Mein Rom-Mosaik

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Welch herrliche Blütenpracht!

Auch ich liebe es, im April, wenn die Azaleen blühen, nach Rom zu reisen!
 
Hallo, Romitis, lukasi und Gaukler,

schön, dass die Bilder der Azaleen Euch gefallen haben!
April in Rom hat mir sehr gut gefallen, ausser den Azaleen blühen Rosen, Pfingstrosen, Iris ... und auch schönen Blauregen gab es noch! Vor allem wird mir der Duft der Zitrusbäume in Erinnerung bleiben. Ein wenig wie Jasmin nur frischer.
 
Wie schön, zur Azaleenblüte nach Rom!
Das war sicher eine sehr schöne Reise!
 
Auch Du wirst es hoffentlich einmal in den Garten von Ninfa schaffen und vielleicht ein wenig von unseren Erfahrungen profitieren können.
 
Danke für die schönen Bilder von den Azaleen auf der Spanischen Treppe. Was für eine Wohltat an so einem kalten, trüben Maitag wie heute!
 
Vielen Dank für die Blütenpracht, die ich nun nach der Heimkehr aus dem Urlaub im Norden betrachten durfte. Eigentlich wollten wir auch ein Blütenmeer besichtigen und zur Tulpenblüte zum Keukenhof. Die sommerlichen Ostertage stimmten optimistisch. Doch dann war das Wetter so wenig frühlingshaft - sowohl in Bezug auf die Temperatur als auch auf den Sonnenschein - dass wir lieber in Gouda zum Käsemarkt waren und dann via s'Hertogenbosch wieder ins Rheinland gefahren sind. Umso mehr freuen mich die tollen Bilder aus der urbs.
 
Liebe Claude,
es tut mir leid, dass Euer Ausflug in die Niederlande nicht von besserem Wetter begünstigt war.
Schön, dass die römischen Azaleen Dir gefallen haben. Ich habe gerade damit begonnen einen Text zur Geschichte von Ninfa zusammenzustellen. Wenn ich soweit bin, folgt ein Bericht mit weiteren Blüten aus dem Garten von Ninfa. Aber das dauert noch etwas.
 
Der Garten von Ninfa

Am vorletzten Sonntag, dem 28. April 2019, hatte ich die große Freude den zauberhaften Garten von Ninfa zu besuchen. Die Tickets habe ich über die Webseite Fondazione Roffredo Caetani Onlus | Acquisto online contributi di ingresso Giardino di Ninfa, Castello Caetani e Pantanello erworben. Von Termini aus nahmen wir zu zweit am Morgen um 8.36 Uhr den Regionalzug nach Latina (Latina Scalo). Nach einer angenehmen, 40-minütigen Fahrt trafen wir um 9.16 Uhr am Bahnhof ein. Vor dem Bahnhofsgebäude standen zwei Taxen der Firma Chiama Taxi Latina. Unser Fahrer war ausgesprochen freundlich, so dass die gut 8 km lange Fahrt in sehr angenehmer Weise verlief.

Der Garten von Ninfa ist nur gegen Voranmeldung und nur mit geführter Besichtigung, zu der Gruppen von bis zu 50 Personen gebildet werden, zu besuchen. Die Dauer der Führung beträgt rund eine Stunde. Als wir unsere Reservierung für das Zeitfenster zwischen 10.30 Uhr und 11 Uhr am Eingang zum Garten vorzeigten, fragte ein Angestellter uns, ob wir auch bereit seien, uns einer sofort startenden Gruppe anzuschliessen, obwohl es erst etwa 9.45 Uhr war. Wir bejahten das natürlich und schon waren wir unterwegs! Unsere Führerin wusste (in italienischer Sprache) viel zu erzählen, aber ich muss gestehen, dass ich nur selten in ihrer Nähe war, sondern lieber etwas abseits um zu fotografieren.

Eine Stunde ist viel zu kurz um dem Zauber dieses Ortes gerecht zu werden, aber wirklich gehetzt fühlte ich mich dennoch nicht, obwohl es leider immer schnell gehen musste.

Bevor ich nach Ninfa kam, verfügte ich über einiges Wissen zur Lage des Ortes und zu seiner Geschichte seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Nach dem Besuch habe ich mich unter dem Zauber der Erinnerung an Ninfa daran gemacht, möglichst viel über die mittelalterliche Geschichte des Ortes zu erfahren und habe überrascht festgestellt, dass auch das späte 16. Jh. eine für Ninfa interessante Zeit war. All das möchte ich allerdings nicht hier ausbreiten, sondern in einem kommenden eigenen Berichtsteil über die Geschichte Ninfas.

Lasst uns zuerst in Bildern schwelgen und den Rundgang nachvollziehen auf dem wir durch den Garten von Ninfa geführt wurden. Ich wünsche allen interessierten Lesern viel Freude beim Entdecken!


Diese vier ersten Fotos entstanden auf dem Weg zwischen dem Eingang zum Garten und dem Ort des Beginns des eigentlichen Rundgangs. Sie bieten, wie ich finde, keinen schlechten Einstieg denn man erkennt darauf einige Merkmale des Ortes: zum einen die Lepinischen Berge im Norden, zum anderen die allgegenwärtige Präsenz des Wassers im Garten und zum dritten, durch den Bergfried des Kastells, die mittelalterliche Vergangenheit von Ninfa.


Der erste Halt auf unserem Rundgang wurde an der mit herrlichen Rosen bewachsenen Turmruine eingelegt. Wenn ich es recht verstanden habe, war er einst der freistehende Campanile der Kirche S. Giovanni. Deren Ruinen erkennt man auf dem Foto oben rechts. Hier nannte unserer Führerin einige Details zu den Häusern und Kirchen des untergegangenen Ninfa: Es gab im Mittelalter bis zu vier Etagen hohe Häuser, zahlreiche Kirchen, zwei Klöster, zwei Krankenhäuser, dreizehn Mühlen, eine Zollstation, ein Rathaus, das Kastell mit dem Bergfried. Rund 2000 Menschen lebten hinter den Stadtmauern mit ihren elf Türmen.




Wunderschön ist diese Stelle mit Blick auf den Bergfried des Kastells. Der kleine Bach mit seinen niedrigen bogenförmigen Mini-Wasserfällen gefiel mir sehr gut. Wieder zuhause habe ich mehr über deren Anlage erfahren und möchte euch diese Geschichte nicht vorenthalten.
Der Direktor des Giardino di Ninfa, Lauro Marchetti, der sein ganzes Leben hier verbracht hat, war dabei als sie angelegt wurden. Das war zur Zeit von Roffredo Caetani (1871 bis 1961), dem letzten Herzog von Sermoneta. Seiner Familie, dem Adelsgeschlecht der Caetani, gehört Ninfa seit 1297. Er war Komponist und sein Patenonkel war Franz Liszt. "Er hatte eine Idee wie man in diesem Garten auch der Musik ihren Platz einräumen könnte. Zusammen mit den Gärtnern grub er eigenhändig die kleinen Bäche. Dabei überlegte er sich die unterschiedlichsten Positionen, höher oder tiefer gelegen, wie das Wasser fliessen sollte. Er hat es also regelrecht gestimmt." Er regelte die unterschiedlichen Höhen dieser kleinen Wasserfälle nach Gehör. Er schloss die Augen und sagte zum Gärtner: „Mach diesen kleinen Wasserfall etwas tiefer, man hört das E nicht gut.“ Der Gärtner schüttelte zwar den Kopf, tat aber was gewünscht wurde. Und ich muss sagen, die Melodie des Wasers an dieser Stelle ist wirklich sehr hübsch! :)
Setzen wir unseren Weg nun fort. Es sei noch darauf hingewiesen, dass rund 160 Rosensorten zur Schönheit des Gartens von Ninfa beitragen. Wunderschön auch Formen und Farben der Iris!









Nun kommen wir zu den imposanten Ruinen der Kirche S. Maria Maggiore:


Zu unserem Erstaunen lernten wir, dass in dieser Kirche in schwierigen Zeiten Papst Alexander III. (1159 bis 1181) gekrönt wurde.

Papst Alexander III. (* um 1100 oder 1105 in Siena, vermutlich als Rolando Bandinelli; † 30. August 1181 in Civita Castellana bei Viterbo) amtierte vom 7. September 1159 bis zu seinem Tod als Oberhaupt der römischen Kirche. Fast zwanzig Jahre lang rang er mit dem deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa und dem englischen König Heinrich II. gegen das Schisma des Papsttums. Er gilt als einer der wichtigsten Päpste des Hochmittelalters. In seiner Amtszeit fand 1179 das dritte Laterankonzil statt. Alexander III. war der einzige Papst in der Geschichte, der insgesamt mit vier Gegenpäpsten hintereinander konfrontiert wurde.


Rechts: ein Stück der Stadtmauer

War es bisher schön sonnig, so bewölkte sich der Himmel nun leider:


Auch Bananenbäume gedeihen im Garten von Ninfa




Der sogenannte Steingarten vor dem Hintergrund der Ruinen von S. Biagio


Rechts: der Lavendelweg


Mitte und rechts: zitronengelbe Pfingsrosen






Sumpflilien an der Macello-Brücke
Die Macello-Brücke ist eine von drei Brücken im Garten, die über den Fluss Ninfa führen. Damit waren wir am äussersten Punkt unseres Gartenrundgangs angelangt. Wir überquerten keine der Brücken. Der gegenüberliegende Teil von Ninfa blieb für uns terra incognita.


Und dann wartete hinter einer Biegung der Höhepunkt der Besichtigung auf uns - ein Panorama mit von phantastischem Blauregen überwucherten Ruinen wie aus einem Märchen! Wahrscheinlich hatte jeder der Teilnehmer schon einmal ein Foto davon gesehen, aber dann mit eigenen Augen diesen traumhaften Blick zu geniessen, das war unbeschreiblich:




Ich kann mich nicht entscheiden welches Foto ich nicht zeigen soll, darum zeige ich sie alle. Sich hier wieder loszureissen fiel schwer!




Das Bambuswäldchen



Nun begann es auch noch zu regnen und die Atmosphäre war nicht nur wegen des nahenden Endes des Rundgangs durch den Landschaftsgarten von Ninfa leicht melancholisch.


An der Wand des ehemaligen Rathauses erkennt man das Wappen der Caetani mit stilisierten Wellen und Adlern. Wir sollten ihm an diesem Tag noch häufiger begegnen.
Schon kam das Castello di Ninfa wieder in unser Blickfeld. Ich finde es wunderschön und sogar bei Regen sehr fotogen. Sein Ursprung geht wohl auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Ihm war leider keine lange Blütezeit beschieden, denn 1382 ging Ninfa unter. Seinen heutigen Aspekt verdankt das Kastell Restaurierungsarbeiten die Gelasio Caetani (1877 bis 1934) zwischen 1905 und 1924 durchführen liess. Damals wurden die Zinnen der Ecktürme sowie der obere Teil des hohen Turms und der nordöstliche Abschnitt der Mauer rekonstruiert.





Hier endet der erste Teilbericht aus Ninfa. Es folgen aber noch Informationen über die Geschichte sowie den ebenfalls sehr schönen Hortus conclusus. Und auch Sermoneta und sein Castello Caetani wollen noch besucht werden. Dafür lege ich gleich noch ein paar Baustellen an.

 
Hortus conclusus

Obwohl es heftig regnete, entschlossen wir uns für 2 Euro zusätzlich auch den hortus conclusus, den von einer Mauer umfriedeten Garten neben dem Kastell von Ninfa, zu besuchen. Durch dieses am früheren Morgen noch verschlossene Portal betraten wir eine kleine Welt für sich.


Das Portal trägt die Inschrift HORTI NYMPHARUM CAETANORUM. Die Wellen aus dem Familienwappen findet man hier als langgezogenes dekoratives Element wieder. Zwischen den Wellen sind Weinranken und -trauben dargestellt.

Ganz sicher nie vergessen werde ich den wundervollen, intensiven und frischen Duft der Blüten zwischen den unzähligen immergrünen Zitrusbäumen, die im Schutz der Gartenmauern in Reih und Glied stehen. Es sind verschiedene Sorten, aber überwiegend solche mit riesigen, runden, leuchtend gelben Früchten. Für mich sehen sie wie Pampelmusen aus.




Zwei Wege führen durch den Garten. Dort wo sie sich kreuzen, befindet sich ein achteckiger Brunnen und in der Mitte des Brunnenbeckens eine Sonnenuhr, die die lokale Zeit angibt, wenn die Sonne denn scheint! ;)


An den Enden der Wege befinden sich zwei Nymphäen ähnelnde Wandbrunnen. In deren Nischen waren wohl früher Statuen aufgestellt. Möglicherweise befanden sich dort aber auch nicht erhaltene künstliche Stalagmiten.



Das Wasser aus den ebenerdigen Brunnenbecken fliesst in zwei Kanälen ans andere Ende des hortus conclusus unterhalb der Kastellmauern. Dort befinden sich zwei Fischbecken, die der Forellenzucht dienten. Ob es heute noch Forellen in den Becken gibt, kann ich nicht sagen, aber die heutigen Bewohner werde ich noch vorstellen.


Bis ins Mittelalter reichen die ältesten Wurzeln des hortus conclusus in Ninfa zurück. Während der italienischen Renaissance hat die Gartenkultur einen Platz neben den bildenden Künsten und der Architektur errungen. 1578 erteilte Kardinal Niccolò Caetani di Sermoneta dem Architekten Francesco Capriani, genannt da Volterra
den Auftrag zur Wiederbelebung und völligen Neugestaltung des alten hortus conclusus.

Gross war mein Erstaunen und meine Freude, als ich den Namen Francesco Capriani, genannt da Volterra, in Zusammenhang mit Ninfa las. Es ist nämlich noch gar nicht lange her, dass dieser mir überhaupt ein Begriff ist. Ich habe ihn kürzlich in zwei in zwei Beiträgen meines Threads über römische Kuppeln erwähnt und zwar als Architekt von S. Giacomo in Augusta und als Architekt in S. Pudenziana im Auftrag des Kardinals Enrico Caetani. Siehe bei Interesse: Römische Kuppeln und Römische Kuppeln.

Der Auftrag in Ninfa liegt zeitlich vor den beiden anderen.

Von 1578 bis 1580 errichte da Volterra das schöne Portal zum Garten aus Travertin, das zum Glück bis heute erhalten geblieben ist, die Mauer bis zum Kastell, die Wege und Brunnen, zuletzt das achteckige Brunnenbecken im Mittelpunkt der Wege.

Kardinal Niccolò Caetani muss Francesco Capriani sehr geschätzt haben, denn 1578 erhielt dieser ebenfalls den Auftrag das zukünftige Grab des Kardinals in Loreto zu gestalten. Eine Statue nach dem Entwurf von Giovanni Battista della Porta (1542 bis 1597) überliefert das Aussehen des Kardinals.

Im Garten wuchsen damals wie heute verschiedene Zitruspflanzen. Diese sollen aus Sizilien nach Ninfa gebracht worden sein und zwar mit Hilfe von Admiral Marcantonio Colonna, einem Freund des Kardinals und Sieger in der Seeschlacht von Lepanto 1571. Unter den alten Sorten war lange Zeit auch der Citrus Limon Cajetani oder Trombolotto di Sermoneta, eine einheimische Zitronensorte. Wann die vielen heutigen Bäume angepflanzt worden sind, entzieht sich meiner Kenntnis.


Nach dem Tod von Kardinal Niccolò Caetani 1585 wurde der Garten bald aufgegeben.

Im 17. und 18. Jahrhundert unternahmen einzelne Caetani Anläufe zur Wiederbelebung des Gartens. Im 17. Jh. wurden im hortus conclusus, wie im Garten des Familienpalastes von Cisterna di Latina zeitweise auch Tulpen angepflanzt und gezüchtet. Es war die Zeit des Tulpenfiebers in Europa. Die grassierende Malaria zwang die Caetani aber immer wieder NInfa aufzugeben.

Doch setzen wir unseren Spaziergang durch den heutigen Garten fort. Wir kommen nun zu den beiden rechteckigen Fischbecken. In dem einen lebte zum Zeitpunkt unseres Besuchs ein Schwanenpaar. Während das Weibchen auf den Eiern sass, schwamm das Männchen zeitweise recht aufgeregt hin und her obwohl die wenigen Besucher sich nur im Flüsterton unterhielten.




Wenige Tage später gab es hier im Forum die erfreuliche Nachricht vom Schlüpfen der sechs Schwanenküken. Ich hoffe, dass sie bald auf dem See schwimmen werden, denn der alte Fischteich bietet doch kaum Lebensraum für die ganze Schwanenfamilie.

Im zweiten Fischteich lebt eine einzelne Graugans.


Im Januar 2017 tauchte im angrenzenden Parco naturale di Pantanello ein kleiner Schwarm Graugänse auf. Nach einer Woche zogen die Vögel weiter, bis auf dieses eine Tier, dem es offenbar gut in Ninfa gefällt. Man weiss nicht ob es sich um ein männliches oder um ein weibliches Tier handelt. Damit es sich nicht zu einsam fühlt, hat man Spiegel angebracht vor denen die Graugans sich gerne aufhält und sich angeregt mit ihrem Spiegelbild unterhält, wie wir beobachten konnten. Von kurzen Ausflügen kehrte sie bisher immer schnell zurück aber vielleicht wird sie Ninfa ja doch auf der Suche nach ihresgleichen verlassen.



Am äussersten Ende des hortus conclusus wächst ein Bambuswäldchen.


Zu guter Letzt spazierten wir noch ein wenig in den Ruinen des Kastells umher und traten dann den Rückweg an. Trotz des Regens war der Besuch des hortus conclusus wirklich sehr lohnend.





Arrivederci, Ninfa!
 
Sermoneta
Teil 1

Nach dem Besuch des herrlichen Gartens von Ninfa fuhren wir an diesem Sonntag mit "unserem" Taxifahrer von Chiama Taxi Latina weiter nach Sermoneta mit dem Castello der Caetani.

Das mittelalterliche Sermoneta (...) wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert ist die römische Familie der Annibaldi als Besitzer des Ortes belegt. 1297 kaufte Bonifatius VIII. den Annibaldi den Besitz für 140.000 Golddukaten ab. Seine Familie, die Caetani errichtete hier das Zentrum ihrer Herrschaft im unteren Latium und bauten die Burg zu ihrer Residenz aus. 1499 konfiszierte Alexander VI. Sermoneta und übergab den Besitz seiner Tochter Lucrezia. Nachdem Sermoneta nach dem Sturz der Borgia an die Caetani zurückgegeben wurde, blieben diese jedoch in Rom und behielten die Burg als kaum bewohnte Festung. Damit setzte ein Niedergang ein. Erst mit der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe ab 1929 begann ein erneuter Aufschwung.

Die Fahrt ging in Kurven stetig bergan und schliesslich kamen wir vor einem der vier Stadttore an, der Porta del Pozzo, dem Haupteingang zum Ort.

Der Hauptstrasse folgend erreicht man bald die

Chiesa San Giuseppe

Sie ist dem Hl. Josef, dem Stadtpatron von Sermoneta, geweiht. 1525 liess die Familie Caetani die Kirche erbauen, aber die Fassade, wie auch die steilen Stufen, wurden erst 1733 fertiggestellt.

Im einschiffigen Kircheraum befinden sich an jeder Seite drei Kapellen, aber nur zwei haben ihren schönen Freskenschmuck über die Jahrhunderte bewahrt. Betrachten wir zunächt die erste Kapelle auf der linken Seite, die

Cappella Mazzancollo
Sie ist nach Francesco Mazzancollo aus Sermoneta benannt. Dieser liess sie von 1605 bis 1606 nach Entwürfen von Angelo Guerra d'Anagni dekorieren. Der Maler wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geboren und starb zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Er war ab 1602 in Sermoneta tätig. Angelo Guerra hat wohl nicht das gesamte Fresko, sondern nur die Gesichter der beiden Heiligen und eine Reihe von Details ausgeführt.

Im oberen Register ist Gott mit der Weltkugel in der Hand als Schöpfer der Welt dargestellt. Umgeben ist er von einem herrlich blauen Himmel und zahlreichen kleinen Engeln.
Was das zentrale Register betrifft, so erkennt man rechts den heiligen Franz von Assisi und links die heilige Lucia. Die Wahl dieser Heiligen ist auf den Willen des Klienten zurückzuführen, der Heilige mit seinem Namen und dem seiner Frau darstellen lassen wollte.
In der Mitte finden wir ein Bildnis der thronenden Maria mit Christus auf dem Arm. Die Decke über der Jungfrau Maria soll von den Fresken im Vatikan inspiriert sein, die der Maler Melozzo da Forlì dort gemalt hat. Vgl. hier.


Besonders prächtig ist die zweite Kapelle auf der rechten Seite des Kirchenschiffs, die

Cappella Caetani

Sie wurde 1550 von Bonifacio I. Caetani (1514 bis 1574) in Auftrag gegeben und von Girolamo Siciolante da Sermoneta und Mitarbeitern mit Fresken bemalt. Hier zunächst ein Gesamteindruck:

Über der Kapelle befindet sich ein von zwei Engeln getragenes Wappen der Caetani mit Wellen und Adler, dem wir an diesem Tag noch mehrfach begegnen sollten.

Besonders gut gefiel mir die Ausmalung der Apsiskalotte der Kapelle mit ihren frischen, lebhaften Farben:

Ganz oben ist die Aufnahme Marias in den Himmel dargestellt:

Darunter erkennt man Szenen aus dem Alten und Neuen Testament: oben links die Erschaffung Adams, oben rechts die Erbsünde, im zentralen Teil die Erschaffung Evas. Der Maler bezieht sich hier teilweise auf gleichnamige Themen von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle. Im unteren Register sind noch auf der linken Seite die Geißelung Christi, in der Mitte Christus vor Pontius Pilatus und auf der rechten Seite die Passion Christi zu sehen.

Über dem Altar erkennt man ein leider stark zerstörtes Fresko, dessen Thema wieder die Muttergottes mit dem Jesuskind ist. Links und rechts davon hat Siciolante die beiden Kirchenväter Hieronymus in Begleitung eines Löwen und Bonaventura abgebildet.


Der Bogen der Kapelle ist mit zwei liegenden Figuren geschmückt, links vom Betrachter aus gesehen eine Sibylle, recht ein männlicher Prophet:

Links und rechts der Kapelle sind Pilaster mit korinthischen Kapitellen mit detailreichen Grotesken bemalt.

Wir verliessen die Kirche und ich merkte erst später, dass ich meinen Regenschirm dort vergessen hatte, aber am späten Nachmittag wartete er dort noch brav auf mich.

Wir setzten unseren Weg durch die Gassen von Sermoneta fort, kamen an der gedeckten Markthalle und allerlei Läden mit lokalen Spezialitäten vorbei:



Schliesslich waren wir fast am höchsten Punkt des Ortes angelangt, gleich unterhalb des Castello, wo wir um 15 Uhr zu einer Führung angemeldet waren. Aber zunächst stärkten wir uns bei einem ausgeprochen leckeren Mittagessen und genossen die Wärme im Restaurant denn es war recht frisch draussen.


 
Sermoneta
Teil 2

Frisch gestärkt sahen wir gespannt der Führung durch das Castello Caetani entgegen. Wir hatten uns für eine von zwei angebotenen Touren entschieden und zwar jene ohne Besichtigung jener Räume, die im 18. Jh. als Gefängnis genutzt wurden.

Zur Geschichte der Burg in englischer Sprache siehe: Caetani Castle


Zunächst gelangten wir mit unserer Führerin zur Piazza d'Armi (dem Paradeplatz) mit einem Brunnen in der Mitte:


Von dort begaben wir uns in die sogenannte Casa del Cardinale:

Dieser Bau wurde um 1400 errichtet und dort hängt heute u.a. ein Gemälde des bereits erwähnten einheimischen Malers Girolamo Siciolante da Sermoneta. Wir kennen seine Werke auch aus Rom, z.B. aus S. Maria della Pace. Ich denke dabei vor allem an seine Anbetung der Hirten in der Cappella del presepe. Auftraggeber für dieses Gemälde waren die Caetani.


Das jüngere Gemälde in Sermoneta entstand 1541 und zeigt in einer sehr symetrischen Komposition die Madonna mit dem Jesuskind und Johannes dem Täufer als Kind. Umgeben sind diese vom Heiligen Petrus und dem Heiligen Stephanus. Das Gemälde misst 2,75 x 2,40 Meter und wurde ursprünglich für das Kloster Valvisciolo vor den Toren von Sermoneta angefertigt. Es hing dort bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts über dem Hauptaltar. Dann holte es Papst Pius IX. nach Rom. 1970 kehrte das Gemälde nach Sermoneta zurück, allerdings nicht in die Klosterkirche.



Links erkennen wir Papst Bonifatius VIII. (1235 bis 1303), Benedetto Caetani. Das Porträt ist allerdings kein Original sondern eine Kopie der Grabstatue von Arnolfo di Cambio.

Um wen es sich bei dem kleinen Prinzen rechts handelt, habe ich leider während der Führung (in italienischer Sprache) nicht verstanden.


Zwei Kardinäle aus der Familie Caetani:
Links: Bonifazio Caetani (1567 bis 1617)
Rechts: Luigi Caetani (1595 bis 1642)


Mitte: Noten an einer Wand der Casa del Cardinale


Die Fresken wurden in den Ruinen einer der Kirchen in Ninfa abgenommen
Wir verliessen die Casa del Cardinale und folgten den breiten Stufen einer Treppe abwärts zu den imposanten ehemaligen Ställen (Scuderie) und der alten Küche (antica cucina) sowie der Sala dei Baroni:



In einem weiteren Gebäude folgte ein besonderes Highlight, die Camere Pinte, die ausgemalten Räume. Ein unbekannter Maler schuf hier Fresken im Stil von Pinturicchio. Die Fresken entstanden um 1470 und zeigen sowohl mythologische Szenen, als auch Darstellungen theologischer Tugenden.






An der Decke der Camere Pinte wieder das Wappen der Caetani

Weitere Wohnräume der Caetani bis in jüngere Zeit:


Zu guter Letzt folgte ein Rundgang über die Wehrgänge des Castello. Für den teilweise recht abenteuerlichen Aufstieg entschädigten die herrlichen Ausblicke u.a. auf das hoch am Felsrand der Lepinischen Berge gelegene Norma und das Kloster Valvisciolo:



Reich an schönen Eindrücken verliessen wir das Castello und gingen wieder bergab Richtung Porta del Pozzo, wie wir gekommen waren. Noch in der Nähe des Castello stiessen wir auf eine kleine Bäckerei. Hier gab es leckeres Gebäck mit Pistazien und Zitronen frisch aus dem Ofen!





Vor der Porta del Pozzo erwartete uns "unser" zuverlässiger und freundlicher Taxifahrer und brachte uns zum Bahnhof von Latina. Zurück in Rom liessen wir den Abend mit einem leckeren Abendessen ausklingen.

 
Was für ein schöner Ninfa-Ausflug!
... und ein Glück, dass erst gegen Ende des Rundgangs Regen einsetzte.
 
Nachdem es eine Weile stark geregnet hatte, legte sich der Regen zum Glück als wir in Sermoneta eintrafen. Das war auch gut so, denn ich vergass prompt meinen Regenschirm in einer Kirche am Anfang des Ortes. Das fiel mir erst wesentlich später auf! Vor dem Verlassen Sermonetas holte ich ihn wieder ab. ;)
 
Liebe Simone, einfach zauberhaft! Was für ein wunderschöner Garten. Da macht es garnichts , wenn es ein bisschen regnet. Die Stimmung ist vielleicht noch verwunschener. Tolle Fotos, kann ich verstehen, dass die Auswahl da schwer fiel.
 
Liebe Simone, was für ein Blütentraum. Du hast dir wohl die schönste Zeit für einen Besuch in diesem zauberhaften Garten ausgesucht. Danke!
 
@Nihil und @Romitis
Es freut mich, dass die Bilder aus dem Garten von Ninfa Euch gefallen haben. Er ist wirklich ein wunderschöner Ort an dem man gerne länger verweilen möchte. Unserer Führerin hat ausdrücklich noch einmal die Schönheit der Herbststimmung im Garten gelobt, aber die fast überbordende Vegetation des Frühlings hat mir sehr gefallen. Danke für Eure Zeilen!
 
Das alles ist so wunderschön, dass mir die Worte fehlen. Diese Kombination von Natur, Gartenbaukunst und mittelalterlicher Architektur muss so phantastisch wirken, wenn man sich mitten darin befindet - du hast dir dafür wohl auch die schönste Jahreszeit ausgesucht.
Ich kann gar nichts richtig hervorheben, weil mir alle deine Fotos so gut gefallen. Die Rosen - denen ich mich in natura leider nicht nähern kann - sind eine Pracht, der Blauregen ebenfalls - ich bin ganz neidisch auf dieses dein Erlebnis.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben