Musei Vaticani

Freitag 25. Januar 2008

Wir fahren zur Pilgerkirche Santa Croce in Gerusalemme. Sie heißt so, weil es da mal ein Fleckchen gab mit Erde aus Jerusalem. Die Kirche hat einen reichen Reliquienschatz, u.a. eine Kreuzreliquie. In der Apsis ein furchtbar kitschiges Fresko, das aber den Geschmack der Pilger durchaus getroffen haben wird.

Wir wandern weiter zur Porta Maggiore mit dem Bäcker-Mausoleum, dann zu San Lorenzo fuori le Mura, einer weiteren Pilgerkirche. Das waren mal zwei Kirchen, deren Apsiden sich berührten. Die hintere Kirche bildet jetzt den Altarraum, ihr Fußboden liegt etwa zwei Meter tiefer als der des Hauptraumes. Für den Altar wurde eine erhöhte Konstruktion errichtet, neben der die kannelierten Säulen hervorlugen. Im Hauptraum wuchtige Spolien-Säulen aus Granit.

San Lorenzo hat einen urtümlichen Kreuzgang, dessen Wände mit Hunderten von Inschriftentafeln 'tapeziert' sind, Verschlußplatten der Grabnischen der hiesigen Katakombe.

Der Heilige Laurentius fand seinen Märtyrertod auf dem Rost. Dabei verlor er nicht seinen Humor: Nach einer Weile bat er seine Peiniger, man möge ihn wenden, er sei jetzt auf der einen Seite gar.

Seinen Leichnam bettete man zunächst auf einer Marmorplatte. Dabei vergaß man wohl, ihm vorher den Rost abzunehmen. Die Folge waren Brandlöcher in der Platte. Diese perforierte Marmorplatte wird in San Lorenzo gezeigt und verehrt.

Wenn man schon mal hier draußen ist, sollte man es nicht versäumen, Campo Verano zu besuchen, Roms Hauptfriedhof. Der ist unglaublich interessant. Es gibt dort normale Gräber, nicht bepflanzt wie bei uns, sondern mit Steinplatten gedeckt. Große Familien-Mausoleen sind zu sehen, in deren Wänden sich Nischen befinden - wie in den Katakomben (aber mit Steinplatten verschlossen). Auffällig sind große Maueraufbauten, die mehrstöckig belegt werden. Damit die Hinterbliebenen Blumen vor dem Grab aufstellen können, gibt es auf Schienen laufende Treppen, die man zur gewünschten Stelle schieben kann. An praktisch allen Gräbern sind Fotos angebracht. Besonders bemerkenswert fanden wir eines mit einem Ehepaar in Alltagskleidung. Er mit buntem karierten Hemd und Hosenträgern.

Es wurde dann so langsam Zeit, das Gepäck vom Hotel zu holen. Wir sind mit Ersatzbus 3 nach Trastevere gefahren, dann mit Tram 8 zum Katzenforum. Der Ersatzbus fährt exakt den Schienenstrang von Tram 3 entlang, auch am Caelius. Im Lateran-Bereich gibt es ein paar Baustellen, deshalb kann die Straßenbahn nicht fahren. Jetzt wissen wir das also auch.

Tja, damit war der schöne Rom-Aufenthalt zu Ende.
 
Hallo und Moin, Moin drhoette!

VIELEN DANK wieder einmal für den schönen und sehr interessanten Bericht .... ( wann geht es wieder los ??? ) ... den ich sehr gerne gelesen habe.


Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo drhoette, vielen Dank für Deinen wunderschönen Bericht aus den Musei Vaticani.

Ich habe die dunkelroten Sarkophage der Mutter und Tochter Konstantins direkt wieder vor mir gesehen.:nod:

Und was muß ich alles noch sehen...Santa Croce in Gerusalemme steht schon lange auf der Wunschliste, ebenfalls San Lorenzo fuori le mura, etc.

Aber wenn man in bella Roma ist, muß man ja auch der dolce vita frönen...:blush:

Das habt ihr hoffentlich nicht nur einmal bei Giolitti gemacht....

Also nochmals herzlichen Dank, daß Du uns wieder einmal auf deine Reise mitgenommen hast.:nod:
 
Danke Drhoette für deinen Bericht. Wirklich keine schlechte Idee, eine Reise eigens für die MV zu machen:thumbup: Die Romitis treibt wahrlich ungewöhnliche Blüten..:D


Ich zitiere Mauro Lucentini, Rom: Wege in die Stadt, Pattloch 1995:
"Ein Beweis für Michelangelos ungeheures, fast übersinnliches Gespür für ausgewogene Gestaltung hängt mit der Restaurierung der Laokoon-Gruppe zusammen. Als sie gefunden wurde, fehlte der mittleren Figur der rechte Arm. Ein guter Bildhauer namens Montorsoli wurde aufgefordert, ihn zu ergänzen, und er versah die Statue mit einem ausgestreckten Arm. Michelangelo muß dies für falsch gehalten haben, denn er begann unaufgefordert seine eigene Version des Armes zu gestalten: nach rückwärts, auf den Kopf zu gebeugt. Dann überließ er, wegen anderer Aufträge unter Druck geraten, dieses Werk sich selber. Vier Jahrhunderte lang sah man die Laokoon-Gruppe mit dem ausgestreckten Arm Montorsolis, ohne etwas daran falsch zu finden, bis 1905 bei einer Ausgrabung ein Armfragment gefunden wurde, das man später eindeutig als das fehlende Original identifizierte. 1960 wurde Montorsolis Arm entfernt und durch den neuen Fund ersetzt. Er war nach rückwärts gebeugt, genau so, wie Michelangelo ihn haben wollte."
Dazu fällt mir noch ein, dass ich (sorry, keine Ahnung mehr wo) mal gelesen habe, welchen Unterschied die diversen Armhaltungen auch auf die Interpretation der Gruppe hatten: Der ausgestreckte Arm stand für den kämpferischen Menschen, der sogar den Göttern zu trotzen wagt und nicht aufgegen will. Der rückwärts gebogene Arm symbolisierte dagegen Resignation, der Mensch ist dem Willen der Götter ausgeliefert.... (Angaben ohne Gewähr, aber so erinnert!)

LG
Fortunata
 
Hallo,

ich habe das neue MERIAN Heft - Vatikan - gekauft und mal durchgeblättert. Der Artikel über die Sixtinische Kapelle ist hervorragend. Es werden einige Szenen der Deckenmalerei, des Jüngsten Gericht´s kurz und treffend geschildert, mit Bezug und Zitaten aus dem Buch von Joachim von Fiore "Concordia"(12. Jhdt) und das neue Buch von Heinrich Pfeiffer. Jetzt verstehe ich den "Quellcode" oder das theologische Programm(siehe drhoette) oder die Farbenlehre des Hugo von Sankt Viktor(12. Jhdt), die hinter den Fresken stehen, wenigstens ein klein wenig. Ich kann mir allerdings vorstellen, daß man "sehr dicke Bretter" bohren muß, will man wirklich einsteigen.

https://shop.merian.de/cgi-bin/vsho...S_PROD_POS=1&ID=u2rQwBWdYWUQlIsa.0.1201457588


Da habe ich am nächsten Samstag bei der Führung einiges Sonja zu fragen und zu diskutieren.

Gruß
Ernst
 
Hallo drhoette,

vielen Dank auch von mir für Deinen tollen Bericht! Ja, der Januar scheint mir wirklich der Monat für die Vatikanischen Museen zu sein - und Deine Ausführungen lassen einem wirklich das Wasser im Munde zusammenlaufen. 3 Tage in den VM - das wär's wirklich mal!
 
...3 Tage in den VM - das wär's wirklich mal!

Das habe ich im März 2007 erstmals im Louvre gemacht, man kriegt ein völlig anderes Gefühl - für beides, die Räumlichkeiten und die Exponate.

Und die Gelegenheit, jedesmal die Palast-Räume aufzusuchen, bietet sich in den MV förmlich an!

Viele Grüße!
 
Schade, dass wir uns da noch nicht kannten :( Sonst hätten wir uns verabreden können.

Zum Laokoon gibt es noch einen interessanten Aufsatz von Susanne Muth in dem bei Beck erschienenen Bändchen Meisterwerke der antiken Kunst (hg. Luca Giuliani). Das Büchlein kann ich überhaupt empfehlen. Auch zum Boxer im Palazzo Massimo, zum Commodus als Herakles (Kapitolinische Museen), zum Konstantin Koloss (Kapitol) und zum Hercules Farnese (jetzt Neapel, aber hier dargestellt vor dem Hintergrund der Caracallathermen. Besonders gelungen der Abschnitt über den fiktiven Benutzer der Thermen!) und zur Cestius Pyramide finden sich dort lesenwerte Aufsätze.

Viele Grüße und noch mal "Merci" für den Bericht!

Claude
 
Schade, dass wir uns da noch nicht kannten :( Sonst hätten wir uns verabreden können.

Zum Laokoon gibt es noch einen interessanten Aufsatz von Susanne Muth in dem bei Beck erschienenen Bändchen Meisterwerke der antiken Kunst (hg. Luca Giuliani). Das Büchlein kann ich überhaupt empfehlen. Auch zum Boxer im Palazzo Massimo, zum Commodus als Herakles (Kapitolinische Museen), zum Konstantin Koloss (Kapitol) und zum Hercules Farnese (jetzt Neapel, aber hier dargestellt vor dem Hintergrund der Caracallathermen. Besonders gelungen der Abschnitt über den fiktiven Benutzer der Thermen!) und zur Cestius Pyramide finden sich dort lesenwerte Aufsätze.

Viele Grüße und noch mal "Merci" für den Bericht!

Claude

Liebe Claude,

wir verabreden uns dann beim nächsten Mal. In den Louvre will ich auf jeden Fall noch einmal!

Danke für den Buchtipp. Kommt übermorgen bei mir an (gerade bei Amazon bestellt).

Viele Grüße zurück!
 
Hallo drhoette,
wir hätten uns treffen können. Waren auch am Dienstag um ca. 10.00 Uhr ohne jede Wartezeit.
War einfach klasse, unsere zwei erwachsenen Söhne waren schwer begeistert.
Gruß Klaijo
 
Zitat etwas frisiert, damit es ein bißchen klarer wird. Entschuldigung, Claude.

...Zum Laokoon gibt es noch einen interessanten Aufsatz von Susanne Muth in dem bei Beck erschienenen Bändchen 'Meisterwerke der antiken Kunst' (Hg. Luca Giuliani). Das Büchlein kann ich überhaupt empfehlen. Auch zum Boxer im Palazzo Massimo, zum Commodus als Herakles (Kapitolinische Museen), zum Konstantin Koloss (Kapitol) und zum Hercules Farnese (jetzt Neapel, aber hier dargestellt vor dem Hintergrund der Caracallathermen. Besonders gelungen der Abschnitt über den fiktiven Benutzer der Thermen!) und zur Cestius Pyramide finden sich dort lesenwerte Aufsätze...

Das Buch hat mich wirklich überrascht, so etwas hatte ich schon lange gesucht.

Wir, zumindest wir Älteren, sind ja noch im Sinne der 'klassischen' (Winckelmann'schen) Betrachtungsweise groß geworden.

Das Büchlein zeigt uns nun, wie Kunstwerke auf moderne, eher sachliche Art und Weise betrachtet werden können. Der Beitrag von Susanne Muth über die Laokoon-Gruppe ist selbst ein 'Meisterwerk'. Die anderen Aufsätze sind kongenial.

Sehr, sehr zu empfehlen!
 
Hallo!
Das freut mich, wenn dir das Buch gefallen hat. Ich persönlich finde diese neuen Fragestellungen in der Archäologie auch ausgesprochen spannend. Die Zeit der "Löckchenzählerei" ist eben vorbei.
Bevor Du nach Sizilien fährst, hast Du ja vielleicht Gelegenheit den Aufsatz von Susanne Muth über die Mosaiken ind der Villa in Piazza Armerina zu lesen. Den fand ich ebenfalls faszinierend.

Wenn es Dich interessiert, hier noch ein Buch, das ich Dir empfehlen kann:

Amazon.de: Augustus und die Macht der Bilder: Bücher: Paul Zanker

Viele Grüße
Claude
 
Nicht wahr! Ich fand das auch fesselnd.

Allerdings hat mich geärgert, dass offenbar auf Seite 152 unten eine Passage im Druck ausgefallen. Ich wüßte ja gern, was da fehlt und ob es mehr als zwei Zeilen (so nach dem Satzspiegel) sind.
Das darf eigentlich nicht passieren1

Wir tauschen uns weiter über Lektüre aus!

Bis dann
Claude
 
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