Vatikan/Papst: Kolumne "Römische Notizen" von Gudrun Sailer

Dem schließe ich mich gerne an - auch wenn ich ebenfalls zu den fortgeschrittenen Lesern zählen dürfte.
 
Die neue Kolumne "Römische Notizen" von Gudrun Sailer, (natürlich) passend zum heutigen Festtag "Kathedra Petri":
Erlaubt sei zum vielleicht besseren Verständnis des heutigen Festes noch dieser Hinweis:


 
Auch heute wieder verdichtet die Autorin ihre aufmerksamen Beobachtungen zu einem interessanten Artikel.

Im Übrigen speziell hierzu:
Für sich zuallererst schlägt Franziskus den dringenden Rat, sich zu schonen, in den Wind. Der Pontifex zählt zur Hochrisikogruppe, er ist 83 und lungenteilamputiert.
M.E. bestätigt das einmal mehr, was sich ja auch in anderen Elementen von Franziskus' Amtsführung zeigt (namentlich unter dem Aspekt "Personenschutz"): Er versteht sich in erster Linie als Seelsorger und nimmt es gelassen in Kauf, dass diese Haltung und Handlungen ihn jederzeit vom Leben zum Tode bringen könnten.
 
Am Donnerstag gab es wieder einmal eine"Römische Notiz" von Gudrun Sailer tagesaktuell zum Interreligiösen Gebetstag:
Gläubige, egal welcher Religion, sind an diesem Donnerstag weltweit eingeladen, für ein Ende der Corona-Pandemie zu beten, zu fasten und Solidarität zu zeigen. Es ist eine bemerkenswerte muslimisch-christliche Initiative, der sich der Papst angeschlossen hat, findet unsere Kolumnistin Gudrun Sailer.
 

Das Gras wuchs schon in den Fugen seiner Pflastersteine, und Möwen übersäten ihn mit Kot, den keine Putzmaschine morgens wegschrubbte. Wozu auch? Die täglich dichter gesetzten Dreckpatzer sahen nur ein paar Polizisten, die beim Obelisken in der Mitte des Platzes darüber wachten, dass niemand sonst den Fuß auf dieses Pflaster setzt. Den Petersplatz queren sonst Zehntausende pro Tag. 68 Tage lang blieb er leer. Das widerspricht seiner Bestimmung wie auch seiner Architektur. Ein Platz, der offener wäre als die Piazza San Pietro im Vatikan, lässt sich kaum denken.
 
Gudrun Sailers Kolumne ist ja immer lesenswert. Aber diesmal enthielt sie noch eine Reihe nie zuvor gekannter Besonderheiten, die mich sowohl aufmerken als auch schmunzeln ließen; darunter z.B. diese:
Als ich zum ersten Mal oben war, es wird bald nach unserem Einzug gewesen sein, musste ich schon etwas Luft holen. Ich meine, das Wörtchen "atemberaubend" ist ja schnell hingetippt, auch hat es seine glanzvollen Auftritte gern in bezahlten Einschaltungen, weshalb unsereins im medialen Gewerbe das Adjektiv nach Kräften meidet. Hier nicht. Hier trifft "atemberaubend" zu.
Die Sensibilität der Autorin für dieses Adjektiv (und also vermutlich auch für Adjektive im Allgemeinen) ist in meinen Augen sehr lobenswert.


Sie haben Verständnis dafür, dass wir den Terrassenschlüssel beim dritten Waschgang in der neuen Wohnung frech an Signor Massimo vorbei aus dem Palazzo schmuggelten und nachmachen ließen? Schön, dass Sie uns da den Rücken stärken. Ihr Gerechtigkeitssinn ist gleich geeicht wie unserer. Die anderen nämlich haben auch alle ihre privaten Terrassenschlüssel, sie haben sie bloß nicht erschlichen wie wir, sie haben sie ersessen. In Vatikan-Palazzi wohnen Familienverbände auf Jahrzehnte, da vererbt man Schlüssel, Nutzungsrechte und Privilegien, auf die Neuzugänge in den ersten paar Jahren ihres Mieterdaseins nicht mal kommen.

Wobei übrigens alles das mich erinnert an ein Dachterrassen-Erlebnis im hl. Jahr 2000 ... bin mir jedoch noch nicht sicher, ob ich das erzählen soll. Aber falls ja, dann ganz bestimmt nur in einem OT-Thread. ;)
 
Sommercamps scheinen wirklich in südlichen Ländern beliebt zu sein, dasselbe bei uns in Spanien. Ist aber wirklich auch eine notwendige Hilfe, denn nicht jeder hat leidensfähige Grosseltern zur Hand, um seine Kinder zu parken. Und wenn man im Sommer arbeiten muss, wohin dann mit den lieben Kleinen.
Hoffentlich wird das zu einer jährlich wiederkehrenden Einrichtung, und vielleicht kommt auch noch irgendwann ein Kindergarten für die Vatikan- Angestellten hinzu. In einer geschlossenen Männergesellschaft fällt der Groschen manchmal nicht oder sssseeehhhrrr verzögert. Ob Vatikan, Kliniken, Betriebe. In den männlichen Hierachien kommt so ein Frauengedöns nicht vor.
Wer nutzt eigentlich von den Tennisplatz, die meisten Anwohnern sind doch wahrscheinlich zwischen 70 und 100 Jahren alt.
 
Neue Notiz vom 4. Dezember:

Ein Viertel aller Papst-Angestellten beim Heiligen Stuhl sind heute Frauen. Heimlich, still und leise hat Franziskus ihre Zahl erhöht – und das jetzt erstmals thematisiert. Unsere Kolumnistin Gudrun Sailer fühlt sich ertappt: Sie hat das Thema Frauen im Vatikan seit Jahren im Auge.
 
Papst Franziskus hat nicht lange herumgefackelt und die Seuchenschutzvorgaben aus Italien hingenommen, obwohl er auf eigenem Territorium eigene Fakten hätte schaffen können. Darauf hat er gelassen verzichtet.
Wieder einmal etwas, das sehr für ihn spricht - also für seine gelassen-realistische Haltung.
 
Als sie unlängst einen Corona-Test machen musste, staunte unsere Kolumnistin Gudrun Sailer nicht schlecht über das luftige Ambiente und die Fresken, unter denen die Ärztin den Abstrich nahm. Roms Krankenhäuser sind teils uralt und gehörten früher – wem sonst – den Päpsten. (...)

in Trastevere, sitzt in einem Ex-Benediktinerkloster das Krankenhaus "Nuovo Regina Margherita". Dort wurde ich einmal zur Gesundenuntersuchung vorgeladen, was mir einen typischen Rom-Moment bescherte. Innerlich gefasst auf Linolfußboden, Schallschluck-Decken, herben Putzmittelgeruch und Enge, findet man sich in einem lichten Kreuzgang wieder, der, wie man fasziniert ergoogelt, aus der Mitte des 10. Jahrhunderts stammt. Das zugehörige Kloster war den Heiligen Kosmas und Damian geweiht. Zwillingsbrüder waren sie und frühchristliche Ärzte aus Syrien, und ihre Patienten behandelten sie aus reiner Nächstenliebe, also gratis. Welch würdiger Ort für ein lokales Gesundheitsamt in Rom 2021.

Zum den beiden Kreuzgängen von S. Cosimato vgl.: Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen
 
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