Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

Liebe Pasquetta, lieber Ludovico,

ganz herzlichen Dank für Eure netten Anmerkungen.

Liebe Grüße
dentaria
 
Irgendwie war mir die Kirche bisher auch nicht besonders aufgefallen 8O,
Da ich / wir so wie so einen ausgedehnten Trastevere-Tag machen wollen, habe ich sie gleich ins Reise-Büchlein geschrieben.

Hier mal die Öffnungszeiten:
Orario apertura della chiesa
Feriali 7:00-11:30 16:00-19:30. Festivi 8:00-13:00 16:00-19:30
Visita agli scavi e chiesa paleocristiana
Feriali 7.30-11.30 16.00-19.00. Festivi 8.00-13.00 16.00-19.00

Piazza Sidney Sonnino 44
 
In Trastevere sind für mich noch einige Lücken zu füllen, so auch diese Kirche. Danke, liebe Dentaria, für die interessante Vorstellung.:nod:
 
Sehr gerne, lieber pehda. :nod:
Falls ich es schaffe, werde die Kirche in 2 Wochen nochmals besuchen und dann das Posting um Bilder und Infos zur Unterkirche ergänzen.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht weit entfernt liegt die älteste Marienkirche Roms​

Santa Maria in Trastevere


An dieser Stelle entsprang eines Tages im Jahr 38 v. Chr. eine Ölquelle, die zwar sehr krätig spudelte - das Öl lief wohl bis zum Tiber - aber nach diesem Tag wieder versiegte. Zu dieser Zeit stand hier ein Gasthaus für Kriegsveteranen - eine Taberna Meritoria. Diese Begebenheit wurde von den Juden als Zeichen der Ankunft des Messias gewertet und später von den Christen übernommen, als Zeichen der Geburt Jesus. Es war wohl Erdöl, das aufgrund vulkanischer Tätigkeit an die Oberfläche gelangte. Hier trafen sich die frühen Christen und unter Papst Calixtus I. (217 bis 222) entstand eine Hauskirche. Unter Julius I. (337 bis 352) wurde die erste Basilika gegründet und dann unter Innozenz II. (1130 bis 1143) neu in der heutigen Form erbaut. Er war aus Trastevere und daher lag ihm die Kirche besonders am Herzen - er wurde auch hier bestattet. Der Chronist Elius Lampiridius schreibt, das bereits der Kaiser Alexander Severus (222 bis 235) den Christen den Grund schenkte, den Tavernenbesitzer für sich in Anspruch nahmen. Es gab Heilige Jahre, in denen San Pietro fuori le mure nicht erreichbar war und von Santa Maria in Trastevere ersetzt wurde.​

Brunnen


Er stammt aus dem Jahre 1692 und wurde von Carlo Fontana erbaut.​

Fassade


Auch hier sind Mosaiken gefertigt. Im Zentrum Maria mit dem Jesuskind auf einem Thron. Ihr zur Seite sind je 5 Jungfrauen, auf einer Seite mit brennenden Öllämpchen, auf der anderen Öllämpchen
ohne Feuer - es sollen wohl die klugen und die törichten Jungfrauen sein. Der Kampanile ist ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und wird von einem kleinen Ikonenmosaik geschmückt.​

Portikus


Dieser ist ebenfalls von Carlo Fontana, entstand 1701 bis 1702 mit vielen Steinfragmenten und Grabplatten. Auch das Grab von Innozenz II. ist hier.​

Apsis


Das Apsismosaik zeigt die gekrönte Maria mit Jesus. Umgeben werden sie von Heiligen, Märtyrern und Papst Innozenz II., der als Stifter Maria ein Modell seiner Kirche hinreicht. Aus dem Himmelszelt hält die Hand Gottes eine Krone führ seinen Sohn. Darunter sind Schafe dargestellt, sechs auf jeder Seite des Lamm Gottes. Auf dem Triumphbogen sieht man die Propheten Jesaia und Jeremias, die die
Geburt Jesu voraussagten.​

Der untere Teil der Apsis wurde 1291 von Pietro Cavallini gestaltet. Die Mosaiken zeigen 7 Szenen aus dem Leben Marias. Diese Mosaiken sollen sogar Giotto beeinflusst haben.​

Innenraum

Hier fallen sofort die Granitsäulen ins Auge. Sie stammen aus den Caracallathermen und haben in ihren Kapitellen kleine Köpfe von ägyptischen Göttern, wie Isis oder Serapeius. Elf Kapellen wurden später hinzugebaut - meist im Barock. Unter dem Altar und dem Ziboriumvon Mino del Reame befindet sich das Grab von Calixtus I. Im rechten Seitenschiff sind antike römische Steingewichte ausgestellt und dazu der Stein mit dem beschwert wurde um ihn in einem Brunnen zu ertränken. Der Fußboden ist den Cosmatenböden nachempfunden.​


Die Kassettendecke und die Abbildung der Himmelfahrt Marien sind von Domenichino.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bedanke mich für Deine interessante Hintergrundrecherche, die mir nicht bekannt war. Von Santa Maria in Trastevere gefallen mir Vorplatz und Fassade am besten. Das Innere hat mich nicht so begeistert, ich empfand den Altar- und Apsisbereich als überladen.
Dennoch natürlich ein Must-See in Trastevere.
 
Liebe dentaria,

vielen Dank für deine Recherche und die schönen Fotos.

Mir geht es ähnlich wie pehda, Vorplatz und Fassade gefallen mir bis jetzt am besten. Aufgrund der vielen Hinweise auf die Mosaike in der Kirche werde ich sie mir spätestestens an Weihnachten näher betrachten. Dann ist auch mal ein ausführlicher Spaziergang in Trastevere (alla dentaria 8)) dran.

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe Tizia, lieber pehda,

ganz herzlichen Dank fürs Begleiten und die netten Worte.

LG
dentaria
 
Danke liebe Dentaria für diese interessanten Informationen zu Santa Maria in Trastevere.

Es ist immer wieder faszinierend wie viel Geschichte in Rom hinter jedem Gebäude / Kirche / Brunnen und Platz steckt.

Mir fällt dann immer wieder ein Spruch von Bertl Thorvaldsen ein, der sinngemäß gesagt haben soll: Ich lebe erst seit 40 Jahren in der Stadt und beginne gerade sie zu verstehen.

Ganz genau finde ich den Spruch leider gerade nicht.
 
Nun noch einige Bauwerke, bei denen Bernini als Architekt tätig war. Zunächst der
Palazzo Montecitorio
Direkt neben dem Palazzo Chigi - dem Sitz des italienischen Ministerpräsidenten - finden wir ein weiteres Werk Berninis, den Palazzo Montecitorio. Bestimmend auf dem Platz davor ist der​

Obelisco Solare


Dieser Obelisk ist 22 Meter hoch und stammt aus dem 6. Jahrhundert v.Chr. Augustus ließ ihn einst nach Rom bringen und nutzte ihn als Zeiger für seine berühmte Sonnenuhr auf dem Campo Marzio.
Ursprünglich geschaffen wurde er für den Pharao Psammetich II. , der ihn in Heliopolis aufstellen ließ und und dem Sonnengott Re widmete. Bereits Plinius der Ältere beschrieb die Sonnenuhr des
Augustus, die eine Größe von 160 mal 75 Metern hatte. Aufgestellt wurde der Obelisk damals etwa 250 Meter nördlich des heutigen Standortes. Zu Zeiten des Augustus konnte man ungestört von
seinem Mausoleum zum Pantheon schauen - heute unvorstellbar - und dazwischen ließ er besagte Sonnenuhr erstellen. Leider ging diese wegen der vielen Tiberübrflutungen bald nicht mehr genau. Auf
2 Seiten ließ Augustus folgenden Text meißeln:
"Kaiser Augustus, Sohn des vergöttlichen Ceasar und Pontifex Maximus, zwölf Mal Imperator, elf Mal Konsul, vierzehn Mal Tribun, widmete dies, nachdem Ägypten in die Gewalt des Römischen Volkes
gelangte, der Sonne."
Der gleiche Text steht übrigens auch auf dem Obelisken der Piazza del Popolo. Man nimmt an, das der "Zeiger" bis ins 8. Jahrhundert aufrecht stand. Man vermutet, dass Karl der Große ihn mit nach
Aachen nehmen wollte, würde er doch genau in den Dom passen. Ab der Zeit der Renaissance wurde der Obelisk immer wieder aufgefunden, doch alle Pläne, ihn wieder aufzustellen wurden im Laufe der Jahrhunderte wieder verworfen. Erst unter Pius VI. wurde der Obelisk an seinem jetzigen Standort wieder aufgestellt und mit einer Kugel geschmückt, die das Wappen des Papstes zeigt. Daher steht nun auf einer Seite des Sockels:
"Der Obelisk, der einst die flüchtigen Stunden zeigte und der danach in Folge des Sturzes zerbrochen und verachtet am Boden lag, ist nunmehr in alter Zierde wiederhergestellt und zählt mit stolzer
Stirn die glücklichen Zeiten Pius VI. - Arch. Giovanni Antinori aus Camerino."​

Palazzo Montecitorio


Seit dem 27. Dezember 1871 ist der Palast Sitz des italienischen Parlaments. Bernini schuf ihn für den Fürsten Nicoló Ludovisi. Den Auftrag erhielt er im Jahr 1653 - es war der einzige
Architekturauftrag, den er unter Papst Innozenz X. erhielt. Angeblich hat dieser Sproß der Familie Ludovisi Bernini auch den Bau des Vierströmebrunnens auf der Piazza Navona vermittelt. Allerdings stand von dem großen Stadtpalast nur das Erdgeschoß, als der Auftraggeber 1664 starb und es sich kein Käufer fand. Erst Papst Innozenz XII. kaufte den Bau und ließ ihn von Carlo Fontana fertigstellen.Er wurde zunächst Sitz des päpstlichen Gerichtshof. Ab 1743 fanden auf dem Balkon auch die Ziehungen der Lottozahlen statt. Um der Fassade eine imposante Gestalt zu geben, schuf Bernini insgesamt 25 Fensterachsen. Den Palazzo passte er dem hügeligen Bodenverlauf an und teilte ihn daher in 5 Baukörper auf. Der Eingang ist einem antiken Triumphbogen nachempfunden. Aus der Zeit als päpstlicher Gerichtshof sieht man hier 2 Tondi, die sowohl die Justitia als auch die Caritas zeigen. Der Turm und die Uhr wurden erst später zugefügt.​

Gegenüber gab es bis vor kurzem die schöne deutsche Buchhandlung Herder.​

 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die interessante Fortsetzung! Ich bin zwar kein Lottospieler, aber dennoch hat diese Information meine besondere Aufmerksamkeit gefunden, da ich diese "Bonbons" besonders schätze. Ich stelle mir gerade Karin Ludwig-Tietze auf dem Balkon vor, wie sie dem wartenden Volk von Rom verkündet: Der Aufsichtsbeamte hat sich vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der Kugeln überzeugt. :lol:

Ab 1743 fanden auf dem Balkon auch die Ziehungen der Lottozahlen statt.​
 

Ja, ich bin immer vor dem ersten römischen Mittagessen eines Aufenthalts dorthin, um mir Lektüre zu besorgen - für die Wartezeiten. ;)
 
Ich habe eben noch einen netten Text zur Lotterie gefunden:​

Montecitorio
Das Lotteriespiel erfreute sich damals nicht geringerer Beliebtheit als heute, und gespannt wartete die Menge auf die neun Ziehungen im Jahr.
[SIZE=-1]Um so größer war die Erregung, als sich herumsprach, daß ein Kapuziner, Fra Pacifico aus einem kleinen Kloster in der Nähe der Piazza Barberini, angeblich mit Hilfe einiger kabbalistischer Bücher aus der Klosterbibliothek die Gewinnzahlen voraussagen könnte. Eines Tages hatte er nämlich drei Zahlen an die Tür seiner Zelle geschrieben und erklärt, das seien die Gewinnnummern der Lotterie. Seine Mitbrüder spotteten darüber, doch als die Nummern tatsächlich bei der Ziehung herauskamen, verging ihnen das Lachen.[/SIZE]
[SIZE=-1]Kein Wunder, daß der gute Frater Pacifico nun von allen Seiten um einen sicheren Tip bestürmt wurde. Aber er schwieg standhaft, bis er endlich den Bitten einer Verwandten nicht mehr widerstehen konnte und ihr unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit die Zahlen für ein Terno mitteilte, das der glücklichen Gewinnerin die immerhin recht erhebliche Summe von zwölftausend Skudi, das entspricht sechzigtausend Goldmark, einbrachte.[/SIZE]
[SIZE=-1]Es kam, wie es kommen mußte. Die Frau konnte den Mund nicht halten, und die Angelegenheit gelangte auch zu Ohren von Papst Klemens XVI., der sich darüber empörte, daß ein Kapuziner mithalf, seine Kasse zu plündern. Er verbannte den unglücklichen Pater in ein abgelegenes Kloster. Als Fra Pacifico von seinen Freunden zur Postkutsche an der Piazza del Popolo gebracht wurde, verabschiedete er sich von ihnen mit den Worten:[/SIZE]
[SIZE=-1]Roma, se santa [/SIZE]
[SIZE=-1]sei perché crudel se' tanta? [/SIZE]
[SIZE=-1]Se dici che se' santa [/SIZE]
[SIZE=-1]certo bugiarda sei! [/SIZE]
[SIZE=-1]Rom, wenn du heilig bist, [/SIZE]
[SIZE=-1]warum bist du so grausam? [/SIZE]
[SIZE=-1]Wenn du sagst, daß du heilig bist, [/SIZE]
[SIZE=-1]lügst du bestimmt![/SIZE]
[SIZE=-1]Ein findiger Kopf merkte bald, daß ihnen da der Pater ein kostbares Abschiedsgeschenk hinterlassen hatte, mit dem sich der kluge Kapuziner zugleich für die Ausweisung rächen wollte, denn in dem Vers steckten fünf Zahlen: se(s)santa sei = 66; se(t)tanta = 70; sedici = 16; se(s)santa = 60; sei = 6.[/SIZE]
[SIZE=-1]Für die päpstliche Kasse bedeuteten die Zahlenhinweise angeblich den gar nicht so bescheidenen Verlust von dreihunderttausend Skudi, das sind eineinhalb Millionen Goldmark.[/SIZE] [SIZE=-1](Heinrich Pleticha: Wanderer, kommst Du nach Rom. Anekdoten und Bilder aus der Ewigen Stadt. Freiburg: Herder 1986. S. 139f.)[/SIZE]
 
Ich habe eben noch einen netten Text zur Lotterie gefunden:​

Montecitorio
Das Lotteriespiel erfreute sich damals nicht geringerer Beliebtheit als heute, und gespannt wartete die Menge auf die neun Ziehungen im Jahr.
[SIZE=-1]Um so größer war die Erregung, als sich herumsprach, daß ein Kapuziner, Fra Pacifico aus einem kleinen Kloster in der Nähe der Piazza Barberini, angeblich mit Hilfe einiger kabbalistischer Bücher aus der Klosterbibliothek die Gewinnzahlen voraussagen könnte. Eines Tages hatte er nämlich drei Zahlen an die Tür seiner Zelle geschrieben und erklärt, das seien die Gewinnnummern der Lotterie. Seine Mitbrüder spotteten darüber, doch als die Nummern tatsächlich bei der Ziehung herauskamen, verging ihnen das Lachen.[/SIZE]
[SIZE=-1]Kein Wunder, daß der gute Frater Pacifico nun von allen Seiten um einen sicheren Tip bestürmt wurde. Aber er schwieg standhaft, bis er endlich den Bitten einer Verwandten nicht mehr widerstehen konnte und ihr unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit die Zahlen für ein Terno mitteilte, das der glücklichen Gewinnerin die immerhin recht erhebliche Summe von zwölftausend Skudi, das entspricht sechzigtausend Goldmark, einbrachte.[/SIZE]
[SIZE=-1]Es kam, wie es kommen mußte. Die Frau konnte den Mund nicht halten, und die Angelegenheit gelangte auch zu Ohren von Papst Klemens XVI., der sich darüber empörte, daß ein Kapuziner mithalf, seine Kasse zu plündern. Er verbannte den unglücklichen Pater in ein abgelegenes Kloster. Als Fra Pacifico von seinen Freunden zur Postkutsche an der Piazza del Popolo gebracht wurde, verabschiedete er sich von ihnen mit den Worten:[/SIZE]
[SIZE=-1]Roma, se santa [/SIZE]
[SIZE=-1]sei perché crudel se' tanta? [/SIZE]
[SIZE=-1]Se dici che se' santa [/SIZE]
[SIZE=-1]certo bugiarda sei! [/SIZE]
[SIZE=-1]Rom, wenn du heilig bist, [/SIZE]
[SIZE=-1]warum bist du so grausam? [/SIZE]
[SIZE=-1]Wenn du sagst, daß du heilig bist, [/SIZE]
[SIZE=-1]lügst du bestimmt![/SIZE]
[SIZE=-1]Ein findiger Kopf merkte bald, daß ihnen da der Pater ein kostbares Abschiedsgeschenk hinterlassen hatte, mit dem sich der kluge Kapuziner zugleich für die Ausweisung rächen wollte, denn in dem Vers steckten fünf Zahlen: se(s)santa sei = 66; se(t)tanta = 70; sedici = 16; se(s)santa = 60; sei = 6.[/SIZE]
[SIZE=-1]Für die päpstliche Kasse bedeuteten die Zahlenhinweise angeblich den gar nicht so bescheidenen Verlust von dreihunderttausend Skudi, das sind eineinhalb Millionen Goldmark.[/SIZE] [SIZE=-1](Heinrich Pleticha: Wanderer, kommst Du nach Rom. Anekdoten und Bilder aus der Ewigen Stadt. Freiburg: Herder 1986. S. 139f.)[/SIZE]

Die Geschichte gefällt mir ganz gleich ihres Wahrheitsgehaltes. Zeigt sie doch eine versteckte Rache. :nod:
 

Ja, wirklich exzellent versteckt! :thumbup:

Und die deutsche Übersetzung nutzt gar nichts! :~​
 
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