Neue Thesen zum Bau des Ghettos in Rom

gengarde

Pontifex Maximus
Teammitglied
Moderator
Stammrömer
Hallo,

wer bei Deutschlandfunk im Archiv nachforscht, findet immer mal wieder etwas Interessantes. So will ich euch auch den folgenden Beitrag nicht vorenthalten, in dem es um die Gründung des römischen Ghettos geht.

Neue These....

Danach ging es angeblich nicht um Ausgrenzung...

Gruß gengarde
 
Hallo,

den Ansatz, die Juden konvertieren zu wollen, kann ich ja verstehen. Aber wieso muss man dazu die Menschen einsperren, und ihre Bürgerrechte beschneiden :?:
Die Sitten und Gebräuche waren im 16. Jahrhundert sicher anders als heute, aber wenn man Stadtviertel mit einer Mauer umgibt, dann denke ich zuallererst an Abgrenzung :!:

Wir Deutschen haben ja unsere eigene Erfahrungen mit Mauern. Vielleicht findet sich ja ein Mediävist, der uns hier helfen kann.

patta
 
Hallo,

den Ansatz, die Juden konvertieren zu wollen, kann ich ja verstehen. Aber wieso muss man dazu die Menschen einsperren, und ihre Bürgerrechte beschneiden :?:
Die Sitten und Gebräuche waren im 16. Jahrhundert sicher anders als heute, aber wenn man Stadtviertel mit einer Mauer umgibt, dann denke ich zuallererst an Abgrenzung :!:

Wir Deutschen haben ja unsere eigene Erfahrungen mit Mauern. Vielleicht findet sich ja ein Mediävist, der uns hier helfen kann.

patta


,.,..er wird Dir zumindest sagen, historische Gegebenheiten immer aus der entsprechenden Zeit mit den damit verbundenen Umständen heraus zu beurteilen. Auch die Entstehung speziell des römischen Ghettos.

Das Thema Missionierung ist ein sehr schwieriges, und sicher sieht man das Verhalten Papst Pius V. heute sehr differenziert und zurecht kritisch- auch, bzw. gerade auch von Seiten der katholischen Kirche.

Zweifelssohne sind seine 3 Bullen bzgl. der Juden als höchst bedenklich antisemitisch einzuordnen, den Focus jetzt zu sehr auf diesen Umstand auszurichten würde das historische Bild dieses Mannes zu einseitig prägen.


Interessanterweise hat er die Juden der Stadt Rom von seiner Verfolgung/Bann weitestgehend ausgenommen. Weshalb er das getan hat, weiß ich nicht, es mag durchaus auch volkswirtschaftliche Erwägungen gegeben haben.

Wir haben ja einen Historiker unter uns, vielleicht hilft uns der ja weiter.

In jeder Hinsicht wäre es sehr interessant, visionär zu denken, wie weit es ohne die Impulse dieses Mannes hin zum Sieg bei Lepanto 1571 (zweifelsohne kann er sich diese Schlacht auf die Fahnen schreiben), mit dem religiösen Pluralismus in good old Europe noch her wäre- und das unabhängig davon, ob man nun Christ, Jude, Atheist oder sonst etwas ist...

Man muss der Kirche zweifelsohne eine gehörige Portion Anteil an Erhalt und geistiger/intellektueller Entwicklung des Abendlandes zubilligen, auch wenn mancher das nicht gerne hört. Das fiel Gott sei Dank in die Zeit Pius des V! Gar nicht auszudenken, was ca. 50 Jahre eher passiert wäre, als noch ein Giovanni de Medici Papst war...
Dennoch ist völlig klar, dass die Politik gegenüber den Juden in der 2. Hälfte des 16. Jh. völlig indiskutabel ist.


Ok, etwas vom Ghetto-Thema abgeschweift, aber ich mein, es passt doch noch gerade so dazu.
 
In der Tat, HIstoriker, aber von Profession Zeithistoriker mit einem zweiten Standbein in der Antike :)

Ich muss gestehen, mit der Entstehungsgeschichte des römischen Ghettos selbst nicht vertraut zu sein, kann mich dazu also nicht wirklich äußern. Der Hinweis auf die Notwendigkeit einer zeitgebundenen Kontextualisierung menschlichen Handelns von felispapa ist natürlich vollkommen richtig. Um gleich noch einen weiteren allgemeinen Hinweis nachzuschieben: Man kann Vergleiche oder Parallelen mit gegenwärtigen oder zeitlich näher liegenden Ereignissen zu Illustrationszwecken natürlich ziehen; was aber die Parallelsetzung Ghetto-Berliner Mauer angeht: Nicht alles, was hinkt ist auch ein Vergleich...

Ansonsten müsste ich mich weitgehend auf die Informationen stützen, die mir der Beitrag liefert und auf mein Allgemeinwissen über den historischen Antijudaismus (diese Unterscheidung ist übrigens wichtig; der Antijudaismus diskriminiert nach Religion, der Antisemitismus nach pseudo-rassischen Kriterien; letzterer ist in Produkt v.a. des 19. Jahrhunderts). Auf dieser Grundlage kann ich aber dazu keine Stellung nehmen - ich kenne weder die Quellen, noch die Standpunkte der Debattanten über das hinaus, was ich hier gehört habe. Das reicht mir nicht ;)
 
Ok, etwas vom Ghetto-Thema abgeschweift, aber ich mein, es passt doch noch gerade so dazu.
... und reicht sich die Hand mit dem, was in pattas Abbiege-Thread steht. Wobei mir persönlich dazu spontan der gute alte Plinius einfällt: Rom: Zweieinhalb Jahrtausende ... - Google Book Search
Zugegeben, wieder ein leicht anderer Aspekt; aber schon noch innerhalb des Spektrums dessen, was - wie ich seit Neuestem weiß :proud: - unter "zeitgebundener Kontextualisierung menschlichen Handelns" zu verstehen ist.

Edit: Bin immer noch nicht der Fitteste im Verlinken :blush: - also man muss doch noch eine Seite nach oben blättern; das Zitat geht genau über den Seitenumbruch.
 
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