Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

Ein weiteres an die Kolonnaden angrenzendes Meisterwerk Berninis ist die​

Scala Regia


Vor Bernini
Es existierte bereits eine Treppe von der Vorhalle des Petersdoms zur Sala Regia, dem prunkvollen Königssaal des Papstes, in dem er bevorzugt Könige empfing. Allerdings war diese Treppe alles andere als königlich: Es fehlten repräsentative Ausschmückungen, es fehlte Licht, die unregelmäßigen Stufen waren ausgetreten, der Korridor verjüngte sich stark - und das auch noch ungleichmäßig. Dabei galt doch im Barock eine Treppenanlage als Visitenkarte des Palastes! Ein Abriß kam aus statischen Gründen nicht in Frage und so mußten die Mängel optisch behoben werden.​

Berninis Lösungen 1663 bis 1666
Er blendete den Wänden Säulenreihen vor, die er stark variierte:
- Der Abstand der Säulen von der Wand nahm nach oben hin ab, daher wirkt die Treppe gleich breit.
- Die Säulen werden nach oben hin höher und dicker, was die Treppe kürzer erscheinen läßt.
Die Kassettendecke steigt nach oben hin an, auch so wirkt die Treppe kürzer.​

Durch ein Oberlicht und ein Fenster fällt nun viel mehr Licht auf die Treppe.
Borromini hatte 1652/53 im Palazzo Spada die konträren Mittel angewandt, um einen Gang optisch zu verlängern!

Portone di Bronzo



Das Bronzetor - als Eingangspforte - liegt an der Nordseite des Platzes, wo die Kolonnaden in den Korridor übergehen.​

Scala Regia
Hier darf am Anfang natürlich das Wappen des auftraggebenden Papstes nicht fehlen: Das Wappen Alexanders VII. zwischen zwei Posaune blasenden Engeln.​

Eine Planungsskizze befindet sich in München.​

Auch am Ende der Treppe taucht das Wappen wieder auf,​

sowie vor dem Eingang in die Sala Regia​

(Ups, da habe ich das Wappen abgeschnitten!).

Verläßt man die Sixtina durch den Gruppenausgang, kommt man am oberen Ende der Treppe vorbei und hat einen guten Blick hinab.​


Berninis Kommentare zu diesem Werk:
- Die Scala Regia sei "die gewagteste Operation gewesen, die er je in seinem Leben unternommen habe. Und wenn er sie von jemand anderem in einem Buch beschrieben gefunden hätte, bevor er sie
ins Werk setzte, so hätte er es nicht geglaubt."
- "Wenn man wissen will, was ein großer Mann zu leisten imstande ist, dann bringe man ihn in Schwierigkeiten."​
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe dentaria,
auch von mir einen herzlichen Dank für Deinen Bericht über die Scala Regia!

Padre
 
Auch für diese Fortsetzung wieder ganz herzlichen Dank, dentaria! :nod: :thumbup:
Wie gerne würde ich einen Tag lang mit dir gemeinsam ein paar von Berninis Spuren in Rom folgen... das wäre eine wunderbare Bereicherung!:nod:
So muss ich eben deine Berichte gut verinnerlichen (oder ausdrucken :]) und mitnehmen, wenn ich wieder nach Rom fahre.

Ich erwarte neugierig und geduldig die nächsten Etappen deiner Entdeckungsreise mit Bernini! :thumbup:
 
auch von mir einen herzlichen Dank für Deinen Bericht über die Scala Regia!

Sehr gerne, Berninis Scala Regia wird i.m.A. zu wenig gewürdigt!

Wie gerne würde ich einen Tag lang mit dir gemeinsam ein paar von Berninis Spuren in Rom folgen... das wäre eine wunderbare Bereicherung!:nod:

Na, vielleicht klappt das ja mal - es würde auch mich sehr freuen. :nod:

Ich erwarte neugierig und geduldig die nächsten Etappen deiner Entdeckungsreise mit Bernini! :thumbup:

Nun, wir werden jetzt - für längere Zeit - in den Petersdom gehen! ;)
 
Hallo Dentaria,

wiederum sehr interessante Ausführungen, zu denen ich eine relativ doofe Frage habe: Wenn man aus der Sixtinischen Kapelle zum Ausgang geleitet wird, ist das da nebendran die Scala Regia? Ich habe die Treppen in den Touri-Strömen nur ganz flüchtig wahrgenommen... :blush:
 
Wenn man aus der Sixtinischen Kapelle zum Ausgang geleitet wird, ist das da nebendran die Scala Regia?

Nee, die Offizielle Runde kommt nicht an der Scala Regia vorbei. Aber gegenüber liegt der Ausgang für Gruppen (zur Not mit einer Gruppe durchlaufen:~), dann kommt man an der Scala Regia vorbei und beim Kuppelaufgang raus.


Man kann dann auch direkt in den Petersdom gehen, da man ja schon innerhalb der Sicherheitsschleuse ist.
Das hat auch noch den Vorteil, dass ab Mittag das rechte Seitenschiff wieder zugänglich ist und man dann u.a. auch wieder nah an die Pieta des Michelangelo kommt, denn am Morgen ist es seit der Umbettung von Johannes Paul II. abgesperrt! :idea:
 
Zuletzt bearbeitet:
OK danke. Ich war damals in einer Gruppe und kam auch an dem Ausgang raus, den Du auf den Fotos zeigst. Insofern muss es dann die Scala Regia gewesen sein, die mir gar nicht richtig auffiel. Wahrscheinlich war ich noch von den Gemälden der Sixtinischen Kapelle "betäubt". ;)

Und ja, es bietet sich dann sehr an, direkt und ohne Schlangen in den Petersdom rüberzustechen. :nod:
 
Moin Moin dentaria!
Nun bin ich auch endlich einmal dazu gekommen deinen Reisebericht zu lesen. Naja sagen wir besser angefangen zu lesen. Was soll ich sagen, dieser Reisebericht trägt vollkommen zurecht 5 Sterne!
Es macht mir riesen Spaß, jeden Tag ein Stückchen weiterzulesen und mehr über Bernini und seine tollen Kunstwerke zu erfahren :nod:.
Freu mich auch schon riesig auf den "Neapel-Teil" :D.
Nochmals vielen, vielen Dank für diesen tollen Reisebericht :thumbup:.

Lg Antinous
 
dentaria schrieb:
Berninis Scala Regia wird i.m.A. zu wenig gewürdigt!

Das sehe ich genauso! Aber es ist ja auch nicht ganz einfach sich dieses Werk Berninins anzusehen.

dentaria schrieb:
Nun, wir werden jetzt - für längere Zeit - in den Petersdom gehen!

Ich bin sehr gespannt, was Du in Sankt Peter für uns entdeckt hast ...
Darauf freut sich

Padre
 
Es macht mir riesen Spaß, jeden Tag ein Stückchen weiterzulesen und mehr über Bernini und seine tollen Kunstwerke zu erfahren :nod:.
Freu mich auch schon riesig auf den "Neapel-Teil" :D.

Ganz herzlichen Dank für Dein Lob!
Bis Neapel dauert noch etwas, da ich am Dienstag (bin erst bei 8.05h:~) wirklich viele Werke von Bernini besucht habe!

Ich bin sehr gespannt, was Du in Sankt Peter für uns entdeckt hast ...

Na, dann laß Dich überraschen ...
 
Das Innere des Petersoms wird geprägt von Berninis Werken. Soviel Raum konnte er natürlich nur bekommen, weil der alte Petersdom abgerisssen wurde. Da dies die Grundlage für meine weiteren Beschreibungen ist, gibt es ein eigenes Kapitel für

Alt Sankt Peter

Gelände in der Antike
In der Antike befand sich hier der Circus des Caligula und des Nero.
Dazu ein Übersichtsplan.



Blau = Antiker Circus

Rot = Alt-St.Peter

Schwarz= Petersdom mit Petersplatz

Der Legende nach wurde der Apostel Petrus hier im Jahr 67 hingerichtet und neben dem Circus in einer bestehenden Nekropole bestattet.

Mitte des 2. Jahrhunderts wurde eine Abgrenzung zwischen christlicher und nichtchristlicher Nekropole errichtet, die sogenannte "Rote Mauer". Über der Stelle, an der man das Grab des Petrus vermutete, wurde eine mit Säulen gerahmte Nische in die Mauer geschlagen. Dieses Tropaion = Grabdenkmal war nach Osten, zur aufgehenden Sonne, ausgerichtet.

Um seinen Namen auf der Mauer eingravieren zu lassen, waren hohe Spenden nötig!

Kirchbau unter Kaiser Konstantin

Unter Kaiser Konstantin - und auf seine Kosten! - sollte nun hier eine Erinnerungsstätte für Christen gebaut werden. Etwa im Jahr 320 begannen die Planungen auf diesem Gelände für die Basilika. Durch die Ausrichtung der Gedenkstätte ergab sich auch jene der Kirche -

von Ost nach West. Dies war auch von großem Vorteil für die Besucher, die ja aus Osten, von der Stadt Rom kamen. Für den Bau mußte das hügelige Gelände nivelliert werden, also wurde im Norden Erde abgebaut, um im Süden aufgeschüttet zu werden. Auch wurden dadurch die Friedhöfe aufgelassen.

Der Grundstein wurde wohl zwischen 317 und 322 vom Kaiser selbst gelegt und schon am 18. November 329 wurde die Kirche von Papst Silvester I. geweiht.

Alt-St.Peter war eine Typisch frühchristliche Kirche:

5 Schiffe, Querschiff und eine halbrunde Chorapsis.

Die Maße waren beachtlich:

Obwohl die Kirche ja nur an 2. Stelle nach der Lateranbasilika stand!

Fassadenlänge: 64 Meter

Querschiffbreite: 24 Meter

Hauptschiffhöhe: 30 Meter

Seitenschiffhöhe: 18 bzw. 15 Meter

Länge der Kirche: 90 Meter

Mit Atrium und Torbau sogar 208 Meter


Die Rotunde 1 wurde Ende des 4. Jahrhunderts als Mausoleum der Ehefrau des Kaisers Honorius erbaut, der Heiligen Petronilla geweiht und 1513 für einen Konterpfeiler des neuen Petersdom zerstört.

Die Rotunde 2 war noch aus severischer Zeit, dem Heiligen Andreas geweiht und wurde auch als Santa Maria delle Febbre bezeichnet.

In dieser Kapelle waren die ersten Grabstätten der beiden Borgia-Päpste, Alexander VI. und Calixtus III.

Im Atrium stand ein Brunnen für die rituellen Waschungen.

Er war mit dem Pinienzapfen geschmückt, der sich heute in den Vatikanischen Museen befindet.



Unter Papst Gregor I. (590-604) wurde der Apsisboden erhöht und eine Krypta angelegt.

Dadurch wurde eine Confessio geschaffen und über dem Grab ein Hochaltar gebaut.

Änderungen unter Nikolaus V. (1447-1455)

Aufgrund des instabilen Untergrundes kam es zu Neigungen der Längsmauern. Leone Battista Alberti erstellte bereits 1451 ein Mängelgutachten. Außerdem schielte Rom neidisch nach Florenz und dem neuen Dom mit der wundervollen Kuppel. So wurde ab 1455 durch Bernardo Rosselino das Querschiff ummantelt und die Apsis verlängert - allerdings nur mannshoch!


Nach Nikolaus V. gingen die Umbaumaßnahmen zunächst nur schleppend voran.

Unter Paul II. Barbo (1464-1471) wurde lediglich der Nikolaus-Chor etwas erhöht.

Situs IV. della Rovere (1471-1484) ließ neben der berühmten Sixtinischen Kapelle auch noch eine Nebenkapelle des alten Petersdoms, die Sixtus-Kapelle erbauen, welche seine Grabkapelle für das wunderschöne Grabmal der Gebrüder Pollaiuolo werden sollte - heute in der Schatzkammer des Petersdoms.




3=Sixtus-Kapelle




Auf der Südseite der Basilika waren so viele Kapellen angebaut, dass sie schon fast eine 5. Seitenkapelle bildeten.


Bild





Erst unter dem Neffen von Sixtus IV. - Julius II. - begann die starke Bautätigkeit.







Melozzo da Forli: Sixtus IV. und Julius II.




Julius II. (1503-1513) plante bereits 2 Jahre nach seinem Amtsantritt sein eigenes Grabmal, welches kein Geringerer als Michelangelo erschaffen sollte. Zeichnungen kann man entnehmen, wie das Grabmal hätte aussehen sollen:
Ein wuchtiges Monument mit einem Grundriss von 11x7m und 3 Etagen.

:arrow:Die unterste Stufe mit der diesseitigen Welt,

mit den Sklaven und den Gefangenen.

:arrow:Die mittlere mit dem Moses, dem hl. Paulus

und anderen Propheten.

:arrow:Die oberste mit dem Kenothap des Papstes.

Auf jeder Seite sollten Marmorstatuen stehen, insgesamt 40 Figuren.

Im Inneren des weißen Marmorblocks ein Hohlraum mit dem eigentlichen Sarg von Julius II.




Für ein Grabmal dieser Dimension war aber kein Platz mehr in Alt-St.Peter.
Im Herbst 1505 fiel die Entscheidung für einen Neubau.




 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe dentaria,
herzlichen Dank für Deinen interessanten Bericht über Alt Sankt Peter!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Liebe dentaria,
vielen Dank für die Fortsetzung und den Beginn deiner Ausführungen über Benini und den Petersdom. Ich freue mich schon auf weitere erhellende :idea: Erkenntnisse und Erklärungen!
 
Und nun der neue​

Petersdom
Von Bramante bis Bernini
Im Herbst 1505 fiel die Entscheidung für einen Neubau, in den der Nikolaus-Chor einbezogen werden sollte, als Standort für das Grabmal. Erster Baumeister - von zwölf - wurde Donato Bramante.
Es sollten 120 Jahre bis zur Weihe vergehen, in denen 18 Päpste regierten.


Bramante hatte sich in Rom bereits einen Namen als Architekt des Tempietto gemacht, dem ersten reinen Gebäude der Hochrenaissance in Rom.



Der erste Entwurf Bramantes sah eine Kirche in Süd-Nord-Richtung vor. Das hätte den Vorteil gehabt, dass der Obelisk in das Bauensemble eingebunden hätte werden können. Da dafür aber das Grabmal des Petrus hätte gedreht werden müssen, fiel dieser Plan bei Julius II. durch.​

Nun kam es zur größten Niederlage im Leben Michelangelos: Da kein Geld für Neubau und Mausoleum vorhanden war, mußte Michelangelo seine Arbeit einstellen.

NEUBAU
Am 18. April 1506 wurde der Grundstein an der Stelle des Veronika-Pfeilers gelegt.



Kurz darauf war auch Baubeginn am Helena-Pfeiler.​



Mit diesen beiden Vierungspfeilern waren die Dimensionen der neuen Kirche festgelegt, auch die der Kuppel.
Bei diesen Größenverhältnissen paßte der neue Westchor zwar nicht mehr, wurde auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes (Grabmal!) aber weitergebaut.
Auch die Lage von Andreas- und Longius-Pfeiler und die Verbindungsbögen wurden noch von Bramante festgelegt.




Weder Julius II. (gest. 21. Februar 1513) noch Bramante (gest. 11.März 1514) sollte die Fertigstellung des Doms auch nur annähernd erleben.


Raffael: Bramante in der "Schule von Athen"



Es ist nicht ganz klar, ob Bramante nun einen Zentralbau oder einen Langbau plante, da nur der westliche Teil der Planung in Zeichnungen überliefert wurde.
Bramante wurde mit viel Schimpf - auch von Michelangelo - und Ironie überschüttet, weil er die Teile des alten Petersdoms rücksichtslos vernichtete.
Er erhielt den Beinamen "Ruinante" = Zerstörer
Es blieben nur wenige Überreste von Alt-St.Peter erhalten, die man am Ausgang der Grotten besichtigen kann:​






Der - schon von Bramante ungeliebte - Westchor wurde immerhin bis 1584 weitergebaut, um dann abgerißen und durch Michelangelos Lösung ersetzt zu werden.

Dies ist das beste Beispiele des andauernden Auf- und Abbaus von Neu-St.Peter.​

Während der Umbaumaßnahmen waren - wegen des Abbaus des Daches - der Hochaltar, das Petrusgrab und der Papstthron zunächst ungeschützt der Witterung ausgesetzt, die Gottesdienste wurden in der Sixtus-Kapelle abgehalten.
Erst unter Papst Leo X. wurde ein Schutzhaus, ein Tegurium, erbaut.​

Petersdombau ab Raffael
Nach Bramantes Tod wurde sein Landsmann Raffael sein Nachfolger.
Zwar war er kein Architekt, aber seine Kreativität und sein Orginisationstalent wurden gerühmt.
Der Bau schritt unter seiner Leitung kaum zwar fort ( Fundamentverstärkung, Weiterbau der Durchgänge, Außengliederung des südlichen Querarms), aber er plante und zeichnete ohne Ende!
Seine Grundidee waren eine große zentrale Kuppel und vier kleine umgebende Kuppeln.
Es entstand die Planung für den Langbau mit 3 Schiffen und 5 Jochen.​

Unter Paul III. sollte der neue Dom als Zentralbau fertiggestellt werden, da nur so ein Ende der Bauarbeiten absehbar war.​

Antonio da Sangallo d.J. schließlich plante ein Zwischending aus Zentral- und Langbau:
Bild



Michelangelo als Dombaumeister
Unmittelbar nach dem Tod Sangallos Ende 1546 wurde der überragende Künstler seiner Zeit, Michelangelo, mit diesem Amt betraut.
Er hatte keinen leichten Start in die neue Aufgabe, da bei den beschäftigten Handwerkern Korruption und Handel mit minderwertigen Werkstoffen die Regel waren. Diese lukrativen Nebeneinkünfte wollten sie sich natürlich nicht streitig machen lassen!
Da der Bau des Petersdoms - über die Ablaßregelung - der eigentliche Grund für Reformation und Kirchenspaltung war, sollte er aus politischen Gründen möglichst rasch beendet werden. Auch daher war der Zentralbau die einzige, bald zu realisierende, Lösung.
Wie auch seine Vorgänger, begann Michjelangelo mit dem Abriß bereits vorhandener Bauteile, den Chorumgängen der Querarme. In der Planung fiel Sangallos Vorhalle, dafür sollte die Kuppel deutlich mehr Fenster bekommen und die Kirche dadurch viel heller werden.
Sowohl Paul III. als auch sein Nachfolger Julius III. waren Michelangelo gut gesonnen.
Offiziell behauptete der Baumeister, er würde ohne Gehalt arbeiten, obwohl er tatsächlich das doppelte von Sangallos Entgeld bekam!
Erst unter Paul IV. Carafa wurde ihm wirklich das gesamte Gehalt gestrichen, was dem Zahlungsregister des Papstes zu entnehmen ist.
Der Petersdom war das letzte spirituelle und künstlerische Ziel des Künstlers. Daher verließ er - trotz der Bitten aus Florenz - Rom nicht mehr. Leider kamen die Arbeiten unter seinem Gegner Paul IV. zum Stillstand. Erst unter dem Nachfolger Pius IV. konnte der Bau an der Kuppel weitergeführt werden.​



Michelangelo kam beim Kuppelbau - trotz aller Animositäten - auf die Pläne Bramantes zurück.
Seine Neuerungen waren die paarweise Anordnungen der Tambour-Säulen mit den dazwischen liegenden, giebelgekrönten Fenster, die längsrechteckigen, girlandengeschückten Felder der Attika und die Rippenkuppel (Florenz!) mit der säulengerahmten Laterne.
Bereits Paul III. ließ eine Neuerung für die Bautätigkeit an Sankt Peter verlauten:


All dieses und sowohl das Modell als auch die Gestalt, welche der besagte Michelangelo in besagter Baustelle und deren Umgebung geschaffen und gegeben hat, darf in keiner Weise verändert, neu konzipiert oder abgewandelt werden.

Rückblickend hat Michelangelo nichts fertiggestellt, aber viel begonnen. Dies war natürlich sinnvoll unter der Vorgabe des Papstes, da er so den größten Einfluß auf die entgültige Gestalt der Kirche ausüben konnte, mit der Sicherheit, dass nichts geändert werden würde. Auch war Michelangelo angesichts seines hohen Alters natürlich bewußt, dass er die Fertigstellung nicht erleben werde.
Nach seinem Tod am 18. Februar 1564 ließen zunächst auch Pius IV. und Pius V. nach seinen Plänen weiterbauen.
Unter dem Nachfolger Vignola wurde allerdings Michelangelos Attika über dem südlichen Querarm abgerissen und in veränderter Form wieder neu erbaut. Auch blieben von den 4 Nebenkuppeln nur die beiden östlichen übrig.
Giacomo della Porta schließlich änderte die Wölbung der Kuppel, deren Schlußstein 1590 gesetzt wurde.
Ab 1606 wurde das Langhaus von Alt-St.Peter abgerissen und das neue Langhaus von Maderno bis 1614 errichtet. Von ihm stammt auch die barocke Fassade.
Geweiht wurde der neue Petersdom 1626 von Papst Urban VIII.
















 
Ein Rom-Trip ohne Besuch des Petersdoms wäre für mich gar nicht denkbar. Ich bin jedes Mal aufs Neue überwältigt. Vielen Dank Dentaria, für die lesenswerte und anschaulich bebilderte Zusammenfassung der Baugeschichte. :)
 
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