Bericht: Im Herzen des Empire

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Im Herzen des Empire
Erinnerungen an eine Reise nach London
vom 4. - 9. April 2017





Inhaltsverzeichnis

4. April 2017
Anreise - Westminster - An der Themse - Mews I

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5. April 2017
Mews II - Um den Marble Arch herum - Lincoln's Inn - Middle Temple Hall - Islington


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6. April 2017
Im Hyde Park - Um die St Paul's Cathedral herum - Postman's Park - The Charterhouse - Buckingham Palace und Belgravia

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7. April 2017
Von der ersten Ampel bis zum letzten Konzert der Beatles: Parliament Square, Whitehall, St James, Piccadilly und Soho - Tower Bridge und Themsefahrt


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8. April 2017
Shakespeare's Globe und Borough Market - In der Westminster Abbey -
Parkanlagen

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9.April 2017
Abreise und Ankommen

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4. April 2017


Anreise - Westminster - An der Themse - Mews I
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Anreise

Zum ersten Mal machte ich mich mit einer größeren Reisegruppe auf den Weg. Die meisten Mitglieder der Reisegesellschaft waren mir vor Reiseantritt noch unbekannt. Das gemeinsame Ziel war London, eine Stadt, die ich schon seit langem einen Besuch abstatten wollte.


Am Morgen des 3. April trudelten die einzelnen Reisegefährten zur vereinbarten Zeit an den Schaltern der British Airways auf dem Frankfurter Flughafen ein. Die Gruppe bestand aus 16 Teilnehmern (im Alter von 16-75 Jahren), die zum größtenteils Lehrer waren, so auch unser Reiseführer Dieter, der seit 1970 regelmäßig ins Herz des Britischen Empires reist. Im Vorfeld hatte er uns versprochen, dass wir London abseits der üblichen Touristenwege erleben würden. Nur so viel: Er sollte sein Wort halten. Natürlich kamen wir auch an dem einen oder anderen Touristenmagnet vorbei, aber davon später mehr.


Nach einem ruhigen Flug landeten wir auf Europas größtem Flughafen: Heathrow Airport. Von dort aus ging es mit der Tube in den Stadtteil Bayswater. Unser Domizil für die nächsten Tage war das Stylotel, ein kleines Hotel.




Klein, im wahrsten Sinne des Wortes: Kleine Lobby, kleiner Aufzug, kleiner Frühstücksraum und kleine Zimmer. Ich muss zugeben, dass diese Enge mich während des Aufenthaltes mal mehr und mal weniger nervte, aber dafür war es super sauber und das Personal war freundlich und zuvorkommend und das Frühstück war total in Ordnung. Ein großer Vorteil war es, dass das Hotel 15 Gehminuten vom Hyde Park und nur 5 Minuten von der U-Bahn Station Paddington entfernt liegt.


Nachdem wir im Hotel angekommen waren, gewährte uns unser Reiseleiter 40 Minuten zum Auspacken. Man konnte ihm förmlich seine Unruhe anmerken, um endlich loslegen zu können, um uns sein London zeigen zu können.

Westminster
Von Paddington fuhren wir nach Westminster. Als wir aus der Station kamen, stand Big Ben vor uns. An diesem Nachmittag zeigte sich London von seiner berüchtigten grauen Seite, aber auch nur an diesen Abend!





Eigentlich heißt der Uhrenturm des britischen Parlamentsgebäudes seit dem diamantenen Thronjubiläum der Queen (2012) Elizabeth Tower. Big Ben ist ursprünglich der Name der größten Glocke, die sich im Turm befindet und die vollen Stunden anzeigt. Im Laufe der Zeit ist der Name von der Glocke zum gesamten Turm übergegangen. Er dauerte auch gar nicht lange bis ich den berühmten Glockenschlag hörte – die Stimme Britanniens, die ich mir allerdings viel lauter vorgestellt hatte! Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Glocken am Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Radius von 20 Kilometern zu hören waren. An der Lautstärke der Glocken hat sich in all den Jahren nichts geändert, dafür aber die der Stadt. Unser erstes Ziel sollte die Westminster Abbey sein.




Nein, nicht das ehrwürdige Kirchenschiff, indem sich die Touristen drängeln, sondern die zwei Kreuzgänge, die von den meisten Besuchern der Abbey sträflich übersehen werden. Man kann sie von einem Seiteneingang separat besuchen und sind im Gegensatz zur Kirche kostenlos. Allerdings hatten wir kein Glück, da die offizielle Öffnungszeit schon vorüber war und in der Kirche das Abendgebet stattfand (während der Gottesdienstzeiten ist ein Besuch nicht möglich). Dieser Start gefiel unserem Reiseleiter gar nicht, aber er versprach uns, dass wir die Kreuzgänge noch sehen würden. So streunten wir durch ein paar typisch englische Straßenzüge im Umkreis der Abbey. Dicht an dicht standen die Häuser aus dunklem Backstein und wurden jeweils von einem schwarzen Eisenzaun geschützt.




Vor einem besonders schönen Haus blieben wir stehen und unser Reiseleiter erzählte, dass die Spitzen der schwarzen Zäune ursprünglich farbig gestrichen waren. Als Prinz Albert, der Ehemann von Queen Viktoria, starb verfiel die Königin in eine tiefe Trauer. Die Londoner waren davon so gerührt, dass sie die Spitzen ihrer Zäune (finials) als Zeichen ihrer Anteilnahme ebenfalls schwarz strichen – und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Dieter erzählte uns noch einiges aus dieser Zeit und es brauchte nicht viel Phantasie, um sich das Geklapper der Pferdegespanne vorzustellen, die im Fackelschein ihre Herrschaften nach einer abendlichen Gesellschaft nach Hause brachten. Während wir in diese längst vergangenen Tage eintauchten, öffnete sich Haustür und der heutige Besitzer trat hinaus und fragte etwas erstaunt, was denn an seinem Zuhause so spannend sei, dass sich gleich eine ganze Gruppe davor versammelt habe? Er wurde aufgeklärt und er erzählte uns etwas über die Geschichte der Straße und welche Persönlichkeiten in ihr für eine kurze oder längerer Zeit residiert haben. Nach einiger Zeit gesellte sich auch die kleine Tochter des Hausbesitzers zu uns und es war eine ganz herzliche Begegnung. Solche Begebenheiten sollten sich in den nächsten Tagen noch öfters wiederholen. Die Londoner sind vielleicht in den ersten Sekunden ihrem Gegenüber etwas skeptisch, aber dann sehr aufgeschlossen und herzlich. Nun schlenderten wir am Parlamentsgebäude vorbei und auf dem Viktoria Tower, dem zweiten Turm des Palace of Westminster, wehte der Union Jack, die britische Nationalflagge, die den Vorübergehenden anzeigte, dass zumindest in einer der beiden Kammern des Parlaments noch debattiert wurde. Wenn sich die Queen im Parlament aufhält weht am Flaggenmast anstelle des Union Jack der Royal Standard. Der Viktoria Tower ist auch ein gewaltiges Archiv: Jedes Gesetz, das durch das Unter- und Oberhaus beschlossen wurde, wird bis zum heutigen Tag auf Pergament geschrieben und verwahrt. Beim Brand des Westminster Palace sind die bis dahin verwahrten Unterlagen des Unterhauses vernichtet worden, die Dokumente des Oberhauses befanden sich vor dem Brand im Jewel Tower - und sind noch erhalten. So ist der Viktoria Tower das Gedächtnis des britischen Parlaments - wenn auch unvollständig.




Wir kamen auch an der Westminster Hall vorbei, dem ältesten Teil des Parlaments. Die Hall wurde im Jahr 1097 erbaut und blieb vom Brand des alten Westminster Palace im Jahr 1834 verschont, da verschiedene Feuerwehren der Stadt (die von umliegenden Pfarrgemeinden gestellt wurden) alles daran getan haben, um dieses wunderbare Gebäude zu retten.




Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag auf einer Rasenfläche ein riesiges Blumenmeer. Die Blumen wurden im Gedenken an die Opfer des Anschlags vom März 2017 dort niedergelegt, der sich genau einer Woche zuvor ereignet hatte. Der Anschlag hatte sich zwar auf der Westminster Bridge ereignet, aber da dort nicht genug Platz war, wählte man diesen Ort zum Gedenken aus. An der Westminster Bridge stiegen wir zur Themse hinunter.





An der Themse
Hier erfuhren wir, dass der Engländer den Fluss gern auch Father Thames nennt. Am gegenüberliegenden Flussufer drehte das London Eye gemütlich seine Runden





und wir verschnauften auf Bänken, die aus der viktorianischen Zeit stammten und an die ‘Ägyptische Phase‘ erinnern, die einst in London herrschte.




Als Ägypten britische Kolonie war und das Interesse an den dortigen Ausgrabungen zunahm, verfiel London in einer regelrechten Hysterie für das ferne Land am Nil. Das Auspacken von Mumien in den Salons der vornehmen Gesellschaft war sicher die makaberste Form dieser Leidenschaft. So ist es nicht ganz verwunderlich, dass man am Themseufer auch einen Obelisk findet, der aus Heliopolis stammt und von Thutmosis III. im 15. Jahrhundert v. Chr. vor dem Tempel des Sonnengottes errichtet wurde. Neben diesem Obelisken stand ein weiterer vor dem Heiligtum. Beide sind unter der Bezeichnung Nadeln der Kleopatra bekannt geworden, obwohl kein historischer Zusammenhang zur Pharaonin besteht. Beide Nadeln wurden wurden im 19. Jahrhundert vom ägyptischen Vizekönig Mehemed Ali nach Großbritannien und in den USA verschenkt. So findet man den Zwilling des Londoner Obelisken im Central Park in New York. Gelegentlich wird ein dritter Obelisk zu den Nadeln der Kleopatra gezählt, der heute auf dem Place de la Concorde in Paris steht.


Auf unserem Spaziergang begegnete uns die erste rote Telefonzelle und das berühmte Schild von New Scotland Yard




und ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das mit Kränzen aus künstlichen Mohnblumen geschmückt war. Das Gedenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege ist tief in der britischen Seele verwurzelt. So wird alljährlich der 11. November als Remembrance Day - Erinnerungstag begangen, der umgangssprachlich auch Poppy Day genannt wird.




In den Wochen um diesen Tag herum trägt Mann und Frau selbstverständlich eine stilisierte Mohnblume am Revers. Der Ursprung, dass der Mohn zum Symbol dieser Erinnerung wurde, liegt in einem Gedicht von John McCrae, das den Titel In FandersFields trägt.Hier findet man die deutsche Übersetzung des Gedichtes.

Manchmal sollte man sich auch umschauen:




Auf der Hungerford Bridge schauten wir auf dem Fluss. Ich wußte, dass die Themse, wenn sie durch London fließt, alles andere als ein Rinnsal ist und trotzdem war ich über ihre Breite überrascht. In der Ferne sah ich zum ersten Mal die Kuppel der St Pauls's Cathedral.







Nun erreichten wir die Viktoria Embankment Gardens. In einem der angrenzenden Häuser schrieb Rudyard Kipling seine Erzählung Das Dschungelbuch.




Hier trennte sich unsere Gruppe für eine kurze Zeit, denn während sich die Damen geschlossen auf die Suche nach einem WC begaben, schauten sich verbleibenden Herren einen keinen Teil der Gardens an. Wieder vereint kamen zu der Straße Strand. Hier verlief bis zum Bau des Thames Embankent das Ufer des Flusses. Nun waren es nur noch einige Minuten bis zum Spaghetti House. Hier sollte unser erstes Abendessen stattfinden. Unser Reiseleiter hatte die Restaurants im Vorfeld reserviert und hatte uns versprochen, dass wir auch nicht viel mehr zahlen müssten, als in einem deutschen Lokal. Von Freunden und Bekannten hatte ich die abenteuerlichsten Geschichten gehört, was die Qualität und die Preisgestaltung Londoner Restaurants betrifft. Das Spaghetti House war in Ordnung und die Speisen waren okay, verdienen aber keiner besonderen Würdigung. Für mich persönlich gab es an diesem Abend eine Premiere: Ich trank mein erstes italienischen Bier - ein Peroni!


Mews I
Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel, aber der Abend war noch nicht zu Ende, denn Dieter zeigte uns eine Mews. Dieser Begriff war mir bis dato nicht geläufig. Eine Mews ist eine kleine Straße, die sich hinter den Herrschaftshäuser befindet und aus kleinen Häusern besteht in denen sich die Pferdeställe und Unterstellmöglichkeiten für Kutschen befanden.





Im Obergeschoss wohnte der Kutscher mit seiner Familie auf engstem Raum. Der Pferdemist wurde einfach auf der Straße entsorgt und so waren die Mews ein Ort fürchterlichen Gestanks. Unsere Mews ist die einzige in London, in der noch Pferde anzutreffen sind. Die Hyde Park Stables sind ein Pferdeverleih. Hier kann man sich ein Pferd mieten, um gemütlich im Hyde Park auszureiten. Etwas anderes faszinierte mich an der Mews: Vor den Häusern standen Kübel in denen Oliven- und Zitronenbäume, Palmen und anderen mediterranen Pflanzen wuchsen. Manche Kübel waren so groß, dass sie unmöglich in den Häusern untergestellt werden können. Aber das müssen sie auch nicht, denn London fällt das Thermometer selten unter Null Grad und so gedeihen in London diese Pflanzen ganzjährig im Freien – und nicht nur in den Mews, sondern auch in den Parkanlagen. Das hätte ich nicht erwartet!






Vor dem Hotel teilte sich unsere Gruppe nochmals: Während ein Teil müde ins Bett fiel, besuchte der Rest ein Pub, um einen Absacker zu nehmen. Im Pub lernten wir, das man das Getränk am Tresen bestellt und auch gleich bezahlt. Bei ein, zwei Bieren klang dann dieser erster Abend aus.









 
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5. April 2017





Mews II - Um den Marble Arch herum - Lincoln's Inn - Middle Temple Hall - Islington


Mews II
Der neue Tag begann mit dem Frühstück im Hotel. Der Frühstücksraum war genauso klein, wie der Rest des Hotels und wenn mehr als fünf Personen am Buffet standen, waren Nerven und Geschick gefragt. Das Frühstück war in Ordnung und verry british! Ich muss gestehen, dass ich weiße Bohnen mag, aber nicht am frühen Morgen. Weil uns am Vorabend die Bathurst Mews so gut gefallen hatte, führte uns Dieter noch einmal dort hin und erzählte uns einiges über die britischen Denkmalschutzbestimmungen und das ein Mews-Häuschen, wenn es sich in einem sehr schlechten Zustand befindet schon eine Million Pfund kostet.



Während wir den Ausführungen unseres Reiseleiters lauschten, blieb ein Mann stehen, der in der Nachbarschaft wohnte und deutsch verstand und ergänzte das ein oder andere. Wieder entstand eine nette Unterhaltung. Vor den Hyde Park Stables wurden die Pferde für einen Ausritt fertig gemacht.


Es folgte der Besuch einer weiteren Mews, bevor wir einen kleinen Spaziergang entlang des Hyde Parks unternahmen.


Zunächst ging es noch ein kleines Stück durch Bayswater.



An einem Zaun blieben wir stehen und dann kam wieder eine von Dieters Geschichten, die schön und interessant waren, auch wenn ich mich manchmal fragte, ob sie nicht eher in den Bereich der Legenden gehören? Also wir standen vor einem Zaun und wurden auf dieses Detail aufmerksam gemacht:


Die Zaunspitze soll eine Artischocke darstellen. Dieses Gemüse war zur Zeit Queen Viktorias nur selten in London zu bekommen und somit auch sehr teuer. Mit der Darstellung wollte der Besitzer des Hauses anzeigen, dass er so wohlhabend war, um sich diese begehrtre Delikatesse leisten zu können. Unser weiterer Weg führte uns am Rand des Hyde Parks entlang.


Um den Marble Arch herum
Vor dem Tyburn Convent legten wir einen kleinen Stopp ein. In dem Kloster, das nur wenige Schritte von der ehemaligen Hinrichtungsstätte Tyburn entfernt liegt, leben heute etwa 20 Benediktinerinnen, die sich hauptsächlich der ewigen Anbetung verschrieben haben. Neben dem Gebet und der Feier der Liturgie haben es sich die Schwestern zur Aufgabe gemacht das Gedächtnis an die katholischen Märtyrer des 16. und 17. Jahrhunderts wachzuhalten, die den Supremat König Heinrich VIII. nicht anerkennen konnten und in Tyburn hingerichtet wurden. Im Untergeschoss des Klosters befindet sich eine Kapelle die an die Märtyrer erinnert und in der zahlreiche Reliquien aufbewahrt werden. Über dem Altar steht eine Nachbildung des Galgens und an den Wänden sind zahlreiche Wappen der Märtyrer angebracht. Wenn man nicht gerade zu den Gebetszeiten an der Klostertür schellt, dann öffnet eine nette Nonne und begleitet einen in die Kapelle.


Vom Kloster waren es nur wenige Schritte zur Still Water Horse Head Statue. Die Statue zeigt einen 33 Fuß (10 m) hohen Pferdekopf aus Bronze, der vom 1963 geborenen Künstler Nic Fiddian-Green im Jahr 2011 geschaffen wurde. Der Künstler hat sich auf die realistische Darstellung von Pferdeköpfen verschrieben hat.




Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – so auch nicht in unserer Gruppe, aber man kann durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Einige zückten begeistert ihre Fotoapparate, andere schüttelten verständnislos den Kopf. Letztere konnten dankbar sein, dass sie es an diesem Ort noch tun konnten, denn wir befanden uns nun am berüchtigten Hinrichtungsort Tyburn. Der Platz diente von 1196-1783 als Galgenplatz der City of London. Für mich persönlich hat Tyburn eine große Bedeutung, denn mein Namenspatron, der hl. Oliver Plunkett wurde am Galgen von Tyburn hingerichtet. Im Straßenpflaster sind drei Messingplaketten eingelassen, die die ehemaligen Standorte der Galgenpfosten markieren. Hier findet man ein Foto.

Unsere erste Begegnung mit dem Hyde Park endete am Marble Arch, der dem Konstantinbogen in Rom nachgeahmt ist und einst das Eingangstor zum Buckingham Palace war. Hier ein Foto. Nur die Mitglieder der königlichen Familie sowie der King‘s Troop Horse Artillery durften den Bogen durchschreiten. 1851 wurde der Bogen an seinem heutigen Standort versetzt. Als Grund wird oft angegeben, der zentrale Bogen sei zu eng für die Durchfahrt der Kutschen gewesen. Der wahre Grund war, dass Queen Viktoria den Bogen einfach nicht mochte.




Mit einem Doppeldeckerbus fuhren die Oxford Street entlang und bestaunten vom Oberdeck aus die Geschäftigkeit, die auf dieser Straße herrscht. Es war aber nur eine kurze Fahrt, denn am Ende der Oxford Street stiegen wir schon wieder aus und standen vor James Smith & Sons. Dieses Geschäft hat sich auf die Herstellung von Regenschirmen und Gehstöcke spezialisiert und existiert seit 1830. Durch die Schaufensterscheibe war die wunderschöne Ladeneinrichtung zu bestaunen, die ich mir gerne näher angesehen hätte. Wenn ich noch einmal nach London reisen sollte, dann werde ich diesem Geschäft auf jeden Fall einen Besuch abstatten.



Auf der Gate Street teilte sich unsere Gruppe, denn inzwischen war es Zeit um einen kleinen Mittagsimbiss einzunehmen. Der eine Teil der Gruppe verschwand in einem Café, während der andere Teil in The Ship Tavern einkehrte – ein wirklich uriges Pub.


Hier lernte ich mein absolut englisches Lieblingsgericht kennen: Scotch eggs. Ein hartgekochtes Ei wird mit Mett umhüllt, dann paniert und frittiert. Sehr lecker! Warum dieses Gericht Schottische Eier heißt kann ich nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall in London kreiert worden und an seinem Entstehungsort sollten wir im Laufe der Reise auch noch vorbeikommen.

Scotch eggs wurden erstmals 1738 in London von Fortnum & Mason hergestellt.
Quelle

The Ship Tavern bestand schon zur Zeit Heinrich VIII. im Pub fanden verfolgte katholische Geistliche Unterschlupf und hier wurden auch verbotenerweise katholische Messen abgehalten. Als Tarnung hatte jeder Gottesdienstbesucher einen Bierkrug vor sich und wenn Soldaten kamen wurden die Krüge erhoben und sich fröhlich zugeprostet um so ein fröhliches Trinkgelage vorzugaukeln. Frisch gestärkt ging es zu unserem nächsten Ziel und dort erfuhren wir etwas über das britische Rechtssystem.

Lincoln‘s Inn
Im Vereinigten Königreich erfolgt die Rechtsprechung nach dem Case Law, dem Fallrecht. Dabei berufen sich Richter wie Anwälte auf Urteile in vergleichbaren Fällen. So tief wie in der britischen Tradition das Rechtssystem verwurzelt ist, so auch die juristische Ausbildung voller Traditionen. Wer die höheren juristischen Weihen anstrebt, muss sich zum Barrister ausbilden lassen, dann ist man an allen Gerichten zugelassen und wird bei Bewerbungen zum Richteramt bevorzugt. Alle Barrister sind Mitglieder einer der vier Inns of Court. Die Inns sind eine Art Anwaltskammern und Ausbildungsstätten zugleich – und noch einiges mehr. Wir besuchten Lincoln‘s und fanden uns auf dem zentralen Platz des Inn ein. Unserer Reiseleiter führte uns in die Geschichte der Inns ein, aber ich muss gestehen, dass ich vielmehr von den Gebäuden um mich herum fasziniert war.






Der Mittelpunk des jeweiligen Inn ist die Kapelle und die Hall. Die Kapelle von Lincoln‘s Inn ruht auf einer offenen dreischiffigen Säulenhalle.




Der Fußboden ist zugleich auch ein Friedhof, da berühmte Absolventen hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Leider war die Kapelle nicht zugänglich.


Vor der Kapelle stand einer der berühmten roten Briefkästen und hier wurden wir auf ein kleines - aber wichtiges Detail aufmerksam gemacht.


Auf jedem Postkasten ist das jweilige Monogramm des Monarchen zu sehen unter dessen Regentschaft der Briefkasten aufgestellt wurde. In unserem Fall war es das von König Edward VII.,der Sohn von Königin Viktoria. Da er nur relativ kurz regierte (1901- 1910) gibt es gar nicht viele dieser Exemplare. Wir streiften weiter durch Lincoln's Inn und sahen an einem Haus einen Feigenbaum ranken.



Auf unserem Weg zur Middle Temple Hall kamen wir an einem Pub vorbei, in denen sich die Herren Kronanwälte ihr Mittagsbierchen gönnten. Im Schaufenster sahen wir folgendes:



Übrigens, für die rechte Perücke kann man gut 2.500 Pfund ausgeben. Neben dem Pub befindet sich ein Londoner Traditonsgeschäft für Silberwaren.


Bekannt ist Woodhouse & Son für alles was das Herz eines Silberfans begehrt: Tafelsilber, Schmuck, Spazierstockknäufe und Teeservice. Berühmt ist dies Geschäft aber durch seine silbernen Mausfallen geworden. Als in längst vergangenen Zeiten die Londoner Damen, wie alle anderen Damen in Europa auch, Hochfrisuren trugen, die man möglichst lange in Form halten wollte. Ein Nachteil war es, dass sich in diesen komplizierten Frisuren auch Ungeziefer einnistete. Wenn dann die Dame schlief lockten die kleinen Tiere Mäuse an, die dann eine leichte Beute machten. So manche Lady wurde von den Nagern aus den Schlaf gerissen und so in Angst und Schrecken versetzt. Abhilfe musste her und so stellte Woodhouse & Son silberne Mausfallen her, die des nachts in die Frisuren drapiert wurden, um sich vor den Mäusen zu schützen.

Kurz darauf überquerten wir die Fleet Street und schauten auf den neugotischen Royal Courts of Justice zurück.


Wir kamen an erlesenen Geschäften vorbei, die Perücken, Roben und Beffchen im Sortiment hatten und manch anderes, was ein Jurist kleidungsmäßig für die Ausübung seines Berufes braucht.


Bis zu unserer Besichtigung der Middle Temple Hall war es noch etwas Zeit und so wollten wir uns die Temple Church anschauen – eine ehemalige Kirche der Tempelritter, in der heute die Richter und Anwälte ihre Gottesdienste feiern. Die Kirche wird auch sehr gerne für Konzerte genutzt. Gerade als wir ankamen wurde die Kirche zur Mittagspause geschlossen.


Zur vereinbarten Zeit standen wir vor dem Eingang der Temple Middle Hall und ein freundlicher Herr erklärte uns, dass die Herren Anwälte noch am Speisen seien und wir uns noch etwas gedulden müssten.


Wir blieben in der Nähe der Hall und schauten uns ein wenig um.



Ein halbe Stunde später war noch ein kleines Grüppchen beim Essen und wir durften schon mal auf die Besuchergalerie. Die Hall wurde 1572 erbaut und von Königin Elisabeth I. eingeweiht. Von der Empore aus konnten wir einen tollen Blick in die offene Dachkonstruktion der Hall werfen.


Der Raum dient nicht nur als Speisesaal, sondern auch als Vortragsraum und die Abschlussfeiern der Studenten finden hier statt. Jeder Student muss während seiner Studienzeit mindestens an drei feierliche Dinner pro Semester teilnehmen. Als die letzten Anwälte mit ihrem Mittagessen fertig waren, durften wir in die Hall. Die erste nachweisbare Aufführung von Shakespeares Wie es euch gefällt fand hier statt. Völlig beeindruckt verließ ich die Hall und machten uns auf dem Weg zum nächsten Programmpunkt. Bevor wir in den Bus einstiegen warfen wir einen Blick auf die Fassade von St Dunstan-in-the West an.


Hier findet man das einzige öffentliche Standbild von Königin Elisabeth I.


Mit Bus und Bahn fuhren wir in den Stadtteil Islington.


Islington
Dort sollte unser Abendessen stattfinden. Noch war es nicht soweit. Hier zersplitterte sich unsere Gruppe. Ich suchte einen Bankautomaten auf und entdeckte dann einen sehr ansprechenden Flohmarkt. Der Trödel, der dort angeboten wurde war schon relativ hochwertig und es machte mir sehr viel Spaß durch die Gassen zu stöbern.

Nach einer Zeit traf ich unseren Reiseleiter wieder, der mit einem kleinen Teil der Gruppe zum Regent‘s Canal wollte, um einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Ich schloss mich der Gruppe an, was ich nicht bereute, denn sonst wäre mir ein wirklich schöner Flecken Londons entgangen. Wir gingen auf einer recht schmalen Promenade, die wir uns mit rasanten Fahrradfahrern teilen mussten. Am Regent‘s Canal ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie sehr alte und neue Architektur in London beieinanderliegen: Brücken und Schleusen aus dem 19. Jahrhundert direkt neben Gebäuden aus unseren Tagen. Auffällig waren die vielen Kähne, die am Ufer festgemacht hatten. Unser Reiseleiter erzählte uns, das die Liegegebühr für solch ein Kahn im Monat 500 Pfund betragen würde. Bei den horrenden Mieten ist das wohnen in einem Kahn eine echte Alternative.



Gemeinsam gingen wir zum Restaurant. Die Basserie Bellanger hat ein interessantes Angebot: Wenn man vor 18:00 Uhr Platz nimmt wird ein günstiges 3 – oder 4 Gänge Menü angeboten – und das in einer sehr ansprechenden Atmosphäre! Neben dem Restaurant befand sich ein Theater in dem Carlie Chaplin seine ersten Bühnenerfolge verzeichnete. Das Thatergebäude fiel dem Krieg zum Opfer. Heute befindet sich an der Stelle eine Buchhandlung, die von einigen Reisegefährten auch besucht wurde.


Leider nahm das Essen ein etwas abruptes Ende, da im Hotel ein Lehrer auf uns wartete, der seinen Kollegen etwas über das britische Bildungssystem erzählen wollte. Da ich nicht zu dieser Berufsgruppe gehöre, gönnte ich mir ein kleine Ruhezeit, bevor es mit einigen ins Pub The Victoria ging.


Da ahnte ich noch nichts von dem dramatischen Ereignis das an unserem letzten Abend hier stattfand.
 
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6. April 2017



Im Hyde Park - Um die St Paul's Cathedral herum - Postman's Park - The Charterhouse - Buckingham Palace und Belgravia

Im Hyde Park
Während wir am Vortag nur den Rand des Hyde Park gestreift hatten, unternahmen wir an diesem Morgen einen etwas ausführlicheren Spaziergang durch Londons grüner Lunge. Zunächst ging es in den Italienischen Garten.


Diese Gartenanlage ließ Prinz Albert 1860 anlegen und wollte mit ihr ein südländisches Flair nach London bringen. Die Kulisse bot sich an, um ein Gruppenfoto zu machen. Wieder erstaunte mich die mediterrane Pflanzenpracht, die hier gedeiht. Danach gingen wir durch einen Bereich, der im wesentlichen aus einer Wiesenlandschaft bestand und gar nichts mit dem berühmten englischen Rasen zu tun hatte. Neben den Fußwegen gab es auch Reiterwege, die an diesem Morgen eifrig genutzt wurden.


Nach einer ganzen Weile verließen wir dieses fast dörfliche Idyll und kehrten in den Trubel der Stadt zurück. Mit der U-Bahn fuhren wir zur St Paul's Cathedral.


Um die St Paul's Cathedral herum
Die St Paul's Chatheral ist der Sitz des anglikanischen Bischofs von London.



Bei Sonnenschein setzten wir uns in den Park, der die Kathedrale umgibt und lauschten unserem Reiseleiter, der uns interessante Geschichten über den Architekten Christopher Wren und über den Bau der Kirche erzählte: Der 2. September des Jahres 1666 war ein sehr schwarzer Tag in der Geschichte Londons. The Great Fire of London, der große Brand von London zerstörte innerhalb weniger Tage 4/5 aller Gebäude der Stadt. Da die meisten Häuser aus Holz und Stroh gebaut waren und sehr eng beieinander standen, hatte das Feuer ein leichtes Spiel. Der Brand entstand in der Backstube des königlichen Bäckers Thomas Farynors. Als er abends seine Backstube verließ, übersah er etwas Glut im Backofen. Diese reichte aus, um ein Feuer zu entfachen, das sich rasant ausbreiten konnte. Auch die gotische St Paul‘s Cathedral fiel den Flammen zum Opfer und brannte restlos nieder. Der Bäcker konnte sich retten und flüchtete aus der Stadt. Nach dem Brand suchte man nach Schuldigen und schnell verbreitete sich die Verschwörungstheorie, dass die Jesuiten das Feuer gelegt hätten.

Eine Tafel an dem an das Feuer erinnernden Monument, die die Schuld an dem Feuer den Katholiken zuwies, wurde erst im 19. Jahrhundert entfernt.
Quelle

Die Londoner ergriffen die Chance zu einem Neuanfang. Der Astronom und Architekt Christopher Wren wurde mit dem Wiederaufbau der Stadt beauftragt. Dank ihm wurde London zum größten Teil wieder so aufgebaut, wie wir die Stadt heute kennen – modern, aufregend und einzigartig. Wren‘s Meisterwerk ist die von 1675 – 1710 erbaute St Paul‘s Cathedral. Wenn ein Rom-Fan vor dieser Kirche steht, dann denkt er unweigerlich an die Peterskirche in Rom. Auf eine Besichtigung der Kathedrale mussten wir allerdings verzichten. Wer dazu Lust hatte, dem bot sich am Nachmittag die Gelegenheit dazu an. Ich nutzte sie nicht, aber wenn ich das nächste mal in London bin, dann werde ich sie mir auf jeden Fall von Innen ansehen, obwohl der Eintrittspreis von 22 Pfund schon ganz stolz ist.

Hier ein Video von der Innenansicht.

Unsere Gruppe steuerte auf die Millennium Bridge zu, die sich ganz in der Nähe der Kathedrale befindet. Auf halben Wege kamen wir an einem Soldatendenkmal vorbei und wieder begegneten uns Mohnblumen.



Vor der Brücke befindet sich eine Schule an der das Londoner Stadtwappen angebracht ist.


Vor der Brücke ist im Boden ein Plakette eingelassen, die an daran erinnert, das keine geringere als Ihre Majestät die Einweihung vorgenommen hat. Die Millennium Bridge ist eine Fußgängerbrücke und verbindet die St Paul‘s Catheral mit der Tate Gallery of Modern Art und dem Globe Theatre.


Nur zwei Tage nach dem die Queen die Brücke eingeweiht hatte, wurde sie für die Öffentlichkeit gesperrt, da plötzliche Schwingungen auftraten. Es mussten zusätzliche Puffer eingebaut werden. Das Bauwerk, von Sir Norman Foster entworfen, bekam den spöttischen Spitznamen Wackelbrücke. Leider habe ich von der Brücke kein Foto gemacht. Vielen Dank an unsere Moderatorin Simone, die zwei Fotos zur Verfügung gestellt hat!





Von der Brücke aus sahen wir das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Noch war die Tower Bridge in weiter Ferne, aber es sollte nicht lange dauern, bis ich sie mir aus aller nächster Nähe anschauen konnte.


Wir gingen wieder zurück zur U-Bahn Station St Paul's. Am Eingang blieben wir vor einer Steintafel stehen, die von den meisten Vorübergehenden wohl übersehen wird – dem Panyer Boy.



Die Steintafel zeigt im oberen Teil ein nackten Bäckersjungen der auf einen Brotkorb sitzt. Zum einen erinnert die Tafel an das Panyer Boy Inn, einem Gasthof der sich in der Nähe befand und beim Brand von 1666 zerstört wurde und zum anderen daran, das in dieser Gegend viele Bäcker ansässig waren. Der Text spricht davon, dass sich hier der höchste Punk Londons befinden soll. Die Tafel befindet seit 1964 an ihrem heutigen Platz, während des 2. Weltkrieges wurde sie eingelagert und zuvor hat sie ihren Standort mehrmals gewechselt, aber sie blieb immer im Umfeld von St Paul's. Die Höhenangabe entspricht aber nicht der Wahrheit, warum hier der höchste Punkt der Stadt vermutet wurde bleibt wohl ein Geheimnis.


Wir fuhren aber nicht mit der U- Bahn weiter, sondern setzten unseren Spaziergang zu Fuß fort. Dieter führte uns zu der kleinen Kirche St Vedast Foster Lane. Die Kirche aus dem 14. Jahrhundert wurde während des Feuers von 1666 nur teilweise zerstört und erhielt ihr heutiges Aussehen ebenfalls von Christopher Wren.


Wir warfen einen kurzen Blick in die Kirche und dann meinte Dieter, dass er uns nun seinen Lieblingsplatz in London zeigen würde und öffnete eine unscheinbare Tür und völlig unerwartet fanden wir uns in einem hübschen Innenhof wieder. Wir nahmen auf den Bänke Platz und lauschen unserem Guide und den Vögeln, die an diesem ruhigen Ort ihre Lieder zwitscherten, während um uns herum der Londoner Verkehr pulsierte.



Nach dieser Pause ging es zum Postman‘s Park weiter. Kurz vor unserem Ziel stießen wir auf einen der ältesten Briefkästen Londons - damals waren sie noch grün




und auf einer außer Dienst gestellten Notrufsäule.



Postman‘s Park
In London begegnen einen immer wieder kleine Parkanlagen. So eine grüne Oase statteten wir nun einen Besuch ab. Ursprünglich war das Areal des heutigen Parks ein Friedhof. Da viele Angestellte des ehemals in der Nähe befindlichen Hauptpostamtes hier ihre Mittagspause verbrachten, bürgerte sich der Name Postman‘s Park ein. Leider wurde die Anlage gerade grundsaniert und glich einer Baustelle.



Unserem Reiseleiter ging es nicht in erster Linie um den Park, sondern um das Watts Memorial, das von George Frederic Watts im Jahr 1900 errichtet wurde. Watts schlug vor, anlässlich des goldenen Thronjubiläums von Queen Viktoria ein Denkmal zu errichten, dass Menschen ehrt, die selbstlos ihr Leben für andere eingesetzt haben. Der Vorschlag wurde zunächst abgelehnt aber schließlich gelang es Watts eine Loggia im Postman‘s Park zu errichten. Auf der Rückwand wurden Doulton Kacheln angebracht, die Inschriften erinnern an Menschen, die ihr Leben für das eines anderen Menschen hingegeben haben. Wir blieben vor dem Denkmal stehen uns studierten die Inschriften.

Ich warte noch auf eine Gesamtaufnahme des Denkmals von einem Reisegefährten. Bis er es mir geschickt hat, gibt es hier ein Eindruck!



So erfuhren wir vom achtjährigen James Bristow, der am 30.12.1890 bei einem Brand seiner Schwester die Kleider vom Kleid riss, aber selbst an schweren Verbrennungen starb. Auch wurde uns das Schicksal der Schauspielerin Sarah Smith vor Augen gehalten, die bei einem Theaterbrand im Jahr 1863 uns Leben kam, nachdem sie versucht hatte ihre brennende Freundin zu retten. Insgesamt wurden 47 Tafeln von Watts – und nach seinem Tod von seiner Ehefrau angebracht. Dann wurden fast 70 Jahre lang keine neue Kacheln hinzugefügt. Erst 2009 kam eine neue hinzu. Sie gedenkt an den 30 jährigen Leigh Pitt, der ein Kind vor dem Ertrinken bewahrte, sich selbst aber nicht retten konnte. Im Postman‘s Park wachsen in einer geschützten Stelle Bananenstauden!


Weiter ging es zu der Kirche St Bartholomew-the-Great, ein normannisches Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert, das etwas versteckt liegt und durch den Torbogen dieses Hauses mit Tudor-Fachwerk zu erreichen ist.



Wir betraten den Kirchhof und schauten uns die Rückseite des Hauses an.


Mit fünf Pfund war der Eintrittspreis für diese Kirche recht günstig. Ein Schild wies ausdrücklich darauf hin, das Betern freier Eintritt gewährt wird! Der Besuch der Kirche lohnt sich – nicht nur weil hier die letzte Hochzeit aus dem Film Vier Hochzeiten und ein Todesfall gedreht wurde.


Leider ist auch hier das fotografieren nicht erlaubt.

Wir gingen wieder zurück durch den Bogen und befanden uns auf einem ehemaligen Richtplatz. Vom Erker des Hauses aus, soll Königin Mary I. Hinrichtungen mitverfolgt haben, während sie dabei genüsslich speiste.


Da ist es schon etwas makaber, dass sich ganz in der Nähe der Smithfiels Market befindet – der noch heute größte Umschlagsplatz für Fleischwaren in Europa. Wir gingen durch die interessante Stahlkonstruktion des Marktes, die aus dem 19. Jahrhundert stammt.


Währendessen stellte unser Reiseleiter bei folgenden Anblick die Frage, warum die beiden Telefonzellen unterschiedlich hoch sind?



Wir waren etwas ratlos. Die höhere Telefonzelle war für den Gentleman mit Zylinder gadacht, damit er beim Telefonieren seinen Hut nicht abnehmen musste. Ich glaubte diese Geschichte nicht, aber Dieter schaute mir tief in die Augen und bekräftigte seine Aussage.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Charterhouse, wo wir eine Führung gebucht hatten. Wir kamen an einem italienischen Restaurant vorbei und der Wirt stand vor der Tür.



Als er Dieter sah, kam er auf ihn zu und es gab ein großes Wiedersehen, so wie wir es von Italienern gewohnt sind.

The Charterhouse
Ein paar Minuten später standen wir vor dem Charterhouse und unser Reiseleiter war ganz verblüfft, denn der Eingangsbereich war total neu umgestaltet worden. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten war, dass die Queen und Prinz Philip das neue Besucherzentrum sechs Wochen zuvor eingeweiht hatten.

Hier ein ganz kurzes Video.

Das Charterhouse 1371 als Kartause errichtet, wurde nach Plänen des Architekten Henry Yevele gebaut, der auch die Westminster Abbey entwarf. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster unter König Heinrich VIII. aufgelöst, da sich die Mönche weigerten den Eid auf die Suprematsakte, die den König zu Oberhaupt der englischen Kirche machte, abzulegen, wurde der größte Teil des Konventes grausam hingerichtet. Die verwaisten Klausen dienten fortan Handwerken als Werkstätten, in der Kirche lagerte der König sein Jagdgerät ein. Später wurde der komplex zu einen Herrenhaus umgebaut und wechselte mehrfach seinen Besitzer. Der letzte Eigentümer hieß Thomas Sutton und erlangte als Waffenhersteller ein riesiges Vermögen und errichtete im Chaterhouse eine Stiftung ein, die ein Armenhaus, ein Hospital und eine Schule unterhielt. Die Stiftung existiert noch und so wohnen heute dort ältere Herren, die sich ‚Brüder‘ nennen. Die Anzahl der Bewerber ist enorm hoch, da das wohnen dort – wenn ich mich recht erinnere kostenlos ist. Allerdings muss man einen einwandfreien Lebenswandel nachweisen. Die Brüder genießen in der Londoner Bevölkerung ein sehr hohes Ansehen.

Im Besucherzentrum gab es zunächst eine kleine Einführung in die Geschichte des Hauses und dann gelangten wir durch einen Empfangsraum in den Kreuzgang. Dieser ist für Fußballfans sicher interessant, denn hier wurde die Einwurfregel erfunden! Im Kreuzgans spielten die Schüler Fußball und immer wieder flog der Ball durch die damals noch nicht verglasten Fenster in den Innenhof hinein.


Sie erfanden das Prozedere, das heute noch angewendet wird, wenn ein Ball ins Aus geschossen wird. Das Charterhouse hat auch einen westlichen Anteil daran, dass sich der englische Fußballverband gegründet hat, da ehemalige Schüler ganz intensiv an der Gründung mitbeteiligt waren. Wenn ich es richtig verstanden habe – aber bei Fußballbegriffen versagt mein Englisch doch sehr – ist auch die Abseitssregel mit dem Charterhouse verbunden. Wir wurden durch die weitere Anlage geführt und erblickten altehrwürdige Fassaden und prachtvolle Gartenanlagen. Das Charterhouse wird auch gerne als Filmkulisse genutzt, so wurden hier Szenen aus der Serie Downton Abbey gedreht.




Sehr beeindruckend war auch der Speisesaal der Brüder, der mich stark an die Middle Temple Hall erinnerte.


Danach wurden wir in einen großen Saal geführt, der wohl für feierliche Anlässe genutzt wird.






Besonders faszinierend fand ich die Deckendekoration.


Im Treppenhaus fanden wir ein Foto, das an einem vorigen Besuch der Queen erinnerte.


Ich warf noch einen kurzen Blick in die Kapelle und dann zerstreute sich unsere Gruppe in allen Himmelsrichtungen. Ein Teil kehrte noch in einem Pub ein, um sich zu stärken. In diesem Pub hingen viele Fotos an den Wänden, dieses hat mir besonders gut gefallen.



Jetzt war es an der Zeit, um London auf eigene Faust zu erkunden und ich machte mich auf den Weg zum Buckingham Palace.

Buckingham Palace und Belgravia
Mit der Tube ging es wieder in Richtung Westminster zum St James Park. Es folgte ein kleiner Spaziergang durch diese schöne und auch gut besuchte Parkanlage.


Immer wieder sah man durch die Bäume Big Ben und das London Eye hervorlugen.




Bald schon kreuzte mein Weg die Prachtstraße The Mall und ich konnte mein erstes Ziel schon aus einiger Entfernung sehen.



Auf dem Flaggenmast des Palastes wehte der Union Jack, also war die Queen nicht im Haus, sonst hätte dort der Royal Standard im Wind geflattert. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Königin woanders aufhielt, war das nur zwei Soldaten mit ihren berühmten Bärenfellmützen Wache schoben.



Bei Anwesenheit der Queen sind es vier Soldaten. Ich schaute durch die Gitterstäbe des Palastzaunes und beobachtete, wie die Soldaten immer mal wieder aus ihren Wachhäuschen kamen, und sehr würdevoll an der Palastmauer entlang schritten, um sich die Füße zu vertreten. Inzwischen schon ein bisschen in britischer Wappenkunde geschult, entdeckte ich am Palasttor das Wappen des Vereinigten Königreiches in seiner englischen Version.




Sowie das Monogramm von König George V. - dem Großvater von Elisabeth II.




Wenn man vor dem Buckingham Palace steht, kann man sich nicht dem Victoria Memorial verweigern. Die Londoner nennen das 1911 eingeweihte Denkmal nicht ganz zu Unrecht etwas spöttisch The Wedding Cake – Hochzeitstorte, da der Stil des Denkmals schon bei seiner Enthüllung als unmodern galt.


Außer den beiden Soldaten gab es nicht viel zu sehen und so ging ich weiter und kam zum Eingang der Königlichen Gemäldesammlung. Hier interessierte mich nicht die Galerie, die sicher sehr sehenswert ist, sondern der Gift Shop. Hier findet man alles, was das royale Herz begehrt – und alles ein wenig nobler, als in den umliegenden Souvenirläden. Nun ging es zum Stadtteil Belgravia weiter, der hinter dem Palast beginnt.

Im Vorfeld der Reise hatte ich eigentlich nur einen Wunsch: Als bekennender Fan der Serie Das Haus am Eaton Place wollte ich den Stadtteil Belgravia besuchen, dort spielt die Serie in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Nun ergab sich die Gelegenheit diese noble Viertel, in dem viele Botschaften ansässig sind (viele arabische Länder haben dort ihre Vertretungen), einen Besuch abzustatten. Je tiefer ich in die Straßen Belgravias eintauchte, umso stiller wurde es. Auffallend viele Luxuskarossen standen vor den edlen, weiß gestrichenen Häusern. Die Serie erzählt von der Familie Bellamy und ihrer Dienstboten, die im Laufe der Zeit vieles erleben. Die Straße Eaton Place gibt es wirklich und in den Jahren 1971-75, als die Serie gedreht wurde, diente das Haus mit der Nummer 65 als Kulisse für die Außenaufnahmen. In der Serie wird oft die Hausnummer 165 genannt. Um die Privatsphäre der damaligen Bewohner zu schützen, hat man einfach eine 1 vor die 65 gemalt. Bevor es zum Eaton Place ging besuchte ich die Kirche St Peter, die auch in der Serie des öfteren genannt wird. Leider konnte ich nur einen ganz kurzen Blick in das innere der Kirche werfen, da dort gerade für ein Konzert geprobt wurde.


Aber nun ging es zum Schauplatz meiner Lieblingsserie, von der die Queen einmal gesagt hat, dass sie keine Folge verpassen würde und das die Köchin Mrs. Bridges ihre Lieblingsfigur sei. Es soll das einzige Mal gewesen sein, dass sich die Königin öffentlich über das britische Fernsehen geäußert hat. Nun stand ich vor dem Haus Nummer 65.


Ich muss schon sagen, wenn die parkenden Autos nicht an den Straßenränder gestanden hätten und stattdessen ab und zu mal ein Pferdegespann vorbei getrabt wäre, dann hätte man meinen können sich in der Zeit um 1900 zu befinden.



Zu gerne hätte ich das Haus betreten, obwohl ich weiß, dass die Raumaufteilung; so wie sie in der Serie suggeriert wird, nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Am Vorabend hatte Dieter von einem Pub in Belgravia geschwärmt und nun machte ich mich auf den Weg dorthin. Ohne Probleme fand ich das The Nags Head und sah schon aus der Ferne eine große Menschenansammlung vor dem Pub stehen. An der Tür des Pubs hängt ein Schild, dass dem Besucher verbietet sein Handy im Lokal zu nutzen. Dieter erzählte, dass der Wirt großen Wert auf die Einhaltung des Verbotes hält und jeden rauswirft, der es wagt sein Handy zu benutzen. Das Pub hat den Scharm einer etwas heruntergekommen Seemannskneipe und wer auf höchste hygienische Maßstäbe setzt, der sollte es eher nicht besuchen - alles ist ein wenig staubig und hier und da gibt es auch Spinnweben. Ich fand die Atmoshäre toll und es gab viel zu sehen: die Decke war voller Ansichtskarten, an den Wänden waren alte Werbeschilder zu sehen, das Mobiliar war zusammengesucht – aber auch wieder passend und das Bier sehr lecker! Der Besuch hatte sich auf jeden Fall gelohnt!


Langsam war es an der Zeit, um sich von Belgravia zu verabschieden, da sich die Gruppe in einem Pub in der Nähe der Waterloo Station zum Abendessen verabredet hatte. Im The Kings Arms trafen wir uns alle wieder.


Auch dieses Lokal ist ein typisches englisches Pub – hat es eine thailändische Küche, die wir genießen konnten. Das Essen war preisgünstig und gut, allerdings hätten die Portionen ein kleines bisschen größer ausfallen können. Sehr angeregt tauschten wir uns darüber aus, was jeder in seiner freien Zeit erlebt hatte. Nach dem Essen fuhren wir alle gemeinsam zum Hotel zurück.

 
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7. April 2017


Von der ersten Ampel bis zum letzten Konzert der Beatles: Parliaments Square, Whitehall, St James, Piccadilly und Soho - Tower Bridge und Themsefahrt

Parliament Square
Da unser Reiseleiter etwas traurig darüber war, dass er uns am ersten Tag nicht die Kreuzgänge der Westminster Abbey zeigen konnten, sollte an diesem Morgen ein erneuter Versuch folgen. Mit der Tube fuhren wir wieder von Paddington nach Westminster und im Gegensatz zum ersten Tag, präsentierte sich das House of Parliament bei strahlend blauen Himmel.



Um der Westminster Abbey standen erstaunlich viele Absperrgitter und es war eine erhöhte Präsenz der Polizei festzustellen. Zunächst vermuteten wir, dass dies mit den Terroranschlägen auf der Westminster Bridge in Zusammenhang stünde. Sehr bald erfuhren wir, dass dem nicht so war, denn in St Margraret‘s, die sich in unmittelbarer Nähe der Westminster Abbey befindet, sollte in Kürze ein Gedenkgottesdienst für den erst kürzlich verstorbenen Ex-Schwager der Queen, Lord Snowdon, stattfinden.


Zu diesem Gottesdienst wurden auch Mitglieder der Royal Family Familie erwartet und so hatten sich an den Absperrgittern auch schon zahlreiche Schaulustige versammelt. Davon völlig unbeeindruckt strackste Dieter auf den Eingang der Kreuzgänge zu. Für die allermeisten in der Gruppe war klar, dass es auch heute keine Chance geben würde, sie zu besichtigen, da auch die Abbey für Besucher gesperrt war. Es kam, wie es kommen musste: wir fanden keinen Einlass. Allerdings ist es ein Mitglied der Gruppe gelungen am Wachmann vorbeizukommen, aber das nahmen wir alle nicht wahr. Als wir wieder auf dem Parliament Square waren läuteten die Glocken und mehre Limousinen fuhren vor – in einer von ihnen saß auch die Queen. Die St Margaret‘s Church, die kleine Schwester der Westminster Abbey, wurde von den Mönchen der Westminster Abbey errichtet, weil sie nicht von den Bürgern der Ortschaft Westminster beim Beten gestört werden wollten. Mit dem Bau der jetzigen Kirche wurde ab 1482 begonnen. Seit 1614 versammeln sich hier die Mitglieder des Unterhauses zum Gebet und heute noch sie sie offizielle Pfarrkirche des Unterhauses. Seit alters her ist die erste Bankreihe dem Mr. Speaker (Parlamentspräsidenten) vorbehalten. Prominente heiraten gerne in St Margaret‘s, so tat es auch Winston Churchill, der in Gestalt einer Statue auf dem Parliament Square präsent ist. Churchill selbst soll sich diesen Standort gewünscht haben. Die 1973 eingeweihte Statue ist das Werk von Ivor Roberts-Jones.

Allerdings wurde erst sein dritter Entwurf aufgestellt, da die Gesichtszüge der beiden vorigen zu sehr denen von Benito Mussolini ähnelten! Auf dem Platz befinden sich noch andere Statuen berühmter Premierminister: So unter anderem die von Benjamin Disraeli, Robert Peel und David Lloyd George. Auch nicht britische Politiker sind hier zu finden: Abraham Lincoln, Mathatma Gandhi und Nelson Mandela.

Der Parlaiment Square entstand 1868 im Zuge des Neubaus des Parlamentsgebäudes. Das Areal war zum größten Teil bebaut und so mussten zahlreiche Häuser abgerissen werden, um diesen repräsentativen Platz schaffen zu können. Im Dezember 1868 wurde auf ihm auch die weltweit erste Ampelanlage aufgestellt.

Whitehall
Wir bogen in die Straße Whitehall ein. Eine kleine Seitenstraße führt zu der wohl berühmtesten Haustür des Königreichs. Allerdings ist der Amtssitz des britischen Premierministers, schon seit vielen Jahren durch ein schweres Eisentor von der Außenwelt abgesperrt. Als wir vor dem Tor standen fuhr gerade ein Auto in die Downing Street hinein und ein sehr freundlicher Polizist ließ das Tor ein wenig länger offen, damit wir ein paar Fotos machen konnten.


Danach entdeckten wir einen Oldtimer Bus, der bei den männlichen Teilnehmern auf großes Interesse stieß, während die Damen von zwei Pferden samt ihren Reitern angetan waren.



Wir bemerkten plötzlich, dass ein Mitglied unserer Gruppe fehlte. Dank des Handys konnte eine Verbindung mit dem verlorenen Schaf hergestellt werden, das im Kreuzgang der Abbey ausharrte und sehnsüchtig auf uns wartete. Dieter ging zurück und lotste uns durch einen Torbogen. Dort sollten wir auf ihn warten. Wir fanden uns auf einen riesigen Platz wieder, der voller Menschen war. Wir standen auf Horse Guards Parade. Auf diesem Paradeplatz findet jedes Jahr im Juni die offizielle Geburtstagsparade Trooping the Colour zu Ehren der Queen statt. Drei Seiten des Platzes sind bebaut, während die offene Seite direkt an den St James‘s Park angrenzt.


In wenigen Minuten sollte hier nun eine Wachablösung stattfinden, die wir uns natürlich nicht entgehen ließen.


Sehr imposant und würdevoll. Zeremonien können die Briten wirklich perfekt inzinieren, davon sollte ich mich am nächsten Tag nochmals überzeugen können.

Wir kreuzten die Staße The Mall und sahen in der Ferne den Buckingham Palace.


Der rote Straßenbelag ist übrigens ein Zeichen dafür, dass die Straße der Krone gehört! Dann tauchten wir in den Stadtteil St James's ein.

St James‘s
Da es inzwischen fast Mittag war, war an es Zeit um einen kleinen Imbiss einzunehmen und das inzwischen zur Tradition gewordene Mittagsbierchen zu genießen. Wir streunten durch das Viertel St James‘s, einen der vornehmerer Stadtteile Londons. So wundert es auch nicht, dass sich hier die angesehensten Gentleman Clubs angesiedelt haben. Vor dem Athenaeum Club blieben wir stehen, der seit einigen Jahren auch weibliche Mitglieder aufnimmt. Der Clucb besitzt eine 80.000 Bände umfassende Bibliothek. Bemerkenswert ist auch, dass der Club im Laufe seines Bestehens 50 Nobelpreisträger hervorgebracht hat. Wir betrachteten das klassizistische Gebäude und lauschten Dieters Geschichten über das englische Clubwesen. Charles Darwin, Winston Churchill und Lord Wellington waren Mitlieder des Athenaeum Club, um nur einige Berühmtheiten zu nennen. Lord Wellington, der Sieger der Schlacht von Waterloo, hat sich in einer besonderen Weise vor dem Club verewigt. Am Straßenrand steht ein steinernes Podest, das denen ähnelt, die von wir Siegerehrungen im Sport her kennen. Der Duke of Wellington ließ es 1830 errichten, um bequemer auf sein Pferd steigen zu können, wie eine kleine Gedenktafel berichtet.

In St James‘s war auch die Deutsche Botschaft angesiedelt (heute befindet sie sich in Belgravia). Wir gingen am ehemaligen Botschaftsgebäude vorbei und Dieter machte uns auf einen eingezäunten Baum aufmerksam. Am Baum befindet sich ein kleiner Grabstein. Der Stein erinnert an den Schäferhund des Botschafters Leopold von Hoesch, der auf den Namen Giro hörte und hier seine letzte Ruhestätte fand.


Giro starb im Jahr 1938, als er an einer elektrischen Leitung im Botschaftsgebäude knabberte.

Giro the Nazi Dog nannte man dieses einzige kleine „Nazi-Denkmal“ in England, obwohl weder Giro noch sein Herrchen der Botschafter Nazis waren. Giros Grabstein steht unter einem kleinen Holzdach hinter einem Gitter direkt zwischen der Duke of York-Säule und dem ehemaligen Botschaftsgebäude.
Quelle


Weiter ging es zum St James‘s Square, einer kleinen Parkanlage in dessen Mitte sich ein Reiterstandbild von König William III. befindet.


Reiseleiter Dieter schrieb:

William III. kam aus Holland und ersetzte den letzten katholischen Herrscher. Der König starb bei einem Ausritt, als sein Pferd über einen Maulwurfshügel stolperte. Dies wurde William zum Verhängnis, denn er stürzte und brach sich das Genick. Noch heute sollen die Katholiken des Viertels auf den kleinen Gentleman in velvet – dem samtenem Herrn Maulwurf – anstoßen, der den großen König zu Fall brachte.

Wir kehrten im Pub The Red Lion ein, das vor allem durch seine kunstvollen Fenster besticht.


Das linke Foto hat mir freundlicher Weise unser Reiseleiter zur Verfügung gestellt.

In St James‘s findet der Gentleman alles, was sein modisches Herz begehrt und so reihen sich edle Herrenausstatter aneinander.



Unser nächstes Ziel war die Kirche St James‘s Piccadilly, die ebenfalls von Christopher Wren entworfen wurde. In der Kirche finden regelmäßig kostenlose Mittagskonzerte statt. Viele Angestellte aus der Umgebung besuchen in ihrer Mittagspause diese Konzerte um zur Ruhe zu kommen. Auf der dem Hof der Kirche findet seit 1981 an sechs Tagen in der Woche der Piccadilly Market statt, den wir nun besuchten. Montags und dienstags findet dort ein Lebensmittelmark statt und von Mittwoch bis Samstag ein Kunst- und Handwerkermarkt. Dieter gewährte uns 15 Minuten. Diese reichten mir, um ein wunderschönes Paar Manschettenknöpfe zu erstehen.

Piccadilly und Soho
Nun standen wir auf der berühmten Straße Piccadilly, deren Name auf den Schneider Robert Baker zurückgeht, der am Ende des 16. Jahrhunderts und am Anfang des 17. Jahrhunderts die damals heiß begehrten Halskrausen, die piccadills genannt wurden, herstellte. Er baute sich 1612 im Westen der Stadt ein Haus, das bald den Namen Piccadilly Hall trug. Auf der Piccadilly befindet sich eines der renommiertesten Hotels der Welt: Das Ritz. Unsere Aufmerksamkeit galt aber einem der luxuriösesten Kaufhäuser der Stadt. Bei Fortnum & Mason ist alles edel: Die Verkäufer tragen Cut, die Einrichtung ist edel und die angebotenen Lebensmittel sind exquisit und die Verpackungen äußerst kunstvoll. Das vor allem auf Lebensmittel spezialisierte Kaufhaus wurde im Jahr 1707 gegründet, als Hugh Mason in St James einen Lebensmittelladen eröffnete. Schon bald tat er sich mit seinem Freund William Fortnum zusammen, der Page am Hof von Königin Anne war. Die Queen hatte eine etwas eigenartige Angewohnheit: Jeden Abend mussten sich in allen Leuchtern neue Kerzen befinden. Fortnum erhielt von der Königin die Erlaubnis, die nur zum Teil heruntergebrannten Kerzen behalten zu dürfen und verkaufte sie weiter. Das Geschäft florierte und er gab seine Stellung bei Hofe auf und wurde Hoflieferant und Partner von Mason. 1797 wurde das Geschäftshaus in der Picadilly eröffnet, wo sich die Figuren der beiden Firmengründer zu jeder vollen Stunde an der Uhr über dem Haupteingang höflich voreinander verbeugen. Da es nur wenige Minuten bis zur nächsten vollen Stunde war blieben wir stehen und warteten auf das kleine, aber amüsante Schauspiel.


Hier findet sich man ein schönes Video:


Davon gibt´s bei youtube sogar ein nettes Video :nod::

Auf der Piccadilly befindet sich auch die Royal Academy of Arts. Bevor ich etwas über die Academy erzählen möchte, sei auf eine Telefonzelle in der Nähe des Eingangs hingewiesen. Während bei uns in Deutschland die Telefonzelle ja fast aus dem öffentlichen Raum verschwunden ist, ist sie in London noch recht häufig anzutreffen. In den wenigsten hängt heute noch ein Telefon, dafür kann man in vielen von ihenen freies Internet empfangen. Diese Telefonzelle unterschied sich zunächst nicht von den anderen in der Stadt, aber sie war dennoch ein ganz besonderes Exemplar. Im Gegensatz zu ihren Kollegen ist sie nicht aus Metall, sondern aus Holz gefertigt und der Schriftzug Telephone über der Tür war wohl mit der Laubsäge herausgesägt worden. Wir standen vor dem Prototyp aller britischen Telefonhäuschen - und irgendwie ist es ein kleines Wunder, dass dieses Modell nach all den Jahren noch existiert und immer noch ein Münzfernsprecher beherbergt. Entworfen wurde sie im Jahr 1924 von Giles Gilbert Scott.


Die Academy wurde 1769 von Sir Joshua Reynolds gegründet, dessen Statue sich im Innenhof befindet. Das bekannteste Werk der ständigen Ausstellung ist wohl der Tondo Taddei von Michelangelo, der Maria mit dem Jesuskind und den Johannesknaben zeigt. Die Hauptaufgabe der Academy ist die Förderung der gestaltenden Künste. Sie ist direkt dem Monarchen unterstellt und hat 80 Mitglieder. Die Mitglieder verpflichten sich eines ihrer Werke der Institution zu überlassen und so ist im Laufe der Zeit eine bemerkenswerte Sammlung entstanden.

Wir besuchten die Buchhandlung Hatchards. Sie ist die älteste in London und lädt zum Schmöckern geradezu ein.

Durch eine sehr noble Einkaufspassage verließen wir Piccadilly und steuerten auf die nächste interessante Geschichte zu.


Vor einem eher unscheinbaren Gebäude in der Savile Row blieben wir stehen und Dieter berichtete, dass dieses Haus einst der ‚Hauptsitz der Beatles‘ gewesen ist. Am 30. Januar 1969 kam es auf dem Dach zu einem historischen Ereignis, denn völlig unangekündigt gaben dort die Beatles hier ihr letztes öffentliches Konzert. Passanten realisierten, dass die Gruppe gerade live auf dem Dach spielte und es kam zu einem Verkehrschaos. Die Polizei versuchte es in den Griff zu bekommen, was ihr nicht wirklich gelang. Schließlich wurden die Musiker aufgefordert leiser zu spielen, aber die Polizei brach den Auftritt nicht ab, aber genau darauf hatten die Beatles gehofft!

Nun standen wir am Rand von Soho. Der Name dieses Stadtteils leitet sich von einem alten Jagdruf ab. Soho ist das Amüsierviertel Londons. Ich muss sagen, dass ich diesen Teil der Stadt nicht besonders mag. Er war mir zu quirlig und zu laut und überlaufen – und es war erst früher Nachmittag. Dieter flüsterte mir zu, dass es hier ein italienisches Café/Lebensmittelgeschäft gäbe das mir sicher gefallen würde und so machte ich mich mit ein weiteres Gruppenmitglied auf den Weg dorthin. Wir wurden nicht enttäuscht. Der Laden war knallig bunt, geradezu kitschig, aber es roch nach Italien.



Das Kuchenbuffet war fantastisch und der Cappuccino perfekt. Die Damen hinter dem Tresen sprachen Italienisch und freuten sich sichtlich, dass ich unsere Bestellung in ihrer Heimatsprache aufgab, was zur Folge hatte, dass es noch ein kleines Extra gab. Mein compagno und ich überlegten, was wir nun mit unserer freien Zeit anfangen sollten? Sehr schnell waren wir uns einig: Es sollte zur Tower Bridge gehen.

Tower Bridge und Themsefahrt
Vom Piccadilly Circus fuhren wir mit der U-Bahn bis zur Station Tower Hill.


Als wir die Station verließen, sahen wir zwar die berühmte Brücke noch nicht, aber dafür den Tower of London.



Die legendäre Festung diente einst den englischen Königen als Residenz, aber auch als Gefängnis und Hinrichtungsort. Für einen kleinen Augenblick überlegten wir, ob wir uns das Innere und die Kronjuwelen anschauen sollten, aber der Eintrittspreis von 30 Pfund und vor allem die lange Warteschlange an der Kasse hielten uns davon ab. Bevor wir uns zur Tower Bridge aufmachten, kamen wir an den Resten der alten römischen Stadtmauer vorbei.


Dann sahen wir sie endlich: Majestätisch spannt sich die Tower Bridge über die Themse. Wenn man sie so stehen sieht mit ihren Türmen, Erkern und gotischen Fenstern, könnte man meinen, dass sie schon seit Jahrhunderten die beiden Themseufer miteinander verbindet.


Aber sie ist ein Kind des 19. Jahrhunderts und hinter dem äußeren Zierrat verbirgt sich ein technisches Meisterwerk seiner Zeit: Die beiden Brückenteile können innerhalb von 90 Sekunden geöffnet werden, um große Schiffe die Durchfahrt zu ermöglichen. Dies geschieht heute durchschnittlich nur noch dreimal am Tag, der Schiffsverkehr hat aber immer noch den Vorrang. Wir standen lange auf der Brücke und schauten auf den Fluss und waren fasziniert von der Architektur: Wir schauten auf den tausend Jahre alten Tower und sahen gleich daneben Wolkenkratzer aus unseren Tagen – und irgendwie passte alles zusammen und ergab ein harmonisches Bild.



Wir erinnerten uns auch an das London-Bild, dass uns in Kindertagen aus den Edgar-Wallace-Filmen vermittelt wurde, wo der Fluss schmuddelig herüberkam und Verbrechern Unterschlupf bot.

Da das Wetter herrlich war bot sich eine Flussfahrt förmlich an und in der Nähe der Tower Bridge fanden wir auch einen Anbieter und lösten zwei Karten. Die Fahrt war zwar nicht lang, aber dafür schön!



Sie endete am House of Parliament. Wir hörten, wie Big Ben zur Tea Time schlug und nahmen uns Zeit, um das Blumenmeer auf dem Parliament Square in aller Ruhe zu betrachten. Es waren sehr bewegende und zu Herzen gehende Minuten.



Mit der Tube fuhren wir nach Soho zurück, wo sich die gesamte Gruppe zum Abendessen verabredet hatte. Bei einem sehr netten Essen tauschten wir uns über unsere Erlebnisse aus – und mein Begleiter und ich waren froh, dass wir den Tower nicht besucht hatten, denn einige Mitreisende äußerten sich recht enttäuschend darüber. Am Abend war Soho noch viel voller, als am Nachmittag. Die meisten beschlossen in das Nachtleben einzutauchen. Ich fuhr zurück zum Hotel und ließ es mir in einem Pub gutgehen.

 
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8. April 2017


Shakespare's Globe Theatre und Borough Market - In der Westminster Abbey
Shakespeare‘s Globe Theatre und Borough Market
Dieser Tag begann früher, als vorigen, denn um 10:00 Uhr hatten wir eine Führung im Shakespeare‘s Globe Theatre gebucht. Das frühe Aufstehen hatten den Vorteil, dass die anderen Hotelgäste noch in ihren Federn lagen, als unsere Gruppe den Frühstücksraum in Beschlag nahm. Zum ersten Mal konnten wir unser Frühstück wirklich genießen. Mit der Tube fuhren wir wieder nach St Paul‘s. Als wir aus der U-Bahn kamen nahmen wir eine große Stille wahr. Am Samstagmorgen um kurz nach 9:00 Uhr war London so gut wie ausgestorben: Nur wenige Fußgänger und Autos waren unterwegs, auf der Millennium Bridge war kein Mensch und die Themse floss ruhig vor sich hin und weit und breit war kein Boot oder Schiff auf ihr zu sehen. Ab und zu lief ein Jogger an ihren Ufern entlang.


Bis 10.00 Uhr war es noch etwas hin und so setzten wir uns Bänke und genossen die Ruhe, die nur vom Uhrschlag von St Paul‘s unterbrochen wurde.




Als wir dann das Globe betraten, wurde uns mitgeteilt das unsere Führung erst eine Stunde später beginnen würde. Bei dem netten Wetter war das auch nicht weiter schlimm und so gab es in einem Café ein zweites, süßes Frühstück. Als wir es beendet hatten war die Stadt erwacht und deutlich lebhafter.



Zunächst hatten wir im Globe die Gelegenheit, um uns die interessante Ausstellung über das Theater anzuschauen.



Dann trafen wir auf unseren Führer, der uns in das eigentliche Theater brachte. Auf der Bühne wurde gerade am Bühnenbild für Romeo und Julia gearbeitet. Mit diesem Stück sollte die diesjährige Saison eröffnet werden.




Wir nahmen auf einem der Ränge Platz und erfuhren von unserem Führer, der im Hauptberuf Lehrer ist, wie eine Aufführung zu Shakespeares Zeiten ablief – und das man versucht dieses Flair so nah wie möglich wiederzugeben. Das Originaltheater stand nicht an der Stelle des heutigen Theaters, aber in dessen Nähe – umgeben von Pub‘s und Bordellen. 1618 brannte es bei der Uraufführung von Heinrich VIII. nieder. Wie zu Zeiten des großen Meisters bieten fliegende Händler ihre Erfrischungen den Besuchern an und während der Aufführungen ist es den Zuschauern erlaubt sich frei zu bewegen. Da es damals nicht möglich war die Bühne zu beleuchten, finden heute noch viele Aufführungen am Tag statt. Wir erfuhren, dass es ein langer Weg war vom Gedanken das Globe wiedererstehen zu lassen bis zu seiner Einweihung im Jahr 1997. Das Globe ist das einzige Gebäude in London das ein Strohdach besitzt. Seit dem großen Brand von 1666 sind diese Art von Dächern in London verboten, aber für das neue Globe machte man eine Ausnahme – unter erheblichen Brandschutzbestimmungen. Nach der Führung ging es in den Museumsshop und ich erstand mein drittes Paar Manschettenknöpfe.

Sechs Wochen später entdeckte in der Villa Borghese (in der Nähe der Rennbahn) einen weiteren Nachbau des Globe, der allerdings etwas versteckt liegt und von dessen Existenz ich bis dato nichts wusste.




Wir blieben am rechten Flussufer und machten uns auf dem Weg zum Borough Market. Auf unserem Weg kamen wir am Winchester Palace – besser gesagt an seiner Ruine vorbei. Für 300 Jahre war er die Residenz des Bischofs von Winchester. Im englischen Bürgerkrieg diente das Gebäude als Gefängnis und später wurde es als Lager- und Mietshaus genutzt. Heute steht nur noch eine Wand der ehemaligen großen Halle.



Kurz vor Borough Market sahen wir, ich glaube es war unter einer Eisenbahnüberführung, diesen Musiker. Immer wenn er tiefe Töne auf seiner Tuba spielte, kam eine Flamme aus dem Trichter zum Vorschein.



Kurz darauf sahen wir den Turm der Southwark Chatheral. Um der Kathedrale ging es sehr geschäftig zu, dann in Kürze sollte hier eine Trauung stattfinden. Der Geistliche und seine Assistenz standen vor der Kirche und warteten auf das Brautpaar. Die Gäste waren sehr festlich gekleidet und Mann trug Cut und die Hüte der Damen waren schon pompös. Leider habe ich von der Kirche keine Fotos gemacht und möchte an dieser Stelle einige Bilder von Simone zitieren, die die Stimmung wiedergeben, so wie ich sie auch erlebt habe.





Alsbald tauchten wir in das bunte Treiben des Borough Market hinein. Hier waren wir nicht allein, sondern eine große Menschenmenge schob sich entlang der Marktstände. Die Düfte von Gewürzen, von frischen Obst und von manch gebratenen und gekochten Köstlichkeiten stiegen in unseren Nasen und machten Appetit.



Aber das Gedränge nahm doch die Lust zum Verweilen und so kam es, wie es kommen musste: Wir besuchten ein Pub. Es war auch voll, aber im Obergeschoss fanden wir ein relativ ruhiges Plätzchen und ließen es uns dort gutgehen.



Wir verließen den Markt und gingen auf das Hochhaus The Shard zu.


Unser Reiseleiter machte keinen Hehl daraus, dass er dieses Gebäude überhaupt nicht mochte. Für wenige Monate war es das höchste Gebäude der Welt, heute ist es noch das höchste auf dem Gebiet der EU. Unser nächstes Ziel sollte das Old Operating Theataresein, der älteste Operationsaal in England. Er stammt aus dem Jahr 1822 und befindet sich auf dem Dachboden der St Thomas Church. Ich hatte mich sehr auf diese Besichtigung gefreut, aber das Kirchengebäude wurde saniert und ein Besuch war nicht möglich.

Ich trennte mich von der Gruppe, um die Kreuzgänge der Westminster Abbey zu besuchen. So stand ich wieder vor der Abbey und vor dem Eingang zu den Kreuzgängen.






Auch diesmal wurde mir der Zugang verwehrt, da samstags nur bis 13:30 die Möglichkeit für einen Besuch besteht. Frustriert ging ich in den Shop der Abbey und schaute mich dort ein wenig um. Als ich am Hauptportal der Kirche vorbei kam, sah ich ein Hinweisschild, dass um 15:00 Uhr ein Abendgebet stattfinden würde. Bis dahin waren es noch 10 Minuten und völlig unerwartet fand ich mich im Kirchenschiff wieder. In der Nähe des Eingangs befindet sich im Mittelgang das Grabmal des unbekannten Soldaten, es war von Poppy‘s umkränzt. Bei offiziellen Anlässen müssen auch die Mitglieder der königlichen Familie um das Grab herumgehen und erweisen so ihre Ehre. Ein Wachmann ließ mich dort kurz innehalten und dann wurde ich durch ein Seitenschiff ins Querhaus geführt. Der Innenraum überwältige mich.

Mir wurde ein Platz unter der Kanzel zugewiesen und bald darauf zog der Chor ein und nahm im Chorgestühl Platz. Wenig später zog der Zelebrant mit dem Zeremonienmeister ein und dann folgte ein ein ganz wunderbarer Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst durften wir die Abbey durch den Mittelgang verlassen. Kurz vor dem Ausgang fragte ich einen der Wächter, ob es hier auch ein WC geben würde – und er schickte mich in den Kreuzgang!





Endlich hatte ich es geschafft. Aber für eine richtige Besichtigung blieb mir keine Zeit, da die Abbey schloss und die Bediensteten sehr darauf achteten, dass die Besucher zügig die Kirche verließen.


Hier gibt es einen kleinen Einblick in die Abbey.


Es folgte ein letzte Blick auf Big Ben.



Dann machte ich mich zum Trafalgar Square auf.



Hier meldete sich der Akku meiner Kamera und so gibt es vom Rest des Tages leider nur wenige Bilder. Hier einige Fotos von Angela:





Parkanlagen
Als erstes ging es nochmals in den St James‘s Park. Ursprünglich gehörte das Areal
den Mönchen der Westminster Abbey. Während der Reformation riss König Heinrich VIII. 1532 das Gebiet an sich und richtete sich dort ein Jagdrevier ein. An diesem warmen Frühlingstag waren waren viele Besucher im Park. Das Zentrum dieser Anlage ist ein langgestreckter See, der ursprünglich einmal ein Kanal war.






Gerade hier tummeln sich viele Grauhörnchen herum. Ich unternahm einen kleinen Abstecher zum Buckinham Palace





und besuchte dann den angrenzenden Green Park. König Charles II. ließ dieses ursprünglich sumpfige Fläche, die als Begräbnisplatz für Leprakranke diente, trockenlegen und wandelte sie ebenfalls in ein Jagdgebiet um und versah es mit einer Mauer. Hier wurde im Jahr 1748 die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel uraufgeführt. Die Musik sollte ein Feuerwerk begleiten, das anlässlich des geschlossenen Friedens von Aachen zur Beendigung des Österreichischen Erbfolgekrieges komponiert wurde. Die Aufführung geriet fast zu einem Desaster, denn das Feuerwerk zündete aufgrund der feuchten Witterung nicht. Zu allem Überfluss brannte auch noch ein Teil der Bühne ab. Allein die Musik rettete das Fest. Der Green Park befand sich damals am Stadtrand von London und war bis ins 18. Jahrhundert berüchtigt für Raubüberfälle und Duelle. An diesem Vortag von Palmsonntag blühte im Park schon der Flieder.




Dann kam ich fast nahtlos in den Hyde Park, der zusammen mit den Kensington Gardens eine Fläche von 2,5 km² hat - und somit größer als das Fürstentum Monaco ist. Da sich unser Hotel auf der anderen Seite des Parks befand, durchquerte ich ihn. Gerade im Hyde Park wäre ich noch länger geblieben und hätte mir gerne das Prince Albert Memoiral angeschaut, Speekers Corner oder den Spielplatz, den man zu Ehren von Prinzessin Diana errichtet hat. Ich musste mich sputen, denn unser letztes Abendessen sollte in einem indischen Restaurant stattfinden. Es war ein nettes und entspanntes Essen. Ein paar von uns wollten, wie an den vorigen Abenden auch, einen Absacker in einen Pub nehmen. Wir steuerten das The Victoria an, da es uns ein paar Tage zuvor dort sehr gefallen hatte. Hier nahm der schöne Abend eine unschöne Wendung: Unser jüngstes Gruppenmitglied war ein 16-Jähriger, der mit seinem Großvater reiste. Der Großvater spendierte seinem Enkel zum Abschluss ein Bier. Wir setzten uns in den Außenbereich des Pub‘s und ließen die vergangenen Tage Revue passieren. Dann kam die Bedienung, um die Tische abzuwischen und sah, wie unser Moses an seinem Bier nippte. Sie nahm ihm das Bier weg und wenig später kam sie mit der Chefin zurück, die uns sehr unmissverständlich aufforderte, das Lokal zu verlassen. Sie tat, was sie wohl tun musste! Und so flog Padre aus einem Pub.
 
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9. April 2017


Abreise und Ankunft
Gegen Mittag machten wir uns auf den zum Flughafen London-City. Zuvor verbrachte ich die Zeit in der Nähe unseres Hotels und schrieb ein paar Postkarten, die allerdings erst vier Monate später in den Briefästen der Adressaten landeten, da sie einen Zwischenstopp auf den Philippinen einlegten, bevor sie nach Deutschland befördert wurden. Inzwischen habe ich von anderen Englandbesuchern gehört, dass es ihren Postkarten genauso erging. Warum die Post diesen Umweg macht, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben!


Da die Landebahn in London-City sehr kurz ist, ging es steil in die Luft, was nicht jedem Passagier gut bekam. Es folgte ein letzter Blick auf die Themse. Der gesamte Flug war recht turbulent, aber wir landeten pünktlich in Frankfurt. Nun sollte es mit einem ICE nach Hannover gehen. Ich stieg in eine S-Bahn ein, die mich zum Frankfurter Hauptbahnhof bringen sollte. Schon beim Einsteigen kam mir die Stimmung in dem Wagen sehr komisch vor. Es war eine aggressive und angeheizte Atmosphäre spürbar, die ich aber überhaupt nicht einordnen konnte. Im Zug befanden sich überwiegend junge Leute, die alkoholisiert wirkten, aber irgendwie auch nicht. An der vorletzten Station stürmte ein Teil der Fahrgäste hinaus und verschwanden in einer Unterführung, während ein anderer Teil die Zugtüren blockierten. Der Zugführer bat die Türen freizugeben, damit die S-Bahn weiterfahren könne! Aber nichts passierte. Nach einer Viertelstunde war die Situation immer noch die selbe und der Lokführer gab bekannt, dass er die Polizei verständigt habe. Nun kamen die ersten Fahrgäste aus der Unterführung zurück und waren verletzt. Ganz offensichtlich war dort eine Schlägerei im vollen Gange. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörten wir Martinshörner – wussten aber immer noch nicht, was eigentlich los war? Es dauerte bis die Polizei auf dem Bahnsteig war und dann wurden die Polizisten von den Schlägern angegriffen. Zum ersten Mal ist mir dort wirklich bewusst geworden, was für einen harten Job die Polizei macht!!! Meine Hochachtung und Respekt! Irgendwann war der Bahnsteig gesichert und wir konnten den Bahnhof verlassen. Nach einer langen Zeit erwischte ich ein Taxi und konnte in letzter Sekunde in einen Zug nach Hannover einsteigen.


Ich war in einer Schlägerei zwischen Fußball-Hooligans geraten, die als solche wirklich nicht erkennbar waren. Der gesamte Zugverkehr auf der S-Bahn Strecke war für mehr als drei Stunden unterbrochen. Mir taten die Leute leid, die auf dem Weg zu ihren Fliegern waren und diese verpasst hatten.


Dieses Ende hätte wirklich nicht sein müssen! Dennoch war es eine ganz wunderbare Reise in das Herz des Britischen Empire.

 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Padre, auch wenn mir diese Stadt immer klotzig und kalt erschien, bin ich gespannt auf deine Erfahrungen. Vielleicht wird mein Bild ja korrigiert.
 
Auf deinen Bericht freue ich mich sehr, lieber Padre. Seit wir vor drei Jahren zum ersten Mal in London waren,träume ich davon, wieder mal dorthin zu kommen, um auch, so wie Ihr, das London abseits der großen Sehenswürdigkeiten besser kennen zu lernen.
Ich bin gespannt!
 
Vielen Dank eure netten Rückmeldungen! Ich bin gespannt, ob ich eure Erwatungen auch erfüllen kann? Habe eben etwas weiter geschrieben.
 
Weiter ging es zu einem kleinen, quirligen Platz, dessen Namen ich leider vergessen habe.


In einen der angrenzenden Häusern schrieb Rudyard Kipling seine Erzählung Das Dschungelbuch.
Da bist Du an den Viktoria Embankment Gardens entlang gelaufen, vgl. Google Maps. Gleich danach kommt dann das Kipling House in der Villiers Street.

Danke für den Bericht, der schöne Erinnerungen weckt!


Gruß
tacitus
 
Vielen Dank lieber Padre für einen Reisebericht aus einer ganz anderen Ecke Europas.

Meine bisher einzige London-Reise liegt 40 Jahre zurück, wir waren damals mit dem Schwimmverein dort zu einem Wettkampf eingeladen.

Wir wurden in Familien untergebracht und ich hatte das Glück bei einer sehr netten Familie unter zu kommen.

Unvergessen bis heute meine Versuche im Linksverkehr Rad zu fahren. Sagen wir mal so, so lange es nur geradeaus ging war alles ok, aber an der ersten Kreuzung ....................... x(x(x(x(x(

Zum Glück haben wir dies an einem Sonntag wo nichts los war ausprobiert :lol:
 
Da bist Du an den Viktoria Embankment Gardens entlang gelaufen, vgl. Google Maps. Gleich danach kommt dann das Kipling House in der Villiers Street.

Lieber tacitus,
vielen Dank für die Info und für Deine Mühe! Ich habe die entsprechende Passage verändert. Eben ist auch der letzte Teil des ersten Abends fertig gworden.

Lieben Gruß
Padre
 
Unvergessen bis heute meine Versuche im Linksverkehr Rad zu fahren. Sagen wir mal so, so lange es nur geradeaus ging war alles ok, aber an der ersten Kreuzung ....................... x(x(x(x(x(

Ich bin in London zwar kein Rad gefahren, aber ich hatte mit dem Linksverkehr auch so meine Schwiegrikeiten - und es gab einige Siutationen, wo ich dankbar war, dass mich jemand im letztem Moment festhielt!
 
Lieber Padre,

Deinen London-Bericht werde ich mit Interesse verfolgen und Erinnerungen an einen Aufenthalt im August 2008 auffrischen.

Deine Photos mit den Kränzen aus künstlichen Mohnblumen hat mich sehr an eine Studienfahrt nach Flandern im Sommer 2016 erinnert.

Auf unserem Spaziergang begegnete uns die erste rote Telefonzelle und das berühmte Schild von New Scotland Yard (...) und ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das mit Kränzen aus künstlichen Mohnblumen geschmückt war. Das Gedenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege ist tief in der britischen Seele verwurzelt. So wird alljährlich der 11. November als Remembrance Day - Erinnerungstag begangen, der umgangssprachlich auch Poppy Day genannt wird.


In den Wochen um diesen Tag herum trägt Mann und Frau selbstverständlich eine stilisierte Mohnblume am Revers. Der Ursprung, dass der Mohn zum Symbol dieser Erinnerung wurde, liegt in einem Gedicht von John McCrae, das den Titel In FlandersFields trägt.Hier findet man die deutsche Übersetzung des Gedichtes.

An den Gedenkstätten und auf den Soldatenfriedhöfen waren sie allgegenwärtig. Wir haben auch den Gedenkstein für John McCrae auf dem Essex Farm Military Cemetery gesehen. Dort begann er am 3. Mai 1915, als er die Nachricht vom Tod eines Freundes auf dem Schlachtfeld erhielt, mit dem Schreiben des Gedichts.

Ich hoffe, ich darf folgenden Aufnahmen aus Flandern in Deinem Bericht zeigen:








 
Lieber Padre,
die Mews haben uns in London wegen ihrer ruhigen Atmosphäre auch sehr gefallen; aber wir haben leider nicht so schöne Aufnahmen davon wie du sie gemacht hast.
Deshalb: Vielen Dank dafür!
 

Deine Photos mit den Kränzen aus künstlichen Mohnblumen hat mich sehr an eine Studienfahrt nach Flandern im Sommer 2016 erinnert.

An den Gedenkstätten und auf den Soldatenfriedhöfen waren sie allgegenwärtig.

Ich hoffe, ich darf folgenden Aufnahmen aus Flandern in Deinem Bericht zeigen:










Liebe Simone,
ach wie schön, dass Du die Fotos aus Flandern hier eingestellt hast! Im Vorfeld meiner Reise stieß ich auf das Gedicht und es hat mich zutiefst angerührt. Ich habe mir auch Mohnblumen - in Form von Manschettenknöpfen - aus London mitgebracht.

Herzlichen Gruß
Padre
 
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