Bericht: Prag, goldene Stadt im goldenen Oktober

Ludovico ROB

Magnus
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Seit unsere Älteste vor knapp 20 Jahren begeistert von einer Klassenfahrt zurückkam, steht die Stadt an der Moldau auf meiner Wunschliste. Endlich haben wir den Wunsch wahr gemacht. Mit unserer zwölfköpfigen Städtetourtruppe ging es letzten Freitag, am23. Oktober, frühmorgens los nach Prag. Shuttle Transfers und der Flug von Düsseldorf verliefen glatt. So überquerten wir bereits kurz nach 10 Uhr mit der Tram 22 oberhalb der Karlsbrücke die Moldau.



Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten sich Karlsbrücke und Hradschin von der Most Legií aus von ihrer besten Seite. Während der Rest der Truppe nach einer geeigneten Kneipe für den Begrüßungstrunk suchte, nutzte ich die Gunst der Stunde für weitere Aufnahmen.


Als ich aufgeholt hatte, wurde mir das nächste Ziel genannt.


In Prag gibt es viele etwas absurde Skulpturen. Hier fragte ich mich ob das ein moderner Pan Tau oder 007 sein soll, der hier am Schirm segelt. Vorbei am schmucken Nationaltheater (ohne Foto) ging es zum


traditionsreichen U Fleku. Das Lokal hat wirklich Atmosphäre, das Bier ist aber nicht nach meinem Geschmack. Da ich eigentlich kein Biertrinker bin, hat mich das nicht weiter gestört. Als nächstes wollten wir uns einer der U-Bahnstationen am Wenzelsplatz einige Tagestickets besorgen.


Vorbei am Neustädter Rathaus spazierten wir gemütlich unserem Ziel zu. Als ich kurz vor dem Wenzelsplatz das Schild "Lucerna" sah, überredete ich meine Mitreisenden zu einem Abstecher durch die gleichnamige Passage.


Die Geschäfte und Restaurants waren nicht der Grund für meinen Vorschlag. Übrigens lohnt ein Bummel durch die eine oder andere Passage rund um den Wenzelsplatz wirklich.



Mich hat diese bizarr anmutende Skulptur hierher gezogen. David Cerný ist bekannt für schwarzen Humor und ironische Darstellungen. In Prag kann man viele seine Werke entdecken. Hier hat er das bekannte Reiterstandbild vom Wenzelsplatz parodiert. Wenzel sitzt auf dem Bauch eines Pferdes aus Pappmaché.


Hier ist das Original vor dem Nationalmuseum zu sehen, dem wohl gerade die dringend erforderlich Kur verpasst wird.

Nachdem wir am U-Bahnhof Muzeum unsere Tickets erworben hatten, flanierten wir um den langgestreckten Platz.


Vor dem Denkmal des Studenten Palach, der sich hier 1969 nach dem von der Sowjetarmee gewaltsam beendeten Prager Frühling angezündet hat, wurden wir nachdenklich.

Danach besserte sich die Laune aber rasch wieder, als wir an den meist hübsch hergerichteten Fassaden und Schaufenstern vorbeizogen.


Das feudale Hotel Europa setzt zwar den Glanzpunkt des Platzes,



doch sind auch andere Fassaden und Schaufenster recht einladend. Am Ende des langgestreckten Platzes zogen wir rechts ab in die Prachtstraße Na Prikope.



Den tschechischen Löwen sieht man natürlich sehr häufig.


Ein "Straßenkünstler" lässt dieses niedliche Schweinderl für sich arbeiten, übrigens recht erfolgreich.

Natürlich ist nach einer so langen Wanderung wieder etwas Ruhe angesagt ;). Nach der ausführlichen Beschreibung von Simone zog es mich aber erst einmal zu einem nahen, ganz bestimmten Gebäude, vor dem ich sehr häufig den Auslöser der Kamera betätigte. Hier einige Ergebnisse.



Das langgestreckte, in stumpfem Winkel im Zentralbau zusammenlaufende Repräsentations- oder Gemeindehaus ist zusammen mit dem benachbarten spätgotischen Pulverturm nur mit Superweitwinkel gänzlich abzulichten (oder als Panorama). Die nächsten Fotos untermauern hoffentlich, dass dieser Bau das für mich prächtigste Jugendstilgebäude ist.




Auf dem Mosaik im Bogen dieses geschichtsträchtigen Hauses über dem prachtvollen Balkon zeigt Karel Spiller die "Huldigung an Prag". Fotos aus dem Inneren folgen später.


Fast so prächtig wie das Gemeindehaus ist das benachbarte Hotel Kings Court. Nachdem ich diese äußerst repräsentativen Gebäude hinreichend fotografiert hatte, kehrte ich zu meiner Truppe zurück, die nicht weit entfernt vor einem mexikanischen Lokal in der Sonne saß und sich von der Sonne verwöhnen ließ.


Die farbenfrohe Ausstattung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Speisen auf den Tellern der Gäste sahen vielversprechend aus. Leider hatten wir keine Gelegenheit sie während unseres Pragaufenthaltes zu kosten.



Geht man unter dem Bogen hindurch, der Pulverturm und Gemeindehaus verbindet, erblickt man bald ein richtiges Ensemble von Türmen und Türmchen. Dieses markante Gebilde führte uns ins Zentrum von Prag,


zum Altstädter Ring, dem großen Platz, auf dem das Leben richtig pulsiert. Die wichtigsten Gebäude hier sind die Teynkirche mit ihren bizarren Türmen, weiter links das Rokokopalais Kinsky, die Nikolauskirche und schließlich das alte Rathaus mit der weltbekannten astronomischen Uhr.


Fast in der Mitte des Platzes steht das mächtige Denkmal, mit dem tschechischen Nationalhelden, dem wegen Ketzerei hingerichteten Jan Hus. Der noch junge Rektor musste seine flammenden Reden gegen Kirche und Staat mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen bezahlen.


Auf dem Platz unterhalten ständig Straßenkünstler die vielen Touristen. Nun in lockerer Reihenfolge einige Fotos von diesem Platz.



Auch der Turm des alten Rathauses fällt schnell auf.


Hier sind nicht


diese schmückenden Figuren das Wichtigste, sondern


die astronomische Uhr. Die genau Tageszeit ist auf dieser Uhr aus dem Jahr 1410 nicht so leicht abzulesen.


Das komplexe Werk zeigt auch noch den Lauf von Sonne und Mond und der Tierkreiszeichen. Die Tageszeit wird in römischen und arabischen Ziffern angezeigt. Der Zeiger für die arabischen Ziffer bewegt sich gegen den Uhrzeigersinn. Die Prozession der Apostel, die zu jeder vollen Stunde aufgeführt wird, habe ich mir erspart. Zum Schluss zeigt das Skelett seinem türkischen Nachbarn an, dass seine Zeit abgelaufen ist und der Hahn kräht zum Ende des Spektakels, das die Touristenmassen fesselt.

Auch auf dem weiteren Weg zur Karlsbrücke wird dem Auge viel geboten.


Links vom Rathaus steht das Haus zur Minute mit berühmter Sgraffiti Malerei, die Prinzen, Ritter und allegorische Figuren zeigt (die beiden rechten Fotos).

Langsam mussten wir zurück zu unserem Hotel, das einige Tramstationen hinter der Burg lag. Wir waren natürlich nach dem Flug viel zu früh angekommen und mussten noch einchecken. Also machten wir uns auf den Weg über die Karlsbrücke.


Zunächst noch ein Schuss zum Hradschin, bevor wir uns durch die Menschenmassen auf die andere Seite der Moldau kämpften.


Die meistbeachtete der 31 Brückenfiguren ist der heilige Nepomuk. Die Bedeutung der fünf Sterne hat Simone schon beschrieben. Eine weitere Sage berichtet, dass der Kopf von Nepomuk von Flammen umzüngelt wurde, als der Leib auf der Moldau schwamm.



Die Brückenfiguren liefern einen wunderschönen Vordergrund für den Veitsdom oben auf dem Hradschin.


Wir haben noch oft die Karlsbrücke überquert. Ich habe instinktiv immer die Perspektive gesucht, aus der sich Kuppel und Türme der kleinseitener Nikolauskirche zwischen den Brückentürmen zeigte.


Solche Oldtimer, die Touristen durch die Stadt kutschieren haben wir oft gesehen.


Nachdem wir uns auf unseren Zimmern erfrischt und etwas ausgeruht hatten, ging es zum Abendessen zurück in die Altstadt. Ich hatte einige Tage zuvor in einem Restaurant reserviert. Das Essen war sehr unterschiedlich. Ich hatte mit meiner Kaninchenkeule auf Spinat Glück. Von den berühmten böhmischen Knödeln war ich enttäuscht. Das wiederholte sich ein zweites Mal. Danach habe ich keine mehr geordert.






Mit diesen beiden Fotos vom Rückweg will ich den ersten Rundgang am Ankunftstag abschließen. Da wir alle sehr früh aufgestanden waren, war das Hotelbett sehr verlockend. Ich kann verraten, dass uns die Moldaustadt auch an den Folgetagen noch sehr erfreut hat.

 
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Lieber Ludovico,

Deine Beschreibung Eures ersten Tages im goldenen Prager Oktober hat mich sehr begeistert. Fantastische Fotos hast Du wieder einmal mitgebracht, die für mich eine wunderschöne Ergänzung unseres Sommerbesuches darstellen. Vielen Dank dafür!
 
Fantastische Fotos hast Du wieder einmal mitgebracht, die für mich eine wunderschöne Ergänzung unseres Sommerbesuches darstellen.

Wirklich wunderschön! :nod: Ich freue mich für Deine Gruppe und Dich, dass Prag Euch offenbar mit schönem Herbstwetter verwöhnt hat und bin sehr gespannt, wohin wir Dir auf Euren Spaziergängen noch folgen dürfen!
 
Angela und Simone,
bei euch beiden sind die Erinnerungen an Prag ja noch ganz frisch. Ich freue mich, dass der Rundgang euer Interesse gefunden hat. Die Fotos des nächsten Tages sind bereit hochgeladen zu werden. Das wird wohl morgen klappen.
 
Samstag 24.10.15

Nachdem alle ausgeschlafen und ordentlich gefrühstückt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zur Tram. Schon nach drei Stationen hieß es aussteigen. Unsere Wirtin hatte uns empfohlen nicht am Haupteingang die Burg zu betreten, sondern von der Haltestelle Prohorelec an der Loretokirche vorbei zur Burg zu laufen.


Schon bald waren die Türme des Veitsdomes zu sehen.


Die Loretokirche ist zwar eingerüstet, doch gab es auch am Platz hübsche Motive.


Die einen ließen sich im Oldtimer durch die Gegend kutschieren, andere Touristengruppen eilten zu Fuß in Scharen der Burg zu. Jedenfalls konnte man schon hier erkennen, dass es bald voll sein würde. Der schmucke Platz am Schwarzenberg Palais ist es wert näher betrachtet zu werden.


Unsere Gruppe wollte sich nach dem Frühstück noch etwass flüssig stärken. Wir reservierten in einem Lokal für das Abendessen und machten uns mit einem anderen Paar zu einem kleinen Spaziergang auf. Auf dem Weg hierher waren uns schon einige Männer mit Kleidung aus einer anderen Zeit aufgefallen. Nun erkundeten wir, was es damit auf sich hatte. Dazu werde ich aber später ein eigenes kurzes Kapitel einfügen.


Hier einige beiläufige Bilder von unserem Rundgang. Auf dem rechten Foto ist das Obergeschoss des Bischofssitzes mit Wappen zu sehen. Wir holten die durstigen Kehlen ab und zogen zur Burg.

Zunächst ließen wir von der Begrenzungsmauer aus unsere Blicke über Prag schweifen, das noch von einem dünnen Dunstschleier bedeckt war.



Der kleine Eiffelturm auf dem Petrin Hügel und der Fernsehturm aus den letzten kommunistischen Jahren der Tschechei waren aber noch gut zu erkennen.


Auf dem Platz vor dem ersten Burghof hatten sich gerade vier junge Musiker aufgestellt und begannen mit klassischer Musik.


In Prag ist die Dichte an Straßenkünstlern wesentlich höher als in Rom. Diese Musiker waren mit Abstand das Beste was wir erlebt haben. Gerne hätten wir ihnen weiter zugehört, wäre da nicht der Terminstress solcher Städtereisen.


Vor dem ersten Burghof stand eine riesige Menschenmenge.



Wir erlebten direkt bei der Ankunft um 11 Uhr einen kleinen Wachwechsel.


Uns zog es zur Burgbesichtigung. In den Höfen standen zahlreiche Menschengruppen um Führer geschart. Wir aber strebten dem Ticketschalter zu. Der Raum war gefüllt mit Menschen. Da erhielten wir von einem Kollegen das Zeichen den Raum zu verlassen. Sollten wir schon aufgeben?


Natürlich nicht. Jemand hatte im benachbarten Souvenirshop einen fast leeren Ticketschalter entdeckt. Wie ich schon zu Hause gelesen hatte, war leider während unseres Aufenthaltes der Palast für den Publikumsbesuch gesperrt. So machten wir uns direkt auf zum Veitsdom. Da hier keine Kontrollen stattfinden, konnten wir trotz langer Schlange nach wenigen Minuten das Gotteshaus betreten. Oder ist auch dieses eher ein Museum?


Der Grundstein zu dieser mächtigen Krönungs- und Grabeskirche wurde während der Regentschaft von Karl IV im 14. Jdt. gelegt. Ähnlich wie bei seinem Kölner Vetter dauerten die Bauarbeiten aber viele Jahrhunderte, hier 6.
Da ich ja aus Rom solche Massen gewohnt bin, ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen und fotografierte zunächst das himmelstrebende Mittelschiff mit den bunten Fenstern im Altarraum.


Dann drehte ich mich nach rechts und nach hinten


Den hinteren Teil des Domes kann man ohne Ticket besuchen. Will man den Innenraum umrunden und auch die Gruften besuchen, was wir nicht taten, so benötigt man aber ein Ticket, das wir ja erworben hatten.

Es folgen nun einige Fotos in lockerer Folge.



Eines der Prachtsücke ist das Nepomuk Grab.


Hier wollten die Jesuiten einen Gegenpol zur prächtigen Wenzelskapelle setzen. Die Jesuiten sollen der Nepomuk Legende auch die Standfestigkeit bei der Frage nach dem Beichtgeheimnis verpasst haben. Jedenfalls wurden für das Grabmal etwa 1,5 Tonnen reines Silber verwendet.


Dieses Prachtgrab fordert einiges an Zeit, bis man es einigermaßen verinnerlicht hat. Doch nun geht es weiter.


Das Grabmal des Obersten Kanzlers Leopold Graf Schlick, die prachtvolle Kanzel und Skulpturen ziehen die Augen auf sich. Dann


fällt der Blick auf der linken Seite durch einen Türbogen. Leider darf man diese prächtige, ja die prächtigste Kapelle hier, nicht betreten. Ich muss etwas warten, bis ich dran bin. Die Bilder an den Wänden erzählen die Gischichte des heiligen Wenzel. So richtig bewundern kann man sie wahrscheinlich nur von innen, leider.


Und weiter geht es.


Nachdem ich die Orgel im Westchor abgelichtet habe, schlendere ich langsam zum Ausgang und treffe dort auf die Kollegen. Sie teilen mir mit, dass sich schon einige in den großen Innenhof begeben haben,


um den großen Wachwechsel zu bestaunen. Da sich die meisten Besucher um dieses Großereignis scharen, nutze ich die Gelegenheit mir die West- und Südseite des gotischen Domes näher anzusehen.



Die schön geschmückte goldene Pforte auf der Südseite war früher das Hauptportal, durch das auch die Könige zur Krönung einzogen.



Am Dom Vorbei geht es zum Georgsplatz.


Auf der rechten Seite sieht man die barockisierte Fassade der ältesten Kirche des Burgkomplexes, die romanische Georgskirche.



Das Relief auf der Vorderseite des Altares zeigt den Kampf des Kirchenpatrons mit dem Drachen.



Mir gefällt die Rückseite der Kirche wesentlich besser als die Vorderfront. Was fehlt nun noch in unserer Sammlung?


Natürlich die goldene Gasse, die erst nach 17 Uhr frei zugänglich ist. Nur wenige Sekunden blieben um die Gasse fast menschenleer zu fotografieren.


Nach oben geht aber immer noch was, auch wenn dort hauptsächlich die weißen Schlote ins Bild drängen.

Von einem Onkel unseres Schwiegersohnes, der in Holland mehrere Chöre dirigiert, erhielten wir wenige Tage vor unserer Fahrt eine Einladung zu einem Konzert. Wir setzten uns also von der Truppe ab, um langsam in die Altstadt zu schlendern.


Natürlich steckte ich meine beiden Kameras nicht weg. Ach so. Auf dem Weg heute morgen zur Burg begegnete uns ein Asiate, der mit Kameras und Objektiven bester Qualität behängt war. Das zog mir den mitleidigen Blick meiner Mitreisenden ein 8O, den ich aber gelassen wegsteckte.


Beim Abstieg über die Schlosssteige öffneten sich immer wieder interessante Blicke auf die Stadt. Ich hatte mir ja erträumt, die Moldaubrücken hintereinander im sachten Nebel, der aus dem Fluss steigt, fotografieren zu können. Ich finde, dass sich der Dunst auch nicht schlecht macht.


Dieser Typ genoss sichtlich die herbstlichen Sonnenstrahlen; goldenes Prag.

Unten entdeckten wir auch die Türe, die zur Villa Richter führt, die Angela und Simone so gerühmt haben. Uns fehlte aber die Zeit für eine längere Pause. So stärkten wir uns nur an einem Imbissstand und gingen weiter zur Moldau.


Das Turmensemble der goldenen Stadt ist für mich immer wieder faszinierend.


Auf dem Weg flussaufwärts zur Karlsbrücke gibt es zwei Stellen wo man direkt ans Flussufer kommt. Die Schwäne dort brauchen nicht ums Überleben kömpfen.


Weiter geht es zum Innenhof des Kafka Museums.


Dort steht eine weitere provokative Skulptur von David Cerni, einfach "Piss" genannt. Die Umrandung des Beckens zeichnet das Bild der Tschechei.


Das Werk ist bekannt. In kurzen Zeitabständen passieren die Touristen. So viele Segwayfahrer wie in Prag habe ich noch nirgends gesehen. Manchmal schlängeln sie sich durch die Fußgängerreihen, dass einem angst und bange wird.


Den Kampf über die Karlsbrück überstehen wir ohne Blessuren.


Obwohl wir einmal die Orientierung verlieren, bleibt Zeit für das eine und andere Foto.

Rechtzeitig stehen wir vor der Kirche Svatý Havel, in der das Kurz-Konzert stattfindet. Es bleibt noch etwas Zeit um zu fotografieren.


Diese wenig bekannte Barockkirche ist erstaunlich prächtig.


Bald begann das Konzert. Der Kammerchor sang Teile des Messias, Teile aus dem deutschen Requiem von Brahms und zwei Psalmen von Sweelinck. Leider fanden nicht allzuviele Zuhörer den Weg in die Kirche. Der Chorleiter meinte hinterher, dass dies in einer Stadt mit so vielen Musikveranstaltungen normal sei. Als wir uns nach dem Konzert noch mit den vier uns bekannten Personen des Chores unterhielten, sah ich im Augenwinkel diese wunderbare Lichtstimmung.


Nach kurzem Plausch verließen wir die Kirche, die sofort hinter uns verschlossen wurde. Wir wünschten noch für die große Aufführung des Messias viel Glück und Erfolg und zogen Richtung Wenzelsplatz.


Uns war nun nach einer Kaffeepause. Wir stießen schließlich wieder auf den Mexikaner vom Vortag, wo wir draußen noch einen Platz in der Sonne ergatterten Während BEVA beim Kaffee blieb, entdeckte ich auf der Karte das Wort Margarita.


Das Getränk schmeckte mir so gut, dass ich mir noch ein zweites Glas gönnte. Die Margarita war wesentlich besser als jene, die ich in Texas bei 40 Grad im Schatten getrunken habe.


Am Wenzelsplatz brachte uns die lange Rolltreppe schnell


zur U-Bahn. Ich wähle ja auch in Rom, oft zum Entsetzen meiner Frau, dieses Verkehrsmittel. Irgendwie fühle ich mich da wohl. Eine Fahrt in Prag musste sein. Nach zwei Stationen wechselten wir in die bekannte Tram 22, die uns hoch zum Burgberg brachte.


Dieses Gefährt ließen wir vobeiziehen. Wir wollten die Zeit bis zum Abendessen noch etwas über das Gelände ziehen.

Im Schlossgarten



plätscherte der singende Brunnen vor dem Belvedere nur, statt uns mit harmonischen Tönen zu verwöhnen.


Das Herbstlaub der Bäume strahlte golden im Spätnachmittagslicht.


Immer wieder gab es faszinierende Durchblicke auf die Gebäude des Burgberges.



Als wir über die Brücke zur Burg gekommen waren,



beleuchteten die letzten Sonnenstrahlen den oberen Teil der Westtürme. Wir schlenderten noch um den Dom.



Der Drachentöter aus anderer Perspektive


In einem Burghof ließ sich diese Schöne ablichten.
Ich gehe davon aus, dass sie Modell stand.

Das sanfte Licht lud zu weiteren Aufnahmen ein.



Der silberne Mond und der blassgoldene Himmel sind schon fantastisch. Meine Frau meinte, dass nun die Zeit gekommen sei für einige Blaue Stunde Aufnahmen. Wenn sie meint; bitte sehr.





Langsam taten die Füße weh. Wir marschierten also etwas vor der Zeit zu dem reservierten Lokal und waren erstaunt. Während in der Altstadt abends die Lokale überquellen, saßen hier nur wenige Gäste. Die Speisen waren ordentlich, aber nicht überragend. Die medium Steaks waren z.B. well done. Allerdings standen etwa acht Rumsorten auf der Getränkekarte. Ich hatte noch nie Rum getrunken und staunte über den würzigen Geschmack des weichen Getränkes.


Gerne würde ich noch die Gärten unterhalb der Burg und die Straßen der Kleinseite erforschen. Das ist aber nicht schlimm, da mich Prag wirklich fasziniert hat und wir unbedingt noch einmal hin wollen.

 
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Unsere Wirtin hatte uns empfohlen nicht am Haupteingang die Burg zu betreten, sondern von der Haltestelle Prohorelec an der Loretokirche vorbei zur Burg zu laufen.


Schon bald waren die Türme des Veitsdomes zu sehen.

Ein sehr guter Tipp, diesen Weg sind wir auch gerne gegangen. Allerdings war in den ersten Augusttagen hier noch Baustelle:



Im Schlossgarten



plätscherte der singende Brunnen vor dem Belvedere nur, statt uns mit harmonischen Tönen zu verwöhnen.
Vielen Dank für diese Bilder. Wir wollten ihn uns auch eigentlich auf Empfehlung von Angela BEVA am letzten Morgen noch anschauen, gaben diesen Plan dann aber wieder auf.


Das Herbstlaub der Bäume strahlte golden im Spätnachmittagslicht.


Traumhaft schöne Herbstbilder!


Der silberne Mond und der blassgoldene Himmel sind schon fantastisch. Meine Frau meinte, dass nun die Zeit gekommen sei für einige Blaue Stunde Aufnahmen. Wenn sie meint; bitte sehr.




Danke schön! ;) In dieser Serie sieht man sehr schön noch einmal, dass die Renovierungen am Tor zum ersten Burghof mit den Skulpturen der Giganten und an der Fassade beendet sind. :thumbup: So sah es im August aus:



Gerne würde ich noch die Gärten unterhalb der Burg und die Straßen der Kleinseite erforschen. Das ist aber nicht schlimm, da mich Prag wirklich fasziniert hat und wir unbedingt noch einmal hin wollen.
Ja, die Gärten, die wir auch nicht alle gesehen haben, sind wirklich eine wunderschöne Welt für sich und mein noch ausstehendes kurzes Fazit in Angelas und meinem Reisebericht wird sehr ähnlich ausfallen. :nod:

Vielen Dank für den schönen Spaziergang bei dem ich fast jeden Schritt nachvollziehen konnte.
 
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Samstag 24.10.15; Dreharbeiten

Simone, da hatten wir ja richtig Glück. Mit Gerüst sind Bauwerke meist wenig fotogen.


Wie oben erwähnt, fielen uns auf dem Weg zur Burg zunächst einige Passanten auf, die aussahen wie die beiden Männer oben rechts. Zunächst dachten wir an so Typen von vorgestern. Als wir aber an dieser Stelle vorbeikamen keimte so langsam der Verdacht, dass da Dreharbeiten vorbereitet wurden.

Auf dem Weg zur Burg boten sich solche Bilder:


Die meisten Plakate waren in deutsch geschrieben. Man sieht, dass viele Themen auch heute noch aktuell sind.


Die Plakatwände, Litfassäulen, die Bude und auch die antiquierte Telefonzelle standen auch noch, als wir nach dem Abendessen den Platz überquerten. Selbst Straßenschilder waren mit deutschen Schildern sorgfältig überdeckt.


An einigen Plätzen standen Requisiten bereit.


Ich fragte die asiatischen Helfer, die die Kulissen aufbauten, was denn hier los sei, erhielt aber keine Antwort. Niemand in der Gruppe verstand die englische Sprache.


Ähnliche Grüppchen standen an mehreren Stellen.


Diese Darsteller posierten bereitwillig vor den gezückten Kameras.

Jemand aus unserer Gruppe fand schließlich jemand, der sagte, was da gespielt wird. Der Film soll wohl "Das letzte Visum" heißen und spielt eigentlich in Wien. Inzwischen konnte ich im Internet herausfinden, dass sich Prag zu einem beliebten Drehort für Filme entwickelt hat. Auch Szenen aus Berlin werden dort gedreht. Beim Essen beobachteten wir immer wieder verkleidete Personen, die wohl dort die Toilette nutzten. Draußen wurden immer wieder neue Szenen gedreht. Ein Wachposten nötigte uns in eine Nebenstraße. Nach kurzem Warten durften wir dann aber unseren Weg fortsetzen. Diese nicht eingeplanten Szenen waren eine nette Abwechslung.
 
Bei so einem Filmdrehbuch einmal hinter die Kulissen zu schauen, kann reizvoll sein. Wir waren seinerzeit und Venedig, als einzelne Szenen aus dem Casanova-Film gedreht wurden, das war schon etwas Besonderes.

Vielen Dank für Deine Fortsetzungen! Mit der fertig restaurierten Burg hattet Ihr wirklich Glück. Zum singenden Brunnen werde ich es irgendwann auch noch schaffen, das muss wirklich eindrucksvoll sein. Habt Ihr Euer Ohr denn wirklich nah genug an die Schale gehalten? Dann hättet Ihr es eigentlich deutlich hören müssen - sagt der BEVA. ;)
 
Dann beim nächsten Mal! ;)
Für Bässe ist es ein besonderes Erlebnis, weil jeder Bass sich eine solch wohlklingende Resonanz wünscht, wie sie aus dieser Bronzeschale hervor tönt - sagt der BEVA ;)
 
Hast du B da noch weglocken können oder hat er versucht mit Stimmübungen den Brunnen umzustimmen? Da ich im nächsten Jahr auch im zweiten Chor in den Bass wechsle, bin ich ganz besonders gespannt :~.
 
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Ich war ja nicht dabei! ;) Deswegen schrieb ich, dass ich das irgendwann noch schaffen werde. :idea:
Er war vor Jahren zwei Mal mit seinem Musik Leistungskurs dort, da musste er den Brunnen ja vorführen ... ;)
 
Sonntag 25.10.2015 Josephstadt und mehr

Durch die Zeitumstellung in der Nacht konnten alle länger schlafen. Wir hatten uns am Voraband auf eine Tour durch das jüdische Viertel, die Josephstadt, geeinigt, die wir frisch und munter angingen.

Unterhalb der Burg, an der Haltestelle Malostranská stiegen wir aus unserer Tram und zogen Richtung Moldaubrücke.


Das Denkmal mit dem geflügelten Löwen ist sehr aussagekräftig. Die Jahreszahlen in Verbindung mit dem tschechischen Wappentier und der wehenden Fahne zeigen, dass auch diese schwere Zeit überwunden wurde.


Entlang der Moldau werden überall Schiffstouren angeboten. Dazu kamen wir am Montag.



Vorbei am Universitätsgebäude der philosophischen Fakultät


zeigte uns diese Säule, dass wir unser Ziel erreicht hatten.


Das alte jüdische Viertel war um die vorletzte Jahrhundertwende verslumt. Die meisten Gebäude wurden abgerissen und durch neue ersetzt, die auch heute noch oder wieder mit ihren Türmchen, Giebeln und frischen Fassaden hübsch aussehen. Die Schlange am Schalter der Pinkassynagoge war elend lang. Wenige Meter weiter erspähten wir ein Antiquariat mit Ticketverkauf. Die Türe wurde gerade aufgeschlossen und wir waren die ersten Kunden. Als wir den Laden verließen hatte sich auch hier schon eine Schlange gebildet.


Die Altneu Synagoge mit ihrem markanten Giebel durften wir mit unseren Eintrittskarten nicht betreten. Für die älteste Synagoge in Prag, in der auch heute noch regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden, benötigt man ein eigenes Ticket. Nachdem die Kontrolleurin unsere Eintrittskarten gesehen hatte, beschrieb sie uns den Weg zur Spanischen Synagoge.


Neben dieser Synagoge steht das umstrittene aber oft fotografierte Denkmal von Franz Kafka, dem großen Prager Schriftsteller, der auch Jude war.
Als wir die Synagoge, die heute als Museum und Konzertsaal genutzt wird betraten, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf.


Eine solche Pracht hatte ich nicht erwartet. Diese prunkvolle Synagoge ist die jüngste in der Josephstadt. Hier war vor Jahrhunderten die Keimzelle des Prager Judenviertels und späteren Ghettos. Die Spanische Synagoge wurde 1868 im maurischen Stil nach dem Vorbild der Alhambra errichtet. Sie soll an die glanzvolle, friedliche Zeit der Juden im maurischen Spanien erinnern. Seht selbst.




Die Fülle der filigranen Muster in dezenten Farben ist gewaltig. Ich konnte nur noch staunen.


Diese Kirche hat zwei Orgeln.


Ich überließ die Vitrinen, in denen man die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Prag nachvollziehen konnte, den anderen Besuchern. Ich war nur noch daran interessiert diese optischen Eindrücke einzusaugen. Übrigens sind nicht unwesentliche Teile der heute in den einzelnen Museumsgebäuden ausgestellten Objekte den Nazis zu verdanken. Sie sammelten diese, um eine untergegangene Rasse zu dokumentieren. Schauderhaft.


Ein Erlebnis muss ich noch los werden. Nach einigen Fotos fragte mich eine ältere Dame, die hier die Aufsicht führte, ob ich denn eine Fotoerlaubnis besäße. Ich musste verneinen und fragte, wo ich eine solche erwerben könne. Na, unten an der Kasse. Zum Schalter musste man das Gebäude aber verlassen. Unser bereits eingescannte Zweierticket hatte meine Frau, die irgendwo in der Synagoge unterwegs war. Ich sprach die Dame im Shop an. Sie schaffte es nach längerer Diskussion mit der Ticketkollegin, dass ich für 55 CKr eine Erlaubnis erhielt. Ich bedankte mich vielmals für die Hilfestellung (später kauften wir bei ihr auch noch einen wunderschönen kleinen Bildband) und setzte meine Runde fort. Just in dem Moment, in dem ich das Gebäude verlassen wollte, sprach mich die Aufseherin mit verschmitztem Lächeln wieder an. Kommen sie mal mit, meinte sie. Dann lotste sie mich in die Ecke, wo ihr Stuhl stand, schob diesen zur Seite und forderte mich auf von dort aus zu fotografieren. Die Perspektive war wirklich toll. Sie kontrollierte die Aufnahme, war noch nicht zufrieden und forderte mich auf den Ausschnitt etwas zu verschieben. Erst mit dem dritten Versuch war sie einverstanden. Anschließend zeigte sie mir zwei weitere Stellen. Die Fotos wurden wirklich toll. Wir scherzten und herzten noch etwas und ich gesellte mich wieder zu meiner Gruppe, die schon draußen wartete. So nette Aufseher hatte ich noch nie erlebt.

So viel Schönheit musste begossen werden.


Nicht weit von der Synagoge fanden wir diese urige Kneipe. Ich studierte die weltbekannet Biermarke auf den ausgestellten Bierdeckeln.


Nach kurzer Erholung begaben wir uns auf die nächste Etappe, zum alten jüdischen Friedhof.



Über dreihundert Jahre lang, bis 1787 wurden hier Juden aus dem Ghetto beigesetzt. Auf dem begrenzten Raum wurde immer weiter Erde aufgeschüttet, damit in mehreren Schichten bestattet werden konnte. Heute sind 12000 Grabstätten sichtbar. Zehntausende sind in tieferen Erdschichten versteckt.


Experten können aus Steinart und Art der Darstellung auf das Alter der Gräber schließen. Das bekannteste Grab ist jenes von Rabbi Löw.


Nach jüdischem Brauch werden keine Blumen sondern Steinchen zum Zeichen des Respektes vor den Verstorbenen abgelegt. Man kann auch vereinzelt Zettel entdecken.



In der ehemaligen Zeremonienhalle befindet sich eine kleine Ausstellung zur jüdischen Beerdigungskultur.


Mit einem Blick aus dem Fenster auf die alten Grabsteine zogen wir weiter.


Für die Besucherströme gibt es zahlreiche Souvenirshops und Verpflegungsstationen.



Die noble Pariser Straße führt geradewegs zum Altstädter Ring.



Ich umrundete zunächst das gewaltige Husdenkmal. Der mutige Reformator wurde als Ketzer verbrannt. Nikolauskirche, Kinsky Palast und Teynkirche bilden eine illustre Kulisse. Auf den wenigen Bänken am Denkmal ist selten ein freier Platz zu finden.


Straßenkünstler unterhalten die Passanten und Kutscher warten darauf Touristen ihre Stadt zu zeigen. Auf diesem Platz ist immer etwas los.


In den zahlreichen Verpflegungsbuden am Rand des Platzes kann man sich recht preiswert zwischenverpflegen. Dort war häufig unsere Anlaufstelle, wenn wir getrennte Wege gingen. Besonders der Prager Schinken hatte es vielen von uns angetan. Die riesige Portion reicht gut und gerne für vier oder gar fünf Personen.


Die Türme der Teynkirche finde ich nun mal anziehend. Leider war ein Besuch der Kirche nicht mehr möglich.


Auch an den sehr vielfältigen Fassaden, Balkonen und Erkern konnte ich mich kaum sattsehen.


Diese Einstein-Gedenktafel konnten wir nicht weiter entziffern.


In Prag gibt es viele Thai-Massageläden. Sie sind zur Straße hin offen. Vor den Augen der Passanten wird gestrichen und geknetet. Besonders gefielen uns die Kunden, die ihre Füße in ein Wasserbecken tauchten und sich von den kleinen Fischen verwöhnen ließen.

Nun trennten wir uns wieder einmal. Der größte Teil der Truppe machte sich zu einem der Prager Fußballstadien auf. Zusammen mit einem anderen Ehepaar übernahmen wir einige Reservierungen.


Diese Jugendstilgläser kennen die meisten Praginteressenten. Die Dame ist für mich das Hippiemädchen. Wir betraten das bereits vorgestellte Gemeindehaus und reservierten für eine Führung am nächsten Nachmittag. Hier kamen wir erstmals in den Genuss einer Seniorenkarte.


Hier noch einige Fotos, die ich auf unserem Weg zur nächsten Haltestelle, natürlich der Tram 22, geschossen habe. Museen gibt es in Prag für die unterschiedlichsten Interessen.


Nun sind wir schon wieder auf dem Burgberg gelandet. Unsere Bekannten wollten sich noch die Goldene Gasse ansehen. Da wir unser Ticket ja schon am Vortag genutzt hatten, schlenderten wir einfach etwas umher.



Ein Blick auf die Georgskirche und den kleinen Trompeter.


Dieser schmalbrüstige Jünling fand das Interesse der holden Weiblichkeit. Anscheinend waren sie aber nur an einem Körperteil interessiert. Viele legten Hand an und ließen sich offen oder verlegen lächelnd fotografieren.

Nach Rückkehr unserer Bekannten fuhren wir los um für den Abend ein Restaurant zu suchen. Wir hatten im Internet eine Klostergaststätte, zwei Haltestellen nach unserem Hotel ausgesucht. Leider konnten wir für diesen Abend nicht mehr reservieren. Da das Lokal auch vor Ort einen sehr guten Eindruck machte, buchten wir für den Abreisetag.

In der Klosterkirche brannte Licht und die Eingangstüre ließ sich öffnen.



Besonders die Deckengemälde dieses hübschen Gotteshauses studierte ich von hinten etwas näher. Vorne im Chorgestühl sangen zwei Mönche ihr Abendgebet.

Im Internet hatte ich etwa dreihundert Meter entfernt ein Restaurant gesehen, das nur geringfügig schlechter abgeschnitten hatte, als die Klosterschänke. Die ausgehängte Karte war zwar nur in tschechisch, aber was solls. Der Wirt sprach einige Brocken deutsch und auch englisch. Der hintere Gastraum war sehr rustikal in ländlichem Stil eingerichtet. Wir reservierten. Schließlich konnte es nicht verkehrt sein auch einmal ein urtschechisches Lokal kennenzulernen.


Auf dem Fußweg zum Hotel konnte ich vom Rand des kleinen Parks diese Klostergebäude fotografieren.


Inzwischen waren auch die Kollegen von der Stadiontour im Hotel eingetroffen. Wir ruhten uns noch etwas aus, machten uns frisch und marschierten los zum reservierten Lokal. Leider waren die meisten Speisen von schlechter Qualität. Mancher Teller wurde fast unangetastet zurückgegeben. Ich hatte mit einer mächtigen Schweinehaxe noch Glück. Da die Preise sehr human waren, hakten wir das Ganze schnell ab und trösteten uns noch mit einigen Gläschen. So schnell lassen wir uns die Laune nicht verderben. Nun kann ich besser den Wert von Internetbewertungen einstufen.
 
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Da hättet Ihr ja großes Glück, das Kloster Brevnov zufällig sehen zu können. Simone und ich hatten dieses Glück im Sommer nicht, da die Kirche nur samstags und sonntags geöffnet sein soll.
Sehr schöne Fotos, auch von Eurem Besuch in der Josephstadt. :thumbup:
 
Angela, das ist richtig, wie wir am Abreisetag festgestellt haben. Während der Woche gibt es nur Führungen in Tschechisch nach Voranmeldung. Ich kenne nur wenige so klar strukturierte und aufgeräumte Kirchen. Meist sind es Klosterkirchen.
 
Montag, 26.10. Spaziergang an der Moldau und Gemeindehaus

Auch heute fuhren wir mit der 22 hinunter zur Moldau. Ich schlug vor die Moldau ein Stück aufwärts zu spazieren.


Ich beobachtete einige Minuten Menschen und Federvieh an und auf der Moldau.


Die Türme der Altstadt waren selbst im Spätmorgendunst zwischen dem Herbstlaub ein schönes, beruhigendes Bild. Ich holte die anderen auf der Höhe des Kafka Museums ein. Dort hatten sie sich Cerni´s Piss angesehen. Auf dem Weg zur Karlsbrücke


fiel mir diese außergewöhnliche Ampel auf, die den Fußgängerverkehr auf der engen Treppe regelt.


Der kleine Seitenarm der Moldau bietet eine hübsche Kulisse für die inzwischen wahrscheinlich weltweit bekannten Liebesschlösser.


Meine Gruppe war leider schon auf dem Weg zur Altstadt.


Ich kämpfte mich durch die mir entgegen strömenden Touristenmassen und teilte meinen Mitstreitern mit, dass ich noch ein Stück weiter an der Moldau entlanggehen möchte.





Ich lief zurück und stieg die Treppe von der Brücke hinunter zur Halbinsel Kampa. Von dort bieten sich wieder neue Perspektiven auf die Altstadt.


Nach einer kurzen Strecke flussaufwärts begegnete ich dieser Dame. Sie hat weder die Eleganz noch die Körperformen einer in den sechziger Jahren weltbekannten tschechischen Turnerin, auch wenn sie anscheinend fleißig übt.


Noch ein Stück weiter stieß ich auf diese Babys, die ich von Fotos her kannte. Natürlich war auch hier wieder David Cerní am Werk.


Noch etwas weiter fand ich in einem Hof diese Gestalten. Das mit modernen Kunstwerken bestückte Museum ersparte ich mir.


Als ich diese exakt ausgerichtete Reihe Pinguine erreichte, drehte ich um.


Der bekannte Blick.


Diese dramatische Lichtstimmung musste ich natürlich festhalten.


Es war fünf vor zwölf und Zeit zum Treffpunkt aufzubrechen.


An Nepomuk vorbei


durch die Altstadtgassen


erreichte ich bald den Altstädter Ring, wo bereits ein Kutscher wartete, aber nicht auf mich.


Jan Hus mit spitzem Ziegenbart


blickt starr hinüber zur Madonna an der Teynkirche.


Seine Kumpane kauern auf dem Podest unter ihm. Das mächtige, 1915 enthüllte Denkmal, ist von Ladislav Salouns geschaffen.
Zusammen mit meiner Gruppe nehme ich an den Buden eine Zwischenverpflegung ein.

Ein Teil von uns machte sich auf zum Gemeindehaus, das ich ja schon von außen gezeigt habe. Wir hatten für eine englische Führung um 13 Uhr gebucht.

Simone hat diese Führung und die gezeigten Räume hervorragend beschrieben und bebildert. Angela hat mit eigenen Bildern ergänzt, so dass ich hier zu deren Bericht verlinke und mich auf kurze Textpassagen und einige Detailbilder beschränken werde.

Ich freute mich sehr auf den Gang durch die Räume in diesem wunderschönen Gebäude, das bereits in der Zeit errichtet wurde, als Prag noch zur K und K Monarchie der Habsburger gehörte. Wie der zweite deutsche Name andeutet, sollte der repräsentative Bau Räume für Konzerte, Ausstellungen aber auch für Bewirtungen bieten. Eine ganze Generation von hervorragenden tschechischen Künstlern hat dieses repräsentative Gebäude vielfältig und verschwenderisch ausgestattet. Die dort eingebauten technischen Errungenschaften der damaligen Zeit hat Simone genauso aufgezählt, wie die bedeutenden historischen Ereignisse die der Bau in der jungen Geschichte der Tschechoslowakei bzw. Tschechiens gesehen hat. Das Gemeindehaus ist nicht nur das schönste Jugendstilgebäude Prags sondern auch das schönste, das ich bisher gesehen habe. Doch gehen wir nun hinein.

Smetana Saal

Ich möchte vorausschicken, dass in allen während der Führung besichtigten Räume auf der ersten Etage Vorbereitungen für ein riesiger Festbankett liefen. Überall wurden Tische, Stühle und Geschirr geschleppt, geputzt und gewienert. So beschränke ich mich weitgehend auf Detailaufnahmen.


Der Smetana Saal ist der bedeutendste Konzertsaal Prags. Die herausragende künstlerische und technische Ausstattung ist, wie erwähnt in oben verlinktem Bericht hinreichend beschrieben. Als unser sehr kompetente Führer darauf hinwies, dass die große Orgel nur Pfeifen aus Metall hat, fragte ich mich, ob dies nun ein besonderes Qualitätsmerkmal sei. Ich würde das Instrument mal gerne hören.

Dass die rechte Ehrenloge für den Prager Bürgermeister und die linke für den tschechischen Präsidenten reserviert ist, zeigt, dass dieser Prachtbau vor allem für die Prager Bürger und erst in zweiter Linie für die tschechische Nation da ist.





Die Konditorei


In diesem stilvollen Kaffee würde ich auch gerne einmal zu Gast sein. Vielleicht passt in diesem Zusammenhang eine kleine Begebenheit. Ich fragte unseren Führer scherzhaft ob ich für das heutige Dinner noch reservieren könne, was ihm ein breites Grinsen entlockte.





Mährisch-slowenischer-Salon



Die liebevoll gestalteten Details zogen hier den Blick auf sich. Die kleinen silbernen Schnecken am Aquarium musste ich ganz genau aus der Nähe betrachten.


Bozena-Nemcová-Salon


Die Attraktion in diesem kleinen Raum ist der Wandbrunnen mit der farbenfrohen Cheramik.

Orientalischer Salon


Diesen Raum prägen die formenreichen Ornamente.


Grégr-Saal




Die allegorischen Darstellungen an der Decke



und die Geschichten von Liebe, Krieg und Tod/Trauer an der Wand sind eine nähere Betrachtung wert. Es war angeblich sehr schwierig Künstler zu finden, die noch die Technik der Freskomalerei beherrschten.


Palacký-Saal


Auch dieser Saal ist liebevoll gestaltet mit Szenen aus Sagen, mit Stuck



und einer hübschen, von Vögeln umschwärmten Frau an der Decke.

Primator- / Bürgermeistersaal

Diesen historisch bedeutendsten Raum des Gebäudes hat der berühmte tschechische Jugendstilkünstler Alfons Mucha komplett gestaltet.


Zunächst ein Blick zurück in den zuletzt besuchten Saal.



Der tschechische Adler schwebt an der Decke.



Jedes Detail des prächtigen Saales ist meisterlich gestaltet.


Rieger-Saal


Die beiden Wandgemälde zeigen Vertreter der tschechischen Literatur und Kunst.



Der zweite Herr von rechts auf dem unteren Bild ist der große tschechische Musiker Smetana.


Durch einen geöffneten Fensterflügel fiel mein Blick auf ein Plakat. Die Dame passte gut zu diesem Raum.



Sladkovský-Saal



Aus diesem Musikraum zeige ich einige Details und das Fenster zum Rieger-Saal.


Die Uhr an der Wand sagt uns, wie auch unser Führer, dass wir am Ende unseres Rundganges angekommen sind.

Dieses Gebäude ist, wie Simone schon zitierte, eine "Leistungsschau der künstlerischen Jahrhundertwende". Es ist erstaunlich, welch mannigfaltige Varianten das künstlerische Schaffen jener Zeit hervorgebracht hat und insbesondere im Gemeindehaus zeigt.



Mit einem Blick ins Treppenhaus sage ich auch Tschüs, bevor ich in Kürze den weiteren Tagesverlauf vorstelle.

 
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Hallo Ludovico,



Durch einen geöffneten Fensterflügel fiel mein Blick auf ein Plakat. Die Dame passte gut zu diesem Raum.


Mary Poppins müsste man sein... dann könnte man sich sicherlich auch zu den vielen wunderbaren Stellen in Prag "hinzaubern", an die Du mit diesem Bericht entführst. Ich war zwar erst einmal in Prag - und das an kalten, fast sonnenlosen, Dezembertagen -, aber es ist mir eine Freude mich durch Deine - und auch Simones und Angelas - Bilder an diese schöne Stadt zu erinnern. Danke sagt
Pasquetta.
 
Pasquetta, ja deine Version würde viel Zeit sparen. Schön, dass wir deine frostigen Erinnerungen golden aufwärmen konnten.
 
Montag, 26.10. einfach schauen

Als wir nach der Führung das Repräsentationshaus verließen, hatte sich der Dunst verzogen und die Sonne lachte uns an. Wir spazierten gemütlich zum hinlänglich bekannten Treffpunkt.


Die bizarren Türmchen der Teynkirche standen stolz vor dem stahlblauen Himmel. Ich holte mir ein Getränk


und genoss den Jazz dieser Band. Wir hatten uns vorgenommen mit der gesamten Gruppe etwas auf der Moldau herumzuschippern. Also schlugen wir den Weg nach Norden ein.

Jenseits der Moldau thronen auf dem Letna Hügel




der Hanavský pavilon und das Metronom. Auf dem Sockel des Metronoms stand früher eine große Stalin Figur, die aber von den Tschechen in tausend Stücke zerschlagen wurde.

Wir lösten Tickets für eine einstündige Moldau-Schiffahrt und konnten wenige Minuten später an Bord gehen. Wir schipperten moldauaufwärts zur Karlsbrücke.


Zunächst zog das Panorama des Burgbergs an uns vorbei, dann richteten sich die Blicke auf Karlsbrücke und Altstadt.


Unter der Karlsbrücke durch tuckerten wir bis zum kleinen Wehr, wo wir natürlich umkehren mussten. Nun ging es gemächlich flussabwärts.


Hinter der nächsten Brücke wurde es sogar italienisch.


In der wärmenden Sonne war es herrlich einfach die Szenerie auf und an der Moldau zu genießen.




Die Sonne näherte sich schon langsam dem Horizont. Es ist erstaunlich wie viele Häuser mit hübschen Details geschmückt sind.


Nach der Bootsfahrt wollte ich noch wenigsten die Sicht von einem der Türme Prags genießen. Das Licht war günstig und so stiegen wir, natürlich nachdem wir ein Ticket gelöst hatten, gemächlich den Turm des alten Rathauses hoch. Den Lift, der regelmäßig obigen Schacht auf und ab gleitet, verschmähten wir.


Endlich konnte ich den Teyntürmen auf Augenhöhe begegnen.



Den Altstädter Ring unter uns ließ ich langsam vor meinen Augen vorbeiziehen.



Die Dachlandschaft Prags ist mit den zahlreichen Türmen sehr eindrucksvoll.


Den entfernten Fernsehturm, der wie eine Raketanabschussrampe aussieht betrachtete ich durchs Teleobjektiv. Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man auch David Cerní´s Babys, die den Turm hoch und runter krabbeln.


Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont. Auch wenn der Himmel nicht glutrot strahlte wie im Hochsommer, ließ ich doch die zarten Farben auf mich wirken.


Beim Abstieg schaute ich mir noch die Dokumentation flüchtig an, dann hatte mich die Erde wieder.



Ist dieses Licht kurz nach Sonnenuntergang nicht toll?



Über Handy erfuhren wir, dass es sich der Rest der Truppe schon im Hard Rock Cafe gemütlich gemacht hatte. In Prag hat dieses wirklich eine tolle Atmosphäre. Bei guter, nicht zu lauter Musik und einem Drink kann man sich gut unterhalten. Wer will, schaut sich die Bilder und Gitarren der Rockgrößen vergangener Zeit an.




Am Altstädter Ring fotografierte ich noch etwas. Dann zogen wir Richtung Tram. Während die anderen in Hotelnähe nach einem geeigneten Platz für einen Absacker suchten, lief ich mit BEVA noch zur Moldau, um einige Nachtaufnahmen zu machen.


An der Karlsbrücke hatte ich schon am ersten Tag einen Platz erspäht, wo ich mein stabiles Ministativ sicher platzieren konnte. Weiter moldauaufwärts waren die runden Köpfe der Begrenzung aber zu schmal. So bat ich B die kurzen Stativbeine weit unten festzuhalten, damit eine unverwackelte Langzeitbelichtung möglich wurde.


Ich denke, das Ergebnis, mit der Staustufe als Lichtbrecher, kann sich sehen lassen. Danach ging es zielstrebig dem Hotel zu, wo unsere Betten darauf warteten uns ein letztes mal zu beherbergen.
 
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Dienstag 27.10. Klöster

Am Abreisetag nutzte jeder die Stunden zwischen Frühstück und gemeinsamem Mittagessen nach seinen Vorlieben. Mit meiner Gattin fuhren wir die wenigen Stationen bis zum Kloster Strahov.


Dieses Prämonstratenserkloster hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Wenn man die Lage kennt, ist die breite, helle Front und die Zwiebeltürme der Kirche von vielen Stellen Prags aus zu erkennen.


Wir orientierten uns an einer Tafel im Innenhof und


gingen schnurstracks am Heiligen Norbert, hier als Säulenheiliger, vorbei zum bekanntesten Teil des Klosters, zur Bibliothek.


In einem Vorraum sind Kopien besonderer Exemplare und naturkundliche Objekte in Glasvitrinen zu sehen. Neben der juwelenbesetzten Bibel in der Mitte ist ganz besonders die Strahov Bibel (rechts) berühmt.

Der Hauptgrund für unseren Besuch waren jedoch die beiden Bibliothekssäle.


Im philosophischen Saal türmen sich die alten Bücher in edlen Nussholzregalen über zwei Etagen bis zur prächtigen Decke. Die Deckenfresken des Österreichers Franz Anton Maulbertsch zeigen allegorisch die menschliche Suche nach der Wahrheit.


Noch prächtiger ist der etwas ältere theologische Saal.


Die Fresken von Bruder Siard Mosecky an der reich mit Stuck verzierten Decke verkünden die Überlegenheit der göttlichen Weisheit über das menschliche Wissen.

Der Blick von der Türe in die beiden Säle war eindrucksvoll. Gerne wäre ich natürlich in den Räumen herumspaziert, was leider nicht möglich war.

Noch waren nur wenige Besucher in den Räumen. Als wir die Bibliothek verließen, strömten aber bereits einige Besuchergruppen auf das Gelände.



Wir schlenderten dann über das Gelände und durch ein Tor Richtung Stadt. Ich hatte gelesen, dass man dort einen herrlichen Blick auf Burgberg und die Innenstadt hat.


Bei klarem Wetter ist der Blick über die Weinberge auf die Dächer und Türme der Stadt wie auch auf die Moldabrücken sicher reizend. Da die Sonne den Dunst noch nicht beseitigt hatte, verzichteten wir auf den Spaziergang zum Petrin-Hügel und die Besteigung des kleinen Eiffelturmes. Stattdessen fuhren wir direkt zur nächsten Klosteranlage, wo wir auch für das Mittagessen reserviert hatten.


Die Kirche des Klosters Brevnov / Breunau hatte uns am Sonntag sehr gut gefallen. Wie wir feststellen mussten, ist sie an den Wochentagen aber nur im Rahmen einer tschechischen Führung nach Voranmeldung zu besichtigen.



Aus diesem Grund zeige ich hier noch einmal zwei Fotos von jener Kurzbesichtigung. Da wir noch Zeit hatten, erkundeten wir noch die parkähnliche, weite Klosteranlage.



Der Zwiebelturm ist kaum von den Türmen der Strahov-Kirche zu unterscheiden.



Etwas vor der verabredeten Zeit betraten wir die hübsche Klosterschänke. Das nette, flinke Personal bewirtete uns in der gemütlichen Atmosphäre hervorragend. Dies war das mit Abstand beste Lokal, das wir in Prag gefunden haben.

Die Shuttledienste und der Flug verliefen reibungslos, so dass wir nach dieser eindrucksvollen Städtetour vor dem Schlafen noch ein Stündchen im heimischen Wohnzimmer verbringen konnten. Prag sieht uns bestimmt wieder.


 
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