass ich SS. Trinità dei Pellegrini im September diesen Jahres zwar besucht aber dort nicht
fotografiert habe. Vielleicht lag es an den suboptimalen Lichtverhältnissen die in der Kirche herrschten.
 
@lukasi
Ich weiss zwar nicht zu welcher Tageszeit du dort warst, aber ich denke, dass an Tagen mit Sonnenschein der Nachmittag für einen Besuch zu favorisieren ist. Ich habe es so in Erinnerung, dass das Licht dann durch das rechte Seitenfenster hereinscheint. Im April 2019 zumindest verhielt es sich so. Wir waren damals nach dem Besuch der Casa Professa der Jesuiten mit den Fresken von Andrea Pozzo gegen 17.30 Uhr dort. Aber wahrscheinlich fehlte im September vor allem das elektrische Licht.

Ich muss heute noch lächeln, wenn ich daran denke, dass ich im April 2019 Schuhe trug, die auf dem Fussboden der Kirche quitschten. Nie zuvor hatten sie mir Probleme bereitet, aber das war ein wenig peinlich! Wie sagt das Sprichwort so schön: Schuhe, die quietschen, sind nicht bezahlt. :D

Ich habe übrigens gestern noch eine schöne zoombare Panoramaansicht über die Dächer und Kuppeln von Rom wiederentdeckt. Sie zeigt den Blick vom Gianicolo aus. Die Kuppel von SS. Trinità dei Pellegrini ist (etwas links von der Mitte des Bildes) sehr gut zu erkennen und bildet optisch eine Gruppe mit jener von S. Carlo ai Catinari, S. Maria di Loreto und SS. Nome di Maria. Das Panoramafoto ist auch im Eingangsbeitrag dieses Threads verlinkt.
 
Die Kuppel von Sant'Agostino in Campo Marzio
1760



In diesem und im nächsten Beitrag geht es zu zwei Kuppeln, die nicht nur räumlich sehr nahe beieinander liegen, sondern eine weitere Gemeinsamkeit haben. Und zwar verraten sie ihre Präsenz von aussen nur durch die jeweilige Laterne, während die eigentliche Kuppel unter der jeweiligen Dachkonstruktion verborgen ist.

Hier eine Ansicht mit Dach und Laterne von S. Agostino bei Google maps. Am besten ist sie in 2D statt in 3D zu betrachten. Zur Umstellung das Globussymbol auswählen und zur 2D-Ansicht wechseln.

S. Agostino habe ich zuletzt im Frühjahr 2019 aufgesucht. Damals sind wir in der Nähe des Kolosseums in ein Taxi gestiegen und haben uns dorthin fahren lassen. Der Fahrer war sehr angetan von unserem Ziel und erzählte, dass er dort geheiratet habe und in der Nähe wohne. Kaum hatten wir die Kirche betreten, begann wolkenbruchartiger Regen aufs Dach zu trommeln und wir nahmen uns viel Zeit die Schönheiten dieser Kirche zu bewundern.


Baubeginn dieser Kirche des Augustinerordens war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und um 1446 war der Kirchenbau vollendet. Bereits 1479 initiierte Kardinal Guillaume d’Estouteville einen ersten Umbau und finanzierte denselben. 1483 war der Umbau vollendet. An der Fassade ist das Jahr in grossen römischen Zahlen eingemeisselt.

Von der ursprünglichen Struktur ist heute nur noch das Querschiff erhalten. Von 1750 bis 1760 war der Architekt Luigi Vanvitelli mit der Überarbeitung und endgültigen Anordnung des Kircheninneren betraut. An der Fassade liess er die beiden seitlichen Voluten hinzufügen.

Zur Geschichte der Kuppel von Sant'Agostino

Die ursprüngliche Vierungskuppel von S. Agostino aus dem 15. Jh. war die erste der Neuzeit, die in Rom errichtet wurde. Im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts begann sie ernsthafte statische Probleme aufzuwerfen. Abriss und anschließende Rekonstruktion der Kuppel durch Luigi Vanvitelli waren notwendig. Seither ist die Kuppelschale unter einer Dachkonstruktion verborgen. Aussen sichtbar ist, wie bereits eingangs erwähnt, nur die zylindrische Laterne mit vier grossen Fenstern.

Die heute sichtbare Ausmalung der Kuppel stammt aus dem Jahr 1856 und ist das Werk von von Pietro Gagliardi (1809 bis 1890). Er war u.a. auch in Sankt Paul vor den Mauern beschäftigt. Beerdigt ist er in der Cappella di San Giuseppe (Kapelle des Heiligen Joseph) im rechten Seitenschiff von Sant'Agostino.

Tra 1854 e 1868, sempre a Roma, lavorò alla decorazione affrescata della chiesa di Sant'Agostino, eseguita insieme con il nipote Giovanni.

Quelle: Pietro Gagliardi - Wikipedia

In zwölf Segmente unterteilt, zeigt die Kuppel zwölf Apostel. Alle Apostel sind auf einer Art Wolkenthron sitzend dargestellt. Den azurblauen Hintergrund schmücken goldfarbene Strahlen und Sterne. Gut zu erkennen ist z.B. Petrus mit Schlüssel und links neben ihm sein Bruder Andreas mit dem Andreaskreuz. Zu den Attributen der Apostel siehe: Attribut Apostel

Die Laterne ist mit einem Bild von Jesus Christus als Erlöser ausgemalt, während die vier Pendentifs Darstellungen der Evangelisten zeigen.
 
Die Kuppel von Sant’Apollinare
1748

Als wir Sant‘Agostino verliessen, regnete es immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so heftig. Gut, dass unser nächstes Ziel ganz nahe war: Sant’Apollinare und Sant'Agostino trennen nur 77 Meter voneinander. Gegenüber von Sant'Apollinare an der gleichnamigen Piazza befindet sich der Palazzo Altemps.

Als ich diesen Beitrag geplant habe, hatte die Kirche keinen Titularkardinal, aber seit dem 29. November ist dies Raniero Cantalamessa.

Papst Hadrian I. soll die Kirche 780 gegründet haben. Die dem Heiligen Apollinaris von Ravenna geweihte Kirche blieb dann rund 1000 Jahre unverändert.

Zwischen 1742 und 1748 wurde S. Apollinare von Ferdinando Fuga im Auftrag von Papst Benedikt XIV. in ihrer aktuellen Form neu aufgebaut.


Papst Benedikt XIV. (reg. 1740–1758) ließ die alte Kirche abtragen und durch einen Neubau im Stil des klassizistischen Spätbarock ersetzen. Den Entwurf der Saalkirche mit sechs Seitenkapellen schuf Ferdinando Fuga.

Quelle: Sant’Apollinare (Rom) – Wikipedia

Tritt man durch das Eingangsportal findet man sich zunächst in einer quer zur Fassade liegenden Kapelle wieder. An dieser Stelle befand sich die Portalhalle der ursprünglichen Kirche. Der schlichte Raum enthält ein schönes Fresko: die sehr verehrte Madonna dell’Apollinare aus dem 15. Jahrhundert. Es zeigt die Gottesmutter mit Kind umgeben von den beiden Aposteln Petrus und Paulus.


Das Madonnenbild war zur Zeit des Italienkriegs 1494/95 des französischen Königs Karl VIII. zum Schutz hinter Putz versteckt worden und galt dann als verloren bis 1648 bei einem Erdbeben der Putz abbröckelte und offenbarte, dass die Ikone dort geblieben war, wo sie immer gewesen war.

In der Kapelle hörten wir auf einmal Gesang aus einem weiteren Raum. Den Stimmen folgend, gelangten wir durch einen Korridor zur eigentlichen Kirche.

Es war der 29. April und soeben fand eine Messe der Hochschulgemeinde der nebenan gelegenen Päpstlichen Universität Santa Croce zu Ehren der Heiligen Katharina von Siena, der Schutzpatronin Europas, statt. Sie starb am 29. April 1380 in Rom.

Wir warteten das Ende der Messe ab und konnten uns danach ein wenig in der Kirche umsehen. Über dem Hauptaltar hängt ein Gemälde von Ercole Graziani das den Heiligen Apollinaris darstellt. Die Engel über dem Hauptaltar von 1746 sind von Bernardino Ludovisi, einem Bildhauer, den man aus Sant‘Ignazio kennt.


Das Tonnengewölbe der Kirche ist mit einem Fresko von 1746 ausgemalt welches die Himmelfahrt des Heiligen Apollinaris darstellen soll, ein Werk des Malers Stefano Pozzi.


Eine der sechs Kapellen ist dem Heiligen Joseph geweiht. Das Altargemälde stellt die Heilige Familie dar, der Maler war Giacomo Zoboli.


Hier eine Statue des Heiligen Franz Xaver aus dem Jahr 1702 von Pierre Legros, der viele bekannte Skulpturen in Rom geschaffen hat u.a. in Sant’Ignazio. . Die Krabbe zu Füssen von Franz Xaver (Francesco Saverio) erinnert an eine Episode während einer seiner Reisen in den Fernen Osten. Sein Kruzifix ging während eines Sturms auf dem Meer über Bord. Aber eine Krabbe brachte es ihm zurück!


Doch nun zur Kuppel

Von aussen sieht man, wie gesagt, nur die Laterne mit vier bogenförmigen Fenstern und bleigedecktem cupolino. Siehe dazu noch einmal diese bereits im Sant’Agostino-Bericht verlinkte Google-maps-Ansicht.


Ferdinando Fuga errichtete die flache Kuppel über dem Altarraum 1748. Sie ist mit Stuckverzierungen in Grau, Weiss und Gold dekoriert. Die Kuppel ist diagonal in vier Segmente unterteilt. Dazwischen Girlanden, die von der Basis der Laterne ausgehen. Die Flächen der vier Segmente sind mit Rhomben und Rosetten dekoriert. Die vier Pendentifs sind ebenfalls stuckiert. Motiv sind zwei ineinander verschlungene Palmzweige. Sie bilden den Rahmen für das Christusmonogramm in der Mitte. Die weiße Taube, Symbol des Heiligen Geistes, umgeben von goldenen Strahlen, ziert das Gewölbe der Laterne und bildet den Abschluss der Innendekoration.

 
Wieder einmal, wie auch schon der Vorgänger-Beitrag, ein sehr lesenswertes Stück römischer Vergangenheit und Gegenwart.
 
Liebe Simone,

deine Beiträge zu römischen Kuppeln, diesmal zu Sant`Agostino und Sant`Apollinare,
sind immer wieder eine eindrucksvolle u. informative Bereicherung!
 
Liebe Simone,
Ich konnte letzte Woche nicht nach Rom fliegen, dann habe ich deinen Bericht entdeckt und genossen. Vielen Dank!
 
Liebe Gaukler, lukasi und Qing,
Schönen Dank für die freundlichen Worte zum Kuppel-Dopplpack :). Es freut mich dass die Berichte auf euer Interesse gestossen sind. Auch wenn es sich nicht um imposante Kuppeln handelt, die das Stadtbild von Rom prägen, so sind sie doch von innen sehenswert.

@QingAnna
Es sind so viele geplante Romreisen ins Wasser gefallen. :( Ich drücke die Daumen, dass auch deine bald nachgeholt werden kann. So lange können wir nur mit dem Herzen virtuell in Rom unterwegs sein.
 
Zurück
Oben