Kulturpolitik unter Salvini ... und Franceschini

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Vorangestelltes Edit: Titel-Erweiterung im Hinblick auf zunächst diesen Beitrag von Tacitus (wobei außerdem auch ich selbst mich bereits heute Morgen kurz mit diesem Gedanken getragen hatte, nämlich nach Lektüre des zwischenzeitlich von Tacitus verlinkten Artikels) sowie auf den nachfolgenden von Pasquetta.

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Leider mit Bezahlschranke.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, da man dem Artikel ohne Bezahlung ja keinerlei Infos abgewinnen kann, hier etwas zu den genannten Personen:
Im Juni 2019 wurde er von Kulturminister Alexander Schallenberg dem einstimmigen Vorschlag der Auswahlkommission folgend zum Direktor des Technischen Museums Wien mit der Österreichischen Mediathek bestellt. Er soll in dieser Funktion mit 1. Jänner 2020 Gabriele Zuna-Kratky nachfolgen.[5] Sein Vertrag wurde zunächst auf fünf Jahre abgeschlossen.[6]

Das Eike Schmidt nun ebenfalls nach Wien ins KHM geht, ist ja bekannt.

Die Verträge von Gabriel Zuchtriegel und Cecilie Hollberg laufen dieses Jahr aus.


Wie es mit ihrer eigenen Zukunft aussieht, ist noch unsicher. Der Vertrag läuft bis Ende 2019, wie es danach weitergeht, ist unklar. In Italien hat die Regierung gewechselt, auch die Museumsreform mit den ausländischen Direktoren steht auf dem Prüfstand. «Wir wissen alle nicht, wie es weitergeht. Wir haben nichts Schriftliches in der Hand», sagte Hollberg.
Eike Schmidt wird sich nicht zuletzt wegen dieser Unsicherheit als Direktor der Uffizien verabschieden, er übernimmt im Herbst die Leitung des Kunsthistorischen Museums in Wien. Ob Hollberg ihren Job in Florenz weiter macht, wenn sie das Angebot bekommt, wollte sie nicht verraten. Sie habe andere Angebote, auch eine Rückkehr nach Deutschland könnte sie sich vorstellen.

Über die Leiter der Brera und Capodimontes konnte ich nichts erhellendes herausfinden.

Edit: @Gaukler Ich finde es nicht gut, wenn Artikel eingestellt werden, die ein Normalo nicht lesen kann und damit keinerlei Informationswert gegeben ist.
 
Der Artikel in der FAZ resümiert den Kurswechsel der italienischen Regierung im Hinblick auf die Leitungen der Museen. Der Kulturminister Alberto Bonisoli, Mitglied der "Cinque Stelle", habe bei Amtsantritt erklärt, "der ausländische Pass dürfe keinen Bonus mehr bedeuten". "Unsere Museumsdirektoren sollen wieder aus Italien kommen". Museumsdirektor Peter Assmann vom Palazzo Ducale in Mantua hat im Gespräch mit der FAZ erklärt, gleich nach dem ersten Treffen mit dem Minister gewusst zu haben, dass "er provinzielle Vorstellungen hat und es keinen Sinn hat zu bleiben". In Mantua hätten alle 64 Bürgermeister der Provinz eine Petition unterschrieben mit dem Ziel, Assmann in Mantua zu halten. Diese Petition an den Minister sei ohne Antwort geblieben. Die Politik des italienischen Innenministers Salvini, "prima gli italiani", würde auf die Kulturpoltik übertragen. So habeauch Peter Aufreiter, Direktor der Galleria Nazionale delle Marche in Urbino seinen Hut genommen, obwohl er für 2020 noch drei Ausstellungen zum 500. Todestag Raffaels vorbereitet hat, von denen er nur noch zwei im Oktober diesen Jahres selbst eröffnen kann. Ein Nachfolger für ihn sei noch nicht bestimmt. Er, Aufreiter, lasse nicht ab von Urbino, er lasse ab von Rom, wird er zitiert.

[[Wir werden uns auch als "Normalos" daran gewöhnen müssen, dass journalistische Inhalte im Netz zukünftig mehr und mehr nicht mehr unentgeltlich zu beziehen sein werden, da den Verlagen bei ihrer zunehmend problematischen Gewinnschöpfung der Ertrag aus dem Verkauf der Printauflage immer weiter wegbricht, weil sich das Leseverhalten jüngerer Generationskohorten masssiv zugunsten digitaler Lektüre verändert hat.]]
 
Herzlichen Dank, lieber tacitus, für die Zusammenfassung des Artikels.

[[Wir werden uns auch als "Normalos" daran gewöhnen müssen, dass journalistische Inhalte im Netz zukünftig mehr und mehr nicht mehr unentgeltlich zu beziehen sein werden, da den Verlagen bei ihrer zunehmend problematischen Gewinnschöpfung der Ertrag aus dem Verkauf der Printauflage immer weiter wegbricht, weil sich das Leseverhalten jüngerer Generationskohorten masssiv zugunsten digitaler Lektüre verändert hat.]]

Das ist ja auch verständlich. Nur muss ich zugeben, dass selbst mir die Zeit fehlt täglich noch eine 2. - überregionale -Zeitung zu lesen.
Das Problem war aber, dass ein Thread eröffnet wurde, dem man keinerlei Infos entnehmen konnte.
User, die die FAZ lesen, wie Du und Pasquetta, erhalten die Artikel eh, für alle anderen ist das 1. Posting - harmlos ausgedrückt - eine Nullnummer.
 
Ich fand die wenigen Schnupperzeilen interessant und eure Beiträge dentaria und tacitus haben das Thema doch schön abgerundet.
Zusammen stellt man etwas auf die Beine!
Die Artikel mit Bezahlschranke werden hier sicher nicht überhand nehmen, aber gepostet werden können sie meines Erachtens in Einzelfällen durchaus.

Ich musste in diesem Zusammenhang sofort an diesen bereits anderswo verlinkten Artikel denken:


Zum Thema fand ich auch folgenden Artikel von vor einem Jahr. Darin äussert sich der nun so kranke Andrea Camilleri.


Italien, so Camilleri, befinde sich auf einem gefährlichen Weg in eine seiner Meinung nach düstere Zukunft: „Ich will keine Vergleiche ziehen mit vergangenen Epochen. Jedoch existiert in Italien ein Konsens gewissen extremistischen Positionen gegenüber, der mich sehr an jenen Konsens erinnert, den ich als Kind 1937 im Faschismus empfand. Wir nähern uns gerade derselben Form von Konsens an. Hier taucht die schlechteste Seite der Italiener wieder auf.“

Insgesamt habe ich heute dank der Beiträge aller Poster Einiges erfahren, was mir sonst vielleicht entgangen wäre.
 
Wir können zwar - mit wenigen Ausnahmen - den verlinkten Artikel leider nicht lesen, aber der Autor hat ein wohl interessantes Buch über Sizilien geschrieben:
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Ein etwas anderes Buch über Sizilien, das nicht die Sehenswürdigkeiten abfährt, nicht Taormina und Cefalù, Piazza Armerina und das Tal der Tempel bestaunt. Der Autor hat sie alle besucht und auf den Wegen, oft Umwegen eine Wirklichkeit wahrgenommen, die in den Kunst- und Reiseführern nicht vorkommt, eine Gegenwart voller Überraschungen und Entdeckungen, die im Schatten der übermächtigen Geschichte lebt. Alltagsgeschichten und Zufallsbegegnungen werden geschildert und gesammelt, Schlag- und Streiflichter eröffnen Blicke auf ein Sizilien, das real ist und doch fremd anmutet, führen über Flughäfen und Bahnhöfe in Bars und Restaurants, zu Hütten und Palästen, in die Straßen von Palermo und in entlegene Bergnester, zu aufgegebenen Schwefelgruben und in vom Erdbeben ausgelöschte Dörfer, in die letzte Stadt Italiens und einmal sogar ins Krankenhaus.
Literarische Spuren, von Goethe über Sciascia und Joachim Fest bis zu Roberto Alajmo, werden aufgenommen, die Stätten der Kindheit von Giuseppe Tomasi di Lampedusa in Palermo und in Santa Margherita di Belice aufgesucht. Vor allem aber wird von Menschen, Dagebliebenen und Rückkehrern, Emigranten und Immigranten, Adligen und „kleinen“ Leuten, Mafiagegnern und Mafiaverdrängern erzählt: Die Geschichten, Skizzen und Episoden, Porträts und Miniaturen fügen sich zu einem Kaleidoskop, das mehr als nur einem Vorurteil über Sizilien, dem vom verschlossenen Sizilianer, vergnüglich widerspricht. Eindrücke und Erlebnisse eines Sommers, so unerwartet und anregend, dass das Reisetagebuch in den folgenden vier Jahren fortgeschrieben werden musste.
Die Texte werden weniger begleitet als interpunktiert von Fotografien, die Barbara Klemm auf Reisen in Sizilien aufgenommen hat. Sie erzählen eine eigene Geschichte.
 

Die grundsätzliche Skepsis gegenüber den fremden Eindringlingen ist nie gewichen und kommt nun klar zum Vorschein. Man will uns eindeutig loswerden. Mir wurde klar: Ich kann die Arbeit nicht so fortsetzen, wie ich es für richtig halte. Man hat mir Knüppel zwischen die Füße geworfen. (...) Dann ein anderes Beispiel. Eine in Mantua ansässige Organisation für zeitgenössische Kunst, mit der ich viel zusammengearbeitet habe, hatte mir den österreichischen Maler und Aktionskünstler Hermann Nitsch für eine Ausstellung vorgeschlagen. Ich wusste sofort: Schöne Idee, aber das wird schwierig. Doch was passierte, hat meine Vorstellungskraft gesprengt. Nitsch schlug der pure Hass entgegen. Ich bin als Landsknecht im Mantuanischen Erbfolgekrieg dargestellt worden, der mit einem anderen Ausländer die Kunst der Stadt zerstört. (...) Italien hat über Jahrzehnte hinweg jede Menge EU-Fördermittel erhalten und das gemeinsame europäische Erbe beschworen. Nun sind nur noch nationale Töne zu hören. Das geht die gesamte Kulturgemeinschaft des Kontinents etwas an. Schließlich liegt in Italien zu einem beachtlichen Teil die Wiege kultureller Verständigung.
 
Obwohl der Teil des Thread-Titels "unter Salvini" nicht mehr aktuell ist, hänge ich dies hier an, denn es geht ja immer noch um die Auswirkungen dieser Kulturpolitik:

In der FAZ steht heute ein Interview mit der entlassenen Direktorin der Galleria dell’Accademia in Florenz, das die Hintergründe ganz anders beleuchtet. Leider steht der Artikel online hinter einer Bezahlschranke.
Die Kernaussage lautet, dass es um die lange Zeit aufgeschobene Neuausschreibung für einen externen Dienstleister gehe, der für die Galleria und andere staatliche florentinische Museen den Kartenverkauf, die Museumshops, die Ausstellungsinfrastruktur und die Katalogherstellung betreut. Das Vertragsvolumen belaufe sich auf 99 Millionen Euro über fünf Jahre. Der bisherige Auftragsnehmer befürchte, die Neuausschreibung zu verlieren und "mag wohl seinen Einfluss geltend" gemacht haben. Frau Hollberg beklagt dann auch den in ihren Augen unsinnigen Zusammenschluss von Galleria dell'Accademia und Uffizien. Die Aussagen von Frau Hollberg deuten auf eine Art "feindliche Übernahme" der Galleria durch die Uffizien hin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zeitgleich mit tacitus habe ich auch überlegt wie man diesen Artikel hier "los wird", denn das Interview ist meiner Meinung nach lesenswert und zum erschrecken, was da in der italienischen Kulturpolitik läuft bzw. hoffentlich nun gelaufen ist.
Und hoffentlich sagt Frau Hollberg mit Recht
Es ist grotesk, dass diejenige [Regierung], die für mich völlig überrachend um 21. August meinen Vertrag aufgekündigt hat, kurz danach zerbrochen ist. Wäre das einen Monat vorher passiert, hätten wir uns das alles erspart."
und zum Schluss des Interviews auf die Frage, ob sie rechtliche Schritte gegen die Kündigung unternehmen wird, dass sie erst einmal abwartet, denn
In Italien kann morgen schon alles ganz anders sein. Auch besser. Zu meinen Fürsprechern gehört der Abt des berühmten Florentiner Klosters San Miniato al Monte, der mir schrieb: "Ich werde für ein Wunder beten." Mehr kann man nicht erwarten.

Sein - und ihr - Wort in Gottes Ohr!
 
Was die Unterbringung eurer Beiträge in diesem Thread betrifft, so bin ich ganz eurer Meinung. Wobei ich den durch Tacitus verlinkten ZEIT-Artikel bereits heute Morgen gelesen hatte - um aber dann aus Zeitmangel erst einmal nichts damit zu tun. Jetzt jedoch habe ich im Hinblick darauf den Threadtitel erweitert, s. vorangestelltes Edit im Eingangs-Beitrag.

Zudem stimmt ja nicht nur, was Tacitus schrieb, nämlich dass es immerhin noch um Auswirkungen der Ära Salvini gehe - sondern Franceschini ist ja sowohl der alte wie auch (seit heute Vormittag) der neue Kulturminister.


Nun also zur Sache: In dem ZEIT-Artikel hat insbesondere dies mich nachdenklich gemacht:
Die meisten verlassen ihre Posten aus Gründen der Karrieremobilität. Eike Schmidt hatte schon vor zwei Jahren unterschrieben, ab November 2019 das Kunsthistorische Museum in Wien leiten zu wollen, Peter Assmann, bisher Direktor des Palazzo Ducale in Mantua, kehrt in seine Heimat zurück, er geht ans Tiroler Landesmuseum in Innsbruck, während Peter Aufreiter das Technische Museum in Wien leiten wird, obwohl man ihm für den Palazzo Ducale in Urbino eine Vertragsverlängerung angeboten hatte. Der Vertrag mit Gabriel Zuchtriegel, Direktor der antiken Stätten in Paestum, wurde verlängert. Wirklich vor die Tür gesetzt wird nur Cecilie Hollberg, die die Galleria dell’Accademia in Florenz erfolgreich leitete. Diese allerdings wird künftig mit den Uffizien zusammengelegt, eine Rationalisierungsmaßnahme, die fatal sein mag, aber nicht unbedingt nationalistisch ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

... Regierungswechsels in Rom.

“Mit dem neuen Kulturminister werden ausländische Museumsdirektoren in Italien wieder bessere Chancen haben, doch eine gewisse Ausländerfeindlichkeit ist in Italien latent. Die Frage ist, wie sehr wird sie nach außen getragen”, meinte Assman im Gespräch mit der APA. Als Hauptaufgabe Franceschinis betrachtet Assmann den Kampf gegen die überbordende Bürokratie. Hinzu müsse er die von Bonisoli eingeleitete Anstellung von Personal im Kulturbereich vorantreiben.
 
Da folgende Meldung in Zusammenhang mit der Politik beider im Thread-Titel erwähnter Politiker steht, bringe ich sie hier unter. Noch ist es allerdings nicht offiziell, dass Eike Schmidt nach Florenz zurückkehrt!


Artikel vom 2.10.

Morandi schloss nicht aus, dass es in den vergangenen Tagen zu Kontakten zwischen dem Kulturministerium und Schmidt gekommen sei. Vermutet wird in Italien, dass Schmidt auf den KHM-Chefsessel verzichtet habe, weil er vom italienischen Kulturminister Franceschini einen neuen vierjährigen Vertrag als Uffizien-Direktor erhalten habe.

Siehe auch:


Artikel vom 1.10.

Von Schmidt selbst wird für Mittwoch eine Presseerklärung erwartet. KHM-Geschäftsführer Paul Frey begegnet der Situation mit "großer Gelassenheit"; man habe eine "detaillierte Planung bis weit in 2020/21 hinein".
 
Okay, Schmidts Rückkehr nach Florenz ist also noch nicht offiziell bestätigt ... aber es sieht dann jetzt immerhin doch sehr so aus, dass er sie seiner "Karrieremobilität" für förderlich hielte.
Die meisten verlassen ihre Posten aus Gründen der Karrieremobilität. Eike Schmidt hatte schon vor zwei Jahren unterschrieben, ab November 2019 das Kunsthistorische Museum in Wien leiten zu wollen (...).
Womit ich ihm aber natürlich - bitte keine Missverständnisse! - in keiner Weise einen entsprechenden Vorwurf würde machen wollen.
 
Und vor allem natürlich fände ich es erfreulich, wenn die Kulturpolitik unter nun wiederum Franceschini bewährte Leute wie z.B. Eike Schmidt halten bzw. zurückholen könnte.
 
Allerdings gibt es (weitere) Belege dafür, dass unsere österreichischen Nachbarn nicht eben erfreut sind über Schmidts Kurskorrektur.
 

Während in Rom erwartet wird, dass die Mandatsverlängerung für Uffizien-Chef (und nun doch nicht KHM-Direktor) Eike Schmidt angekündigt wird, hat Italiens Kulturminister Dario Franceschini vor dem Parlament in Rom die Notwendigkeit hervorgehoben, die von ihm 2015 eingeleitete Museumsreform "zu konsolidieren". (...)

Der Sozialdemokrat, seit einem Monat wieder Kulturminister in Italien, klagte über Personalmangel im Kulturministerium. Mindestens 4.000 Anstellungen seien im Kulturbereich notwendig.
 

Schmidt könne zusammen mit anderen ausländischen Direktoren weitere vier Jahre in Italien bleiben, erklärte der italienische Kulturminister Dario Franceschini am Samstag auf Twitter. Ihre Museen hätten sich mit Blick auf Forschung, Kulturschutz, Aufwertung und Besucherzahlen verändert.
 
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