Römische Kirchenportale

Santa Maria Maggiore
Porta del Rosario
2006


Die Porta del Rosario (Rosenkranzportal) befindet sich im Portikus der Patriarchalbasilika rechts. Das Scheinportal ist das Hauptwerk des Bergamasker Bildhauers Mario Toffetti. Er wurde am 14. April 1948 in Mozzonica geboren und starb am 8. November 2013 in Fornovo San Giovanni.

Er wird oft als „artista del sacro“ (Künstler des Heiligen) und „scultore dei papi“ (Bildhauer der Päpste) bezeichnet.

Mit dem Entwurf für die Porta del Rosario ging Mario Toffetti 2005 als Sieger aus einem Wettbewerb hervor.

Ein Konkurrent um das Portal war Paolo Annibali dessen Entwurf auf der Webseite dieses Künstlers zu sehen ist. Weitere Bewerber sind mir nicht bekannt.

Das zum Guss bereite Modell Toffettis besichtigte eine Kommission im September 2005 im Atelier des Künstlers in der Diözese Bergamo. Das fertige Portal ist 5 Meter hoch, 2,30 Meter breit und wiegt 15 Tonnen. In der rechten unteren Ecke hat der Bildhauer es mit den Worten „Toffetti Mario Mozzanico Bergamo" signiert.

Eingeweiht wurde die Porta del Rosario am 4. August 2006, dem Vorabend des Weihetages von Santa Maria Maggiore, in Anwesenheit des Bildhauers und seiner Familie. Bilder von der Einweihung hier (etwas nach unten scrollen).

Die beste Quelle zur Porta del Rosario im weltweiten Netz ist ein Artikel der Zeitschrift Familia cristiana vom 30.7.2006 mit dem Titel „La porta di Karol“. In der Tat hat Mario Toffetti seine Porta del Rosario Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) gewidmet. Sein Papstwappen ist am oberen Türabschluss zu sehen.

Thema der Darstellungen sind die fünf neuen Geheimnisse des lichtreichen Rosenkranzes, die der Papst den älteren Geheimnissen hinzufügte. Siehe: Die Geheimnisse des Rosenkranzes - Der Heilige Rosenkranz - Der Heilige Stuhl

Papst Johannes Paul II. bezeichnet in seinem Apostolischen Schreiben "Der Rosenkranz der Jungfrau Maria" (Rosarium Virginis Mariae) vom 16. Oktober 2002, den Rosenkranz als "Kurzfassung des Evangeliums", und unterstreicht den Wert des Rosenkranzgebetes für die "Gleichgestaltung mit Christus". Er fügt den 15 bisherigen Rosenkranz-Geheimnissen fünf weitere hinzu, die Stationen des öffentliche Leben Jesu umreißen: In diesen Stationen hat Jesus Zeichen seiner göttlichen Natur gesetzt und uns damit den Weg des Heiles gewiesen.
Quelle

Johannes Paul II. selbst ist auf dem Portal abgebildet und spielt eine zentrale Rolle in der Komposition. Er hält einen Rosenkranz und kniet auf einem geöffneten Evangelium.


Das Motiv des Evangeliums, welches ein Kissen ersetzt, war die ganz persönliche Idee Toffettis und er sagte dazu:

Una mia invenzione, al posto del solito cuscino, perché il Papa è il servo del Vangelo.
(Eine meiner Erfindungen, anstelle des üblichen Kissens, denn der Papst ist der Diener des Evangeliums.)

Die Porta del Rosario profitiert davon kein wahres Portal zu sein, sondern eine Scheintür. So mussten die Motive nicht auf zwei Flügel verteilt werden. Ausserdem gibt es keine Unterteilung in einzelne Felder oder Tafeln sondern der Bildhauer konnte eine grosse einheitliche Fläche für die Entfaltung des Themas nutzen.

Er ordnete die Darstellung der fünf Szenen in einem grossen Oval an, das von weiteren halbkreisförmigen und kreisförmigen Formen belebt wird. Der Farbton der Bronze ist ein helles Honigbraun und einzelne Partien z.B. die Mitra des Papstes sind poliert und schimmern golden.

Unterhalb des knienden Papstes ist das Letzte Abendmahl dargestellt (die heilige Eucharistie ist das 5. der lichtreichen Geheimnisse), hinter ihm die Taufe im Jordan (1. Geheimnis), darüber die Verklärung Christi (4. Geheimnis) und über dieser die Hochzeit von Kana (2. Geheimnis).



Verklärung (Detail)​

Die Darstellung des 3. der neuen Geheimnisse, die Verkündigung des Reiches Gottes, nimmt die ganze rechte Seite des Portals ein und spielt sich somit vor den Augen Johannes Pauls II. ab. Fast wie in einer Szene des Jüngsten Gerichts strebt eine aufwärts gerichtete Prozession von Menschen ihrem Ziel, Christus und Maria, entgegen. Diese dynamische Aufwärtsbewegung der Figuren gefällt mir gut. Christus streckt ihnen die Arme entgegen, während Maria, hinter ihm sitzend, in betender Haltung abgebildet ist.

Zum Abschluss noch folgender Hinweis: Dasselbe Thema, wie das von Toffettis Porta del Rosario, findet man auch an der Porta delle Luce in Viterbo, einer Arbeit von Roberto Joppolo (geboren 1939) ebenfalls aus dem Jahr 2005. Siehe meine Beschreibung hier im Forum: Römische Zeitenwende - Seite 15

Einige weiterführende Links zu Mario Toffettis Leben und Werk:

Beide Söhne Mario Toffettis, Michelangelo und Fidia, sind in die Fussstapfen des Vaters getreten, der sie selbst ausgebildet hat. Tipp: Am schönsten sind die Bilder wenn man sie in einer neuen Registerkarte öffnet. Dort erscheint eine grosse noch weiter zu zoomende Version der Fotos.


MARIO TOFFETTI, lo scultore dei Papi

Un ricordo di Mario Toffetti, lo scultore dei papi
Zweiminütiges Video mit Mario Toffetti​
 
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Danke Simone für deinen umfassenden Bericht zu diesem Portal. Es hat mich angeregt das Portal mal näher zu betrachten. Im Vorbeigehen fühlte ich mich bisher nicht motiviert mich mit der Türe zu befassen. Das hast du geändert.
 
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Im Vorbeigehen fühlte ich mich bisher nicht motiviert mich mit der Türe zu befassen. Das hast du geändert.

Es war mir ein Vergnügen den Bericht zusammenzustellen und ich freue mich, dass er eine Anregung für Dich darstellt. :nod: :proud:

Mir ist die Tür 2012 aufgefallen aber ich konnte das Thema nicht identifizieren. Ein Aufseher nannte mir den Nachnamen des Künstlers aber ich konnte nichts über ihn und sein Werk herausfinden. Erst jetzt, nach seinem Tod, gibt es Informationen im weltweiten Netz.

Leider habe ich im Sommer 2012 nur drei Photos gemacht. Hier noch das dritte, ein Detail der Verklärungsszene. Ich füge es auch noch oben ein.

 
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Wie es so schön heißt: "auf vielfachen Wunsch einer Einzelnen" ;), und aus gegebenem Anlass, stelle ich hier bei den Römischen Kirchenportalen meine gesammelten Bemerkungen ein zu:

Heilige Pforten der vier Papstbasiliken.

Es wird sich einiges wiederholen, das hier unter "Römische Kirchenportale" schon aufgeführt ist, ich denke jedoch, das tut dem Thema keinen Abbruch.

Den Anfang macht die Porta Santa von

San Giovanni in Laterano,

"Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises" und Kathedrale des Papstes, des Bischofs von Rom.


aus: Die vier Papstbasiliken
Die Lateranbasilika (San Giovanni in Laterano) eigentlich Kathedrale St. Johann im Lateran, wurde im 4. Jahrhundert von Konstantin I. als römische Hauptkirche errichtet ... Neben ihr befand sich bis 1309 die Papstresidenz, deren Reste in der Kapelle Sancta Sanctorum und der Heiligen Treppe (siehe Reliquien in Rom) fortbestehen. ... Neben der Basilika steht der heutige Lateranpalast von 1586.
Die Heilige Pforte von S. Giovanni in Laterano gefällt mir besonders gut. Sie zeigt auf nur einem bronzenen Türflügel den gekreuzigten Christus und Maria mit dem Jesuskind.


Die Darstellung wirkt wie eine Ikone: die Mutter hält schützend ihr Kind im Arm, das sich mit lebhafter, kräftiger Gebärde hoch reckt zum Gekreuzigten, auf den auch Maria – mit dem lateinischen Segensgestus (drei Finger ausgestreckt für die Dreifaltigkeit, zwei gebeugt für die göttliche und menschliche Natur Jesus) - hinweist.


Diese Ikonographie deutet bereits an, welche Bestimmung das göttliche Kind erwartet.

Der damalige Erzpriester der Lateranbasilika, Kardinal Ruini, hatte 1998 den Bildhauer Floriano Bodini aus der Provinz Varese (der übrigens auch über zehn Jahre Prof. für Gestaltung an der TU Darmstadt war ;)) angefragt, ob er für die Basilika eine Heilige Pforte anfertigen könne, die der Idee des Jubeljahres 2000 entspräche. Bodini stellte die 3,60 auf 1,90 m große Bronzetür bis September 2000 fertig, die dann zum Ende des Hl. Jahres im Dezember 2000 eingeweiht wurde.


Für einige dekorative Elemente, wie die Sterne und die Rahmenfelder mit den Ziernägeln, hat sich der Künstler vom antiken Hauptportal der Basilika beeinflussen lassen. Angeblich sollen besonders die Sterne in der ganzen Komposition auf "die Idee der Ewigkeit hinweisen und gleichzeitig den Zukunftsgedanken ausdrücken".


Auf dem Portal erkennt man auch das Wappen Papst Johannes Paul II. und das Motto des "JUBILAEUM A.D. 2000" passend zum Übergang ins 21. Jahrhundert "CHRISTUS HERI HODIE SEMPER" - "Christus gestern, heute und in Ewigkeit".


Sehr schön kann man auch hier wieder sehen, wie die Besucher an der Hl. Pforte durch das Berühren der Abbildung den Beistand Jesus und seiner Mutter Maria erhoffen.

Bei meinem Besuch in S. Giovanni in Laterano sah die Porta Santa "von hinten" im Kircheninneren noch so aus:


Zwar war die Mauer schon entfernt, aber die Tür für das außerordentliche Jahr der Barmherzigkeit noch nicht geöffnet. Das geschah am 13. Dezember 2015 durch Papst Franziskus.


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Santa Maria Maggiore



Santa Maria Maggiore wurde von Papst Liberius an der Stelle errichtet, an der es in der Nacht des 4. August 352 geschneit haben soll. Dieses Wunder sei dem Papst zuvor von der Madonna angekündigt worden mit dem Wunsch, die Kirche am Ort des Wunders zu errichten. ... Berühmt sind die Mosaiken aus der Erbauungszeit der heutigen Basilika unter Papst Sixtus III. um 440. Außerdem beherbergt die Kirche das berühmte Gnadenbild Salus Populi Romani ...

Auch an der Heilige Pforte von S. Maria Maggiore sieht man deutliche „Gebrauchsspuren“: durch das Berühren des auf den auferstanden Christus hinweisenden Fingers Marias begeben sich viele Gläubige unter den Schutz der "Salus Populi Romani", jener Darstellung der Mutter Jesu, vor der auch Papst Franziskus so gerne und oft betet.


Der bologneser Bildhauer Luigi Enzo Mattei hat diese Bronzetür zwar für das Jubeljahr 2000 geschaffen, sie wurde jedoch erst am 8. Dez. 2001 eingeweiht und ist somit die einzige Heilige Pforte einer Papstbasilika, die bisher noch nie geöffnet wurde.

Dies geschah erstmals
durch Papst Franziskus am 1. Januar 2016, dem Hochfest der Gottesmutter Maria.

Der Künstler Luigi Enzo Mattei, der für seinen "L'uomo della Sindone" berühmt ist, hat den auferstanden Jesus auf der bronzenen Heiligen Pforte dem Turiner Grabtuch-Jesus nachgebildet und der Pforte die Bezeichnung „Der Auferstandene erscheint seiner Mutter“ gegeben.

Die Pforte wurde vom Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem gestiftet und zeigt links oben die Verkündigung an Maria, die an einem Brunnen sitzt (so wie noch heute in Nazareth viele die griechisch-orthodoxe Gabrielskirche, die über dem einzigen antiken Brunnen der Stadt errichtet wurde, als "Verkündigungsort" angesehen: die Stadt hatte nur eine natürliche Wasserquelle, so dass auch Maria dort ihr Wasser geschöpft haben muss und „Begegnungen“ im Orient gerne am Brunnen stattfanden) und rechts die Pfingstszene – Maria als Mutter Gottes und Mutter der Kirche.
In den unteren Feldern wird links auf das Konzil von Ephesos Bezug genommen, auf dem die Mariendogmen behandelt wurden (und insbesondere, ob Maria "Gottesgebärerin" - Theotòkos – genannt werden darf und nicht nur "Christusgebärerin" ist), und rechts auf das Zweite Vatikanische Konzil, für das u.a.. Maria als Mater Ecclesiae Patronin war. Außerdem zieren die Porta das Wappen von Johannes Paul II., vom Erzpriester der Basilika, Kardinal Carlo Furno, der auch Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem war (und am Morgen nach der Eröffnung des jetzigen Hl. Jahres der Barmherzigkeit in Rom verstorben ist), sowie das Wappen des Stifterordens.

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San Paolo fuori le Mura



Sankt Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le Mura) erhebt sich über dem angeblichen Grab des heiligen Apostel Paulus inmitten eines antiken Friedhofes an der Straße nach Ostia (Via Ostiense).

Die Portale - auch die Porta Santa - von S. Paul vor den Mauern wurden bereits hier von mir erwähnt, darum nur soviel zur Ergänzung:


Dieses vergoldete Bronzeportal, das ein Gewicht von gut acht quintali (800 kg) hat, wurde vom Bildhauer Enrico Manfrini geschaffen, der damals bereits 83 Jahre alt war, und trat an die Stelle der früheren hölzernen Heiligen Pforte. Die neue Porta Santa von S. Paul vor den Mauern soll den ökumenischen Geist der Kirche symbolisieren und zeigt drei Themen des Hl. Jahres 2000 unter Johannes Paul II.

Christus am Kreuz und gegenüber das Gebet des Papstes mit den Gläubigen


Die Pfingstgeschichte mit dem Heiligen Geist und als Gegenstück das Martyrium des Apostel Paulus


Die Auferstehung Jesus Christus und das Gleichnis vom barmherzigen Samariter


Als Einladung und Zusage steht auf dem Portal "Ad sacram Pauli cunctis venientibus aedem – sit pacis donum perpetuoque salus" - allen, die in diesen heiligen Tempel des Paulus kommen, sei das Geschenk des Friedens und des immerwährenden Heiles zugesagt.


So wird ein Bogen der Barmherzigkeit Gottes gespannt – von der Heilsgeschichte zum "Leben" der Menschen.

Diese Hl. Pforte wurde nun anlässlich des außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit am 13. Dezember 2015 wieder geöffnet.



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Gleichrangig mit allen anderen, aber vielleicht die von der Wahrnehmung her "erste" der Heiligen Pforten ist die von

San Pietro in Vaticano





Der Petersdom (San Pietro in Vaticano) eigentlich Petersbasilika, ursprünglich auf eine von Kaiser Konstantin errichtete Basilika zurückgehend, stammt in seiner heutigen Form aus der Renaissance und dem Barock. Der Hauptaltar steht über der Stelle, an der sich der Legende nach das Grab des Apostels Petrus befand.

Im Hl. Jahr 1400 wurde zum ersten Mal eine Heilige Pforte erwähnt. In einem Brief heißt es "Wer dreimal durch diese Pforte schreitet, dem werden die Schuld und Sündenstrafen nachgelassen. Es ist ein Wunder, das die Menschen erleben ... Wenn du also in das Paradies gelangen willst, dann gelingt das." (aus dbk - Initiative - Heiliges Jahr) Aber erst seit dem Weihnachtsvorabend des Jahres 1499 ist das feierliche Zeremoniell der Öffnung der Hl. Pforte belegt. Ursprünglich geschah diese durch den Papst mit drei Hammerschlägen gegen die Tür. Da dies nicht immer "unfallfrei" ablief, wurde 1975 dieser symbolische Akt eingestellt und auch "ohne Hammerschläge" ist – wie wir gesehen haben – der Akt der Türöffnung sehr beeindruckend.



Die Porta Santa von St. Peter ist u.a. hier: Römische Kirchenportale gut beschrieben.

Da die Porta aus dem 18. Jh. baufällig geworden war, ließ Papst Pius XII. anlässlich des Hl. Jahres 1950 eine neue anfertigen. Der damalige Leiter der Bauhütte von St. Peter, der deutsche Prälat Kaas, hatte gute Verbindungen in die Schweiz; die ca. dreieinhalb Meter hohe Bronze-Tür wurde vom Bistum Basel gestiftet.

Der Bildhauer Vico Consorti erhielt den "Zuschlag" für die Porta Santa in St. Peter. Das Bildprogramm soll den Weg Gottes mit den Menschen verdeutlichen: von der Vertreibung aus dem Paradies bis zu Bekehrung des Saulus zum Paulus und der Öffnung der Hl. Pforte für das "Jahr der Vergebung", wie das Hl. Jahr 1950 bezeichnet wurde. Die Wappen der Päpste, die Jubiläumsjahre eröffnet haben, sind ebenso aufgeführt, wie neben Papst Pius XII. auch Prälat Kaas in der Inschrift auf der Vorderseite der Tür. Während der Stifter – also der Bischof von Basel – nur auf der Rückseite der Tür vermerkt ist, da sie bereits gegossen war, als die "Jubiläumsgabe" zugesagt wurde.



Zum Symbolischen Eintritt durch eine Heilige Pforte

die Bibelstelle Joh. 10,9

"Jesus sagt: Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden."



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Herzlichen Dank für die schöne Zusammenstellung! Nachdem ich die Beiträge zu den Hl. Pforten in Deinem Reisebericht aus Zeitmangel nur mehr oder minder überfliegen konnte, habe ich sie hier in aller Ruhe gelesen.
 
Wisst Ihr mehr über die Porta del Bene e del Male, die zweite Pforte von links die in den Petersdom führt.

Rechts von diesem Portal ist die Porta del bene e del male von Luciano Minguzzi, zwischen 1970 – 77 geschaffen. Sie gehört neben der Tür im Mailänder Dom zu seinen wichtigsten Arbeiten und hat den Kampf des Guten gegen das Böse als Thema... Eingeweiht wurde sie am 26.9.1977 zum achtzigsten Geburtstag von Papst Paul VI.

Leider ist mein Foto davon nicht so besonders scharf.

Irgendwie geisterte bei unserer Betrachtung dieser Tür eine Spekulation durch unsere Überlegungen, dass eigentlich auch Julius Döpfner, ein wichtiger Moderator des II.Vat. Konzils, darauf abgebildet war und dann wieder "entfernt" wurde...

Zunächst Mitglied der Zentralen Vorbereitungskommission zum Zweiten Vatikanischen Konzil, nahm er auch an demselben von 1962 bis 1965 teil. ... Als einer von vier Moderatoren des Konzils (neben Grégoire-Pierre Agagianian, Giacomo Lercaro und Léon-Joseph Suenens) wirkte er maßgeblich an dessen Beschlüssen mit und stimmte mit Johannes XXIII. in der Vorstellung einer Kirche, die sich selbst ständig prüft und erneuert („ecclesia semper reformanda“), überein. In der Berichterstattung zum Konzil galt er damals als einer der Wortführer des Reformflügels.

Ich bin mal gespannt, ob wir vereint fündig werden.

Zufällig bin ich vor kurzem wieder auf dieses Thema gestossen (worden ;)) und möchte es hier auch noch einmal aufgreifen.

Wie ich erfahren habe, gab es tatsächlich ursprünglich eine andere Tafel mit den beiden Konzilspäpsten und den vier Moderatoren. Hier kann man sie beide sehen. (Im Artikel geht es allerdings um den Ring von Papst Paul VI., auf dem angeblich das Freimauerer-Zeichen zu erkennen ist und der auf der zweiten Tafel auch nicht mehr erscheint. Das Freimauerer-Symbol findet sich auch auf dem Grabstein der Familie Alghisi (Montinis Mutter war eine geborene Alghisi). Montini wurde immer wieder mit den Freimauerern in Verbindung gebracht. Ich habe mich aber dazu nicht näher informiert.)
Hier habe ich dann gelesen, dass die Porta del bene e del male ursprünglich für die Basilika San Petronio in Bologna vorgesehen war, vom Kardinal Giacomo Lercaro (auch einer der Konzilsmoderatoren) in Auftrag gegeben wurde und es ein Herzensanliegen Minguzzis war, die porta für diese Kirche seiner Geburtstadt zu schaffen. Als das Werk vollendet war haben sich die Verantwortlichen in Bologna dagegen entschieden, (nach dem Sohn Luca Minguzzi) mit dem Argument
.. la chiesa è antica e la Soprintendenza non approvò un portale moderno
die Kirche ist antik und die Sopraintendenza genehmigt kein modernes Portal. Papst Paul VI. war ein Freund und Förderer moderner Kunst und ihrer Künstler
Grazie alla volontà di papa Paolo VI la porta ora è in san Pietro a Roma.
und dank seiner fand die Porta ihren Platz in St. Peter in Rom.

Dass sie ursprünglich für Bologna geplant war, läßt sich auch darauf zurückführen, dass die beiden Heiligen Vitalis und Agricola von Bologna darauf abgebildet sind - wie Simone hier aufführte:
Hier ein Foto mit den fünf unteren Paneelen des rechten Türflügels.
Die beiden oberen, grossen Tafeln stellen
links die Heiligen Vitale und Agricola (Sklave und Herr) dar, Märtyrer, deren Reliquien 380 in Bologna aufgefunden wurden (...)
sowie auch die Abbildung der Konzilsmoderatoren unter denen Giacomo Lercaro (Kardinal von Bologna) zu sehen ist, selbst wenn es nach der "Demontage" des ersten Reliefs (und Kardinal Döpfners 8O) und der Anbringung des jetzigen auch von "offizieller Seite" hieß, dass die vier Personen zwischen den beiden Päpsten nicht die vier Moderatoren darstellen sollten, sondern einfach Kardinäle "skizziert" seien (Kardinal Suenens, ebenfalls ein Konzilsmoderator, berichtet in seinen Memoiren darüber). Warum man dann ganz besonders Kardinal Agagianian (mit der typischen Kopfbedeckung eines orthodoxen Bischofs) erkennt und auch die Gesichter der anderen den drei Kardinälen zuordnen kann ... :? das sei mal dahingestellt ;).

Luciano Minguzzi nahm die Arbeit 1970 auf und beendete das Portal 1977.
Die erste Tafel mit den Konzilsmoderatoren muss nach dem Pontifikat von Papst Paul VI., also nach dem Sommer 1978, entfernt worden sein.

Ein Schelm, wer beim Betrachten der zweiten, der jetzigen Tafel mit nur noch drei Kardinälen, daran denkt, dass es nicht nur in der Antike so etwas wie damnatio memoriae gab :~.

Hier ein Foto ähnlich dem von Pasquetta.
 
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Wie ich erfahren habe, gab es tatsächlich ursprünglich eine andere Tafel mit den beiden Konzilspäpsten und den vier Moderatoren. Hier kann man sie beide sehen. (Im Artikel geht es allerdings um den Ring von Papst Paul VI., auf dem angeblich das Freimauerer-Zeichen zu erkennen ist ... Montini wurde immer wieder mit den Freimauerern in Verbindung gebracht. Ich habe mich aber dazu nicht näher informiert.)
Wie geschrieben, ging es mir mit dem Link nur um die beiden Abbildungen der Tafeln aus der Porta del bene e del mal. Zum besseren Verständnis des Vergleichs lasse ich den Link auch stehen, ohne jedoch auf die Seriosität :? :frown: des Artikels selbst (und seines Verfassers) Bezug nehmen zu wollen. ;)
In der Zwischenzeit habe ich sogar noch eine Abbildung der ersten Tafel gefunden, die in einem Artikel zum hundersten Geburtstag von Kardinal Döpfner erwähnt wird: Er brannte für das Evangelium Christi.

Die erste Tafel mit den Konzilsmoderatoren muss nach dem Pontifikat von Papst Paul VI., also nach dem Sommer 1978, entfernt worden sein.
Hier beziehe ich mich auf einen Beitrag im 'Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Hildesheim, Köln und Osnarbrück' vom Juli 2016, in dem erwähnt wurde, dass der Verfasser des Artikels die "Vier-Moderatoren-Tafel" an Pfingsten 1978 gesehen hat und darüber begeistert war. Als er allerdings an Pfingsten 1979 - oder auch 1980, das genau konnte er nicht mehr rekonstruieren - einer Hochschulgemeindegruppe die Tafel zeigen wollte, war sie durch die jetzige ausgetauscht. Auf Nachfrage erhielt er über den Grund dafür keine schlüssige Antwort.
Wann genau und durch wen die Tafeln verändert bzw. ausgetauscht wurden und wer die Drahtzieher dieser Aktion waren, scheint (noch) nicht öffentlich bekannt zu sein. (Ich würde mich gerne eines besseren belehren lassen ;), auch weil ich noch heute den Geist des Aufbruchs in der katholischen Kirche (an dem sicher auch Kardinal Döpfner beteiligt war) bewundere.) Und darum bleibe ich bei meinem Abschlußsatz ;):

Ein Schelm, wer beim Betrachten der zweiten, der jetzigen Tafel mit nur noch drei Kardinälen, daran denkt, dass es nicht nur in der Antike so etwas wie damnatio memoriae gab :~.

 
Ein so spannendes Thema, wie die Konzilstafel und die Tatsache, dass in diesem Forum ebenfalls sehr interessierte Leser sind, hat mich so begeistert, dass ich mich als "Römerin" hier angemeldet habe. Gerne möchte ich auch etwas von den Recherchen des Verfassers des Artikels im Pastoralblatt ergänzend hier hinzufügen:

Am 26. September 1977 wird Papst Paul VI. 80 Jahre alt. Einen Tag vorher wird das „Tor von Gut und Böse“ in der Vorhalle des Petersdomes eingeweiht.

Die offizielle Zeitung des Vatikans, der Osservatore Romano, erscheint an diesem Tag aus Anlass des runden Geburtstages des Papstes mit einer besonderen Beilage, die sich auf einer Seite auch genau mit diesem neuen Tor befasst.


Die sogenannte Konzilstafel oder auch Moderatorentafel genannt ist übrigens auch eine der vier Tafeln des Tores, die am 25. September 1977 in der Sonderbeilage des Osservatore Romano abgedruckt worden sind.

Nun ist es doch spannend und jeden Versuch wert, nach Fotos von Besuchern des Petersdoms in der Zeit zwischen Pfingsten 1978 und 1980 auf denen das Tor von Gut und Bösezu sehen ist zu suchen und somit des Zeitraum näher eingrenzen zu können. Ein Highlight wäre natürlich, die offizielle Zeitung vom 26. September 1977 ausfindig zu machen. Leider kommt man auf der Homepage des Osservatore Romano nicht weiter.

 
Ein Highlight wäre natürlich, die offizielle Zeitung vom 26. September 1977 ausfindig zu machen. Leider kommt man auf der Homepage des Osservatore Romano nicht weiter.

Doch, kommt man ;). Über das Archiv kann man gegen Unkostenerstattung eine Kopie der entsprechenden Seite aus dem L'Osservatore Romano vom 25. Sept. 1977 bestellen.
 
Hallo Pasquetta,


das hört sich super an! Vielleicht kannst du mir bitte ein wenig dabei helfen, denn auf der Seite "Archiv" der Homepage des Osservatore Romano habe ich keinen entsprechenden Hinweis auf Bestellmöglichkeiten gefunden.
 
Hallo, Römerin,

ich bin zwar nicht Pasquetta aber ich hoffe, es stört nicht, wenn ich Dir folgenden Hinweis gebe: Diese Seite L'Osservatore Romano musst Du ansteuern und Deine Anfrage an die dort genannte Mail-Adresse richten.

Seit 1996 wurde auch damit begonnen, die Tages- und Wochenausgaben mit Mitteln der Informatik zu archivieren, wodurch die Möglichkeit besteht, Text-Files einzelner Artikel oder Zeitungsausgaben zu bestellen.
Bei jeder einzelnen Bestellung werden die Reproduktionskosten und die Suche nach Archivmaterial in Rechnung gestellt.
Hervorhebung von mir.

Sicher kann Pasquetta Dir noch Genaueres dazu sagen. :nod:
 
Hallo Simone-Clio,

vielen Dank, Ihr seid ein tolles Team hier. Ich freue mich auf dieses Forum gestoßen zu sein und auch noch diesen Tread entdeckt zu haben. Sehr spannend!

Euch wünsche ich einen schönen Sonntag!
 
Recht viel mehr als Simone schon angeführt hat kann ich auch nicht dazu beisteuern. Nur soviel: ich bin über diese Seite L'Osservatore Romano Archiv darauf gestossen. Auf meine Anfrage nach der Möglichkeit, in ältere Artikel oder auf bestimmte Seiten Einblick zu bekommen (im konkreten Fall eben betr. Porta del Bene e del Male, Ausgabe des Osservatore vom 25. oder 26.9.1977), wurde mir mitgeteilt, dass man per fax oder Mail anfragen kann, ein Unkostenbeitrag von Euro 6 berechnet wird und man dann den gewünschten Artikel übermittelt bekommt.
Also: wenn Interesse besteht einfach über die Mail-Adresse anfragen ;).
 
Hallo Pasquetta,

vielen Dank, soeben habe ich eine Anfrage per Mail verschickt und bin gespannt auf die Antwort. Wenn Ihr möchtet, halte ich Euch gerne auf dem Laufenden :)
 
Hallo Pasquetta und Simone-Clio,

fantastisch und alles ging ruckzuck. Per Mail angefragt, einen Tag später das "Angebot" erhalten, einen Tag später Geld überwiesen und heute in meiner Inbox als PDF: "Una porta nuova per la Basilica Vaticana". Eine ganze Zeitungsseite mit vier abgebildeten Tafeln. Eine der Vieren ist die sogenannte Konzilstafel (oder auch Moderatorentafel) mit 6 Personen!


Von links nach rechts: Papst Johannes XXIII. Kardinal Lercaro, Kardinal Agagianian, Kardinal Suenens, Kardinal Döpfner, als der Jüngste der Moderatoren, und Papst Paul VI..

Nun ist natürlich noch interessant, wann die Tafel ausgewechselt wurde.



 
Es freut mich sehr für Dich, dass die Bestellung so einwandfrei geklappt hat!
Daran, dass man das Datum der Auswechslung der einen Tafel (mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln) noch genauer eingrenzen kann, glaube ich persönlich nicht.
 
Auch ich finde es toll, dass es so problemlos geklappt hat ;) und bin mit Simone der Meinung, dass wir wohl nicht hinter das Geheimnis der Tafel-Auswechslung, wann und durch wen auch immer, kommen werden. Auch Josef Vohn, der Verfasser des Artikels "Kardinal Döpfner" im zitierten Pastoralblatt hat auf seine Anfrage an das Staatssekretariat keine andere Auskunft bekommen, als dass "noch offene Fragen [erst] geklärt werden können, wenn einmal weitere Forschungen in den Archiven möglich sind". Also üben wir uns in Geduld :~.
 
Wahrscheinlich liegt Ihr richtig mit dem Verdacht, dass eine zeitliche Eingrenzung des Austausches sehr schwierig ist. Erst recht die Begründung, warum die Konzilstafel ausgetauscht wurde; kann auch sehr brisant sein. Wenn ich aber sehe, wie oft dieser Tread besucht wird, was ich klasse finde, hege ich die (evtl. naive) Hoffnung, dass die Begeisterung, diesem Geheimnis immer mehr zu entlocken, stetig größere Kreise zieht, wie ein Tropfen, der in ein stilles Gewässer fällt. Alleine schon die zeitlich eindeutige Zuordnung ins Pontifikat von Papst Johannes Paul II. wäre doch schonmal was. Ich denke Josef Vohn hat bei seinen Recherchen auch hin und wieder gedacht: "Mmmhh, ob ich da wohl weiterkomme?" Vielleicht ist es auch sein Vermächtnis an Interessierte, hier weiter auf die Suche zu gehen? Es ist denkbar, dass auch noch zwei Jahre nach der Einweihung des Tors zig Menschen ein Foto von der Porta del Bene e del Male geschossen haben. Schön wär's :).
 
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