Mein Rom-Mosaik

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Ein wunderschöner Spaziergang über den Palatin. Ich war ja auch schon öfters dort, aber wie man sieht gibt es Neues zu entdecken.

Zwar steht der Palatin nicht auf dem aktuellen Rom-Programm , aber mal schauen, vielleicht gehen wir doch noch hin.
 
Liebe Simone,

deine Beschreibung und die Fotos vom Spaziergang entlang der grünen Hänge des Palatin zum Forum
haben mir sehr gefallen!

Das wäre sicher auch ein schöner Spaziergang im April. Ich habe ihn auf jeden Fall vorgemerkt.;)
 
Liebe Ursula,

vielen Dank für die freundlichen Worte. Der Palatin war ein dankbares Fotomotiv!

Das wäre sicher auch ein schöner Spaziergang im April.

Ja, genau, das habe ich auch bereits gedacht. Dann blühen sicher mehr Pflanzen und Bäume dort und ich möchte auch endlich den grossen Judasbaum in voller Blüte erleben. Ich habe mir das Büchlein über den Parcours am Palatin bestellt und freue mich schon auf die Lektüre.
 
Endlich habe ich mal die Zeit gefunden, deinen Spaziergang intensiver mit zu erleben. Danke! Obwohl ich den Palatin doch relativ gut kenne, freue ich mich immer wieder über neue Ausblicke.

Grüsse
Rainer
 
Danke für die freundliche Rückmeldung. Ja, der Spaziergang ist ein sehr interessantes neues Angebot! Ich bin diesen Weg bestimmt nicht zum letzten Mal gegangen!
 
Liebe Simone,

nun habe ich die Zeit gefunden, Dich in die Untergründe von San Martino zu begleiten. Es war eine spannende Lektüre und ich habe wieder viel Neues erfahren.

Ganz lieben Dank für Deine Mühe.

Das Mosaik zeigt die segnende Madonna (Madonna Benedicente) und einen Papst, der zu ihr aufschaut und betet.

Es handelt sich um Papst Silvester.


Viele Grüße
Claude
 
Liebe Claude,

schönsten Dank für die virtuelle Begleitung. ;)
Ich freue mich, dass der Beitrag Dir gefallen hat!
Dass es sich bei dem Papst auf dem schönen Mosaik aus dem 17. Jh. wahrscheinlich (!) um Papst Silvester handeln soll, habe ich auch gelesen, werde aber noch etwas mehr dazu in einem späteren Beitrag schreiben.
Eine silberne Lampe aus dem 5. Jh. in der Sakristei soll (der Überlieferung zufolge) aus dessen Tiara gefertigt worden sein.
 
Liebe Simone,

nun hast Du mich neugierig gemacht! Ich freue mich schon auf die weiteren Ergebnisse Deiner Recherchen.
 
San Martino ai Monti muss noch ein wenig warten...

Jetzt hat es doch länger gedauert, bis ich genug Muße hatte für deine Berichte über San Martino ai Monti. Da wir letztes Jahr auch dort und sehr beeindruckt waren, war mir klar, dass ich mir mehr Zeit dafür nehmen wollte.
Es hat sich gelohnt! Die vielen Details, die du beschrieben und auch fotografiert hast, faszinieren mich und zeigen mir doch immer wieder, dass ich meinen Blick für Einzelheiten noch mehr schulen möchte.
Besonders dankbar bin ich aber für die Einblicke in den Untergrund; denn dieser war letztes Jahr im Mai nicht zugänglich. Da haben wir wirklich etwas verpasst, was beim nächsten Urlaub auf jeden Fall nachgeholt wird.
Vielen Dank. liebe Simone, für deinen Bericht und für diesen Teil im Besonderen.
 
Liebe ColleMarina
ich freue mich, dass die beiden Teilberichte über San Martino ai Monti und den zugehörigen Untergrund Dir gefallen haben und dass Ihr Euch den Titolo die Equizio bei passender Gelegenheit anschauen wollt. Es lohnt sich in meinen Augen wirklich und es herrscht auch keine unangenehme Atmosphäre dort unten. Man kann gut atmen und durch diverse hochgelegene Fenster strömt frische Luft ein. Zwar steigt man tief hinunter aber bedingt durch die Niveauunterschiede des Geländes rund um S. Martino ai Monti scheint mir der Titolo di Equizio nicht völlig unterirdisch zu liegen.
Wiederholten Dank für dein Interesse und viele Güße
Simone
 
In meinem letzten Teilbericht haben wir einen Spaziergang an den grünen Hängen des Palatin unternommen. Nun ist auch der Folgebeitrag zu San Teodoro al Palatino fertig geworden. Es war mein erster Besuch dieser Kirche. Einen kleinen Eindruck findet man nun hier: Mein Rom-Mosaik
 
Palazzo Scapucci und Affenturm
Vorher - nachher



Seit 2005 gehört der sogenannte Affenturm, die Torre della Scimmia, zu jenen Orten in Rom, die ich immer wieder mit Vergnügen aufsuche. Kennengelernt habe ich den Palazzo Scapucci, zu dem auch der Affenturm gehört, als ich 2005 mit Freunden zum ersten Mal das Ristorante L'Orso 80 besuchte. Auf dem Weg dorthin kamen wir bald nach der Piazza in Campo Marzio zur Ecke Via dell'Orso, Via dei Pianellari und Via S. Antonio dei Portoghesi. Siehe google maps hier.

Damals war der Palazzo Scapucci noch nicht restauriert und machte auf mich einen romantisch-verwilderten Eindruck. Die Terrasse über dem Eingangstor war von Grün überwuchert und der Turm schien geradewegs aus dem Mittelalter zu kommen. Da wir mehrmals am Abend dort entlanggingen, fielen uns die Marienstatue mit Jesuskind auf dem Dach des Turms und das davor brennende Licht auf.

Wieder zu Hause informierte ich mich darüber, um welches Gebäude es sich bei diesem Palazzo mit dem romantischen Turm handelt. Das war nicht schwer und sehr schnell brachte ich in Erfahrung, dass es der Palazzo Scapucci aus dem 16. Jh. mit der Torre della Scimmia von 1014 sind. Der Affenturm verdankt seinen Namen einer populären römischen Legende, von der man viele, mal mehr, mal weniger ausgeschmückte Versionen findet.

Ein Mitglied der Familie Scapucci war Advokat und wohnte mit seiner Frau und ihrem neugeborenen Kind in dem Turm. Eines Tages sass er bei geöffnetem Fenster an seinem Schreibtisch als plötzlich ein Affe auf dem Fensterbrett erschien. War er aus einem Zirkus entflohen? Seine Gesten gaben zu verstehen, dass er Hunger hatte und der Hausherr reichte ihm eine Frucht, die er sehr manierlich verspeiste. Der Affe blieb bei den Scapucci, wurde ihr Haustier und hörte auf den Namen Bellacuccia.

Das Tier hatte aussergewöhnliche Fähigkeiten: es putzte, wusch, bügelte und kochte! Der mit seinen menschlichen Hausangestellten ewig unzufriedene Hausherr war begeistert. Als der Pfarrer des Viertels davon hörte, wurde er misstrauisch und warnte die Besitzer, hier gehe es nicht mit rechten Dingen zu. Der Pfarrer besuchte die Familie und brachte Weihwasser mit um den vermuteten bösen Geist auszutreiben. Als er begann Wasser auf den Affen zu spritzen, schnappte sich dieser das Kind aus der Wiege und floh mit ihm auf den Turm. Das Entsetzen der Eltern und der Leute auf der Strasse war gross.

Für den Pfarrer war die Reaktion des Affen der Beweis für die Richtigkeit seiner Vermutung, es handele sich um einen Dämon. Der Vater betete voller Angst um sein Kind zur Muttergottes und gelobte dieser im Fall einer Rettung für alle Zeiten ein Licht anzuzünden. Das ersehnte Wunder traf mit Beistand des Himmels ein: Der Affe kletterte mit dem Kind im Arm vom Turm herunter und legte es vor den Füßen des Vaters ab. Dann verschwand Bellacuccia mit schnellen Sprüngen so plötzlich, wie sie einst aufgetaucht war.

Es folgen ein paar Fotos von 2006 und 2008:





Im Dezember 2009 stellten wir fest, dass Renovierungsarbeiten am Palazzo Scapucci in vollem Gang waren. An einem Abend machte ich folgende Bilder:


Das Geschäft des Barbiers zierte damals ein schönes Holzschild des Künstlers Ferdinando Codognotto, dessen Atelier/Geschäft sich um die Ecke an der


befindet.

Im Dezember 2010 war die Restaurierung der Fassade beendet. Die ziemlich undefinierbare Farbe der Fassade war einem sehr hellen Gelb gewichen und das Dunkelgrün der Klappläden durch ein freundliches Blau-Grau ersetzt. Das Tor zum Innenhof war allerdings noch nicht neu gestrichen. Der auf einer Mondsichel stehenden Madonna auf dem Dach fehlte noch der Strahlenkranz hinter ihr.

2013 stellte ich fest, dass die Arbeiten im Cortile gut voranschritten. Nur der Wandbrunnen war noch nicht wieder sichtbar.

An Brüstung und Tor des Palazzo erkennt man gut die Wappensymbole der Scapucci, Halbmond und Stern.

2014 war auch das Tor rundumerneuert:

Am 24. August 2015 war die Madonna auf dem Dach wieder im Besitz ihres Strahlenkranzes, ein Anblick über den ich mich unglaublich freute:


Ende 2015 fand ich den Innenhof vollständig restauriert und wunderschön vor:



Die Nische mit dem Sarkophag und der kleinen Skulpturengruppe darüber zieht mich immer wieder an und ich freute mich riesig, sie nun so wohlkonserviert wiederzusehen. Allerdings dient der Sarkophag nicht länger als Brunnenbecken, wie bei meinen ersten Besuchen. Es gibt keinen Wasserhahn mehr.

Zwei Nachtaufnahmen von 2017:

Im Oktober 2017 entdeckte ich im Innenhof des Palazzetto Venezia ein vielleicht bescheidenes, aber in meinen Augen interessantes Kunstwerk, welches sich früher im Palazzo Scapucci befand und mit dessen Geschichte verbunden ist:
Diese Madonna mit (leider kopflosem) Jesuskind zwischen Petrus und Paulus aus Carrara-Marmor ist ein Werk der Renaissance aus der Schule von Andrea Bregno.

Auf der Seite des Museo Nazionale del Palazzo Venezia trägt das Relief den Titel Madonna col bambino e i Santi Pietro e Paolo che le affidano la protezione della torre della Scimmia. Petrus und Paulus vertrauen der Madonna den Schutz der Torre della Scimmia an. Der Turm ist vor der Gestalt des Petrus gut zu erkennen.


Marmorario romano, secolo XVI
Peduccio con stemma
Scapucci e data 1503
dal Palazzo della Torre della Scimmia; ceduto dalla
Congregazione della Carità a
Castel Sant'Angelo per le
mostre del 1911; dal 1920
a Palazzo Venezia
marmo bianco orientale, forse Proconnesso
Unter der Marmortafel mit der Madonna ist eine weitere Marmortafel mit dem Wappen der Scapucci angebracht. Laut Informationstafel soll das Marmor-Wappen mit Stern und Halbmond der Scapucci aus dem Jahr 1503 (!) stammen. Aber man liest MCIII darauf, was 1103 bedeutet. Das kann nicht stimmen aber 1503 wohl auch nicht. Francsco Dionisi zufolge, dessen Aufsatz "Il Palazzo della Scimmia" ich mit Gewinn gelesen habe, liegt wohl ein Fehler des Bildhauers vor und das Datum sollte nicht MCIII (1103) sondern MDCIII, also 1603 (!) lauten. Quelle Seite 102 bis 105 des PDF. Wie auch immer, beide Marmortafeln aus dem Palazzo Scapucci befinden sich seit 1920 im Palazzo Venezia.


Bei meinem vorletzten Rom-Besuch im März 2018 stand das Tor des Palazzo Scapucci wieder weit offen und ich stellte erfreut fest, dass inzwischen eine Tafel mit vielen Informationen zur Geschichte und Restaurierung von Palazzo und Turm aufgestellt worden ist.



In der roten Umrandung erkennt man den Affenturm im Stadtplan von Giovanni Maggi aus dem Jahr 1625
Darunter eine Ansicht von Giuseppe Vasi aus dem Jahr 1761


Links ein Aquarell von Ettore Roesler Franz aus dem Jahr 1884. Siehe: Palazzo Scapucci e Torre della Scimmia | Museo di Roma in Trastevere
In der Mitte ein Foto vom Beginn des 20. Jahrhunderts und ein Foto von 2009 (vor Beginn der Restaurierung)
Rechts: Madonna und Wandbrunnen vor und nach der Restaurierung

Etwas Geschichte des Palazzo Scapucci auf der Basis der Informationstafel und zusätzlicher Quellen:
* Ältester Teil des heutigen Palazzo Scapucci ist der auf das Mittelalter zurückgehende Turm, 1014 von der Adelsfamilie Frangipane (auch Frangipani) errichtet. Es war einer der damals vielen Geschlechtertürme Roms.
* 1444 ist der Turm von einstöckigen Gebäuden umgeben und das ganze Ensemble befindet sich im Besitz der Orsini.
* Eine Rolle beim Bau des heutigen Palazzo Scapucci spielt auch im 15. Jh. Pietro Griffo (1469 bis 1516), Bischof von Forli.

È noto per aver voluto la costruzione, agli inizi del Cinquecento, del palazzo che poi prenderà il nome di Palazzo Scapucci, in via dei Portoghesi, in Roma, inglobando anche la preesistente Torre Frangipane.
* Dieser vererbt den Augustinern des benachbarten Konvents seinen Palazzo.
* Durch Erbpacht gelangt der Palazzo in den Besitz der Scapucci.
* Ab 1578 beginnt Francesco (anderen Quellen zufolge Gaspare) Scapucci mit der Erneuerung und Vergrösserung des Palazzo. Damit sind u.a. der Baumeister Domenico Fontana und dessen Neffe Pompeo Maderno beschäftigt.
Anmerkung: Ich bezweifle, dass der Name Domenico Fontana auf der Informationstafel stimmt, bisher habe ich immer gelesen, dass dessen älterer Bruder Giovanni Fontana der Baumeister war.
* Als Francesco Scapucci 1603 ein angrenzendes Gebäude erwerben kann, entsteht der Palazzo in der Form, wie wir ihn bis heute kennen.
Sehr interessant fand ich den Hinweis, auf Giovanni da Spoleto und den auf der Informationstafel Ladislao d'Ungheria Genannten. Ich kannte beide Namen nicht, stiess aber beim Nachforschen auf Spuren beider Männer und eine Geschichte, welche möglicherweise den Hintergrund dafür liefert, wie der Affenturm zu seinem Namen kam.

Giovanni da Spoleto war ein Gelehrter und Poet des 15. Jahrhunderts am Hof Kaiser Sigismunds. Der Kaiser besass einen kleinen Berberaffen und während des Aufenthalts des Kaisers in Siena kurz vor seiner Krönung zum Kaiser in Rom 1433 zerriss das Tier einige auf Pergament geschriebene Schriften Giovanni da Spoletos. Der Autor hatte sie dem Vize-Kanzler des Kaisers, Ladislaus Csapy, einem Ungarn, gewidmet. Beide Männer waren Freunde. Zu Csapy siehe: Famille Csapy — Wikipédia

László Csapy, nommé grand-Secrétaire Impérial (aug. Secretarius Imperatoris) en 1433, il accompagne le 13 juillet de la même année le roi Sigismond à Rome.

Csapy verlangte die Bestrafung des Berberaffen aber Giovanni da Spoleto brach eine Lanze für das Tier und widmete Csapy ein neues Werk in lateinischer Sprache, die Defensio simiae. Diese Schrift beabsichtigte, den Affen zu entlasten und der Bestrafung zu entziehen und sammelte in Form scherzhafter Anekdoten Geschichten, deren Protagonisten Affen waren.

Römer im Umfeld von Kaiser Sigismund erfuhren von diesen Affen-Geschichten und sie verbreiteten sich unter dem Volk. Die Phantasie der Römer brachte die Geschichten in Verbindung mit dem Turm des Palazzo Scapucci. Um sich die Präsenz einer Madonna und dem vor ihr brennenden Licht an so ungewöhnlichem Ort zu erklären, erfanden sie die Geschichte vom Vater eines durch einen Affen entführten Säuglings, der Rettung des Kindes auf Fürsprache der Muttergottes hin und der Errichtung des Schreines in luftiger Höhe als Dank dafür.

Die meisten Quellen beschwören allerdings, dass sich die Geschichte von der Entführung des Säuglings auf den Turm des Palazzo Scapucci tatsächlich zugetragen habe. Demzufolge müsste Giovanni da Spoleto und seine Defensio simiae nicht bemüht werden.

Zum Abschluss noch die letzten Bilder des Palazzo Scapucci und des Affenturms von März 2018:


Wen die Figurengruppe, bestehend aus einer Frau mit einem KInd im Arm und einem Hund, darstellt, konnte ich allen Bemühungen zum Trotz nicht herausfinden. Dazu darf jeder seine eigene Geschichte spinnen ... ;) Persönlich würde es mir gefallen, wenn es sich um Ino und den kleinen Dionysos/Bacchus, dessen Amme sie war, handeln würde. Vgl. Palazzo Berardi Guglielmi


 
Liebe Simone,
vielen Dank! Heute konnte ich wieder virtuell mit Dir unterwegs sein.
So ein Äffchen hätte ich auch gerne. Da würde ich mir auch von niemandem einreden lassen, dass etwas Teuflisches dahinter steckt ;).
 
Liebe Simone,
das ist ein hochinteressanter, informativer und humorvoller Beitrag über den Palazzo und den Affenturm. So viele zusätzliche Informationen - ich bin begeistert! Ich hätte nie gedacht, dass es so viel darüber zu berichten geben könnte - vielen Dank dafür!
 
Liebe Claude, liebe ColleMarina,

herzlichen Dank für Eure netten Rückmeldungen!
Es freut mich, dass der Beitrag über den Affenturm und seinen Palazzo, die ja nicht zu den grossen Sehenswürdigkeiten gehören, seine Leser und Liebhaber gefunden hat!
 
Auch ich zähle mich zu denen, die sich gefreut haben, mehr über diese nette unbekannte Ecke Roms zu erfahren. Danke auch für die schönen Fotos!
 
ICP-Viertel San Saba auf dem Kleinen Aventin

Im April 2015 habe ich zum ersten Mal die Kirche San Saba auf dem kleinen Kleinen Aventin besucht und in diesem Zusammenhang auch das dahinter liegende Viertel rings um die Piazza Gian Lorenzo Bernini kennengelernt. In meinem Reisebericht Spaziergänge im römischen Grün habe ich darüber berichtet. Siehe: Spaziergänge im römischen Grün

Als Einleitung zu meinem heutigen Foto-Bericht über das ICP-Viertel San Saba zitiere ich aus dem genannten Berichtsteil:

Unser Ziel war die Kirche San Saba nach der das Viertel 1921 benannt wurde. Ein silberner Halbmond und ein goldener Bogen bilden das Wappen des Rione San Saba - beides Anspielungen auf die Göttin Diana, deren Hauptheiligtum im antiken Rom auf dem Aventin stand. Grosser und Kleiner Aventin wurden früher als Einheit betrachtet.

Roma Antiqua schrieb:
Der Aventin, der südlichste Hügel Roms mit seinen steil abfallenden Hängen, hieß ursprünglich Mons Murcus. Über einen Sattel ist er mit einem weiteren, kleineren Hügel im Osten verbunden, der Piccolo Aventino (Kleiner Aventin) genannt wird und dessen antike Bezeichnung unbekannt ist.

Siehe: Das Gebiet um den Circus Maximus und der Süden der Stadt - Einführung

Da wir ein wenig zu früh zur nachmittäglichen Öffnung um 16 Uhr vor der Kirche eintrafen, spazierten wir weiter den Hügel hinauf und fanden uns bald an einem weiten Platz mit einer gepflegten Grünanlage wieder, der Piazza Gian Lorenzo Bernini. Sofort fiel auf, dass die Häuser rings um den Platz alle in einem einheitlichen Stil erbaut sind, der uns irgendwie an das Viertel Garbatella erinnerte.

Dass wir damit gar nicht falsch lagen, sollte ich erst zu Hause erfahren, als ich mehr über dieses grüne und beschauliche Viertel erfahren wollte.


Piazza Gian Lorenzo Bernini

Die schlichten dekorativen Elemente aus Ziegelsteinen an den Häuserfassaden nehmen die Architektur der Rückseite von San Saba auf, welche dieser Häuserreihe gegenüber liegt.


Mit dem Bau der Häuser rings um die Piazza mit ihren Bänken unter schattenspendenden Bäumen, einem Nasone, einem Denkmal von 1922 für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, zwei Geschäften ... wurde 1907 begonnen. Bis 1923 entwarf das Istituto per le Case Populare (ICP später IACP und heute ATER) in Etappen verschiedene Typen von Häusern, von Ein- und Zwei-Familienhäusern (villini) bis zu mehrstöckigen Appartmenthäusern.

Wikipedia schrieb:
Già nel 1906 l'ICP aveva completato le sue prime realizzazioni, fra le quali quelle al quartiere Flaminio, nel 1907 iniziarono quelle del rione San Saba[3] il cui completamento si ebbe negli anni venti e che per le soluzioni applicate ha nel corso del tempo acquisito valore urbanistico e progettuale autonomo e peculiare[4]. I progetti dell'allora giovane architetto Quadrio Pirani spiccano nelle citazioni di settore e San Saba nel tempo diviene, secondo Vittorio Sgarbi, "un momento essenziale della visita a Roma"[5]. Un intervento di analoga progressiva rivalutazione in epoche successive è quello che l'ICP attuò al quartiere Garbatella[3], per il quale progettarono Marcello Piacentini e Gustavo Giovannoni e la cui prima pietra fu posata dal re Vittorio Emanuele III il 18 febbraio 1920, ora "compleanno del quartiere"[6].

Die Pläne stammen von dem jungen Architekten Quadrio Pirani (1878 bis 1970), dem der Ingenieur Giovanni Bellucci zur Seite stand. Hier eine Biographie in italienischer Sprache.

Die Strassen des Viertels tragen vor allem, aber nicht nur, die Namen berühmter Architekten: Donato Bramante, Carlo Maderno, Giacomo della Porta, Francesco Borromini ... Es gibt Vorgärten, Höfe zur gemeinschaftlichen Nutzung, Treppen, Durchgänge ...

Leider wusste ich (fast) all dies nicht, als wir eine Runde um die Piazza Bernini drehten, sonst würde es viel mehr Bilder geben. Aber ich freue mich schon dorthin zurückzukehren. Der Charme des Viertels mag ein wenig morbide sein, aber seine Ausstrahlung ist nicht zu leugnen.

Die höchst interessante Studie San Saba: L'oasi di pace (in englischer Sprache) mit deren Lektüre ich allerdings gerade erst begonnen habe, kann ich bei Interesse nur empfehlen.

Zum Abschluss noch ein paar Photos vom Kleinen Aventin aus vergangenen Tagen:


Am 24. August 2015 habe ich mich genauer im Viertel umgesehen. Es war ein warmer Nachmittag mit leider bedecktem Himmel und die Strassen waren wie ausgestorben. Das kann mit der damals herrschenden Ferienzeit in Rom zu tun haben. Am Morgen herrscht eventuell auch mehr Leben. Ich gelangte, wie beim ersten Mal, über die Via di San Saba ins Viertel, ging dann aber weiter bis zur Via Francesco Borromini. Diese lange geschwungene Treppe führt vom Viale Giotto am Fuß des Kleinen Aventin hinauf in das ICP-Viertel von San Saba.

Die Treppe mündet in die Via Carlo Maderno. Von dort aus schlendete ich durch das überschaubare Viertel mit dem etwas marode gewordenen Charme der 1920er Jahre.

Neben der Via Francesco Borromini ist hier einem weiteren meiner römischen Lieblingsarchitekten eine Straße gewidmet, die Via Giacomo della Porta.
Diesmal fotografierte ich auch das Denkmal in der Grünanlage der Piazza Bernini. Die Namen von 15 im Ersten Weltkrieg Gefallenen sind hier verewigt, einer trug gar den Nachnamen Remus.
Die Essenszeit war vorbei und so herrschte kein Betrieb mehr auf der Terrasse des Ristorante Al Callarello, fast schon am Ende des Viertels.
Die lustig bemalten Markstände schlummerten hinter geschlossenen Rolläden.
Nun kam ich zur Piazza Remuria und wusste mich auf, der Überlieferung nach, historischem Boden. Siehe: Aventin – Wikipedia

Laut der Gründungslegende Roms überließen die Brüder Romulus und Remus den Göttern die Entscheidung, welcher von ihnen beiden das Recht haben sollte, die neuzugründende Stadt anzulegen, zu benennen und zu beherrschen. Sie vereinbarten, eine Vogelschau durchzuführen, und wer von ihnen zuerst eine Geierschar sehen werde, wäre Sieger. In der älteren Version der Sage, die in dem nur fragmentarisch erhaltenen historischen Epos des römischen Dichters Ennius greifbar ist, hielt Romulus die Vogelschau von einer der beiden Anhöhen des Aventins aus, Remus aber andernorts, vermutlich vom südöstlichen Hügel des Aventins aus.[3] Die jüngere Tradition lässt hingegen Romulus die Auspizien auf dem Palatin und Remus auf dem Aventin vornehmen. Romulus gewann den Wettbewerb und gründete Rom. Nachdem Remus von seinem Bruder oder einem von dessen Männern getötet worden war, wurde er an der Stätte Remuria begraben,[4] die einigen Autoren zufolge auf dem Aventin gelegen gewesen sein soll.

Zwischen Piazza Remuria und Piazza Gian Lorenzo Bernini liegt die Grundschule des Viertels. Mehr dazu in diesem PDF.





Gut gefallen mir auch Eckhäuser wie das auf dem Bild oben

Auf der Terrasse des Il pane di San Saba trank ich einen Kaffee und ein Wasser und genehmigte mir etwas Gebäck dazu, kann mich aber nicht mehr erinnern welches es war. Nach einem letzten Blick auf die Rückseite der Kirche San Saba verliess ich das Viertel wieder mit nunmehr etwas genaueren Vorstellungen davon, als ein gutes Jahr zuvor.


**************
Im Wikipedia-Artikel über das Istituto Autonomo Case Popolare, den Nachfolger des ICP, liest man folgenden Satz:

I progetti dell'allora giovane architetto Quadrio Pirani spiccano nelle citazioni di settore e San Saba nel tempo diviene, secondo Vittorio Sgarbi, "un momento essenziale della visita a Roma"[5].

Der Kunstkritiker und Politiker Vittorio Sgarbi (geboren 1952) nennt Quadrio Piranis San Saba "einen wesentlichen Moment eines Rom-Besuchs". Das ist natürlich ein sehr grosses Lob, dem sich nicht Jeder anschliessen wird, aber wenn man sich für schöne Wohnarchitektur vom Beginn des 20. Jahrhunderts interessiert oder einfach nur einen Spaziergang in einem ruhigen und grünen Viertel Roms unternehmen möchte, dann ist man hier richtig und kann sich sein eigenes Bild machen.

 
Kleiner Aventin: Ja, er zählt immer noch zu denjenigen römischen Vierteln mit durchaus sehenswerter Wohnarchitektur, wo es sich sehr angenehm spazieren lässt.

Auch wenn Anwohner sich zuweilen heftig beklagen über den Missbrauch von Wohnungen dort durch Airbnb und auf noch schlimmere Weise ... aber das sieht man von außen ja nicht.
 
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