Italien: Querelen um Ausrichtung der RAI

Pasquetta

Magnus
Stammrömer

(Ich meine, dieses Thema wäre schon mal hier aufgegriffen worden, finde aber nichts mehr dazu. Bitte verschieben, falls nötig, danke.)
 
(Ich meine, dieses Thema wäre schon mal hier aufgegriffen worden, finde aber nichts mehr dazu. Bitte verschieben, falls nötig, danke.)

Ich hatte hier am Dienstag einen ersten Hinweis gepostet: Kulturpolitik unter Sangiuliano

Das lässt tief blicken ...


Hier noch ein lesenswerter Artikel von Dominik Straub zum Thema:


Er zeigt, dass es nicht nur um eine Neuausrichtung der RAI geht sondern dass der Kontrollwahn viel weiter geht:

Doch Meloni mag sich nicht mit der Kontrolle des Staatssenders begnügen. Die Chefin der postfaschistischen Partei Fratelli d‘Italia will in allen wichtigen staatlichen Institutionen und Unternehmen mit Staatsbeteiligung mitreden. Beim Stromversorger Enel, mit 70 Milliarden Euro Börsenkapitalisierung das größte Unternehmen Italiens, wurde die Führungsspitze bereits mit Vertrauensleuten besetzt. Das Gleiche gilt für die Rüstungsschmiede Leonardo, für den Energiekonzern ENI und für die Netzgesellschaft Terni; die Staatsbahn Ferrovie di Stato, deren Schienennetzabteilung RFI und die italienische Post sollen noch folgen. Neue Generale erhielten in diesen Tagen auch die Staatspolizei und die Finanzpolizei, und nicht einmal vor den beiden Rentenkassen Inps und Inail macht der Kontrollwahn Melonis Halt: Die beiden Institute wurden kurzerhand unter die Führung eines Sonderkommissars der Regierung gestellt.
 
Auch in meinen Augen ist das Ganze bedenklich.

Zitat aus dem durch Pasquetta verlinkten Artikel - Italienischer Sender: Wie die RAI auf Regierungslinie gebracht wird - im Eingangsbeitrag:
Als Vertreter der Journalisten in Italien macht sich Trapani große Sorgen, denn noch nie habe der übliche Personalaustausch so unverhohlen stattgefunden. "Die Regierung macht keinen Hehl daraus, dass dies mit dem Ziel geschieht, das Narrativ des Landes zu verändern", sagt Trapani. Und das sei das Gefährliche daran. "Die Regierung will die Führungsspitze des öffentlichen Dienstes auswechseln, um das Narrativ des Landes zu ändern, offensichtlich um es dem Denken der Regierung näher zu bringen", fügt er hinzu. Doch damit zerstöre man ein wichtiges Stück Demokratie. In Italien - einem Gründungsland der Europäischen Union.
Und natürlich verstehe ich gut, dass ein Journalisten-Vertreter wie Trapani so spricht. Dennoch meldet sich bei mir ein Gefühl gewisser Vorsicht, wenn ich einen dieser Kampfbegriffe lese, die als solche erst vor wenigen Jahren in Mode gekommen sind - in diesem Falle: Narrativ (und in vergleichbarer Weise verwendete Beispiele sind "Narzisst" und "toxisch").
 
Nun denn, auch bei uns häufen sich Beschwerden über eine einseitige Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Medien, durchaus bestätigt durch Untersuchungen über die politische Ausrichtung der Journalisten. Leider haben sich in den letzten Jahren einige m.E. nicht unberechtigte Beschwerden über einseitige Berichterstattung gehäuft. In Italien dürfte das ähnlich sein. Bei allem Verständnis über die Klagen und Besorgnisse von Journalisten vermisse ich doch jegliche Selbstreflexion über mögliche eigene Fehler seitens der Journaille. Da kommts dann eben zu Reaktionen der gewählten Volksvertreter.
 
Tja, nun hat anscheinend auch der Starmoderator Fabio Fazio nach 40 Jahren bei der RAI die Reißleine gezogen (leider unter Bezahlschranke):
Il 14 maggio 2023 viene comunicato, dopo quasi quarant'anni di carriera in Rai e venti di Che tempo che fa, il suo passaggio al gruppo Warner Bros. Discovery Italia, dove un contratto di quattro anni lo legherà al canale Nove e dove lo seguirà Luciana Littizzetto.[
Quelle: wikipedia Fabio Fazio

Und das für einen Vier-Jahres-Vertrag ...
 
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Und nun schon der nächste Rücktritt!


Für einen Eklat sorgte die ehemalige RAI-Präsidentin Lucia Annunziata, die die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt verlassen hat. Als Grund nannte sie in einem offenen Brief die Einmischung der Regierung Meloni bei der Ernennung der neuen Chefs des Staatsfernsehens.

"Ich habe mich entschlossen, die Rai zu verlassen, weil ich mit den Maßnahmen der derzeitigen Regierung nicht einer Meinung bin, weder inhaltlich noch methodisch. Ich bin vor allem nicht mit der Art und Weise einverstanden, wie in die Rai eingegriffen wird", so Annunziata in einem Brief an die Führung des Staatsfernsehens. Die notwendigen Bedingungen für eine weitere Zusammenarbeit seien nicht mehr gegeben, verlautete die angesehene Journalistin.
 
Dazu aus oben verlinktem Artikel:
Prompt kam die Reaktion der Regierungschefin. "Ich möchte die italienische Kultur von einem intoleranten Machtsystem befreien, in dem man bisher nicht arbeiten konnte, wenn man sich nicht zu einer bestimmten politischen Partei bekannte. Ich möchte ein leistungsorientiertes und pluralistisches Fernsehsystem, das jeden vertritt und jedem Platz einräumt, basierend auf Leistung und Verdienst", sagte Meloni laut Medienangaben am Freitagabend.
Dazu - ohne weiteren Kommentar - seht euch dieses Video an:
 
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