Herzkammer der Kirche - Die Sixtinische Kapelle und ihr Bildprogramm

Pasquetta

Magnus
Stammrömer
Vor kurzem bin ich auf das Buch (das vielleicht eher ein Heft ist) Herzkammer der Kirche: Die Sixtinische Kapelle und ihr Bildprogramm von Max-Eugen Kemper und Arnold Nesselrath aufmerksam geworden, das in der Bensberger Edition erschienen ist. Hier das Vorwort daraus, das den Inhalt des Buches gut zusammenfaßt:
Von außen schlicht, von innen faszinierend – so präsentiert sich die nach Papst Sixtus IV. benannte „Sixtinische Kapelle“, die als Ort der Papstwahl die „Herzkammer der Kirche“ ist. Ihr Inneres fasziniert vor allem durch die Quattrocento-Fresken und die Darstellung des „Jüngsten Gerichtes“ von Michelangelo an der Stirnwand der Kapelle.
Jenseits von Farbenpracht und anderen kunsthistorischen Betrachtungsweisen gilt es, die Tiefendimension der theologischen Aussagen des Bildprogramms der Sixtina, besonders des „Jüngsten Gerichtes“, zu betrachten. Denn: Die Restaurierungen zum Heiligen Jahr 2000 ließen nicht nur das Werk Michelangelos mit mehr als 390 Figuren auf 200 m2 in neuer Farbenpracht erstrahlen. Sie offenbarten auch: Michelangelo hat in seinem herausragenden Fresko nicht den finalen Akt des Gerichtes, sondern vielmehr den paulinischen Gedanken von der „Auferstehung des Fleisches“ ins Bild gesetzt, mit dem auferstehenden Christus als dem „Erstling der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20).
Diese Neuinterpretation des „Jüngsten Gerichtes“ erläutert und begründet Prälat Professor Dr. Max-Eugen Kemper, der seit vielen Jahren mit der Akademie eng verbunden ist, in dieser Edition kunsthistorisch und theologisch. Als „Hoffnungs-Bild des Glaubens“, nicht als „Droh-Bild“, deutet er Michelangelos Meisterwerk – eine Interpretation, die er bei vielen Sonderführungen in der Sixtinischen Kapelle auch für Gäste der Akademie eindrucksvoll entfaltete.
Interessante Details zur Entstehung der Sixtinischen Kapelle und zu ihrer Ausstattung im 15. und 16. Jahrhundert schlüsselt Arnold Nesselrath, Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor der Abteilung für byzantinische, mittelalterliche und moderne Malerei der Vatikanischen Museen, in seinem Beitrag auf. Er richtet seinen Blick vor allem auf die Entstehungsgeschichte der Kapelle und der Quattrocento-Fresken: den Moses-Zyklus und den Christus-Zyklus.
Mit ihrer langen Geschichte und einzigartigen Ausgestaltung ist die Sixtinische Kapelle die „Herzkammer der Kirche“, denn hier treffen sich die Kardinäle zum Konklave, hier findet nach strengen Regularien die Wahl des Papstes statt. Daher stellt Prälat Kemper abschließend „Die Sixtina als Ort der Papstwahl“ vor.
Möge die – mit einzigartigen Fotos der Vatikanischen Museen und interessanten Detailaufnahmen – reich bebilderte Edition auch dazu beitragen, das Bildprogramm der Sixtinischen Kapelle, allen voran das „Jüngste Gericht“, als d a s Hoffnungsbild des Glaubens zu verstehen.
Unser großer Dank gilt den beiden Autoren, Prälat Professor Dr. Max-Eugen Kemper und Professor Dr. Arnold Nesselrath, die mit umfassender Sachkenntnis und großer Empathie immer neue Türen in die „Herzkammer der Kirche“ öffneten, sowie Elisabeth Bremekamp für die Idee zu dieser Edition und ihre beharrliche Redaktion.

Dr. Wolfgang Isenberg
Wer sich für die "Sixtina" nicht nur als Kunstwerk interessiert, sondern auch etwas über die "theologischen Aussagen des Bildprogramms der Sixtina" erfahren möchte, der ist meiner Ansicht nach mit diesem schmalen Büchlein gut bedient.

Im Online-Handel war es nicht mehr lieferbar, aber über die Thomas-Morus-Akademie Bensberg konnte ich es problemlos bestellen (Kosten € 15,80 + Porto € 1,20).
 
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