Mit 22 Personen eine Woche durch Rom; danach einfach die Maisonne genießen.

Ludovico ROB

Magnus
Teammitglied
Moderator
Forum-Sponsor
Stammrömer
Schon seit längerer Zeit sprachen mich einige der Teilnehmer meiner letzten großen Gruppenreise 2008 immer wieder an, ob ich sie noch einmal mit nach Rom nehmen wolle. Mitte letzten Jahres erklärte ich mich bereit bis zu zehn Personen mitzunehmen. Schließlich fuhren dann 20 Personen am 13.05.2014 mit uns. Es wurde eine bunte Truppe im Alter zwischen etwa 50 und 75 Jahren. Der Großteil der Kontakte entstand aus Verbindungen in unserer Kirchengemeinde. Aber auch ein ehemaliger Arbeitskollege aus unserer Städtetourtruppe gesellte sich dazu. Ein portugiesischer Sangesbruder brachte seine drei Geschwister mit Ehepartnern mit. Die Hälfte der Teilnehmer war zum erstenmal in Rom, die anderen zum zweiten bzw. vierten Mal.

So überwogen die kirchlichen Ziele, Scavi, Audienz, Siebenkirchenwallfahrt etc. Mein Ex-Arbeitskollege ist Jugendstil-Fan.

Die Flüge haben wir bereits letztes Jahr gebucht. Air Berlin hatte den besten Preis. Die Unterkunft für unsere 20 Begleiter war auch bald gefunden, die Villa Maria in Trastevere. Dies sollte sich als Glücksgriff erweisen. Wie in letzter Zeit vielfach berichtet ist das Haus sauber, die Angestellten freundlich und die Sehenswürdigkeiten sind gut per ÖPNV zu erreichen. Nicht zu vergessen, Gaukler war fast die ganze Zeit ebenfalls dort zu Gast. Mit ihrer langjährigen Erfahrung war sie uns eine wichtige Stütze. Die Organisation rund um das Haus erledigten sie und Humocs in dem Vorbereitungsthread Villa Maria: 20-er Gruppe im Mai für uns im Vorfeld.

So blieb für mich nicht viel mehr als ein interessantes Programm zu erstellen und mich entsprechend vorzubereiten.
Zwei Monate vor Beginn der Reise hatte ich zu einem Vortreffen eingeladen. Dort stellte ich die Gruppe auf die Besonderheiten Roms ein und stellte die wesentlichen Punkte des Programmes vor. Der Rest lief über Email. Gut die Hälfte der Gruppe sah ich eh etwa einmal pro Woche.

So weit das Vorgeplänkel.

1. Tag: Anreise am 13. Mai mit erstem Erkundungsspaziergang


2. Tag (Teil1): Papstaudienz und Portugieserkirche mit kleinem Nachtrag


2. Tag (Teil2): Spaziergang vom Centro Storico nach Trastevere


3. Tag (Teil1): Vatikanische Museen



Bericht vom 3.Tag, Teil 2http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/235047: "Nordic Walking" oder Spaziergänge in Roms Norden; Coppedè, Villino Ximenes, Villa Torlonia, Sant Agnese, Santa Costanza, Pizzeria Stella Gemella


Bericht vom 4. Tag: Von der Piazza del Popolo zu den Sacvi unter dem Petersdom


Bericht vom 5. Tag: Cimitero Acattolico, Ostia Antica


Bericht vom 6. Tag, Teil 1: Campo Santo, Roseto Comunale / Rosengarten


Bericht vom 6. Tag, Teil 2: Mittagessen, Santi Quattro Coronati, San Giovanni Baptisterium und Sancta Sanctorum


Bericht vom 7. Tag: Siebenkirchenwallfahrt


Museo Nazionale Romano: Crypta Balbi


Museo Nazionale Romano: Palazzo Altemps


Museo Nazionale Romano: Palazzo Massimo alle Terme


Villa Medici


Shopping und Sightseeing


Drei Kirchen


Arrivederci Roma


Fotografische Zusammenfassung



Bericht vom ersten Tag

Da es bereits um 8.35 Uhr in Düsseldorf losging, fuhren die einzelnen Fahrgemeinschaften bereits um 6 Uhr los. Wie verabredet, waren alle um 6.30 Uhr am Terminal. Schnell war eingecheckt. Ich wies noch einige Personen anhand von geeigneten Plänen in den ÖPNV Roms ein. Wir nahmen eine Kleinigkeit zu uns, starteten pünktlich und landeten ebenso in Fiumicino. Der Himmel sandte nur wenige Begrüßungstränen. Unser Busfahrer der Firma Grassini brachte uns so souverän und sicher zur Unterkunft, dass wir ihn am nächsten Tag gleich namentlich auch als Fahrer für die Rückfahrt anforderten (dieser Wunsch wurde uns sogar erfüllt).

Meine BEVA spielte an der Rezeption den Übersetzer. So kamen alle ganz schnell auf ihr Zimmer. Wir klärten mit dem Rezeptionisten noch einige Kleinigkeiten und unterhielten uns etwas mit Gaukler, die gerade von den Vatikanischen Gärten zurückkam.

Meine BEVA begleitete dann die Frauen zu einem ersten Einkauf in den nahen Supermarkt, während ich mit den Männern die Gegend erkundete, Bushaltestellen, die Pizzeria Simone und das mögliche erste Restaurant für den Abend.

Wir mussten noch etwas auf die beiden letzten Teilnehmer warten, die zwei Stunden nach uns aus Lissabon eintrafen.

Etwa 14.20 Uhr brachen wir schließlich in die Stadt auf. Ich wollte die Gruppe vor allem auch mit Bus und Tram vertraut machen. Wir fuhren also mit dem 75 bis zur Viale Trastevere. Dort stiegen wir um in die Tram 8, die uns zur Piazza Venezia brachte. Ich starte mit Ersttätern gerne dort, da man hier gut einen geographischen und historischen Überblick geben kann.

Unsere erste Station war Madama Lucrezia, eine der sechs sprechenden Statuen in einer Ecke des Palazzo Venezia (Foto leider verschwunden). Von dort ging es die Cordonata hoch zum Kapitol.


Mit einer kurzen Geschichte passierten wir den Volkstribun Cola di Rienzo,​


warfen einen Blick durch das Eingangstor des Palazzo Nuovo auf Marforio, die zweite sprechende Statue ;​


und gönnten uns unter der Reiterstatue des Marc Aurel (hier ein Foto des Originals aus den Kapitolinischen Museen (beim Blick auf die heutige "Plastikfigur" tun mir immer die Augen weh; sie wirkt wie eine Plastik aus Plastik)) einen Blick auf die Stadt und natürlich auf den schönen, von Michelangelo gestalteten Platz.​




Selbstverständlich ließ ich auch die Geschichte des Platzes im antiken Rom nicht fehlen. Wir stiegen rechts des Senatorenpalastes hinunter und hatten nun einen herrlichen Blick über das Forum Romanum auf Palatin und Kolosseum. Ich wählte diesen Platz für einen Überblick über die ersten 1500 Jahre Roms, da sich hierher deutlich weniger Touristen verirren als auf die linke Seite. Bewaffnet mit einem der bekannten und beliebten Hefte zur Antike "Rom heute und gestern" konnte ich auch visuell einen Eindruck zu dem ursprünglichen Zustand der Ruinen vermitteln. Ich hatte mir auch aus dem Buch von Peter Gayer "Rom-ein sentimentaler Reiseführer" einige Abschnitte kopiert. Hier versuchte ich mit einigen Zeilen zu "wie roch es im alten Rom" etwas Konkretes greifbar zu vermitteln. Dabei werden auch die Unterschiede zwischen Ober- und Unterschicht sehr deutlich.​


Zwar hatten alle schnell die Getränkeversorgung an den Nasoni begriffen, doch knurrte bei einigen der Magen. Schließlich hatte es im Flugzeug nur eine kleine Salzstange gegeben. Ich schlug also den Weg zur unteren Aussichtsterrasse des Vittoriano ein. Dort liessen wir uns ein Stück Pizza mit einem Spritz munden und genossen die herrliche Sicht auf die Kaiserforen.​


Weiter gehts. Nach einem Blick auf die kleine Plastik der Lupa​


sowie auf die beiden Flussgötter Nil und Tiber​


überquerten wir die Piazza Venezia, spazierten ein Stück den Corso hoch und ließen die dritte sprechende Statue, den Facchino auf uns wirken. Natürlich gab es eine kleine Geschichte dazu.​


Nächste Station war der Hof der Galleria Sciarra, ein erstes Schmankerl für unseren Jugendstilfreund.​


Vorsichtshalber habe ich den Besuch des Trevibrunnens auf den ersten Tag gelegt. Es kööönnte ja sein, dass am Ende der Reise der Wunsch nach einer Rückkehr nicht mehr so hohe Priorität hat ;). Einige hatten ein dringendes Bedürfnis. Die Toilette des weltbekannten Fast-Food-Restaurants ist aber wirklich nur als absoluter Notbehelf geeignet.
Am Trevibrunnen herrschte das gewohnte Gedränge. Als ich erklärte, dass ich den Platz schon voller erlebt hätte, wollte mir niemand glauben.​


Meine Frau zog mit den schon etwas Müderen auf kürzestem Weg zum Pantheon. Ich spazierte mit dem Rest durch die Einkaufspassage​


über die Piazza Colonna,​


vorbei am Parlament, vor dem gerade demonstriert wurde.​


Ich empfahl unterwegs noch einige Eis- und Kaffeetempel und stieß schließlich wieder auf der Piazza Rotonda zu den Vorausgeeilten, die alle ein Eis in der Hand hielten.​


Nach einigen Erklärungen erforschten wir schließlich das Pantheon.​


Letzte Station für den ersten Tag sollte Santa Maria Sopra Minerva sein, wo wir natürlich Beli begrüßten und die Fresken Filippino Lippis, Michelangelos Christusskulptur und einige Gräber anschauten. Mehr zu dieser Kirche findet ihr hier. Wer in jenem Bericht etwas hoch scrollt, findet uebrigens auch einige Ausführungen zur Galleria Sciarra.​



Auf dem Weg zur Tram kamen wir natürlich am "Katzenforum" vorbei, wo ich für einige Katzenfreunde noch einiges erklären musste.​


Die Tram kam bald. Beim Umsteigen auf den Bus wollten einige voreilig zur Stelle, wo wir vorher ausgestiegen waren. Also musste ich noch den Unterschied erklären, der auf Humocs Skizze eigentlich deutlich kommentiert war.
Nun mussten meine Unterhäuptlinge fit sein, um mit einigen Anweisungen die Truppe jeweils morgens zu unserem Treffpunkt zu bringen.​

An der Haltestelle erklärte ich noch kurz einige Möglichkeiten für die Abendverpflegung. Im Hotel erwartete uns bereits mein Schwager. Nach einem Schwatz mit Gaukler, sowie der Begrüßung von Balti und seinen Eltern ging es mit PKW zügig in den Norden Roms, wo wir noch unser Quartier herrichteten und bei einem Gläschen Wein den Abend ausklingen ließen.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ludovico,

das Vorgeplänkel hört sich schon interessant an. Nun bin ich gespannt wie sich eure Reise entwickelt hat.

Lass dir Zeit, das Bilder hoch laden dauert ja auch immer seine Zeit und die Fotos sind eine weitere Spezialität von dir neben dem Organisieren.

Viele Grüße

Tizia
 
Lieber Ludovico,
schön, dass Du mit Deinem Reisebericht angefangen hast! Ich finde es immer sehr spannend Berichte von anderen Usern zu lesen, die zur gleichen Zeit in Rom waren. Ich freue mich auf mehr :nod:!

Lieben Gruß
Padre
 
Hallo Ludovico,

das Vorgeplänkel hört sich schon interessant an. Nun bin ich gespannt wie sich eure Reise entwickelt hat.

Lass dir Zeit, das Bilder hoch laden dauert ja auch immer seine Zeit und die Fotos sind eine weitere Spezialität von dir neben dem Organisieren.

Viele Grüße

Tizia

Da schließe ich mich doch gerne an :nod:
 
Danke für euer Interesse. Die Bilder waren schon hochgeladen. Da ich aber nicht vorformuliere, dauert so ein Berichtsteil halt etwas. Ich hoffe, dass es gelingt den Bericht interessant zu gestalten. Natürlich werden für die erste Woche auch einige organisatorische Aspekte angesprochen. Diese waren für mich die größere Herausforderung als der Inhalt.
 

Bewundernswert, wie Du das alles für eine so große Gruppe organisiert hast, lieber Ludovico! :thumbup:​
 
Mit dem Ergebnis war ich durchaus zufrieden, auch wenn es natürlich noch Verbesserungspotential gibt.
 

Bewundernswert, wie Du das alles für eine so große Gruppe organisiert hast, lieber Ludovico! :thumbup:​

Ja, das ist wirklich bewundernswert! Jeder, der gerne (wie ich auch) etwas organisiert, weiß wie viel Vorarbeit in solchen Dingen steckt, damit es dann vor Ort alles wie zufällig klappt.

Drum lieber Ludovico, ganz viele Complimenti von mir für diese (sicherlich auch aufregende) Organisation!
 
Danke für die Lorbeeren. Natürlich ist so ein Projekt mit Arbeit verbunden. Das wusste ich aber vor der Zusage.
 
Die Unterkunft für unsere 20 Begleiter war auch bald gefunden, die Villa Maria in Trastevere. Dies sollte sich als Glücksgriff erweisen. Wie in letzter Zeit vielfach berichtet ist das Haus sauber, die Angestellten freundlich und die Sehenswürdigkeiten sind gut per ÖPNV zu erreichen. Nicht zu vergessen, Gaukler war fast die ganze Zeit ebenfalls dort zu Gast. Mit ihrer langjährigen Erfahrung war sie uns eine wichtige Stütze. Die Organisation rund um das Haus erledigten sie und Humocs in dem Vorbereitungsthread Villa Maria: 20-er Gruppe im Mai für uns im Vorfeld.
Wir hatten ja einen recht ähnlichen Planungsthread - also die beiden sind schon wirklich ein gutes Team, tät ich mal sagen.
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Meine BEVA spielte an der Rezeption den Übersetzer. So kamen alle ganz schnell auf ihr Zimmer. Wir klärten mit dem Rezeptionisten noch einige Kleinigkeiten und unterhielten uns etwas mit Gaukler, die gerade von den Vatikanischen Gärten zurückkam.
Gauki hat mir im Nachhinein erzählt, euer Chorleiter-Banker habe dabei dem Safe auf dem Zimmer misstraut und gefürchtet, es könnte der gesamte Kühlschrank von irgendwem abgeschleppt werden:?:
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:!::?:
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:lol:8O:lol:



[...] Schwatz mit Gaukler sowie der Begrüßung von Balti und seinen Eltern
Das war ein nettes erstes Zusammentreffen - und wir haben das ja dann wieder aufleben lassen am Sonntag auf dem Campo Santo.
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:nod:
 
Ja, unser Thomas - der Name ist wohl Programm - hat wahrscheinlich vermutet, dass sich in der VM noch jemand mit seinen Koerpermassen herumtreibt und mit Kühlschrank inkl. Safe unterm Arm mal aus dem Haus marschiert 8O:twisted:. Ich denke, dass ihn Gauklers Mimik bekehrt hat:nod:.
 
Hallo Ludovico,

auch ich werde natürlich mit Spannung deinen Reisebericht verfolgen.
Ich mußte nur allein für meine Tante entscheiden weil sie alles mir überlassen hat, was ich ihr zeigen, bzw. für einen Erstbesuch wichtig erscheint.
Das war schon etwas komisch für mich
.
Aber für so viele Personen und alle unter einen Hut zu bringen.
Respekt!:thumbup:
 
Es war mir bislang gar nicht bewusst, dass die so ausdrucksstark war. :lol: :eek: :lol:

Ich denke, er hat auch das gesehen, was ich gesehen habe ;).

Josie, ein Hut für so viele Köpfe!
Da lässt es sich nicht vermeiden, dass der eine oder andere mal im Regen oder in der prallen Sonne steht.
 
Das Grobprogramm war vorher bekannt. Mehr Details habe ich jeweils am Vortag mitgeteilt und natürlich allen die Teilnahme freigestellt. Bis auf ganz wenige Ausnahmen wählten aber alle jeweils mein Programm. Da einige Teilnehmer nicht ganz so gut zu Fuß waren, haben wir denen jeweils Erleichterungen angeboten. Bei meiner Frau waren diese dann in guter Hand.
 
2. Tag, Teil 1: Papstaudienz

Alle Teilnehmer, auch diejenigen, die der katholischen Kirche nicht nahestehen, wollten den neuen Papst, natürlich möglichst aus der Nähe sehen. Um eine möglichst frühe Anwesenheit auf dem Petersplatz zu ermöglichen, zog die Villa Maria das Frühstück eine halbe Stunde vor. Die Fußgänger waren angewiesen immer an der Aurelianischen Mauer langzugehen. Die Busfahrer nahm Gaukler unter ihre Fittiche. Ich hatte unsere Gruppe beim Pilgerbüro angemeldet. Die Audienzkarten lagen schon bei der Ankunft in der VM für uns an der Rezeption bereit.

Auch wir standen früh auf, wussten aber, dass wir frühestens um 9 Uhr auf dem Petersplatz sein würden. Natürlich fuhr uns der erste Bus vor der Nase weg. Beim Warten auf den nächsten bemerkte ich auf einem der ATAC Busse, die in Gegenrichtung fuhren, eine Aufschrift: Wir sind Europäer, keine Deutsche. Dieser Satz erschreckte mich zunächst, regte aber auch zum Nachdenken an. Auch wenn ich nicht weiß, wer diesen Satz angebracht hat, wurde mir deutlich vor Augen geführt, dass sich wohl einige Länder der EU von uns gegängelt fühlen.

Als wir an der Station Ottaviano aus der U-Bahn stiegen, erreichte mich ein verzweifelter Anruf: wir stehen hier am linken Brunnen und kommen nicht weiter. Natürlich konnte ich da auch nicht helfen. Der Strom derer, die Richtung Kolonnaden eilten, war mächtig. Die Sicherheitskontrollen wurden rein der Form halber durchgeführt. Trotz heftigem Gepiepse links und rechts wurden alle Passanten durchgewunken. Wir sahen sofort, dass es unmöglich war, auf die linke Seite zu gelangen, wo der Pulk der Wartenden schon bis ans Ende der Kolonnaden reichte. Auf der rechten Seite konnten wir uns langsam bis zum Anfang der Kolonnaden voranhangeln. Wir erwischten schließlich einen Stehplatz, wo wir uns rechts an eine Absperrung lehnen konnten und eine Leinwand plus Lautsprecher direkt vor uns hatten. Ständig zogen weitere Ankommende an uns vorbei; andere gaben wohl auf und wollten den Platz wieder verlassen. Wenn wir unsere Gruppe nicht dabeigehabt hätten, wären wir letzteren sicher gefolgt. So sah es etwa 9.30 auf dem Platz aus.


Anders als bei unserer letzten Generalaudienz, waren auch keine Musikgruppen auf dem Platz, die für etwas Unterhaltung sorgten. Irgendwann begann die Durchsage der einzelnen Pilgergruppen aus den verschiedenen Ländern des Erdballes. Als unsere Gruppe genannt wurde, hatte ich wenigstens einmal Anlass laut zu jubeln.

Ich hatte mein Teleobjektiv aufgesetzt und begann ein bisschen zu fotografieren, um mir die Zeit zu vertreiben.


Irgendwann kam Bewegung in die Menge. Fotoapparate und Tablets suchten den Papst, der wohl jetzt mit seinem Papamobil auf den Platz kam.



Nein, so hübsch ist unser Papst nicht. Hier kommt er.


Auf den Zehenspitzen stehend konnte ich mit meinen 1,84 ab und zu das weiße Gewand mit einer Person darin weit entfernt entdecken. Einen besseren Eindruck vom Geschehen gab der große Monitor wieder. Der Papst wurde meist sehr schnell, dann wieder langsamer durch die Menge gefahren. Bei einigen Kindern hielt er kurz an. Für unsere rechte Seite fehlte wohl die Zeit.

Der Papst begann schließlich mit seiner Ansprache. Meist las er den vorformulierten Text vom Blatt ab. Nur wenn er dazwischen frei sprach wirkte er wirklich überzeugt und überzeugend.


Es gab dann noch eine Kurzfassung in verschiedenen Sprachen, jeweils gefolgt von Grußworten des Papstes. Etwa 11.30 Uhr war die Audienz zu Ende.

Wir zogen zum Ende der linken Kolonnaden, wo uns unsere Gruppe schon erwartete. Meine BEVA hatte sich von mir kurz getrennt, um die leeren Flaschen am Tiarabrunnen zu füllen. Es war ein kleines Abenteuer, bis ich es geschafft hatte, die Gruppe und meine Frau wieder zusammenzuführen. Das Sicherheitspersonal verhielt sich extrem stur, so wie ich es schon im Vorjahr einmal erlebt hatte. Eine Gruppe italienischer Jugendlicher half mir lautstark der Gruppe zu zeigen wo wir standen. Ich bedankte mich lächelnd bei den hilfreichen Ragazzi.
Mir wurde von einer älteren Dame unserer Gruppe berichtet, dass andere Besucher einen Bereich abgesperrt hatten. Als sie versuchte zu den leeren Plätzen zu gelangen, wurde sie rüde zurückgeschubst. Sie konnte von Glück reden, dass sie nicht gefallen ist. Unser Urteil war ziemlich einhellig, auf so eine Massenveranstaltung sollte man verzichten.

Unsere vier portugiesischen Männer hatten sich irgendwann während der Audienz verabschiedet, um am Hauptbahnhof den Mietwagen in Empfang zu nehmen, mit dem sie nach Turin fuhren, um ihre Mannschaft beim Europa League Endspiel zu unterstützen. Dass das nicht geholfen hat, wissen die Fussballfans natürlich längst. Schuld war vor allem der deutsche Schiedsrichter, wie sie uns am nächsten Morgen berichteten.

Selbstverständlich folgten wir unserem Oberhaupt. Nachdem er "buon pranzo" gewünscht hatte, zogen wir schließlich durch den Borgo Pio zur Engelsbrücke, überquerten den Tiber, um zum l´Orso80 zu gelangen, wo wir für den Pranzo reserviert hatten. Hier einige Eindrücke von unterwegs.



Als wir an dieser bekannten Stelle ankamen, bogen wir in die Gassen ab.


Hier noch eines der E-Cars, die wir in Rom gesehen haben. Für eine Person ist es in Rom wohl das richtige Gefährt.


Da es für das Restaurant noch zu früh war, beschloss ich unseren Portugiesen noch ihre Nationalkirche San Antonio zu zeigen.




Besonders die Orgel hat uns in dieser reich ausgestatteten Kirche sehr gefallen. Als schließlich aus der Sakristei ein Priester mit einem jüngeren Mann Richtung Orgel schritt, kam Leben in unsere Gruppe. Ich machte den Organisten darauf aufmerksam, dass in der Bank noch ein Kollege sitzt. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch, zunächst auf italienisch, dann auf englisch und schließlich auf deutsch. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann in Deutschland, sogar im Ruhrgebiet schon einige Konzerte gegeben hat. Die vier portugiesischen Frauen unterhielten sich parallel in ihrer Muttersprache mit dem Priester. Als der Organist schließlich fragte, ob er uns etwas vorspielen dürfe, antworteten wir natürlich mit einem begeisterten Ja. Er erklärte und den Aufbau der Orgel und entlockte den vielen Registern des königlichen Intrumentes wunderschöne Klänge.


Als er fertig war, zog Thomas seine Stimmgabel aus der Tasche und stimmte ein Marienlied als unser Dankeschön an. Wir verabschiedeten uns und verließen die kleine Kirche in fröhlicher Stimmung.

Draußen fiel der Blick sofort auf einen Turm und dort auf dieses Bild.


Romkenner wissen natürlich, dass es sich um den Affenturm handelt. Ich gab eine Kurzfassung der Geschichte zum besten von dem Affen, der aus Angst vor dem weihwasserwütigen Priester mit dem Baby im Arm auf den Turm floh, wo er schließlich nach dem Versprechen des besorgten Vaters, dort auf ewig eine Kerze brennen zu lassen, auf Nimmerwiedersehen verschwand.

Im l`Orso war für uns ein separater Raum reserviert. Alle waren von den sehr reichhaltigen und bekannt schmackhaften Antipasti begeistert. Für einen Secondo war kein Platz mehr in den Mägen. Allerdings ließen wir uns noch ein Dolce und einen Kaffee schmecken. Sogar das Bezahlen auf italienische Art fand Anklang. Gut gesättigt verabschiedeten wir uns mit einem ordentlichen Trinkgeld von unserer zuvorkommenden und netten Bedienung.

Und ich mach jetzt erst mal Pause. Bis demnächst im zweiten Teil.


Ach so, ich hatte ja noch einen Nachtrag versprochen. Die Anreise verlief ja sehr glatt. Einen kleinen, lustigen Zwischenfall gab es aber doch. Der Sicherheitscheck in Düsseldorf verlief routiniert und glatt, fast. Wir standen hinter den Bändern und warteten nur noch auf Thomas, unseren Chorleiter und Organisten, der zusammen mit seiner Frau noch mit einem Security-Mann diskutierte. Irgendetwas schien einen Piepston auszulösen. Schließlich sah ich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er griff in die Tasche, zog einen Gegenstand heraus und hielt ihn der Security stolz vor die Nase. Er hielt eine Stimmgabel in der Hand. Es brach rundum Gelächter aus und er durfte passieren.
 
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Es hat jetzt eine ganze Weile gedauert, bis ich wusste, was mir an Deinem Photo der Madonna mit Kind auf dem Dach der Torre della Scimmia seltsam vorkam.

Zuerst habe ich nur Deine Aufnahme mit dem starken Teleobjektiv bewundert, das die Figur für uns so nahe herangeholt hat, wie ich sie noch nie gesehen habe. 8) :thumbup:

Draußen fiel der Blick sofort auf einen Turm und dort auf dieses Bild.​


Romkenner wissen natürlich, dass es sich um den Affenturm handelt. Ich gab eine Kurzfassung der Geschichte zum besten von dem Affen, der aus Angst vor dem weihwasserwütigen Priester mit dem Baby im Arm auf den Turm floh, wo er schließlich nach dem Versprechen des besorgten Vaters, dort auf ewig eine Kerze brennen zu lassen, auf Nimmerwiedersehen verschwand.​

Jetzt weiss ich: Es fehlt etwas! :nod: Und zwar der Strahlenkranz hinter der Madonna und die Mondsichel auf der sie früher stand! 8O Wo mögen sie nur hingekommen sein?​


Sommer 2006​
 
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