Porta Pia 1870: Tage, die Geschichte schrieben

"Befreit den Borgo von Schurken", sagt der Kardinal.
Roma, 25 settembre 1870, domenica — L’incontro è all’una. L’anticamera del cardinale è piuttosto gremita (...), ma Alberto Blanc viene fatto passare subito.
Rom, 25. September 1870, Sonntag. Das Treffen findet um 13.00 h statt. Das Vorzimmer des Kardinals ist ziemlich überfüllt, aber Alberto Blanc wird trotzdem sofort vorgelassen. - Zur Person:
(...) im September 1870 verhandelte er mit Pius IX. (...) die Römische Frage.


Si trovano così di fronte due persone che, almeno all’apparenza, più diverse non potrebbero essere: un giovanotto savoiardo di trentacinque anni, che ha già fatto una bella carriera e altra ne farà, e un signore sessantaquattrenne, che già da molto tempo misura il declino dello Stato che governa e di se stesso. C’è la possibilità che i due possano intendersi: Sono entrambi diplomatici, prima d’ogni altra cosa. Antonelli è cordiale, ma ovviamente misurato: "Gli eventi, dolorosi per tutti (...) sono tali che solo l’avvenire potrà mostrarci quale situazione ne risulti per la Santa Sede".
Es finden sich einander gegenüber zwei Personen, die, zumindest dem Augenschein nach, nicht unterschiedlicher sein könnten: ein junger Savoyer von 35 Jahren, der bereits eine schöne Karriere gemacht hat und eine weitere machen wird; und ein 64jähriger Herr, der schon seit langer Zeit den Verfall des von ihm regierten Staates abschätzt sowie seinen eigenen. Dennoch gibt es die Möglichkeit der Verständigung: Beide sind sie in allererster Linie Diplomaten. Antonelli spricht herzlich, wenngleich natürlich gemessen: "Diese für alle schmerzlichen Vorkommnisse sind solcher Art, dass erst die Zukunft wird zeigen können, welche Situation sich daraus ergibt für den Heiligen Stuhl."

Er lobt auch das respektvolle Verhalten der italienischen Truppen. Dann kommt er zu dem Punkt, der Blancs hauptsächliches Anliegen ist: "Euer Projekt, dem Heiligen Vater die Città Leonina zu überlassen, birgt Schwierigkeiten in sich, die bislang unlösbar sind ohne schweren Schaden für die Sicherheit des Heiligen Vaters. Dieser Borgo ist zu einem Treffpunkt aller Schurken Roms geworden, weil dort keinerlei Autorität existiert. Der Oberkommandeur müsste dort, wie auch im Rest der Stadt, Posten einrichten für die öffentliche Sicherheit und einen regulären Dienst der Militäradministration. Dringend wäre, dass die königlichen Truppen Castel Sant'Angelo besetzten, wo sich beträchtliche Mengen Schießpulver befinden, die nicht durch wenige Veteranen ausreichend geschützt werden können gegen mögliche Angriffe durch Unruhestifter. Zudem müssten einige in den Vatikanischen Gärten verbliebene Kisten mit Munition beseitigt werden, die Seine Heiligkeit beunruhigen."
Fa anche l’elogio del comportamento rispettoso delle truppe italiane. Poi viene al punto, che è la ragione principale per cui ha cercato Blanc: "Le difficoltà che presenta il vostro progetto di lasciare al Santo Padre la Città Leonina sono fin d’ora insolubili con grave detrimento della sicurezza del Santo Padre. Questo Borgo è divenuto il punto d’incontro di tutti i mascalzoni di Roma, perché non vi esiste più autorità. Il comandante in capo dovrebbe stabilirvi, come nel resto di Roma, posti di sicurezza pubblica e un servizio regolare d’amministrazione militare. Sarebbe anche urgente che le truppe regie occupassero Castel Sant’Angelo, dove si trovano quantità considerevoli di polvere da sparo che pochi veterani non sono sufficienti a guardare dagli attentati possibili degli uomini del disordine. Ci sarebbe anche da togliere alcuni cassoni di polvere lasciati nei giardini vaticani, che inquietano Sua Santità".


Non c’è dubbio che dietro la questione di ordine pubblico, di sicurezza, ce ne sia anche un’altra, ben più tosta: Se il papa adesso dicesse: "Sì, mi prendo Borgo, che sarà, come suggerite, un municipio autonomo sotto la mia sovranità", se il papa dicesse questo, sarebbe già il primo segno d’una conciliazione, sarebbe l’accettazione del fatto compiuto. E di questo né Giovanni Maria Mastai Ferretti, né Giacomo Antonelli vogliono sapere nulla. Però il cardinale segretario di Stato è di quelli che si riconoscono sempre in un motto, che dopo più di un secolo sarà anche un titolo di film: "Mai dire mai". (...) Antonelli, sfinge rassicurante, risponde: "Bisogna far passare ancora qualche giorno e allora tutto potrà diventare più facile". Dopo un’ora di queste chiacchiere il cardinale congeda Blanc dicendogli: "Può venire da me anche tutte le mattine e spero di rivederla presto."
Es besteht kein Zweifel daran, dass hinter der Frage von öffentlicher Ordnung und Sicherheit eine andere, weit härtere, steht: Würde der Papst nun sagen: "Ja, ich übernehme den Borgo, wie ihr vorschlagt, als autonomen Stadtbezirk unter meiner Souveränität" - also falls der Papst dies sagte, dann wäre es schon das erste Zeichen eines Vergleichs; es wäre die Anerkennung einer vollendeten Tatsache. Genau davon jedoch wollen sowohl Giovanni Maria Mastai Ferretti als auch Giacomo Antonelli absolut nichts wissen. Allerdings erkennt der Kardinalstaatssekretär sich selbst stets wieder in einem Motto, das über ein Jahrhundert später ein Filmtitel sein wird: "Sag' niemals nie". Darum antwortet er, als beruhigende Sphinx: "Es werden noch einige Tage vergehen müssen; dann wird alles einfacher werden." Nach einer einstündigen Unterredung verabschiedet der Kardinal Blanc mit den Worten: "Sie dürfen jeden Morgen wiederkommen; und ich hoffe, Sie bald wiederzusehen."
 
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Kurz nachgetragen sei etwas in Zusammenhang hiermit:
Und zwar einerseits, dass in der Tat (wie von Simone vorhergesehen) dieser Text mittlerweile nicht mehr frei verfügbar ist. Zweitens jedoch, und vor allem: In meinen Augen besteht ein reizvoller Gegensatz zwischen einem derartigen Artikel, der einen Gesamtüberblick gibt, und einer solchen Serie wie dieser hier. Denn sie beschreibt viele Einzel-Aspekte aus zeitgenössischer Sicht. Soll heißen zu Zeitpunkten, wo die Beteiligten jeweils noch nicht mit Sicherheit wissen konnten, wie es weitergehen würde. Eines von mehreren Beispielen dafür ist das diplomatische Lavieren am 25. September (s. oben) um die mit dem Breschenschlag an der Porta Pia geänderten römischen Herrschaftsverhältnisse. Hingegen uns Heutigen ist das Ergebnis aus der Rückschau bekannt seit Jahrzehnten, so dass es uns quasi selbstverständlich erscheint. Jedoch genau darum finde ich die Perspektive der Zeitgenossen interessant.
 
Denn sie beschreibt viele Einzel-Aspekte aus zeitgenössischer Sicht. Soll heißen zu Zeitpunkten, wo die Beteiligten jeweils noch nicht mit Sicherheit wissen konnten, wie es weitergehen würde.

Genau das finde ich auch interessant und verfolge die Beiträge täglich gespannt! Fast kommt man sich vor wie ein Zeitzeuge. ;)

Den kathpress-Artikel findet man noch auf drei anderen Webseiten. Der Autor ist Johannes Schidelko. Nach Belieben:



 
Das Schicksal Pius' IX. in verschiedenen Zeitungen. Drehscheibe von Falschmeldungen.

Für mein Empfinden genügt es eigentlich, davon diejenige zu zitieren, derzufolge der Papst sich unter dem Schutz von Botschafter Odo Russell nach Malta begeben habe - so eine Mitteilung der Unità Cattolica, gegeben jedoch unter Zweifeln am Wahrheitsgehalt.
"Secondo una corrispondenza dell’Unità Cattolica (...) il Santo Padre non si troverebbe più in Roma, ma sarebbe partito per Malta sotto la protezione dell’ambasciatore Odo Russell; l’Unità dà questa notizia in modo dubitativo."

Immerhin existiert eine Aussage Pius' IX. gegenüber diesem britischen Diplomaten, mehr als 8 Jahre früher: "Wer weiß, ob ich nicht eines Tages gezwungen sein werde, Sie um Ihre Gastfreundschaft zu bitten."
Odo Russell è il diplomatico britannico che più di otto anni fa si sentì dire dal papa: "Chissà che un giorno non sarò costretto a pregarla della sua ospitalità."


Il governo di Londra, d’altronde, ha deciso, due mesi fa, d’inviare una nave a Civitavecchia per metterla a disposizione dei propri connazionali, ma anche del papa, se volesse. (...) Papa Mastai, lui, è abbastanza vecchio e malato per non aver alcuna voglia di viaggiare, ma non gli dispiace di mettere in giro la voce che possa anche andarsene. Capisce che adesso è l’eventualità più temuta dal governo di Firenze. D’altra parte, a restare, guadagnerà quella certa aria di martirio, di sacrificio, che può sembragli il degno compimento d’un pontificato tanto difficile. Basterà poco tempo e spunteranno a Roma le immagini del Papa Prigioniero.
Übrigens hatte die Regierung in London bereits zwei Monate zuvor beschlossen, ein Schiff nach Civitavecchia zu schicken für die eigenen Landsleute, aber auch für den Papst, sofern er das wünsche. (...) Papst Mastai selbst hat aufgrund von Alter und Krankheit keine Lust zu reisen; allerdings missfällt es ihm nicht, das Gerücht in Umlauf zu setzen, er könne weggehen. Denn er erkennt, dass dies die derzeit meistgefürchtete Möglichkeit ist, d.h. seitens der Regierung in Florenz. Andererseits verschafft ihm das Dableiben ein gewisses Flair von Martyrium, von Opfer; das könnte ihm als würdige Vollendung eines so komplizierten Pontifikats erschienen sein. Es wird nur kurze Zeit dauern, bis in Rom die Bilder des Papa Prigioniero auftauchen.

... also entsprechend seinem eigenen bekannten Ausdruck, er sei "Gefangener im Vatikan".
 
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Wie heute. Eine Mischung aus Halbwahrheiten, Gerüchten und glatten Fake News. Hat sich so viel geändert ?
 
Kirchen werden durchsucht, man braucht Wählerlisten.
Roma, 29 settembre 1870, giovedì - La Gazzetta Ufficiale di Roma, che è il giornale che da una settimana ha preso, anche materialmente, il posto del pontificio Giornale di Roma, annuncia il plebiscito per domenica 2 ottobre e finalmente ne precisa anche la formula, concordata fra la giunta e il governo. Sta in seconda pagina, ma tutta maiuscola: "VOGLIAMO LA NOSTRA UNIONE AL REGNO D'ITALIA SOTTO IL GOVERNO MONARCHICO COSTITUZIONALE DEL RE VITTORIO EMANUELE II E SUOI SUCCESSORI".
Rom, 29. September 1870, Donnerstag. Die Gazzetta Ufficiale di Roma, das ist die Zeitung, die vor einer Woche an die Stelle des päpstlichen Giornale di Roma getreten ist, kündigt das Referendum an für Sonntag, den 2. Oktober, und gibt die genaue Formulierung der Abstimmungs-Vorlage bekannt, auf die Stadtrat und Regierung sich endlich geeinigt haben. Sie steht (erst) auf Seite zwei, aber ganz in Großbuchstaben: "WIR WÜNSCHEN UNSERE VEREINIGUNG MIT DEM KÖNIGREICH ITALIEN UNTER DER KONSTITUTIONELL-MONARCHISCHEN REGIERUNG KÖNIG VITTORIO EMANUELES UND SEINER NACHFOLGER".


Der Papst, der nach seiner Antwort auf den Brief des Königs in der Öffentlichkeit fast 20 Tage lang geschwiegen hatte, bringt nun in einem (längeren und etwas pompösen) Schreiben an die Kardinäle seinen Unwillen zum Ausdruck.
Daraus hier nur zwei kurze Auszüge:
Il papa, che tace da quasi venti giorni - l'ultima sua uscita pubblica è stata la risposta alla lettera del re - ha pensato che era ora di parlare e lo ha fatto con una lettera ai cardinali. (...) Pio IX spiega ai cardinali che ha deciso oggi di dichiarare "come è debito Nostro, e ce l'impone la voce della Nostra coscienza, gli intimi sentimenti del Nostro animo, co' quali apertamente e pubblicamente detestiamo e riproviamo il presente stato di cose".
Pius IX. erklärt den Kardinälen, er habe beschlossen, kundzutun "wie es Unsere Pflicht ist und die Stimme Unseres Gewissens es Uns auferlegt, die innersten Gefühle Unserer Seele, und zwar dass Wir rückhaltlos und öffentlich den derzeitigen Zustand verabscheuen und missbilligen".


Fra gli episodi denunciati da Pio IX nella lettera ai cardinali c'è anche questo: "Si prendono a forza e si esaminano i registri delle stesse parrocchie della città, ed è chiaro che ciò si fa per ricavarne quelle nozioni che forse servono per le liste della coscrizione militare e per altri fini che è facile indovinare". Indovinato? Domenica c'è il plebiscito, e per cercare gli elettori bisogna ricorrere ai registri delle anime, che a Roma, per adesso, si trovano solo nelle parrocchie.
Zu den Vorkommnissen, welche Pius IX. in seinem Brief an die Kardinäle beklagt, zählt auch dieses: "Man beschlagnahmt gewaltsam und durchforstet die Kirchenbücher der städtischen Pfarreien, und es ist klar, dass dies geschieht, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen für die Listen zwecks Aushebung von Soldaten und zu weiteren Zwecken, wie unschwer zu erraten ist." - Hat er richtig geraten? Am Sonntag findet die Volksabstimmung statt, und auf der Suche nach den Wählern muss man auf die Verzeichnisse der Seelen zurückgreifen, die sich in Rom, bislang, nur in den Pfarreien finden.
 
Es wird gewählt in zwölf Pavillons, nur einer davon auf dem rechten Tiber-Ufer.
Roma, 30 settembre 1870, venerdì - "In questo momento si alzano in tutte le piazze padiglioni di legno ricoperti di drappi tricolori. Là si riceveranno le schede del popolo romano per la sua riunione alla grande famiglia nazionale". (...) Il giornale è la Gazzetta Piemontese. (...) Quanto alle piazze, ovviamente, non sono tutte quelle che ha Roma. Sono previsti solo dodici luoghi, con altrettante urne, dove consegnare le schede. L'elenco (...) è questo: Campidoglio, piazza Barberini, il palazzo Odescalchi ai Santi Apostoli, il palazzo Pamphilj di piazza Navona, la piazza di Spagna, via dè Serpenti, il teatro Apollo, piazza dè Ricci, la piazza di Santa Maria in Trastevere, la piazza del Biscione, la piazzetta a ferro di cavallo che dà su via di Ripetta, infine piazza Colonna. Interverrà presto una variazione: Il teatro Apollo (...) sarà sostituito dalla piazzetta di Ponte Sant'Angelo.
Rom, 30. September 1870, Freitag. "Zur Stunde erheben sich auf allen Plätzen Holz-Pavillons, bedeckt von Trikolore-Tüchern. Dort werden die Stimmzettel des römischen Volkes entgegengenommen für seine Wiedervereinigung mit der großen nationalen Familie." So schreibt die Gazzetta Piemontese. Was die (aufgelisteten) Plätze betrifft, so handelt es sich selbstverständlich nicht um alle, die Rom hat. Sondern es sind nur zwölf Orte vorgesehen, mit ebenso vielen Wahlurnen: Campidoglio, Piazza Barberini, Palazzo Odescalchi bei SS. Apostoli, Palazzo Pamphilj an der Piazza Navona, Piazza di Spagna, Via de' Serpenti, Teatro Apollo, Piazza de' Ricci, Piazza di Santa Maria in Trastevere, Piazza del Biscione, Piazzetta a ferro di cavallo an der Via di Ripetta, schließlich Piazza Colonna. Dabei wird es bald noch eine Veränderung geben: Das Teatro Apollo wird ersetzt durch die Piazzetta di Ponte Sant'Angelo.


In ogni modo, delle dodici sedi destinate alla votazione, solo una, Santa Maria in Trastevere, è sulla riva destra del fiume. Nella stessa proporzione sono gli indirizzi ai quali si devono ritirare le schede per il voto: Sono in tutto ventiquattro e solo due, entrambi di Trastevere, sono sulla riva destra.
Jedenfalls liegt von diesen zwölf Abstimmungsorten nur einer auf dem rechten Tiber-Ufer: Piazza di Santa Maria in Trastevere. Im gleichen Zahlenverhältnis stehen die Adressen, an denen man die Stimmzettel abholen kann: Es sind insgesamt 24, davon nur zwei - beide in Trastevere - auf dem rechten Flussufer.


Aufgrunddessen entspinnt sich, so liest man im weiteren Verlauf des Artikels, eine rege Diskussion: Beabsichtigt die Regierung in Florenz, die im Borgo wohnenden Römer von der Abstimmung weitmöglichst auszuschließen? Oder will man damit lediglich Rücksicht nehmen auf den Papst, d.h. ihn der Exterritorialität des ihm belassenen Stadtbezirks versichern?
 
Schachzüge der Sieger und der Besiegten am Vorabend des Plebiszits

Allerdings für mein Empfinden wird da nicht allzu viel „geschacht“ ;) (sit venia verbo … d.h. jener humorigen Wortschöpfung Heinz Erhardts); sondern es handelt sich eigentlich nur um ein Rauschen im römischen Blätterwald.

Darum sollen diese beiden Auszüge genügen, welche die konträren Standpunkte verdeutlichen:
Roma, 1 ottobre 1870, sabato – «L’esercito italiano è entrato a Roma non per ridurre la sovranità mondana del Papa a più stretti limiti, ma per abbatterla interamente. (…) Non può venire in mente ad un uomo politico che di qua del Tevere vi siano cittadini italiani, di là sudditi del Papa, o meglio sudditi della Chiesa; di qua ci sia il regno della libertà, di là la dominazione del Sillabo». Così oggi L’Opinione, nell’editoriale di prima pagina.
Rom, 1. Oktober 1870, Samstag. „Das italienische Heer ist nicht in Rom eingezogen, um die weltliche Souveränität des Papstes weitestmöglich zu beschränken, sondern um sie vollständig zu Fall zu bringen. Keinem Politiker kann es in den Sinn kommen, es lebten auf diesem Tiberufer italienische Bürger, hingegen auf dem anderen Untertanen des Papstes, oder vielmehr Untertanen der Kirche; bzw. dass hier die Freiheit herrsche, dort hingegen der Syllabus.“ [= Syllabus errorum von 1864]. So heute L’Opinione in ihrem Leitartikel auf der ersten Seite.


(…) il settimanale cattolico Il Divin Salvatore: «Domani avrà luogo in Roma il plebiscito, che deve dichiarare il Papa decaduto dalla sua regia autorità. Dio giudicherà e la storia di tale gravissimo atto; noi ci contentiamo di osservare, che è cosa ben crudele di spingere i Romani a detronizzare un sovrano, cui Roma va debitrice di non essere stata annientata dai barbari e di essere stata posta a capo della vera civiltà del mondo». È un punto di vista che, di immediatamente pratico, non porta altro che una facile previsione: Il clero e i cattolici più devoti in grande maggioranza si asterranno.
Die katholische Wochenzeitung Il Divin Salvatore schreibt: „Morgen wird in Rom das Plebiszit stattfinden, welches den Papst als seiner königlichen Autorität enthoben deklarieren soll. Gott und die Geschichte werden richten über diese unerhört schlimme Tat; wir begnügen uns damit, anzumerken, wie grausam es ist, die Römer zu zwingen, einen Souverän zu entthronen, dem Rom verdankt, nicht durch die Barbaren vernichtet, sondern an die Spitze der wahrhaft zivilisierten Welt gestellt worden zu sein.“ Das ist eine Sichtweise von unmittelbarem praktischem Nutzen, die nichts anderes in sich trägt als die simple Vorhersage: Der Klerus und die getreuesten Katholiken werden sich in ihrer großen Mehrheit der Abstimmung enthalten.
 
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Wobei auch der obige Repubblica-Bericht, wie schon etliche zuvor, dem jeweiligen Datum von vor 150 Jahren um einen Tag hinterher hinkte; vgl.:
Rom, 1. Oktober 1870, Samstag.
Umso mehr freut mich, dass nun doch pünktlich heute zum 2. Oktober die Serie abgeschlossen wird.

Straßenkonzerte zum Plebiszit, Rom ist italienisch
So endet das Tagebuch der Bresche an der Porta Pia zum 150. Jahrestag des historischen Gefechts am 20. September.


Roma, 2 ottobre 1870, domenica - "Uscirono fuori, non si sa da dove, dieci, dodici, venti bande musicali (...)." Ce lo racconta Ugo Pesci (...). Il plebiscito è una festa, con le stranezze anche di certe feste paesane. Ancora Pesci (...): "Tutti gli esercenti le professioni, le arti, i mestieri eransi dati convegno a diversi luoghi ed in diverse ore per recarsi con le rispettive bandiere a dare il loro SÌ al Campidoglio od altrove. Tutte queste corporazioni erano lungo il passaggio salutate d'applausi dalla gente che trovavasi affollata lungo la strada e dalle numerose signore che ornavano ogni balcone. E non era solo il caso che una brigata si incontrasse nella non larga via del Corso in un'altra che dopo aver deposto il proprio voto s'incamminava in senso opposto, ed allora quasi militarmente una delle brigate fermatasi e facendo fronte all'altra che passava dinanzi si scambiavano applausi e calde strette di mano."
Rom, 2. Oktober 1870, Sonntag. "Es kamen - niemand weiß, woher - zehn, zwölf, zwanzig Musikkapellen hervor." So erzählt uns [der Journalist] Ugo Pesci. Das Referendum ist ein Fest, mit den Eigentümlichkeiten gewisser Dorffeste. Wiederum Pesci: "Alle künstlerisch und anderweit tätige Gewerbetreibende versammeln sich an verschiedenen Orten, um am Kapitol oder sonstwo ihr JA einzubringen. Auf ihrem Weg wird allen diesen Korporationen applaudiert seitens der Menschenmenge entlang der Straße und seitens der Damen, die alle Balkone schmücken. Auch kam es nicht selten vor, dass in der engen Via del Corso [gegnerische] Brigaden einander begegneten auf dem Weg von der bzw. zur Stimmabgabe und dabei, quasi militärisch einander gegenüber stehend, Beifallsbekundungen und herzliche Händedrücke austauschten."


Chissà perché mi vengono in mente i film di Don Camillo e Peppone; quello di Carmine Gallone, per esempio, in cui il sindaco di Brescello, eletto deputato, viene accompagnato alla stazione "quasi militarmente" dai seguaci. Una spiegazione, in fondo, ci sarebbe: che questa Roma del 1870 è abbastanza semplice da poter già stare dentro l'Italia di Guareschi.
Wer weiß, warum mir dabei die Filme von Don Camillo und Peppone in den Sinn kommen; z.B. jener von [Regisseur] Carmine Gallone, worin der Bürgermeister von Brescello, zum Abgeordneten [in Rom] gewählt, in quasi militärischer Manier von seinen Anhängern zum Bahnhof begleitet wird. Im Grunde könnte eine Erklärung dafür diese sein: dass das Rom von 1870 einfach genug gestrickt war, um bereits dem Italien Guareschis innezuwohnen.


Wobei, das gebe ich gerne zu, für mein ganz persönliches Empfinden ein Bericht über die weitgehend inszenierte (wie wir ja im Verlauf dieses Threads mehrfach sahen) Mischung von Gegnerschaft und Einmütigkeit während jener Tage keinen geglückteren Abschluss finden kann als jenen Vorausblick auf Guareschis liebenswerte Anekdoten um das Gegeneinander und Miteinander der italienischen Katholiken und Kommunisten in der Nachkriegszeit.
 
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@Gaukler
Nun bin ich auch dazu gekommen den letzten Teil der Repubblica-Serie und deinen Beitrag dazu zu lesen. Es war mir Tag für Tag ein Vergnügen den Thread zu verfolgen.

Heute gibt es bei Vatican News noch folgenden Beitrag, in dem sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Ende des Kirchenstaates 1870 äussert:

... als „Trauma" erlebt, habe der Einmarsch italienischer Truppen in Rom 1870 letztlich das Papstamt in seiner universalen Dimension und Unabhängigkeit wachsen lassen, sagte Parolin bei einer Veranstaltung am Freitag in Rom.
 
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