Kein Einstieg durch die Mitteltür

[Gaukler]

«Non si entra dalla porta centrale». E sull'autobus è il caos

Kürzlich hat es ein Busfahrer auf der Linie 913 gewagt, den Einstieg durch die mittlere Tür konsequent zu verweigern, indem er sie an jeder Haltestelle schloß, sobald dort Fahrgäste ausgestiegen waren - und dabei stets rief: "Kein Einstieg durch die Mitteltür!"

(...) a ogni fermata, appena i passeggeri in uscita sono scesi, si ripete la scena: Gli sportelli si chiudono sulla faccia di chi provava a salire, gambe e braccia che restano intrappolate fra i cristalli, panico, proteste, insulti. E ancora il solito grido: «Non si entra dalla porta centraleeeee!»

Das (natürlich erwartbare) Ergebnis war Chaos; waren [kurzzeitig] eingeklemmte Arme und Beine; Panik; Protest; Beleidigungen.

An Bord des Busses ist Erstaunen das vorherrschende Gefühl: Aber was ist denn bloß los heute Morgen?!?

A bordo il sentimento che predomina è lo stupore. Ma che è successo stamattina?

Das Folgende gebe ich größtenteils nur auf Deutsch wieder; nämlich um der Falle des Vollzitats zu entkommen (und eine ganze Reihe von Foristi kann es ja auch im Original nachlesen bzw. verstehen):
Was ist diesem ketzerischen Busfahrer in den Sinn gekommen, diesem verrückten Paladin der Legalität? Unter den Fahrgästen entsteht eine Diskussion - aber mit leiser Stimme; denn der Savonarola am Lenkrad macht allen Angst. "Endlich einer, der auf Einhaltung der Regeln besteht." - "Ja, schon ... aber vorne und hinten kann man nicht einsteigen, weil da Leute stehen. Wie also soll man hineingelangen?" - "Das Ganze verursacht nur Zeitverlust; ich muss zur Arbeit!"

Dieser Busfahrer, der völlig unvorhergesehen auf wortwörtlicher Einhaltung des Reglements bestand, werde das ganze System zum Zusammenbruch bringen: als das Sandkörnchen, welches den gesamten Mechanismus blockiert.

Il conducente che in una bella giornata di ottobre ha deciso di punto in bianco, senza avvertire nessuno, di imporre il rispetto del regolamento Atac, è l’imprevisto che manda il sistema in avaria, il granello di sabbia che inceppa il meccanismo. Si sa come vanno queste cose: Si comincia così, e se non si sta attenti si finisce con gli autobus che arrivano in orario.

Denn man weiß ja, so der Verfasser, wie es in solchen Fällen geht: Hat man erst einmal damit begonnen und passt dann nicht höllisch auf, so endet man bei Autobussen, die pünktlich ankommen.

 

[Gaukler]

Auf der Linie 75 ist seit (mindestens) zwei Tagen ein solcher Bus im Einsatz.

Dass ich selbst damit gefahren bin, war ausserhalb der Rushhour; und auch sonst war da gerade mal nicht viel los. Darum war es noch einigermassen zu verkraften, dass jeder erst mittels seiner Fahrkarte die Schranke (hinter der Fahrerkabine; auf Hoehe der ersten beiden Sitzplaetze) oeffnen musste. Aber trotzdem erzeugte natuerlich auch das bereits eine merkliche Verzoegerung: Rd. ein halbes Dutzend einsteigende Fahrgaeste, auf die neue Regelung nicht gefasst, musste erst einmal in den Taschen nach dem Ticket kramen ... und waehrend dieser ganzen Zeit fuhr der Bus nicht weiter.

Auf der Mitteltuer solcher Busse steht in grossen Lettern aufgeklebt: DISCESA - und auf der Vordertuer: SALITA.

Ein weiteres Mal habe ich einen solchen Bus an einer Haltestelle (Carini/Bonnet) gesehen, als ich selbst nicht mitfahren wollte - und da ging der Einstieg nur darum ohne Hindernisse vonstatten, weil offenbar der Fahrer das System ausgeschaltet hatte. Jedenfalls zeigten die Lampen auf beiden Seiten der Schranke dauerhaft auf Gruen.

 

[Gaukler]

Auf der Linie 75 ist seit (mindestens) zwei Tagen ein solcher Bus im Einsatz.

Mittlerweile scheinen auf der 75 praktisch nur noch diese Busse zu verkehren. Jedenfalls habe ich gestern und heute nie einen anderen gesehen bzw. bin mit keinem anderen gefahren.

(...) die Schranke (hinter der Fahrerkabine; auf Hoehe der ersten beiden Sitzplaetze)

Zugleich wurden diese beiden Plaetze als off limits definiert: Die Fahrer lassen niemanden mehr dort sitzen.

 

[Gaukler]

Darum war es zu meiner Freude, als heute Morgen endlich wieder mal eine normale 75 angefahren kam (an Fratelli Bandiera, um genau zu sein).

 

[Gaukler]

... und seitdem habe ich keinen dieser "beschrankten" Busse mehr gesehen, vor allem nicht auf der Linie 75: Die Karawane - d.h. die Test-Einheit dieser Fahrzeuge - scheint irgendwohin anders weitergezogen zu sein.

Also mein Eindruck ist nach wie vor der: nicht praktikabel zu Stosszeiten. Und auch einige andere - offenbar roemische - Fahrgaeste habe ich das Gleiche sagen hoeren.