Bericht: Ravenna und Padua 2016

Claude

Triumphator
Stammrömer
Wie immer in den Frühjahrsferien zog es uns nach bella Italia - diesmal nicht nach Venedig, sondern nach Ravenna und Padua. Mosaiken und Fresken lockten uns schon seit langem.

Die Anreise mit dem Zug gestaltete sich völlig problemlos: via Heidelberg und München ging es über Bologna zuerst nach Ravenna. Die Fahrkarten wurden über die Seiten der Deutschen Bahn, SNCF und Trenitalia schon Anfang des Jahres gebucht.

In Ravenna hatten wir ein traumhaftes Quartier: ein B+B in einem liebevoll restaurierten Stadtpalast. Das war einfach toll – vom herzlichen Empfang über ein sehr schön eingerichtetes, großes Zimmer bis zu einem üppigen Frühstück. Nachdem ich mit Burro, dem großen Hund, Bekanntschaft geschlossen hatte, konnte ich auch in den kleinen Garten. Obwohl mitten in der Stadt gelegen, war es sehr ruhig. Ich kann die Casa Masoli uneingeschränkt empfehlen.

Von dort aus waren alle Sehenswürdigkeiten per pedes zu erreichen.

Auffallend war, dass anscheinend Wandertagssaison war: viele Schulklassen waren strömten in Begleitung ihrer Pädagogen zu den touristischen Highlights. Dementsprechend hatten wir Glück, gleich am frühen Morgen nach der Öffnung in San Vitale anzukommen, denn so hatten wir zumindest für 30 Min. die Kirche fast für uns.

Was uns ebenfalls auffiel: sehr viele Radfahrer. Das hatte ich in Italien noch nie in dieser Häufung.

Auf unserem Besichtigungsprogramm standen in erster Linie die frühchristlichen Kirchen mit ihren herrlichen Mosaiken und dafür standen vier ganze Tage zur Verfügung. Als ausgezeichneter Reisebegleiter hat sich das Buch von Carola Jäggi
erwiesen, das ich stets im Rucksack dabei hatte. Leider sind solche profunden Reiseführer heutzutage selten geworden. Außerdem hatte ich aus dem alten Reclam Reiseführer das Kapitel über Ravenna kopiert.

Im Anschluss wollten wir Padua entdecken - von Venedig aus haben wir uns bei unseren drei Besuchen der Serenissima nicht aufraffen können, einen Tagesausflug zu machen. Dort war der Höhepunkt unseres Aufenthaltes ganz klar die Arena-Kapelle mit den Giotto Fresken. Den Besuch haben wir vorher im Internet gebucht - zusammen mit der Padova Card, die sich durchaus lohnt, weil weitere Eintritte bzw. Ermäßigungen enthalten sind, sowie die kostenlose Benutzung des ÖNPV und eines Parkplatzes (Hinweis für diejenigen, die ein Auto dabei haben).

Zur Arena-Kapelle noch ein Hinweis: die 15 Minuten, die einem zugestanden werden, sind schmerzlich kurz. Es gibt neuerdings auch Abendöffnungen - die anscheinend nicht so gefragt sind, denn es wären - anders als am Tage - noch kurzfristig Plätze verfügbar gewesen. Als zusätzliches Plus hat man dann auch etwas mehr Zeit, um die Fresken zu betrachten.



Mit Gastro-Kritiken im Stil unseres Bruno Conti Fans kann ich leider nicht aufwarten. Immerhin möchte ich zwei Restaurants empfehlen, die wir sehr gut fanden.

In Ravenna: Osteria del Tempo Perso
Dort haben wir wunderbar Fisch gegessen.

In Padua: Ristorante ai Porteghi, via Cesare Battisti 105 (leider gibt es keine Homepage - und es hängt nicht einmal eine Speisekarte aus). Auch hier war es ausgezeichnet - leider haben wir es erst am letzten Tag entdeckt, aber so war es ein krönender Abschluß.

So - nun werden mal Bilder hochgeladen, damit es weitergehen kann.

Claude

Inhaltsverzeichnis:

Sant Apollinare Nuovo

Das sog. Mausoleum der Galla Placidia
 
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Ravenna: S. Apollinare Nuovo

Die Palastkirche Theoderichs - sie war ursprünglich dem Salvator geweiht - wurde nach der Translation der Reliquien des Apollinaris, des legendären ersten Bischofs von Ravenna, den aber schon Agnellus in seinem liber pontificalis in der Bischofsliste nicht mitzählt, umbenannt.



Besagter Agnellus spricht im Zusammenhang mit dieser Kirche von "caelum aureum", was dem Besucher schnell verständlich wird, wenn er den Raum betritt und von der prächtigen Ausstattung gefangen genommen wird.

Unser Augenmerk richtete sich vor allem auf die Mosaiken an den Wänden des Mittelschiffs, die - wenn auch mit manchen Restaurierungen - weitgehend erhalten sind. Dort sehen wir zwei Prozessionen:
26 vom heiligen Martin angeführte Heilige, die namentlich gekennzeichnet sind, präsentieren dem Christus auf dem Thron ihre Geschenke (Diadem oder Kranz). Alle tragen eine Tunika und ein Pallium, auf dem sich gammadiae befinden. Dazu hat Simone eine umfangreiche Recherche (vgl. Link) durchgeführt, weshalb ich nun eine Fülle von Bildern einstelle, die gerade diesen Aspekt verdeutlichen mögen.





Die Märtyrerprozession ist Ergebnis einer Umarbeitung der Mosaiken in der Zeit Justinians, denn ursprünglich war hier Theoderich höchstpersönlich mit seinem Gefolge dargestellt. dies war natürlich nach der Überführung der ursprünglich arianischen Kirche zum katholischen Bekenntnis nicht mehr akzeptabel. Aber noch stärker wird hier eine Rolle gespielt haben, dass nunmehr der Kaiser von Byzanz Ravenna wieder in seinen Hoheitsbereich eingegliedert hatte: er konnte die herausgehobene Stellung Theoderichs, seiner Familie und seines Hofs nicht dulden.

Entsprechend wurde auch die Darstellung des Palastes von Ravenna umgestaltet, indem kompromittierende Elemente, wie etwa das Reiterstandbild des Theoderich entfernt. wurden. Von den Höflingen, die zwischen den Säulen standen, sind immerhin noch Hände sichtbar.




Auf der gegenüberliegenden Seite ist analog eine Prozession von 22 Märtyrerinnen dargestellt, die sich von Classe - dem ehemaligen Hafen aus - auf den Weg machen, um Maria ihre Aufwartung zu machen. Ihnen voran gehen die heiligen drei Könige mit ihren Gaben. Auch hier wurden umgearbeitet: an der Spitze des Zuges dürfte zu Theoderichs Zeiten die Königin Audefleda dargestellt gewesen sein.






In der Gruppe der Frauen ist die heilige Agnes besonders hervorgehoben, indem ihr das Schäfchen beigesellt ist:


Im Gegensatz zum unteren Register bedurften die beiden oberen Bilderreihen weder aus politischen noch aus dogmatischen Gründen in den 560er Jahren einer Überarbeitung nach dem Ende der Ostgotenherrschaft. So können wir heute noch Mosaiken bewundern, die in der Zeit Theoderichs für dessen Palastkapelle gefertigt worden sind.

In der Fensterzone (die das Photographieren mit unprofessioneller Ausstattung nicht gerade einfacher machte :nod:) finden wir auf jeder Seite 16 Personen, bekleidet mit einem Pallium (auch hier mit Gammadiae verziert). Sie halten entweder eine Schriftrolle oder einen Kodex in der Hand und werden deswegen in der Regel als Propheten gedeutet. Dass hier ganz andere Künstler am Werke waren, zeigt die viel individuellere Gestaltung der Figuren, vergleicht man sie mit den beiden Prozessionen. Über ihnen ist ein muschelförmiger Baldachin angebracht, der schon dem dritten Register des Mosaiks angehört.

Man beachte auch den Rand der Mosaiken: es sieht so aus, als würde es sich um Wandbehänge handeln - ein Verfahren, das später auch Raffael bei der Ausgestaltung der Stanzen im Vatikan anwandte. Offenbar sollte damit der Eindruck von Kostbarkeit der Ausstattung gesteigert werden.


Über den Fenstern hat sich ein Bilderzyklus mit Szenen aus dem Leben Christi erhalten. Es ist der älteste und mit 26 Szenen bis dahin umfangreichste christologische Zyklus, den wir kennen. Wundern muss man sich über das eigentlich recht kleine Format der Mosaikbilder und die Höhe ihrer Anbringung, die die Lesbarkeit erschwert.

Man muss an der Nordwand mit dem "Lesen" der Bilder beginnen und zwar an der Apsis - also eigentlich gegen unsere gewohnte Leserichtung. Die Künstler haben auf die biblische Reihenfolge keine Rücksicht genommen, was sich mit dem Bezug der Bilder zum in der Apsis stehenden Altar erklärt. Christus erscheint in diesen Szenen bartlos, meist mit einem Gewand aus Purpur bekleidet und in Begleitung eines Jüngers, der als Zeuge fungiert.



Brotvermehrung - Speisung der 5000 - Berufung von Petrus und Andreas


Heilung zweier Blinder - Heilung der blutflüssigen Frau - Begegnung mit der Samariterin


Auferweckung des Lazarus - Gleichnis vom Zöllenr und vom Pharisäer - das Scherflein der Witwe


Scheidung der Schafe von den Böcken - Heilung des Gelähmten - Heilung eines Besessenen


Krankenheilung in Bethesda


Das Mosaik mit der Trennung der Böcke und der Schafe sei hier noch einmal in größerem Format wiederholt. Wie Joachim Poeschke schreibt, handelt es sich um eine der frühesten Darstellungen des Jüngsten Gerichts in einer sehr symbolischen Sprache. Gerechte und Verdammte finden sich in den Schafen bzw. Böcken. Das zeigt sich aber auch im roten und blauen Gewand der Engel. Die guten Engel sind aus Licht/Feuer, während die gefallenen Engel oder Dämonen nach den Vorstellungen der späten Antike einen Körper aus Luft haben.

Am südlichen Obergaden folgt dann der Passionszyklus. Auch hier muss man von der Apsis aus betrachten.
Die Kreuzigung selbst fehlt, aber diese war in frühchristlicher Zeit ein nur selten dargestelltes Thema. Auffällig ist auch, dass Christus hier immer bärtig wiedergegeben wird.


Abendmahl - Gebet in Gethsemane - Judaskuss


Gefangennahme - Jesus vor Kaiphas - Ankündigung der Verleugnung des Petrus


Verleugnung durch Petrus - Reue des Judas - Jesus vor Pilatus


Simon von Kyrene trägt das Kreuz - Die Frauen am Grab - Emmaus


Zweifel des Thomas​
 
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Liebe Claude,

kaum zurück dürfen wir schon den Beginn Deines Reiseberichtes mit den Bildern der wunderbaren Mosaiken von Sant´Apollinare Nuovo genießen! Vielen Dank dafür - die Vorfreude wächst! ;)

Was uns ebenfalls auffiel: sehr viele Radfahrer. Das hatte ich in Italien noch nie in dieser Häufung.
Ja, Ravenna ist ebenso wie Ferrara eine ganz typische Fahrradstadt. Ich würde mir oft wünschen, dass das hier bei uns ebenso gelöst würde wie in diesen beiden "Vorzeigeorten" (was das Radfahren angeht).
 
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Und wie gut, dass uns Simone vorher so ausführlich speziell über die Gammadiae unterrichtet hatte. :nod: :thumbup:
 
Vielen Dank für Eure lieben Kommentare. Das ermutigt zum Weiterschreiben.

S. Apollinare hat noch weitaus mehr zu bieten und ich habe den Beitrag noch um die beiden oberen Register der Mosaiken ergänzt.

Vielen Grüße

Claude
 
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Hallo Claude, danke für den toll bebilderten Einstieg mit einem großen Highlight Ravennas. Die Heiligen 3 Könige wurden mein liebstes Motiv.
 
Genau diese Trias schätze ich als jahrzehntealter Sternsinger natürlich sowieso ganz besonders. 8)
 
Nun habe auch ich die Zeit gefunden, die Fülle herrlicher Mosaiken auf Deinen Bildern zu bewundern. Ich finde, dass diese Dir sehr gut gelungen sind. Ein wahres Fest fürs Auge! Vielen Dank auch für die ausführlichen Erläuterungen. :thumbup:

Auf die nächsten Etappen bin ich in aller Ruhe sehr gespannt! ;)
 


Da scheinen sich ja mehrere einig zu sein. ;)
Diese Darstellung ist auch seit dem ersten Besuch mein Lieblingsmosaik in Ravenna und auch gehört auch zu meinen liebsten Darstellungen dieses Themas - neben Autun:


Ja - die Könige sind wunderbar, auch wenn sie nicht zum altbestand der Mosaiken gehören.
Meine Lieblingsmosaiken in Ravenna folgen später noch.

Claude
 
Nun habe auch ich die Zeit gefunden, die Fülle herrlicher Mosaiken auf Deinen Bildern zu bewundern. Ich finde, dass diese Dir sehr gut gelungen sind. Ein wahres Fest fürs Auge! Vielen Dank auch für die ausführlichen Erläuterungen. :thumbup:

Besten Dank für die complimenti! Es hat auch so viel Spaß gemacht, diese Pracht zu entdecken.
In Padua hat uns die Stadt besser gefallen - Ravenna ist da eine eher herbe Schönheit und eben auch viel kleiner. Aber dafür ist die Dichte der Kostbarkeiten enorm.

Auf die nächsten Etappen bin ich in aller Ruhe sehr gespannt! ;)

Wenn ich den Rotstift genügend geschwungen habe, komme ich vielleicht am Wochenende zur nächsten Etappe. Es sei denn, es zieht mich wegen zu guten Wetters nach draußen.

Claude
 
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Das sog. Mausoleum der Galla Placidia

Vorbemerkung: Es gibt ein Kombiticket, das neben dem Mausoleum für Sant Apollinare Nuovo, San Vitale, das Baptisterium der Orthodoxen und das erzbischöfliche Museum (mit der Kapelle Sant Andrea) gilt und nur lächerliche 11,50 Euronen kostet (ehrlich gesagt: für das, was dort geboten wird, hätte ich auch gern das Doppelte bezahlt, denn auch das hätte ich noch als sehr preiswert empfunden). Man ist keineswegs verpflichtet, alle Stätten an einem Tag aufzusuchen.
Beim Kauf der Tickets wird man darauf hingewiesen, dass die Besichtigungszeit für das Mausoleum aus konservatorischen Gründen auf 15 Minuten beschränkt ist. Das schien bei unserem Besuch allerdings nur für die Gruppen zu gelten. Wir konnten als Einzeltäter unbehelligt so lange im Gebäude bleiben, wie es uns beliebte. Es mag jedoch sein, dass bei größerem Besucherandrang strenger verfahren wird. Genau wie bei San Vitale empfiehlt es sich, gleich nach der Öffnungszeit vor Ort zu sein, dann ist es noch ruhig.







Das Mausoleum gehörte zur von Galla Placidia gestifteten Kirche S. Croce an deren Narthex es angebaut war. Von S. Croce ist allerdings nur noch im Osten ein Teil des Chores (nicht zugänglich) erhalten. Verunklart wird die Situation für den heutigen Besucher dadurch, dass das Mausoleum zum Komplex von San Vitale zu gehören scheint und zwischen dem Mausoleum und dem erhaltenen Teil der Kirche eine Straße führt. Außerdem wirkt das Mausoleum nicht mehr so wie zur Zeit seiner Errichtung, denn das Bodenniveau hat sich gehoben: der Außenbau aus Backstein war ursprünglich 1,50 m höher. Wie oft bei frühchristlichen Kirchenbauten, ist das Äußere eher unscheinbar und steht in großem Gegensatz zum Inneren, das die älteste komplett erhaltene Mosaikdekoration aus frühchristlicher Zeit enthält.
Zwar stehen im Mausoleum drei Sarkophage, doch keiner ist durch eine Inschrift näher gekennzeichnet. Oft liest man, dass sie der Bestattung von Galla Placidia, Honorius und Valentinian III. gedient hätte, doch alle drei waren wahrscheinlich in Alt Sankt Peter in Rom beigesetzt. Es mag wohl sein, dass Galla das Bauwerk als Mausoleum für sich selbst geplant hatte, doch gestorben ist sie 450 in der urbs. Auf die Planung als Grabkapelle verweist neben dem Grundriss der bekrönende Pinienzapfen und nicht zuletzt das Bildprogramm der Mosaiken.

Hat man sich nach dem Eintreten (besonders, wenn es ein sonniger Tag ist) an das Dämmerlicht gewöhnt, das durch die mit alabasterscheiben verglasten Fenster in den Raum gelangt, erschließt sich die ganze Pracht des Bauwerks. Ähnlich prächtig muss auch die Kirche S. Croce ausgestattet gewesen sein, doch ist das vollständig verloren.
Nach dem Eintreten nimmt man zuerst das dem Eingang gegenüber liegende Mosaik wahr, das den heiligen Laurentius (das allerdings ist nicht völlig unumstritten) darstellt.




Er ist mit Tunika und Pallium bekleidet und schultert ein Stabkreuz. In der anderen Hand hält er ein geöffnetes Buch. Unter dem Fenster sieht man den Rost, das Instrument seines Martyriums. Ein Bücherschrank mit den vier Evangelien ist auf der linken Seite zu sehen – Laurentius ist eben auch der Schutzpatron der Bibliothekare. Wir haben hier die früheste Einzeldarstellung eines Heiligen vor uns.




Noch ist es nicht die byzantinische Darstellung, die eher statisch ikonenhaft ist, sondern in heftiger Bewegung eilt Laurentius seinem Martyrium entgegen.

Das Stabkreuz findet man auch auf der gegenüberliegenden Seite: Christus als guter Hirte (vgl. Joh 10, 1-18; zum Anbringungsort über der Tür speziell Vers 9). Hier wird es erstmals im Bild dargestellt.





Vorbild ist die antike Darstellung des Orpheus. Das Gewand und das Kreuz legen auf den ersten Blick nahe, dass es sich nicht einfach um eine bukolische Szene oder die Illustration einer biblischen Szene handelt. Hier werden imperiale Attribute verwendet, die in den Zusammenhang der Entwicklung des Christusbildes ab dem 4. Jh. passen (vgl. das Mosaik der traditio legis in S. Costanza oder die Apsis in S. Pudenziana). Zu dem Eindruck trägt auch der üppige Gebrauch goldener Mosaiksteinchen bei.








In den Lünetten findet man die zur Quelle eilenden Hirsche als Bilder für das Streben zu Gott (Ps 42,2-3). Sie sind umgeben von Akanthusranken, die ihr Gedeihen der Quelle verdanken.






Die Vierungslünetten zeigen jeweils zwei Apostel – Petrus und Paulus an der Ostwand – zwischen denen eine Schale steht, aus der Tauben trinken möchten. Auch das kein neues Motiv: wer denkt nicht sofort an das herrliche Mosaik in den kapitolinischen Museen). Hier wird das Bild auf die dürstende Seele bezogen, nicht umsonst findet man das Sujet oft in Grabkontexten.



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Die Gesten der Apostel weisen nach oben zum dem goldenen Kreuz, das mitten im Sternenhimmel an der Kuppel angebracht ist. Hintergrund ist hier Mt 24,30, wo davon die Rede ist, dass das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen wird, wenn der Jüngste Tag angebrochen ist. Wie man im Reiseführer lesen kann, sind es 567 Sterne (ich habe nicht nachgezählt … ). Dazu passen dann auch die Wesen der Apokalypse (Apk 4,7), die dank der Kirchenväter zu den Symbolen der Evangelisten wurden. Auch dieses Kuppelmosaik ist ein Hinweis darauf, dass die Kapelle als Grabmonument geplant worden ist.






Der verbleibende Raum ist mit Rankenmotiven, Mäandern und anderen Schmuckelementen gefüllt, die für dekorative Effekte sorgen.



Fortsetzung folgt ... irgendwann bald

Claude​
 
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Ganz herzlichen Dank für diese hochinteressanten Ausführungen zum Mausoleum der Galla Placidia mit sehr schönen Bildern, liebe Claude! Als ich dort war, schoben sich zahlreiche Schulklasse durch das kleine Bauwerk, sodass es leider sehr eng war. Es zog mich dann auch schnell wieder in die überwältigende San Vitale zurück.


Die Eintrittspreise sind in der Tat sehr gering, gemessen an dem, was dafür geboten wird.
 
Liebe Claude,

meinen Vorrednern ist nichts hinzuzufügen - außer vielleicht, dass ich mich glücklich schätze, diese wunderbaren Mosaiken bald selbst wieder einmal betrachten zu können. Die Vorfreude steigt! :nod:
 
Die wieder einmal sehr schönen Bilder habe ich bislang leider nur überfliegen können, vom Lesen des Textes einmal ganz zu schweigen. Aber bald in den nächsten Tagen werde ich endlich Zeit dafür finden.
 
Ganz herzlichen Dank für diese hochinteressanten Ausführungen zum Mausoleum der Galla Placidia mit sehr schönen Bildern, liebe Claude! Als ich dort war, schoben sich zahlreiche Schulklasse durch das kleine Bauwerk, sodass es leider sehr eng war.

Ja - die Schulklassen. Ich habe so manches Mal mit einem Stoßseufzer gedacht: zum Glück bin ich nun nicht mit einer solchen Truppe unterwegs, sondern kann selbstbestimmt, ohne Ordnungsrufe für mich genießen.
Für das Mausoleum und gleichfalls für San Vitale sollte man als früher Vogel da sein. Deswegen haben wir das auch auf zwei verschiedene Tage gelegt. In dem kleinen Mausoleum ist das noch entscheidender.

Das Mausoleum war für mich der Höhepunkt unter all den wunderbaren Dingen, die man in Ravenna sehen konnte.

Danke für Dein Lob. Leider komme ich nicht immer dazu einen Bericht zu verfassen - es steht noch ein ganz großes Venedig Kapitel vom letzten Jahr aus, in dem ich von nicht immer zugänglichen Dingen erzählen wollte.

Claude
 
Am liebsten würde man Deine Schilderungen ausdrucken und sich sofort auf den Weg nach Ravenna machen! An den schönen Motiven kann ich mich gar nicht sattsehen.

Vielen Dank, liebe Simone!
Ich würde am liebsten auch ganz schnell wieder meinen Koffer packen. Ich habe noch weitere Mosaiken mitgebracht und hoffe, sie bald präsentieren zu können. Leider bin ich ab Donnerstag erst mal für ein paar Tage ohne Internet.

A plus
Claude
 
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