Lateinferien in der urbs

rikmanfredson

Aedilis
Stammrömer
Liebe Foristi,

in der Vorbereitung der Reise habt ihr mich mit Rat und Tat unterstützt, so möchte ich euch natürlich auch von den Tagen in Rom berichten. Die Eindrücke eines jeden Tages wird je eine Schülerin zusammenfassen und mir für die Veröffentlichung im Forum zur Verfügung stellen. Im Laufe der nächsten Wochen entsteht so hoffentlich ein Reisebericht mit folgendem Inhalt.

Tag 1 (Di)
Abflug ab München - mit Timmy nach Trastevere – Einkaufen – Palazzo Spada – Piazza Farnese - Piazza Navona – Campo de' Fiori - Schildkrötenbrunnen

Tag 2 (Mi)
Augustus' res gestae - Ara Pacis – Piazza Colonna: Mark Aurel-Säule - Pantheon - S. Maria sopra Minerva – Parco di Villa Borghese – Galleria Borghese – Pincio - Piazza del Popolo – Abendessen im Cave di San Ignazio – Campo de' Fiori

Tag 3 (Do)
Kolosseum – Palatin - Forum Romanum - Kapitol – Kapitolinische Museen

Tag 4 (Fr)
Thermen des Caracalla – Tiberinsel – Diokletiansthermen / S. Maria degli Angeli - S. Maria Maggiore - S. Clemente -SS. Quattro Coronati – S. Pietro in Vincoli – S. Prassede – Forum Boarium – Abendessen im Roma Sparita

Tag 5 (Sa)
Ostia antica – Plantschen im Meer beim Cancello 4 – Abendessen im Otello alla Concordia – Spanische Treppe – kurzes Fußballschauen an der Schreibmaschine

Tag 6 (So)
Fahrt und Spaziergang mit Hindernissen bis zur Via Appia antica / Torre Carbone – Spaziergang entlang der Via Appia antica – Grabmal der Caecilia Metella – Mausoleum des Romulus – Maxentius-Zirkus – Kalixtus-Katakomben im Finsteren – Palazzo Massimo

Tag 7 (Mo)
Gewitter statt "Sonnenaufgangserlebnis" - Petersdom und Kuppel - Villa Farnesina – Palestrina: Nilmosaik und Fortuna-Heiligtum – Tritonenbrunnen – Trevibrunnen – centro storico - Abendessen in der Taverna Parione

Tag 8 (So)
frühe Rückfahrt zum Flughafen


Die Woche war sehr intensiv. Alles hat so weit gut geklappt und bis auf ein verlorenes Handy (meines :( ) ist nichts zu beklagen. Im Gegenteil: Wir haben unheimlich viel gesehen und erlebt. Kurz: Schön war es!
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Rik,
Dein Inhaltsverzeichnis zeigt, dass Ihr unglaublich viel gesehen habt. Gut ab vor einem so intensiven Programm, das Dank Deiner umfassenden Vorbereitung für alle ein unvergessliches Erlebnis war.
Ich freue mich schon sehr auf die Schilderungen Deiner Schülerinnen.

LG Angela


Gesendet von meinem iPhone mit Tapatalk
 
Auch freue mich darüber, dass alles so gut geklappt hat. Ich bin gespannt auf die Schüler-Sicht und hoffe dabei auf den einen oder anderen neuen Aspekt.
 
Die Eindrücke eines jeden Tages wird je eine Schülerin zusammenfassen und mir für die Veröffentlichung im Forum zur Verfügung stellen.
Ein sehr gutes Konzept, wie ich finde. :nod: :thumbup:

Sicherlich bin nicht nur ich gespannt darauf, wie ihr es ausfüllen werdet - und nicht zuletzt auf die Photos. In diesem Zusammenhang eine Bitte (die vielleicht schon überflüssig ist; aber ich lese jetzt nicht erst ausführlich im Planungs-Thread nach, um das herauszufinden): Bitte lade die Bilder ganz normal in unsere Galerie hoch - und nicht etwa in so ein elendes Profil-Album, welches nur ungefähr briefmarkengroße Ansichten :thumbdown:thumbdown zulässt.

Für die Photogalerie findest du brauchbare Anleitungen mit der Such-Funktion; u.a. habe dazu ich diese hier verfasst: Photos hochladen für Anfänger.

Gutes Gelingen also! :thumbup:
 
Bin ich denn ein Anfänger? 8O :lol: Ich habe doch schon einen nicht gerade kurzen Bericht fürs Forum verfasst und online gestellt samt Fotos, die jedenfalls in meiner Ansicht nicht im Briefmarkenformat zu sehen sind... :smug: :lol:
 
Sicherlich bin nicht nur ich gespannt darauf, wie ihr es ausfüllen werdet - und nicht zuletzt auf die Photos. In diesem Zusammenhang eine Bitte (die vielleicht schon überflüssig ist

Ich bin auch darauf gespannt. :lol: Jede hat freie Hand für "ihren" Tag. Es wird sicher etwas dauern, bis die Berichte fertig sind...
 
Willkommen zurück!
Ich bin derzeit in Vindobona und freue mich schon auf die Co-Produktion. Das wird sicher sehr interessant. Jedenfalls ist das Inhaltsverzeichnis vielversprechend.

Viele Grüße
Claude
 
Die Eindrücke eines jeden Tages wird je eine Schülerin zusammenfassen und mir für die Veröffentlichung im Forum zur Verfügung stellen. Im Laufe der nächsten Wochen entsteht so hoffentlich ein Reisebericht mit folgendem Inhalt.

Tag 1 (Di)
Abflug ab München - mit Timmy nach Trastevere – Einkaufen – Palazzo Spada – Piazza Farnese - Piazza Navona – Campo de' Fiori - Schildkrötenbrunnen

Tag 2 (Mi)
Augustus' res gestae - Ara Pacis – Piazza Colonna: Mark Aurel-Säule - Pantheon - S. Maria sopra Minerva – Parco di Villa Borghese – Galleria Borghese – Pincio - Piazza del Popolo – Abendessen im Cave di San Ignazio – Campo de' Fiori

Tag 3 (Do)
Kolosseum – Palatin - Forum Romanum - Kapitol – Kapitolinische Museen

Tag 4 (Fr)
Thermen des Caracalla – Tiberinsel – Diokletiansthermen / S. Maria degli Angeli - S. Maria Maggiore - S. Clemente -SS. Quattro Coronati – S. Pietro in Vincoli – S. Prassede – Forum Boarium – Abendessen im Roma Sparita

Tag 5 (Sa)
Ostia antica – Plantschen im Meer beim Cancello 4 – Abendessen im Otello alla Concordia – Spanische Treppe – kurzes Fußballschauen an der Schreibmaschine

Tag 6 (So)
Fahrt und Spaziergang mit Hindernissen bis zur Via Appia antica / Torre Carbone – Spaziergang entlang der Via Appia antica – Grabmal der Caecilia Metella – Mausoleum des Romulus – Maxentius-Zirkus – Kalixtus-Katakomben im Finsteren – Palazzo Massimo

Tag 7 (Mo)
Gewitter statt "Sonnenaufgangserlebnis" - Petersdom und Kuppel - Villa Farnesina – Palestrina: Nilmosaik und Fortuna-Heiligtum – Tritonenbrunnen – Trevibrunnen – centro storico - Abendessen in der Taverna Parione

Tag 8 (So)
frühe Rückfahrt zum Flughafen


Die Woche war sehr intensiv. Alles hat so weit gut geklappt und bis auf ein verlorenes Handy (meines :( ) ist nichts zu beklagen. Im Gegenteil: Wir haben unheimlich viel gesehen und erlebt. Kurz: Schön war es!

Auf die Beiträge Deiner Schüler/innen freue ich mich sehr. Ich bin schon gespannt, was sie zu berichten haben!
 
Tag 4 (Fr, 13.6.)

Morgens begann unsere Tour durch Rom mit einer Besichtigung der Caracalla-Thermen (1). Diese wurden wie alle anderen Thermen zur Hygiene und Körperpflege sowie zur Entspannung und Unterhaltung genutzt. Üblich war beim Badegang folgende Reihenfolge:
Zuerst betrat man den Auskleideraum und zog sich dort aus, da in der Antike nackt gebadet wurde. Daraufhin machte man sich auf dem Sportplatz, palaestra genannt, durch Gymnastik, Ballspielen oder Krafttraining warm. Nach dem Sport nutze man mehrere Räume als eine Art Trocken-Sauna, deren Temperatur anstieg, um den Schweißausbruch weiter zu verstärken. Im caldarium, das nach Süden ausgerichtet war, um die von der Sonne ausgehende Wärme zu nutzen, und das zusätzlich beheizt wurde, standen den Badegästen nun ein mit heißem Wasser gefülltes großes, rundes Becken zur Verfügung. Nach kurzem Aufenthalt im tepidarium, dem „Lauwarmraum“, betrat man das frigidarium, den wichtigsten, größten und verziertesten Raum der Thermen, an den sich die natatio, ein riesiges Becken, anschloss. Dieses Becken war mit kaltem Wasser gefüllt, damit die Römer sich abkühlen konnten. Damit war der eigentliche Thermengang beendet.

Natürlich waren nicht alle Thermen so gigantische Bauwerke wie die des Caracalla (2), dessen Ziel es war, sich durch jenen Bau am Fuße des Aventins ein Denkmal zu setzen.
Nachdem wir durch die einzelnen Säle der Thermen gegangen waren und dabei versucht hatten, uns den beschriebenen Badegang vorzustellen, übersetzten wir im Park (3) aus unserem Reiseskript einige Texte, die das Leben in den Thermen beschrieben. Darunter war auch folgende Anekdote des Kaisers Hadrian: ‚Als er sich einmal in den Thermen aufhielt, begegnete er einem Veteran, der ihm einst treu im Krieg gedient hatte. Weil der Kaiser bemerkt hatte, dass er sich mit dem Rücken an der Wand rieb, ließ er den Greis fragen, weshalb er dies tue. Als der ehemalige Soldat antwortete, er habe keinen Sklaven, schenkte Hadrian ihm sogleich ein paar seiner Diener und Geld, um sie versorgen zu können. Am nächsten Tag rieben sich jedoch mehrere alte Männer an der Wand. Sofort ließ der Kaiser sie rufen und befahl ihnen, sich gegenseitig abzutrocknen.‘

Nach dem Besuch der Thermen fuhren wir wieder stadteinwärts und spazierten am Tiber entlang und betrachteten die Tiberinsel und die alten Brücken. (4)

Nach einer ganz kleinen Mittagspause stand die „Kirchenführung“ durch Frau Thiel am Programm. Ich muss sagen, sie ist eine kompetente Führerin und eine Frau mit Charakter. Mit ihr besuchten wir zuerst die ehemaligen Diokletiansthermen. Während das Gebäude zu antiken Zeiten die größte aller Thermen Roms war, ist es heute eine Kirche (5). Nicht nur innen, sondern auch am Platz vor der Kirche kann man die Anlage als Therme noch erkennen. Nachdem wir die Santa Maria Maggiore, deren Decke mit Gold verziert worden war (6), besichtigt hatten, marschierten wir weiter zur Basilica San Clemente. Zuerst sahen wir uns die Ober-, dann die Unterkirche an, wo einst die Reliquien des Märtyrer-Papstes Clemens verehrt worden waren. Anschließend stiegen wir noch eine Etage weiter nach unten, wo man die Reste eines römischen Haus bewundern kann, in dem, bevor es in christlichen Besitz überging, der Gott Mithras verehrt worden war. Nach dem Besuch der Kirche SS. Quattro Coronati und v.a. der dortigen Kapelle (7) gingen wir zur S. Pietro in Vincoli, um dort den von Michelangelo angefertigten Moses zu bestaunen. Den Abschluss der Führung bildete die kleine Kirche Santa Prassede mit ihren schönen Mosaiken in der Apsis und am Triumphbogen (8 ).

(9)

A


Anmerkungen und Ergänzungen:

(1) Für die Freunde der Öffis: Von der unserer Wohnung nahe gelegenen Haltestelle Carlo Porta fuhren wir mit dem Bus 170 bis Bocca della Verita. Dort stiegen wir im in den Bus 628, der direkt vor den Caracalla-Termen hält.

(2) Die Haupträume dieser Thermen, caldarium, tepidarium, frigidarium mit natatio sind wie bei den anderen Kaiserthermen auch auf der Mittelachse des Gebäudes angeordnet; die weiteren Räume befinden sich spiegelbildlich rechts bzw. links dieser Mittelachse. - Die Badeanlage selbst maß 220 x 140 Meter, mit den Umfassungsbauten umfasste das Areal 400 x 328 Meter. Mehr als 1.600 Personen konnten hier gleichzeitig baden. - Die Ausstattung der gesamten Anlage muss äußerst prächtig gewesen sein.

Doch die einzelnen Räume sind heute bis mehr oder weniger auf das nackte Mauerwerk geplündert. Einzelne Bodenmosaike sind noch zu sehen. Wertvolles Baumaterial wurde verschleppt; wahrscheinlich haben wir die eine oder andere Marmorplatte in einer der Kirche wiedergesehen.

(3) Ähnlich muss es in der Antike gewesen sein: Um den eigentlich Kernbau war ein Park angelegt, der von der äußeren Umfassung eingefasst war.

Ich fand es total schön, im Schatten der mediterranen Bäume zu sitzen und mit etwas Abstand auf die Ruinen dieses gigantischen Baus zu blicken!

(4) Über den antiken Pons Fabricius gingen wir auf die Tiberinsel. Dort waren leider die Treppen zum Uferbereich verschlossen. Ich wäre gerne vorne an der Spitze, also am Bug des „Schiffes“ gestanden, den wir immer sahen, wenn wir mit unserer Tram Nr. 8 über den Fluss fuhren. So spazierten wir über den nicht mehr originalen Pons Sestius ans andere Tiberufer und an der nächsten Brücke neben dem irgendwie traurigen Überrest des Pons Aemilius wieder zurück. Hier schließlich konnten wir hinab ans Ufer steifen. Der dortige Blick auf den Fluss und den Pons Fabricius war toll! Über die Farbe des Wassers war ich erstaunt, es sah richtig erfrischend aus; kein Vergleich zum schlammbraunen Hochwasser im März und auch nicht zur stinkenden Brühe meiner Schulzeit. Man kann sich gar nicht vorstellen, wir raffiniert die Römer ihre Brücken gebaut haben. Diese Seite klärt über die Konstruktion des Pons Fabricius auf. Nachdem wir noch über die Bauinschrift diskutiert hatten, gingen wir über die Porticus der Octavia und vorbei am Theater des Marcellus zu einer passenden Haltestelle und fuhren mit dem Bus bis zu Piazza della Repubblica.

(5) Trotzdem vermittelt der Raum einen Eindruck, wie groß und wie prunkvoll die antiken Thermen gewesen sein mussten. Ich mag diesen Ort sehr.

(6) Das Gold kam aus Amerika: Wie viel Blut klebt wohl daran! Doch nicht nur der Blick nach oben war erhellend. Vom Eingang nach vorne blickend, konnten wir den Gebäudetyp der Basilika verstehen. Der Blick nach unten zeigte uns die Wiederverwendung antiker Marmorplatten in den Kosmatenarbeiten. Frau Thiel führte uns dann nach vorne und erklärte ausführlich einzelne Szenen der reichhaltigen Mosaike. Schließlich erzählte sie uns noch die Gründungslegende und empfahl als unvergessliches Erlebnis, an Maria Schnee den Gottesdienst zu besuchen.

(7) SS. Quattro Coronati war sehr beeindruckend, ich war dort vorher noch nie. Allein schon die Lage und der festungsartige Ausbau waren besonders. Frau Thiel wollte uns dort v.a. die kleine Kapelle mit den wunderbaren Fresken zeigen. Sie wusste, wie man hineinkam. Wie schon von Ludovico in seinem Bericht beschrieben, findet sich dort ein Zyklus mit einer „erträumten“ Geschichte: Petrus und Paulus erscheinen dem Kaiser Konstantin, der an Aussatz leidet, im Traum und bringen ihm die Botschaft der Hl. Schrift. Als Konstantin getauft wird, wird er auch vom Aussatz geheilt. Als Dank führt er den Papst Silvester in die Stadt. Mit dieser Geste zeigt er, dass sich die weltliche Macht der katholischen Kirche beugt. Nun, als die Fresken entstanden sind, war der Streit zwischen weltlicher und geistlicher Macht groß und fand seinen Höhepunkt im Exil der Päpste in Avignon. In diesen Fresken ließ die Kirche wohl darstellen, wie sie die Machtverteilung gerne hätte. – Wir gingen dann in die Kirche. Die Apsis ist für den heutigen Kirchenraum viel zu groß und zeigt, dass die Kirche verkleinert wurde. Wie gut, dass uns Frau Thiel das schon vor dem Eintreten erklärt hatten, denn drinnen probten gerade einige Nonnen ein wunderbares Stück. Eine spielte an der Orgel, andere sangen. Wir saßen da, staunten über den Kirchenraum und hörten eine Weile zu.

(8 ) Wie schon in anderen Kirchen konnte mit Münzwurf die Beleuchtung die Apsis und den Triumphbogen eingeschaltet werden. Auf die Nachfrage der Schüler, warum das so sei, berichtete uns Frau Thiel über die Unterschiede hinsichtlich der Kirchensteuer zwischen Italien und Deutschland. – Die Mosaiken vorne sind natürlich schon eine Pracht, aber noch schöner und beeindruckender fand ich die in der Seitenkapelle des Hl. Zenon. Hier wurde ich außerdem auf eine Probe gestellt: Frau Thiel wies mich auf die Beschriftung hin: „Episcopa“ stand da: Bischöfin?! Nach der Päpstin Johanna der nächste Skandal?! Überraschung und Schreck waren groß. Frau Thiel beruhigte: Hätte die Kirche nicht schon längst diese Inschrift entfernt, wenn nicht das Wort eine andere Bedeutung haben könnte? „Episcopa“ kann auch einfach „Herrin“ heißen. – Was mir sehr gefiel, war Frau Thiels Art, uns mehr als nur Fakten mitzugeben. Mit Witz und Schmiss versuchte sie, die Mädels in Sachen des guten Geschmacks zu schulen: Sie wies auf harmonische Farbkombinationen hin und zeigte immer wieder auf, dass „weniger oft mehr ist“. Unter den vier abgebildeten Damen in der Zenon-Kappel ist jene doch weitaus am schönsten, die durch ihre Schlichtheit in Kleidung und Schmuck hervorsticht!

(9) Der Tag war noch lange nicht zu Ende!

Zunächst gönnten wir uns ein Eis, das wir am Platz vor der S. Maria Maggiore mit Genuss aßen.

Danach fuhren wir zum Forum Boarium. In der Früh hatte ich beim Umsteigen alle dortigen Schätze ignorieren müssen:

Der Tempel des Portunus ist wunderbar renoviert und ein hervorragendes Beispiel eines römischen Tempels: Es handelt sich um einen Podiumstempel in der Art eines Pseudo-Peripteros: Die freistehenden ionischen Säulen beschränken sich auf den vorderen Teil, ansonsten sind nur Halbsäulen auf die Außenmauer aufgesetzt.
Von ganz anderer Art ist der benachbarte Rundtempel, der aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem Rundtempel am Forum als Tempel der Vesta bezeichnet wird. Nein, dieser Tempel war dem Herkules geweiht! Über die Frage, wer warum diesen Tempel gestiftet hat, gehen die Antworten der Wissenschaftler auseinander.
Der Quadrifrons an der Nordseite des Forum Boarium wurde auch lange Zeit fehlgedeutet als „Ianusbogen.“ Aller Wahrscheinlichkeit nach war er eine überdachte Straßenkreuzung und damit ein beliebter Treffpunkt von Händlern, die hier ihre Waren im Schutze des 12 Meter langen Durchgangs anboten. Wir nutzten die Fehldeutung über den Gott Janus und den echten Janustempel zu sprechen, der früher am Forum Romanum zwischen curia und basilica Aemilia stand. Zwei einander gegenüberliegende Torbögen waren durch seitliche Quadermauern verbunden, die bis zu drei Vierteln der Säulen des Torbogens heranreichten, der obere Teil war durch ein Gitter verschlossen. Die Torbögen konnten durch Flügeltüren verschlossen werden. Das durfte aber nur dann geschehen, wenn im ganzen Reich Frieden herrschte – was selten genug vorkam: nur einmal in der Königszeit unter dem Tempelgründer, nur einmal in der gesamten Zeit der Republik, immerhin dreimal unter Augustus, und je einmal unter Nero und Vespasian. Leider ließ es die Zeit nicht mehr zu, dass wir die hierzu passenden Verse aus Vergils Äneis übersetzten:

Da ich merkte, dass bei einigen die Aufnahmekapazität erreicht war, schickte ich sie schon ins Ristorante Sparita voraus. Den anderen zeigte ich noch den Bogen der Geldwechsler. Hier kann man sehr gut erklären, was die damnatio memoriae ist, da ja sowohl auf den Reliefs wie auch in der Inschrift die Portraits und Namen der in Ungnade gefallen Mitglieder des Kaiserhauses (Plautilla, Plautianus und Geta) entfernt wurden.

Nun ließen auch wir es gut sein. Mit einem Abstecher zur Bocca della Verita – nur durchs Gitter betrachtet; es war ja längst geschlossen – gingen wir nach Trastevere ins Ristorante Sparita. Endlich konnte ich die Tagliolini al Cacio e Pepe bestellen, auf die ich mich seit Monaten gefreut hatte. Ich wurde nicht enttäuscht!

Die Mädels blieben großteils bei Pizza und Salat. Der Abend war sommerlich lau und das gemütliche Zusammensitzen tat uns gut. Leider drängten die Kellner etwas, das Ristorante war voll und weitere Gäste standen schon Schlange. Einige bestellten noch ein Dessert. Mein Zitronensorbetto wurde in einer ausgehöhlten, gefrorenen Zitrone serviert. Eine tolle Idee! Nun gut, schließlich zahlten wir, gingen zur Tramlinie 8 zurück und fuhren "heim".
 
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Tag 6 (So, 15.6.)

Als wir nach dem Frühstück alle an der Haltestelle warteten, konnten wir schon das Grummeln eines aufziehenden Gewitters hören. Deswegen entschieden sich drei Mädchen von uns, zurück zur Wohnung zu gehen. Wir anderen wagten uns mutig ins Gewitter und mussten noch dazu das letzte Stück zu Fuß zur Via Appia gehen, weil der Busfahrer des Busses, in den wir umsteigen wollten, zwar anhielt und uns dann aber nicht mitfahren ließ (1). Auf dem Weg dorthin machten wir uns einen Spaß daraus, den riesigen Regenpfützen auf der Straße auszuweichen (2).

Vergnügt schlenderten wir die Via Appia entlang, blieben immer wieder an Grabmälern stehen und betrachteten die Grabüberreste oder übersetzen die Inschriften. Gott sei Dank blieben wir von Regen verschont und es kam sogar die Sonne heraus!

Nach einem guten Stück wurde die Straße wieder belebter. Wir besichtigten schließlich das Grabmal der Caecilia Metella.


Dann hatten wir das große Glück, eine Sonderführung durch das Grab des Romulus zu bekommen (3).


Weiter ging es zum Circus des Maxentius, wo wir uns kurz hinsetzten, um unser Skript zu bearbeiten. Wir versuchten, uns die damalige Größe des Circus vorzustellen(4).


Bei den Kalixtus-Katakomben trafen wir uns schließlich mit den Zurückgeblieben, die währenddessen geschlafen, Latein übersetzt und sich einen schönen halben Tag in einem Park gemacht hatten. Ein paar von uns gönnten sich gerade einen Kaffee, bevor es in die Unterwelt ging. Gerade als die Führung mit Erklärungen an den noch draußen befindlichen Schautafeln begann, kam das schlechte Wetter zurück und wir flüchteten mit unserem Führer der Kalixtus-Katakombe unter einen überdachten Unterstand (5). Wir warteten, bis das Schlimmste vorüber war, und stiegen dann die Treppe zu den Katakomben hinunter. Durch das Gewitter war der Strom ausgefallen, was bedeutete, dass es in den Katakomben kein Licht gab. Es war schon eine einzigartige, nahezu unheimliche Stimmung tief unten in den Katakomben, als wir uns - begleitet vom Grollen des Gewitters - mit bloßen Taschenlampen den Weg durch das Dunkel der antiken Gräbersysteme Roms bahnten - Grabnischen, wohin man blickte! Fast schade, dass, kurz bevor wir wieder aufstiegen, das elektrische Licht wieder anging.


Nach Wetterbesserung machten wir uns auf zum Palazzo Massimo, in dem die hellenistische Statue „der Boxer“, der Hermaphrodit, die Funde der versunkenen Nemi-Schiffe des Kaisers Caligula, die Wandmalereien der Villa der Livia, und vieles mehr ausgestellt sind.


Nach diesem anstrengenden Programm freuten wir uns auf das Abendessen und fuhren in die Wohnung zurück, wo wir uns leckere Pasta kochten. Eine erholsame Nacht war uns aber leider nicht vergönnt. Denn um ca. 4 Uhr morgens donnerte und gewitterte es so stark, dass wir wach wurden. Auf der Straße vor unserer Wohnung hatte sich ein regelrechter Sturzbach gebildet (6).


A-S


Ergänzungen:

(1) Wir fuhren zunächst vom Bahnhof Trastevere aus mit dem Bus 766 Richtung Millevoi bis zur Haltestelle Ardeatina - Vigna Murata und wollten da in den Bus 765 Richtung Arco Di Travertino wechseln. Leider klappte dies nicht, sodass wir etwa 45 min zu Fuß bis Tor Carbone - Appia Antica gehen mussten. Glücklicherweise ließ der Regen nach, sodass wir die Blicke auf die wunderschöne Campagna genießen konnten.

(2) Zur Erklärung: Es hatte während der ersten Busfahrt wie aus Kübeln gegossen, sodass das Wasser teilweise auf der Fahrbahn stand. Eine Stelle war besonders prekär: Auf einer Länge von etwa 300m war nur die Mitte der Straße nicht unter Wasser; die durchbrausenden Autos ließen große Fontänen aufsteigen, sodass wir, wären wir am Rand gegangen, überall nass geworden wären. Wir entschieden uns, mitten auf der Straße zu laufen; die Autos mussten warten.

(3) Ursprünglich hat Maxentius dieses Mausoleum wohl für sich selbst mit Blick auf seine Verehrung post mortem errichten lassen, als jedoch sein Sohn Romulus so früh verstarb, ihm gewidmet. Er selbst ertrank während der Schlacht an der Milvischen Brücke gegen Kaiser Konstantin 312 im Tiber. Es handelt sich um einen zweistöckigen, zylindrischen Bau; das Untergeschoss hat eine Krypta für die Sarkophage, das heute nicht mehr erhaltene Obergeschoss eine Cella für die Ausübung des Kultes des Vergöttlichten. Vor die Reste des Rundbaus wurde im Mittelalter ein Bauernhof gebaut.
Interessant ist, dass man beim Errichten der Umfassungsmauer für das Mausoleum scheinbar Rücksicht auf ein dort stehendes Grab genommen hatte.
Die mit dem Zirkus verbundene Villa des Maxentius wurde wahrscheinlich nach Maxentius’ Tod 312 nicht weiter bewohnt. Sie ist bis heute noch nicht ausgegraben und kann nur in groben Zügen anhand einiger Mauerreste in ihrer Größe erahnt werden. Die spärlichen Überreste werden heute von dichten Laub verdeckt wird. Der Zusammenschluss der drei Bauwerke lässt sich mit der kultischen Verehrung des Herrschers erklären.

(4) Dieser Circus hatte einen Umfang von 500 m in der Länge und 79 m in der Breite. Er wa
r damit nach dem Circus maximus der größte in Rom. Unser geplanter Wettlauf musste zu meinem Leidwesen entfallen, erstens weil nicht alle anwesend waren, zweitens weil wir schon etwas unter Zeitdruck standen, und drittens weil fast alle schon etwas schlapp waren. Der nicht geplante Fußmarsch zur Via Appia war anstrengend und zeitraubend gewesen. Somit gab es wieder keine Spiele in dieser Anlage. Die einzigen Spiele nämlich, die hier wohl stattgefunden haben, waren die zu seiner Eröffnung. Sie wurden wohl als Leichenspiele zu Ehren des Valerius Romulus abgehalten.

(5) Selten habe ich solch ein Gewitter erlebt! Es muss zu der Zeit gewesen sein, als auch im Zentrum das Unwetter niederging, von dem hier im Forum sogar schon Videofilme gezeigt wurden. Selbst im überdachten Unterstand an den Schautafel wurden wir nass und als es gleichzeitig blitze und donnerte, wurde mir fast schon angst und bang…

(6) Wie gut, dass wir schon mit Blick auf die Wetterprognose erkannt hatten, dass es wohl nicht möglich sein würde, den Sonnenaufgang am Gianicolo zu erleben, und daher nicht schon um 3.30 Uhr aufgestanden waren.

Rik
 
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