Bericht: Keep the Faith

Aurelia

Aedilis
Stammrömer
Also, nur schonmal vorweg: Hier wird nun ab morgen nach und nach mein Bericht zu meiner München-Fahrt letzte Woche entstehen. Versuche mich diesmal etwas kürzer zu fassen, war ja schließlich "nur" Deutschland...zumindest mehr oder weniger...;)
 
AW: Keep the Faith

Hallo und Moin, Moin Aurelia!

... na dann - hau in die Tasten !!!

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Keep the Faith

Hach Aurelia,
da bin ich gespannt was du in München erlebt hast.
Fast 10 Jahre lebte ich ich München ...
da wird man "betriebsblind"

Es ist eine phantastische Stadt ... hmmm
wenn man den derben Humor der wenigen Bayern versteht.
(trotzdem sind sie liebenswert)

ciao
Fabrizius
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Keep the Faith

Hallo Aurelia,
du machst es ja mal wieder richtig spannend! :]

Gruß vom wartenden gengarde
 
AW: Keep the Faith

Ich bin auch mal sehr gespannt - so ein klein wenig kenn' ich mich in München ja auch aus... ;)

(Zumal ja schon Brecht behauptete, das beste an Augsburg sei der Schnellzug nach München - was ich vehement bestreite...)

Herzlichen Gruß
Sven
 
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cellarius schrieb:
Ich bin auch mal sehr gespannt - so ein klein wenig kenn' ich mich in München ja auch aus... ;)
(Zumal ja schon Brecht behauptete, das beste an Augsburg sei der Schnellzug nach München - was ich vehement bestreite...)
Herzlichen Gruß
Sven

Hallo Sven,

wenn ich meinen Lebensraum zwischen Augsburg und München frei wählen könnte würde ich Augsburg vorziehen. München mag noch so schön sein, Augsburg hat mehr. Einige Jahre lebte ich in Schwabmünchen, da konnte ich Augsburg gut kennen lernen.

herzl. Grüsse
Fabrizius
 
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Sieh an, Schwabmünchen ;) - eine gute Freundin kommt daher.
 
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Als Wahlmünchnerin bin ich auch schon sehr gespannt. Vielleicht hast du ja ein paar gute Läden ausgemacht, die ich noch nicht kenne :)

Voller Spannung
Fortunata
 
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München 25. 05. – 29. 05. 2006

Donnerstag
Es war eine etwas unbedachte Entscheidung gewesen, an einem Feiertag eine Reise anzutreten. Anstelle in Frieden auszuschlafen, holte mich der Wecker aus dem Schlaf und schon um 7Uhr erprobte ich mich als letzter Fußgänger auf der Jagd nach einer Buslinie die um diese Zeit schon fährt. Am Bahnhof die erste Überraschung; ich traf auf einen entfernten Bekannten der mit seiner Frau auch auf den ICE nach Stuttgart wartete! Und ich dachte ich würde was besonderes machen!
Um 7.33h ging es punktgenau los, es war angenehm leer, ruhig und ich ließ mich von den Regentropfen an der Scheibe unterhalten. Ob es wirklich einzelne Tropfen gibt, die auf den Triebkopf fallen und durch die Fahrtgeschwindigkeit einmal komplett über den Zug getrieben werden?
Es lohnte sich kaum es sich gemütlich zu machen denn in Mannheim hieß es bereits umsteigen und auch dies klappte nahtlos. Nun machte sich auch bemerkbar das heute alle ins lange Wochenende aufbrachen, zum Glück hatte ich ja meinen Platz reserviert. In den ICE Gängen staute es sich, kleine Meutereien deuteten sich an und dieses Treiben beobachtend, freundete ich mich mit meinem Sitznachbarn an. Hierbei hatte es das Schicksal wirklich gut mit mir gemeint; selten einen so auf Anhieb sympathischen und unterhaltsamen Mann kennen gelernt. In dieser Begleitung ließen sich sogar die Angebote zum Kümmerling-Trinken vom Vatertagsclub gegenüber mit einem Lächeln ablehnen…von den Stationen bis Augsburg bekam ich praktisch nichts mit, so ins Gespräch vertieft war ich.
Ab Augsburg blieb mir gerade noch genügend Zeit dem mörderischen Mannemer Dialekt der Mädels hinter mir zu lauschen…
München Hauptbahnhof, auf die Sekunde genau. Mein Freund war laut SMS auch gerade am Flughafen in die S-Bahn gestiegen und ich ging in die Unterwelt um ihn dann irgendwann und irgendwo abzupassen. In der Zwischenzeit gab´s einen Kaffee, ich brachte es über mich tatsächlich „Semmeln“ zu bestellen und ließ die bayrische Metropole auf mich wirken. Man muß hier kurz ergänzen, dass ich vor 3 Jahren zum ersten Mal für 3 Tage hier war und vor 2 ½ Jahren auf einer Uni Exkursion dann noch mal für 7 Tage. Damals hatte München mir sehr gut gefallen, mal gespannt wie es mir diesmal ergehen würde…
Eine Stunde später war ich dann genügend komischen Gestalten aus dem Weg gegangen und konnte endlich die komischste aller Gestalten, meinen Freund, in Empfang nehmen ;-)
Wir kauften mir noch ein Tagesticket (das Münchner Ticketsystem ist meiner Meinung nach so kompliziert, dass es sich durchaus bewährte schon Tage vorher alles im Internet ausgelotet zu haben) und fuhren über den Marienplatz hin zur U3 Haltestelle „Brudermühlstraße“. Unser Hotel lag wirklich direkt vor der Station und freudig erspähte ich auch einen kleinen Tengelmann direkt gegenüber. An der Rezeption verwirrten wir mal wieder leicht mit unserem Sprachenmix, bekamen aber doch gleich unsere noblen Chipkarten ohne Aufdruck. Mein Gedanke war, dass wenn man so eine Karte bei einer Leiche findet, man ja gar nicht deren letzten Aufenthaltsort herausbekommen kann…zugegeben, manchmal habe ich komische Gedankengänge*lach.
Das Zimmer im 2. Stock war normal groß, frisch renoviert und sehr stylisch mit dunklem Holz und rotem Leder ausgestattet. Strom hatten wir zwar keinen (wir waren einfach zu doof um zu durchschauen, dass man für Strom die Karte neben die Tür stecken muß, schääääm) aber es gefiel mir in seiner Sauberkeit und Neutralität sehr gut.
Nach einer kleinen Verschnaufpause ging es wieder los; zu Fuß Richtung Zentrum denn gesessen hatten wir heute eigentlich genug. Schön den Feiertag am Rande der Stadt zu erleben, Ruhe, Gelassenheit und echtes Münchner Leben. Die Gegend ist für Hotelgäste sehr praktisch; Supermarkt, Drogerie, Bäcker, Metzger, Kiosk, Eisdiele, etc…
 
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Hallo und Moin, Moin Aurelia!

pridat.gif
... wann geht es denn weiter? Ich freue mich schon drauf!

Aurelia schrieb:
Strom hatten wir zwar keinen (wir waren einfach zu doof um zu durchschauen, dass man für Strom die Karte neben die Tür stecken muß, schääääm
... was aber neben der Stromversorgung den ungeheueren Vorteil hat, dass man immer weiss, W O die Chipkarte zu finden ist ...

Gruß - Asterixinchen :)
 
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Freitag
Endlich morgen, was war ich gerädert! Durch die Straßengeräusche hatten wir das Fenster zu und ich kann so einfach nicht gut schlafen. Alle 2 Stunden war ich wach und nun dankbar mich anzuziehen und zum Tengelmann zu gehen um uns mit dem nötigsten Einzudecken.
Da das Zimmer mit Geschirr, Besteck, Wasserkocher, Gläser, Tassen und Kühlschrank (alias Minibar) ausgestattet war, fiel es nicht schwer ein hübsches und gemütliches Frühstück anzurichten. Da heute das Deutsche Museum auf dem Programm stand, war gute Stärkung auch angeraten. Wir zogen uns am Automaten erneut eine Tageskarte und gelangten bei Nieselregen zur Museumsinsel.
Die Schlange war recht harmlos und nach 3 Minuten waren wir auch schon mitten im Geschehen. Darüber was mich hier erwartete, war ich eigentlich relativ unvorbereitet. Ich erinnerte mich an Versuche aus dem TV mit dem Faradayschen Käfig, sonst nix. Wir starteten bei den Schiffen und gerieten dann zu den Flugzeugen; der Ausstellung, die mich rückblickend eigentlich noch am ehesten interessierte. Ich bewunderte die Raumkapsel von Sigmund Jähn („Good-Bye Lenin“ lässt grüßen) und possierte neben Fahrwerken und Starfightern. Ich weiß schon, warum ich beim „Spiel des Lebens“ meist Pilot sein möchte!
Es ging konzeptlos weiter zur Physik (ich habe dieses Fach noch nie verstanden und verstehen wollen) und den Musikinstrumenten. Dort gab es ein Teremin!!! Ein Instrument bei dem man durch rumfuchteln in Magnetfeldern Klänge erzeugt…lustig dies mal auszuprobieren nachdem ich davon bisher nur in Musikwissenschaft gehört hatte. Es folgten Stoffproduktion, Fotoapparate, Astronomie (leider nicht Astrologie ;-)), Spielzeug, Glas, Bierbrauen, Almhütte, etc., etc… die Käseproduktion ist etwas das mich irgendwie zu verfolgen scheint und die logischen und interaktiven Spielzeuge führten mir meine naturwissenschaftliche Unfähigkeit nur einmal mehr vor Augen.
Nach ungefähr 4 Std. stand mir dann nicht mehr der Sinn nach Bergwerk sondern nach Frischluft und Nahrungsaufnahme. Ich bin mir durchaus bewusst einem der Highlights einer jeden München-Reise hier nur sehr unzureichend Tribut gezollt zu haben, aber: Ich habe mir Mühe gegeben, ich habe einen Eindruck gewonnen, ich habe mich gefreut über die Begeisterung meines Freundes beim Anblick von Maschinen, ich kann mein Kreuz machen und sagen „Gesehen“, doch wiederkommen werde ich eher nicht. Ich hatte nun mal 0Punkte in Mathe und nur unwesentlich mehr Gnadenpunkte in Chemie und Physik; der Anblick eines Webstuhls und einer Backsteinmaschine versetzt mich leider nicht in Ekstase…
Ich vertraute auf mein Gedächtnis (immer gefährlich) und lotste uns am Gasteig vorbei Richtung Innenstadt. Nach einem kleinen Fußmarsch betrachtete ich mein Unterfangen als gescheitert und am Wiener Platz stiegen wir in die Straßenbahn Richtung Stachus. Die Gegend hier hatte ich vorher noch nie richtig gesehen, hier gefiel es mir! Und die vertrauten Orte meiner letzten Münchenreise, das „Melody“ und die Muffathalle waren auch alle noch da*seufz.
Am Stachus herrschte dann Brückentagshochbetrieb; wir bummelten durch den Spielzeug-Obletter (es gibt den tollen „Stoibär“ von Steiff nicht mehr!!! Skandal!!!), Hugendubel und machten in der Sendlinger Straße bei Starbuck´s Halt. Tat das gut, echter Kaffee, Marmorkuchen, schööön.
Zurück im Hotel blieb genügend Zeit sich auszuruhen, „frischzumachen“ und die Vorräte beim Tengelmann aufzufüllen. Um halb sieben ging es entsprechend angehübscht Richtung Odeonsplatz und Staatsoper um dort „Giselle“ zu sehen. Ein zugegeben altbackenes Stück Ballettgeschichte aber immerhin in diesem wirklich traumhaft schönen Theater. Gut, dass wir diese Einstellung hatten, denn unsere Plätze im 2. Rang erwiesen sich als super um zu sehen und gesehen zu werden aber als schlecht um das Bühnengeschehen zu verfolgen. Zu deutsch: Wir sahen zwar wer auf den Plätzen von Ludwig II. saß, aber nicht wer tanzte. Ich wusste anhand der Musik welche Schritte gerade getanzt werden, doch der Rest entging uns völlig. Schade, aber nicht zu ändern. Die Räumlichkeiten und die Kronleuchter entschädigten für einiges. Außerdem hatte ich hier endlich Gelegenheit meine neuen tollen schicken Schuhe anzuziehen und das machte mich froh (etwas Oberflächlichkeit muß ja auch mal sein).
Wir waren um 22.30Uhr wieder im Zimmer und nutzten den tollen Roomservice. Im Restaurant orderte ich eine Pizza 4 Jahreszeiten und Linguine mit Sahnesauce und 15 Minuten später stand unser Essen doch tatsächlich bei uns auf dem Tisch; das nenne ich Service! Und auch noch zum ermäßigten Preis!!! Es schmeckte sehr gut und mit dem Essen kam auch die ausreichende Trägheit um mit Bierflasche in der Hand völlig stillos der MTV Reportage über die schönsten Liebeslieder folgen zu können…bis die Lider schwer wurden…
 
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:thumbup: Danke für den tollen Bericht! Mach' dir keine Gedanken über makabere Gedanken wie bei den Zimmerkarten, die durchblitzen mich auch schon mal (wahrscheinlich haben wir zviel Fernsehen gesehen :] )


Aurelia schrieb:
...ich habe mich gefreut über die Begeisterung meines Freundes beim Anblick von Maschinen, ich kann mein Kreuz machen und sagen „Gesehen“, doch wiederkommen werde ich eher nicht. Ich hatte nun mal 0Punkte in Mathe und nur unwesentlich mehr Gnadenpunkte in Chemie und Physik; der Anblick eines Webstuhls und einer Backsteinmaschine versetzt mich leider nicht in Ekstase…
Ich hab's auch noch nie im Ganzen geschafft, obwohl es mich schon begeistert. Aber das Deutsche Museum ist nun einmal ein Technik-Museum, wie ich einmal 'schmerzhaft' feststellen musste, als ich unbedingt die Mumien sehen wollte.... Mein Freund: "Hier gibt es keine Mumien." Ich: "Aber ich hab sie doch selber gesehen als ich mit meiner Klasse hier war!" "Aber glaub mir, hier sind keine Mumien ausgestellt!" "Doch! Ich bin mir ganz sicher!" "..." Tja, es kam dann heraus, dass die Mumien natürlich im Britischen Museum in London waren.... :blush:


Aurelia schrieb:
Ich vertraute auf mein Gedächtnis (immer gefährlich) und lotste uns am Gasteig vorbei Richtung Innenstadt. Nach einem kleinen Fußmarsch betrachtete ich mein Unterfangen als gescheitert und am Wiener Platz stiegen wir in die Straßenbahn
Schade, da bist du einfach exakt in die gegenteilige Richtung gelaufen, da wärt ihr am Isartor gewesen. Aber Stachus war ja dann eigentlich viel besser, oder?

LG
Fortunata
 
AW: Keep the Faith

Hallo und Moin, Moin Aurelia!

Wieder einmal ein schön zu lesender Bericht - Du schreibst sehr lebhaft!

Gruß - Asterixinchen :)

PS. Du würdest mir persönlich einen riesengroßen Gefallen tun, wenn Du ein paar Absätze einfügen würdest - dann kann man es etwas besser lesen ........
 
AW: Keep the Faith

Samstag
Früh ging der Wecker und ich hatte schon wieder schlecht geschlafen unter diesem Brutkasten von Bettdecke. Aber keine Müdigkeit vortäuschen; um 8.44h ging unsere Regionalbahn nach Salzburg. Es blieb noch genügend Zeit um zu frühstücken und sich mental aufs Ausland vorzubereiten. In der Bahn erwartete uns dann eine bunte Nationalitätenmischung und in geruhsamen Getucker bewegten wir uns auf die Grenze zu. Plötzlich sah ich lauter Ortsschilder die ich sonst nur aus Erzählungen kenne. Berchtesgarden, Freilassing, Innsbruck, Chiemsee; alles Phantome aus Urlaubserinnerungen anderer, jedoch nichts was sich aktiv in meinem Gedächtnis befände. Ich erwartete natürlich sofort zu sehen, wenn wir in Österreich sind aber na ja…eigentlich waren es durchgängig nur Wiesen, Berge und Häuser mit zu groß geratenen Dächern. Als Polizei in Zivil durchkam um Stichprobenkontrollen durchzuführen, zuckte ich kurz zusammen da meine Intelligenzbestie von Freund natürlich keinen Pass mit sich führte. Ich sah mich schon in einer Zelle in bayrischem Hinterland aber irgendwie kamen wir dann doch unspektakulär in Salzburg an.
Dies sollte also die Bühne der Welt sein…hmmm…ich sah eine Fabrik, einen IKEA und viele hässliche Nachkriegsbauten. Am Bahnhof erstanden wir, nachdem wir die Tourist-Info gefunden hatten, eine Salzburg Card für 20Euro die es uns ermöglichte unser restliches Tagesprogramm weitgehend kostenlos zu gestalten. Angefangen mit der Busfahrt ins Zentrum; vorbei an bekannten Namen wie dem Mirabellgarten oder dem Mozarteum. An der Salzach stiegen wir aus und gingen direkt in die Getreidegasse und standen auch schon direkt vor Mozarts-Geburtshaus. Ich hatte ja erwartet vor lauter Menschenmassen dort nicht herein zu kommen aber es hielt sich eigentlich in Grenzen. Das sehenswerte in diesem Haus jedoch auch, kostenlos war es interessant z.B. einen wunderschönen Ring von Mozart zu Gesicht zu bekommen, aber 6 Euro wäre mir das eigentlich nicht wert gewesen. Auch das englische System der perfekten Merchandisingabteilung ist bis hier noch nicht durchgedrungen. Ich wollte mein Mozart-Interesse nämlich gerade mit dem Kauf einer Biographie unterstützen doch so was ist dort nicht käuflich zu erwerben, seltsam.
Weiter ging es Richtung Residenz, kurze Stippvisite bei einem winzigen H&M und dann in den Dom. Der hat mir wirklich gefallen mit seiner ausgewogenen Gestaltung und wir rasteten ein wenig. Auch faszinierend wenn man bedenkt, dass hier jedes Jahr der „Jedermann“ stattfindet…mit der Bahn ging es in Schallgeschwindigkeit hoch auf die Festung Hohensalzberg die einen schönen Ausblick bietet, sonst aber auch nicht viel.
Wir standen relativ lange an um an der Audio-Führung teilnehmen zu können (ich habe Finnen getroffen! Fast so gut wie Elben sehen*lach), rentiert hat sich nur der Ausblick vom Dach herunter. Als wir wieder unten waren, öffnete der Himmel seine Pforten und wir warteten noch etwas in Europas größtem Bernsteinladen (wieso Bernstein hier!?! Weiter kann das Meer doch kaum entfernt sein!?).
Wieder in der Getreidegasse und der Judengasse staunte ich über die Käthe-Wohlfahrt-ähnlichen All-Jahres-Weihnachts-Läden die hier weihnachtliche Ostereier verkauften. Ja, gut das es so was auch gibt…das legendäre Café Tomaselli war natürlich voll besetzt bei diesem „Schnürlregen“ und so langsam wollte ich einfach nur einen Kaffee und eine Pause von Österreich. So langsam rannte uns auch die Zeit davon; die Salzburg Card ist super, das System funktioniert einwandfrei und einfach, aber die meisten Sehenswürdigkeiten schließen bereits zwischen 16-17h. Entspannen kann man erst wieder wenn man weiß die 20Euro bereits voll ausgereizt zu haben.
Wir schafften es damit leider nicht mehr in die Stiegl Erlebnisbrauerei (dort hätten 2 Gratis Bier auf uns gewartet!) sondern „nur noch“ in die Prunkräume der Residenz. Die waren auch eine willkommene Abwechslung zum Regen draußen; außerdem hatten wir 1A Sicht auf das Großereignis das just heute in Salzburg ausgetragen wurde. Alle freiwilligen Feuerwehren Österreichs hatten sich hier in Galaunifom (die für meinen Geschmack zu braun sind und vorsichtig ausgedrückt aussehen als haben sie schon 60Jahre auf dem Buckel) und Standarte versammelt. Wahnsinn…inklusive gepanzerter Wagen vom Flughafen Salzburg!
Ich weiß nicht ob es an mir oder an Österreich liegt, aber irgendwie schaffen sie es jedes Mal wieder mir Angst zu machen. Aber egal, Residenz: Ich sah viele Hinweise auf die Amtszeit von Hieronymus Fürsterzbischof (mein Lieblingszungenbrecher) von Colloredo. Der ist den Musical Freunden unter uns als Uwe Kröger´s Rolle in „Mozart!“ bekannt. Damit hatte ich meinen Bezug zur Residenz gefunden und war zufrieden.
Draußen warf ich einen letzten sehnsüchtigsten Blick aufs Café, der Pflicht halber kaufte ich mir im Andenkenshop eine kleine Mozartbüste und im Supermarkt ein paar Mozartkugeln. Mit vollgestopften Backen ging es Richtung Bahnhof; ich entdeckte, dass das andere Ufer Salzburgs evtl. das reizvollere gewesen wäre doch na ja…ich würde wieder kommen…wenn schon nicht aus heißer Liebe zu den Österreichern dann doch wohl unvermeidlich wegen der Festspiele.
Am Bahnhof deckte ich mich mit den unglaublich günstigen Zigaretten ein, schrieb Postkarten an meinen Freund und mich und ahnte noch nicht welch historischer Moment noch vor mir lag. Ok, ich theatralisiere mal wieder aber: Als wir am Gleis auf den Regionalexpress warteten fuhr am Nachbargleis doch tatsächlich der Orient-Express ein!!! Der legendäre Zug über den ich erst vor kurzem wieder eine Doku gesehen hatte! Hier in Salzburg um eine deutsche Lok angekoppelt zu bekommen! Mit alten Herren in weißen Hosen und mit weißen Schuhen als Passagieren (und anderen, will nicht unfair sein)! Ich war hin und weg; wer ahnt denn so was auch! Der Orient-Express!!! Habe mich zu Hause gleich mal kundig gemacht und bin enttäuscht, daß man mit dem Zug ja selten länger als 2-3 Tage unterwegs ist. Kommt alles noch 
In der Bahn schaute ich mir die Alpen an, die ich auf dem Hinweg gar nicht wirklich gesehen hatte. Ein Berg war der Predigtstuhl (ich hab Mitreisende belauscht) der Rest hat sicherlich auch Namen. Gegenüber erst ein eindeutig neutraldeutsches (sprachlich bezogen) Pärchen die genauso wie ich auf der Hinfahrt rätselten ob Freilassing nun Deutsch oder Österreichisch ist. Dann ein alter Herr mit Enkel der mich irgendwie ganz in seinen Bann zog. Sie hatten keinen echten Draht zueinander, der Junge lass „Bravo“, der Alte freute sich an seinem afrikanischem Massai-Stab den er gerade erstanden hatte…so in Beobachten und Gedanken versunken, erreichten wir München Hauptbahnhof. Im Hotel wartete eine warme Dusche und wieder Penne und Pizza vom Roomservice…
 
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