Ideenklau & Co

Amalaswintha

Legionär
Hallo zusammen,

ich habe da mal eine Frage, vielleicht kennt sich ja jemand besser aus.
Beim Schreiben von Hausarbeiten in der Schule und im Studium hört man ja immer, man solle ja keinen Ideenklau betreiben und es wäre das schlimmste Verbrechen in der Wissenschaft usw. Wie ist das eigentlich im umgekehrten Fall? Genauer, wenn ein Prof. anfangen würde, die Ideen eines ehemaligen Studenten auszuschlachten? Mal konkreter. Ich habe eine Freund und der hat jetzt gerade seinen MA gemacht über ein eigenes Thema, das ihm der Prof nicht gegeben hatte, sondern allein seine Idee war, Arbeit super usw., aber der Prof. war das reinste Monster:evil:. Jedenfalls man hat sich getrennt. Weil das Thema super ist und es absolut wert ist, weiter bearbeitet zu werden, möchte er jetzt darüber weiterschreiben als Promotion. Das Thema ist auch wirklich interessant und er sehr gut, so daß er sofort einen neuen Doktorvater gefunden hat. Soweit alles super.
Der alte Magistervater hat seine Arbeit vor der Weitergabe an den Doktorvater kopiert, wie mein Freund das rausgefunden hat, keine Ahnung. Jedenfalls gibt es einen Aspekt aus der Arbeit, der bislang in der Forschung so noch nicht besprochen wurde, der zur Arbeit gehört, aber nicht ganz in den Aufbau reinpasst und so wollte er ihn jetzt als Aufsatz auslagern. Dabei wurde ihm aber jetzt gesteckt "Wenn Sie noch etwas dazu veröffentlichen wollen, dann müssen Sie sich aber beeilen", und tatsächlich scheint jemand an der Materie zu arbeiten, denn in den Bibs sind alle genau zu diesem Aspekt einschlägigen Bücher ausgeliehen. Das ist schon seltsam, denn das Thema ist eigentlich kein solcher Allerweltsschlager, daß gleich jeder darüber arbeiten würde. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß es der alte Magistervater ist, auch weil er ihm während der Zeit bei ihm unbedingt die Arbeit abjagen wollte. Zu Beginn des Magisters gab es eine vollkommene Entgleisung. Der Prof. ist total ausgerastet (ich sagte ja Monster:frown:) und schrie ihn an "Das Thema wollte ich immer machen, ich (!!!), ich (!!!), aber ich komme ja wegen dem ganzen Mist hier zu nichts!!!!":x Und am Ende, als man sich trennte meinte er zu meinem Freund: "Sie können das Thema nicht weiterbearbeiten, weil es erschöpft ist".:x Das stimmt nicht und wird auch von der Kollegenschaft nicht geteilt. Hinzukommt, daß dieser besagte Prof. zwar unglaublichen Wind um seine Person macht, aber in den Jahren, in denen er an seiner Uni ist, noch nichts richtiges produziert hat. Alles ist "im Druck", was nach dessen Auskunft nichts anderes bedeutet, als Titel verfasst, aber kein Inhalt.
Und wirklich geheim kann an ja auch nichts halten, sonst hätte er ja nicht seinen Magister schreiben können. Aber ich frage mich da schon, ob das korrekt ist, denn das Thema wurde von meinem Freund ja nicht aufgegeben, sondern soll weiterbearbeitet werden und das weiß auch dieser Prof.:!::!::!:
Hat hier jemand eine Ahnung, wie das mit dem Urheberrecht ist und kann hier jemand einen Rat geben? Mein Freund ist jetzt wirklich ziemlich runter :(:cry::uhoh:und ich würde ihm da gerne helfen.

Viele Grüße

Amalaswintha
 
Hallo Amalaswintha,

das ist ja eine haarsträubende Geschichte!

Zwar bin ich selbst erst in der Situation, mir einen 'Magistervater' suchen zu müssen und noch nicht ganz zu wissen, wen. Auch rechtlich kann ich Dir leider nicht weiterhelfen.

Aber wenn ich in dieser Situation wäre, gäbe es nur eins: An die Oeffentlichkeit damit! Offenbar gibt es ja noch eine unabhängige andersdenkende Kollegenschaft, denen würde ich meinen Verdacht und meine Argumente mitsamt Magisterarbeit vorlegen! Zu verlieren hat Dein Bekannter ja eh nichts mehr bei diesem Professor.

Viele Grüsse
Zara
 
Hallo,

also nichts gegen Deine Frage und Dein Engagement, Deinem Freund zu helfen, aber was hat dies mit einem Rom-Forum zu tun?

Gruß
Heinz
 
Mit der Öffentlichkeit würde ich zunächst noch warten - was wäre da für ein Blumentopf zu gewinnen? Das Problem: Noch ist nichts greifbares passiert. Dass ein Prof. die Magisterarbeit, die er betreut hat, kopiert, ist mehr als üblich und an sich nichts anrüchiges. In aller Regel ist es überhaupt sehr schwer, solche Plagiatsfälle hieb und stichfest nachzuweisen - selbst wenn tatsächlich ein Aufsatz erscheint. Der Punkt ist: Wenn der Prof. lediglich in der Magisterarbeit davon gelesen hat, dann aber auf der Basis eigener Forschungsarbet (wenn auch angeregt von der Magisterarbeit und vielleicht nur vorgeschoben) dazu veröffentlicht, kann man ihm rechtlich nur schwer was. Das gilt um so mehr, wenn der Prof schlau genug ist, eine Fußnote zu setzen und die Magisterarbeit zu erwähnen. Dann ist er fast unangreifbar. Prinzipiell muss man im Wissenschaftsbetrieb immer damit rechnen, dass einem jemand zuvorkommt - ob das nun mit Blick auf die Promotion oder auch später ist. Ich kenne genügend Leute, die irgendwann gemerkt haben, dass noch jemand am gleichen/einem ähnlichen Thema sitzt. Dass allerdings ein Prof. seinem ehemaligen Studenten derart die Butter vom Brot klaut, hat schon ein starkes "Gschmäckle".

Dass das vom ethischen Standpunkt aus unbefriedigend ist, ist mir klar. Um da aber genaueres sagen zu können, müßte man möglichst alle Details kennen - die hier - öffentlich - aber kaum ausgebreitet werden können. Dein Freund sollte sich dringend an die an seiner Universität für solche Fälle zuständigen Gremien wenden - die hat jede Universität. Das nennt sich immer etwas unterschiedlich, meist Gremium/Beauftragter zur Sicherung von Redlichkeit und Ethik in der Wissenschaft oder zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis o.ä. Da kann er dann Tacheles reden. Und: Auch wenn am Ende nichts greifbares rumkommt (womit - leider - realistisch zu rechnen sein düfte), dann ist die Sache aktenkundig und der Prof wird sich evtl. die eine oder andere Frage gefallen lassen müssen.

Viele Grüße
Sven
 
Hallo,

also nichts gegen Deine Frage und Dein Engagement, Deinem Freund zu helfen, aber was hat dies mit einem Rom-Forum zu tun?

Gruß
Heinz
Naja, wir sind ja im Unterform "Schule und Studium" unter "Sonstiges". Da kann man das schon mal fragen,

findet
Sven
 
DANKE und noch eine letzte Frage

Hallo,

zunächst mal DANKE an alle!!!!

Ja, das mit der "Ethik-Kommission" hört sich nicht schlecht an, werde ich ihm sagen. Der Prof. ist ohnehin kein "unbeschriebenes Blatt", sondern innerhalb der Studenten- und Kollegenschaft (incl. Prüfungsamt) als Ungeheuer und "leicht eigenartig" bekannt (um es mal harmlos auszudrücken), aber er hat eine Art Königsstellung inne. Das ist zwar nicht ganz nachvollziehbar, aber es ist so.
Vielleicht sollte sich mein Freund auch etwas mehr beeilen mit seinem Aufsatz...:?

Wie gut stehen eigentlich die Chancen, daß ein einfacher M.A. einen Aufsatz veröffentlicht bekommt? Hat da jemand Erfahrungen? Bislang habe ich immer nur gehört, daß ohne Fürsprache keine Chance bestünde, weil eine "Menschwerdung" erst mit der Promotion einsetzen würde (das ist nicht von mir).

Schon jetzt vielen, vielen Dank an Euch alle und noch schöne Pfingsten wünscht

Amalaswintha
 
Hallo Amalaswintha,

zuerst einmal tut es mir leid für Deinen Freund, dass er auf diese Weise von den Grenzen der "Freiheit" in der Wissenschaft erfahren muss.
Sodann: Ich bin kein Jurist, poste also nur meine Privatmeinung - bevor es wieder Stress gibt hier im Forum :twisted:
  1. Moralisch ist das Thema äußerst fragwürdig.
  2. Wenn man bei einem Professor eine MA-Arbeit schreibt, ist man damit nicht auch eine Art Mitarbeiter von ihm und gehören dann die Erkenntnisse nicht ihm?
  3. Die Öffentlichkeit (Presse, Rom-Forum usw.) würde ich (zumindest jetzt) nicht einschalten, denn Beweise gibt es keine und Dein Freund hat keine Lobby.
  4. Ethik-Komminission oder andere Uni-interne Organisationen würde ich unbedingt einschalten.
  5. Immer darauf achten: Dein Freund hat Vermutungen und begründete Verdachtsmomente, aber keine Beweise.
  6. Veröffentlichen kann man immer, sofern man es bezahlt und das Paper angenommen wird (ist aber abhängig von der Fachrichtung).
  7. Die Menschwerdung setzt in der Tat erst nach der Promotion ein :twisted:
  8. Sie kann ggf. durch Habilitation wieder rückgängig gemacht werden :D
  9. Ich glaube nicht, dass Inhalte von Magisterarbeiten veröffentlicht werden.
  10. Ich wünsche Deinem Freund einen guten Doktorvater.
  11. Ich kenne einen Professor, der hat je zwei Doktoranden das gleiche Thema gegeben. Der als erster fertig war, bekam die 1, der nächste die 2. Das wusste fast jeder.
  12. Wenn man vorher weiss, dass der Professor ein "Monster" ist, dann geht man da nicht hin und sucht sich einen anderen.
  13. entfällt
  14. Die Grenze zwischen Ideenklau und inspirierender Atmosphäre ist fliessend. Es gab oft in der Vergangenheit Situationen, in denen mehrere Forscher sich um ein Thema bemühten, weil es einfach "reif" war.
  15. Wenn der Professor zu dem Thema etwas veröffentlichen sollte, ist es kein Problem für Deinen Freund, über das Thema zu promovieren und den Professor zu widerlegen, das Thema zu erweitern o.ä. Er kann natürlich seine MA-Arbeit referenzieren und damit dokumentieren, dass er schon sehr früh am Thema gearbeitet hat. Auf diese Weise wird das "Problem" wissenschaftlich gelöst.
  16. Nummer 15 ist wichtig :nod:
Schöne Pfingstgrüße,
von
patta
 
Wie gut stehen eigentlich die Chancen, daß ein einfacher M.A. einen Aufsatz veröffentlicht bekommt? Hat da jemand Erfahrungen? Bislang habe ich immer nur gehört, daß ohne Fürsprache keine Chance bestünde, weil eine "Menschwerdung" erst mit der Promotion einsetzen würde (das ist nicht von mir).
Nun, es gibt sogar Leute, die ihre Magisterarbeit komplett als Buch in einer recht angesehenen einschlägigen Schriftenreihe veröffentlichen konnten. Allerdings hatte dieser jemand, den ich da kenne, mit seinem Magister- und jetzigen Doktorvater deutlich mehr Glück ;)

Ansonsten kann ich nur für meine Wissenschaft sprechen, und da ist es durchaus möglich, auch als nicht oder noch nicht Promovierter Aufsätze in Fachzeitschriften unterzubringen. Von einigen Nachbarwissenschaften weiß ich, dass es da ähnlich ist - das Feld der Geisteswisschaften ist aber zu unterschiedlich für allgemeingültige Aussagen. Für renommierte Zeitschriften ist die flankierende Unterstützung etablierter Wissenschaftler aber sicher nicht von Nachteil - Voraussetzung aber nicht.

Wenn man bei einem Professor eine MA-Arbeit schreibt, ist man damit nicht auch eine Art Mitarbeiter von ihm und gehören dann die Erkenntnisse nicht ihm?
Nein, das ist definitiv nicht so.

Veröffentlichen kann man immer, sofern man es bezahlt und das Paper angenommen wird (ist aber abhängig von der Fachrichtung).
Wie immer ist das von Fachgebiet zu Fachgebiet se3hr unterschiedlich. In meinem Fachbereich kenne ich keine Zeitschrift, die für das Drucken von Aufsätzen Geld nehmen würde. Entweder, der Aufsatz wird angenommen, dann wird er gedruckt - ohne dass das den Autor etwas kosten würde, oder eben nicht. Anders sieht es bei Büchern aus. Wenn Dein Freund etwa seine ganze Magisterarbeit gedruckt sehen will, dann kann er dafür sicher einen Verlag finden, der das für Geld macht (oder als Book on Demand). Wahrnehmung in der Wissenschaft garantiert das aber nicht.

Ich glaube nicht, dass Inhalte von Magisterarbeiten veröffentlicht werden.
Ich kenne - außer meiner - auch noch andere gedruckte Magisterarbeiten, wenn auch nicht allzu viele. Ich kenne aber jede Menge Aufsätze, die die Ergebnisse von Magisterarbeiten in Fachzeitschriften oder Sammelbänden publizieren. Wie gesagt: Ich kann nur für mein Fachgebiet sprechen.
Wenn der Professor zu dem Thema etwas veröffentlichen sollte, ist es kein Problem für Deinen Freund, über das Thema zu promovieren und den Professor zu widerlegen, das Thema zu erweitern o.ä. Er kann natürlich seine MA-Arbeit referenzieren und damit dokumentieren, dass er schon sehr früh am Thema gearbeitet hat. Auf diese Weise wird das "Problem" wissenschaftlich gelöst.
Dem schließe ich mich an. Es ist schließlich in kaum noch einem Fach möglich, völliges Neuland zu betreten.
Aber, wie schon gesagt: Ohne Details zu kennen, ist das alles Stochern im Nebel. Und Details würde ich hier nicht preisgeben.
 
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