Bericht: Im Land der Daker

FestiNalente

Censor
Stammrömer
Da Rom uns in diesem Jahr zu voll war, hat es uns dieses Mal in die ehemalige Nordost-Provinz des Römischen Reiches verschlagen (Dakien) - genauer nach Maramures und in die Bukowina im heutigen Rumänien.

Für uns war Rumänien ein Land, von dem wir wußten, daß es das gibt, hatten aber eigentlich bisher kaum Veranlassung, es in unsere Reiseplanungen mit einzubeziehen. Doch beim Durchlesen der Angebote, die wir jährlich von dem kleinen Reiseunternehmen, mit dem wir schon mehrere Reisen nach Italien und Polen unternommen haben, bekommen, fanden wir jetzt zwei Reisen nach Rumänien, die unser Interesse weckten.
Wikipedia schrieb:
Das Land liegt am Schwarzen Meer und erstreckt sich in westlicher Richtung über den Karpatenbogen bis zur Pannonischen Tiefebene. Rumänien grenzt an fünf Staaten: im Süden an Bulgarien, im Westen an Serbien und Ungarn, im Norden sowie im Osten an die Ukraine und Moldawien.

....

Rumäniens Landschaft wird etwa zu je einem Drittel von Gebirge, Hochland und Ebene eingenommen. Der prägende Gebirgszug des Landes sind die Karpaten, welche die drei historischen Regionen Moldau, Transsilvanien und Walachei voneinander trennen. Das geografische Zentrum Rumäniens ist das Siebenbürgische Hochland, das im Westen vom Apuseni-Gebirge und ansonsten vom Karpatenbogen umschlossen wird. Die Ostkarpaten bilden die Grenze zum Moldauer Hochland, das im Nordosten Rumäniens liegt.
Die Südkarpaten, die Getischen Vorkarpaten und die Getische Hochebene wiederum trennen Siebenbürgen von der Walachischen Tiefebene.
Angeboten wurde eine Reise nach Siebenbürgen und eine in den Nord-Osten des Landes in´s Grenzgebiet zu Ungarn, der Ukraine und Moldavien.

Reisen nach Siebenbürgen werden ja schon häufiger angeboten, aber die andere Reise erschien uns (für dieses Mal) reizvoller, weil sie in Gegenden führen sollte, die bisher weitgehend vom Massentourismus "verschont" geblieben sind.

Vielleicht habt Ihr ja Lust, uns ein wenig auf unserer Reise zu begleiten.
 
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07.06.2016 Anreise - Cluj

Direkte Flugverbindungen von Hamburg in unser Zielgebiet gibt es nicht, also flogen wir über München nach Cluj-Napoca (auf Deutsch Klausenburg) in Siebenbürgen.


Bevor es am nächsten Tag weiter in unser eigentliches Zielgebiet gehen sollte, lernten wir auf einem kleinen Stadtrundgang die Innenstadt der zweitgrößten Stadt Rumäniens kennen:



(was der "TÜV" wohl zu so einer Verkabelung sagen würde?)




St. Michaelskirche


Orthodoxe Kathedrale


Berufungsgericht


Schneiderbastei mit ehemaliger Stadtmauer


Universität


Reformierte Kirche mit Statue des Hl. Georg


 
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08.06.2016 Maramures - Baia Mare – Sapanta


Die Außenbezirke von Cluj bieten trotz der vielen Rosen ein weniger attraktives Bild als die "Altstadt" - aber dann ging´s hinaus auf´s Land:




Nächster Aufenthalt war Baia Mare (Frauenbac
h) die Hauptstadt des Kreises Maramuresch.


Stefan-Turm mit Orthodoxer Kirche


ein kleiner Rundgang führte uns zum Marktplatz, der von recht ansehnlichen Gebäuden aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert umgeben ist.

.... und wieder zurück zum Stefansturm



Traurige Berühmtheit hat Baia Mare im Jahre 2000 erlangt:
Wikipedia schrieb:
Nach schweren Regenfällen brach am 30. Januar 2000 vermutlich gegen 23 Uhr in der Stadt Baia Mare in Nordwest-Rumänien der Damm einer Golderz-Aufbereitungsanlage. 100.000 m³, nach anderen Informationen mindestens 300.000 m³ mit Schwermetallen versetzte Natriumcyanidlauge überflutete das angrenzende Areal und gelangte über den S?sar-Bach und die Flüsse Lapu? und Some? (ungarisch Szamos) in die Theiß und in die Donau. Am Nachmittag des 1. Februar 2000 erreichte die mit rund 100 Tonnen Cyanid belastete Schadstoffwelle die Grenze zu Ungarn, nach zwei Wochen floss sie in die Donau. Am 28. Februar 2000, nach vier Wochen, kam sie nach insgesamt 2000 Kilometern Fließstrecke im Donaudelta bei Tulcea in Rumänien an.
Erst am 2. Februar 2000 wurde die Bresche im Damm geschlossen.
...
Ein enormes Fischsterben war die Folge. Mehr als 1.400 Tonnen Fische verendeten. Es war die größte Umweltkatastrophe Osteuropas seit dem Reaktor-Unfall 1986 in Tschernobyl und hatte gravierende Folgen für die Umwelt in Rumänien. Die Existenzgrundlage einiger hundert Fischer entlang der Theiß in Ungarn wurde vernichtet. In einigen ungarischen Städten war die Trinkwasserversorgung für mehrere Tage unterbrochen. In Rumänien floss das Gift auch über Wassergräben in das am Damm gelegene Dorf Bozânta Mare und vergiftete Trinkwasser und Erdboden. Als Gegenmaßnahme wurde umgehend Natriumhypochlorit zugesetzt, um die Zyanidverbindung zu toxisch unbedenklichen Salzen zu oxidieren. ...


Unser nächstes Ziel war das kleine Dorf Sapanta



Wikipedia schrieb:
Der Fröhliche Friedhof (rumänisch: Cimitirul Vesel) ist ein besonders gestalteter Friedhof in der Gemeinde S?pân?a im Kreis Maramure? im nördlichen Rumänien. Die Gestaltung erfolgte über Jahrzehnte durch den örtlichen Künstler Stan Ioan P?tra? (1908–1977). Er hat die traditionellen hölzernen Grabstelen mit handgemalten Bildern der Verstorbenen und mit Versen zu ihrem Leben verziert.


Wir besuchten dann auch gleich die Werkstatt, in der sein Nachfolger auch heute noch die Tradition fortsetzt




 
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09.06.2016 Budesti - Biserica cuvioasa parascheva - Sighetu Marma?iei

An diesem Tag stand als erstes die Kirche von Budesti Josani auf dem Programm.

Wikipedia schrieb:
Die Holzkirche von Bude?ti Josani wurde 1643 im rumänischen Dorf Bude?ti, Kreis Maramure? errichtet. Sie wurde bzw. wird als eine prächtige Einrichtung sowohl damals als auch heute angesehen. Sie hat einen rechteckigen Grundriss, mit einer abgetrennten vieleckigen Apsis. Die Wandmalereien stammen aus dem Jahre 1762. Die Kirche ist im Dezember 1999 von der UNESCO zum Welterbe erklärt worden.




Etwa 20 Minuten entfernt findet man im Dorf Desesti die nächste Holzkirche Biserica Cuvioasa Paraschiva.

Auf der Fahrt dorthin sahen wir auch etwas, was zumindest in unseren Augen etwas ungewöhnlich ist:


Der Topfbaum im Garten eines Hauses symbolisiert den Wohlstand einer Familie - je mehr Töpfe im Baum hängen, umso mehr Mitgift kann ein in die Familie einheiratender Junger Mann erwarten. Die roten Töpfe stehen dabei für die Töchter des Hauses - und gleichzeitig auch für ihr Alter. Ein roter Topf in der Spitze des Baums bedeutet, daß hier eine Tochter im heiratsfähigen Alter wohnt.


Warum gibt es eigentlich in dieser Gegend so viele Holzkirchen? Das hat mit den historischen Gegebenheiten zu tun:

Wikipedia schrieb:
Die Kirchen stammen aus verschiedenen zeitlichen Epochen und weisen dementsprechend unterschiedliche Stilelemente auf. Trotzdem repräsentieren sie zusammen die Tradition des Kirchenbaus in dieser Region. Wegen eines Verbotes, in Siebenbürgen orthodoxe Kirchen aus Stein zu errichten, wurden die archaisch wirkenden Kirchengebäude aus Holz gebaut. Verwendet wurden Buchen-, Eichen-, Tannen- und Ulmenholz.



Holzvorrat - aus entsprechend gewachsenen Astgabeln werden auch Heugabeln und dergleichen gefertigt


Auch die nächste Holzkirche - diesmal in
Poienile Izei - ist der Heiligen Paraschiva (wobei es drei Heilige diesen Namens gibt) geweiht. Hier durften wir auch wieder im Inneren fotografieren:




Den Abschluß des Tages bildete dann noch eine Holzschnitzerwerkstatt


Die Witwe des erst gerade verstorbenen Meisters zeigte uns dann noch eine besondere Spezialität aus ihrer Werkstatt:

geschitzte Stöcke, in deren Aushöhlung hochprozentiger Obstschnaps verborgen ist
(leider gibt´s den - da immer selbstgebrannt - nicht offiziel zu kaufen)

Am späten Nachmittag gelangten wir dann nach Sighet (genauer Sighetu Marmatiei)


 
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10.06.2016 Gefängnis - Sighetu Marmatiei - Barsana

Da unser Hotel etwas außerhalb am Fluß lag, mußten wir einige Zeit gehen, um das Zentrum der kleinen Stadt zui erreichen.


Die kunstvollen Verzierungen an den Dachtraufen werden von ansässigen Roma gefertigt, die als besonders geschickte Fachleute der Metallbearbeitung gelten.


Pferde können offensichtlich nicht lesen - wir haben doch einige Pferdefuhrwerke in der Stadt gesehen ...

Eindrucksvoll war der Besuch im Memorial Sighet :






Auf dem Rückweg in´s Hotel:
ehem. Hotel - heute Kino, Piata Libertatii, Reformierte Kirche, ehemalige Präfektur mit orthodoxer Kirche


Am Nachmittag ging´s dann (wieder per Bus) nach Barsan - in erster Linie um einen weiteren Holzschnitzer zu besuchen Toader Barsan

Die Holzketten sind besonders kunstvoll gefertigt aus einem Stück


Anschließend fuhren wir weiter zum Kloster Barsana


Im Gegensatz zu dieser (zwar im alten Stil in Holz) neu erbauten Anlage ...


... ist im Ort Barsan die alte Holzkirche original erhalten:



Am Weg zur Kirche findet sich auch sich auch ein kleines privates "Museum", in dem die Besitzer uns einen Einblick in alte bäuerliche Tätigkweiten - insbesondere in die Kunst der Flachs- und Leinen-Verarbeitung bieten:



Gar nicht so einfach die Bedienung des Webstuhls
(besonders, wenn - sh. links im Bild - auch noch die Wiege in Bewegung gehalten werden muß :] )


Von Barsana aus fuhren wir einige Zeit im Tal der Iza flußaufwärts und dann ins Viseu-Tal

Abends erreichten wir Viseu de Sus


 
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11.06.2016 Schmalspur-Dampfbahn – Wassertal - Bistriza

Viseu de Sus liegt am Zusammenfluß des gleichnamigen Flusses mit der Vaser - und dort beginnt auch die Wassertalbahn - am Bahnhof hat der
Schweizer Verein „Hilfe für die Wassertalbahn“ ein paar historische Lokomotiven und einen Schnellzugwaggon aufgestellt


Die eigentliche Attraktion sind aber die von alten Dampfloks gezogenen Passagierzüge, mit denen Touristen einen Teil des Netzes der Waldbahn befahren können.





Auf halber Strecke muß Wasser aufgefüllt werden (da es keinen Wasserkran gibt - hat die Lok eine Pumpe an Bord, so daß das Wasser aus einer Quelle abgepumpt werden kann)



(Die Waggons stammen zum großen Teil von Schweizer Bergbahnen, wo sie augenscheinlich ausgemustert worden sind - hier aber noch ihren guten Dienst leisten)


Nach etwa 2 Stunden und 18,4 km Fahrt erreichten wir den Haltepunkt Paltin, wo die "Touristenzüge" enden (die Gesamtstrecke der Wassertalbahn beträgt mehr als 50 km - die anderen Strecken dienen allein dem Holztransport)


Hier gab´s Gelegenheit, etwas zu essen und zu trinken - und bald herrschte dort ein buntes Treiben


zwischendurch wurde dann noch Vieh das Tal hinaufgetrieben



... und nach gut einer Stunde ging´s wieder "heimwärts"


Auf der Strecke fahren aber nicht nur "normale" Züge mit (auch Diesel-) Loks und Waggons - der Transport von Menschen und Gerätschaften wird auch mit allerlei "Sonderkonstruktionen" bewerkstelligt:



Fazit dieses Tages: Wer nach Maramuresch kommt und diese Bahn nicht kennenlernt, hat definitiv etwas versäumt!



 
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12.06.2016 Bukovina - Ciocane?ti – Sukevita

Nach einer Fahrt durch´s Gebirge ....


... machen wir einen kleinen kleinen Umweg nach Siebenbürgen und legen in Bistrita einen Zwischenstop ein ...



... bevor es weiter in die Bukowina nach Cioc?ne?ti geht ...


Diese Dekorationen der Häuser (sogar der Polizeiwache) findet man nur hier - die Erklärung habe ich hier gefunden

Auch das Haus, in dem sich ein kleines Ostereier-Museum befindet, ist so dekoriert




In Cioc?ne?ti findet alljährlich ein Wettbewerb statt, in dem die schönsten bemalten Ostereier prämiiert werden



Nach gut 2 Stunden erreichten wir unser nächstes Ziel Kloster Sucevita




Die schräge Himmelsleiter an der Nordwand der Kirche - rechts fliegen die Engel himmelwärts, links stürzen Menschen und Dämonen in die Hölle
(eine genaue Interpretation der Fresken findet sich hier: 360° Geo Reportage - Sucevita - Rumäniens schönste Klosterfresken | ARTE)

In der Kirche dürfen keine Kerzen angezündet werden - dafür stehen draußen "Altäre" , in denen die Kerzen angezündet werden - links als Fürbitte für die Lebenden, rechts für verstorbene





 
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13.06.2016 Moldovita – Voronet - Marginea


Im Frauenkoster Moldovita erläuterte uns Schwester Tatjana die prachtvollen Fresken an der Außenfassade der Klosterkirche


Die Belagerung Konstantinopels




Der Stammbaum Jesu


Im Inneren der Kirche durfte dann nicht mehr fotografiert werden


Nachmittags ging´s denn weiter zum Frauenkloster Voronet


Der Stammbaum Jesse

Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung des jüngsten Gerichts


Spezialität der Keramik Manufaktur Marginea, die wir auf dem Rückweg in´s Hotel besuchten ist ein besonderer schwarzer Ton, an dem sich auch unsere Reiseleiterin versuchte


 
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14.06.2016 Arbore - Patrauki – Dragomirna - Suceava

An diesem Tag ging´s zunächst zum kleinen Kloster Arbore -


die Außenmalereien war leider gerade weitgehend unter Gerüsten verborgen


... aber nachdem wir dem Klosterhund genügend Aufmerksamkeit geschenkt hatten, konnten wir die sehr schön ausgemalte Kirche von innen bewundern (und fotografieren)


Die Stifter der Kirche

Etwa 30 km entfernt findet sich das nächste Kleinod, das Kloster Patrauti


Leider waren die äußeren Fresken sehr stark verwittert - aber innen waren sie gut erhalten


Besonders eindrucksvoll ist das Fresko des Reiterzugs Kaiser Konstantins des Großen, das sich im Vorschiff (Pronaos) befindet




Das Kloster Dragomirna beeindruckt mehr durch das Äußere - in einer imposanten Wehranlage steht eine hochaufragende Kirche, die außen nicht bemalt, sondern mit reichhaltigen Ornamenten (besonders am Turm) verziert ist.






Nachmittags erreichten wir Suceava


Die Burg (Sitz der Fürsten der Moldau aus dem 14. Jahrhundert. Im 15. - 17. Jahrhundert mehrfach erweitert, zerstört im 17. und 18. Jahrhundert)​

Das Dorfmuseum Bucovina zeigt verschiedene alte Gebäude aus der Bukovina