Mülltrennung: la differenziata

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Seit Jahresanfang gelten in Italien verschaerfte Muelltrennungsvorschriften; und sicherlich bin ich nicht der einzige Forista, der das auch gleich in seinem Hotel bemerken (oder bemerkt haben) wird.

Ein bislang noch nicht geloestes Problem - jedenfalls de facto noch nicht geloest - ist so ziemlich alles das, was bei uns in Deutschland in den gelben Container oder gelben Sack kaeme. Denn Entsprechendes, so hoerte ich heute von der Direktion der Villa Maria, wurde zwar in Aussicht gestellt; jedoch die Lieferung steht noch aus.

Okay, schon seit vielen Jahren werden Plastik-Behaeltnisse aller Art separat gesammelt, d.h. vor allem Flaschen. Aber diese machen ja nur einen Teil des gesamten Plastik-Abfalls aus. (Und zudem, wie wir ja wissen: Pfandflaschen sind hierzulande unbekannt.)

Typisch italienisch ist aber auf jeden Fall, dass auch hierbei wieder mal ein komplexer Begriff umgangssprachlich verkuerzt wird auf das Adjektiv (und eben nicht, wie es im Deutschen waere, auf das Substantiv): Die Muelltrennung heisst hier schlicht la differenziata.
Hingegen la raccolta differenziata ist weitestgehend dem Amts-Italienisch vorbehalten. (Und entsprechend natuerlich heisst es in der Umgangssprache l'indifferenziata = der nicht getrennte [Rest-]Muell.)
 
Als wir vor drei Jahren eine Ferienwohnung im Borgo hatten, war die Mülltrennung das, was uns am meisten verblüfft hat:
In der Küche gab es verschiedene Abfalleimer, dazu verschieden farbige Transporttüten, mit denen man den Müll zweimal am Tag zu einem kleinen Müllwagen bringen konnte, der an der Ecke des Vicolo zur nächsten größeren Straße stand; und dort war immer eine hilfsbereite Person, die einem entweder die Tüten abnahm oder zeigte, was in welchen Großbehälter musste.
Meinem BEVA hat das sogar Spaß gemacht, den Müll wegzubringen.
 
In der Tat möchte auch ich - gerade angesichts der derzeit so oft beschriebenen Problematik - eine Lanze brechen für die fleißigen AMA-Mitarbeiter. Denn zum einen wurden während meiner rd. 2 Wochen in der Villa Maria dreimal (!) die Container an den umliegenden Straßen geleert. Zum anderen und vor allem: Auch dem oben angemerkten Mangel an entsprechenden getrennten Sammelbehältnissen wurde schon am nächsten Morgen abgeholfen. Seitdem stehen auf dem Gelände der Villa Maria sechs jener bekannten fahrbaren Groß-Container mit verschiedenfarbigen Deckeln.

Kurzum, selbst wenn es wohl mit den Straßen-Containern auch weiterhin nicht immer problemlos laufen wird, so möchte ich doch aus meiner persönlichen Beobachtung heraus sagen: Die Mitarbeiter der AMA tun wirklich ihr Möglichstes.
 
Sicher nicht die Lösung für Rom aber originell und vor allem effizient: In Artena

Artena ist eine italienische Gemeinde in der Metropolitanstadt Rom in der Region Latium mit 14.177 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016). Sie liegt 47 km südöstlich von Rom. Artena war in der Antike eine Stadt der Volsker.

helfen Maultiere bei der "raccolta differenziata".

Bericht des Messaggero: La raccolta differenziata si fa a dorso di mulo e la percentuale è da record: 86%

Artikel mit vier Fotos der Maultiere im Einsatz
 
Zudem stellen diese geduldigen Lastenträger (insgesamt 16) in Artena das einzige Transportmittel dar auch für Warenlieferungen aller Art, eingeschlossen Waschmaschinen und Kühlschränke, sowie für Umzüge und Hausbau bzw. -renovierung.
Infatti oltre a raccogliere i rifiuti, i quadrupedi sono anche l’unico mezzo di trasporto con cui è possibile portare nel centro storico qualsiasi tipo di merce. “Trasporto i rifornimenti per i negozi del centro e per il bar”. Impossibile pensare di comprare una lavatrice o un frigorifero senza sondare prima la disponibilità di un mulo che dall’ultima piazza carrabile porti l’elettrodomestico a casa. Stesso discorso vale per i traslochi e per i restauri o lavori di rifacimento edile.
Wer hätte gedacht, dass irgendwo auch noch im Italien des 21. Jahrhunderts ohne Mulis kein Aus- bzw. kein Fortkommen wäre ... Scodella lässt grüßen.
Muli e conducenti! Tutti presenti!
 
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