Jörg Ernesti: Deutsche Spuren in Rom

Nee, ich werde es schon aufheben wegen der Tipps zu den Nazarenern:
- Sant´Isidoro konnte ich seit Jahren nicht orten
- Casino Giustiniani Massimo muss ich unbedingt besuchen!
 
Buchvorstellung bei der Tagespost:


Artikel von Urs Buhlmann

Dessen Fazit:

Jörg Ernesti, der ein sehr lesbares, schön illustriertes Buch vorgelegt hat, das sich auch als Führer für den nächsten nach-coronären Aufenthalt am Tiber eignet, kennt ein erhellendes Zitat des Historikers Arnold Esch, das Licht auf den „Prozess der Veredelung“ wirft, auf den sich freuen darf, wer in den Süden zieht: Er rühmt die „natürliche Generosität der Römer, die den Fremden ohne Eifersucht an Rom teilhaben lässt, ja womöglich das Gefühl gibt, man werde ihm hier gerechter als in seiner Heimat – und was kann man über ein Volk Schöneres sagen“.
 

Eine halbe Stunde entführt einen der Podcast nach Rom und man folgt diversen deutschen Spuren dort. Es ist sehr interessant unter diesem Aspekt Rom kennen zu lernen, auch wenn es sicher eine Nische ist, die den meisten, auch deutschen Touristen verborgen bleibt. Trotz der Kritik, die geäussert wurde wegen " Flappsigkeit", " historischen Schnitzern", etc., ich glaube , dass Buch lohnt sich.
 
Eine weitere Einschätzung des Buches durch Björn Siller (ehemals Herder-Bücherstube Rom ;) ):
 
Im Bereich des Buches, welches sich mit der Katholischen Religion befasst (sehr umfangreich!), mag er Recht haben. Aber was Kunst und Kultur ansonsten angeht unterlaufen ihm viele Fehler und Wichtiges wird nicht erwähnt!

Ich lese das Buch jetzt mal zu Ende und bringe dann die Beispiele dazu.

So, nun also meine Anmerkungen:

- Er schreibt auf S. 18. Rom hätte 3. Jahrhundert die Aurelianische Mauer bekommen, die 1000 Jahre vorher aber keine benötigt. Erst auf
S. 190 erwähnt er dann doch noch die Severianische Mauer.

- Auf S. 60 schreibt er, dass seit 1929 die doppelspiralige Treppe in die VM führt, kein Wort davon, dass sie nun Teil des Ausganges ist.

- Zur Rechtfertigung Leos III. in den Stanzen des Raffael (er nennt es Reinigungseid) schreibt er auf Seite 68, "Der Herrscher ist gewandet wie der zeitgenössische Kaiser Karl V. Zur Entstehungszeit des Freskos regierte aber noch Kaiser Maximilian I.

- Er schreibt zu einem Werk von Gabriele Münter in den VM auf s. 79, sie sei von den Malern des "Blauen Reiters" beeinflusst worden. Sie war aber selbst Teil der Künstlervereinigung und schon bei der 1. Ausstellung vertreten.

- Er schreibt auf den Seiten 100 und 151, Julius II. sei in San Pietro in Vincoli bestattet, er liegt allerdings (an verschiedenen Orten) von
Anfang an im Petersdom.

- Auf S. 112 beschreibt er den Taufstein von Bertel Thorvaldsen in einer Kapelle der preußischen Gesandtschaft ohne auf den
weiteren Verbleib hinzuweisen. Das erfolgt erst im Kapitel über die evangelische Christuskirche.

- Auf s. 131 verortet er das Portrait, welches Franz von Lenbach von Leo XIII. anfertigte in die Neue Pinakothek, es befindet sich aber
im Lenbachhaus.

- Das Museo di Roma in Trastevere verortet er auf S. 132 in den Palazzo Braschi.

- Auf S. 143 begeht er den beliebten Fehler, die Galleria Borghese als Villa Borghese zu bezeichnen.

- Im Zusammenhang mit der Päpstin Johanna erwähnt er auf S. 154 Marozia und ihren Sohn Papst Johannes XI. bezeichnet ihn
aber als Johannes den IX.

- Auf s. 160 bezeichnet er die Tagebücher des Johannes Burckard als eine der wichtigsten Quellen zum Renaissancepapstum dar.
Man weiß längst, wieviel Unwahrheiten darin stecken.

- Angeblich soll dieser auch den Grundstein für den neuen Petersdom gelegt haben. Bisher habe ich immer nur gelesen, es sei
Julius II. selbst gewesen.

- Athanasius Kircher wird auf S. 169 viel zu kurz abgehandelt. Seine Etruskische Sammlung überhaupt nicht erwähnt.

- Beim Thema Palazzo Zuccari wird die Bibliotheca Hertziana auf S. 175 nicht erwähnt.

Klar sind dies keine weltbewegenden Dinge und auch nur das, was mir auffiel ohne nachzulesen. Aber mein Vertrauen in die Teile des Buches, bei denen ich mich nicht so auskenne, ist doch gesunken.
 
Ich habe das Buch auch gelesen und kann die meisten Anmerkungen nicht nachvollziehen.
Rom hat nicht 1000 Jahre, aber immerhin 900 Jahre keine Stadtmauer benötigt. Das ist eine hyperbolische Aussage.
Die Doppelspirale wird an anderer Stelle gewürdigt.
Die Angabe zu Münter findet man genauso im kunstgeschichtlichen Werken.
Das Grabmal Julius' II. Befindet sich in San Pietro in Vincoli. Ob der Leichnam dorthin überführt wurde, ist letztlich nicht geklärt. Alt Sankt Peter wurde bei seinem Tod bereits sukzessive abgerissen.
Der Taufstein wird dort gewürdigt, wo es naheliegt – nämlich dort, wo er sich heute befindet: in der Christuskirche.
Das berühmte Bild Lenbachs befindet sich tatsächlich in der Neuen Pinakothek. Im Lenbachhaus ist eine Replik zu finden.
In einer Auflage (der zweiten) ist das Museum Braschi richtig lokalisiert.
Die Galleria Borghese befindet sich auf dem Gelände der gleichnamigen Villa. Wo sonst?
Das Buch von Johannes Burckard bleibt kulturgeschichtlich bedeutsam.
Julius II., das steht doch da!
Altanasius Kircher: warum soll ein Reiseführer etwas zu Sammlungen ausführen, die heute in alle Welt verstreut sind?
Die Hertziana wird an der richtigen Stelle erwähnt.
 
Und die Sache mit der Porphyrplatte ist historisch völlig eindeutig. Die Kaiserkrönung fand vor dem Petrusgrab beim Papstaltar statt - nicht gut 100 m weiter östlich, wo sie heute in den Fußboden der neuen Peterskirche eingelassen ist. Im Übrigen ist das Fußbodenniveau der alten und der neuen Peterskirche nicht identisch. Sie musste also „versetzt“ werden.
 
Zurück
Oben