Rom: Kommunalwahlen 2021

Simone-Clio

Augustus
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Wenn die Corona-Pandemie es zulässt, werden im Frühjahr 2021 Kommunalwahlen in Rom stattfinden. Virginia Raggi will erneut als Kanditatin für das Amt des Bürgermeisters antreten.


Erwartet wird jetzt, dass auch die anderen Parteien bald die Namen ihrer Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Rom bekannt geben. Die oppositionelle Lega will einen eigenen Bewerber an der Spitze eines Mitte-Rechts-Blocks ins Rennen schicken und hat einen prestigereichen Parteisitz im Zentrum der Hauptstadt, das einstige Hauptquartier der Kommunistischen Partei (PCI) in der zentralen Via delle Botteghe Oscure bezogen. Noch unklar ist, wen die Sozialdemokraten (Partito Democratico/PD) ins Rennen um die 3,5-Millionen-Metropole schicken werden.
 
Hat sie sich's also doch noch anders überlegt: Raggi: letzter Geburtstag als OB?
Zur Feier ihres 42. Geburtstags (gestern) gönnt OB Virginia Raggi sich ein familiäres Wochenende am Meer. Der Repubblica-Schlagzeile zufolge wäre es der letzte Geburtstag im Amt: Da Roma al mare di Anzio, le 42 candeline di Virginia Raggi: ecco l'ultimo compleanno da sindaca. Allerdings liest man weiter unten in diesem Artikel, eine erneute Kandidatur sei vielleicht doch noch nicht so ganz ausgeschlossen.
 

Raggi hat eine Legislatur als Gemeinderätin, eine zweite als Bügrermeisterin absolviert. Nun soll die Basis an diesem Wochenende auf der digitalen Rousseau-Plattform die mittlerweile lästige Norm aus dem Weg räumen und darüber abstimmen, ob Mehrfach-Kandidaturen in Zukunft erlaubt werden - zunächst nur in den Gemeinden.
 
Nun soll die Basis an diesem Wochenende auf der digitalen Rousseau-Plattform die mittlerweile lästige Norm aus dem Weg räumen und darüber abstimmen, ob Mehrfach-Kandidaturen in Zukunft erlaubt werden - zunächst nur in den Gemeinden.
Die Abstimmung hat ein "Ja" ergeben: Rousseau dà il via libera al Raggi bis. Esultano i fedelissimi e Di Maio: "Inizia nuova era".
Rousseau gibt den Weg frei für eine zweite Amtszeit von OB Raggi. Ihre treuen Anhänger und Di Maio jubeln: "Hiermit beginnt eine neue Ära."
 
Zusatz:


Artikel von Oliver Meiler vom 16.8.2020

Erstaunlich war Raggis Entscheid auch inhaltlich: Die 42-jährige Rechtsanwältin gilt als heillos überfordert in ihrer Aufgabe. Keine der großen, alten Herausforderungen Roms bekam sie in den Griff: weder den öffentlichen Verkehr noch den Abfall. Im Gegenteil, die Probleme wurden unter ihrer Verwaltung noch größer. Und da sie dafür ständig und von allen Seiten kritisiert wird, hätte man denken können, sie sei vielleicht ganz froh, dass es bald vorbei ist. Raggi selbst aber findet, sie habe schon viel erreicht. Sie brauche nur noch etwas mehr Zeit, dann werde alles gut.
 

Als Kandidat für die Bürgermeisterwahl will er als Unabhängiger antreten. Von der Demokratischen Partei habe er sich aus Unzufriedenheit mit deren Politik auf lokaler Ebene entfernt, wie er sagt.

Um sich als Sozialdemokraten und Sozialisten nicht gegenseitig die Stimmen wegzunehmen, wird es in der italienischen Hauptstadt wahrscheinlich zu Vorwahlen mit den anderen Bewerbern aus dem politischen Lager kommen, erläutert Zevi. »Dadurch haben wir dann ein starkes Team zusammen, das sich gegenseitig mit voller Kraft unterstützt, um die Rechten zu besiegen.«
 
Die Kommunalwahlen sind inzwischen auf Oktober 2021 verlegt.

Der Partito Democratico schickt Ex-Wirtschftsminister Roberto Gualtieri ins Rennen.


Der 54-jährige Historiker gab dem neuen PD-Chef Enrico Letta seine Zustimmung, als sozialdemokratischer Spitzenkandidat bei den Kommunalwahlen im Oktober für den Stadtchefposten Roms zu kandidieren.
 
Am 3. und 4. Oktober findet der erste Wahlgang statt. Am 17. und 18. Oktober die Stichwahl.



Der Kandidat des PD, Roberto Gualtieri, wirbt mit dem Versprechen 2000 (!) neue Gärtner zur Pflege des römischen Grüns einzustellen.

 
Aktueller Zusatz:


Artikel von Dominik Straub aus Rom vom 30. September 2021

67 Prozent bei der Rom-Wahl 2016, heute in Umfragen bei 19 Prozent: Die Wiederwahl von Virginia Raggi ist unwahrscheinlich.
 
Aus dem verlinkten Artikel:
Sogar die Wildschweine haben sich gegen Virginia Raggi zusammengerottet: In kleinen Gruppen, aber zum Teil auch in großen Familien mit Frischlingen spazieren sie seit Monaten durch Roms Viertel – auf Gehsteigen, im Zickzack durch die Autokolonnen, auf Kreisverkehren, auf Fahrradwegen.
Was, wie wir natürlich alle wissen, dem Mülldesaster geschuldet ist. In diesem Kontext sei auch das hier noch zitiert, aus einem anderen Thread:


Im Übrigen finde ich an dem Raggi-Artikel interessant, dass er auch auf die landesweiten Implikationen der römischen Kommunalwahlen eingeht:
Hintergrund: Testlauf für Salvini und Meloni
Am Sonntag und Montag wird nicht nur in Rom gewählt, sondern auch in über tausend weiteren Gemeinden – darunter in den vier großen Städten Mailand, Neapel, Turin und Bologna. Die Wahlen gelten als Test für das Rechtslager: Sie werden Aufschluss darüber geben, ob Lega-Chef Matteo Salvini nach wie vor den Führungsanspruch erheben kann, oder ob ihm dieser von der Chefin der postfaschistischen Fratelli d'Italia, Giorgia Meloni, definitiv streitig gemacht wird. In den nationalen Umfragen liegen die beiden inzwischen gleichauf.
 
Ins Rathaus auf dem Kapitolshügel dürfte nach der Wahl ein neuer Bürgermeister einziehen. In den Umfragen vorne liegen der Anwalt und Radiomoderator Enrico Michetti als Kandidat der Rechten sowie der ehemalige Finanzminister Roberto Gualtieri, der für die Mitte-Links-Parteien antritt. Außerdem im Rennen ist der frühere Wirtschaftsentwicklungsminister und Sky-Manager Carlo Calenda, der für kleinere linksliberale Parteien kandidiert - und der in den Umfragen mit Raggi ungefähr gleichauf liegt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus dem verlinkten Artikel:
Die einstige politische Seiteneinsteigerin kämpft um ihr Amt, tourt im Wahlkampf durch die Stadtteile. Auch wenn, wie an diesem Nachmittag in Trastevere, häufig gerade mal ein paar Dutzend Menschen kommen.
Ein Kameramann ihres Wahlkampfteams aber filmt ihren Auftritt, um Bilder in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Und zur Begrüßung haben die Organisatoren extra einen Operntenor organisiert. "Vincerò" - "Ich werde siegen", singt der junge Mann für Raggi.
Und apropos "siegessichere Bilder": Vorhin war auf ARTE diese Dokumentation zu sehen: Rom. Bellezza im Schatten der Ewigkeit. Ein Film vom August dieses Jahres - mit Raggi an erster Stelle unter den Personen, die da Rom präsentieren. Offenbar kraft des Amtes, das sie ja derzeit noch innehat ... aber wie sie da so auftrat, als hätte maßgeblich sie das Augustus-Mausoleum restauriert, da dachte ich unwillkürlich: "Große Klappe - nichts dahinter". :rolleyes:


Edit: Wahlentscheidende Wildschweine
Wenn nicht alles täuscht, wird die Politikerin von der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung gewissermaßen von Wildschweinen aus ihrem Amtssitz auf dem Kapitolshügel vertrieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na, das ist doch wunderbar: Raggi raus....Rom gerettet. :cool: Mal schauen, was der neue Bürgermeister , wenn dann das Endergebnis fest steht für Rom zustande bringt. Wildschweine sind mittlerweile ubiquitär, auch ohne vermüllte innenstädte. Und das Mülldesaster von Rom. Das hat keiner der zahlreichen Bürgermeister bezwungen, weder vor Raggi, weder Raggi selber, und ob es in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten in den Griff zu bekommen ist, ist die grosse Frage.
 

Ja die Wildschweine. Da haben die Borstenviecher tatsächlich das Zünglein an der Waage gespielt. Ansonsten sieht die Bilanz von Raggi garnicht so schlecht aus. Jedenfalls nicht schlechter als die ihrer Vorgänger.
 

Rom ist ein Beispiel dafür, dass grosse Versprechen in den letzten fünf Jahren nicht eingehalten wurden. Gerade bei der Cinque Stelle, welche nun überhaupt keine Regierungskompetenz mehr hat, nirgendwo mehr wirklich mitregieren kann. Populistische Versprechen ziehen bei vielen italienischen Wählern nicht mehr.

und


In die Stichwahl, die in zwei Wochen stattfindet, schaffen es der Kandidat der Rechten, Anwalt Enrico Michetti, mit ungefähr 30 Prozent, und Roberto Gualtieri vom sozialdemokratischen Partito Democratico, früher italienischer Finanzminister, mit etwa 26 Prozent. Gualtieri gilt nun als Favorit.
 
Nachdem die Grillini generell und landesweit schlecht abgeschnitten haben, wäre es sicherlich unsinnig, die Schlappe in Rom auf die armen Wildschweine zu schieben. Das war wohl eher eine Frage des generellen Trends kombiniert mit der Unbeliebtheit von Frau Raggi. Platz drei ist für eine amtierende Amtsinhaberin natürlich ganz schlecht.
 
Natürlich: Die Wildschweine sind nicht Ursache des administrativen Versagens in Rom, sondern vielmehr dessen Folge und augenfälligstes Symbol.
 
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