Bericht: Prag im Spätsommer 2006

sira

Triumphator
Stammrömer
Tja, Prag....als goldene Stadt verschrien. Wie würde es werden?
Das erstemal habe ich die Stadt im Jahr 1990 im Rahmen einer Studienfahrt besucht und ich hatte die Stadt als düster und grau mit einem sozialistischen-muffigen Hauch in Erinnerung. Wie würde es 16 Jahre später sein?

Gestartet sind wir mit einer 16-köpfigen Reisegruppe am Montag, den 25.9. um kurz nach sieben am Heider "Hauptbahnhof".

Vor und lag eine fast 10- stündige Bahnfahrt, die uns über Hamburg, Berlin und Dresden nach Prag bringen sollte.
Wenn ich mal mit der Bahn in Richtung HH fahre, ist der Blick auf den Nord-Ostsee-Kanal mit einer der schönsten und seit ich mich erinnern kann, werden dann auch immer die Schiffe gezählt, die gerade den Kanal befahren...

Aber auch der Ausblick auf die platte Marsch bei Sonnenaufgang hat so seine Reize...

In Hamburg Altona und nach einem Latte-Macchiato-to-go von Crobaque ging es n dann mit einem Eurocity Richtung Prag. Dessen Endstation war Budapest und tauchten wir in ein noch immer real-existierendes-sozialistischen Flair ein...
Beachtlich die Teppiche an den Decken....
Nichts desto Trotz war es eine angenehme Fahrt mit Perso-Kontrolle und Lokomotiv-Wechsel an der tschechischen Grenze, so daß wir so um halb fünf den Prager Bahnhof Holesovice erreichten.
Als wir den Bahnhof Richtung Straßenbahn verließen, sah man ein bißchen die Enttäuschung in den Gesichtern der Mitreisenden:
Das Umfeld von Holesovice war von düsteren, grauen verfallenen Plattenbauten geprägt....Der erste Blick auf die Stadt war also nicht wirklich golden.....
Beim Versuch die Strassebahn zu erreichen fuhr ich mir mit meinem Koffertrolley noch selber über den Fuß, was mir einen dicken blauen Fleck einbrachte....na, das konnte ja noch heiter werden.....

Unsere Unterkunft lag in der Neustadt in einem Gebäude der evangelischen Fakultät der Karlsuniversität, die während der Semesterferien Appartements an Touristen vermietet. Preis pro Nase und Nacht 39 € (!!!!!). Ja ja, Prag ist teuer....

Nebenbei konnte man dem alltäglichen Uni-Betrieb in Form von Vorlesungen und Seminaren beobachten. Schön auch die fakultätseigene Kneipe "Marathon", wo der halbe Liter Bier 23 Kronen kostete... (1 € um und bei 28 Kronen; je nach dem, welche Wechselstube man erwischte...)
Da wir ja eine Reisegruppe waren war geplant, daß wir den ersten Abend mit einem gemeinsamen Abendessen verbringen.
In einem Restaurant unweit der Unterkunft ließen wir den Abend ausklingen, wobei sich das Bezahlen als echte Herausforderung entpuppen sollte.
Die Bedienung wollte nur den Gesamtbetrag von der Gruppe kassieren und so ging das Zusammensammeln der Einzelbeträgen los, was sehr nervenaufreibend war, denn jeder hatte nur große Kronenscheine dabei....und bei solch einem Service Trinkgeld geben? Neeeeee!
Na, letztendlich haben wir es doch noch zurecht bekommen, aber ich habe diese Service-Wüste im Gegensatz zu einigen anderen Reiseteilnehmern nicht mehr betreten....
Ich kann mir auch nicht helfen, aber ich denke, daß es sich hier um einen klassischen Fall von Touri-Abzocke gehandelt hat.....:evil:

So, ob die nächsten Tage doch noch besser wurden erfahrt ihr in den nächsten Teilen....
 
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AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo und Moin, Moin Sira!

VIELEN DANK :) für Deinen ersten Teil Deines Pragberichtes - ich habe ihn sehr gerne gelesen und ich freue mich sehr bald mehr lesen zu können !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo Sira!

Danke für die ersten Prag-Impressionen!

Die Probleme beim Bezahlen sind allerdings "typisch Deutsch"! In anderen Ländern ist es einfach üblich, dass bei mehreren Personen an einem Tisch einer die Rechnung übernimmt. Den Begriff Servicewüste finde ich da etwas übertrieben ;-)...
Man könnte auch andersherum sagen, dass weltweit die Servicekräfte schon Angstzustände bekommen, wenn eine deutsche Gruppe auftaucht. Dann sind wieder unzählige Einzelabrechnungen fällig...

Andere Länder, andere Sitten. Wenn wir im Ausland (auch und gerade in Italien) mit mehreren Personen essen gehen, rechnen wir die einzelnen Posten immer nachher auseinander. Das Personal ist zufrieden, die Gäste können damit leben und alles ist gut.

Schöne Grüße und einen schönen Sonntag

Ingo
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Auch von mir: Vielen Dank! Als Du vom Bahnhof erzählt hast, hatte ich sofort wieder diesen "wunderbaren" Ausblick vor Augen, den man hat, sobald man vor die Tür tritt... :lol: Wir sind damals mit dem Taxi weitergefahren, was auch ein Abenteuer für sich war ;)

Herzlichen Gruß
Sven
 
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Tag 2 (26.9.2006)​


Nach einer etwas lauten Nacht (der benachbarte Fahrstuhl machte doch sehr ungewöhnliche Geräusche 8O und es sollte noch merkwürdiger werden... ) und einem guten Frühstück (O-Saft, typische tschechische Kümmel-Brötchen (ich hasse Kümmel, deshalb startete ich morgens immer die große "Entkümmelisierung") und gutem Kaffee stand als erstes eine Stadtrundfahrt auf dem Programm.
Mit einem Minibus und einem Reiseführer ging es um 10 Uhr zu einer zweistündigen Tour durch Prag los. Der Reiseführer vermittelte uns auf der Tour immer wieder, daß er aus einer Diplomatenfamilie stamme, 10 Sprachen beherrschen würde und einen Doktor-Titel der Karlsuni sein eigen nennen konnte.....Alles höchst beeindruckend....;)
Die erste Station sollte der Hradschin sein, den wir so um und bei 11 Uhr erreichten.
Der Hradschin ist der Sitz des tschechischen Präsidenten und ist zum größten Teil "besuchbar". Stündlich findet eine Wachablösung statt., was natürlich viel Touristen zur vollen Stunde anzieht.

Am meisten beeindruckt hat mich aber der Blick auf die Stadt Prag.​
Im Schnelldurchlauf (jetzt gehörte ich also auch einer Reisegruppe an, die einem irgendeinen Gegenstand hochhaltenen Tourist-Guide blind folgen und die ich in Rom immer belächel) am Veitsdom vorbei , neben dem ich einen Obelisken :?: entdeckte. Warum der da stand und warum sollte ich am nächsten Tag erfahren....

Nachdem ich in einer Wechselstube in die nächste Tourifalle getappt war (Wechselkurs 1:21...:evil: ) saßen wir auch schon im Bus der uns vorbei am jüdische Viertel zum Alstädter Ring kutschierte.
Kurze Erläuterungen über das Jan-Hus- Denkmal (tschechischer Reformator), über die Astronomische Uhr am Rathaus und ich entdeckte etwas, was mich an Rom erinnerte....

Diese Brunnenskulptur versetzte mich doch etwas an die Piazza Barbarini....;)

Vorbei an Kafkas Geburtshaus (gegenüber eine günstige Wechselsube Kurs 1:29...aber erst ab 150 €) und am Karolinum

landeten wir schließlich am Wenzelsplatz wo die Stadführung endete.

Da sich auch die Reisegruppe für kurze Zeit auflöste (später am Tag war noch eine Moldaufahrt geplant) war jetzt endlich die Zeit gekommen "eigene" Wege zu gehen...

Da ich für den kommenden Tag einen Konzertbesuch im Repräsentationshaus (Obecni dum) geplant hatte, machte ich mich mit Muttern und zwei anderen Damen aus der Gruppe dorthin auf dem Weg um die Karten zu besorgen.
Diese Gebäude hatte ich noch von meinem letzten Prag-Besuch in dunkler Erinnerung. Noch nicht restauriert habe ich damals gemunkelt, wie schön es mal gewesen sein muß.
Heute, 16 Jahre später, erstrahlt das Gebäude im schönsten Jugenstilglanz.

Wunderschön auch das Jugendstilrestaurant mit Café-Haus-Atmosphäre, in dem wir uns, ganz romgeprägt, mit einem Tomate-Mozzarella-Sandwich stärkten...


Später auf dem Weg zur Moldau entdeckte ich dann noch das in einem Fenster:
:D

:D
Die Fahrt auf der Moldau war sehr entspanned, wenn auch ein Hauch von Diesel einem fast die Luft zum atmen nahm, aber Petrus meinte es gut mit uns:
Strahlender Sonnenschein
Vorbei am Nationaltheater (das wir am Freitag noch von Innen geniessen sollten), einer Burg, am "Tanzenden Haus", unter der Karlsbrücke hindurch landeten wir nördlich der Pariser Straße (der via Condotti Prags) wo ich einen Rossmann erspähte und endlich eine Zahnbürste erstand, denn die hatte ich zu Hause vergessen....:blush:


Schön auch dieses Haus am Rande des jüdischen Viertels, dessen Goldverzierungen in der untergehenden Sonne wie tausend Lichter leuchteten...



Am Altstädter Markt konnten wir um 18 Uhr dann noch das "Apostellaufen" der historischen Uhr vom gegenüberliegenden Café mit einem Pilsener Urquell beobachten, was vor allen von den anwesenden Japanern begeistert beklatscht wurde....

Danach ging es zurück in die Unterkunft, wo wir dann abends in dem in der Parallelstraße liegenden U Flecku den Abend ausklingen ließen.

Das U Flecku soll die älteste Kneipe in Prag sein und ist auch so ein Touri-Magnet. Zu DDR-Zeiten haben sich dort immer Menschen aus Ost und West getroffen.
Trotz allem fand ich die Burg-Atmosphäre ganz witzig und die "Hochbetagten" der Reisetruppe hatten bei "Adelheid und dem geschenkten Gartenzwerg" viel Spaß!
 
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Hallo und Moin, Moin Sira!

Vielen Dank auch für diesen Teil mit den viiiieeeelen Bildern - wieder sehr schön zu lesen ( sehr nett auch die Romerinnerungen bei den Bildern ) - ich bin schon gespannt wie es denn so weitergeht mit " Adelheid und den Gartenzwergen" ......


Gruß - Asterixinchen :)
 
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Tag 3 (27.9.2006)

Mit doch leicht angegriffenen Kopf vom tschechischen Bier im U Flecku (aber den Zustand kannte ich ja noch von meinem letzten Pragbesuch...:blush: )
stand heute eine Führung der Prager Burg, dem Hradschin auf dem Programm.
Mit der Straßenbahn ging es bis hinter das Hradschingebiet wo wir uns diesmal mit einem anderen Reiseführen trafen.
Vorbei am Kloster Strahov mit einer sagenhaften Barockkirche und dem Loreta-Heiligtum (das wir leider nicht besichtigten...:cry: ) ging es mal wieder zum Hradschin.


Da es gerade zwölf war konnten die musikalische Wachablösung mit viel Bromborium und Musik beobachten.

Danach folgte eine nichtendende Führung x( durch den Veitsdom mit Erläuterungen zu fast jeder Seitenkapelle......und Nepomukgrab und Wenzelkapelle.

Zum Schluß erfuhr ich dann auch noch die Bedeutung des Obelisken. Laut Reiseführer ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges...also nichts wirklich Spektakuläres....:cry:

Tja, danach noch das touristische Pflichtprogramm "Goldenes Gässchen", wobei das Betreten der ca. 100 m langen Gasse in der sich kliene Geschäfte befinden nochmal 50 Kronen kostete....(Eintritt für den Veitsdom hatten wir auch schon bezahlt!)
Ich hatte schon damals diesem Ort nicht spannendes abgewinnen können, aber Legende ist eben Legende.....und Gelschneiderei ist Geldschneiderei!

Nach 4 Stunden Burgerkundigung war da Pflichtprogramm beendet und ich konnte mich ohne Gruppenzwang ins Hotel begeben.
Dort freute ich mich auf den Konzertabend im Obecni dum.
Best of Carmen und der Bolero stand auf dem Programm.

Also, hinein ins kleine Schwarze und mit der Straßenbahn auf in die Kultur...;)

Und es war phantastisch. Zwar dauerte es nur eine Stunde, aber allein das Ambiente war jede Krone (790 Kronen/Person) wert.
Das Konzert kombiniert mit Ballett fand im Smetana-Saal statt. Sagenhaft auch die nach dem Komponisten benannte Orgel...


Auf die Straßenbahn wartend kaufte ich noch eine Handpizza und ab ging es ins Bett. Der Rest der Truppe war wieder in dem Restaurant vom Anreisetag eeingekehrt. Na, wenn man mürrische Bedienung mag, die einem das Essen auf den Tisch knallt.....
 
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Hallo und Moin, Moin Sira!

Fleißig, fleißig, fleißig !!!!! Wieder einmal: DANKE für Deinen reich bebilderten Bericht !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
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Auch von mir noch einmal: Vielen Dank für Bericht und Bilder!

Und: Ich mag auch keinen Kümmel ;)

Herzlichen Gruß
Sven
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Tag 4 (28.9.2006)

Am heutigen Tag stand das jüdische Viertel auf dem Programm.
Nach kurzem Bummel durch diverse Gässchen am Pulverturm und am kubistischen Haus der "Goldenen Madonna" vorbei sowie sich auf Patrouille befindende Polizisten trafen wir uns unter der astronomischen Uhr mit dem Reiseführer Ivo von gestern.

Ich muß sagen, ein kleines flaues Gefühl hatte ich schon im Magen, denn vor den Synagogen im jüdischen Viertel stand ausnahmelos schwerbewaffnete Polizei, die wegen vermuteter geplanter Terrorangriffe eingesetzt waren....
In einigen Straßen war der Durchgangsverkehr gesperrt und Kleinlaster wurden kontrolliert.....
Einige schienen ihren Job aber nicht so erst zu nehmen, denn sie mutierten zum begehrten Fotomotiv für Touristen....:roll:


Für uns hieß es jetzt diverse Synagogen (Maiselsynagoge, Spanische Synagoge, Pinkassynagoge) zu besichtigen.
Sie dienen heute als Museen oder Gedenkstätten. Erschreckend die knapp 78.000 Namen an der Wand der Pinkassynagoge der im Dritten Reich ermordeten tschecheslowakischen Juden....
Interessant aber auch das vor der Spanischen Synagoge (im Mauren-Stil) stehenede Kafka-Denkmal.

Ja, dann noch ein Besuch den jüdischen Friedhofs, wo Muttern und ich von Tauben besch.... wurden....

Der Friedhof umfaßt etwa 12.000 sichtbare Grabstätten auf einem kleinen Areal und zehntausende weitere Gräber in tieferen Erdschichten. Senkungen, Erosion und Witterung haben es zu einer hügeligen Landschaft werden lassen. Faszinierend.


Am Ende befindet sich das Zeremoniensaal, in dem bis in die 1920er Jahre die rituellen Totenwaschungen. Heute ist dort eine Ausstellung untergebracht.


Zum Ende hin kamen wir dann noch am jüdischen Rathaus vorbei, dessen Turm ein besonderer Anblick ist. Darunter eine Uhr mit hebräischen Schriftzeichen, die gegen den Uhrzeigensinn läuft...


Nach dem Pflichtprogramm war dann endlich die Kür angesagt:
Über die überübervolle Karlsbrücke gelangeten wir kurz vorm Erreichen der Neustadt auf die Halbinsel Kampa, die ich soooo schön fand, daß wir am Abend gleich nochmal dort landeten.

Aber erstmal zur Karlsbrücke: es strömten die Massen, rechts und links Händler und Gaukler. Diese brauchen allerdings eine Standgenehmigung, was einem die kopierten Gucci-Taschen und Kamerastative (siehen Engelsbrücke)ersparte....;)
Vor dem Brückenheiligen Nepomuk ballte es sich natürlch am meisten..denn wenn man die Bronzetafel am Sockel berührt, kehrt man nach Prag zurück....


Da war die Halbinsel Kampa eine echte Erholung, ja, wie eine Oase in der lärmnden Stadt.
Dort fanden wir ein nettes italienisches Restaurant (ich konnte keine Knödel ind Gulasch mehr sehen....) und hatten eine erholsame Pause an einem alten Wasserrad. Die Pizza war gut und das Bier am frühen Nachmittag lecker...;)

Auf dem Rückweg mit der Straßenbahn holte ich noch schnell die per internet reservierten Karten für "La Traviata" für den darauf folgenden Abend ab, was problemlos klappte.

Am Abend hatte ein Teil der Reisegruppe eine Vorstellung des "Schwarzen Theaters" auf dem Programm, wir entschlossen uns, uns noch mal über die Karlsbrücke zur Halbinsel Kampa treiben zu lassen und das nächtlich beleuchtete Prag in einer Kneipe an der Moldau zu geniessen....
 
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AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo und Moin, Moin Sira!

Sehr schön, dass Du soooooo fleißig bist !!!

Schöner Bericht !!!:thumbup: Tolle Bilder !!!:thumbup: DANKE !!!:thumbup:

Ganz schön viel Programm was Ihr da abgeleistet habt!!!



Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo Sira!
Vielen dank für deinen schönen Bericht. Ich folge dir gerne durch Prag.

Die vielen schönen Bildern wecken Erinnerungen an meine Abifahrt im Jahr 2002.
Damals kam mir Prag eigentlich recht billig vor, was aber haupsächlich auf die Preise bei Mc Doof und die Alkoholischen Getränke bezogen war.
Wir sind auch die meiste Zeit einer Reiseleiterin hinterhergelaufen, der wir den Spitznamen "das Fähnchen" gegeben haben. Sie erzählte uns die ganze Zeit etwas von funktierenden und nicht funktionierenden Synagogen!?
Wir waren dann noch im KZ Theresienstett (keine Ahnung ob das so richtig geschrieben ist). Das war echt heftig, da lag das Grauen noch irgendwie in der Luft.

Freue mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung deines Berichtes.

LG Trine!
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo Sira,

bist Du fleißig!!!

Danke für den Bericht bisher! Da habe ich es ja nicht geschafft zwischendurch meinen Senf dazuzugeben.

Auch mit Deinen Bildern machst Du Lust auf einen Besuch in Prag.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

So, bevor ich mich auf den letzten Tag in Prag stürze möchte ich mich für Eure positiven Resonanzen bedanken. Schön, daß es Euch gefällt!

@Trine: Ja, in Sachen Lebensmittel/Bier ist Prag ein recht billiges Pflaster, aber nur wenn man Selbstversorger ist und die einschlägigen Touri-Kneipen meidet.
Das Bierchen an der Astronomischen Uhr kostete 120 Kronen....
In Theresiensstadt waren wir damals auch auf der Abifahrt - erschreckend!
Ein, zwei Synagogen werden noch für Gottesdienste genutzt. Eine ist nur Gläubigen zugänglich. Frag mich aber nicht welche.
Am jüdischen Friedhof wurden übrigens Kippas für die Männer verteilt, die auch kommentarlos getragen werden. Frauen brauchen keine, da sie, so erzählte der Reiseführer, von Geburt an Gott näher stehen und erleuchteter sind..


Tag 5 (29.9.2006)​

Nach einer etwas lauten Nacht (Unruhe auf der Straße, worauf ich um 3.30 Uhr aus dem Fenster schaute und einen Mann mit Schlapphut entdeckte, der eine Arie schmetterte....ob es Golem war kann ich nicht sagen...;) )
war der Freitag zur freien Verfügung und so konnten wir nach dem Frühstück machen was wir wollten.
Muttern und mir schlossen sich noch zwei Endsiebzigerinnen an.
Erstes Ziel war die Jakobskirchen in der Nähe des Altstädter Platzes.
Diese Kirche hat eine nette Geschichte zu bieten:
Links vom Eingangsportal hängt ein menschlicher Unterarmknochen, der von einem Dieb stammen soll, der die Juwelen der Jungfrau Maria stehlen wollte. Die hat ihn so lange festgehalten, daß der arm abgeschnitten werden mußte. Und heute hängt der Rest des Armes da immer noch!
Weiter zur Teynkirche, wo das Fotografieren aber verboten war, worauf ein
Aufpasser auch streng achtete.


Dann noch zur Nikolauskirche, die von Außen mehr versprach, als sie Innen hielt

und weiter durch volle Gassen

zum Altstädter Brückerturm,

wo wir mit einem Hupkonzert begrüßt wurden.
Grund war, daß ein Reisebus direkt vor dem Turm, der den Beginn der Karlsbrücke markiert, eine Horde von Damen auslud, die sich kurze Zeit später als Teilnehmerinnen einer Misswahl herausstellten und dann auf ihren Highheels die Karlbrücke entlangstacksten um sich dort fotografieren ließen.......


Diesmal bogen wir nicht zur Kampa-Insel hinunter, sondern schlugen uns bis zur Kleinseite durch, wo ich eigentlich die Nikolauskirche der Kleinseite besichtigen wollte, die dann aufgrund des Eintrittspreises (!) boykottierte...

Schade......
Nach einer Pause am Kleinstädter Ring stand dann noch die Kirche Santa Maria de Victoria (den Namen kennen wir doch, oder? ;) )mit dem Prager Jesulein auf dem Programm. Das Pendant in Rom ist ja unter anderen die tschechischen Nationalkirche, also was liegt näher als Romitis-Infizierte mal einen Gegenbesuch abzustatten?

Hier diesmal kein Eintritt und danach ging es zurück mit der Straßenbahn um sich in Ruhe auf "La Traviata" im Narodni divadlo vorzubereiten.








Alfredo und Violetta waren so grandios wie das ganze Theater. Eine wahnsinnige Atmosphäre, die sich über 3 Stunden erstreckte. Sozusagen der Höhepunkt der Reise am letzten Abend....

Am nächsten Tag ging es von Holesovice mit Umsteigen in Hamburg und Elmshorn nach Heide in einem Wagon mit defekter Klimaanlage (es war schlimmer als August in Rom) zurück.

Ein Fazit werde ich in ein paar Tagen machen, nach dem ich die Eindrücke so richtig verarbeitet haben.
Ich hoffe ihr hatte viel Spaß beim Lesen!
 
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AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo und Moin, Moin Sira!

So zum Abschluß Deines Berichtes noch einmal: vielen, vielen Dank :) , dass Du uns hast an Deinem Urlaub teilhaben lassen ... ich habe mich sehr gefreut und Deinen Bericht sehr gerne gelesen und das Betrachten der Bilder hat mir große Freude bereitet !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo Sira!

sira schrieb:
Ich hoffe ihr hatte viel Spaß beim Lesen!

Spaß hatte ich definitiv! Vielen, vielen Dank, dein Bericht hat mir den heutigen Sonntag sehr versüsst. :nod: :thumbup:

LG Trine!

PS:
cellarius schrieb:
Da muss der Zeithistoriker berufsbedingt einfach klugscheißen : Theresienstadt (tschechisch: Terezin).
Dachte ich mir doch, dass ich da irgendwas falsch geschrieben habe. Da zahlt es sich doch aus einen Mann vom Fach mit an Bord zu haben. ;)
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Vielen Dank für den schönen Bericht! Ich glaube Prag ist nichts für mich...Bin schon sehr gespannt auf dein Fazit!
PS: Ich mag Kümmel eigentlich ganz gern...:)
 
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Fazit:

Ja, was soll ich sagen.....Prag ist schon eine tolle Stadt mit gewissem Flair, seien es die Caféhäuser, die Kneipen, Theater und die Gebäude mit den unzähligen Baustilen von Romanik bis zum Jugendstil....mir persönlich ist es an Masse etwas zuviel, ja, ich habe mich fast erschlagen gefühlt, weil man gar nicht wußte, wo man gucken, essen, trinken sollte...8O

In den letzten Jahren ist viel restauriert worden, so daß die Gebäude, die unter dem Sozialismus vernachlässigt wurden, im schönsten Glanz erstrahlen.:nod:
Beachtenswert auch, daß in dritter/vierter Reihe von den Hauptstrassen entfernt fast unbeschädigtes Dekor an den Häusern zu sehen war, obwohl sie nicht restauriert waren...

Die Souvenirbranche ist schlimmer ausgeprägt als in Rom (ich dachte immer,mehr geht nicht ;) ). An jeder Ecke gibt es Glasperlen, T-Shirts und den üblichen Nippes-Plastik- Quatsch zu horrenden Preisen und im Unglück reißt das kleine Geschäftchen auch noch seine Lautsprecherboxen auf und bedröhnt die nächste Umgebung mit Hip-Hop....x(
Nach der Amerikanisierung in der 90 er (Kentucky Fried Chicken, Mc Doof, Wendy´s) setzt jetzt die "Italienisierung" in Prag ein...man kann super lecker und günstig fast überall Pizza&Pasta essen (was mir sehr entgegengekommen ist, denn ich befürchtete, daß ich mich eine Woche von Gulasch und Knödel ernähren hätte müssen...) Überhaupt waren viele Italiener in Prag!

Thema Service: wenn man Pech hat gibt es keinen.....in einem Kaufhaus wurde ich wortlos von Kasse zu Kasse geschickt, wo man mir dann die schon geschrieben Ansichtskarten abkassieren wollte, obwohl ich eigentlich nur Briefmarken wollte....:roll: Und das in einer Geschwindigkeit, daß man meinen könnte man befinde sich im ersten Quartal eines Fünfjahresplanes....:frown:
Manchmal ist der Sozialmus doch noch sehr präsent.....

Prag läßt sich gut an einem Wochenende erlaufen oder mit den günstigen öffentlichen Verkehrsmittel erfahren.
Empfehlenswert dann ein Konzertabend im Narodni divadlo :nod: ; für umgerechnet 20 € habe ich die erste Oper meines Lebens erlebt und war begeistert.
Alleine das Flair ist sagenhaft!

Also, ich will nicht sagen: nie wieder Prag! Nein, mich würde interessieren, wie Prag weitere 15 Jahre später aussieht und ab der "Plastik-Tourismus" etabliert hat.....
 
AW: Prag im Spätsommer 2006

Hallo Sira,
du bist ja schon wieder sagenhaft fleißig gewesen8O . Vielen Dank auch von mir für deinen leicht zwiespältigen Pragbericht. Ich kann die nicht ganz einhellige Begeisterung gut nachvollziehen. So ganz angekommen im für uns normalen Marktwirtschaftlichen sind die ehemaligen Ostblock-Städte eben noch nicht. Aber ich finde, die Brüche zwischen alt und neu, reich und arm, Nepp und billig, Pracht- und Plattenbau, etc.pp, die man da sehr stark erleben kann, haben auch etwas Interessantes. Mir hast du jedenfalls durchaus Appetit auf einen Pragbesuch gemacht.

Toll sind die vielen guten Bilder:thumbup: .

Gruß von gengarde

, der sich auch zur Kümmelhasserfraktion zählt;)
 
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