Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen

Liebe Ursula,

ich freue mich, dass der Bericht über den kleinen Kreuzgang noch Neues für dich bereitgehalten hat! Es war mein Erstbesuch der Diokletiansthermen aber da ich längst nicht alles gesehen habe und das Gesehene gerne noch etwas vertiefen möchte, wird es auch nicht mein letzter Besuch dort gewesen sein, umso mehr, als ich endlich auch mal in den benachbarten Palazzo Massimo möchte!

Dass gerade der Teil über den Sprechgesang dir zugesagt hat, freut mich, ich hatte schon befürchtet, er sei ein wenig zu lang ausgefallen aber ich gestehe gerne, dass vor allem die Arvalbrüder ein interessanes Thema und völlig neues Terrain für mich waren.
 
Kreuzgang von Santi Domenico e Sisto

Den Kreuzgang von Santi Domenico e Sisto am Largo Angelicum, 1 haben @lukasi und ich im September 2018 besucht. Im Vorfeld der Reise habe ich mich über die Kontaktadresse des Kongresszentrums des Angelicum erkundigt, ob eine Besichtigung des Kreuzgangs möglich sei und eine positive Antwort samt Termin erhalten.

Wir betraten das Gebäude durch den alten Eingang mit der Doppeltreppe davor. Von dort geniesst man diesen Blick auf die Kirche Santi Domenico e Sisto sowie die hochgelegene Villa Aldobrandini.

Wir meldeten uns bei der Pförtnerin. Dort holte uns die Dame ab, mit der ich ein paar freundliche mails getauscht hatte.

Ein paar Worte zur Geschichte von Kloster und Kreuzgang

Dominikanerinnen von S. Sisto, deren Kloster am innerstädtischen Beginn der Via Appia vorübergehend aufgegeben werden musste, liessen sich 1575 auf der Erhebung Magnanapoli nieder, einem Teil des Quirinal. Die Genehmigung dazu hatte ihnen Papst Pius V. erteilt. Ausbauarbeiten am Konvent erfolgten zur Zeit der Päpste Gregor XIII., Urban VIII. und Innozenz X.

WIkipedia schrieb:
Das angeschlossene Kloster wurde 1575 von Dominikanerinnen gegründet, die von San Sisto Vecchio an der Via Appia hierher auf den Quirinal umzogen. 1871 wurde das Kloster von der Regierung des Königreichs Italien konfisziert und 1928 wiederum an den Dominikanerorden verkauft. Die Dominikanerinnen, die seit 1871 in einem Nebengebäude wohnten, zogen in das Kloster bei Santa Maria del Rosario auf dem Monte Mario. Seit 1932 nutzt die Päpstliche Universität Heiliger Thomas von Aquin das erweiterte Klostergebäude. Santi Domenico e Sisto fungiert seither als Universitätskirche.

Von 1932 stammt dieser Eingang:


Die Wandelgänge des Kreuzgangs werden von 10 Arkaden an den Längsseiten und 7 Arkaden an den Schmalseiten getragen. Zwischen den Arkaden befinden sich Pilaster mit Kapitellen der toskanischen Ordnung. Oberhalb davon verläuft rings um den Kreuzgang ein einfach gehaltener Fries mit Metopen und Triglyphen. Die Öffnungen des Obergeschosses sind mit modernen Fenstern verschlossen.


Die Wandelgänge umgeben einen Garten mit Zitrusbäumen, Palmen und Oleander. In der Mitte des Gartens befindet sich ein grosser ovaler Brunnen aus weissem Marmor. Die obere Brunnenschale ist mit Putten geschmückt, die ein Wappen zu halten scheinen, das ich aber nicht zuordnen kann. Löwenköpfe sind als Wasserspeier angelegt, aber aus den Metallröhren floss bei unserem Besuch kein Wasser.

Mit dem Bau des Kreuzgangs wurde Ende des 16. Jahrhunderts begonnen. Auf einem topographischen Plan von 1625 erscheint er vollendet aber mit hoher Wahrscheinlichket war der Bau bereits früher fertig.

Papst Sixtus V. (1585 bis 1590) schenkte dem Konvent 2 Unzen Wasser der Aqua Felice. Das Wasser diente auch der Versorgung des Brunnens im Kreuzgang.

Der Kreuzgang wird dem Architekten Giacomo Barozzi da Vignola (1507 bis 1573) zugeschrieben. Dafür sprechen u.a. stilistische Ähnlickeiten mit dem cortile des Casale San Pio V den Pius V. von Vignola ausserhalb der Porta Cavalleggeri hatte errichten lassen.


Karol Wojtyla, der Kreuzgang und der Garten der Päpstlichen Universität

Wir waren sehr erfreut, als man uns noch einen weiteren Teil des Angelicum zeigte, nämlich den Garten.


Karol Wojtyla war zwischen November 1946 und Juli 1948 Student an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin. Er liebte den Garten und ging gern dort spazieren. Einen grossen, alten Olivenbaum soll er jeden Tag besucht haben. Er pflegte ihn „Wunderbaum“ zu nennen, weil sich von seinen großen Ästen ein Palmen-, ein Feigen- und ein Lorbeerzweig abzweigten. Marco Lodoli hat 2008 über diesen Baum berichtet. Siehe: E l' albero si fa in quattro - la Repubblica.it

Wahrscheinlich handelt es sich um diesen Baum:


Auf dem Foto erkennt man allerdings nur einen Feigenbaum-Zweig der auf ihm wächst!

Seinem argentinischen Studienkollegen, dem späteren Kardinal Jorge María Mejía, zufolge liebte der spätere Papst Johannes Paul II. auch den Duft der Zitrusbäume im Kreuzgang sehr, pflückte ein paar Blätter davon, die er zwischen seinen Fingern zerrieb um das Parfum des Südens zu riechen.

Quelle: Angelicum Newsletter Blog: Dal Collegio Belga all’Angelicum: i luoghi frequentati da Wojtyla studente

Ein paar abschliessende Bilder:

 
Liebe Simone,

vielen Dank für diese Fortsetzung, die mir die Kaffeepause versüßt hat. Es ist immer wieder spannend zu sehen, welche unvermuteten Kleinodien Du uns hier präsentierst. Der nicht geplante Ausflug in den Garten war dann sicher noch das Sahnehäubchen.
 
Liebe Claude,

es freut mich, dass die Bilder dir eine kleine Pause versüsst haben. Im Garten waren wir nur kurz denn es war gerade Mittagszeit, Angestellte verbrachten dort ihre Mittagspause und dabei wollten wir nicht stören. Im Kreuzgang konnten wir uns Zeit nehmen denn das akademische Jahr hatte noch nicht wieder begonnen. Ausser zwei Dominikanern hielt sich dort gerade niemand auf.
 
Liebe Simone,

mit großem Interesse verfolge ich Deine Kreuzgang-Impressionen und freue mich, dabei viele verborgene Schätze zu entdecken.
Vielen Dank für Deine unermüdliche Recherche zu den Hintergründen!
Kreuzgänge haben mir schon immer besonders gefallen, egal ob schön gepflegt oder romantisch verwildert. Es sind immer besondere Orte, an denen ich mich gerne aufhalte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Angela,

ja, die Kreuzgänge sind eine Welt für sich, die mir auch sehr gefällt. Vielleicht hat es mit der Symetrie und der Harmonie zu tun. Jeder von ihnen hat seine ganz eigene Ausstrahlung. Ich freue mich über dein Interesse an meinen Beiträgen zu den römischen chiostri. Ich habe eben noch zwei Zusatz-Fotos in den Beitrag zum Kreuzgang von Santi Domenico e Sisto eingefügt.
 
Liebe Simone, das sind so schöne Berichte und Erläuterungen, dass man am liebsten gleich wieder nach Rom möchte. Vielen Dank, dass Du hier alle immer wieder an derart verborgene Orte führst!

Gruß
tacitus
 
Lieber tacitus,
es ist mir immer wieder eine Freude wenn auch Berichte zu etwas ausgefalleneren Themen oder etwas veborgeneren Orten auf Interesse unter den Foristi stossen. Das Schreiben der Beiträge verkürzt die Wartezeit bis zur nächsten Romreise und wenn sie vermögen die eigene Reiselust zu steigern, umso besser! ;) :) :cool:

Gute Nacht wünscht
Simone
 
Liebe Simone,
beinahe jedes Mal, wenn wir in Rom sind, stehen wir am Fuß dieser Treppe und fragen uns, wie es dort oben wohl aussehen mag. Jetzt hast du uns diese Frage teilweise mit interessanten Infos und wieder einmal sehr schönen Fotos beantwortet. Dass es dort einen so idyllischen Kreuzgang und dazu noch einen Garten gibt, hätte ich nicht erwartet. Vielen Dank für diese neuerliche Horizonterweiterung!
 
Liebe Simone,

ich erinnere mich sehr gerne an den Besuch dieses Kreuzgangs und des Gartens, die du beide so wunderbar
beschrieben hast. Hatte ich doch in vielen Jahren zuvor immer die Hoffnung gehegt (mich aber nicht getraut
nachzufragen) das Areal v. Santi Domenico e Sisto betreten und besichtigen zu können.

Ich war daher sehr froh, dass du nach deiner Anfrage eine Zusage zur Besichtigung bekommen hast.
 
Ja, ich war auch angenehm überrascht. Ob die Zusage während eines laufenden Studienjahres gegeben worden wäre, weiß ich nicht, aber man kann ja mal Glück haben und den guten Zeitpunkt erwischen. :) Ich denke u.a. auch noch gerne an diesen Tag weil die Dame, die uns herumgeführt hat, sehr sympathisch und freundlich war und ich mich zumindest ein wenig in italienischer Sprache mit ihr unterhalten konnte.
 
Kreuzgänge haben mir schon immer besonders gefallen, egal ob schön gepflegt oder romantisch verwildert. Es sind immer besondere Orte, an denen ich mich gerne aufhalte.
Ja, ganz genau so sehe ich das auch.

Bin erst heute Vormittag dazu gekommen, den neuesten Kreuzgang-Beitrag wirklich mit Ruhe zu betrachten.
 
Auch ich bedanke mich für diesen interessanten neuen Kreuzgang-Bericht, der wieder sehr informativ ist! Dass es dort am Angelicum einen schönen Garten und Kreuzgang gibt hatte ich zwar von Bekannten gehört, die ihn "unter besonderen Umständen" genießen durften (s. bei ca. 3.40), aber Deine Bilder zeigen halt seine "wahre" Schönheit ;).
 
Renaissance-Kreuzgang von S. Pietro in Montorio


Ein kleiner Blick auf die Baugeschichte von Kloster und Kirche von S. Pietro in Montorio auf dem Gianicolo sei mir an dieser Stelle gestattet. Beide wurden an jener Stelle errichtet, die man im Mittelalter für den Ort der Kreuzigung des Petrus hielt.

Erste Hälfte des 9. Jahrhunderts
Erste schriftliche Zeugnisse von S. Pietro in Montorio im Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis. Zusammengestellt wurde dieses Werk nach dem Modell des römischen Liber pontificalis von Agnellus von Ravenna. Er erwähnt den Ort unter der Bezeichnung monasterium beati Petri quod vocatur ad Ianuculum.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit war das Kloster eine Gründung des 8. Jahrhunderts und es lebten hier Mönche, die den byzantinischen Ritus pflegten, wie viele andere im damaligen Rom.

10. Jahrhundert
Der Konvent wird benediktinisch. Es gab damals 20 Benediktinerklöster in Rom.

1130
Papst Innozenz II. veranlasst die Zusammenlegung des Konvents mit den Benediktinerklöstern von S. Pancrazio und S. Clemente.

13. Jahrhundert bis Anfang des 15. Jahrhunderts
Im Kloster leben nun nacheinander Cölestiner und Ambrosianer. Im 13. Jh. wird der Ort als "Mons Aureo" bekannt. Anfang des 15. Jahrhunderts leben hier Zisterzienserinnen. Nach dem Tod der kleinen Gemeinschaft sind das Kloster und der Vorgängerbau der heutigen Kirche verwaist.

1472 bis 1500
Papst Sixtus IV. beauftragt seinen Beichtvater, den Franziskaner und Gründer eines spanischen Reformordens, Amedeo da Silva, mit der Neugründung des Klosters. Seither ist S. Pietro in Montorio mit den Franziskanern verbunden.

1480-1482
Baubeginn der neuen Kirche. Amedeo gewinnt Ferdinand und Isabella von Kastilien für das Projekt. Diese finanzieren massgeblich den Bau von Kirche und Kloster, daher die fortbestehende enge Bindung zu Spanien. Die Gelder werden vom spanischen Kardinal Bernardino López di Carvajal verwaltet. Der spanische Papst Alexander VI. Borgia weiht die Kirche im Heiligen Jahr 1500.

1502 bis 1505
Angenommene Bauperiode des Tempietto di Bramante von Donato Bramante

Die Planung eines Martyrion, eines von Kolonnaden umgebenen, runden Hofes, in dessen Mitte Bramante einen Rundtempel als Kapelle vorgesehen hatte, kam nicht zur Ausführung und ist nur in einem Grundriss von Sebastiano Serlio überliefert.
Der Hof, in dem der Tempietto steht, war einst der Kreuzgang des frühen Klosters. Von ihm zeugen eine Reihe romanischer Kapitelle. Die Bogengänge dieses alten Kreuzgangs wurden zu einem nicht mehr bekannten Zeitpunkt zugemauert.

1541
Ignatius von Loyola hält sich im April hier auf.

1553 bis 1557
Bau des Renaissance-Kreuzgangs, um den herum sich die Zellen der Mönche und die Gemeinschaftsräume des Franziskaner-Konvents gruppierten. Er wird auch zweiter oder nördlicher Kreuzgang genannt.

1587 bis 1588
Die beiden Maler Giovanni Battista Lombardelli und Nicolò Circignani, genannt Il Pomarancino, gestalten einen Fresken-Zyklus zum Leben des Franz von Assisi im alten und im neuen Kreuzgang. Auftraggeber war Costanzo Torri, genannt Boccafuoco, damals erster Titularkardinal von S. Pietro in Montorio.

1797
Während der napoleonischen Ära in Rom wird das Altarbild von S. Pietro in Montorio, die Transfiguration Raffaels, von den Franzosen enteignet. Als das Gemälde nach Rom zurückkehrt, kommt es in die Vatikanischen Museen.

1849
Während der französischen Bombardierungen im Kampf gegen die Römische Republik werden die Apsis der Kirche und der Campanile in Mitleidenschaft gezogen. Der Brunnen (Fontana Castigliana) auf dem Vorplatz wird zerstört. (Siehe: Die Brunnen Giacomo della Portas - Seite 12)

1873
Der junge italienische Staat enteignet die Franziskaner. Das Interesse der Spanischen Krone an den Gebäuden führt 1876 dazu, dass sie in deren Besitz übergehen.

1876
Der spanische Architekt Alejandro del Herrero y Herreros plant in einem Teil der Gebäude des Franziskanerkonvents den Sitz der Accademia di Spagna in Rom. Die Nutzung der Gebäude teilen sich die neue Kunstakademie und die weiter hier bestehende Gemeinschaft der Franziskaner. Anfänglich gab es einen gemeinsamen Eingang, denjenigen, der zum Hof mit dem Tempietto führt.

1926
Bau eines Pavillons als neuer Eingang zur Accademia di Spagna. Eine Mauer trennt die Gartenbereiche der Franziskaner und der Akademie. Der Renaissance-Kreuzgang, rund um den sich die Ateliers und andere Räume der Akademie befinden, erhält eine dritte Etage.

2002
Soweit ich weiss, haben die Franziskaner damals den von ihnen bewohnten Teil des Konvents verlassen, sind aber weiter für die Kirche zuständig.

La chiesa di San Pietro in Montorio è un luogo di culto cattolico del centro storico di Roma, situato sul Gianicolo, nel rione di Trastevere. Essa è affidata all'ordine dei Frati Minori e sede dell'omonimo titolo cardinalizio[1], è situata in piazza di S. Pietro in Montorio, 2.
Quelle: Chiesa di San Pietro in Montorio - Wikipedia

Die beiden Teile des Gartens sind inzwischen wiedervereint, aber für Besucher nicht zugänglich.

Mein Rundgang am 16. Dezember 2017:

Durch den Eingang rechts neben der Kirche betrat ich die ehemaligen Konventsgebäude. Der langgestreckte Raum ist eine frühere Galerie des alten Kreuzgangs des Konvents von S. Pietro in Montorio. Hier findet man Fresken und Informationstafeln. Die Fresken gehören zu einem Zyklus, der sich in einer weiteren Galerie des ehemaligen Kreuzgangs und im Hof des Tempietto fortsetzt. Ursprünglich waren neunzehn Lünetten mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi und des von ihm gegründeten Ordens bemalt. Acht gingen (wahrscheinlich im 17. Jh.) verloren. Elf sind also erhalten. Eine ist nicht zugänglich. Sie sind das Werk von Giovanni Battista Lombardelli und entstanden zwischen 1587 und 1588.

Con N. Circignani (il Pomarancio) collaborò nel chiostro di S. Pietro in Montorio realizzando undici lunette con Storie di s. Francesco

Folgende Fresken habe ich fotografiert und später im Hof des Tempietto noch zwei:
Bei der Betrachtung der folgenden Szene fühlte ich mich sofort an eine Geschichte aus dem Leben des Heiligen Franziskus erinnert, die ich seit einem Besuch von Gubbio kannte, nämlich jene über den Wolf von Gubbio. Dargestellt ist der Moment, in dem der Wolf seine Tatze in die Hand von Franziskus legt.

Durch die geöffnete Tür links auf dem Photo gelangt man in den Hof mit dem Tempietto Bramantes. Aber nicht diesem galt an dem Tag meine Aufmerksamkeit.

Die vier folgenden Bilder habe ich am Ende meines Rundgangs im Hof des Tempietto aufgenommen. Die beiden Fresken gehören zum Zyklus der Szenen aus dem Leben des Franziskus von G.B. Lombardelli.

Von dort kommt man in einen etwas tiefer gelegenen Raum mit weiteren Informationstafeln zum gesamten Baukomplex von S. Pietro in Montorio und seiner Geschichte. Sogar eine Sitzgelegenheit gibt es!


Nun betrat ich erwartungsvoll den Renaissance-Kreuzgang (Chiostro dell'Accademia) weshalb ich gekommen war.

Zu seiner Architektur: Mit dem Bau soll bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts begonnen worden sein. Fertiggestellt wurde der sogenannte zweite oder nördliche Kreuzgang 1553 und 1557 zur Zeit von Clemente Dolera. 1553 wurde er zum Generalminister des Franziskanerordens gewählt und 1557 zum Kardinal ernannt. Er betätigte sich in S. Pietro in Montorio als Mäzen. Aus dieser Zeit stammen die beiden unteren Geschosse des Kreuzgangs. Das dritte wurde erst 1926 hinzugefügt. Verglast wurden die beiden oberen 1935. Der Grundriss des Kreuzgangs ist rechteckig. An den Längsseiten tragen 7 Säulen und an den Schmalseiten 5 Säulen insgesamt 24 Arkaden. Die Säulen sind aus Granit und Cipollino. Eine ist besonders schön und weist spiralförmig gedrehte Hohlkehlen auf.


Die verschiedenartigen Säulen sind Spolien, haben aber alle identische Sockel und Kapitelle aus Travertin und stehen auf einem niedrigen Mäuerchen mit zwei Eingängen zum Hof. In dessen Mitte stand früher ein Brunnen, der heute durch ein kleines, äusserst schlichtes Wasserbecken ersetzt ist, welches nicht über die kiesbestreute Fläche des Hofes herausragt. Leider ist der Hof auch kaum begrünt. Das war um 1900 noch anders, wie z.B. dieses Foto beweist.


24 Arkaden umsäumen das Erdgeschoss, 24 Arkaden gibt es auch im ersten Obergeschoss. Statt von Säulen werden sie dort von viereckigen Pilastern getragen.

Über der Tür, durch die ich in den Kreuzgang eintrat, ist eine Marmortafel zur Erinnerung an den spanischen Maler Diego Velázquez angebracht.


Von diesem Punkt aus umrundete ich den Kreuzgang. Doch gehen wir ein paar Schritte weiter und betrachten wir die Fresken in der chronologisch richtigen Reihenfolge.

Die Fresken im Renaissance-Kreuzgang
Die Fresken aus dem 16. Jh. sind, wie bereits erwähnt, das Werk von Nicolò Circignani, genannt Il Pomarancino, und entstanden von 1587 bis 1588. Die Lünetten der Gewölbe des Kreuzgangs sind mit weiteren Szenen aus dem Leben des beliebten Franz von Assisi bemalt. Von den einst 32 sind allerdings nur 26 erhalten. Der Freskenzyklus war sehr bekannt und in der Gegenreformation das Vorbild für zwei Serien von Gravuren. Eine stammt von Francesco Villamena und wurde 1594 veröffentlich. Die andere von Philippe Thommassin kam 1609 und erneut 1649 heraus. So kennt man auch die Themen der sechs verlorengegangenen Fresken.

Ich habe sie alle fotografiert und zeige sie hier in ihrer chronologischen Reihenfolge:


Dieses Bild stellt dar, wie ein einfacher Mann aus Assisi seinen Mantel vor dem kleinen Franziskus ausbreitet, seinem Schritt Ehre erbietet und bestätigt, dass Franziskus von Gott inspiriert und jeglicher Reverenz würdig sei, da er bald großartige Dinge vollbringen werde und deshalb von allen geehrt werden müsse.


Es handelt sich hier um eine Parallele zum hl. Martin. Franziskus steigt jedoch vom Pferd und wendet sich so dem Bedürftigen noch mehr zu.

Bild rechts: Von seinem Vater gezwungen, ihm das Geld für den Wiederaufbau von San Damiano zurückzugeben, verzichtet Franziskus vor dem Bischof von Assisi auf alle weltlichen Güter, indem er seine Kleider auszieht.

In einem Flügel des Kreuzgangs befindet sich dieser hübsche kleine Wandbrunnen. Sein Becken ist wohl Teil einer antiken Säule, während das Wasser, wenn es fliesst, aus einem kleinen Drachenmaul kommt.


Am Ende dieses Flügels führt ein Durchgang in den hinter den ehemaligen Konventsgebäuden gelegenen Garten, der allerdings für Besucher nicht zugänglich ist:


Nun kam ich zu einer Lünette, deren altes Fresko die Zeiten nicht überdauert hat, welche aber eine moderne Bemalung vorzuweisen hat. Sie gefiel mir sehr gut, aber die Bedeutung der Darstellung erschloss sich mir nicht auf Anhieb. Inzwischen glaube ich in den dargestellten Personen die beiden Ordensgründer Franz von Assisi und Dominikus zu erkennen.


Der bärtige Mönch mit der braunen Kutte im Vordergrund ist Franz von Assisi, derjenige in weissem Habit und schwarzem Chormantel (auch Capa) ist Dominikus [Quelle zur Ordenskleidung]. Dominikus hebt (erschrocken?) die Arme und scheint mit seinem Rücken eine schwankende Kirche zu stützen. Eine solche Geschichte erzählen frühe Mirakellegenden sowohl der Franziskaner als auch der Dominikaner. Mal ist es Franz von Assisi, mal Dominikus, auf dessen Schultern die schwankende Papstbasilika San Giovanni in Laterano neuen Halt findet. Die Geschichte taucht zuerst in einer Lebensbeschreibung des Heiligen Dominikus von Konstantin von Orvieto 1244 auf.

Soweit war ich 2017 mit meinen Überlegungen gekommen. Im Februar 2020 erhielt ich die Gewissheit, dass ich richtig lag. Nun erst habe ich erfahren was das alte, verlorene Fresko darstellte. Es handelte sich um folgende Szene: Papst Innozenz III. träumt von einem jungen Mann, der die Kirche S. Giovanni in Laterano stützt, und erkennt in ihm den heiligen Franziskus wieder. Vgl. dazu auch dieses berühmte Giotto-Fresko. Im modernen Fresko hingegen hat Dominikus diese Aufgabe übernommen.

Der Distelfink (oder Stieglitz) gilt als Symbol für die Passion und den Opfertod Jesu Christi. Schön sehen die beiden Vögel auf dem Bild aus, was auch immer ihre Bedeutung in diesem Zusammenhang tatsächlich sein mag.

Nach wie vor weiß ich nicht, wer der Maler dieser Darstellung ist. Da wir uns aber in der Spanischen Akademie befinden und dem Spanier Dominikus ein prominenter Platz reserviert ist, tippe ich auf einen spanischen Maler.

Die Lünette rechts neben der interessanten modernen Darstellung ist leer. Früher befand sich hier ein Fresko mit folgender Szene: Innozenz III. erteilt dem heiligen Franziskus und seinen Mitbrüdern die Erlaubnis, dem Volk zu predigen.


Bild rechts: Während Franziskus im Gebet kniet, zeigt ein Engel Fra' Pacifico den Thron und die himmlischen Sitze, die dem Heiligen und seinen Gefährten vorbehalten sind.
In der Mitte des dritten Flügels des Kreuzgangs befindet sich eine weitere moderne Malerei in einer Lünette:


Der linke Teil der Szene zeigt die Vertreibung der Dämonen aus Arezzo. In Franziskus' Namen vertreibt Fra' Silvestre die Teufel aus Arezzo. Allerdings hat sich der Künstler Jesús Herrera Martinez die künstlerische Freiheit genommen das Geschehen nach Rom zu verlegen. Man erkennt im Hintergrund S. Pietro in Montorio und die Spanische Akademie. Sehr sinnig so gestaltet!

Der rechte Teil stellt eine Allegorie der Künste dar. Das Fresko ist eine Neuinterpreation des verlorenen Originals. Der Künstler wurde durch die Stiche von Villamena und Thomassin dazu inspiriert.

Reinterpretacion a partir de Niccolo Circignani (\"Il Pomarancio\" /1588/) |

Quelle: Jesús Herrera Martínez [2015] Luneto XII
Auch rechts von dieser modernen Darstellung befindet sich eine unbemalte Lünette. Platz also für weitere moderne Kunst!

Das folgende Fresko wurde 1928 von Timoteo Pérez Rubio (1896 bis 1977) ohne Bezug auf das ursprüngliche Thema gemalt. Wir sehen hier wahrscheinlich den hl. Franziskus auf dem Alverna (auch La Verna) dargestellt (der Steg über die Schlucht und die Felsenhöhle deuten darauf hin) zu einem Zeitpunkt, als er bereits seine schwere Augenerkrankung hatte. Die verlorene Darstellung zeigte Franziskus, der einen Aussätzigen wäscht und heilt.

Dann folgen wieder zwei alte Darstellungen vom Leben und Wirken des hl. Franziskus und zwar:

Bei diesem modernen Fresko handelt es sich um eine Darstellung der Legende von der Vogelpredigt. Das Fresko stammt von Eugenio Lafuente Castell (1890 - 1947).


„Als er sich Bevagna näherte, kam er zu einem Ort, an dem eine große Menge von Vöglein verschiedener Art zusammengekommen war: als der Heilige Gottes dieselben sah, lief er eilig dahin und begrüßte sie, als wären sie der Vernunft teilhaftig. Sie aber alle erwarteten ihn und wandten sich zu ihm, so daß die, welche auf den Gesträuchen waren, die Köpfchen senkten, als er sich ihnen näherte, und in ungewohnter Weise sich nach ihm hinrichteten, bis er zu ihnen heranschritt und sie alle eifrig ermahnte, das Wort Gottes zu hören, indem er sprach: »Meine Brüder Vöglein, gar sehr müßt ihr euren Schöpfer loben, der euch mit Federn bekleidet und die Flügel zum Fliegen gegeben hat; die klare Luft wies er euch zu und regiert euch, ohne daß ihr euch zu sorgen braucht«.


Bild rechts: Franziskus heilt den Kanoniker Gedeone von Rieti von seiner Arthritis, prophezeit ihm aber noch schlimmere Krankheiten für den Fall, dass er fortfahren werde, zu sündigen.

Bild rechts: Franziskus überwindet die Versuchung der Lust, indem er seinen nackten Körper an den Brombeersträuchern reibt; als sie zu Boden fallen, verwandeln sich Blutstropfen in Rosen.
Fotos links und Mitte: Das teilweise zerstörte Fresko zeigte ursprünglich folgende Szene: Auf göttlichen Befehl hin begleiteten zwei Engel Franziskus bei der Übergabe der durch sein Blut erblühten Rosen an Papst Honorius III. Diesen bittet Franziskus, den Ablass gewähren zu dürfen.

Foto rechts: Die Vergebung von Assisi - Jesus Christus und die Jungfrau Maria teilen Franziskus mit, dass der Tag der Vergebung der 1. August sein wird, das Fest der Befreiung des heiligen Petrus.

Nun war ich wieder dort angelangt, wo ich den Kreuzgang betreten hatte.


Uns bleiben auf diesem virtuellen Rundgang noch jene Fresken zu betrachten, die chronologisch am Ende der Szenen aus dem Leben von Franziskus in diesem Kreuzgang stehen:
Linke Szene: Papst Honorius III. nimmt von Franziskus die Rosen entgegen, die aus dessen Blut erblüht sind, und verspricht ihm, an die Bischöfe in der Region Assisi zu schreiben.

Mittlere Szene: Die Bischöfe von Assisi, Perugia, Todi, Spoleto, Foligno, Nocera und Gubbio ermächtigten Franziskus, den Ablass 10 Jahre lang zu erteilen.

Rechte Szene: Einer der Bischöfe steigt auf die Kanzel mit der Absicht, Franziskus zu widersprechen - bestätigt jedoch dann, aufgrund göttlicher Eingebung, dessen Bevollmächtigung, den vollkommenen Ablass zu erteilen. Vgl.: 800 Jahre Portiunkula Ablass - Franziskaner. Dort wird allerdings vom 2. und nicht vom 1. August gesprochen. S.o.
Bild links: Die sieben Bischöfe genehmigen den vollkommenen und immerwährenden Ablass, nachdem sie sich des Wunders bewusst geworden sind, das geschehen ist.

Bild rechts: Franziskus predigt mit Wort und Beispiel.

Freunden schöner Kreuzgänge kann ich einen Besuch dieses Kreuzgangs nur empfehlen. Für mich waren neben der Architektur die vereinzelten modernen Fresken besonders interessant. Sehr angetan von dem Gesehenen verliess ich den Kreuzgang und stand bald auf dem Vorplatz der Accademia di Spagna. Von dort bietet sich ein herrlicher Blick über die Rom. Ich folgte der Rampe nach unten und auf der anderen Strassenseite fand ich die Treppen nach Trastevere.

 
Heute bin ich durch Zufall darauf gestossen, dass ich die Beschreibung des Kreuzgangs von S. Pietro in Montorio hier noch nicht gepostet habe. Das habe ich nun nachgeholt. Es handelt sich um die aktualisierte Fassung eines zuerst in meinem Reisebericht "Ammirando la bellezza" geposteten Beitrags.
 
Kreuzgang von St. Paul vor den Mauerm
"Chiostro del Vassalletto"
Ca. 1205 bis 1241

Kaiser Konstantin liess über dem vermuteten Grab des Apostels Paulus eine Gedächtniskirche errichten, die der Tradition zufolge 324 von Papst Silvester I. geweiht wurde.

In den Jahren 386 bis 410 wurde das kleine Heiligtum auf Wunsch der Kaiser Valentinian II., Theodosius und Arcadius durch ein mächtiges Kirchenschiff, grösser als Alt-Sankt-Peter, ersetzt.

Seit der Zeit Papst Gregors des Großen († 604) besteht in St. Paul eine Benediktinerabtei.

Als 937 Odo von Cluny Rom besuchte, übergab der Patrizier Alberich II. das Kloster und die Verantwortung über die Basilika dem cluniazensischen Klosterverbund der Benediktiner.

Ihren heutigen Kreuzgang erhielt die an die Südseite der Kirche angrenzende Abtei von ca. 1205 bis 1241. Mit seinen wunderschönen Marmorintarsien ist er einer der kunstvollsten des Mittelalters, ein Glanzlicht der Anlage von San Paolo fuori le mura, den das verheerende Feuer 1823 glücklicherweise verschonte.

Der Kreuzgang entstand etwa zeitgleich mit demjenigen von San Giovanni in Laterano. Man unterscheidet zwei Bauphasen.

* Manche Gelehrte sind der Meinung, dass der am reichsten ausgestattete Nordflügel, jener, der an die Kirche grenzt, als erster errichtet wurde, und zwar von Pietro Vassalletto und weiteren Mitgliedern seiner Familie. Dies zur Zeit des amalfitanischen Kardinals Pietro di Capua († 1214), kurz bevor der Bau des Kreuzgangs von S. Giovanni in Laterano durch die Vassalletto begann. Im Nordflügel sind die Säulen kunstvoller verziert, und auf dem Sockel zwischen den Säulen befinden sich leider sehr beschädigte kleine Tierdarstellungen.

Die Errichtung der drei anderen Flügel des Kreuzgangs soll später durch andere Künstler unter Abt Giovanni Caetani di Ardea († zwischen 1226 und 1235) stattgefunden haben.

* Anderen Gelehrten zufolge wurden die schlichter gestalteten Flügel des Kreuzgangs zuerst gebaut. Den vierten Flügel schreiben sie den Vassalletto zu, welche anschliessend an die Fertigstellung des Kreuzgangs 1240 alle Flügel mit einem einheitlichen Mosaikfries geschmückt haben sollen.
Wie auch immer: Die Vielfalt, der Formenreichtum, allein die Doppelsäulen mal glatt, geflochten, spiralförmig, achteckig, mit und ohne Mosaikintarsien, zeugen von faszinierender Meisterschaft.


Leider konnte ich nichts zu Länge und Breite des Kreuzgangs finden.

Nord- und Südflügel haben vier Joche mit je vier Arkaden. In der Mitte befinden sich leicht vorspringende Portale, welche in den Kreuzgarten führen. Ost- und Westflügel hingegen haben fünf Joche, wobei das mittlere aus fünf statt vier Arkaden besteht. Die mittlere dieser Arkaden ist der Eingang in den Kreuzgarten.


Zwischen den Arkadenbögen sind sowohl auf der Innen- als auch auf der Aussenseite Marmorreliefs mit phantastischen Tieren, Pflanzenmotiven und weitere Szenen verschiedener Art zu sehen. Zu den interessantesten Darstellungen der Aussenseite gehören ein Wolf mit einem aufgeschlagenen Buch auf einem Rednerpult, der einer Ziege vorliest (stark verwittert, der Wolf ist kaum zu erkennen). Es handelt sich dabei um eine Anspielung auf den Mönch, der den Teufel lehrt. An der Nordseite lohnt es sich, nach einer Darstellung von Adam und Eva zu suchen, die einen Baum flankieren, an dem sich die Schlange emporwindet.


An der Innenseite findet man u.a. einen Raubvogel, der eine Schlange in seinen Krallen hält, ein Frauengesicht oder eine Sonne mit Frauengesicht in einem Blätterkranz, aus dem an jeder Seite Pflanzen wachsen, eine Eule, die auf einer Blüte sitzt und von zwei anderen Vögeln flankiert/bedroht wird, usw.




Diesen Darstellungen werde ich bei einem erneuten Besuch noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

Die Aussenseite von drei Flügeln des Kreuzgangs ziert eine mehrfach restaurierte sehr dekorative Mosaikinschrift aus schwarzblauen Steinchen auf goldenem Grund.

An der Ostseite des Kreuzgangs lesen wir: Agmina sacra regit locus hic quem splendor honorat. Hic studet atque legit monachorum cetus et orat. Claustrales claudens claustrum de claudo vocatur. Cum Christo gaudens fratrum pia turma seratur.

An der Südseite: Hoc opus exterius pre cunctis pollet in urbe. Hic nitet interius monachalis regula turbe. Claustri per girum decus auro stat decoratum materiam mirum precellit materiatum.

An der Westseite: Hoc opus arte sua quem Roma cardo beavit natus de Capua Petrus olim Primitiavit. Ardea quem genuit quibus abbas vixit in annis cetera disposuit bene provida dextra Iohannis.

Teil 1 beschreibt die Bedeutung des Kreuzgangs im Leben der Mönche. Hier studieren, lesen und beten sie, sozusagen mit Christus eingeschlossen.

Teil 2 beschreibt die Schönheit des Ortes, die allen in der Urbs dient.

Teil 3 nennt die bereits weiter oben erwähnten geistlichen Erbauer des Kreuzgangs Petrus aus Capua und Johannes aus Ardea.

Wundervoll finde ich den über der Inschrift angebrachten Fries aus farbigem Mosaik, Serpentin- und Porphyrplatten. An einer Stelle wird es von folgender Darstellung des Lammes Gottes unterbrochen:


Interessant ist auch der noch höher befindliche Marmor-Fries mit Akanthusblättern, Tierköpfen, die als Wasserspeier dienen. Im Nordflügel bilden drei Männerköpfe und im Westflügel ein Phantasiegeschöpf mit gesprengten Ketten in den Händen (möglicherweise ein Engel) eine Ausnahme.

Wenden wir uns nun der Mitte des Kreuzgangs zu: Die Rundbogenarkaden öffnen sich zum Kreuzgarten mit seinem schlichten flachen Springbrunnen und vier Beeten.


Der Brunnen ist jüngeren Datums. Alte Fotos zeigen, dass es früher in der Süd-West-Ecke einen höheren achteckigen Marmorbrunnen mit rundem Brunnenrand gab. Siehe z.B. hier.

Bei meinem ersten Besuch 2010 blühten hier auch Ende Oktober noch einige Rosen. 2019 hingegen fand ich leider keine Rosenstöcke mehr. Sie scheinen durch immergrüne Bodendecker ersetzt worden zu sein.




Bevor wir den Kreuzgang verlassen, werfen wir noch einen Blick auf die zahlreichen Relikte, die in den vier Korridoren des Kreuzgangs ausgestellt sind. Sie stammen zum Teil aus der alten Basilika und zum Teil von dem nahen Gräberfeld links und rechts der Via Ostiense. Darunter befinden sich heidnische und christliche Grabinschriften, Sarkophage, Reliefs, Büsten – eine interessante Sammlung historischer Zeugnisse.


Zu den Kunstwerken im Kreuzgang gehört eine Sitzstatue von Papst Bonifatius IX. (Pietro Tomacelli, 1389 bis 1404). Sie soll ein Werk des Bildhauers Paolo Romano († um 1470) sein.


Unter dem Dachstuhl des Nordflügels ist auch eine kleine Tafel aus der Mitte des 13. Jahrhunderts mit der Inschrift Magister Petrus Fecit Hoc Opus (Meister Petrus schuf dieses Werk) eingemauert. Aus welchem Zusammenhang sie stammt, welcher Petrus und welches Werk gemeint sind, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Aber wer weiss, vielleicht weist sie tatsächlich auf Pietro Vassalletto als Urheber des Kreuzgangs hin. Bei meinem nächsten Besuch werde ich auf jeden Fall nach dieser Tafel suchen. Hier ein Foto.

 
Bemerkung in eigener Sache: Bei einigen Beiträgen hier im Kreuzgangsthread ist die Ausrichtung von Fotos noch zu korrigieren. Das nehme ich in den nächsten Tagen in Angriff.

Bis dahin wünsche ich den Interessierten ein paar angenehme Leseminuten mit dem neuen Beitrag zum Kreuzgang von St. Paul vor den Mauern.
 
S. Paolo fuori le mura samt seinem Kreuzgang zählt ohnehin zu meinen römischen Lieblingsorten. Darum habe ich diesen sehr gut gelungenen Beitrag natürlich mit ganz besonderem Interesse gelesen.

Die Vielfalt, der Formenreichtum, allein die Doppelsäulen mal glatt, geflochten, spiralförmig, achteckig, mit und ohne Mosaikintarsien, zeugen von faszinierender Meisterschaft.
Das sehe ich ganz genauso. Und nicht zuletzt, als ich nach der Lektüre (d.h. unter Betrachtung der jeweiligen Photos im Normalformat) sämtliche Bilder hintereinander nochmals angeschaut habe mittels der Zoomfunktion.
 
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