Kein Plan überlebt Rom

Due pazze a Roma

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Kein Plan überlebt Rom

Romplanungen sind etwas Herrliches, kann man sich doch das ganze Jahr -quasi als ambulante Therapie - mit dem stationären Aufenthalt befassen.

Plan: Aufgrund der Reisezeit im November rechneten wir mit ergiebigen Regengüssen, zumindest war Pecorellas Fell in der Vergangenheit zu dieser Reisezeit in Rom schon öfter arg durchnässt worden. Man überlegte sogar Gummistiefel mitzunehmen, um auch noch auf den überfluteten Straßen Roms mobil zu sein.

So ergaben sich bei der Planung reichliche Fluchtmöglichkeiten in Kirchen und gerne auch in kostenlosen Museen. Hinzu kamen 2 Tage mit kostenlosen Eintritten durch den Monatsanfang und einen nationalen Feiertag, was die Liste der Begehrlichkeiten fast zum Überlaufen brachte.


Wirklichkeit: 1 Woche Traumwetter mit Sonne satt und Temperaturen bis zu 24 Grad. Statt Gummistiefel Taschentücher, um den Schweiß abzutupfen.
Auch die Anreise nach Rom war dieses Mal speziell, denn Nihil weilte in Deutschland und so kam man auf die Idee, sich zu treffen und gemeinsam in die Urbs einzuschweben.

Wobei Nihil schon zuvor ein schwebendes Erlebnis vergönnt war. Eine Rundfahrt mit der Wuppertaler Schwebebahn.

"Einmal im Leben durch Wuppertal schweben"

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Aber wie das so mit Rom-Planungen ist und sich täglich bestätigte: Kein Plan hat sie je überlebt.


30.10.24
Plan: Am Flughafen die CIRS kaufen, ab zur Unterkunft in Monti, San Martino ai Monti anschauen.

Wirklichkeit: Am Flughafen ließen die Koffer auf sich warten, immerhin gelang es uns währenddessen die Fahrkarten für den Zug aus dem Automaten neben dem Kofferband zu besorgen, das ganze unter großer Anteilnahme des internationalen Publikums, denn die Automaten haben ihre Tücken! Leider, wie so oft, keine CIRS beim Trenitalia Schalter, denn der war mal wieder geschlossen.

Neuer Plan, sie direkt nach der Ankunft in Monti am Termini zu kaufen.

Direkte Wege sind bei den Due Pazze ja schwierig, wir liefen Richtung San Martino ai Monti durch hübschen, noch authentische Gassen. Aber dann die erste Enttäuschung von vielen, die da noch folgen sollten: S. Martino ai Monti war geschlossen, und das trotz bestätigter Öffnungszeit.


Immerhin fanden wir andere wichtige Hinweise

und erstellten eine wichtige Studie über die Nutzungsarten römischer Wäscheleinen.


Bevor es weiter in Richtung Termini ging. Wobei Richtung Termini ein weit gefasster Begriff ist. Wir entdeckten wieder Dinge, die gar nicht auf dem Plan standen, so das hübsche Cafè-Haus, das zum Parco Brancaccio gehört. Eine hübsche Event-Location.



und das Auditorium di Mecenate bzw. Auditorium des Maecenas. Ein Gönner und Förderer der Kunst, dem wir bis heute den Begriff Mäzen verdanken.


Durch den Arco di Gallieno, erreichten wir die Fontana dei Monti,


entdeckten bei der Kirche San Vito, dass die dortigen Ausgrabungen geöffnet waren. Laut dem Begleitzettel wurden die Ausgrabungen erst 1972 bei einer Restaurierung der Kirche entdeckt. Es finden sich dort Überreste der ältesten römischen Mauern aus dem 6. Jh. V. Chr. Sie wurden von Traquinio Prisco erbaut und dann von Servius Tullius erweitert.


Nach einer fast 3-Stündigen „planlosen“ Schleife über den Colle Oppio und bekannter und unbekannter Umgebung erreichten wir schließlich Termini.


Der Plan, die CIRS am Kiosk zu kaufen, scheiterte vorerst kläglich, es gab maximal eine CIS, das Gleiche wiederholte sich am Schalter bei der Trenitalia. Wir fragten uns durch und: Im 2. Untergeschoss bei der ATAC sollte man eine CIRS erstehen können. Ja, erstehen war dann auch das richtige Wort, die Due Pazze standen in einer langen Schlange mit vielen Leuten, die am Monatsende eine neue Monatskarte beantragten. Pecorella galoppierte unter empörten Blicken frech nach vorne und fragte am Schalter nach, ob sie wenigstens hier eine CIRS bekommen würde. Das freundliche Nicken des Beamten machte dann auch die Wartezeit von ca. 20 Minuten erträglich.

Nach der mühsam erstandenen CIRS machte sich die Due Pazze auf zum Lokal „Non c’è trippa per gatti“ in der Via Urbana 114, wo sie schon auf vorherigen Reisen gut gespeist hatten. Wir wurden nicht enttäuscht. Preise und Qualität stimmen immer noch.

Danach fielen die Due Pazze ermüdet von des Tages Strapazen ins Bett und knipsten das Licht aus.

 
31.10.24

Plan: Chiostro von Santa Maria Sopra Minerva, auf keinen Fall in den hübschen Schal-Laden gleich gegenüber, Biblioteca Angelica, Chiesa San Giovanni Battista die Genovesi, Abendöffnung Caracalla Thermen

Wirklichkeit: In der Via Nationale sprangen wir in einen der zahlreichen Busse in Richtung Largo Argentina, nicht ohne zu bemerken, dass die grüne Villa Aldobrandini, die so schön über der Via Nazionale thront , geschlossen war wegen Bauarbeiten.


Das römische Verkehrsaufkommen ließ auch an diesem Tag wieder keine Wünsche offen, weder auf dem Asphalt noch am Himmel.

Trotz zahlreicher Absperrungen überall machten wir uns auf verschlungenen Wegen auf,


denn heute fand eines unserer auserkorenen Ziele seine Bewunderer, Pecorella und Nihil.
Eine unserer wenigen geplanten Unternehmungen, die auch tatsächlich sofort umsetzbar und ansehbar waren:

Gleich am Morgen ging es in den wunderschönen Chiostro von Santa Maria Sopra Minerva. Endlich ist er nicht mehr nur exklusiv an wenigen Tagen und mit Führung offen, sondern täglich ( außer Sonntags) von 9:00 – 13:00 Uhr. Es wird lediglich um eine Spende gebeten, die wir gerne entrichteten. Ein wirklich wunderschöner Kreuzgang, in dem wir viel Zeit verbrachten.


In einer Ecker des Kreuzgangs gesellten wir uns zu den auf den Stühlen schlummernden Katzen und überlegten, wer wohl die vielen geköpften Märtyrer sind, die sich da in bester Gesellschaft von Nymphen, barbusigen Fantasiewesen und sonstigen farbenfrohen Grotesken die Wände und Decken des Kreuzganges teilen.


Auch Pecorella entdeckten wir in äußerst misslicher, aber wahrscheinlich verdienter Lage.


Danach machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Santa Maria Sopra Minerva. Nihil fand das Phänomen der Zettelwirtschaft um die heilige Katharina von Siena beeindruckend. Und es ist soooo beeindruckend die wunderbare Carafa-Kapelle mit ihrer nun ständigen Beleuchtung. Die neue Beleuchtung trägt sehr zur “ Beruhigung” bei, statt dem Gerenne und Geraschel, um den Münzapparat zu füttern.

Die so bei ihr verbliebenen Münzen fütterte Nihil in den Kerzen-Nachschub , mit der Bitte, den vor dem Tore lauernden Schal-Laden aus unserem Orbit zu entfernen oder wenigstens geschlossen zu halten. Aber es gab kein höheres Einsehen in die Qualen und Begehrlichkeiten der niederen Erdbewohner. Wie von einem Magnet wurden Nihil und Pecorella doch tatsächlich in den schönen Schal-Laden Bamboo hineingezogen. Gegen die Reize des Schaufensters und dahinter waren wir macht- und willenlos.


Um je einen Schal reicher, verließen wir wieder den Laden. Und dabei (Spoiler) sollte es nicht bleiben.

Es war nun schon reichlich spät geworden und wir mussten uns sputen, die Biblioteca Angelica noch vor ihrer Schließung um 13:00 Uhr zu erreichen. Beeindruckend und so still im sonst so rappeligen Rom. Wirklich eine wunderschöne Bibliothek und Oase.


Bei einem kleinen Mittagspäuschen in einem unserer vielen Lieblingscafes, sendeten wir Grüße an daheim gebliebene liebe Foristi,


danach ging es über den Tiber nach Trastevere. Wie immer , wenn sich Pecorella und Nihil in den Schönheiten Roms verlieren, reichte die Zeit mal wieder nicht mehr aus, einige Kirchen am Wegesrand zu besuchen. San Giovanni Battista dei Genovesi hatte längst geschlossen und natürlich finden dort zur Zeit Bauarbeiten statt, weshalb auch der Kreuzgang für die Öffentlichkeit geschlossen ist.

Wir schlenderten weiter zur Santa Maria dell’Orto, einer “ proletarischen" Kirche.


Die wohl einzige römische Kirche, die nicht mit dem Geld der Kirche, sondern auf Kosten der zahlreichen Händlern gebaut und ausgeschmückt wurde. Die sogenannten Pizzicaroli war eine Zunft von Lebensmittelhändlern, deren Spuren man überall in der Kirche findet. Die Zünfte hatten die auch heute überall gut lesbaren Namen: Ortolani (Gemüsebauern) Pizzicaroli (Wurstwarenhändler) , Fruttaroli (Obstbauern, Molinari (Müller) Vermicelli (Nudelhersteller) Scarpinelli (Schuhmacher), Barila (Fassmacher) Besonders sind Mosciarellari, die Kastanienhändler.


Die Mosciarella ist eine für Rom und Umgebung typische getrocknete Kastanie und ältere Italiener geraten ins Schwärmen, denn früher hatte jeder in seinem Bezirk seinen heißgeliebten Masciarelli bzw. Caldarrostaio, also seinen persönlichen Kastanien-Röster. Mittlerweile wurde diese Tradition weitestgehend von Einwanderern übernommen, die im Centro mit kleinen mobilen Ständen die gerösteten Kastanien verkaufen.

Nach diesem netten Zunftkirchlein zogen wir uns für´s erste in unsere Casa zurück und gönnten den qualmenden Füßen ein Ruhepäuschen. Denn am Abend würden wir kaum die Gelegenheit finden, die Füße in den Thermen des Caracalla zu kühlen, wohin wir zur außergewöhnlichen Nachtöffnung

“ La Notte e lo Specchio” erwartet wurden.

Die Führung versprach Unwiderstehliches für Leute, die in Rom schon viel gesehen haben, nämlich die Geheimnisse der Caracalla-Thermen nach Sonnenuntergang, dazu Orte zu besichtigen, die tagsüber nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, wie die unterirdischen Gänge und Öfen und das Mithräum, das größte erhaltene in Rom. In Rom steht ja doch vieles in XXL herum.


Der Specchio d'acqua, der große neue Brunnen mit seinen Licht-, Wasser- und Dunstspielen reicht zwar bei weitem nicht an die Ausmaße der caracallischen Planschereien vor 2000 Jahren heran, aber trägt wirklich zur atmosphärischen Verdichtung bei. Die Reflexe der beleuchteten Ruinen im Wasser, dann die farblich wechselnden Wasserfontänen und schließlich eine Sprühnebelwand waren beeindruckend.


Wir bekamen eine tolle Führung auf Italienisch, wobei die Führerin mit einer, den Italienern angeborenen, rasenden Geschwindigkeit sprach, dies allerdings so deutlich und humorvoll, sodass wir tatsächlich das meiste problemlos verstanden.

Glücklich einen Platz bei der recht begrenzten Anzahl der Buchungen ergattert zu haben fuhren wir zurück in die Unterkunft.
 
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Endlich ist er nicht mehr nur exklusiv an wenigen Tagen und mit Führung offen, sondern täglich ( außer Sonntags) von 9:00 – 13:00 Uhr.
Was für eine gute Nachricht! Der Kreuzgang steht schon seit längeren auf meiner Liste. Es macht mir wieder viel Freude, euch auf euren Wegen in Rom zu folgen und freue mich auf weitere Erlebnisse.
 
Lieber Padre

Der Besuch des Kreuzganges von S. Maria sopra Minerva ist ein so wunderschönes Geschenk, auch der Ruhe und Musse, im quirligen Rom. Da der Zugang so unbemerkt in der Ecke liegt, wird er auch gerne von Touris übersehen. Es waren jedenfalls mehr schlafende Katzen im Kreuzgang als Besucher. Wobei....Besucher gab es schon in Form von Krähenvögeln, die den Katzen dreist das Futter aus den Näpfen stahlen.
 
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Liebe pecorella und Nihil,
einfach wunderbar, was ihr bisher gesehen habt. Meine 4 Tage im Dezember sind zwar schon komplett verplant, aber laut eurer Überschrift ... ;)
Musstet ihr die Caracalla-Thermen und den Kreuzgang vorbestellen?
Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Erlebnisse.
 
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01.11.24

Plan: Palazzo Pallavicini Rospigliosi, Tivoli Villa Adriana oder Ostia Antica, Campo Verano, vielleicht auch noch Campo Santo, beide zu Allerheiligen ein Lichtermeer

Wirklichkeit: Um 10:00 Uhr sollte der Palazzo Pallavicini seine Tore öffnen, dies macht er immer am 1. eines Monats und man kann das Casino dell’Aurora Pallavicini besuchen. Wir schafften es tatsächlich ohne allzu große Umwege pünktlich dorthin. Allerdings nicht ohne ein von Nihils geliebten Laternen-Fotos.


Dort trafen wir auf ein Grüppchen Gleichgesinnter, denn den Feiertag nutzten viele Römer, um in den sonst fest verschlossenen
Palazzo zu gelangen. Zu unserem Bedauern gibt es dort ein Fotografierverbot, denn der Ort wird sowohl privat als auch administrativ genutzt.

Auch der attraktive Garten blieb dem Schaf verschlossen, auch wenn es gerne ein bisschen am frischen Rasengrün geknabbert hätte. Ein Paar Adler, auf Gestellen angeleint , bewachten die Anlage. Auf Nachfrage erklärte uns der Aufseher, dass man so die Möwen und Tauben aus dem Garten ferngehalten würde. Und vorwitzige Schafe…...

Erbaut wurde der Palazzo über den Ruinen der Terme di Costantino, für Scipione Borghese, ein Schöngeist, der die die schönen Künste liebte und diese gerne förderte. Entworfen wurde er von einem flämischen Architekten mit dem, für Italiener wenig wohlklingenden Namen Jan van Santen, kurzerhand machten die Italiener Giovanni Vasanzio daraus.

Den Namen hat der Pavillon von dem wunderschönen Deckenfresko, die Aurora von Guido Reni.
Während Apoll auf dem Sonnenwagen sitzt, schwebt Aurora vor dunklen Wolken durch die Luft und streut Blumen. Zur besseren Betrachtung und Schutz vor Verrenkungen ist extra ein Spiegel aufgestellt. Leider war dieser sehr begehrt und die Due Pazze mussten in einer wenig nackenschonenden Position die Schönheit der Aurora betrachten.

Zum Glück bietet das WWW ein schönes Foto der Aurora und auch Infos zu Guido Reni.



Nun standen schwerwiegende Entscheidungen an. Villa Adriana oder Ostia Antica? Die Wahl fiel bei Traumwetter auf Ostia Antica.

Eine kurze Rast in Nihils Lieblingsbar "Cafè Piramide" entlastete Nihils Koffeintief und füllte den Rucksack mit Leckereien für den anstehenden Ausflug. Natürlich zuerst mit "Lo scontrino alla cassa".


Unterwegs änderte Pecorella schnell nochmal den Plan, denn sie wollte jetzt unbedingt vor den Ruinen auch noch das Borgo von Ostia Antica anschauen. Eine gute Entscheidung, denn auch das Castello di Giulio II war zu besichtigen.

So drehten wir zunächst unsere Runde und fanden heraus, dass auch das hübsche Borgo nicht vom Tourismus verschont geblieben ist. Es gibt dort Ferienwohnungen, die zweifelsohne ihren Charme haben, aber auch das alte Dorfleben funktioniert noch.


Entstanden ist es im 9. Jahrhundert um eine christliche Basilika. In der heutigen Form, mit Stadtmauer und Burg wurde es im 15. Jahrhundert erbaut. Durch den nahen Tiber hatte der Ort eine wichtige Funktion , von dort wurde der Schiffsverkehr auf dem Tiber überwacht. Als 1557 durch eine schlimme Flut der Tiber seinen Lauf änderte, entstanden Sümpfe und es gab schlimme Malaria-Seuchen,
weshalb Burg und Dorf aufgegeben wurden.

Natürlich verloren wir unsere wichtige Studie über die Dekorationsmöglichkeiten der Wäscheleinen nicht aus den Augen.

Nach dem hübschen Borgo besuchten wir das Castello Giulio II. Erbaut ab 1483 im Auftrag von Kardinal Giuliano della Rovere, damals noch Bischof von Ostia und später Papst Giulio II, durch den die Anlage zu ihrem Namen kam. Wir erklommen eine sehr ausladende monumentale Treppe, bestaunten die umlaufenden Kasematten und die hübsche Aussicht auf das Borgo und Ostia Antica.


Als man dort im 19. Jahrhundert mit den Ausgrabungen in Ostia Antica begann, diente das Castello Giulio II sogar als Gefängnis, die Gefangenen wurden zur Zwangsarbeit bei den Ausgrabungen eingesetzt.

Danach ging es nach Ostia Antica. Wir taten es den Römern gleich und genossen, wie so viele, ein Picknick am Rande der alten Steine. Wir kannten Ostia Antica beide gut und so beschlossen wir auf dem riesigen Gelände einfach einen schönen Spaziergang, bei sommerlichem
Wetter zu machen. Natürlich nicht ohne dies und jenes abermals zu fotografieren.



Das Kombi-Ticket für 8 Tage zu 18 Euro klingt erstmal teuer, ermöglicht aber den jeweils einmaligen Besuch aller Stätten des Parco archeologico di Ostia Antica.

Bald schmerzten dann doch die Füße und Pecorella ließ sich müde auf einem alten Stein nieder, zwei Kätzchen hatten sich ebenfalls zur Siesta gebettet und genossen die letzten Sonnenstrahlen.


Pecorella wollte unbedingt noch zu den Thermen der Sieben Weisen. Wahrscheinlich mit dem Hintergedanken, dass eine kleine Abkühlung im Frigidarium, der von Hadrian erbauten Therme, dem Schwimmschaf neue Kräfte geben würde. Nihil kannte die Thermen noch nicht und so stapften wir trotz müder Beine nochmals los und fanden, dass sich der Aufwand gelohnt hatte. Obwohl das Schaf wegen fehlender Schwimm-Möglichkeit trocken bleiben musste.


Auf dem Rückweg fuhren wir bereits in den Sonnenuntergang hinein und trotz müder Beine ( Nur die Harten kommen in den Garten), schafften wir es noch zum Campo Verano, zwar war er noch geöffnet, aber 30 Minuten vor Schließung ließ man auch bettelnde Schafe nicht mehr hinein. Was für die Due Pazze wohl auch besser war, denn sie finden ja nie ein Ende bei ihren Entdeckungen.
Wahrscheinlich hätten sie sich im zauberhaften Lichtermeer des Campo Verano verlaufen und dort ihr Nachtquartier aufschlagen müssen.

So blieb es bei einem Foto durch den Zaun.


Der Plan sah nun vor, nach San Lorenzo in eines unserer Lieblingslokale einzufallen, blöde war nur, dass es für den Friedhof zu spät und für das Lokal noch zu früh war.


Hier in San Lorenzo ist man wirklich in Rom, vor 19:00 Uhr öffnet dort kein Lokal, eher 19:30 Uhr. Wir reservierten weise, überbrückten die Wartezeit mit einem Bummel und wohlverdientem Aperol in der Belli Bar, leider
ohne Simone anzutreffen, den flirtenden Kellner. Auf ihn hatte gerade Nihil gehofft, hatte er doch vor einiger Zeit mit ihr hinreißend geflirtet.

Vorgeglüht und leicht beschwingt durch den kräftigen Aperol Spritz bummelten wir zur Osteria „A piedi pari“ in der Via dei Volsci. Italienischer und wohlschmeckender konnte unser Abendessen nicht sein . Auch der Preis im unteren Niveau spricht für das Lokal und das
Publikum wie alteingesessene römische Familien und den Studenten.

Zufrieden und sehr satt fuhren wir mit dem Bus Richtung Unterkunft.
 
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Es tut so gut, heute bei leichtem Schneefall und grauem Himmel euren so schön bebilderten Tagestouren durch Rom (und Ostia antica) folgen zu können. Besten Dank fürs Mitnehmen! Gerne warte ich mit Spannung auf das, was ihr in Rom wieder entdecken werdet.
 
Liebe @Romitis , @dentaria und @Pasquetta ,

vielen Dank für eure Rückmeldungen!

Ich bin gespannt wohin ich euch noch begleiten darf.

Und wir freuen uns, dass du uns durch Rom und Umgebung begleitest.

Es tut so gut, heute bei leichtem Schneefall und grauem Himmel euren so schön bebilderten Tagestouren durch Rom (und Ostia antica) folgen zu können.

Hier schneit es auch. Vor gerade mal 2 Wochen waren wir noch bei sommerlichen Temperaturen in Rom unterwegs. Wir freuen uns, dass du mit uns auf Entdeckungsreise gehst.

Die Fotos sind ein Traum und wenn ich nicht irre, einmalig hier im Forum.

Ob sie einmalig sind weiß ich nicht, aber das Borgo ist wirklich sehr hübsch anzusehen. Hier noch ein kleiner Nachschlag. Alle Fotos im Bericht unter zu bringen würden diesen sprengen.

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Es wirkt nicht wie Rom, sondern eher wie ein kleiner mittelalterlicher Flecken irgendwo in der Toskana.
Herzlichen Dank für die weiteren traumhaften Bilder.
 
02.11.24
Plan: Führung im Convento Trinità dei Monti, Villa Borghese, Loggia dei Vini, Prozession der Sacconi Rossi auf der Tiberina

Wirklichkeit: Es war Brückentag und Rom vollkommen überfüllt. Für 10 Uhr hatten wir eine Führung im Convento Trinità dei Monti gebucht und wir versuchten pünktlich und ohne große Umwege unser Ziel zu erreichen. Aber wie es so ist, wenn die Due Pazze losziehen, sie finden immer etwas, was unbedingt fotografiert werden muss. Man war ja noch nicht so oft in Rom.

Da wir schon wieder die Zeit vertrödelten mussten wir uns für ein Verkehrsmittel entscheiden, dass uns nun rasch zur Piazza di Spagna bringen würde. Wir hatten die Qual der Wahl


Wir schafften es pünktlich zur Führung im Convento. Gründer des Ordens der Minimi war Francesco di Paola, der hier natürlich allgegenwärtig ist. Auch hier hatten wir Glück mit unserer italienischen Führung und konnten das meiste verstehen.


Die Führerin ratterte die Jahreszahlen in atemberaubender Geschwindigkeit herunter, was Pecorella arg in Bedrängnis brachte, braucht sie doch zum Verstehen einer Jahreszahl genauso lange wie für lange Sätze. Sie beschloss, die Jahreszahlen einfach zu überhören. Schließlich erschließen sich ja aus den Gemälden und dem Baustil eine grobe Zeitspanne. Und wir kamen ja für das Große-Ganze, die paar Details kann man nachlesen.


Die Führung dauert fast 1,5 Stunden und ist sehr umfangreich. Besonders sehenswürdig waren sicherlich die beiden Korridore, die von Mönchen des Minimi- Ordens geschaffen wurden.


In den senkrechten Korridoren malten die Minimi zwei Anamorphosen an die Wände. Die Fresken Verändern durch einen optischen Effekt je nach Blickwinkel ihr Aussehen. Und plötzlich sieht man Personen in Landschaften, die vorher aus der Ferne vielleicht eine Falte eines Gewandes bildeten.

Auf dem Weg zwischen den beiden Anamorposen befindet sich eine Sonnenuhr. Ein kleiner Spiegel an einem Fester reflektiert das Sonnenlicht und eine leuchtende Kugel bewegt sich über Tag an der Wand.


Zum Abschluss ging es in die Capella di Mater Admirabilis und unsere Führerin verriet uns, dass vor dem Bild der Madonna dei Gigli die unglückliche japanische Kaiserin Masako gebetet hat. Wir waren sehr verwundert, verbindet man doch Japan eher mit Shintu oder Buddhismus, doch dann kam die Erklärung. Die Liebe der Kaiserin zu allem Französischen stammt aus ihrer schulischen Ausbildung, denn sie besuchte die Privatschule“ Den’enchōfu Futaba“ in Tokio.


Bisher lief der Tag nach Plan. Allerdings war es durch den Feiertag und somit auch langem Wochenende, fürchterlich voll in Rom. Ein Blick in die Via die Condotti…. und Nihil und Pecorella beschlossen zu flüchten. Trotz Menschen-Mengen schafften wir es in die Via Sixtina, allerdings nicht auf dem überfüllten Bürgersteig, wo wir uns an der Bar mit demselben Namen mit einem Cappuccino stärkten.

Eine der wenigen Bars ohne“ Scontrino alla cassa“, übrigens. Feine, saftige Tramezzini für unser Picknick eingekauft und dann mäanderten Pecorella und Nihil zu einer Bushaltestelle in der Via Veneto.


Der Bus entließ uns gleich bei einem bekannten Landsmann und wir


taten wir es manch genervten Römer gleich und machten einen schönen, entspannten Spaziergang durch den Park, verzehrten unser mitgenommenes Picknick im Schatten bei einem plätschernden! Brunnen,


bevor wir weiter zur gerade wieder eröffnete Loggia dei Vini zogen.


Dort gab es trotz des Namens leider keinen Weinausschank. Nur das Deckenfresko zeigte, wie bukolisch es in früheren Jahrhunderten zugegangen ist. Der Wein wurde aus der angrenzenden Grotte geholt. Gut , dass diese fest versperrt war, sonst wäre Nihil dort hinein auf der Suche nach Alkoholischem.


Erbaut wurde die hübsche Loggia von 1612 – 1618 von Scipione Borghese, unterirdische Gänge führten zu den Küchen des Casino Nobile in der nahen Villa Borghese.

Quelle und noch mehr Infos findet ihr hier:


Wir verbrachten einen schönen Nachmittag in der Villa Borghese, Pecorella war ganz begeistert über die hier ausrechend vorhandenen Weidemöglichkeiten und galoppierte aufgeregt von Ort zu Ort.

Aber nicht immer erfolgreich…den die Giardini segreti , die das Schaf gerne geknabbert hätte, waren verschlossen, trotz anders lautenden Meldungen. Aber was man durch den Gartenzaun so sehen konnte, waren sie auch keine Augenweide. Das Unkraut stand kniehoch. Also eigentlich bestens geeignet für ein hungriges Schaf. Pecorella hätte hier nur zu gerne für Ordnung gesorgt.


Hinter all den Giardini segreti kam aber dann doch noch der neu angelegter Gartenteil des vierten Giardini segreti, der Giardino delle Erme zum Vorschein. Leider mit einem großen, trockenen Brunnen.

Für Abends hatten wir noch ein von Pecorella schon lange ersehntes Event auf dem Programm, aber da standen vorher noch ein paar Kleinigkeiten an. Aber erstmal standen wir , gefühlt eine Stunde , in der Via Pinciana und warteten auf den Bus….irgendwann nur noch auf irgendeinen Bus, aber keiner wollte kommen. Dann endlich, als wir schon beschlossen hatten, uns querfeldein in verkehrstechnisch günstigere Umgebung zu schleppen, kam ein Minibus um die Ecke.

Nach kurzer Pause ging es dann auf den Colle Oppio. Nihil wollte den Sonnenuntergang am Colosseum ablichten. Das hatten sich auch ganz viele andere gedacht.


Aber dann wurde es Zeit für unser Abendevent: die Öffnung der Krypta der Sacconi Rossi auf der Tiberinsel. Um dort hinzugelangen, nahmen wir den Bus. Er war berstend voll und selbst für erfahrene Atac-Touristen unerträglich. Wir beschlossen, gleich bei der nächsten Station wieder hinaus zu springen.

Um Abzukürzen nahmen wir flott die Stufen hinter dem Kapitol : die Scale dell´ Arce Capitolina. Pecorella nahm diese besonders flott, denn es drückte die Schafsblase. Und während Pecorella das stille Örtchen des Cafes Caffarelli aufsuchte, vertrieb sich Nihil das Warten auf sie mit Fotos des Abendglühens auf der Piazzale Caffarelli.


Um 17:45 Uhr kamen wir auf der Tiberina an. Es wurde schnell dunkel. Mit uns schienen noch mehr Leute auf die Prozession zu warten, denn der Platz vor der Basilica San Bartolomeo all’Isola füllte sich mit Menschen, die genau wie wir, warteten. Einzig die Sacconi Rossi
kamen nicht.


Am 2. November, dem Allerseelenfest ,findet in der Kirche San Giovanni in Calbita , genau gegenüber von San Bartolomeo gelegen, im Gedenken an die im Tiber Ertrunkenen ein Gedenkgottesdienst mit anschließender Fackelprozession statt. Ein Kranz wird in die Fluten geworfen und anschließend wird die Krypta geöffnet, wo die Knochen der Verstorbenen fein säuberlich gestapelt sind.


Die Sacconi Rossi , die roten Säcke, werden sie im Volksmund genannt. Natürlich hat die Bruderschaft offiziell einen ganz langen erlauchten Namen. Im 17. Jahrhundert gegründet, kümmerte sich die Veneranda confraternita de ´devoti di Gesu Cristo al Calvario e di Maria
Santissima Addolorata um im Tiber Ertrunkene und Entsorgte, bargen die Leichen und sorgten für ein würdiges Begräbnis. Später lagerten sie die Knochen in der Krypta.

Diese Krypta öffnet für die Öffentlichkeit nur einmal im Jahr für ca. eine Stunde. Führungen sind äußerst selten zu bekommen.
Wir warteten fast eine Stunde, als ein Polizist kam, sah Pecorella ihre Chance, etwas über den Verbleib der Sacconi Rossi zu erfahren, doch auch er war ahnungslos. Dann verbreitete jemand die Info, dass die Prozession in diesem Jahr wohl erst am 30. November stattfinden soll.

Vielleicht scheuten die Sacconi Rossi das an diesem Wochenende übervolle Rom.

Tja, der Plan war leider gescheitert.

Bei einer Runde durchs Ghetto kamen wir am wirklich bemitleidenswerten
Schildkrötenbrunnen vorbei. Er wird restauriert, steht hinter einem schrecklichen Bretterverschlag und teilt sich sein Verließ auch noch mit einem Klohäuschen.

Santa Maria in Portico di Campitelli stand im Weg, war offen und wunderbar beleuchtet, so schauten wir hinein.


Auch die Fontana Campitelli bot im Abendlicht ein schönes Fotomotiv.


Einst stand die Fontana direkt vor der Kirche, war aber Erweiterungsarbeiten im Wege und so zog sie ein paar Meter weiter, was in Rom keine Seltenheit ist

Zurück in der Unterkunft trösteten sich die Due Pazze mit Pizza al taglio und einer Flasche Wein über das ausgefallene Event hinweg.

 
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Der Convento Trinita steht schon lange auf meiner Liste, aber bisher habe ich leider nie geschafft. Seit ich von den Sacconi rossi gelesen habe, finde ich diese Bruderschaft interessant. Sehr bedauerlich, dass ihr die Prozession nicht stattfand und ihr die Krypta nicht besichtigen konntet, dass wäre sicherlich ein Höhepunkt euer Reise gewesen.
 
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