Kanonenkugel-Brunnen an der Villa Medici

Simone-Clio

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Fontana di Villa Medici
1587



Je nach Buch oder Internetseite wird er Fontana di Villa Medici, Fontana di Trinità dei Monti oder Fontana della Palla di Cannone genannt.

Den Brunnen habe ich zum ersten Mal im Dezember 2009 gesehen und die hier gezeigten Photos gemacht.


Der Brunnen auf dem Pincio wird Annibale Lippi zugeschrieben. Dieser war nach seinem Vater Giovanni Lippi, besser bekannt als Nanni di Baccio Bigio, ab 1568 für den Bau der späteren Villa Medici zuständig.

Aber nun zum Brunnen selbst. Papst Sixtus V. hatte Kardinal Ferdinando de’ Medici zum Aufseher der Arbeiten am Aquädukt der Acqua Felice ernannt und dieser konnte das Wasser für die Brunnen in den Gärten der Villa Medici nutzen. Damit verknüpft war die Bedingung auch einen öffentlichen Brunnen vor der Villa zu errichten. Sponsor für diesen Brunnen wurde Papst Sixtus V. persönlich.

Er kaufte zu diesem Zweck von den Mönchen des Klosters neben der Kirche San Salvatore in Lauro ein dort gefundenes rundes Granitbecken aus rötlichem Marmor (die Farbe ist heute nicht mehr erkennbar), welches wahrscheinlich aus antiken römischen Thermen stammt. Ein Dokument beweist, dass das Becken auf Kosten von Fernando de’ Medici zu dessen Villa auf dem Pincio transportiert wurde. Die schöne runde Brunnenschale steht auf einem ebenfalls antiken römischen Baluster. Beide stehen auf einem achteckigen Sockel derselben Grösse in einem wiederum achteckigen Wasserbecken.

Ursprünglich wurde das Wasser aus einer steinernen Lilie, einem Symbol im Wappen der Medici, emporgesandt um dann in die schlichte aber formschöne Brunnenschale zu fliessen und über deren Rand in das achteckige Becken.

Lange konnte Ferdinando de’ Medici sich nicht am Brunnen erfreuen, denn noch im Jahr der Fertigstellung, 1587, wurde der Bruder Ferdinandos, Francesco, ermordet. Ferdinando kehrte nach Florenz zurück und wurde Grossherzog der Toskana.

Wie der Brunnen zur Kugel kam, weiss die Legende, von der verschiedene Varianten existieren, zu berichten.

Josef Imbach erzählt sie in seinem Buch "Kirchenfürsten, Künstler, Kurtisanen. Rom - Geschichten aus einer Stadt".

Eine weitere Variante berichtet, Königin Christine von Schweden, die die letzten 34 Jahre ihres Lebens in Rom verbrachte, habe dem französischen Maler Charles Errand, der in der Villa Medici wohnte, versprochen ihn zu wecken, indem sie an seine Tür klopfen werde. Zur verabredeten Zeit war sie aber auf der Engelsburg und so feuerte sie eine Kanone auf das Tor der Villa Medici ab um ihn zu wecken, was ihn ziemlich unsanft aus dem Schlaf gerissen haben dürfte! Nachdem sie eine noch heute sichtbare Delle im Tor hinterlassen hatte, landete die Kanonenkugel dann auf dem Platz neben dem Brunnen und wurde zur Erinnerung in dessen Mitte platziert.

In einer dritten Fassung heisst es, Christine von Schweden habe die Kanonenkugel abgefeuert weil sie die Repräsentanten des spanischen Hofes nicht leiden konnte und diese eng mit den Medici verbunden waren.

Die Kugel kann natürlich auch ein Hinweis auf das Wappen der Medici mit den sechs Kugeln sein!

Der Platz vor der Villa Medici, der Blick vom Pincio zum Petersdom und der Brunnen haben viele Künstler inspiriert, so z.B. im 19. Jahrhundert den Maler Camille Corot.

Gleich drei Versionen existieren von seinem Gemälde “La vasque de la Villa Médicis”. Sie hängen heute in Museen in Beauvais, in Reims und in Dublin. Der Louvre besitzt eine vorbereitende Zeichnung. Corot lebte und arbeitet von 1825 bis 1827 in Rom.

Auch der Komponist Edvard Grieg soll von diesem Ort bezaubert gewesen sein und schrieb daraufhin sein Lied “Dal Monte Pincio”.

Den Text konnte ich leider nicht in deutscher Sprache auftreiben. Hören wir statt dessen einfach zu:


Bekannter ist wahrscheinlich die Komposition “Fontana di Villa Medici al tramonto” von Ottorino Respighi. Respighi war noch nicht lange in Rom, als er, fasziniert von diesem Ort, die magische Atmosphäre bei Sonnenuntergang in Musik fasste. Er sprach selbst davon, das Plätschern des Brunnens, die von Glockengeläut erfüllte Luft, das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter einzufangen. Lauschen wir doch auch diesen Klängen:


Die Fontäne des Brunnens verursacht heutzutage nur ein leises Plätschern. Das dürfte aber in der Vergangenheit anders gewesen sein, denn alte Bilder beweisen, dass der heute schwache Strahl einst viel höher stieg.

Beschliessen möchte ich diese kleine Brunnengeschichte mit alten Aufnahmen von der Seite Alvaro de Alvariis "Roma ieri, Roma oggi", einer unvergleichlichen Fundgrube für Rom-Liebhaber:

 
Wieder mal so ein Brunnen, an dem ich stets nur vorbeigelaufen bin :~ ... und nach wie vor bin ich ein Fan dieser alten Rom-Bilder. :nod: :thumbup::thumbup:
 
Vielen Dank für diese wieder einmal grandiose Recherche! :thumbup:
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Recherche


... nun weiss ich mehr als nur die "Kanonenkugelgeschichte"
 
Liebe Simone,
vielen Dank für diese wieder sehr schöne und informative Brunnengeschichte.
Leider bin ich zur Zeit nicht Zuhause, so das ich es jetzt nicht genau belegen kann, aber vor ein paar Tagen bei Reihard Raffalt gelesen, dass Michelangelo nachgesagt wird, er hätte die Brunnenschaale gestaltet. Wahrscheinlich eine der vielen römischen Legenden.

Lieben Gruß
Padre
 
Leider bin ich zur Zeit nicht zu Hause, so das ich es jetzt nicht genau belegen kann, aber vor ein paar Tagen bei Reinhard Raffalt gelesen, dass Michelangelo nachgesagt wird, er hätte die Brunnenschale gestaltet.

Hallo, Padre,

ich habe kürzlich das Buch von Reinhard Raffalt "Concerto Romano. Leben mit Rom" aus dem Prestel-Verlag antiquarisch erworben aber erst wenig darin gelesen. Eben habe ich die Seiten 156 und 157 im Kapitel "Auf dem Pincio" gelesen. Dort schreibt Raffalt von der antiken Schale eines flachen granitenen Brunnens der Spätrenaissance, deren schwacher Strahl sich vor dem Hintergrund der Kuppel von Sankt Peter in den Himmel erhebt.

Der Name Michelangelos wird in diesem Zusammenhang nicht erwähnt.

Falls Du zu Hause die Stelle wiederfindest, die Du in Erinnerung hast, würde ich mich über Genaueres freuen.

Was ich vergessen habe im Bericht zu schreiben und wovon u.a. Raffalt schreibt, ist die Tatsache, dass es eine Zeichnung Goethes von diesem Brunnen gibt (Blick vom Pincio).

Beste Grüsse
Simone
 
Hallo Simone,
so nun bin ich wieder Daheim und kann Dir gerne die entsprechende Stelle nennen. Der Hinweis auf Michelangelo findet sich auf S. 155.

Zitat: "Vor der goldgelb strahlenden Front der Villa Medici schickt die granitene Schale eines Michelangelo zugeschriebenen flachen Brunnens [...] Die kleine Fontäne, die schon Goethe gezeichnet hat, kommt aus einer steinernen Kanonenkugel hervor, die auf grund einer Wette hierher gelangt ist."

Lieben Gruß
Padre
 
Vielen Dank, Padre.
In meiner Ausgabe, der 9. Auflage von 1975, findet sich dieser Hinweis nicht. Dort wird die Brunnenschale "antik" genannt.
 
Simone schrieb:
Ich habe den Brunnen Ende Dezember 2009 zum ersten Mal gesehen.

Ich finde es schön, dass diesem Brunnen soviel Aufmerksamkeit geschenkt wird. 2006 ist er mir zum ersten Mal aufgefallen. Damals war er wirklich in einem äußerst schlechten Zustand. Damals lagen viele Äste und Laub von den umliegenden Bäumen in der Schale und gaben dem ganzen Bild ein etwas vermodertes Aussehen.

Lieben Gruß
Padre
 
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Gelegentlich bringt Roma today auch in seinem Kultur-Teil sehr lesenswerte Beiträge; so z.B. diesen: Fontana della palla di cannone.
Superata la rinascimentale Chiesa della Trinità dei Monti, lungo il viale omonimo e davanti allo splendido Palazzo di Villa Medici, si erge una curiosa fontana realizzata alla fine del Cinquecento da Annibale Lippi su incarico del Cardinale Ferdinando de' Medici, meglio conosciuta come la Fontana della palla di cannone.
Nahe der Kirche Trinità dei Monti, am gleichnamigen Viale und vor dem prächtigen Palazzo der Medici, steht ein eigenartiger Brunnen vom Ende des 15. Jh., erbaut von Annibale Lippi im Auftrag des Kardinals Ferdinando de' Medici, besser bekannt [i.e. der Brunnen] als Kanonenkugel-Brunnen.

Eines schönen Tages im Jahr 1656, so die Erzählung, befand sich die schwedische Königin Christina auf der Terrasse des Castel Sant’Angelo, als ihr auf einmal einfiel: Sie hatte eine Verabredung in der Villa Medici, mit dem Maler Charles Errand. Und weil sie sicher war, nicht mehr rechtzeitig hinzukommen, beschloss sie, in anderer Art und Weise am Tor "anzuklopfen": Sie ließ drei Kanonenschüsse auf das Portal abfeuern.

La regina Cristina di Svezia è la protagonista di questa stravagante storia che coinvolge anche la nostra fontana. Si narra che una mattina del 1656 si trovasse sulla terrazza di Castel Sant’Angelo (...) e che solo all’ultimo momento si fosse ricordata di un appuntamento a Villa Medici con il pittore Charles Errand.
Certa che non sarebbe mai riuscita ad arrivare in tempo, decise di "bussare" al portone in un’altra maniera: Fece sparare tre cannonate da Castel Sant’Angelo che puntarono dritte verso il portone di Villa Medici (...).

Nonostante le proteste dei cannonieri, nulla si poté fare contro il desiderio della Regina. Due palle vennero sparate a vuoto, ma la terza riuscì a percorrere l’enorme distanza (circa 1,4 km) e raggiungere il portone bronzeo di Villa Medici. Ancora oggi l’impronta della palla di cannone è visibile su una delle ante.
Vergeblich der Protest der Kanoniere gegen den Wunsch der Königin.
Zwei Kugeln gingen ins Leere; mit der dritten jedoch gelang es, die große Entfernung (ca. 1,4 km) zu überbrücken. Noch heute ist - bzw. sei ;) - der Kanonenkugelabdruck auf einem der Türflügel zu sehen.


Wenn ich mich recht entsinne, hat Simone diesen Brunnen schon mal vorgestellt in einem ihrer reich bebilderten Reiseberichte - die zu durchforsten jedoch mein armes snailweb vor so große Probleme stellt, dass es mir lieber wäre, wenn sie selbst oder ggf. ein anderer Forista das tun könnte, bitte.

Photos daraus sowie ggf. auch sonstige Textstellen aus anderen Threads wären hier willkommen.

Ein weiterer aufschlussreicher Link dazu: Roma leggendaria: Una cannonata su Villa Medici ed altri capricci di una regina svedese a Roma.
Übersetzung einzelner Passagen irgendwann später mal (mit mehr Zeit).

Vorsichtshalber bemerkt: Sollte es zu diesem Brunnen doch schon irgendwo einen Sehenswürdigkeiten-Thread geben, so bäte ich um entsprechende Verschiebung.
 
Wenn ich mich recht entsinne, hat Simone diesen Brunnen schon mal vorgestellt in einem ihrer reich bebilderten Reiseberichte - die zu durchforsten jedoch mein armes snailweb vor so große Probleme stellt, dass es mir lieber wäre, wenn sie selbst oder ggf. ein anderer Forista das tun könnte, bitte.

Ich habe dem Thread vor langer Zeit unter dem Titel Fontana di Villa Medici einen eigenen Thread gegönnt. Reich bebildert war er nicht ;) aber ich habe noch das eine oder andere Bild, vor allem auch vom März 2017.

Vorsichtshalber bemerkt: Sollte es zu diesem Brunnen doch schon irgendwo einen Sehenswürdigkeiten-Thread geben, so bäte ich um entsprechende Verschiebung.

Ich führe beide Threads jetzt zusammen, füge ein paar Bilder im Ausgangbeitrag ein und später meine aktuellsten in einem neuen Beitrag.
 
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Aha :idea: ... sehr schön. :thumbup:

Dann verschiebe doch bitte diese Beiträge in jenen Thread; danke schön im Voraus.

---------- Beitrag ergänzt um 14:17 ---------- Vorangegangener Beitrag um 14:15 ----------

Da haben wir jetzt gleichzeitig gepostet. ;)
 
Wird gemacht. Ich übernehme den von Dir gewählten Titel, der ist prägnanter und führt nicht zu Verwechslungen mit Brunnen in den Gärten der Villa Medici. :idea:
 
Die versprochenen Photos von März 2017 sind jetzt auch da und der Ausgangsbeitrag wurde mit weiteren Bildern von 2009 angereichert. Bei der Zusammenführung der beiden Threads ist mir ein kleines Malheur passiert. Daher kann man nicht mehr sehen, wie viele Leser der Thread seit seiner Entstehung 2011 hatte. Jetzt sollte aber alles stimmen und ich werde mich bald der Lektüre des neuen Artikels über den Brunnen widmen können.
 
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