Herculaneum: Die Toten aus dem Bootshaus

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Eine im Fachmagazin Antiquity veröffentliche Arbeit stellt dabei die Verdampfungshypothese infrage. Forscher um Tim Thompson, Professor für angewandte biologische Anthropologie an der Universität Teesside in England, untersuchten Rippenknochen von insgesamt 152 Toten aus den Bootshäusern, den sogenannten "fornici". Ihr Fazit: Der Zustand der Knochen deutet darauf hin, dass die Menschen nicht sofort im heißen pyroklastischen Strom starben, sondern sowohl die mächtigen Mauern der "fornici" wie auch die dicht gedrängten Leiber der Menschen selbst einen gewissen Schutz gegen die Hitze boten. "In den Knochen war noch reichlich Kollagen erhalten und wir mussten die Theorie überdenken, dass die Körper der Menschen verdampft sein könnten", sagt Thompson.

Der forensische Anthropologe untersucht seit Jahren die menschlichen Überreste aus Pompeji und den anderen vom Vesuv zerstörten Städten. In einem Aufsatz schildern er und seine Kollegen das Schicksal des 25-jährigen Mannes auf dem Holzbett. Im Schädel des Toten war Petrone ein glänzender, schwarzer Brocken aufgefallen - vermutlich die Überreste menschlichen Gehirngewebes, wie die Forscher schreiben. Das Gehirn war zu Glas geworden. "Bis heute wurden noch nie verglaste Reste eines Gehirns gefunden", sagt Petrone. Im Glas hatte er Proteine entdeckt, die typischerweise in Gehirngewebe vorkommen, zudem Fettsäuren, die in menschlichem Haar enthalten sind. Der Tote könnte der Hausmeister des Collegium Augustalium gewesen und aus Pflichterfüllung nicht wie die anderen in Richtung Meer geflohen sein. Analysen des verkohlten Betts ergaben, dass die Temperaturen im Raum höher als 520 Grad Celsius gewesen sein müssen. Dieser Wert hätte wohl zur Verglasung des Gehirns ausgereicht.
 
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