Samstag, 22. Juni 2019
Ein Tag blieb uns noch vom schönen Pfingsturlaub und natürlich durfte ein Besuch im nur ca. 20 km entfernten Orvieto nicht fehlen.
Diesen Besuch hatten wir uns sozusagen als krönenden Abschluss aufgespart.

Es war bedeckt, weshalb wir erst gegen 9 Uhr aufbrachen.
Ankunft nach langer Parkplatzsuche (den Parkplatz, den ich ansteuern wollte unterhalb des Doms, wo wir zuletzt geparkt hatten, fand ich nicht, da wir aus der anderen Richtung kamen) um 10 Uhr. Wir fanden dann einen Platz in Zentrumsnähe an der Piazza Angelo da Orvieto.
Wir gingen Richtung Centro, warfen einen kurzen Blick in die Chiesa Sant´ Andrea ...
... und waren dann nach wenigen Minuten am Dom.
Die Fassade ist immer wieder ein absolutes Wunderwerk mittelalterlicher Skulpturenkunst,
man kann sich kaum sattsehen daran.
Es gibt verschiedene Biglietti cumulativi, wir haben das "große" für 10 Euro genommen, das auch das Museo del Duomo und das Museo Archeologico beinhaltet. In letzterem waren wir noch nie, Bilder folgen später, u.a. mit toller Aussicht auf die Domfassade.
Cappella San Brizio mit den herrlichen Fresken von Luca Signorelli:
Zur Cappella del Corporale muss man auf die Nordseite des Doms zum Seiteneingang:
Wir gingen zum Auto zurück, um den Parkschein zu erneuern und besuchten beim Zurückkehren ins Centro die dicht beim Parkplatz gelegene Kirche San Domenico. Wir wussten, was wir dort sehen wollten: Das herrliche Grabmal des Kardinals de Braye von Arnolfo di Cambio:
Im Dom waren sehr viele Besucher, hier jedoch waren wir die Einzigen!
Nach so viel Kunst hatten wir Hunger, ich hatte im Netz gute Bewertungen über das Cafè "Montanucci" gelesen, dort stärkten wir uns zu einem sehr günstigen Preis in netter Atmosphäre. Auch am Stand der Bewegung
"Città Slow" kamen wir vorbei.
Wir besuchten dann zunächst das etruskische/archäologische Museum,
wo wir die einzigen Besucher waren und die Eindrücke vom Etruskertag vertiefen konnten.
Besonders bemerkenswert ist aber der Blick aus den oberen Stockwerken und damit aus luftiger Höhe auf die Domfassade.
Als Abschluss waren wir dann noch im Museo dell´Opera del Duomo, das immer wieder sehenswert ist.
Nicht zuletzt wegen der Original-Skulpturengruppe von der Domfassade:
In der Libreria Alberì befindet sich nicht nur das wunderschöne Reliquiar del Corporale, sondern der Raum selbst ist auch ein herrliches Beispiel der Baukunst der Frührenaissance.
Der Tag klang aus mit einem letzten Abendessen auf der Terrasse
Und dann folgte der 1. Teil eines besonderen Highlights dieses Urlaubs: Die Vorbereitung der "
Infiorata" in Bolsena.
Dieses besondere Fest, der Ursprung des
Fronleichnamsfestes, in Italien "Corpus domini", wird hier alljährlich aufgrund des Wunders von Bolsena auf besonders eindrückliche Weise gefeiert. Ich war glücklich, als mir klar wurde, dass unser Ferientermin es zuließ, das mitzuerleben. Am Abend findet immer eine feierliche Messe in der Cattedrale Santa Cristina statt, in der die Pilger, die sich auf die nächtliche Pilgerreise zum Dom von Orvieto begeben, betreut und begleitet werden. Einen Teil der Messe haben wir hinten in der Kirche verfolgt.
Noch während der Messe aber machten wir uns auf den Weg, denn wir hatten gesehen, dass allerhand Fleißige schon aktiv waren, um den Weg der am nächsten Tag stattfindenden feierlichen Prozession zu gestalten.
Jung und Alt war auf den Beinen, in Hauseingängen stapelten sich Blumen in allen erdenklichen Farben und Sorten, eine Blaskappelle zog durch die engen Gassen, auch ein holländischer Transporter war vor Ort und alle waren mit viel Eifer und Freude bis spät in die Nacht bei der Sache.
Um 23 Uhr dann strömten die Pilger aus der Kirche und wurden mit viel Begeisterung, Applaus und lauter Musik aus den Lautsprechern auf ihren ersten Metern begleitet. Wer nun aber vermutet, dass geistliche Musik erklang, der irrt gewaltig.
Gespielt wurden von Radetzky-Marsch über den CanCan, Bolero und jede Menge italienischer Bravourarien so ziemlich alles, was in der "klassischen" Musik populär ist. Ein wirkliches Erlebnis!