Bericht: La Puglia. Che bella sorpresa!

Samstag, 26.10.2013
Gagliano del Capo - Otranto



Nachdem wir in den ersten Tagen der Reise sehr viele wunderbare und interessante Orte kennengelernt und uns für Apulien begeistert hatten, wollten wir den zweiten Teil der Reise etwas ruhiger angehen lassen. Deshalb hatten wir uns als Quartier eine sehr gemütliche Wohnung im ruhigen Städtchen Gagliano del Capo fast ganz am Südostzipfel Apuliens ausgesucht. Wir trafen die Nachbarin unserer Wiener Hausbesitzerin direkt vor der Wohnung an - in einem so kleinen Ort kann man sehr schön das Nachbarschaftsleben beobachten.
Sie zeigte uns die Wohnung und nach kurzem Einrichten machten wir uns zu Fuß auf den Weg, um für das Abendessen und das Frühstück die wichtigsten Dinge einzukaufen.
Mit Freude fanden wir wenige Schritte vom Haus entfernt auf der Piazza einen "Pasta frescha"-Laden, der geöffnet hatte. Die Besitzerin sagte uns, dass in einer halben Stunde frische Pasta fertig sei, wir sollten noch einmal wiederkommen.

Also machten wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt, was sich als die größere Herausforderung herausstellte. Wir gingen die Hauptstrasse sehr weit entlang und fanden nichts. Als wir fragten, wurden uns zwei Supermärkte genannt. Allerdings hatte der eine gerade Inventur (oder so etwas Ähnliches, er war die ganze Woche über geschlossen, aber man sah Licht drinnen), der andere lag fast am anderen Ende des Ortes, der sich doch ganz schön in die Länge zog.
Schließlich fanden wir ihn, kauften ein und schleppten alles wieder zurück - im Nachhinein hätten wir doch lieber das Auto genommen. ;)

Aber wir hatten dann ein fantastisches Abendessen mit hervorragender Pasta und eine geruhsame Nacht.

Am Morgen ein Blick aus dem Fenster ...


... und eine Stunde später ein gemütliches Früstück auf dem Balkon.
Das gab es fortan jeden Morgen (und auch sonst haben wir den Balkon wie ein zweites Wohnzimmer genutzt) - wunderbar und das allein schon Erholung pur! :thumbup:


Anschließend machten wir uns wieder auf in den Ort, wir wollten den Wochenmarkt besuchen und uns mit frischem Gemüse und Obst versorgen. Was wir fanden, als wir auf die Piazza kamen, war zuerst einmal ein riesiger Klamottenmarkt, der sich über mehrere Nebenstrassen erstreckte und wo man herrlich die Einheimischen beim Einkaufen beobachten konnte. Kein Tourist weit und breit, das italienische Leben, wie es im Buch steht! :nod:
Wir dachten, irgendwo müssten wir doch dann zum Gemüsemarkt kommen, aber der Markt war zu Ende, ohne dass auch nur ein Essensstand gewesen wäre. Also wieder einmal fragen: da müssten wir noch ein Stück weiter gehen! Und tatsächlich, hinter dem (geschlossenen) Supermarkt war dann tatsächlich der Gemüsemarkt. Einigermaßen überschaubar, einige Gemüsehändler, ein paar Feinkoststände, Metzger und ein sehr netter Stand mit handgemachtem Joghurt und Ricotta. Das sah toll aus und stellte sich auch als sehr lecker heraus.
Dann kauften wir an einem Stand verschiedenes Gemüse ein, plötzlich fragte der Händler, ob wir die Gäste der Wienerin seien! Es stellte sich heraus, dass seine Frau uns gestern empfangen hatte und seit Jahren die Wohnung betreut.
Als (einzige) Touristen sofort erkannt - das erging uns ein paar Tage später noch einmal so, als wir beim Pastificio Pasta zum Mitheimnehmen bestellt hatten: Beim Abholen wurde nach dem Namen gefragt, den hatten wir aber gar nicht angegeben. Ein Blick in die Liste zeigte der Kollegin, was das stand, wo sonst die Namen der Bestellungen eingetragen wurden: "i turisti" :lol: Herzhaftes Lachen allerseits! :thumbup:

Wir zogen dann mit den Einkäufen heimwärts und fanden, wir hätten uns nun einen Cappuccino verdient.
Also kehrten wir an der Piazza in der Bar Centrale ein, wo sich der ganze Ort trifft.


Dort saßen wir dann wie die Einheimischen über eine Stunde, beobachteten das Treiben, tranken insgesamt 4 Cappuccini und aßen 2 Cornetti - der ganze Spaß für gerade mal schlappe 6 Euro! :nod:
Es war so warm, dass man es tatsächlich in der Sonne kaum aushielt, unglaublich für Ende Oktober!
Im gegenüberliegenden TIM-Laden erstand ich für 10 Euro eine Internet-Monatskarte. Zusammen mit dem in Deutschland gekauften Surfstick hatte ich so perfekten Internetzugang - zum ersten Mal getestet mit dem Macbook.

Wir verbrachten dann noch ein paar gemütliche Stunde auf unserem Balkon mit Lesen, Vorbereiten der nächsten Ausflüge, bevor wir gegen 15 Uhr Richtung Otranto aufbrachen.


Unser Balkon von der Strasse aus ;)

Entlang der Küstenstrasse mit vielen engen Kurven und wunderschönen Ausblicken kamen wir nach Otranto, wo wir am Hafen einen Parkplatz fanden.




Wir gingen durch das mittelalterliche Stadttor bergan Richtung Kathedrale, die wir vor allem wegen des bekannten Fußbodenmosaiks aufsuchten.


Dieses Mosaik ist absolut einmalig und wird sehr zutreffend beschrieben in einem ZEIT-Artikel aus dem Jahr 1993, der online verfügbar ist. Da die Kirche natürlich für Gottesdienste genutzt wird, ist die riesige Fläche nur in kleinen Teilen zu bewundern - aber auch, weil für Besucher zum Schutz des Bodens nur einzelne Teile begehbar sind. Aber was man sieht, ist wirklich beeindruckend in seiner Originalität und gleichzeitigen Schlichtheit wie Ausdruckskraft.
Hier einige Eindrücke:






Noch zwei Links für Interessierte:

Mosaik der Kathedrale von Otranto
Von Märtyrern und einem rätselhaften Fußbodenmosaik: Die Kathedrale von Otranto ~ Go South East

Beim Bummeln durch den Ort wollten wir gerne noch die kleine romanische Kirche San Pietro ansehen, die aber leider geschlossen war.


Deshalb gingen wir ein wenig weiter und da wir etwas hungrig waren, gönnten wir uns einen leckeren "Aperitivo" in einer Bar.
Bei einbrechender Dunkelheit ging es dann wieder zurück zum Parkplatz und wieder "nach Hause" - diesmal auf der etwas größeren Strasse weiter im Landesinneren.


 
Zuletzt bearbeitet:
Sonntag, 26.10.2013
Santa Maria di Leuca - Tricase

Über diesen Sonntag gibt es nicht viel zu berichten: wir genossen es, Urlaub zu haben, auszuschlafen, auf dem Balkon zu frühstücken und später zu lesen, zum Cappuccino wieder in die Bar zu spazieren, die Sonne zu genießen und Pläne zu schmieden.


Am Nachmittag wollten wir dann doch etwas unternehmen und fuhren zum letzten Zipfel des Festlands:


Santa Maria di Leuca



Es begrüßte uns vor der Kirche Papa Benedetto:



Diese Skulptur wurde aufgestellt zur Erinnerung an den Besuch des Papstes im Jahr 2008. In der Kirche gab es auch eine ausführliche Fotodokumentation des Ereignisses.
Interessant und schön auch die Bronzetüren, leider habe ich davon nur ein Bild.


Im "Caffe´de Finibus Terrae" ließen wir uns zu einem Cappuccino nieder, allmählich begann es dämmerig zu werden, ein letzter stimmungsvoller Blick Richtung Cap.



Wir hatten uns sagen lassen, dass der etwas weiter im Landesinneren gelegene Ort Tricase ein nettes Zentrum habe, also beschlossen wir, dort noch ein wenig zu bummeln. Kleine Gasse, nette Geschäfte, eine sehr feine Gelateria und die "Blaue Stunde" auf der Piazza - mehr brauchten wir nicht für den Abschluss eines gemütlichen Tages, der zu Hause mit einem Imbiss endete.




 
Ja, liebe Ute, beides ist richtig!
Und wir haben ja auch gebadet im Meer - dazu bald mehr! ;)
 
Montag, 28.10.2013
Tour durch das Salento - ein Bilderbogen

An diesem Tag wollten wir eine Rundreise zu verschiedenen kunsthistorisch interessanten Orten des Salento machen. Wir brachen gegen 9 Uhr auf und kehrten am Abend erst wieder zurück.
Gut verfolgen kann man das wieder anhand der Karte (braune Markierungen):

Apulien 2013

Unser erstes Ziel war das Kirchlein Santa Maria della Croce in Casarano.


Dort finden wir einen sehr netten Küster, der gleich anbietet, uns die Kirche zu erleuchten, damit wir die Fresken und Mosaiken besser betrachten können (ganz anders als später in Galatina!).
Diese Mosaiken sind in Apulien ziemlich einzigartig und haben uns stark an Ravenna erinnert.




Zum Vergleich ein Bild aus Ravenna:


Daneben gibt es sehr schöne Fresken zu bewundern:


Am Portal ein Lichterschmuck wie bei uns nur in der Adventszeit ;)


Unser nächstes Ziel war nicht weit entfernt: Galatina mit der wunderschönen Kirche Santa Caterina d´Alessandria. Dort war fotografieren verboten, ein paar Bilder haben wir trotzdem mitgebracht. :~






Eine wunderbare Kirche, vollkommen ausgemalt mit sehr gut restaurierten Fresken. Nach diesen wunderbaren Eindrücken gönnten wir uns gegenüber in der kleinen Bar einen Cappuccino und leckere Puddingröllchen.

Weige Kilometer weiter Richtung Osten, in Soleto, sollte sich laut Reiseführer ein verstecktes sehenswertes Kirchlein befinden. Also machten wir uns auf, dieses zu suchen.



Ein italienisches Ehepaar, das wir schon in Galatina gesehen hatten, stand mit uns bei Santo Stefano vor verschlossener Tür. Die Signora ging zur angegebenen Adresse und kam wenige Minuten später wieder mit einem äußerst freundlichen Herrn auf dem bicicletto, der nicht nur aufschloss, sondern uns auch viel Interessantes zu den verschiedenen dargestellten Szenen erklärte.







Schriftbänder in griechischer Schrift und die typische ikonenartige Darstellung verraten den byzantinisch-orthodoxen Einfluss.


Auch der übrige (kleine) Ort gefiel uns gut:


Weiter ging es anschließend nach Nardò. Dort gab es nichts Besonderes zu sehen (laut Führer), aber es sollte sich um einen malerischen Ort handeln. Das können wir absolut bestätigen, wir kamen dort aber auch zum ersten Mal näher in Berührung mit dem Lecceser Barock.

Wir kamen am frühen Nachmittag dort an, parkten (wieder! ;)) neben dem Castello. Der angrenzende Park sah sehr schön aus, war jedoch leider über Mittag geschlossen.


Schade, eine entspannende Pause im Grünen wäre nett gewesen. Stattdessen spazierten wir dann (der BEVA fotografierend) durch die Gassen in Richtung des Hauptplatzes, der Piazza Salandra, wo wir uns als einzige Gäste im einzigen Cafè am Platz auf eine Spremuta niederließen.










Nach so viel Stein erbat ich mir vom BEVA noch ein paar Blütenbilder:


Weiter gings Richtung Küste. Wir hatten die Badesachen eingepackt und ich wollte unbedingt ausprobieren, ob man Ende Oktober noch gut im Mittelmeer baden kann. :~
Nach einigem Suchen fanden wir ca. 20 Kilometer oberhalb von Gallipoli einen Strandabschnitt, der frei zugänglich und mit Sandstrand war. Dort ließen wir uns für ein Stündchen nieder, beobachteten den Sonnenuntergang und nicht nur ich, sondern auch der BEVA schwammen im sehr milden Wasser. :nod:



Nun wollten wir noch Gallipoli besuchen und dort vielleicht zu Abend essen. Wir umrundeten die Altstadt auf der Halbinsel, fanden auch einen Parkplatz und ließen uns durch die Gassen treiben.




Alles wirkte sehr verlassen, bis auf die Piazza del Duomo, wo es eine Bar gab, waren kaum Besucher oder auch Einheimische da. Nachdem wir kurz den Dom im üppigen Barockstil besucht hatten und auch in dessen Umgebung kein einladendes Lokal fanden, beschlossen wir, heim zu fahren und dort zu essen. Wir kamen am netten kleinen Teatro Garibaldi vorbei, wo wir einen Blick hineinwerfen konnten, da gerade eine Podiumsdiskussion stattfand.




 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Angela,

ihr verwöhnt uns mit wunderschönen Bildern und Beschreibungen herrlich entspannter Urlaubstage. Es ist ein Genuss euren Spuren in Apulien zu folgen und dessen weitgehend unbekannten kulturellen Schätze und landschaftliche Schönheit im Bild zu entdecken! :nod:

Vielen Dank für die jüngsten Berichtsteile
sagt
Simone
 
Sehr gerne, Simone!
Ich habe mich auch gefreut, diesen schönen Tag noch einmal Revue passieren lassen zu können.

Der letzte Teil ist nun auch ergänzt oben: Küste und Gallipoli. :nod:
 
Liebe Angela,

ihr verwöhnt uns mit wunderschönen Bildern und Beschreibungen herrlich entspannter Urlaubstage. Es ist ein Genuss euren Spuren in Apulien zu folgen und dessen weitgehend unbekannten kulturellen Schätze und landschaftliche Schönheit im Bild zu entdecken! :nod:

Vielen Dank für die jüngsten Berichtsteile
sagt
Simone

Genauso sehe ich das auch :thumbup::thumbup::thumbup:
 
Dienstag, 29.10.2013
Gagliano - Bucht Ciolo - Tricase

Dieser Tag sollte wieder ein ganz ruhiger, erholsamer sein.

Unsere Wäsche von oben und von unten :~



Das gewohnte Ritual: Erstes Frühstück auf dem Balkon, zweites Frühstück in der Bar, danach noch einmal Sonne genießen war dafür der bestmögliche Auftakt. :nod:

Dieser Tag bietet aus diesem Grund keine Kultur, sondern Naturimpressionen. ;)

Direkt unterhalb unseres Hauses beginnt ein ausgeschilderter Weg, der zuerst durch Wohngebiete, später durch Olivenhaine und schließlich ins Hinterland der Küste führt. Dort gibt es eine landschaftlich spektakuläre Schlucht, die von einer Brücke der Küstenstrase überspannt wird und zu der dieser Weg teils recht steil hinabführt.







Am Nachmittag fuhren wir noch einmal in den netten Ort Tricase, fanden eine sehr nette Töpferei und kauften dort gleich Weihnchtsgeschenke für unsere Kinder ein. ;)
Weil ich so nett fand dort, habe ich gesucht und ein nettes Filmchen gefunden, das ich Euch nicht vornethalten möchte:

Ceramiche Branca - Tricase (Lecce) - YouTube

Anschließend in der Gelateria einen fantastischen Aperitivo:


:thumbup: :nod: :thumbup:
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:​

für die wunderschön und teils sehr stimmungsvoll bebilderten sowie interessanten Fortsetzungen

:thumbup::thumbup::thumbup:​
 
Liebe Angela,

nun habe ich die letzte vier Berichte (WE +Mon.+Dien) gelesen, vielen Dank! Blaue Himmel, wunderschöne Landschaft, schöne Kirchen, gutes Essen und Eure Lächeln, was brauchen wir noch mehr?

Ich sage DANKE!

Liebe Grüße,
Qing
 
Liebe Asterixinchen, Dentaria und Pasquetta,

vielen Dank für Eure netten Kommentare!

Blaue Himmel, wunderschöne Landschaft, schöne Kirchen, gutes Essen und Eure Lächeln, was brauchen wir noch mehr?

Ich sage DANKE!

Das hast Du schön gesagt, liebe Qing, vielen Dank!
Ja, das stimmt wirklich, gerade die Kombination von allem war das Besondere. :nod:
 
Mittwoch, 30.10.2013
Lecce


Ohne in unserer Bar vorbeizuschauen machten wir uns nach dem Frühstück auf dem Balkon auf den Weg nach Lecce. Wir suchten und fanden den im Führer beschriebenen Großparkplatz neben der Stadtmauer. Von dort waren es nur wenige Minuten zum Stadttor, der Porta Napoli.


Ein paar Gassen weiter Richtung Piazza Oronzo fanden wir in der Kirche del Gesù zum ersten Mal den typischen Lecceser Barock. Die Fassade erinnert wie die vieler Ende des 16. Jahrhunderts erbauten Jesuitenkirchen an die "Mutterkirche" in Rom, in den Dimensionen freilich etwas bescheidener. Beim Blick in den Chorraum waren wir doch im ersten Augenblick etwas irritiert vom üppigen Dekor und der Unruhe, die diese Gestaltung ausstrahlt. Jedoch beim näheren Hinsehen entdeckten wir viele Details, die sich in den gewundenen Säulen, Architraphen und anderen Elementen verbergen und den gesamten Aufbau dadurch sehr lebendig erscheinen lassen.
Ähnliches erlebten wir dann auch in Santa Croce, Sant´Irene und dem Duomo.

Über den speziellen Lecceser Kalkstein findet man im Dumont-Kunstreiseführer von Ekkehart Rotter folgende Beschreibung (S.311):

"Begünstigt wurde der Überschwang der Formen durch den Lecceser Kalkstein, ein extrem weiches, leicht formbares Material, das sich, frisch abgebaut, sogar hobeln lässt und erst an der Luft durchtrocknet und aushärtet."

Hier im Inneren zeigte sich der Stein milchig weiß bis grau, an Fassaden, Fenstereinfassungen und Türstöcken ist er mitunter von sattem Ocker oder auch rötlichem Farbton und verändert sich so je nach Sonneneinstrahlung.



Unser nächstes Ziel war der Hauptplatz der Stadt, die Piazza Sant´Oronzo mit der beeindruckenden Säule, auf der der Heilige Oronzo thront. Von seinem wehenden Mantel beschirmt gönnten wir uns im Caffè Alvino einen Cappuccino und fantastische Pasticciotti, während wir unsere Blicke schweifen ließen.









Gegenüber dem Teatro Romano befindet sich die schöne Kirche Santa Maria della Grazia. Hier verbinden sich in unauffälliger Weise Formen der Spätrenaissance mit barocken Elementen.




Der harmonisch proportionierte Innenraum besitzt eine schöne Holzdecke - zwei Kassetten daraus sind im Kirchenraum ausgestellt und zeigen in etwas volkstümlicher Art zwei verschiedene Marienkrönungen.





Im Seitenaltar finden sich als Umrahmung des Marienbildes wieder die typischen gedrehten Säulen, jedoch zurückhaltender im Dekor.


Beim Heraustreten aus der Kirche überblickt man, von der höher liegenden Warte der Portalstufen aus, die gesamte Piazza:
Das Teatro Romano ...



... die hoch aufragende Säule des Stadtheiligen Oronzo ...


... und der Palazzo del Seggio und das an diesen angelehnte Renaissancekirchlein San Marco, heute leider aufgelassen und nur von außen zu besichtigen.



Gibt es in Venedig ein hübscheres Exemplar des Markuslöwen?

Auch Grünes gibt es auf dieser Piazza:
Zwei ganz offensichtlich uralte Olivenbäume:



Weiter ging es nach Santa Croce, nur wenige Schritte entfernt.
Die unglaublich aufwendig dekorierte Fassade wird gerade restauriert, aber nur einzelne Teile waren eingerüstet, sodass man schon einen Vorgeschmack auf die Gesamtwirkung nach Abschluss der Arbeiten bekommen konnte.



Im Inneren der dreischiffigen hellen Säulenbasilika mit beeindruckender Kuppel finden sich viele beeindruckende, überraschende, mitunter auch kuriose Details barocker Spielfreude. Oder gibt es auch anderswo solch merkwürdige Kapitelle?






Links des Chorraums ist die Kapelle des Hl. Franziskus von Paola mit einem besonders schönen Altar im Stil des Lecceser Barock. Dazu sowie zur gesamten Basilika finden sich hier weitere Anmerkungen.



Auch auf dem Seitenaltar sind die gewundenen Säulen aufwendig und fantasievoll gestaltet:
Tiere, Pflanzen, Früchte, Fabelwesen u.a.

Suchbilder der besonderen Art!



Der Küster entließ uns, da es bereits Mittag war, als letzte Besucher durch das Seitenportal und wir gelangten in den weitläufigen quadratischen Innenhof, der vom ehemaligen Konventsgebäude gebildet wird - heute Regierungsgebäude. Während der Innenhof schlicht gehalten ist, zeigt sich die Schaufassade prächtig dekoriert.





Auf dem Weg an Sant´Irene vorbei zum Duomo konnten wir die traditionelle, wohl leider im Aussterben begriffene Lecceser Volkskunst der "Cartapesta" bewundern, aus Drahtgeflecht, mit Stroh und Pappmachè umkleidete Figuren verschiedener Größe.




Die Heilige Irene wurde als Schutzheilige von Lecce verehrt, bevor das Patronat Mitte des 17. Jahrhunderts auf Sant´Oronzo übertragen wurde. So findet sich über dem Portal ihre Statue, den barocken Portalvorbau krönt eine Wölfin mit einer aus ihr wachsenden Steineiche - der antike Name von Lecce war "Lupiae".



Im Inneren findet man wiederum zahlreiche üppig gestaltete Altäre mit fein herausgearbeiteten Details.



Da wir noch vor der Mittagspause in den Dom wollten, konnten wir uns hier nicht lange aufhalten und hielten es wie die Japaner: einige Fotos und dann nichts wie weg zum nächsten Motiv ... :lol:

Und doch blieben uns für den Dom nur wenige Minuten und leider wurde gleichzeitig mit dem Dom auch das gegenüberliegende Seminargebäude dicht gemacht, so dass wir den als so schön beschriebenen Brunnen im Innenhof nicht sehen konnten.




Majestätisch ragt der Dom, eingefasst von verschiedenen Palästen, im Süden eines beeindruckenden Platzes auf. Neben dem schlichteren Hauptportal dominiert das üppig dekorierte Seitenportal mit der Figur des Heiligen Oronzo im Zentrum.


Zum Centro Storico hin wird der Domplatz durch Propyläen eingefasst - links und rechts des Ausgangs geschwungene Balustraden mit verschiedenen Heiligenfiguren.




Nun war es Zeit, nach so viel Kultur ein Päuschen einzulegen, wofür wir in die nahegelegene Villa Comunale gingen, nicht ohne uns vorher in einer Bar mit Panini gestärkt zu haben. Der Tipp des Reiseführers, die Gelateria Artigianale Natale aufzusuchen erwies sich als Glücksgriff.
Nach diesem kulinarischen Genuss folgte ein nicht weniger angenehmer und intensiver im schön angelegten, gepflegten Park auf einer sonnigen Bank.





Auf dem Weg zurück zum Parkplatz präsentierte sich Lecce noch einmal als Barockstadt "par excellence" - nicht nur an Kirchen und Palästen, sondern auch an Dutzenden von unspektakulären Häusern finden sich barocke Ornamente, Balustraden und Stein gewordener Zierat in Hülle und Fülle.










 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die sehr schöne Fortsetzung mit den wunderschönen Bildern. Ihr beide seht sehr entspannt und glücklich aus.

Ich freue mich schon auf den Rest dieses Tages sobald du wieder Zeit für die Fortsetzung hast.

Liebe Grüße Tizia
 
Vielen Dank, Ihr beiden!
da der BEVA dafür heute den ganzen Sonntagnachmittag geopfert hat und nun etwas anderes machen will :~, wird es wohl noch etwas dauern mit der Fortsetzung. ;)

Liebe Grüße

Angela
 
Was für schöne Bilder! Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen. Ein wunderbarer Bericht!
 
Auch ich habe Euch durch Lecce begleitet. Ist schon eine "tolle" Stadt, auch wenn man sich/wir uns erst an den allgegenwärtigen :twisted: Barocco leccese gewöhnen mussten ;).

Vielen Dank für die eindrucksvollen Bilder!
Saluti!
Pasquetta
 
Zurück
Oben