Manching: Keltischer Goldschatz gestohlen


Seit 2006 wurde der Schatz in dem Museum im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm ausgestellt. Das sogenannte Oppidum Manching gilt als eine herausragende keltische Siedlung, in der bis heute immer wieder Archäologen tätig sind. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zählt die Siedlung zu den bedeutendsten Bodendenkmälern nördlich der Alpen.

Der herausragende archäologische Ort im nördlichen Oberbayern zieht immer wieder Kriminelle an. Erst Anfang Mai hatten Raubgräber auf dem Gelände einer wissenschaftlichen Grabung bei Manching illegal etwa 140 Löcher gegraben. Ein Fachunternehmen hatte damals im Auftrag des Freistaats ein Stück Land untersucht, weil dort eine Bundesstraße gebaut werden soll.
 

Bei dem Einbruch in der Nacht zu Dienstag wurde zudem noch mehr gestohlen als ursprünglich gedacht. Neben der 483 Goldmünzen aus einer Vitrine wurden demnach noch drei weitere aus einer zweiten Vitrine mitgenommen, nachdem das Sicherheitsglas zerstört worden war. "Es sind tatsächlich sämtliche Sicherungsmaßnahmen - inklusive der gesamten Telefonverbindungen des Ortes Manching - lahmgelegt worden", sagte Blume. So hätten die Diebe die hohen Sicherheitsvorkehrungen des Museums umgehen können. "In Manching hat man, nach dem was wir wissen, sämtliche Hinweise beachtet, also den aktuellsten und höchstmöglichen denkbaren Schutz zugrunde gelegt", sagte Blume.


Nach Einschätzung der Polizei können die Täter den in Manching gestohlenen Goldschatz nur schwer verkaufen. Daher sei zu befürchten, dass sie die 483 keltischen Münzen einschmelzen und für den Goldwert veräußern. Das sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Mittwochmorgen (23. November 2022).
Die zusammen rund vier Kilogramm schweren Münzen waren in der Nacht zum Dienstag aus dem Kelten Römer Museum Manching bei Ingolstadt entwendet worden. Der Wert der mehr als 2000 Jahre alten Münzen wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Sie waren vor 23 Jahren von einem Grabungsteam in Manching gefunden worden.
 

Kurz nach Bekanntwerden der Tat nahmen die bayrischen Polizisten Kontakt mit ihren Kollegen in Dresden und Berlin auf. Diese zwei Städte waren in der Vergangenheit ebenfalls Schauplätze grosser Museumseinbrüche gewesen. «Mögliche Parallelen bestehen», sagte Guido Limmer, der Vizepräsident des LKA Bayern, am Mittwoch.

An beiden Fällen in Dresden und Berlin waren kriminelle Clans beteiligt. Aus dem Berliner Bode-Museum stahlen Täter 2017 eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze. Der Goldwert betrug 3,75 Millionen Euro. Die Münze wurde bis heute nicht gefunden. Die Spur führte zum polizeibekannten, aus Libanon stammenden Familienclan Remmo in Berlin. Knapp drei Jahre nach dem Diebstahl wurden mehrere junge Männer aus dem Clan verurteilt.
Während des Prozesses waren sie weiter in Freiheit, zwei von ihnen sollen in dieser Zeit beim Diebstahl der Diamanten aus dem Dresdner Museum Grünes Gewölbe dabei gewesen sein. Dort stahlen im November 2019 Einbrecher 21 Schmuckstücke mit Tausenden kleinen Diamanten und Brillanten. Der Schmuck hatte einen Versicherungswert von 113 Millionen Euro. Sechs junge Männer aus dem Berliner Clan stehen seit Monaten wegen der Tat vor Gericht.
Ob Verbindungen zu den Diebstählen in Berlin und in Dresden bestehen, sei allerdings jetzt noch völlig unklar, sagte Guido Limmer vom LKA Bayern am Mittwoch.
 
In Bayern wird der Goldraub Auswirkungen auf das Sicherheitskonzept anderer Museen haben.


Besorgt klingt deshalb der Direktor der Museen der Stadt Nürnberg, Thomas Eser. "Wir sind jetzt natürlich im doppelten Alarmmodus, nachdem wir in den letzten Wochen schon mit den Klebeattentaten zu tun hatten." Die Tat in Manching werde Folgen haben. "Bei dieser besonders barbarischen Art des Kunstraubs - das ist ja kein Gentlemen-Kunstdiebstahl, wie wir es aus Hollywood kennen - geht es nur um den Materialwert. Das wird dazu führen, dass wir über die Materialität in Zukunft zurückhaltender Auskunft geben." Sprich: Auf den Schildern wird oft nicht mehr draufstehen, dass etwas aus Gold oder Silber ist.

Natürlich schade für den Besucher.

Beim Würzburger Domschatz, der derzeit nicht zugänglich ist und ab Anfang 2023 wieder öffentlich präsentiert werden soll, führt Manching zu einem Umdenken - mit noch offenem Ausgang. "Der Domschatz ist natürlich gesichert mit einer modernen Anlage", sagte Wolfgang Schneider vom Museum am Dom. "Aber man muss tatsächlich in sich gehen und fragen, ob man alle Stücke wirklich präsentieren kann oder ob man die Sicherheit eines Tresors sucht." Schließlich hätten die Diebe gezeigt, was man mit Hammer und viel Gewalt anrichten könne.
 
Kaum zu glauben, bei dem Wert des Goldschatzes:


„Das Kamerasystem, das im Museum verbaut wurde, ist ein total veraltetes System“, sagte ein LKA-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. „Das ist auf einem so alten Stand, dass man damit nicht mehr normal arbeiten kann.“ Zuvor hatte der „Münchner Merkur“ über „technische Schwierigkeiten“ beim Auswerten des Materials berichtet.
Weil Updates und Weiterentwicklungen fehlten, sei es sehr schwierig, das Bildmaterial auszuwerten, sagte der LKA-Sprecher. Das sei „ein Riesen-Aufwand“. Die Server hätten abgebaut und mitgenommen werden müssen. Derzeit arbeite eine Spezialfirma daran, das Material aufzubereiten. „In dem Fall liegt es nicht an uns, dass wir so langsam sind, sondern auch am Museum, dass die so alte Technik verbaut hatten.“ Der Zweckverband des Kelten Römer Museums als Träger des Museums kündigte am Donnerstag eine Stellungnahme an, die aber zunächst ausblieb.
 
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