La seconda volta a Roma, 30.01. - 03.02.2009

tacitus

Magnus
Stammrömer
Inhalt

Vorbericht

Anreise und Ankunft

30. Januar 2009: Ein Spaziergang durch Rom

(Rund um den Campo de' Fiori - Trastevere - Aventin - Centro storico)

31. Januar 2009: Vatikanische Museen, Scavi, St. Peter und ein Abendgesang

1. Februar 2009: Zwischen Antike und Barock

(Via dei Fori Imperiali - Kaiserforen - Kolosseum- Palatin - Mamertinischer Keller - Galleria Borghese)

2. Februar 2009: In Kirchen, auf einem Friedhof und ein ganz besonderer Abschied
(S. Giovanni in Laterano - S. Prassede - S. Maria Maggiore - Cimitero acattolico)

3. Februar 2009: Abreise

***

Zugeben: der Titel dieses Reiseberichts klingt - angesichts doch nur rudimentärer Italienischkenntnisse - hochstaplerisch und - angesichts seiner leisen Anspielung auf den zweiten Teil eines verhältnismäßig berühmt gewordenen Erfahrungs- und Selbstfindungsberichts - geradezu anmaßend. Er möge aber zugestanden sein, weil man ihn eben nur ein einziges Mal benutzen kann...

Vorbericht

Auf dem Flug hatten wir aber genügend Zeit zu überlegen, was wir in Rom alles nicht gesehen hatten: Kaiserforen und Trajansmärkte, Piazza del Popolo und Casa di Goethe, S. Giovanni in Laterano, Caracallathermen, vatikanische Grotten und Nekropolen, Villa Medici und Villa Borghese, die Via Appia Antica... Die Liste wurde immer länger und länger. Welche Konsequenz wir wohl daraus ziehen werden?
So endete, im Januar des vergangenen Jahres, unser Reisebericht http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_24/rom_zwischen_den_jahren_2007_a-2893/. Natürlich war die Frage nach der Konsequenz eine rhetorische, denn nach diesen sonnenverwöhnten Tagen Ende Dezember 2007 stand für uns fest, daß wir so bald wie irgendmöglich wieder nach Rom reisen wollten. So wurden denn immer mal wieder bereits im Frühjahr Flugpläne studiert und Probebuchungen durchgeführt, bei denen wir schnell ein äußerst günstiges Angebot eines Direktfluges von Hannover aus fanden - zum Termin 26.-30. Dezember 2008, also zu genau den gleichen Tagen wie 2007. Tagelang wälzten wir den verlockenden Gedanken in unserem Gemüt, um ihn dann am Ende der Vernunft anheimzugeben und zu verwerfen. Man steigt nicht zweimal in denselben Fluß, mahnt Heraklit, denn immer andere Wasser fließen einem dort zu. Und so wollten wir denn doch nicht unsere Eindrücke aus dem Jahr 2007 überdecken lassen von neuen, sicher andersartigen, vielleicht auch nicht so vollkommen positiven Erfahrungen bei einer zweiten Reise.

Leider ergab es sich ziemlich bald gegen Mitte des Jahres, daß wir gewahr werden mußten, wie das gesamte Norddeutschland aufgrund einer nur gegenreformatorisch zu deutenden Verschwörung von Direktflügen nach Rom ausgeschlossen wurde (vgl. http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/74835 ), also mußten wir uns auf ein Umsteigen in München oder Wien einstellen. Gebucht wurde schließlich ein Lufthansa-Flug über München, weil er verhältnismäßig preiswert war, in eine berufliche Lücke paßte und den Vorzug hatte, bereits um 10:00 Uhr in Fiumicino zu landen: mit ein wenig Glück beim Aus-Checken und beim Transfer in die Stadt müßte der erste Capuccino gegen 11:30 Uhr, spätestens 12 Uhr möglich sein. Der Flugplan enthielt jedoch die Drohung einer lediglich dreißigminütigen Umsteigezeit in München...

Die nächste zu klärende Frage war die der Unterkunft. Noch einmal Vatikannähe und noch einmal die Residence d'Angelo (Bed and Breakfast/Pension) - Rom-Forum - Reise-Tipps & mehr ? Die Meinungen gingen auseinander, zumal es sich bei Probebuchungen zeigte, daß der neue Zeitraum unserer Reise offenbar eine absolute Nebensaison in Rom darstellt und auch Hotels in unmittelbarer Vatikannähe günstige Offerten machten. Wir haben uns dann wieder an Heraklit gehalten und sind den Empfehlungen hier im Forum gefolgt:


Und so schließen wir uns denn sehr gern der Fraktion hier im Forum an, die dieses Hotel empfiehlt und danken Fernweh-Ingo, drhoette und sira für ihre positiven Berichte (Smeraldo (Hotel) - Rom-Forum - Reise-Tipps & mehr), die wir ganz und gar bestätigen können. Ach ja, übernachtet haben wir für 100 € je Nacht...

Nachdem diese logistischen Dinge zur Zufriedenheit geklärt waren, wurde überlegt, wie die dreieinhalb Tage zu füllen wären. Ohne zu zögern wurden die Vatikanischen Museen aufs Programm gesetzt - gegen die hat selbst Heraklit keine Chance. Als dann die VM just im time auch noch die Möglichkeit (und eigentlich extra für uns :smug: ) eröffneten, die Eintrittskarten online zu buchen, war der Besuch am 31. Januar um 10 Uhr im Handumdrehen arrangiert. Beim Herumstöbern im Forum und bei der Lektüre von Reiseberichten waren wir auf die eigentlich durchweg begeisterten Berichte über die Ausgrabungen unter St. Peter gestoßen. Also wurde im November ein schneller email-Wechsel mit dem Ufficio Scavi geführt, das uns für den 31. Januar, 14 Uhr, den Einlaß und die Führung zusagte. Für den den 1. Februar, 13-15 Uhr, wurden Karten für die Galleria Borghese bestellt, so daß ein Gerüst für den Aufenthalt errichtet war, um das herum andere Dinge sich ergeben würden. Schließlich wollten wir nicht durch Rom von einer Sehenswürdigkeit zur anderen hetzen, sondern auch die Stadt auf uns wirken lassen.

Zu guter Letzt ergab sich vor Antritt der Reise der Zwang, sich in den Routenplaner der ATAC einzuarbeiten (Routenplaner Rom (Roma Antiqua - Rom im Netz)), was nach einigem Probieren gut gelang, denn wir haben uns in Rom außer am ersten Tag vorzugsweise mit Bus und Metro bewegt und dafür das BTI (Biglietto Turistico Integrato) genutzt (Öffentlicher Nahverkehr: Metro, Bus und Tram (Roma Antiqua - Rom im Netz)), das sich nach einigen Schwierigkeiten auch erwerben ließ... Dazu später mehr...

Die folgenden Schilderungen werden den eingeweihten Romkennern hier keine Neuigkeiten bieten. Aber Sinn und Zweck solcher Reiseberichte ist es wohl auch nicht, sich gegenseitig mit Entdeckungen zu überbieten, sondern Impressionen zu vermitteln und vielleicht durch genaues Berichten den einen oder den anderen Anregungen für eigene Erkundungen zwischen


zu geben.

 
Zuletzt bearbeitet:
Da bin ich wohl bald der Einzige, der noch nicht im Smeraldo war 8O
Das mit den zahlreichen Probebuchungen verstehe ich nicht, die umfangreichen Planungen, Verwerfen der aktuellen Planung und Umplanung mit Neuplanung, das alles kenne ich auch nur zu gut 8)

Auf die nächsten Eindrücke
freut sich
patta :nod:
 
Hallo und Moin, Moin tacitus!


VIELEN DANK

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


für den sehr netten Anfang Deines Reiseberichtes

:!: :!: :!:

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung



Tja, das die uns Norddeutsche nicht mehr im Direktflug nach Rom lassen ( wohl demnächst aber wieder ) ist schon wirklich mehr als ärgerlich ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hui, das geht ja fix mit Deinem Reisebericht, tacitus! So sind die Erinnerungen noch taufrisch! Klasse! :nod:


tacitus schrieb:
Die folgenden Schilderungen werden den eingeweihten Romkennern hier keine Neuigkeiten bieten. Aber Sinn und Zweck solcher Reiseberichte ist es wohl auch nicht, sich gegenseitig mit Entdeckungen zu überbieten, sondern Impressionen zu vermitteln und vielleicht durch genaues Berichten den einen oder den anderen Anregungen für eigene Erkundungen zwischen


zu geben.

Auf Deine Impressionen freue ich mich sehr!

Gruß,
Anna :)
 
Anreise und Ankunft

Um 4:30 Uhr starten wir zum Flughafen und um 6:50 Uhr hob die nur etwa zur Hälfte gefüllte Maschine nach München pünktlich ab, um einem wunderschönen Sonnenaufgang entgegen zu fliegen. Reibungslos klappte das Umsteigen und überpünktlich schon vor 10:00 Uhr landeten wir in Fiumicino. Wunder über Wunder: auch das Reisegepäck hatte den Münchner Umstieg geschafft und rollte erstaunlich schnell vom Kofferband in Rom. In der Eingangshalle wartete bereits der Fahrer unseres Airport Transfers (über das Hotel gebucht) und die Fahrt in die Stadt konnte beginnen. Vor gut einem Jahr hatten wir uns noch bei der abendlichen Fahrt von Fiumicino ins Borgo über eine große beleuchtete Kirchenkuppel gewundert, die ziemlich bald auftaucht, jetzt wußten wir, daß es sich um San Pietro e Paolo auf dem EUR-Gelände handelte, ein Beispiel für die italienische Architektur zur Zeit des Mussolini-Faschismus. An den Thermen des Caracalla vorbei, ging es Richtung Zentrum und als links der Aventin und der Circo Massimo auftauchte und rechts der Palatin sich erhob und wir auf der Via dei Cerchi auf das Forum Boarium zufuhren, wuchs die Vorfreude immer kräftiger an. Als der Wagen dann noch einen Bogen am Campidoglio und an der "Schreibmaschine" vorbei schlug, um über die Piazza Venezia in die Altstadt zu kommen, war die kleine Stadtrundfahrt zu Beginn der Reise fast schon perfekt.

Schnell war nach dem Ein-Checken im Hotel das Zimmer in Beschlag genommen oder (wie es hierzuforum so schön heißt) "personalisiert" und wir machten uns auf zum Campo de' Fiori

 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo tacitus,

vielen Dank auch von mir für den so schnell begonnenen Rombericht!
Mit der Anreise und dem ersten Ausflug zum Campo dei Fiori hattet Ihr ja einen perfekten Beginn (sogar mit Stehgeiger! ;)) und ich freue mich schon auf die weiteren Impressionen!

Viele Grüße

Angela
 
Hallo und Moin, Moin tacitus!


VIELEN DANK

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

für die Fortsetzung



Gruß - Asterixinchen :), die schon gespannt ist wie es weitergeht ....
 
Die Einstimmung ist schon sehr gelungen. Cappuccini und Cornetti haben sicher gemundet und geholfen euch wieder in Rom heimisch zu fühlen.

Auch ich freue mich auf die Fortsetzung, die sicher hilft mich wieder so richtig in Stimmung für die bevorstehende Romreise Ende des Monats zu bringen.

Gruß
Ludovico
 
patta schrieb:
Das mit den zahlreichen Probebuchungen verstehe ich nicht
Nun, bei manchen Buchungssystemen steht man doch schon kurz vor der 'Kasse', bis man endlich den endgültigen Preis eines Fluges oder eines Hotelzimmers herausgefunden hat. Mehr meinte ich nicht...

Lizabetta schrieb:
Na, da bin ich mal gespannt, was Ihr zwischen den zwei Kanaldeckeln so alles erlebt habt
Römische Ober- und Unterwelt, aber keine römische Halbwelt:~

Angela schrieb:
Mit der Anreise und dem ersten Ausflug zum Campo dei Fiori hattet Ihr ja einen perfekten Beginn (sogar mit Stehgeiger! ;)) und ich freue mich schon auf die weiteren Impressionen!
Danke
sagt
tacitus

Asterixinchen schrieb:
Gruß - Asterixinchen :), die schon gespannt ist wie es weitergeht ....
...das ist tacitus auch...

Ludovico ROB schrieb:
Die Einstimmung ist schon sehr gelungen. Cappuccini und Cornetti haben sicher gemundet und geholfen euch wieder in Rom heimisch zu fühlen.

Auch ich freue mich auf die Fortsetzung, die sicher hilft mich wieder so richtig in Stimmung für die bevorstehende Romreise Ende des Monats zu bringen.
Danke, aber ob dieser bescheidene Bericht es schafft, einen alten erfahrenen Rom-Hasen wie Dich in eine Romstimmung zu versetzen
bezweifelt
tacitus
 
30. Januar 2009: Ein Spaziergang durch Rom

Lange hätten wir so am Campo de’ Fiori verweilen können, um dem munteren Treiben an den Marktständen zuzuschauen, aber ein wenig wollten wir doch schon jetzt von Rom sehen und auf für uns neuen Pfaden durch die Stadt flanieren. Dafür hatten wir uns ohne detaillierte Vorausplanung einen Spaziergang rund um die Piazza Farnese, über den Tiber nach Trastevere und zum Aventin vorgenommen.

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Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einflechten, daß wir uns an diesem Nachmittag die beiden Stadt- und Kirchenführer von Herbert Rosendorfer sowie den ADAC CityPlan Rom eingesteckt hatten, die gute Dienste leisteten. [Damit nicht jemand auf den Gedanken kommt, tacitus zöge mit einen Bücherkarren durch Rom…:~]

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Vom Campo de’ Fiori ging es also zunächst zum Palazzo Farnese, in dem die französische Botschaft in Italien residiert und dessen Räume nur zu bestimmten Zeiten in der Woche für Interessierte zugänglich sind (montags und donnerstags, jeweils 15, 16 und 17 Uhr, vgl. Visite du Palais Farnèse | SPECTACLES | [France]-Italia und http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_11/besichtigung_des_palazzo_farnese-271/ ). Wer sich mit einem Kriminalroman auf den Palazzo einstimmen möchte, greife zu Fred Vargas’ „Im Schatten des Palazzo Farnese“.

Steht man vor dem Palazzo Farnese, sind es nach links nur wenige Schritte zum Palazzo Spada, in dem der italienische Staatsrat untergebracht ist, vor allem aber mit der Galleria Spada die original erhaltene private Kunstsammlung des Kardinals Bernardino Spada (1594–1661), die man in vier Räumen besichtigen kann (Photographieren verboten…). Die größte Attraktion des Palazzo aber stellt ein perspektivischer Säulengang im Garten dar, der von Francesco Borromini entworfen wurde. Durch eine Tür im Eingangsbereich wurden wir in den Innenhof gelassen – und waren ganz allein mit diesem architektonischen Kleinod des Scheins und der optischen Täuschung.

Borrominis Säulengang im Palazzo Spada


Im Garten des Palazzo Spada und
Szene vor dem Tor des Palazzo Spada

Dies war schon einmal ein schöner und in mancherlei Hinsicht auch angemessener Auftakt unserer Besichtigungen in Rom. Vom Palazzo Spada wandten wir uns wieder nach rechts, liefen nochmals am Palazzo Farnese vorbei und bogen rechts von ihm in die Via die Farnesi ein, die auf die Kirche Santa Maria dell'Orazione e Morte aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zuführt. Diese Kirche, die nur zu den Zeiten der Heiligen Messe geöffnet ist, findet sich weder in Rosendorfers Kirchen- noch in dessen Romführer. Sie gehört einer Begräbnisbrüderschaft, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, Verstorbenen, die keine Angehörigen haben oder mittellos sind, zu einer würdevollen Bestattung zu verhelfen. Und auf diese Funktion verweisen die Details der Außenfassade:


Details der Außenfassade von Santa Maria dell'Orazione e Morte

Gleich neben Santa Maria dell'Orazione e Morte spannt sich ein schöner Brückenbogen über die Via Giulia – eine Investitionsruine, denn Michelangelos Plan, die privaten Gärten des Palazzo Farnese mittels einer Brücke über den Tiber mit der Villa Farnesina am gegenüberliegenden Ufer zu verbinden, kam über die Ausführung dieses ersten Teilstücks nicht hinaus.


Da wir nach Trastevere wollten, blieb uns von der Via Giulia nur noch ein kurzes Teilstück, vorbei an diesem eindrucksvollen Brunnen
, der Fontana del Mascherone in Via Giulia

zum Ponte Sisto. Über die antiken Brücken in Rom kann man sich hier im Forum im Reisebericht von Simone-Clio sehr schön und ausführlich informieren (http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/71679). Wir genossen ganz einfach auf dem Ponte Sisto den Sonnenschein und den ersten Ausblick auf die Kuppel von St. Peter,


bevor wir uns durch die kleinen Gassen auf den Weg nach Santa Maria in Trastevere machten, die wir an diesem noch frühen Nachmittag fast ganz für uns allein hatten. Langsam aber sicher beschlich uns das merkwürdige Gefühl, daß wir von den sonst in Rom üblichen Touristenmassen verschont bleiben könnten…


Unser Spaziergang durch Trastevere führte uns von Santa Maria in Trastevere durch die Via della Lungaretta – mit schönen Blicken in Seitengäßchen


und auf Dachgärten

– auf den Ponte Palatino zu, von dem aus der Blick auf den Ponte Cestio und die Gebäude der Isola Tiberina schweifen konnte.


Schnell standen wir auf der Piazza della Bocca della Veritá mit dem sog. ‚Tempel der Vesta‘, der wegen seiner Form auf den eigentlichen Tempel der Vesta auf dem Forum Romanum erinnert, in Wirklichkeit aber ein dem Hercules Olivarius geweihter Tempel war.



Die Piazza, von der aus der Blick schon auf Santa Maria in Cosmedin ging,



war dank zweier resoluter Polizistinnen



sicher zu überqueren und wir standen inmitten einer sehr überschaubaren Gruppe vor der Bocca della Veritá, die unsere Hände wider Erwarten verschmähte…



Als wir dann im Innenraum von Santa Maria in Cosmedin wieder ganz allein waren, verstärkte sich der Eindruck, die richtige Reisezeit gewählt zu haben. In aller Ruhe konnten wir den Raum auf uns wirken lassen, die Erläuterungen im Kirchenführer nachlesen und den herrlichen Cosmatenfußboden bewundern.


Nach dieser Besichtigung wurden wir wieder von den Polizistinnen über die Piazza della Bocca della Veritá geleitet. Das nächste Ziel war der Aventin, den wir über das kleine und steile Sträßlein Clivio di Rocca Savella erklommen, um vom Orangengarten aus die Aussicht auf Rom zu genießen. Im ganzen Garten verliefen sich, als wir dort ankamen, vier Personen. Mit uns zusammen hätte es immer noch nicht für eine Fußballmannschaft gereicht.


Gleich neben dem Orangengarten steht die Kirche Santa Sabina, die an diesem Nachmittag außer uns auch keiner sehen wollte. Diese Kirche, die 432 geweiht wurde, ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts restauriert worden und bietet seitdem wieder den Raumeindruck einer frühchristlichen Basilika.


Ihr größter authentischer Schatz ist aber eine Zypressenholztür, die aus der Zeit der Kirchenweihe stammt, Szenen aus dem Alten und Neuen Testament verbildlicht und außen neben dem heutigen Eingang bestaunt werden kann.



Nun meldete sich nach so vielen ersten und für uns ganz neuen Eindrücken mit Macht die Gier nach einem landestypischen Heißgetränk samt kleiner Stärkung. So verließen wir den Aventin über die Via di Santa Sabina und die Straße Clivio del Publicii (in der ein kleiner, armer Aventin-Bär photographiert wurde, der inzwischen wohlbehalten im Teddybärenthread II abgeben wurde und dort lieb umsorgt wird: http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/76367), überquerten wieder den Ponte Palatino, um gleich darauf über den Ponte Cestio die Isola Tiberina zu erreichen, wo wir in einem kleinen Caffè antico gleich neben San Bartolomeo in Isola Posto faßten und uns für die nächste gute halbe Stunde bei Cappuccini und Cornetti den Sonnenstrahlen und unseren Beobachtungen des Treibens auf der Piazza hingaben…


Schnell hatten wir uns während der Pause darüber verständigt, welche nächsten Orte anzusteuern seien. Über den Ponto Fabricio gelangten wir ins jüdische Viertel. Wegen des beginnenden Sabbats hatte das Museo Ebraico di Roma an der Lungotevere dei Cenci bereits geschlossen (und wurde von uns sofort auf die Agenda eines dritten Rombesuchs gesetzt…), so schlenderten wir durch die Gassen zur Piazza Mattei und umrundeten die Fontana delle Tartarughe,


um uns von dort auf fast schon wieder bekannten Pfaden – vorbei an der Area Sacra del Largo Torre Argentina, dem ‚Katzenforum‘,



durch die Via del Gesù mit ihren vielen Geschäften für Priesterbekleidung und liturgische Gewänder – auf die Piazza della Minerva zutreiben zu lassen, wo „Berni“ unserer Aufwartung harrte.



Ein kurzer Gang durch Santa Maria sopra Minerva frischte die Erinnerung an Michelangelos „Christus“-Skulptur auf. Im nahegelegenen Pantheon gab es noch Licht,



so waren sowohl die Krippe



als auch das Raffael-Grab, das wir 2007 übersehen hatten, gut erkennbar.



Ja, Piazza della Rotonda... Was macht man wohl da? Selbst auf die Gefahr einer Überdosierung mit Koffein zieht es einen zum


Dort beschlossen wir, angesichts der sinkenden Sonne, vor allem aber eingedenk der langen Stunden, in denen wir seit der Abreise aus Norddeutschland schon auf den Beinen waren, den Nachmittagsspaziergang zu beenden und flanierten über die im schon im ersten Abendlicht liegende Piazza Navona, auf der es gelang, einen letzten Rest Bauzaun um die Fontana dei Fiumi zu dokumentieren,


zurück zum Smeraldo, um vor dem Abendessen noch ein wenig auszuruhen.


Nun gut, meine liebe Frau ruhte sich aus. Ich aber begab mich auf die Suche nach dem Biglietto Turistico Integrato, der touristischen Dreitageskarte für den römischen öffentlichen Nahverkehr. Praktischerweise werden ja Fahrkarten für die Busse und die Metro in allen tabaccheria verkauft und so lief ich einfach zum Busknotenpunkt am Largo Torre Argentina, schaute dort vergebens nach einem Fahrkartenautomaten aus, ging in die erste beste Tabaktrafik und bekam dort nur zu hören, daß man keine BITs hätte. Das kann sein, dachte ich mir. Als ich von etwa sieben weiteren Trafikanten Auskünfte bekam, die von „Haben wir nicht“ über „Sind gerade ausverkauft“ bis hin zu „Kenne ich nicht“ oder gar „Die gibt es nicht mehr“ reichten, wurde ich doch sehr an unsere Versuche erinnert, Ende 2007 den Roma Pass zu erwerben. Am Largo Torre Argentina waren mir mittlerweile alle Trafiken vertraut, aber die um den Campo de’ Fiori kannte ich noch nicht. Und siehe: allen, die in dieser Gegend ihr Hotel haben, kann ich nur empfehlen, keine Um- und Irrwege zu machen, sondern zielgerichtet auf die Trafik zuzusteuern, die in der kleinen Durchgangsstraße vom Campo de’ Fiori zur Piazza Farnese, der Via dei Baullari, gleich rechts liegt. Der Trafikant dort hat stapelweise BITs und verkauft sie auch, als sei es die selbstverständlichste Sache von der Welt…

Um keinen Preis der Welt wollten wir nach diesem langen Tag noch einen langen Weg zum Abendessen auf uns nehmen, also wird es nicht überraschen, daß wir nur die paar Schritte vom Smeraldo zur


gingen, von der hierzuforum so viel Gutes berichtet wird: Pallaro (Speiselokal) - Rom-Forum - Reise-Tipps & mehr. Auch wir waren vom authentischen Ambiente und vom Essen angetan, weniger jedoch von der Schnelligkeit, mit der wir dort gleichsam ‚abgefertigt‘ wurden, denn kaum hatten wir einen Gang beendet, wurden auch schon die Teller und das Besteck vom Tisch gerissen, um sofort und umgehend den nächsten Gang zu servieren. Da sollten wir an den nächsten Tagen andere (und angenehmere) Erfahrungen machen. Aber immerhin: so kamen wir schnell wieder ins Smeraldo, denn der Tag war zu spüren und für den nächsten, vollkommen vatikanischen und am Ende dann ganz und gar römisch-katholischen Tag und Abend mußten wir alle unsere Kräfte sammeln.

 
Zuletzt bearbeitet:
patta schrieb:
Das mit den zahlreichen Probebuchungen verstehe ich nicht
Nun, bei manchen Buchungssystemen steht man doch schon kurz vor der 'Kasse', bis man endlich den endgültigen Preis eines Fluges oder eines Hotelzimmers herausgefunden hat. Mehr meinte ich nicht...

Das habe ich verstanden. Muss man leider so machen x(

Ludovico ROB schrieb:
Die Einstimmung ist schon sehr gelungen. Cappuccini und Cornetti haben sicher gemundet und geholfen euch wieder in Rom heimisch zu fühlen.

Auch ich freue mich auf die Fortsetzung, die sicher hilft mich wieder so richtig in Stimmung für die bevorstehende Romreise Ende des Monats zu bringen.
Danke, aber ob dieser bescheidene Bericht es schafft, einen alten erfahrenen Rom-Hasen wie Dich in eine Romstimmung zu versetzen
bezweifelt
tacitus

tacitus, vielleicht bekommst Du ja noch "Hilfe" von sira und mir.
Wir haben auch noch einen Reisebericht "in petto" :blush::blush::blush:
 
Schon mal ein herzliches Dankeschön, tacitus!

Ihr seid ja mächtig unterwegs gewesen am ersten Tag....

Warum ist der Vier-Ströme-Brunnen wieder verpackt? Das kann doch wohl nicht sein...:x
 
sira schrieb:
Warum ist der Vier-Ströme-Brunnen wieder verpackt? Das kann doch wohl nicht sein...:x
Nein, nein, keine Angst. Man kann ohne Bauzaun ganz um ihn herumgehen. Da steht an der einen Seite nur noch nutzlos dieser lange Bauzaun herum, den ich dann aufgenommen habe.
Gruß
tacitus
 
Dann ist ja gut! Ich freue mich auf mehr!

Und bei patta und mir geht es auch bald los, ich lade gerade Fotos hoch...:nod:
 
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