Italien und das Coronavirus

Ich denke , dein Toskana-Urlaub wird sicher so touri-arm wie in dem Artikel beschrieben.

Wobei die schöne Kulisse der Uffizien dem Herrn wirklich nur als unbestreitbar schöne Kulisse dient, um seinen deutschen Weltgram herauszuwürgen. Ein ziemliches Konvolut aus persönlichen Empfindsamkeiten und Stammtischgequarke wie Transferunion, und Sicherheitsfetische, Zumutungen von aussereuropäischen Touristenmassen. Das egozentrische Weltbild des Don Alphonso stammt aus recht gestrigen Zeiten, eben als Sicherheitsgurte noch optional waren. Aber er wird wohl kaum bestreiten, dass Sicherheitsgurte sinnvoll sind.
 
So kann mans natürlich auch sehen. Die derzeit getroffenen Maßnahmen werden jedoch unzureichend auf ihre Wirksamkeit evaluiert . In manchen Bereichen (Schulöffnungen als krassestes Beispiel) herrscht eine Mischung aus Desinformation, Angstmacherei und Lobbyarbeit gewisser Beschäftigtengruppen. In anderen Bereichen (Schutz besonders vulnerabler Personengruppen) wird hingegen teilweise zu l eichtsinnig vorgegangen . Und dann gibts natürlich noch gedankenlose Idioten. Wissen wir alle. Aber sich derzeit mit künstlich hochgeschriebenen "Problemen" zu befassen, was Don Alphonso völlig zurecht bemängelt, bringt niemanden weiter , wenn die Weltwirtschaft vor der größten Krise seit 1929 steht. Nicht alles, was unsere Presse hochschreibt, ist wirklich zielführend und fortschrittlich. Aus Sicht der Berliner Blase verschiebt sich eben so manches.
 

Dieser Artikel nimmt die gegenwärtigen drastischen Einbrüche der Tourihotspots zum Anlass zu fragen , was sich postcorona denn verändern könnte oder wird, für die überlaufenen Städte, die drangsalierte Bevölkerung, die einseitige wirtschaftliche Ausrichtung auf den Tourismus.
Ist zwar nicht nur auf Italien ausgerichtet, aber das ist ja Corona und Overtourism auch nicht.
 

Bislang gelingt Italien der Drahtseilakt, das Virus unter Kontrolle zu halten, besser als Deutschland. Belgien, Spanien und Frankreich. Und die grosse Mehrheit der Italiener hält sich an die Verordnungen wie Maske tragen, Abstand halten.
 
Ja, derzeit sieht es in Italien gut aus. Allerdings gibt es dort auch - vielleicht mit Ausnahme gewisser Adriaorte - kaum die berüchtigten "Partyhotspots" wie beispielsweise auf Mallorca, an der Costa brava, in Teilen Kroatiens, in Bulgarien oder auch im Winter in Österreich, wo der Urlaub vorwiegend in sinnlosen Sauforgien zu bestehen scheint. Das ist ein Glück in Italien. Aber leiden wird der Tourismus trotzdem massiv. Das kann in jedem Fall Millionen an Arbeitsplätzen kosten. Allein vom Bildungstourismus oder vom Agriturismo kann vielleicht die Toskana leben oder Umbrien. Bei der Romagna, Venetien und Ligurien wirds schwierig.
 
Aber leiden wird der Tourismus trotzdem massiv. Das kann in jedem Fall Millionen an Arbeitsplätzen kosten. Allein vom Bildungstourismus oder vom Agriturismo kann vielleicht die Toskana leben oder Umbrien. Bei der Romagna, Venetien und Ligurien wirds schwierig.
Das der Tourismus massiv leidet würde, war absehbar und der Niedergang wird noch viel stärker durchschlagen. Es wird viele, viele Arbeitsplätze kosten. Agrotourismus , Bildungstourismus macht wahrscheinlich nur einen kleinen Bruchteil des Geschäftes aus. Der Rest ist Sonne, Strand und Meer. Ich dachte immer , es sei ein allgemeines Phänomen, dass die Jugend ( besonders die einheimische) an Massenparties und Saufgelageren teilnimmt. Sollte das in Italien anders sein, glückliches Arcadien!
Ich denke, die ganze Tourismusbranche muss sich neu finden und gesund schrumpfen. Auch werden aufgrund der wirtschaftlichen Einschränkungen viel weniger Menschen reisen können. Und erst die Briten nach dem Brexit... Benidorm und Ballermann an spanischen Gestaden gehören ( hoffentlich) dann vergangenen Zeiten an.
 
In Deutschland ist der teilweise Zusammenbruch des Tourismus ein überwiegend lokales Problem, es wird Schwierigkeiten geben an den Küsten, im Alpenraum, vielleicht im Schwarzwald und im Harz. In Italien, Südspanien, der Türkei , Griechenland , Kroatien, Portugal und Südfrankreich hängt die Zukunft ganzer Regionen am Tourismus. Wenn Corona nicht schnell durch Impfungen unter Kontrolle gebracht wird kann die komplette Wirtschaft dieser Länder in einer Art und Weise geschädigt werden, dass die Probleme durch Corona selbst daneben unbedeutend erscheinen werden. Eine Saison Ausfall können sich manche dieser Länder gerade noch leisten. Mehr nicht mehr. Das gäbe soziale Verwerfungen ungeahnten Ausmasses. Noch leben die meisten Leute dort von ihren Ersparnissen. Wenn die ausgehen......
 
Italien hat derzeit tatsächlich bezogen auf die Einwohnerzahl die niedrigsten Corona-Zahlen aller größeren europäischen Länder. Sogar die Lombardei hat inzwischen Werte, die sich durchaus mit Deutschland messen können. Kein Vergleich zu Spanien, GB oder Frankreich. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich verblüfft. Wahrscheinlich waren die Bilder und Zahlen aus März/April derart schockierend, dass die Italiener besonders diszipliniert sind. Anders kann ich mir das kaum erklären.
 
Heute war in unserer Tageszeitung ein Interview mit einem Mitglied des Club of Rome zu lesen. Danach zeigten systemtheoretische Ansätze schon länger die Gefahren einer Pandemie auf. Der Professor sprach auch das Zusammenspiel von Effizienz und Resilienz an. Als Anhänger der Systemtheorie habe ich mich mal in das Thema kurz eingelesen. Ich werde mich noch näher damit beschäftigen. Danach wird sich besonders auch die Tourismusindustrie massiv anpassen müssen oder (meiner Meinung) ganz in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
 
Eine derartige Konsequenz könnten die Mittelmeerländer weder wirtschaftlich noch politisch verkraften. Ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft und damit auch der derzeitigen ohnehin schon fragilen weltpolitischen Lage wegen einer Pandemie kann nicht die Konsequenz und schon gar nicht die Lösung sein. Das sollte auch dem Club of Rome klar sein. Aber zum Glück lag ja auch der schon mit so mancher Prognose restlos daneben.
Beispiele ? Die vorhergesagten Hungersnöte in Asien und Südamerika sind völlig ausgeblieben, die Erdölvorräte sind nicht schon seit 30 Jahren zu Ende gegangen und überhaupt steht die Welt immer noch. Sicher hat auch der Club of Rome richtige Denkansätze erzeugt. Aber die Konsequenzen, die er daraus ziehen möchte sind in weiten Teilen nicht zielführend, menschenfeindlich, undemokratisch und an sich nicht erfüllenden Apokalypsedrohungen kaum zu überbieten.
Die, die alt genug sind, können sich sicherlich noch erinnern, wie die Umwelt in Deutschland in den 60ern und 70ern aussah. Die Flüsse waren vergiftet, die Luft war in einem Zustand, dass wir heute Schnappatmung bekommen würden und im Ruhrgebiet wurde die hinausgehängte Wäsche binnen Stunden grau vom Ruß. Und heute ? Sicher kann man noch viel verbessern. Das wird man auch tun. Aber Weltuntergangsszenarien und blanke Panikmache bringen uns sicherlich nicht weiter. Und dass manche Leute nicht imstande zu sein scheinen, die Corona-Pandemie von der Pest 1348 mit 25 -40 % Toten in Europa zu unterscheiden und alles auch mal ein wenig realistisch zu sehen, statt in Panik und Verzweiflung zu verfallen, lässt tief blicken.
 
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Falls du auf meinen Beitrag anspielst, dieser Artikel ist keineswegs pessimistisch, sondern bietet meiner Meinung gute Lösungsansätze. Immer schneller, immer höher, immer weiter ist bestimmt nicht zielführend.

Das Interview mit Stefan Brunnhuber ist übrigens überschrieben mit: "Angs vor der Klima-Apokalypse hilft uns nicht".
 
Nein, Ludovico, das war nicht auf Dich gemünzt, ich kenn ja den Artikel nicht. Nur beim Club of Rome bin ich - meiner Meinung nach mit gutem Grund - immer etwas skeptisch. Die Überschrift , die Du zitierst, gefällt mir allerdings sehr und unterscheidet sich wohltuend von den meisten Artikeln - ob auf Corona oder Klimawandel bezogen - in unseren Medien bei denen man manchmal den Eindruck hat, dass die Chefredakteure Wiedergänger von Nostradamus oder Johannes von Patmos sind. Dass mit derlei viele Leute in Angst und Schrecken versetzt werden können, ist augenscheinlich.
 
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Eine derartige Konsequenz könnten die Mittelmeerländer weder wirtschaftlich noch politisch verkraften. Ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft und damit auch der derzeitigen ohnehin schon fragilen weltpolitischen Lage wegen einer Pandemie kann nicht die Konsequenz und schon gar nicht die Lösung sein.
Aber Weltuntergangsszenarien und blanke Panikmache bringen uns sicherlich nicht weiter.
Ach Gordian...die Weltwirtschaft...Ich glaube, dass die Weltwirtschaft zum Teil schon eingebrochen ist, und sie wird nicht so wieder auferstehen, wie sie noch vor Corona aussah. Das ist auch keine Panikmache oder ein Weltuntergangsszenario , sondern meine ich jedenfalls, eine ziemlich realistische Ansicht. Die fragile weltpolitische Lage bestand schon vorher mit den kleinen und grossen diktatorischen Mächten, den leider stolpernden Demokratien, Politikern, die keine 2 Neuronen verknüpfen können.
Ich glaube aber auch, dass eine gewisse Chance darin liegt, gerade beim Tourismus neue Formen zu finden. Ein Land wie Spanien , dass zu mind. 12% von Tourismus abhängt, wird durch so jede Form von Krise gebeutelt. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt seit einem Jahrzehnt bei 25%. Ganze Familien werden von der Rente der Grosseltern mitfinanziert. Das ist nicht neu, aber im Badetourismus liegt sicher nicht die Lösung. Und Italien ist wahrscheinlich in der Hinsicht mit Spanien vergleichbar.
 
Da hast Du schon recht, eine Umstellung des Tourismus wäre sicher wünschenswert. Nur wird das nicht schlagartig von einem Jahr auf das andere gelingen und schon gar nicht, wenn auch der Rest der Wirtschaft unter den Coronamaßnahmen zusammenbricht. Ich muss leider mal wieder an die Weltwirtschaftskrise 1929 und ihre verheerenden Folgen erinnern. Ohne dieses Ereignis ist Hitler - und somit der 2.Weltkrieg - nicht denkbar und alles darauf folgende auch nicht. Und wir sollten uns nicht einbilden, ähnliches sei heutzutage nicht mehr möglich, weil wir ja heute so viel klüger wären. Das ist ein verhängnisvoller Trugschluss. Die Katastrophe 1929 entstand aus dem Zusammenbruch einer Spekulationsblase in den USA und den falschen - weil krisenverstärkenden - Reaktionen der Politik hierauf. Wenn wir ähnliches heute geschehen lassen wegen einer - immerhin kontrollierbaren - Pandemie wird es uns allen noch sehr leid tun. Eine Umstellung des Tourismus gern, aber es wäre ein verheerendes Signal, wenn man das jetzt versuchen würde, ohne dass der Rest der Wirtschaft wieder Fuß gefasst hat.. Das gilt übrigens für alle Maßnahmen, die die Wirtschaft in der jetzigen Situation zusätzlich belasten würden. Wünschenswert ist vieles, aber Schlüsselindustrien durch derzeit nicht notwendige Maßnahmen fertigzumachen, so dass es zu Massenarbeitslosigkeit kommen wird, ist sicherlich die falscheste aller falschen Lösungen. 25 % Jugendarbeitslosigkeit ist natürlich schlimm, aber wenn es zu 50 % kommt, weil wir hysterische Maßnahmen ergreifen, werden wir es alle bereuen. Und auch Deutschland ist davor nicht gefeit. Und verlass Dich drauf, dass die Rattenfänger welcher Couleur auch immer schon bereitstehen. Das Angehen von Luxusproblemen kann sich derzeit keine Volkswirtschaft leisten. Nicht die italienische, nicht die spanische und die unsere auch nicht. Dafür ist jetzt nicht die Zeit.
Bei so manchem "Aktivisten " (wenn ich dieses Wort schon höre) für dieses oder jenes hehre Ziel habe ich den Eindruck, er hat wirklich "den Schuß nicht gehört" Seine Ziele werden garantiert obsolet, wenn seine Anhänger oder auch nur die Eltern seiner Anhänger keine Arbeit und kein Geld mehr haben, um seine Ziele mitzufinanzieren.
 
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In Italien wächst derzeit die Sorge wegen Migranten, die aus Flüchtlingseinrichtungen ausbrechen, um sich nicht der zweiwöchigen Quarantäne zu unterziehen. Die Regierung plant die Einrichtung eines Quarantäneschiffes vor Sizilien, in dem die Migranten untergebracht werden sollen. Italien ist derzeit mit starken Migrantenbewegungen aus Nordafrika - vor allem aus Libyen und Tunesien - konfrontiert.
 
Das eine sind Quarantäne -Schiffe, wobei mir die Umsetzung der Massnahme nicht komplikationslos erscheint, wiewiele Schiffe würde man dafür wohl brauchen?

Das andere ist diese Meldung im The Guardian: Salvini, der die Immigranten nicht an Land liess und die Rettungsschiffe und ihre Besatzung kriminalisierte. Nun soll seine Immunität aufgehoben werden und eine juristische Aufarbeitung erfolgen. Nun, leider wird Salvini dies alles wieder für einen grossen populistischen Autritt zu nutzen wissen.

 
In den vergangenen Monaten haben sich deutlich mehr Italiener als offiziell registriert mit dem Coronavirus infiziert. Das ergab eine repräsentative Studie des italienischen Gesundheitsministeriums und des Statistikinstituts Istat. Demnach wurden bei 2,5 Prozent der Bevölkerung in dem Studienzeitraum vom 25. Mai bis 15. Juli Antikörper entdeckt. Das entspricht umgerechnet knapp 1,5 Millionen Infizierten in Italien.

 
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