Vatikan/Papst: Papst entlässt Chef der Schweizer Garde

Mit 31. Jänner gibt der bisherige Kommandant Daniel Rudolf Anrig sein Amt auf. Eine Entscheidung, die im Dezember mit wenigen nüchternen Zeilen in der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ angekündigt wurde, aber heftige Reaktionen auslöste. Schweizer Medien spekulierten, der 42-Jährige gehe nicht freiwillig.
Aus für die Garde?
Franziskus wolle Veränderungen an der Spitze der Garde durchsetzen. Sogar von einem kompletten Aus für die Garde war die Rede – stattdessen wolle sich der Pontifex lieber auf die gut ausgebildeten Sicherheitskräfte des Vatikan verlassen. Einen Nachfolger für Anrig gibt es ebenfalls noch nicht.
Sogar der Papst äußerte sich anschließend zu der Entscheidung, was den Gerüchten jedoch kein Ende setzte. Es sei ihm nur um eine gesunde und normale Erneuerung gegangen, sagte Franziskus der argentinischen Zeitung „La Nacion“.
Anrig sei eine „hervorragende Person, ein guter Katholik, mit einer hervorragenden Familie“. Trotz dieser Aussage scheinen weitere Veränderungen in den kommenden Monaten nicht ausgeschlossen – laut Nachrichtenagentur ANSA wünscht sich Franziskus jedenfalls eine weniger militärische und menschlichere Garde.
 
Dazu passt:
Wenn sich Touristen und Pilger auf den Petersplatz begeben und damit den Vatikan betreten, wissen viele nicht, dass sie italienisches Hoheitsgebiet verlassen haben und sich nun in einem eigenständigen Land, dem souveränen „Staat der Vatikanstadt“, befinden. Ebenso sind sie zumeist nicht darüber informiert, dass dieser kleinste Staat der Erde neben der weltberühmten Päpstlichen Schweizergarde auch über eine eigene Polizeitruppe verfügt: den Corpo della Gendarmeria dello Stato della Città del Vaticano, das Gendarmeriekorps des Vatikanstaates.

 
Daniel Anrig äussert sich erstmals zu seinem abrupten Abgang im Vatikan und erklärt, weshalb Gardisten auch ohne Wasser acht Stunden Dienst leisten können.

Am Fusse des Gonzen, jenes Bergs, der sich über drei Täler erhebt, liegt Sargans. Hier ist Daniel Anrigs geografische Heimat. Seine Familie ist hier seit Jahrhunderten ansässig. Ihr Wappen ist im Rittersaal des Schloss Sargans verewigt. Im Alter von 20 Jahren diente Anrig zwei Jahre als Gardist in Rom, eine Zeit, die ihn prägen sollte wie keine andere. Das Schicksal wollte es, dass ihm hier auch seine spätere Frau, die Ungarin Bernadett, an einem Fasnachtsabend zum ersten Mal im Gardequartier begegnete. Sie, die er übrigens als intelligenter und sprachgewandter als sich selbst bezeichnet, folgte ihm später nach Freiburg, wo die beiden Studenten heirateten. Die Erstgeborene kam kurz vor Anrigs 26. Geburtstag auf die Welt.
Totale Identifikation

Die Familie «beseelt» den ernsthaften Anrig, wie er es ausdrückt. Er, der in frühen Kinderjahren den Vater verlor, lebt für seine Familie. Alle zwei Jahre folgte ein Kind, insgesamt sind es vier. «Die Familie ist die Basis der Gesellschaft», sagt der heute 42-Jährige. Ohne seine Familie hätte er wohl vieles nicht gemacht. Wegen der Verantwortung, die ihm als jungem Studenten oblag, handelte er schneller und zielgerichteter als andere. «Wenn man für andere lebt, schaut man nie auf die Uhr, und es ist nicht entscheidend, wie viel am Ende des Monats auf dem Konto liegt.»


 
Jede Tradition hat einmal angefangen. Der Vatikan scheint langsam zu begreifen, dass sie auch ein von Menschen bewusst verursachtes Ende haben kann.

Ich rechne persönlich aber auch nur mit Änderungen.
 
Na klar, und was sollte er Ihnen sagen: "Das war's Jungs, danke, dass ihr über fünfhundert Jahre treu und redlich gedient habt. Und jetzt - husch husch - zurück in euere Ziegenställe.

Denkt mal an die Jungs, die dort in devoter Haltung in tiefem Glauben strammstehen.
 
Sogar der Papst äußerte sich anschließend zu der Entscheidung, was den Gerüchten jedoch kein Ende setzte. Es sei ihm nur um eine gesunde und normale Erneuerung gegangen, sagte Franziskus der argentinischen Zeitung „La Nácion“. Anrig sei eine „hervorragende Person, ein guter Katholik, mit einer hervorragenden Familie“. Trotz dieser Aussage scheinen weitere Veränderungen in den kommenden Monaten nicht ausgeschlossen – laut Nachrichtenagentur Ansa wünscht sich Franziskus jedenfalls eine weniger militärische und menschlichere Garde.

Ehemalige Gardisten riefen sogar eine Unterschriftenaktion ins Leben, um den Papst zur Erhalt der Garde zu bewegen. Diese wurde jedoch kurze Zeit später auf Betreiben der Vereinigung der ehemaligen Gardisten wieder eingestellt. Es gebe „keinerlei objektive Anhaltspunkte“, dass der Papst die Garde abschaffen könne, heißt es in einer Mitteilung der Vereinigung. Man sei überzeugt, dass die Garde auch weiterhin „das uneingeschränkte Vertrauen und die Wertschätzung“ des Oberhaupt der katholischen Kirche genieße.
 
Ganz so einfach aufzulösen ist die Schweizer Garde wohl kaum. In der Schweiz gibt es eine Stiftung, welche die Garde und den Vatikan in vielen Belangen unterstützt. Die Mitglieder des Stiftungsrates sind bedeutende Persönlichkeiten, es sind "Schwergewichte" in der Schweiz.

Während langer Zeit stellte die Eidgenossenschaft die Schweizergarde dem Papst unentgeltlich zur Verfügung. Das ist heute nicht mehr angebracht. Es ist ähnlich wie bei den Kruzifixen in Schulzimmern. Diese mussten entfernt werden, um nichtchristliche Religionen nicht zu diskriminieren. So gesehen ist die Stiftung eine Einrichtung, um nach wie vor den Vatikan und den Papst diesbezüglich unterstützen zu dürfen.

Stiftungsrat

Gruss desmo
 
Danke Desmo für diese äußerst interessante Information. Das war mir und wahrscheinlich den meisten Foristi nicht bekannt.
 
Das Thema von der Stiftung ist mir Bekannt, die Kosten für die Renovierung der Wohnung stammt auch davon. Vatikan muss dafür nichts zahlen.

Das letzte Arbeitstag von Kommandant Daniel Anrig ist zum Ende. Es gibt viele Spekulationen über die Entlassung.

Ich mag ihn und seine Truppen. An Weihnachte 2012 habe ich erfahren, dass Dr. Giani (der Mann rechts vom Papst Benedikt) kein Deutsch spricht, deshalb habe ich auch gedacht, dass der Mann links kein Deutsch spricht. Ich habe Papa Benedetto etwas gesagt, auf Deutsch. Ich habe nur gemerkt, dass die Augenbraun des Mannes gezogen hat. (Später habe ich erfahren, dass er jawohl Deutsch spricht;)).

Hochachtung und Alles Gute für die Zukunft, geehrter Kommandant Anrig!!

drei Fotos aus unser Reise in Rom

2013 Ostern und 2015. 01.01.​

 
Zuletzt bearbeitet:
@ Ludovigo ROB
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