Dieser Blick auf Kirche und Kuppel bot sich mir im Dezember 2017 vom Kapitol aus (Ecke Via del Tempio di Giove und Via di Villa Caffarelli). Der Glockenturm mit vier Glocken wurde erst 1927 errichtet.
S. Maria in Campitelli, vollständig S. Maria in Portico in Campitelli oder einfach S. Maria in Portico, liegt an der Piazza Campitelli im Rione S. Angelo. Das "in portico" bezieht sich auf den hinter der Apsis der Kirche gelegenen Portikus der Octavia. Einen Teil davon (damals noch unrestauriert) erkennt man auf folgendem Foto:
S. Maria in Campitelli gehört zu den bedeutendsten Kirchen des römischen Barock und gilt als Hauptwerk von Carlo Rainaldi (1611 bis 1691).
1658 bestimmte Papst Alexander VII. Chigi den Vorgängerbau S. Maria in Campitelli als Ort für die Aufnahme einer Marienikone, welche während der Pestepidemie 1656 Wunder gewirkt haben soll.
Hochaltar mit Marienikone der Santa Maria in Portico
Gleichzeitig wurde der Neubau der Kirche beschlossen. Die Grundsteinlegung fand am 29. September 1660 statt.
Hauptschiff, Fassade und Kuppel wurden zwischen 1662 oder 1663 und 1667 von Carlo Rainaldi entworfen und errichtet. Sein Mitarbeiter beim Bau war Giovanni Antonio De Rossi. Die Fassade aus Tivoli-Travertin entstand zwischen 1665 und 1667.
Die mit Ziegeln gedeckte Kuppel erhebt sich über einem niedrigen zylinderförmigen Tambour mit acht ovalen Fenstern. Die nicht ganz halbkugelförmige Kuppel ist durch Rippen in acht Felder geteilt. Die Kuppel endet in einer eleganten barocken Laterne.
Charakteristisch und wunderschön sind die acht mit Engelköpfen verzierten Voluten. Dazwischen befinden sich Rundbogenfenster. Die Laterne schliesst mit einem bleigedeckten Dach ab über dem sich Kugel und Kreuz erheben.
Die Kuppel tragen zwölf Säulen. Sie wird von sechs ovalen Fenstern erleuchtet. Im Kuppelfenster in der Achse des Hauptschiffes leuchtet ein Kreuz auf, welches aus zwei Alabasterquadern gebildet ist.
Die Kuppelwölbung ist in konzentrischen Kreisen mit Kassetten und in deren Mitte Rosetten bemalt. Die Decke der Laterne schmückt eine Darstellung des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube. Hier ein tolles Foto bei Wikimdia Commons. Und hier mangels eigener Aufnahme ein weiteres Foto aus dem weltweiten Netz:
Die vier Kuppelpendentifs zieren Inschriften in goldenen Buchstaben. Diese stammen aus der Heiligen Schrift (Buch Jesus Sirach) und beziehen sich auf die Jungfrau Maria:
QUASI CEDRUS EXALTATA SUM IN LIBANO ET QUASI CYPRESSUS IN MONTE SION
QUASI PALMA EXALTATA SUM IN CADES ET QUASI PLANTATIO ROSAE IN JERICHO
QUASI OLIVA SPECIOSA IN CAMPIS ET QUASI PLATANUS EXALTATA SUM JUXTA AQUAM
EGO QUASI VITIS FRUCTIVICAVI SUAVITATEM ODORIS ET FLORES MEI FRUCTUS HONORIS
Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor und wie eine Zypresse auf dem Berge Sion,
wie eine Palme in Cades wuchs ich empor und wie ein Rosenstock in Jericho,
wie ein lieblicher Ölbaum auf den Gefilden und wie eine Platane wuchs ich auf am Wasser,
einem Weinstock gleich sprosste ich mit lieblichem Dufte und meine Blüten trugen herrliche und reiche Frucht.
QUASI PALMA EXALTATA SUM IN CADES ET QUASI PLANTATIO ROSAE IN JERICHO
QUASI OLIVA SPECIOSA IN CAMPIS ET QUASI PLATANUS EXALTATA SUM JUXTA AQUAM
EGO QUASI VITIS FRUCTIVICAVI SUAVITATEM ODORIS ET FLORES MEI FRUCTUS HONORIS
Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich empor und wie eine Zypresse auf dem Berge Sion,
wie eine Palme in Cades wuchs ich empor und wie ein Rosenstock in Jericho,
wie ein lieblicher Ölbaum auf den Gefilden und wie eine Platane wuchs ich auf am Wasser,
einem Weinstock gleich sprosste ich mit lieblichem Dufte und meine Blüten trugen herrliche und reiche Frucht.
Die Pflanzennamen werden als Symbole für die Tugenden Marias interpretiert und den Gläubigen zur Nachahmung empfohlen. Die Zeder steht dabei für Demut, die Zypresse für Milde, die Palme für Trauer, der Rosenstock für Tapferkeit, der Ölbaum für Barmherzigkeit, die Platane für Reinheit des Herzens und der Weinstock für Verfolgtsein um der Gerechtigkeit willen.
Wenn wir schon beim Rosenstock sind, hier noch ein Foto der Kuppel von S. Maria in Campitelli, aufgenommen im Rosengarten am Fuß des Aventin.