Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen

In dem Viertel waren wir schon mehrmals, aber die Kirche ist uns noch nie aufgefallen. Dass sich hinter solchen Mauern so viel Schönheit verstecken kann, habe ich ja nun schon öfter hier gesehen...
 
Ich erinnere mich! Und in der Nähe ist eine ehemalige Tabakfabrik, oder?
Das mit den Fotos muss ich bald mal lernen...:uhoh:
 
Ich erinnere mich!
8) :thumbup:

Und in der Nähe ist eine ehemalige Tabakfabrik, oder?

Ja, nicht besonders weit entfernt an der Piazza Mastai:


Diese Karte OpenStreetMap zeigt Dir die ehmalige Tabakmanufaktur (unten links), die Via Anicia und den Chiostro dei Genovesi. Er liegt gleich hinter der Apsis von Santa Cecilia. So kann man es sich vielleicht am einfachsten merken.

Das mit den Fotos muss ich bald mal lernen...:uhoh:

Wenn wir helfen können, melde Dich! Es ist eigentlich ganz einfach! :nod:
 
Kreuzgang von Santa Maria in Campo Marzio
Dieser Beitrag wird zwar durch eigene Photos illustriert, aber den "Hauptdarsteller" kann ich nur mit Hilfe von Bildern aus dem Netz vorstellen.

Der Kreuzgang des ehemaligen Frauenklosters von Santa Maria in Campo Marzio gehört zu den verstecktesten und am besten gesichertsten Ecken Roms. Zur Lage siehe: OpenStreetMap

Der Kreuzgang und die Kirche San Gregorio Nazianzeno gehören heute zum Gebäudekomplex des italienischen Parlaments und nur wenn das Abgeordnetenhaus Ausstellungen etc. in den Räumlichkeiten rings um den Kreuzgang organisiert, hat man den Hauch einer Chance den Kreuzgang und den Garten mit Brunnen und Springbrunnen in seiner Mitte zu sehen. Dieses Glück war mir leider noch nicht beschieden.

Der Kreuzgang liegt neben der Chiesa di San Gregorio Nazianzeno, heute Kapelle der Abgeordneten des italienischen Parlaments.

Durch einen Hof von diesem praktisch unzugänglichen Bereich getrennt, liegt die zweite Kirche des ehemaligen Klosters, die Chiesa di Santa Maria della Concezione in Campo Marzio. Von aussen ist sie mir, wie die gesamte Umgebung, seit der Kindheit vertraut und ich weiss noch, dass man früher durch eine verglaste Tür im Hof in eine Ecke des Kreuzgangs hineinspähen konnte. In den letzen Jahren (mindestens seit 2010) ist nicht einmal mehr das möglich, Sperrholzwände schirmen ihn von allen Blicken ab.

Santa Maria in Campo Marzio

Der Gebäudekomplex mit seiner blassblauen Farbe wirkte bei flüchtiger Betrachtung auf mich immer eher wie ein Palazzo und die Anwesenheit von Sicherheitsbeamten lud irgendwie nicht dazu ein, das Eingangstor mit dem Hof, an dem sich dann rechts der Eingang zur Kirche befindet, zu durchschreiten, was aber problemlos möglich ist.


In der katholisch-orientalischen Kirche finden Gottesdienste nach antiochenischem Ritus statt:

Durch das Tor betritt man, wie gesagt, zunächst einen Hof:


Dem Kirchenportal im Hof (links) gegenüber liegt ein zweiter Portikus (rechts):

Hinter der verglasten Tür bietet sich wenigstens der Blick auf den romanischen Kirchturm von

San Gregorio Nazianzeno


Sommer 2012
Der Baum auf dem Photo steht im Garten des Kreuzgangs.
Santa Maria in Campo Marzio habe ich bisher zweimal von innen gesehen. Das erste Mal während eines Konzertbesuchs kurz nach Weihnachten 2009. Siehe: Due giorni a Roma - meglio di niente - Seite 4

2012 bot sich mir die Gelegenheit die Kirche noch einmal zu besuchen. Ich freute mich nun sehr sie auch bei Tageslicht zu sehen. S. Maria in Campo Marzio hat den Grundriss eines griechischen Kreuzes.




Fresko von Placido Costanzi, um 1730



Mitte: Blick in die querovale Kuppel
Rechts vom Hauptaltar eine Kapelle mit einem Gemälde aus dem 17. Jh., den Hl. Gregor von Nazianz darstellend:


Andere Seitenkapellen sind u.a. dem Hl. Benedikt und Johannes dem Täufer geweiht:


1777 wurde bei Ausgrabungen im Garten des ehemaligen Klosters Santa Maria della Concezione eine antike Säule gefunden, die seit 1854 an der Piazza Mignanelli (anschliessend an die Piazza di Spagna) die Statue der Immacolata Concezione trägt.


Bild von 2009
Die Webseite des Abgeordnetenhauses gibt als Adresse des Kreuzgangs den Vicolo della Valdina an. Hier ein paar Bilder, die ich dort gemacht habe:


Noch ein paar Worte zur Geschichte des ehemaligen Frauenklosters: Es geht auf griechische Basilianerinnen zurück, die vor den Bilderstürmern unter den oströmischen Kaisern Leo VII. und Konstantin V. im 8. Jh. aus Konstantinopel nach Rom flüchteten. Sie brachten die Gebeine des Hl. Gregor von Nazianz mit sowie eine der Legende nach vom Evangelisten Lukas gemalte Madonnenikone.


Die Übersetzung von monache sollte nuns und nicht monks lauten

Sie gründeten auf dem Marsfeld ein Kloster, zu dem bereits ein Kreuzgang gehörte.

Nachdem das Kloster und S. Gregorio Nazianzeno bereits Jahrhunderte bestanden hatten, wurde die Kirche Santa Maria in Campo Marzio 1563 von Giacomo della Porta errichtet und 1564 geweiht. Um 1680 wurde sie von Giovanni Antonio de Rossi wiedererbaut.

Zu den Baumeistern des heutigen Kreuzgangs heisst es hier:

Il Chiostro grande, con snelli pilastri ottagonali in cotto, è stato realizzato con una grande abilità tecnica, nettamente differente dagli altri edifici del convento, e le essenziali linee classiche del ‘500 sono in un certo modo ravvivate dall'agilità gotica propria dell'architettura settentrionale. Questo fatto testimonia la presenza a Roma di architetti e capomastri lombardi. Tra questi ricordiamo Stefano Pontiani, architetto di Viggiù e Stefano di Antonio da Milano al servizio della Corte di Papa Paolo II per la costruzione di Palazzo Venezia.
Im Kreuzgang befindet sich ein Giacomo della Porta zugeschriebenen Brunnen:

Ältere Schwarzweiss-Aufnahmen findet man hier. Der Autor der Website insula campo marzio weiss zu berichten, wann und wie Giacomo della Porta zum Auftrag für diesen Brunnen kam.

Am 11. Juni 1580 wurden die Gebeine von San Gregorio Nazianzeno, entsprechend dem Willen von Papst Gregor XIII., in die von Giacomo della Porta vollendete Gregorianische Kapelle im Petersdom gebracht.
Als bescheidener Trost wurde den Nonnen an der Piazza Campo Marzio eine kleinere Reliquie des Heiligen überlassen. Darüber hinaus erhielten die Nonnen das Recht das Wasser der Acqua Vergine zu nutzen und sollen Giacomo della Porta den Auftrag zum Entwurf eines Brunnens für ihre Zwecke im Kreuzgang des Klosters gegeben haben.

Alle folgenden Bilder von der Seite Camera.it - XVI Legislatura - Conoscere la Camera - Le sedi della Camera - Vicolo Valdina

Ich hoffe wirklich sehr, diesen Kreuzgang irgendwann mit eigenen Augen sehen zu können.

 
Liebe Simone,

welch ein Vergnügen, mit Dir durch die römischen Kreuzgänge zu wandeln. Das war jetzt genau die richtige Abwechslung in der Mittagspause.

Wie schön, dass es nun anscheinend möglich ist, im Chiostro dei Genovesi zu fotografieren. Das ist eine so schöne Erinnerung an unsere gemeinsame Erkundung von 2010, als ich dieses wunderbare Fleckchen in Rom zusammen mit Euch beiden entdecken konnte.

Auch das Wiedersehen mit dem Chiostro di Bramante bereitete mir großes Vergnügen. Gerne erinnere ich mich an den Besuch der Kleopatra-Ausstellung und den Kreuzgang in der nahenden Dämmerung.

Neu für mich war Santa Maria in Campo Marzio. Aber das ist ja angesichts der Zugangsbeschränkung kein Wunder.

Noch einen schönen Sonntag wünscht
Claude
 
Liebe Simone,

welch ein Vergnügen, mit Dir durch die römischen Kreuzgänge zu wandeln. Das war jetzt genau die richtige Abwechslung in der Mittagspause.

Liebe Claude,

schön, dass die Kreuzgänge Dir ein paar angenehme Lesemomente beschert haben. Schöne Erinnerungen habe ich auch beim Schreiben aufgefrischt. Zu den Bildern aus dem Chiostro dei Genovesi schreibt Angela:

Beim ersten Versuch wurde uns nicht geöffnet, 15 Minuten und einen Cappuccino später kam nach dreimaligem Klingeln ein Herr und ließ uns hinein. Es waren schon ein paar Leute dort und so gingen auch wir ruhig und voller Bewunderung durch diesen wundervollen Kreuzgang. Ich sah kein Schild, dass das Fotografieren verbot und ich konnte es deshalb nicht lassen, einige Eindrücke von den schönen Blüten und Pflanzen mitzubringen.

Hoffen wir, dass uns diese Möglichkeit auch einmal beschieden sein wird.

Inzwischen habe ich mich ziemlich intensiv mit den römischen Kreuzgängen beschäftigt. Es gibt noch einige, von deren Existenz ich davor nichts wusste, aber die meisten sind Aussenstehenden nicht zugänglich, teils weil sie zum Klausurbereich eines Konvents gehören, teils weil Behörden und private Organisationen (in deren Besitz sie übergegangen sind) nicht an Publikumsverkehr interessiert sind.
 
Inzwischen habe ich mich ziemlich intensiv mit den römischen Kreuzgängen beschäftigt. Es gibt noch einige, von deren Existenz ich davor nichts wusste, aber die meisten sind Aussenstehenden nicht zugänglich, teils weil sie zum Klausurbereich eines Konvents gehören, [...].

Im Oktober 2014 habe ich Santa Cecilia in Trastevere besucht und die Cavallini-Fresken im dortigen Nonnenchor. Während meines Besuches wurde der Aufzug gewartet und eine Nonne führte uns durch den Klausurbereich zurück. Für einige Sekunden durfte ich auch einen Blick in den Garten des Kreuzganges werfen. Dies war ein unerwartet großes Geschenk für mich!

Für diesen intimen Einblick bin ich sehr dankbar.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Padre,
etwas verspätet reagiere ich auf Deinen Beitrag zum Kreuzgang von Santa Cecilia in Trastevere. Ich habe mittlerweile zusammengetragen, was ich mit meinen Mitteln in Erfahrung bringen konnte und werde gleich einen kleinen Bericht über diesen Kreuzgang zusammenstellen. Dass der kurze Blick auf diesen versteckten Winkel etwas ganz Besonderes für Dich war, kann ich gut nachvollziehen. :nod:
 
Kreuzgang von Santa Cecilia in Trastevere



Fassade, Innenhof und Campanile der Kirche Santa Cecilia in Trastevere
Das Kloster liegt links davon
Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Kloster von Santa Maria in Campo Marzio und dem Kloster von Santa Cecilia in Trastevere, von dem ich bis vor kurzem nichts wusste. Wie in diesem Beitrag geschrieben, waren aller Wahrscheinlichkeit nach Basilianerinnen die ersten Bewohnerinnen des Konvents Santa Maria in Campo Marzio. Erst ab 1275 sprechen die Quellen von Benediktinnerinnen am Campo Marzio. Diese lebten dort bis zu den schrecklichen Geschehnissen des Sacco di Roma am 6. Mai 1527.

Wie u.a. auf der Webseite des Benediktinnerinnen-Klosters Santa Cecila in Trastevere nachzulesen ist, kamen am 11. November 1527 Nonnen unter der Führung von Maura Magalotta, welche anschliessend Äbtissin des Klosters wurde, nach Santa Cecilia.

Il Monastero fu rifondato, con bolla del Papa Clemente VII, il 25 giugno 1527, e affidato ad un gruppo di monache benedettine, trasferitesi in “S. Cecilia” l'11 novembre 1527, guidate da D. Maura Magalotta, che ne divenne la prima Abbadessa. Le monache provenivano da Campo Marzio in Roma, dove aveva sede un Monastero, oggi estinto. La comunità di Campo Marzio era originaria della Cappadocia basiliana, e aveva portato a Roma le reliquie di S. Gregorio Nazianzeno, insieme ad una delle più antiche icone della Madonna “Avvocata nostra” attualmente custodita dai rappresentanti in Roma del Patriarcato Siro-Antiocheno, presso Campo Marzio. La conseguente devozione a Maria con il titolo di “Avvocata nostra” è molto sentita dalle monache di S. Cecilia.
Quelle: Monastero monache benedettine S. Cecilia Roma

Vergleiche: S. Cecilia in Trastevere | Monastic Matrix

Foundation attributed to S. Scolastica; on site of male community founded by Pope Paschal I some time before 824; refounded in 1344 as Humiliati community of males and females, continuing until 1419; Congregation of S. Brigid from 1425-38; then Humiliati again until 1527, when pope Clement VII and Maura Magalotti refounded it as a Benedictine convent with nuns from S. Maria in Campo Marzio.

Das Monogramm des erwähnten Papstes Paschalis I. (817 bis 824) sieht, wer genau hinsieht, auch über dem Apsismosaik im Innern der Kirche:


Er selbst ist von Christus aus gesehen rechts neben Paulus und Cäcilia dargestellt, gut zu erkennen am viereckigen Heiligenschein. Dieser besagt, das Mosaik wurde noch zu seinen Lebzeiten geschaffen.

During his reign, he gave shelter to exiled monks from the Byzantine Empire who were persecuted for their opposition to iconoclasm, and invited mosaic artists to decorate churches in Rome.[2] Paschal is credited with finding the body of Saint Cecilia in the Catacomb of Callixtus and building the basilica of Santa Cecilia in Trastevere, and the church of Santa Maria in Domnica. He also extensively renovated the basilica of Santa Prassede.
Quelle: Pope Paschal I - Wikipedia, the free encyclopedia


Doch nun zu den wenigen Informationen, die ich über den Kreuzgang selbst finden konnte. Besichtigen kann man ihn nicht da er zum Klausurbereich der Benediktinerinnen gehört.

Er ist einer der ältesten, wenn nicht der älteste, erhaltene in Rom. Er stammt aus der Zeit von Papst Paschalis II. (1099 bis [noparse]1118[/noparse]). Dieser liess das Kloster 1100 neu errichten und damals entstanden auch die ältesten erhaltenen Teile des Kreuzgangs. Eine Inschrift trägt die Jahreszahl AD. MC (Anno domini 1100) gefolgt von einem Kreuz und den Buchstaben SC (Santa Cecilia), in etwa wie auf diesem Photo:


Nel 1100 Pasquale II ricostruì il monastero, e a quell'epoca risale la parte più antica del chiostro.
Quelle: Medioevo.Roma - Chiese entro le mura - Rione Trastevere

Der Kreuzgang ist sehr klein im Vergleich z.B. mit dem nahegelegenen Chiostro dei Genovesi. Das erkennt man gut auf Luftaufnahmen bei google maps: Google Maps

Er liegt neben dem linken Seitenschiff der Kirche und ist durch eine Tür mit diesem verbunden.


Im ganzen weltweiten Netz habe ich nur ein aktuelles Photo des romanischen Kreuzgangs gefunden:

Der achteckige Brunnen in der Mitte des Gärtchens trägt die Jahreszahl MDXXXXVII, also 1547. Die Arkaden mit den ionischen Säulenkapitellen links gehören zu einem jüngeren Gebäudetrakt, der den Kreuzgang in zwei teilt. Die Arkaden des Kreuzgangs sind heutzutage verglast.
Hier noch zwei historische Aufnahmen:

Edit: Zu Beginn des Jahres 2019 habe ich gelesen, dass sich in diesem Kreuzgang von Francesco Vanni (1563 bis 1610) und Giovanni Baglione (1571 bis 1643) ausgemalte Lünetten befinden sollen.

Wikipedia-Artikel über Vanni schrieb:
Rom, Santa Cecilia in Trastevere, Kreuzgang: Morte di santa Cecilia (ca. 1605 entstanden)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Baustelle ist aufgehoben, der Beitrag über S. Cecilia in Trastevere und seinen Kreuzgang fertiggestellt.
 
Liebe Simone,

da hast Du wieder etwas entdeckt, von dessen Existenz ich nichts wusste. :thumbup:
Vielen Dank für diese Recherche, man sieht, in Rom gibt es immer etwas Neues zu finden! ;)
 
Liebe Simone,

da hast Du wieder etwas entdeckt, von dessen Existenz ich nichts wusste. :thumbup:

Meine Kenntnis ist auch erst jüngeren Datums und es war ein netter Zufall, dass Padre Santa Cecilia gerade im Anschluss an meinen Beitrag über S. Maria in Campo Marzio erwähnte. Da bot es sich wirklich an, ein wenig zu forschen.

(...) man sieht, in Rom gibt es immer etwas Neues zu finden! ;)

Wie schon so oft gesagt: Ein Leben wird nicht reichen. ;)
 
Chiostro della Minerva oder Chiostro Guidetti
Im Dezember 2014 habe ich diesen Kreuzgang an der Piazza S. Maria sopra Minerva, 42 entdeckt. Bei einem Spaziergang am 20.12. war mir aufgefallen, dass in den Gebäuden des Dominikanerkonvents neben der Kirche eine Ausstellung mit dem Titel Il natale nelle immagini devozionali e nei presepi stattfand. Ich notierte die Öffnungszeiten und nahm mir vor wiederzukommen.


Am Sonntag Vormittag, dem 21.12. und vierten Advent, stand das sonst verschlossene Tor offen. Was uns dahinter ausser der Ausstellung, die im ehemaligen Refektorium der Dominikaner stattfand, erwartete, konnten wir nicht ahnen. Nach einigen Schritten standen wir in einem Kreuzgang, dessen Wände und Decken über und über mit Fresken bemalt sind!

Zwar konnte man nur zwei Seiten des Kreuzgangs (und das auch nur auf wenigen Metern) betreten aber schliesslich befindet man sich in einem Kloster, in dem Mönche leben und nicht zu sehr gestört werden wollen. An den Kreuzgang stossen neben dem Dominikanerkonvent auch die Bibliothek des italienischen Senats (Biblioteca Giovanni Spadolini), die Biblioteca Casanantese, die Kirche Santa Maria sopra Minerva und die Bibliothek des Parlaments (Camera dei deputati).

Wir konnten uns kaum sattsehen an der Schönheit der Fresken, welche die Wände schmücken und den abwechslungsreichen Motiven der Deckengewölbe. Viele biblische Szenen an den Wänden waren leicht zu erkennen.

Wir befanden uns im Chiostro della Minerva, auch Chiostro Guidetti genannt. Guidetto Guidetti hiess der Architekt, der den Kreuzgang in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet hat. An dieser Stelle befand sich bereits zuvor ein gotischer Kreuzgang, den der Architekt im Auftrag des Generals der Dominikaner Vincenzo Giustiniani abriss, um an seiner Stelle zwischen 1558 und 1570 einen neuen kleineren zu errichten.

Die Fresken an den Wänden sind älter als jene an den Decken und das Werk von fünf Malern des Manierismus und des Frühbarock, Giovanni Antonio Lelli, Giuseppe Puglia del Bastaro, Gianluigi Valesio, Giovanni Battista Ruggieri und Francesco Nappi. Dargestellt sind einerseits biblische Szenen in Zusammenhang mit dem Rosenkranzgebet, andererseits Szenen aus dem Leben des Dominikaners Thomas von Aquin.

Das allererste Bild, wenn man den Kreuzgang betritt und über dem sich diese Decke wölbt,

zeigt den Ordensgründer, den Heiligen Dominikus. Leider habe ich davon nur dieses eine, nicht besonders gelungene, Photo. Dargestellt ist der Heilige im Schlaf. Aus seiner Brust winden sich zwei "Äste" empor, entlang derer sich 15 Medaillons aneinanderreihen, die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes illustrieren.

In der Mitte des Kreuzgangs befindet sich ein kleiner Springbrunnen und vor allem wachsen dort die beiden höchsten Palmen Roms. Wie alt mögen sie wohl sein? Leider sind auch sie, wie so viele, krank.

Im vor uns liegenden Teil des Kreuzgangs erkennt man folgende Darstellungen:

Die Verkündigung des Erzengles Gabriel an die Jungfrau Maria



Daneben ein weiterer Engel





Der Besuch Marias bei Elisabeth


Die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem


Jesus wird von Maria und Josef im Tempel dargebracht

Eine weitere Szene handelt vom Leben Jesu und zwar davon, wie er im Tempel wiedergefunden wird. Davon habe ich leider kein Photo. Die letzte Szene auf dieser Seite des Kreuzgang soll eine Darstellung der Schlacht von Lepanto sein. Damals war Pius V. Papst. 1518 war er in den Dominikanerorden eingetreten.

Wikipedia schrieb:
Außenpolitisch tat sich Pius V. als eigentlicher Architekt der Heiligen Liga im Kampf gegen die Türken hervor, die er zusammen mit Spanien und Venedig gründete. Eine Allianz dieser Mächte schien auf Grund ihrer teils diametral entgegenlaufenden Interessen nahezu unmöglich, entsprechend langwierig und zäh gestalteten sich die Verhandlungen unter Führung Pius’ V. In seine Amtszeit fiel der Sieg christlicher Flotten über die Türken bei Lepanto im Jahr 1571.

Den Abschluss dieses Flügels des Kreuzgangs bilden die Gräber zweier Kardinälen und eine Muttergottes-Darstellung:


Hier ein Blick auf den nächsten Flügel des Kreuzgangs und einige antike Reste in seiner Mitte:

Dort findet man wieder 7 Arkaden und folgende Monumente und Darstellungen: zunächst einige Gräber, dann eine Darstellung der Muttergottes mit einer Dominikanerin und einem Heiligen. Unter der dritten Arkade befindet sich der Eingang zum Konvent, unter der vierten eine Darstellung der Muttergottes mit zwei Heiligen, unter der fünften die Todesangst Jesu, unter der sechsten die Geißelung Jesu und unter der letzten die Krönung mit der Dornenkrone.

[FONT=&quot]Nella seconda arcata è una b. Vergine con una santa domenicana e il b. Giovanni Unghero, pittura di nessun conto; la terza contiene la porta che mette al convento; nella quarta è la Madonna con due santi, pittura poco buona; nella quinta, l' Orazione nell'orto; nella sesta, la Flagellazione alla colonna, e nella settima la Coronazione di spine, tutte e tre di mano sconosciuta. [/FONT]
Quelle

Die Todesangst Jesu im Garten Gethsemane

Ein weiterer Blick auf die beiden hohen Palmen nach Verlassen der Ausstellung:


Im dritten Flügel des Kreuzgangs findet man zunächst weitere Fresken mit Darstellungen aus dem Leben Jesu: Jesus trägt das schwere Kreuz, die Kreuzigung Jesu. Es folgt ein Treppenaufgang, eine weitere Darstellung des Heiligen Dominikus, gefolgt von der Auferstehung Christi, der Herabkunft des Heiligen Geistes im Abendmahlssaal und der Himmelfahrt Christi.

Im vierten Flügel des Kreuzgangs befindet sich eine letzte Szene aus dem Leben der Muttergottes, nämlich die Krönung Marias zur Königin des Himmels und der Erde.


Ohne es zu wissen, habe ich auf diesem Photo u.a. eines der wichtigsten Freskos des Kreuzgangs eingefangen und zwar (links unten) unter der zweiten Arkade, die Darstellung einer Umarmung zwischen dem Heiligen Dominikus und dem Heiligen Franziskus. Zum Glück habe ich, nachdem ich davon gelesen habe, im Netz ein gutes Photo gefunden. Es stammt von dieser Webseite. Zur Geschichte der Umarmung zwischen den beiden Ordensgründern siehe hier:

In den "Vitae fratrum", einer Chronik aus den Anfängen des Predigerordens, berichtet Bruder Gerhard von Frachet von der Begegnung des Dominikus mit Franziskus von Assisi. Während eines Aufenthaltes in Rom soll Dominikus in einer Vision ein Gefährte gezeigt worden sein, der zusammen mit ihm ausersehen war, das drohende Strafgericht Gottes von der Welt abzuwenden. Am nächsten Morgen habe Dominikus den heiligen Franziskus, dem er nie zuvor begegnet war, in einer Kirche gesehen und in ihm sofort den Gefährten erkannt, dessen Bild er sich tief eingeprägt hatte. Er eilte auf ihn zu, umarmte ihn und sagte: "Du bist mein Gefährte, du wirst den gleichen Weg mit mir gehen - lasst uns zusammenstehen, kein Feind wird uns überwältigen!".
Die restlichen Darstellungen zeigen Szenen aus dem Leben des heiligen Thomas von Aquin. Vor allem die Decken sind hier wunderschön bemalt.





In diesem Bereich befindet sich auch der Eingang zum ehemaligen Refektorium der Mönche. In diesem grossen Raum war die Ausstellung untergebracht. Siehe dazu diesen Beitrag Römische Weihnachts-Lichter in meinen Reisebericht. Als wir sie uns in aller Ruhe angesehen hatten und einen Obulus entrichtet hatten, trat der Aufseher mit uns hinaus in den Kreuzgang und erzählte, dass die Restaurierung der Fresken noch nicht lange zurückliegt. Er sprach von vier Jahren, wenn ich mich nicht täusche. Auf dieser Seite ein Photo mit der Szene der Geißelung Christi vor der Restaurierung.

Auch berichtete er davon, dass in diesem Gebäudekomplex der Prozess Galileo Galileis stattgefunden hat, denn hier war die Heilige Inquisition untergebracht.

Eine wesentlich friedlichere Geschichte verbindet sich mit der Skulptur welche den Brunnen in der Mitte des Kreuzgangs ziert.

Leider war aus unserem Blickwinkel kaum etwas von ihm zu erkennen. Daher greife ich auch hier auf ein Bild aus dem Netz zurück. Die Bronzestatue des Bildhauers Sandro Chia wurde 2003 angefertigt. Sie stellt einen Engel mit nur einem Flügel dar, der ein goldenes Herz zum Himmel erhebt. Den Absichten des Künstlers zufolge erinnert dies an die Notwendigkeit, dass das Menschengeschlecht einig und solidarisch sei zu dem Zweck, sein Streben auf dieser Welt zu verwirklichen: zum Fliegen und zur Freiheit. Siehe: senato.it - Senato della Repubblica

Nelle intenzioni dell'artista essa ricorda la necessità che il genere umano sia unito e solidale al fine di realizzare la sua secolare aspirazione al volo e alla libertà.

Der Besuch des Chiostro della Minerva ist ein unvergesslicher Moment meiner römischen Spaziergänge und sollte sich wieder eine der seltenen Gelegenheiten bieten, einen Blick hineinzuwerfen, so wird es mir eine sehr grosse Freude sein.

Zu den seltenen mir bekannten Zugangsmöglichkeiten folgt noch ein kleiner gesonderter Beitrag.

Ergänzende Bilder nach einem 2. Besuch
des Kreuzgangs im Dezember 2015







Der Engel mit nur einem Flügel und einem Herzen in der Hand, der letztes Jahr noch den Brunnen in der Mitte des Kreuzgangs geschmückt hatte, stand dieses Jahr abseits. Der Brunnen wurde von dem wuchernden Grün befreit, welches letztes Jahr den Blick auf ihn unmöglich gemacht hatte. Vielleicht sind die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen und er kehrt an seinen angestammten Platz zurück.


Nach diesem zweiten Besuch des Chiostro della Minerva fehlen mir nur noch Bilder einer Ecke des Kreuzgangs. Diese blieb auch an diesem besonderen Tag unerreichbar.



Moderne Skulptur der Heiligen Katharina von Siena.
Ein Werk des Bildhauers Enzo Assenza (1915 bis 1981)
Vgl.: Biblioteca Comunale di Pozzallo, Villa Tedeschi, Enzo Assenza, Opere, Sculture, Bassorilievo




 
Zuletzt bearbeitet:
Die Webseite des italienischen Parlaments weist in ihrer Rubrik Iniziative ed Eventi - Mostre, concerti, convegni, conferenze auf gelegentliche Möglichkeiten zur Besichtigung hin: Camera.it - XVII Legislatura - Comunicazione - Mostre, concerti, convegni, conferenze

Man achte auf den Hinweis zur Besichtigung der Insula sapientiae

Für 2015 habe ich folgende in der Vergangenheit liegende Termine gefunden:
19.9. Camera.it - XVII Legislatura - Comunicazione - Mostre, concerti, convegni, conferenze
4.7. Camera.it - XVII Legislatura - Comunicazione - Mostre, concerti, convegni, conferenze
9.5. Camera.it - XVII Legislatura - Comunicazione - Mostre, concerti, convegni, conferenze

Die Besichtigung umfasst normalerweise folgende Ziele:

Il percorso di visita comprende le sale storiche della Biblioteca della Camera (tra le quali la Sala del Refettorio, le Sale dell'Inquisizione, le Sale Galileo, la Sala E.Colombo e la Sala delle Capriate) ed il quattrocentesco Chiostro della Cisterna; la Biblioteca del Senato; il Chiostro e la Sacrestia del Convento di S. Maria sopra Minerva; il settecentesco salone monumentale della Biblioteca Casanatense.
Hervorhebung von mir.

Ob Ausstellungen, wie jene, die Gaukler und mir einen limitierten Zugang zum Kreuzgang ermöglicht hat, alljährlich stattfinden, kann ich leider nicht sagen. Einen Hinweis auf die Ausstellung “ET VERBUM CARO FACTUM EST - Il Natale nelle immagini devozionali e nei Presepi” 2014/15 habe ich nachträglich hier gefunden: Roma, fino al 6/1/2015

Es lohnt sich also wahrscheinlich in der Rubrik Media - Le nostre news zu stöbern.

Es gibt einen zweiten Kreuzgang im Komplex des Dominikanerkonvents, den Chiostro della Cisterna. Über diesen berichte ich, ohne ihn zu kennen, ganz kurz in einem nächsten Kapitel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Deine Vorstellungen der Kreuzänge von Santa Cecilia in Trastevere (über die gefundenen Bilder habe ich mich sehr gefreut) und von Santa Maria sopra in Minerva, die ich sehr spannend fand.

Es gibt einen zweiten Kreuzgang im Komplex des Dominikanerkonvents, den Chiostro della Cisterna. Über diesen berichte ich, ohne ihn zu kennen, ganz kurz in einem nächsten Kapitel.

Von diesem weiteren Kreuzgang wusste ich bis eben nichts, umso mehr bin ich gespannt, was Du uns dazu zu berichten wirst! :nod:
 
Es freut mich, dass die drei Bilder des Kreuzgangs von Santa Cecilia in Trastevere Dir eine kleine Freude bereitet haben. :nod:

Es gibt einen zweiten Kreuzgang im Komplex des Dominikanerkonvents, den Chiostro della Cisterna. Über diesen berichte ich, ohne ihn zu kennen, ganz kurz in einem nächsten Kapitel.

Von diesem weiteren Kreuzgang wusste ich bis eben nichts, umso mehr bin ich gespannt, was Du uns dazu zu berichten wirst! :nod:

Es wird noch ein paar Tage dauern, da ich im Moment sehr viel zu tun habe, aber ich bin überzeugt, dass gerade für Dich :idea: etwas Passendes dabei sein wird. Ich sage nur: Katharina von Siena!
 
Wunderschön, Simone, auch diese Kreuzgangbilder!
Was da für schöne Dinge schlummern, von denen man nichts weiß.
Dein Thread ist wirklich ein Schatzkästchen! :thumbup:
 
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