Goldener Oktober in Rom - 7.-13.10.2019

... dann hätte der Blitz mich schon längst getroffen. ;)
Denn ich bin deutlich öfter anderswo in Italien anzutreffen als in Rom ...
Ja, von der Ausstellung konnte man hier lesen, kann es nur grad vom Handy aus nicht verlinken. Sie ist aber erst seit 15.10. offen, wir waren also ganz zu Beginn dort.
 
(...) Ich bin dabei eigentlich zum ersten Mal bewusst über die Via della Conciliazione gegangen, die man ja gerne wegen der Zerstörungswut, unter der sie angelegt worden ist, etwas verteufelt. Es gibt aber durchaus noch einige alte, schöne Palazzi wie den der Torlonia und der della Rovere.
Ja, das ist wahr - und das hast du darum sehr schön zur "Ehrenrettung" jener Palazzi gesagt. ;)


Sehr informativ - leider :( - finde ich diese aktuelle Schilderung zur Öffnung der VM am Freitagabend:
(...) hatten wir dieses Mal die Hoffnung, am späten Abend mit einer gewissen kontemplativen Ruhe durch die Säle und vor allem die Sixtina gehen zu können. Weit gefehlt! Ich hatte Tickets für 20 Uhr, und als wir um 19:30 Uhr ankamen, standen noch die Leute für 19 Uhr weit den Viale Vaticano hoch, Leute mit späteren Einlasszeiten wurden an der Kontrollstelle aussortiert, was alles ein ziemliches "Geknubbel" und unübersichtlich war. Immerhin löste sich das Ganze doch recht schnell auf, so dass wir tatsächlich noch vor 20 Uhr drinnen waren - mit Tausenden und Abertausenden anderen. Es war wirklich kaum leerer als tagsüber, und die Vorstellung, am späten Abend mehr oder weniger im Schein einer einsamen Kerze in der Sixtinischen Kapelle zu setzen, zerfiel recht bald zu Staub.
Wobei ich selbst zuletzt dort war (d.h. an einem Freitagabend) im Herbst 2013 - aber während dieser sechs Jahre hat die Situation sich also offenbar ziemlich geändert.
 
Für den Samstag hatten wir eigentlich Tickets für den Besuch der päpstlichen Gärten in Castel Gandolfo gebucht. Wir wollten damit auch etwas den Menschenschwärmen entgehen, die vor allem samstags die Stadt zusätzlich heimsuchen, ausweichen. Allerdings machten sich einige aus Deutschland mitgebrachte Bazillen und die inhaltsreichen Tage der Woche so bemerkbar, dass wir den Ausflug spontan aufs nächste Jahr verschoben und stattdessen ein etwas ruhigeres Programm in der Stadt absolviert haben, das aus Bekanntem und Neuem bestehen sollte.

Erste Station war San Pietro in Vincoli mit dem berühmten Moses. Für Deutsche ist vielleicht interessant, dass hier auch Nikolaus von Kues aus dem heute rheinland-pfälzischen Bernkastel-Kues begraben liegt. Nach ihm ist das erzbischöfliche Cusanus-Studienförderwerk benannt; er war Titularkardinal an San Pietro in Vincoli.




Von dort aus gingen wir am Kolosseum vorbei...


...nach San Clemente. Die Meinungen zu dieser Kirche gehen hier im Forum ja ein bisschen auseinander. Ich finde sie durchaus schön und besonders und fand auch den Besuch der Ausgrabungen im letzten Jahr, trotz 10 Euro Eintritt, sehr interessant. Das Apsismosaik mit der Verherrlichung des Kreuzes hebt sich doch stärker von den anderen Darstellungen aus der Zeit ab. Fotos aus dem Innenraum kann ich wegen des Foto-Verbots nicht zeigen; allerdings frage ich mich schon, warum es dieses Verbot nun ausgerechnet in dieser einen Kirche gibt. Bei der Sixtinischen Kapelle wird man vielleicht noch die Bildrechte des japanischen Fernsehens oder die ganz besonders besondere Bedeutung ins Feld führen können, aber es gibt ältere und prachtvollere Kirchen, die sich auch ablichten lassen. So wahnsinnig voll, dass Fotografieren andere stören könnte, habe ich es in San Clemente noch nie erlebt. Verbote verstehen sich ja doch immer leichter, wenn man weiß, warum es sie gibt. Vom Aufseher, der einem auch noch in die Seitenschiffe nachschleicht, fühlte ich mich jedenfalls doch unangenehm verfolgt, obwohl ich die Kamera gleich beim Eingang im Rucksack verstaut hatte.



Von dort aus fuhren wir mit der Straßenbahn nach Santa Croce in Gerusalemme. Wie schon bei unserem letzten Besuch waren wir fast alleine und konnten die schönen, leuchtenden Fresken in Ruhe bewundern. Unter den Reliquien der Kirche berühren mich am meisten die der Antoniette Meo, einem kleinen Mädchen, das 1937 mit nur 6 Jahren an Leukämie gestorben ist, zuvor aber noch rund 150 Briefe an Gott geschrieben hat. Benedikt XVI. hat ihr bereits den besonderen Grad der Tugendhaftigkeit zuerkannt, und möglicherweise wird sie eines Tages sogar heiliggesprochen.




Zu Fuß ging es weiter zur Porta Maggiore, die ich erst einmal in ziemlichem Nebel gesehen habe. Hier also eine Aufnahme aus der Sonne :cool:


Da wir am Nachmittag noch unser immer noch gültiges Ticket für das Museo Nazionale Romano ausnutzen wollten, verbrachten wir die Mittagspause in der Nähe von Termini und besuchten anschließend den Palazzo Massimo alle Terme. Hier finden sich ganz vorzügliche, vor allem kaiserzeitliche Skulpturen; der "Augustus labicana" hat mich einmal zwei Jahre lang vom Titel meines Lateinbuches aus angelächelt, weshalb ich ihn gerne persönlich treffen wollte ;) Sehr interessant auch die Fresken aus dem Haus der Livia auf dem Palatin und fast mehr noch aus der Villa, die man unterhalb der heutigen Villa Farnesina entdeckt hat, und deren Raumfolge man hier im Museum nachgebildet hat.






Auch die Diokletiansthermen konnten wir vor Jahren nur im Starkregen erleben, weshalb wir noch den Schlenker auf die andere Straßenseite unternahmen. Etwas "museumsmüde" haben wir uns aber auf die Außenbereiche konzentriert, vor allem die große Aula und die Natatio. Um auch diesen Besuch abzurunden, ging es dann noch nach Santa Maria degli Angeli, wo aber gerade in größerem Umfang Bauarbeiten in den Seitenschiffen durchgeführt werden. Die Linea clementina war so leider kaum zugänglich.









Von dort aus gingen wir zu Fuß ins Monti-Viertel, um noch einmal Santa Pudenziana anzusehen. Sie gehört zu den ältesten Kirchen Roms, das Apsis-Mosaik ist nach den Mosaiken in Santa Costanza das älteste christliche der Stadt. "Pudentiana" ist wohl eigentlich das Adjektiv zu "Pudens", einem vornehmen Römer des 1./2. Jahrhunderts, der in seinem Haus einen Versammlungsort für die junge Gemeinde einrichtete. Später hat man dazu eine Heiligenlegende der "Pudenziana" gedichtet, der man auch gleich noch eine Schwester, die Heilige Praxedis, an die Seite stellte (dazu im nächsten Bericht). Heute treffen sich vor allem philippinische Christen hier zum Gottesdienst.




Ein paar Meter weiter auf die Via Urbana hat unlängst eine neue Maritozzo-Bar eröffnet. Dieses typisch römische Gebäck - eine Art Windbeutel-Milchbrötchen, gefüllt mir viel Sahne und nach Lust und Laune auch garniert mit Früchten oder Schokolade - wird hier ganz frisch zubereitet. Damit schienen mir die Mitarbeiter zwar etwas überfordert, aber seeehr lecker war es trotzdem.

Nach einem Päuschen auf der Piazza Santa Maria dei Monti sind wir weiter hinunter zu den Kaiserforen und dann über die Via dei Fori Imperiali Richtung Altstadt geschlendert. Diese war komplett auto- und busfrei; die Foren in der Abendsonne, ein leichtes Lüftchen, von überall Musik - ein schöner letzter Abend in der Stadt!

Ganz zum Schluss dieses Samstags stand aber noch der Besuch des Ara Pacis. Jeden Tag ab 19:30 Uhr gibt es hier den Altar, wie er war, zu sehen: "L'altare com'era". Mithilfe einer Videobrille kann man nach einer informativen Einführung um den Altar herumgehen und sieht farbige Rekonstruktionen der Friese, die ja zum Teil doch stärker zerstört sind. Sehr kurzweilig erhält man so auch viele Informationen über das Dargestellte, das man sonst vielleicht nicht sofort zuordnen kann. Die 3D-Rekonstruktionen konnte ich natürlich nicht fotografisch festhalten, aber ein bisschen was vom Altar dann doch.




Anschließend hieß es dann noch Kofferpacken, denn der Sonntag sollte unser letzter Tag in der Ewigen Stadt sein.
 
Da morgen die Arbeit wieder ruft, setze ich den Reisebericht nun mit einigen Eindrücken vom letzten Tag fort.

Unser Gepäck ließen wir morgens von "Bags Free Roma" abholen. Das hat ganz hervorragend funktioniert, und es war eine enorme Erleichterung, tagsüber nicht mehr daran denken zu müssen, es noch irgendwo abholen zu müssen. Stattdessen konnten wir dann abends ganz entspannt zum Flughafen fahren und unser Gepäck am vereinbarten Treffpunkt wieder in Empfang nehmen. Das werden wir auf jeden Fall wieder machen.

Für denn Sonntag war eigentlich einiges angekündigt: eine Heiligsprechung auf dem Petersplatz und ein Radrennen durch die Innenstadt, weshalb zahlreiche Buslinien eigentlich weiträumig umgeleitet werden sollten. Aber es war alles ganz unaufgeregt und ruhig, so dass wir zügig und direkt zur Engelsburg gelangen konnten. Hier genossen wir nicht nur die zweitausendjährige Geschichte, sondern auch ein zweites Frühstück in der Bar auf der oberen Ebene - mit Blick auf den Vatikan, das hatten wir uns doch nach der Woche verdient. Etwas eingeschränkt hat unsere Freude die Bulgari-Ausstellung, die noch bis Anfang November hier und im Palazzo Venezia gezeigt wird (was immerhin bedeutete, dass unser Ticket auch für letzteren galt). Ich kann mit Schmuck und Glitzerklamotten nicht so viel anfangen und fand es sehr schade, dass man doch einige Räume des Appartements Paul III. in temporäre, ziemlich dunkle Ausstellungsräume verwandelt hat. Ich hätte mir z. B. in der Sala di Apollo lieber die Fresken angesehen.





Zum Mittagessen suchten wir noch einmal den Campo de' Fiori auf und gingen von dort, mit einem kurzen Abstecher in Sant'Andrea della Valle...


... weiter zum Palazzo Venezia. Vielleicht lag es daran, dass es der letzte Tag war, oder auch an dem Ärger darüber, dass hier sogar das ganze Appartemento Barbo zu Sonderausstellungsräumen für Bulgari umfunktioniert worden war - ich war etwas enttäuscht. Sicherlich werden viele interessante Kunstwerke aus einer Epoche gezeigt, die sonst in Rom nicht so präsent ist. Die Räume im eigentlichen Museumsteil mit zahlreichen Porzellanstücken, Bronzefiguren usw. waren für meinen Geschmack aber einfach etwas zu vollgestopft. Wohltuend dagegen das Lapidarium im Innenhof des Palazetto Venezia, der sich ja ursprünglich auf der anderen Seite des Palazzo befunden hat und den man 1911, um freien Blick auf das Vittoriano zu haben, nicht ganz originaltreu hier wieder aufgebaut hat.






Was macht man, wenn der Abschied von Rom unmittelbar bevor steht? Man sucht einen Ort auf, den man besonders schön findet, und das war in diesem Fall die Kirche Santa Prassede (die Schwester Pudenziana hatten wir ja bereits am Vortag besucht). Von Santa Prassede sagt man, dass so der alte Petersdom ausgesehen haben könnte. Sie ist überreich mit Mosaiken verziert, am Triumphbogen, in der Apsis und besonders in der Zeno-Kapelle. Ich hatte das Glück, dass das Hauptportal offenstand; es war zwar abgesperrt, aber der Organist genehmigte sich gerade eine Runde an der frischen Luft, so dass ich nach kurzer Frage auch in den Vorhof durfte und so die Hauptfassade fotografieren konnte. Anschließend haben wir dem Organisten noch bei einigen Improvisationen zugehört, schöne Momente, die wir schon im letzten Jahr an einem frühen Morgen so hatten genießen können.








Mit einem Eis und einem Blick auf Santa Maria Maggiore - hier gab es offenbar sehr strenge Einlasskontrollen, was wir uns nicht mehr "antun" wollten - verabschiedeten wir uns von Rom - bis in 51 Wochen!

 
Einen ganz herzlichen Dank für deinen unterhaltsamen und kurzweiligen Reisebericht. Es ist immer wieder schön mit anderen Augen durch die Stadt geführt zu werden und dabei Bekanntes und das ein oder andere Unbekannte zu entdecken
 
Vielen Dank also, ich wusste gar nichts von dieser schönen Ausstellung.

Schau mal, hier ist der Thread:


Herzlichen Dank auch von mir für den schönen Reisebericht, der mir durchaus Anregungen für meine Reise im Dezember gegeben hat.
 
Herzlichen Dank für deinen interessanten und sehr schön zu lesenden Reisebericht.
Du hast genau die richtige Mischung aus Tagesbericht, Informationen und wunderschönen Bildern gewählt. Ich habe dich sehr gerne durch Rom begleitet und wünsche dir ganz viel Vorfreude auf deine nächste Rom-Reise.
 
Vielen herzlichen Dank für die sehr netten Antworten. Ich freue mich über Euer Interesse und werde natürlich umgekehrt aufmerksam verfolgen, was Ihr bei Euren Reisen so erlebt. Ganz konkret habe ich mir schon vorgenommen, mir die Bernini-Caravaggio-Ausstellung anzusehen, wenn sie nach Amsterdam kommt. Vielleicht darf ich auch noch im Laufe der Zeit ein paar frühere Reiseerinnerungen teilen? Dieses Jahr jährt sich mein erster Rom-Besuch zum 20. Mal (auch wenn das im Vergleich zu einigen von Euch wohl ein eher kurzer Zeitraum ist). Als ich damals zum ersten Mal römischen Boden betrat, wollte ich vor allen Dingen nur eines: schnell wieder weg... Wie Dinge sich doch ändern können ;)
 
Aber natürlich darfst Du jederzeit sehr gerne Deine früheren Reiseberichte mit uns teilen!
(Ich habe noch einige halbfertige Reiseberichte hier in den Tiefen des Forums, die irgendwann mit mehr Zeit vollendet werden wollen ... - allerdings nicht aus Rom, sondern Venedig, Burgund u.a. ;))
 
Es ist vielleicht noch interessant, ein paar Einschätzungen zu unserem Hotel und ein paar Restaurants zu Posten, also:

Gewohnt haben wir im Hotel Villa Pirandello auf der Via Antonio Bosio, einer Seitenstraße der Via Nomentana ganz in der Nähe der Villa Torlonia. Das Hotel kann ich ganz uneingeschränkt weiterempfehlen. Es befindet sich in einem Nebengebäude der Villa des Literaturnobelpreisträgers Luigi Pirandello und ist dementsprechend als "Literatur-Hotel" aufgemacht. Die wenigen (ich glaube 14) Zimmer sind ansprechend und komfortabel eingerichtet und sehr sauber. Alle Mitarbeiter waren sehr freundlich, und beim Frühstück fehlte nichts. Angeschlossen ist ein kleines Bar-Café, so dass man auch abends noch nett zusammensitzen kann. Die Umgebung (viele Botschaften) ist nicht nur wegen des großen Parks der Villa Torlonia sehr angenehm. Der 60er-Expressbus hält quasi vor der Tür und bringt einen in kaum 15 Minuten zur Piazza Venezia. Auch der 62er-Bus und die nahe Straßenbahn bieten gute Anbindungen quasi überall hin.

Unter den Restaurants möchte ich das Ristorante ai Musei (Ecke Via Santamauro/Via Sebastiano Veniero) ganz in der Nähe der Vatikanischen Museen hervorheben. Die Wirtsleute Giulio und Maria waren sehr herzlich, das Essen hervorragend, die Preise moderat, eine echte Osteria aus der guten alten Zeit. Zum Nachtisch gab es frisches Obst und Limoncello aufs Haus.

Sehr leckeres koscheres Eis gab es in der Cremeria Romana auf der Via del Portico d'Ottavia.

Die im Bericht erwähnte Maritozzo-Bar heißt Bar Mari und befindet sich auf der Via Urbana 31.

Das Capo de Fero in der Via di San Cosimato mit seinen berühmten Rigatoni democratici und die nahe gelegene Bar San Calisto an der gleichnamigen Piazza in Trastevere dürften vielleicht einigen schon bekannt sein.
 
Nun hatte ich die Gelegenheit, deinen Bericht in aller Ruhe zu lesen. Er hat mir sehr viel Freude bereitet und ich sage dafür ganz herzlich DANKE.
 
Frisch zurück von einer Woche Urlaub am Gardasee hatte auch ich jetzt die Gelegenheit, deine weiteren Berichtsteile zu lesen und zu genießen.
Ihr habt ja wirklich eine Menge erlebt und gesehen - da kann man gut verstehen , dass Ihr auch einen Tag mal ruhiger angehen lassen wolltet.
(man weiß ja vorher nie so genau, was dann wirklich aus solchen Vorhaben wird ;))
Vielen Dank also für deinen sehr lebendigen und informativen Bericht!
 
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