Porta Pia 1870: Tage, die Geschichte schrieben

Heute nun der große, berühmte Tag: Porta Pia 150 anni fa: Roma libera e italiana
Porta Pia vor 150 Jahren: Rom ist frei und italienisch.

Warum allerdings die Repubblica gerade diesen Tagesbericht größtenteils hinter einer Bezahlschranke verbirgt, dafür vermag ich nur eher wenig Verständnis aufzubringen.
Aber nun ja ... also nehmen wir wenigstens, was wir kriegen können; samt - nicht zuletzt - der zugehörigen Helden-Ikone.
"Romani! La mattina del 20 settembre 1870 segna una data delle più memorabili nella storia. Roma ancora una volta è tornata, e per sempre, ad essere la grande Capitale d'una grande Nazione!" Così il generale Raffaele Cadorna salutò la conquista della città eterna dopo aver aperto una breccia a pochi metri da Porta Pia. Alle 10 del mattino di centocinquant'anni fa i primi bersaglieri e fanti del neonato Stato italiano fecero il loro ingresso.
"Römer! Der Morgen des 20. September 1870 markiert eines der denkwürdigsten Daten unserer Geschichte. Rom ist nochmals, und nun für immer, zur großen Hauptstadt einer großen Nation geworden!" So begrüßte General Raffaele Cadorna die Eroberung der ewigen Stadt, nachdem er wenige Meter entfernt von der Porta Pia eine Bresche in die Stadtmauer geschlagen hatte. Gegen 10.00 h morgens vor 150 Jahren zogen die ersten Bersaglieri und Infanteristen des neugeborenen italienischen Staats in die Stadt ein.
 
Nachtrag dazu:
Aber nun ja ... also nehmen wir wenigstens, was wir kriegen können; samt - nicht zuletzt - der zugehörigen Helden-Ikone.
Eine weitere Darstellung dieser Kanonade in zeitgenössischem Pathos (wobei wir uns jedoch hier ja schon vor rd. zwei Wochen einig geworden sind, den damaligen Zeitgeist nicht zu verurteilen) findet sich hier; der Artikel dazu allerdings leider ebenfalls mit Bezahlschranke: Porta Pia: La cannonata di capitan Segre che riscattò e illuse gli ebrei.

Wobei ich von jenem Kommandanten Giacomo Segre nie zuvor gehört habe; und auch die Informationen über ihn im Netz sind spärlich. Seine Einheit eröffnete das Feuer auf die Porta Pia; und dem hier verlinkten Repubblica-Artikel (bzw. den wenigen dort frei lesbaren Sätzen) zufolge hätte er die römischen Juden einerseits befreit, andererseits ihnen falsche Hoffnungen gemacht.
Per gli ebrei romani e italiani fu comunque un evento decisivo, che aprì una stagione di piena integrazione. Un'epoca, tuttavia, che fu purtroppo di breve durata.
Für die römischen und italienischen Juden war es immerhin ein entscheidender Augenblick; er eröffnete eine Periode der vollen Integration - die allerdings nur kurze Zeit andauerte.

Ferner wird im letzten, mittendrin abgebrochenen Satz dieses Artikels gesagt, die Juden könnten nicht teilnehmen an den Porta-Pia-Jubiläums-Feierlichkeiten 2020, da genau heute ihr diesjähriger Neujahrstag sei (Rosch ha-Schana – Wikipedia).

Insgesamt jedoch erscheint mir dieser Einzel-Aspekt für unser Thema nicht wichtig genug, um deswegen nun lange, zeitaufwendige Recherchen anzustellen.
 
Gestern Abend, am Vorabend des 20. September, fand an der Porta Pia eine kleine Gedenkzeremonie statt. In deren Verlauf wurde auch eine neue Beleuchtung des Platzes eingeweiht. Vier Strassenlampen in der Art des Jugendstils sollen den Platz schöner, heller und damit sicherer machen. Während des kleinen Festaktes wurde die Porta Pia in den Farben der italienischen Trikolore angestrahlt.

... hi ed Emiliano Begni hanno fatto da cornice alla cerimonia di inaugurazione della nuova illuminazione di Piazza di Porta Pia, alla vigilia delle celebrazioni per il 150esimo anniversario della Breccia.

Vgl.: Porta Pia compie 150 anni e fa festa col nuovo impianto di illuminazione: le foto - Trieste-Salario

@Gaukler
Falls dieser Beitrag lieber hierhin Rom 150 Jahre Hauptstadt Italiens verschoben werden soll, bitte melden.
 
Zunächst jedoch eine andere Meldung in diesem Kontext: Porta Pia, torna a sparare il cannone che aprì la breccia nel 1870 - la Repubblica.
Per un giorno, a distanza di 150 anni da quel giorno, il cannone che il 20 settembre 1870 sparò il colpo che aprì la breccia a Porta Pia torna a sparare. L’esercito italiano lo ha fatto restaurare e lo tiene custodito presso la caserma di Montefinale, a Bracciano, dove c’è il comando Artiglieria.
Nach 150 Jahren wurde gestern nochmals geschossen mit der historischen Kanone, die am 20. September die Bresche an der Porta Pia schlug. Das italienische Heer hat sie restaurieren lassen und bewahrt sie auf in der Kaserne Montefinale, in Bracciano, wo sich das Artilleriekommando befindet.

In diesem Zusammenhang weiss der folgende Corriere-Artikel zu berichten, dass die Kanone am heutigen 20. September für einen Tag nach Rom an die Porta Pia zurückkehrt:


E per un giorno, a distanza di 150 anni, anche il cannone che il 20 settembre 1870 sparò il colpo che aprì la breccia a Porta Pia, tornerà sulla scena. L’Esercito lo ha fatto restaurare e ora dalla caserma di Montefinale, a Bracciano, è già stato trasferito nel Museo dei bersaglieri a Porta Pia. Così domenica, 20 settembre, tornerà dove lanciava i suoi colpi sulle Mura aureliane, di fronte a un condominio all’inizio della Nomentana. Sul posto sarà anche scoperta una targa ricordo.

Und für einen Tag, 150 Jahre nach den Ereignissen, wird auch die Kanone, die am 20. September 1870 den Schuss abfeuerte, der am 20. September 1870 die Bresche an der Porta Pia schlug, wieder an den Ort des Geschehens zurückkehren. Die Armee hat sie restaurieren lassen, und jetzt ist sie aus der Kaserne von Montefinale in Bracciano in das Bersaglieri-Museum an der Porta Pia überführt worden. So wird sie am Sonntag, dem 20. September, dorthin zurückkehren, wo sie seinerzeit ihre Schüsse auf die Aurelianische Mauer abgegeben hat. Standort: vor einem Wohnhaus am Beginn der Via Nomentana. An Ort und Stelle wird auch eine Erinnerungstafel enthüllt werden.
 
Hier steht nun genau die Information, auf die ich am Donnerstag leider vergeblich gehofft hatte:
In diesem Zusammenhang weiss der folgende Corriere-Artikel zu berichten, dass die Kanone am heutigen 20. September für einen Tag nach Rom an die Porta Pia zurückkehrt:
(...) il cannone che il 20 settembre 1870 sparò il colpo che aprì la breccia a Porta Pia, tornerà sulla scena.
Denn genau das schrieb die Repubblica leider nicht: Die Kanone werde erneut abgefeuert an der Porta Pia.

Ferner berichtet der oben verlinkte Corriere-Artikel, es werde auch das Mausoleo Garibaldino auf dem Gianicolo dieses Wochenende am Abend illuminiert (mittels der dortigen Flammenschalen) sowie geöffnet sein von 10.00 bis 20.00 h.
Al Gianicolo sabato e domenica sera torneranno ad ardere le fiaccole: Illumineranno il Mausoleo ossario garibaldino, che in questi due giorni sarà aperto al pubblico dalle 10 alle 20.
 
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An Ort und Stelle wird auch eine Erinnerungstafel enthüllt werden.

Hier nun eine Fotogalerie der Repubblica von der Enthüllung der Gedenktafel zu Ehren von Giacomo Segre und zurr Erinnerung an drei Gefallene:
Una targa in memoria del capitano Giacomo Segre, al comando della Quinta batteria del Nono reggimento di artiglieria, che sparò il primo colpo di cannone per aprire la Breccia nelle Mura aureliane, è stata scoperta nel giorno dell'anniversario della presa di Roma in via Nomentana 133.

Seine Einheit eröffnete das Feuer auf die Porta Pia

Die Bilder Nummer 6, Nummer 14, Nummer 15, Nummer 16 und Nummer 17 zeigen die historische Kanone.
 
Hochinteressante Aufnahme. Ein offenbar bronzenes Feldgeschütz, damals schon veraltet (gusseiserne Geschütze waren der neueste Stand der Technik) aber sehr schön gepflegt.
 

Im Begleittext zu diesem Video heisst es:

Si tratta di un “12 cm bronzo rigato ad avancarica” che venne fuso nelle Acciaierie di Parma nel 1867 e montato su un fusto modello Cavali 1844.

Hergestellt wurde die nun restaurierte Kanone also 1867. Was genau unter bronzo rigato zu verstehen ist, kann ich nicht sagen, aber Bronze als Material trifft die Sache.
 
Bzgl. des "rigato" habe auch ich keine Ahnung. Aber vielleicht könnte eine Mail an italienische Bekannte zur Erleuchtung verhelfen ... mal sehen, wie die Antwort ausfallen wird.

Edit: Nachträglich fällt mir ein, es könnte mit "gerillt" vielleicht ein gezogenes Rohr gemeint sein:
Läufe von Geschützen und Gewehren mit gezogenen Läufen weisen spiralförmig in das Laufinnere geschnittene oder gepresste Züge auf, deren spiraliger Verlauf den Projektilen einen Drall verleiht und sie so stabilisiert.
Also im Gegensatz zur später üblichen Ausführung: Glattrohrkanone – Wikipedia.

Im Übrigen bin natürlich auch ich der Ansicht, die zuweilen so auf den Punkt gebracht wird: "Kriege gehören ins Museum". Dennoch, oder vielleicht gerade darum, gefällt mir die patriotische Bilderstrecke der Repubblica. Denn ein ehrendes Angedenken mag zwar zuweilen bzw. von ein paar bestimmten Leuten missbraucht werden; aber trotzdem ist es m.E. im Grundsatz richtig und wichtig.
 
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Genau Gauki. Rigato meint in diesem Zusammenhang mit gezogenem Lauf im Gegensatz zu den veralteten Glattrohrgeschützen. Erst in neuerer Zeit werden bei Geschützen wieder neu entwickelte Glattrohrkanonen verwendet. 1870 waren die damaligen Glattrohrkanonen veraltet. Die Bronzegeschütze allerdings auch. Die Kanone von der Porta Pia war also nicht auf dem letzten Stand der damaligen Militärtechnik
Für ein paar symbolische Schüsse auf eine alte Stadtmauer auf Kernschussweite hat sie aber in jedem Fall gereicht
 
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Na, dann sind wir uns hier ja schon wieder einig. Zumal auch noch in der Zwischenzeit (während ich gleich zwei Krimis unmittelbar hintereinander geschaut habe) ein italienischer Bekannter mir per Antwortmail meine Vermutung bestätigt hat.
 
Mittlerweile habe ich doch noch einen Volltext der Serie entdeckt zum 20. September: Le cannonate, poi la breccia. Troppi morti, si firma la resa.
Die Kanonade, dann die Bresche. Zu viele Tote; die Übergabe wird unterzeichnet.

Leider jedoch muss ich jetzt weg und werde mich nicht näher damit befassen können bis zum mittleren oder späten Nachmittag.

So, jetzt also:
Alle cinque e mezzo (...) le batterie italiane (...) sparano anche su Porta Pia e San Giovanni. Alle sei, da Villa Pamphili contro Porta San Pancrazio, cominciano a tirare i cannoni di Nino Bixio. Ieri era a Castel di Guido, quando finalmente ha avuto un telegramma cifrato di Cadorna che lo avvertiva dell’attacco all’alba e lo invitava “a fare una diversione a porta S. Pancrazio”.
Um 5.30 h schießen die italienischen Batterien auch auf die Porta Pia und S. Giovanni. Um 6.00 h beginnen Nino Bixios Kanonen, von der Villa Pamphilj her auf die Porta S. Pancrazio zu feuern. Gestern war er in Castel di Guido, als er endlich ein verschlüsseltes Telegramm von Cadorna erhielt des Inhalts, er möge beim Morgengrauen den Angriff starten mit einem Ablenkungsmanöver, gerichtet auf die Porta S. Pancrazio.

Übrigens wird dadurch nachträglich geklärt, wo Bixio sich zuvor aufhielt:
Was den Westen betrifft, so weiß der Oberkommandeur nicht genau, wo Bixio ist. Oder vielleicht zieht er es vor, das nicht zu wissen.


Forse stamane sono stati proprio i suoi cannoni a svegliare Pio IX, sempre che prima dormisse. Alle sette e mezza il papa ha detto messa, poi ne ha ascoltata un’altra. Sono quasi le nove quando entra nella biblioteca privata, dove lo attendono gli ambasciatori accreditati presso la Santa Sede. (...) Dopo qualche tuono più vicino parla di Bixio: “Quando era repubblicano, aveva concepito il progetto di gettare nel Tevere, quando fosse entrato a Roma, il papa e i cardinali … È lì, alla porta San Pancrazio: Questa parte è la più esposta”.
Vielleicht waren es diese Kanonen, die am Morgen Pius IX. weckten - vorausgesetzt, er hätte überhaupt geschlafen. Um 7.30 h liest er die Messe, nimmt danach an einer weiteren teil und begibt sich kurz vor 9.00 h in seine Privatbibliothek, wo ihn die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter erwarten. (...) Nach einigem Kanonendonner mehr in der Nähe spricht er von Bixio: "Als er Republikaner war, wollte er, sobald er erst einmal in Rom eingezogen sei, den Papst und die Kardinäle in den Tiber werfen ... Jetzt ist er da, an der Porta S. Pancrazio: Das ist der am meisten exponierte Abschnitt".


Sono quasi le nove e mezza quando si presenta il tenente colonnello Filippo di Carpegna, uno dei principali collaboratori del generale Kanzler. Gli ambasciatori escono, ma dopo pochissimo vengono richiamati: “Ho appena dato l’ordine di capitolare” annuncia il papa. E spiega: “Non ci si potrebbe più difendere senza spargere molto sangue, ciò che non voglio”.
Kurz vor 9.30 h meldet sich Oberstleutnant Filippo di Carpegna, einer der wichtigsten Mitarbeiter General Kanzlers. Die Botschafter verlassen den Raum, werden aber nur wenig später zurückgerufen: "Ich habe soeben den Befehl zur Kapitulation gegeben", so der Papst. [Wobei ich hier allerdings eine kleine sprachliche Unsauberkeit des Chronisten vermute; denn Päpste zu jener Zeit pflegten von sich selbst in der ersten Person Plural zu sprechen.] Und erklärt: "Es wäre keine weitere Verteidigung möglich ohne großes Blutvergießen, was ich aber nicht möchte."


La bandiera bianca è comparsa su San Pietro e su Castel Sant’Angelo (...). La capitolazione di resa è ovviamente già firmata. Cadorna, che non si è mai mosso dalla Villa Albani, dove aveva posto il suo quartiere generale, ha ricevuto prima il colonnello Carpegna, poi Arnim e gli altri ambasciatori (...). Sono in tutto sei articoli (...). Da tenere d’occhio per i prossimi giorni c’è solo il primo articolo, che dice: “La città di Roma, tranne la parte che è limitata al sud dai bastioni di Santo Spirito, e che comprende il monte Vaticano e Castel Sant’Angelo costituenti la Città Leonina, il suo armamento completo, bandiere, armi, magazzini da polvere, tutti gli oggetti di spettanza governativa, saranno consegnati alle truppe di S. M. il Re d’Italia”.
Die weiße Fahne wurde aufgezogen auf St. Peter und der Engelsburg. Die Kapitulations- bzw. Übergabe-Vereinbarung ist natürlich schon unterzeichnet. Cadorna, der sich niemals wegbewegt hat von seinem Hauptquartier in der Villa Albani, hat zunächst Oberstleutnant Carpegna empfangen, dann Graf von Arnim und die anderen Botschafter. Insgesamt enthält die Vereinbarung sechs Artikel. Für die nächsten Tage ist nur der erste wichtig; er besagt: "Die Stadt Rom wird mitsamt ihrer gesamten militärischen Ausrüstung, Fahnen, Waffen, Pulvermagazinen und allen der Regierung zustehenden Objekten ausgeliefert an die Truppen Seiner Majestät des Königs von Italien, mit Ausnahme desjenigen Stadtteils, der begrenzt wird von den Bastionen di S. Spirito im Süden und den Vatikanhügel sowie die Engelsburg umfasst, welche insgesamt die Città Leonina bilden."
 
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Soeben habe ich meinen obigen Beitrag editiert, wie heute Morgen angekündigt. Allerdings einen weiteren Artikel, d.h. zum 21. September, gibt es derzeit noch nicht.
 
Pius IX. segnet vom Fenster aus die besiegten Soldaten.
Roma, 21 settembre 1870, mercoledì - L'esercito sconfitto ha passato la notte in piazza San Pietro. Ugo Pesci, che degli inviati è sempre il più curioso, si è alzato presto per andare a vedere: "Tutt'intorno alla parte della piazza compresa dentro i porticati del Bernini, erano schierati dai 6000 ai 7000 uomini di tutte le armi. Una batteria da campagna di sei pezzi stava davanti all'obelisco con la fronte verso la città".
Rom, 21. September, Mittwoch. Das geschlagene Heer hat die Nacht auf der Piazza S. Pietro verbracht. Rund um den Platz und in Berninis Kolonnaden lagern 6.000 bis 7.000 Mann aller Waffengattungen. Eine Batterie mit sechs Geschützen, zur Stadt hin ausgerichtet, hat Posten bezogen vor dem Obelisken.


Più tardi Pio IX si è affacciato alla finestra e ha benedetto i suoi soldati. Una corrispondenza della Nazione racconta e commenta: "Grida furibonde, berretti in aria, e lo sparo di forse cinquecento fucili hanno risposto alla benedizione papale."
Später zeigt Pius IX. sich am Fenster und segnet seine Soldaten. Wilde Schreie, in die Luft geworfene Hüte und Schüsse aus vielleicht 500 Gewehren antworten dem päpstlichen Segen.


I soldati pontifici sono poi saliti da Porta Cavalleggeri a Porta San Pancrazio. Lì li attendevano gli italiani con Cadorna e altri due generali (...) e, un po' discosto, Nino Bixio. (...) Bixio che, - si sa - è un caratteraccio, fa una scenata gridando che "bisognava battersi quand'era tempo". Ne nascerà un'altra lite fra lui e Cadorna, che fino allora non s'era accorto di nulla. Era distratto da Harry von Arnim, l'ambasciatore prussiano, venuto su in carrozza dal Vaticano per segnalare che piazza San Pietro, appena sgomberata dai pontifici, era stata invasa da un popolo tendenzialmente tumultuoso, che qualche baruffa era già avvenuta e insomma era urgente che le truppe italiane entrassero nella Città Leonina. Cadorna ha chiesto ad Arnim una richiesta scritta del papa, o del cardinale Antonelli o del generale Kanzler. Il diplomatico è andato a prenderla in Vaticano e gliel'ha portata, firmata da Kanzler: "La Santità di Nostro Signore - ha scritto - mi incarica significarle, che desidera che ella prenda disposizioni energiche ed efficaci per la tutela del Vaticano".
Danach ziehen die Soldaten von der Porta Cavalleggeri zur Porta Pancrazio hinauf. Dort erwarten sie die Italiener mit Cadorna und zwei anderen Generälen sowie, ein wenig abseits, Nino Bixio. Dieser ist, wie man weiß, ein temperamentvoller Charakter; er macht eine Szene und schreit, man hätte kämpfen sollen, so lange noch Zeit war. Daraus erwächst ein weiterer Streit zwischen ihm und Cadorna, der zunächst gar nichts gemerkt hatte, weil er abgelenkt war durch den preußischen Gesandten Harry von Arnim. Er war in einer Kutsche vom Vatikan herauf gekommen, um zu melden, dass sofort nach Abzug der päpstlichen Truppen der Petersplatz überschwemmt wurde von einer aufgebrachten Menschenmenge. Es sei zu Schlägereien gekommen - und darum dringend, dass die italienischen Soldaten in die Città Leonina einzögen. Dafür jedoch verlangt Cadorna ein schriftliches Ersuchen des Papstes, oder von Kardinal Antonelli oder General Kanzler. Der Diplomat holt es aus dem Vatikan und überbringt es, unterzeichnet von Kanzler: "Seine Heiligkeit unseres Herrn beauftragt mich, Ihnen seinen Wunsch mitzuteilen, Sie möchten energische und wirksame Maßnahmen ergreifen zum Schutz des Vatikans".
 
9.000 Römer im Kolosseum. Es ist die erste Wahl.

Da für mein Empfinden dieser Bericht vom 22. September nicht allzu viel Interessantes enthält, fasse ich ihn hier nur ganz kurz zusammen:
Mit bzw. nach einigen Irrungen und Wirrungen wird im Kolosseum eine provisorische Stadtverwaltung gewählt.
 
Quintino Sella sagt zu einem befreundeten Journalisten: "Es war vorgetäuschter Widerstand."
Roma, 23 settembre 1870, venerdì - La cosa più straordinaria è che delle tre pagine di cui sono fatti i giornali italiani - la quarta è in genere per la pubblicità - una buona metà continua a essere occupata dalla guerra fra tedeschi e francesi. Non c'è dubbio che quella sia la vicenda maggiore e più drammatica che si svolge in Europa. Un altro dubbio è tuttavia legittimo: che al governo di Firenze, e spesso anche alla stampa, non dispiaccia che sugli eventi nostrani si mantenga una qualche specie di sordina. Faccio un esempio. L'opinione, che si stampa a Firenze, esce oggi con un editoriale intitolato "La pacificazione interna". Le prime tre righe, attribuibili come tutto il resto al direttore Giacomo Dina, dicono: "L'occupazione di Roma compiutasi quasi senza incontrare resistenza compie decisamente il programma degli italiani". Tre giorni fa, 20 settembre, il suo amico Quintino Sella, ministro delle Finanze, gli ha scritto una lettera piuttosto divertente: "Bada bene di annunciare che la resistenza fu solo pro forma, giacché dopo quattro ore di cannoneggiamento contro le mura si alzò bandiera bianca per ordine del Papa, e perdite insignificanti."
Rom, 23. September 1870, Freitag. Am außergewöhnlichsten ist, dass von den drei Seiten, aus denen die [zeitgenössischen] italienischen Zeitungen bestehen - die vierte bleibt normalerweise der Werbung vorbehalten -, gut die Hälfte sich weiterhin mit dem Krieg zwischen den Franzosen und den Deutschen befasst. Zweifelsohne ist dies das hauptsächliche und dramatischste Ereignis, das sich in Europa abspielt. Berechtigt ist trotzdem der Gedanke, dass es der Regierung in Florenz, und oft auch der Presse, durchaus nicht missfiele, über das inländische Geschehen ein gewisses Schweigen zu bewahren. Ein Beispiel: Die in Florenz gedruckte Opinione erscheint heute [i.e. am 23. September] mit einem Editorial unter der Überschrift: "Die interne Befriedung". Darin schreibt Chefredakteur Giacomo Dina u.a.: "Die Besetzung Roms, quasi widerstandslos vollzogen, vollendet das Programm der Italiener." Drei Tage vorher, am 20. September, hatte sein Freund, Finanzminister Quintino Sella, ihm einen eher amüsanten Brief geschrieben: "Achten Sie gut darauf, bekanntzugeben, dass Widerstand nur pro forma geleistet wurde, da nach nur vierstündigem Kanonenbeschuss der Stadtmauern auf Befehl des Papstes die weiße Fahne gehisst wurde, bei nur unbedeutenden Verlusten."


La Gazzetta del Popolo, che adesso si stampa in Roma, annuncia che il generale Cadorna ha nominato una giunta municipale di diciotto persone, molte di meno delle quaranta e passa acclamate ieri al comizio del Colosseo. Il presidente è sempre il duca di Sermoneta Michelangelo Caetani (...). Cadorna ha depennato gli uomini le cui opinioni politiche risultavano più dubbie o pericolose al governo (...).
Die Gazzetta del Popolo, welche nun in Rom gedruckt wird, verkündet, General Cadorna habe einen Stadtrat von 18 Personen ernannt; d.h. weit weniger als die gut 40, die bei der Versammlung im Kolosseum per Akklamation gewählt wurden. Präsident sei unverändert Michelangelo Caetani, Herzog von Sermoneta. Hingegen hat Cadorna alle Männer von der Liste gestrichen, deren politische Ansichten sich als zweifelhaft oder der Regierung gefährlich herausstellten.
 
Vielleicht ein klein wenig "neben der Spur" und eine gewisse Eigenwerbung der Zeitung, aber m.E. dennoch kein OT:
(...) i valori dello Stato unitario, i nostri valori.
Die Besprechung der Repubblica im Museo dei Bersaglieri. Molinari: "Hier finden sich die Werte unseres geeinigten Staates; unsere Werte."
(La nu...)ova tappa è al Museo dei Bersaglieri, dentro Porta Pia.
Repubblica-Chefredakteur Maurizio Molinari – Wikipedia setzt seine Treffen bzw. seinen Dialog mit der Stadt bzw. den Verantwortlichen für deren symbolische Orte fort. Jüngste Station: das Bersaglieri-Museum in der Porta Pia.
"Abbiamo raccontato il 20 settembre sul giornale, a puntate, e oggi siamo qui perché questo è un luogo che ha per noi un valore molto alto" - ha spiegato Molinari.
"Wir haben in unserer Zeitung den 20. September erzählt, in Fortsetzungsfolgen; und wir sind heute hier, weil dies für uns ein Ort von besonders hohem Wert ist", erklärt Molinari.
 
Öffentliche Ordnung und Zeitungen, alle Vollmachten liegen in Cadornas Händen.
Firenze, 24 settembre 1870, sabato - Già da tempo nel governo si ragiona di mandare a Roma l'ex presidente del Consiglio Alfonso La Marmora come luogotenente del re. La Marmora, però, non ha nessuna fretta: Vorrebbe sapere prima le intenzioni di Vittorio Emanuele circa i tempi del trasferimento della capitale, anche perché spera ancora in una residua possibilità di conciliazione con il Vaticano. Il Consiglio dei ministri conclude che non si debbano fare cambiamenti prima del plebiscito (...). Il governo ha dunque deciso "di mantenere al generale Cadorna sino all'accettazione del plebiscito la missione di tutelare l'ordine pubblico e di prevenire i disordini in Roma e sua Provincia".
Florenz, 24. September 1870, Samstag. Schon seit geraumer Zeit überlegt die Regierung, Ex-Ministerpräsident Alfonso La Marmora als Statthalter nach Rom zu senden. Der jedoch hat es damit gar nicht eilig: Er möchte zuerst wissen, wann ungefähr der König den Regierungssitz nach Rom zu verlegen gedenkt; und hofft ein wenig darauf, dass währenddessen vielleicht eine Aussöhnung mit dem Vatikan zustandekäme. Der Ministerrat folgert daraus, es seien keine Veränderungen notwendig vor der Volksabstimmung. Darum wird laut Regierungsbeschluss General Cadorna der Auftrag erteilt, bis dahin für die öffentliche Ordnung in Rom und der Provinz zu sorgen.

Zu diesem Zweck, so der Ministerrat, wird der General mit sämtlichen Vollmachten ausgestattet und kann folglich jede Maßnahme ergreifen, die ihm geboten erscheint. So darf ohne seine Genehmigung keine Zeitung erscheinen; und es dürfen bereits in Druck befindliche Blätter unterdrückt werden, sofern sie sich Beleidigungen oder Ausfälligkeiten erlauben gegen die Religion oder gegen nationale Institutionen; oder aufrufen zu Unruhen oder zu Vergehen gegen Personen oder Eigentum. Er wird auch keine öffentlichen Versammlungen an offenen Orten zulassen dürfen, sofern er sie für eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung hält.
"A quest'effetto - continua la deliberazione del Consiglio dei ministri - egli è investito de' pieni poteri, e potrà quindi prendere tutte quelle misure che crederà necessarie ed opportune secondo i casi. Nessun giornale potrà essere pubblicato senza la sua autorizzazione; potrà sopprimere quelli che siano in corso di stampa, quando si permettano offese ed oltraggi contro la religione, contro le istituzioni nazionali, provocazioni al disordine ed a commettere reati contro le persone e le proprietà. Non dovrà permettere pubbliche riunioni in luoghi aperti, qualora le creda pericolose all'ordine pubblico."
 
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