Goldener Oktober in Rom - 7.-13.10.2019

MaffeoBarberini

Legionär
Stammrömer
Wie viele von Euch zieht es auch mich immer wieder nach Rom. Nachdem ich 2016 schon einmal einen längeren Bericht über eine von mir geleitete Gruppenreise geschrieben habe, hoffe ich, Euch mit einigen Sätzen und Fotos von meiner letzten Reise, von der ich gerade zurückgekommen bin, zu erfreuen.

Gestartet sind wir diesmal mit einem Besuch der Mercati di Traiano - Museo dei Fori Imperiali. Wir sind so oft an dieser beeindruckenden Anlage vorbei gelaufen und haben uns jetzt die fünf Stockwerke dieses riesigen Gebäudekomplexes einmal in Ruhe angesehen.


Ich hatte es hier im Forum schon einmal gelesen und kann nur bestätigen: es ist eigentlich nicht zu verstehen, warum das Kolosseum von Menschen überflutet wird, während die Trajansmärkte quasi alleine besichtigt werden können - was natürlich auf der anderen Seite eine große Freude ist und ermöglicht, sie, die ausgestellten Exponate und die herrliche Aussicht ungestört zu genießen.


Der Eintritt war mit 16 Euro pro Person bei einer laufenden Ausstellung sicher nicht ganz billig, gelohnt hat es sich aber allemal. Besonders schön ist, neben der schon erwähnten grandiosen Aussicht, der Giardino delle Milizie rund um den gleichnamigen Turm.



Man beachte, dass auf der Terrasse der Cavalieri di Rodi festlich gedeckt wurde - das sah nach einem rauschenden Fest an einem lauen Sommerabend aus.


Nachdem wir die Trajansmärkte und die Spätsommer-Sonne ausgiebig genossen hatten, sollten eigentlich die beiden benachbarten Zwillingskirchen Santissimo Nome di Maria und Santa Maria di Loreto auf dem Besichtigungsprogramm stehen. Zumindest für erstere hatte ich aber bei 060608.it übersehen, dass sie montags geschlossen hat - sie sollte aber auch die ganze Woche nicht öffnen, genauso wenig wie ihre "Zwillingsschwester".


Insofern setzten wir unseren Weg zunächst über San Marco fort. Ich bin hier 2017 schon einmal gewesen, hatte aber nicht mehr so präsent, wie schön der polychrome Marmor und das Apsismosaik sind.


Von gegenüber grüßte König Viktor Emmanuel II. vom hohen Ross. Ich meine mich zu erinnern, dass das Vittoriano nicht immer so umfassend zugänglich war, heute hat es scheinbar durchgehend von morgens bis abends geöffnet und wird wohl auch gut besucht. Wir hatten eigentlich vor, uns dort auch einmal raufzuschleppen, aber im Laufe der Reise wurden die Beine immer mehr "treppenscheu", so dass wir das erst einmal vertagt haben :)


Stattdessen verlangte es uns allmählich nach einer guten Portion Pasta. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am Pantheon vorbei, das doch eigentlich immer einen Besuch lohnt.



Normalerweise meiden wir das unmittelbare Stadtzentrum eher, hatten aber vor ein paar Jahren eine nette kleine Osteria an der Piazza delle Coppelle entdeckt, die wir jetzt auch angesteuert haben. Leider waren wir, wenn auch erst seit 15 Minuten geöffnet war, die einzigen Gäste, was daran gelegen haben könnte, dass das ganze schmutzige Geschirr vom Mittagstisch noch überall verteilt herumstand und es ein bisschen muffig roch. Der leicht missmütige Kellner war auch nicht gerade begeistert, dass wir ihn beim Abendessen gestört haben. Also haben wir den Rückzug angetreten und uns in die Arme eines der zahlreichen "Menschenfänger" rund ums Pantheon fallen lassen, dabei aber ganz vernünftig gegessen.

So gestärkt ließen wir den Abend früh ausklingen, um für das Programm des Folgetages fit zu sein. Davon dann mehr im nächsten Thread.
 
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Mit der Straßenbahn fuhren wir am nächsten Morgen bei San Lorenzo fuori le mura vor. Diese siebte Pilgerkirche hatte mir noch "gefehlt", vielleicht werden mir ja nun alle Sünden erlassen ;) (auch wenn ich die Kirchen nicht im vorgeschriebenen Zeitrahmen besichtigt habe).

San Lorenzo ist eine der wenigen Kirchen Roms, die im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil sich in der Nähe größere Industrieanlagen befanden, die von den Alliierten bombardiert wurden. Die Fassade ist deshalb heute stark vereinfacht.


Der Innenraum fasziniert jedoch durch das Zusammenwirken der beiden ursprünglichen Kirchen, die dann zu einer zusammengefasst wurden, und gibt einen guten Eindruck vom ursprünglichen Aussehen der römischen Basiliken, von denen ja viele später barockisiert wurden.


Schöne Cosmaten-Arbeiten sind im Fußboden sowie den Ornamenten der Sängerempore erhalten. Der Mönch, der da auf meinem Bild gerade ums Eck lugt, war sehr auskunftsfreudig und hat uns allerhand über die Entstehungsgeschichte der Kirche erklärt. Wie so oft wurden antike Spolien verwendet. Unterhalb des Altarziboriums ruht der Heilige Laurentius, der ja zu den beliebtesten römischen Heiligen zählt und auch Stadtpatron von Rom ist. Als er dem dem Kaiser Valerian den Kirchenschatz ausliefern sollte, präsentierte er ihm Arme, Alte, Kranke, Kinder, Witwen und Waisen mit den Worten: "Das ist der wahre Schatz der Kirche". Ein zeitloses Statement, finde ich.


Was ich nicht wusste, ist, dass sich in der Vorhalle von San Lorenzo das Grabmal von Alcide di Gasperi befindet, der auch "der italienische Konrad Adenauer" genannt wird, weil er - wie Adenauer Christdemokrat - die entscheidenden Weichen für die politische Entwicklung Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg stellte. Zuweilen wird wohl gefordert, sein Grabmal ins Pantheon zu verlegen; hier in San Lorenzo ist er aber mit Papst Pius IX., dessen Glassarg sich in der Krpyta befindet, auch in guter Gesellschaft. Pius IX. ist der Papst, der vom Königreich Italien seiner weltlichen Macht beraubt wurde und allerhand theologische Waffen aufbot - vom Syllabus errorum über das Unfehlbarkeitsdogma bis zur Androhung der Exkommunikation für alle, die sich an Wahlen beteiligten -, um dem etwas entgegenzusetzen. Gleichwohl ist der der Papst mit dem längsten Pontifikat der Geschichte (1846-1878). Er hatte wohl gehofft, indem er sich in San Lorenzo in unmittelbar Nähe des Stadtpatrons Laurentius beerdigen ließ, dass sein Grab einmal eine Pilgerstätte werden würde. Nun, es war zumindest an diesem Morgen, an dem wir dort waren, sehr ruhig.

A propos Gräber: gleich neben San Lorenzo liegt Roms größer Friedhof, der Campo Verano, über den eine eigene Buslinie fährt. Wir haben uns mit einem kurzen Spaziergang über den vorderen Bereich begnügt, auf dem sich u. a. das Grab Garibaldis befindet. Der Säulengang nach Art eines Camposanto war wegen Bauarbeiten weitgehend gesperrt. Da es hier im Forum, glaube ich, auch Hinweise zu öffentlichen WCs gibt: das am Campo Verano ist wirklicht nicht empfehlenswert o_O



Mit der Straßenbahn ging es dann weiter an der Porta Maggiore und am Lateran vorbei zur Via Labicana, um die von uns sehr geliebte Kirche Santi Quattro Coronati zu besichtigen. Leider haben wir es auch diesmal nicht geschafft, einen Termin zu wählen, an dem die Aula Gotica zu besichtigen gewesen wäre, dafür haben wir umso mehr die Stille und Einsamkeit im Kreuzgang und der Silvesterkapelle genossen. Kaum zu glauben, dass wenige hundert Meter weiter die Menschenmassen am Kolosseum lärmen.




Letzter Punkt vor der Mittagspause war der Lateran und hier vor allem die Kapelle Sancta Sanctorum. Nach Aussage des Aufsehers kann man sie schon seit 15 Jahren besichtigen, nur ist mir das nie wirklich aufgefallen, sondern ich habe immer nur - wie alle anderen - einen kurzen Blick durchs Gitter am oberen Ende der Heiligen Treppe geworfen. Für nur 3,50 Euro bekommt man aber nicht nur Zugang, sondern auch fundierte Erklärungen. Die Kapelle galt einst als heiligster Ort der Welt, weil hier, in der Privatkapelle des ehemaligen Papstpalastes, alle wichtigen Reliquien wie zum Beispiel die Häupter der Heiligen Petrus und Paulus sowie der Heiligen Agnes verwahrt werden. Bis heute befindet sich eine Ikone hier, von der es heißt, sie sei nicht von Menschenhand gemacht, und die Jesus als Weltenrichter zeigt. Außerdem zu sehen ist ein Stück Holz der Bank, auf der er ruhte, als er im Garten Gethsemane betete.



Das Gebäude der Heiligen Treppe ist übrigens nach wie vor eingerüstet.

Gegenüber haben wir uns dann noch das sehr schöne Baptisterium und natürlich die Lateranbasilika selbst angesehen. Die Einlasskontrollen hier waren sehr lax, ein gelangweilter Polizist winkte jeden durch den Detektor, Rucksäcke mussten nicht mehr durch den Scanner geschoben werden. Später am Tage bei San Paolo fuori le mura gab es noch nicht einmal mehr das. Eine allgemeine Lockerung der Sicherheitskontrollen an den Patriarchalbasiliken scheint es jedoch nicht zu geben, zum Schluss unserer Reise beobachteten wir sehr aufwändige Kontrollen bei Santa Maria Maggiore.



Da ich feststelle, dass ich nur 10 Fotos pro Beitrag posten kann, gerne aber ein paar mehr meiner fast 1.200 Fotos dieser Reise mit Euch teilen möchte (meine Kinder sind irgendwie nur schwer dafür zu begeistern :rolleyes:), teile ich den Bericht über den Dienstag und setze ihn im nächsten Thread fort.
 
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Da ich feststelle, dass ich nur 10 Fotos pro Beitrag posten kann, gerne aber ein paar mehr meiner fast 1.200 Fotos dieser Reise mit Euch teilen möchte (meine Kinder sind irgendwie nur schwer dafür zu begeistern :rolleyes:), teile ich den Bericht über den Dienstag und setze ihn im nächsten Thread fort.

Vielen Dank für den Beginn Deines Reiseberichtes, schön, dass Du uns (erwartungsfrohe) Romfreunde daran teilhaben lässt.
Das mit der Beschränkung auf 10 Bilder hatten wir kürzlich einmal, ich erinnere mich aber im Moment nicht, wer von diesem Problem geschrieben hatte.
Von Forumsseite aus gibt es keine Mengenbegrenzung, hast Du die Bilder vielleicht vom Handy aus hochgeladen?
Im Moment habe ich keine Zeit, nachzuforschen, es findet sich aber sicher jemand, der das weiß.
(Diese Diskussion bzw. Frage kann dann später in ein OT ausgelagert werden).

Liebe Grüße

Angela
 
Von San Giovanni in Laterano aus fährt der 792er Bus direkt bis vor das Hauptportal von San Paolo fuori le mura. Hier gab es, wie bereits erwähnt, keinerlei Sicherheitskontrollen - vielleicht auch wegen einer größeren Baustelle im Vorhof, wegen der der Eingang in die Basilika auch an die Seite verlegt wurde, auf der sich auch die Cafeteria und der Buchladen befinden.



Von San Paolo aus fuhren wir zurück zur Porta San Paolo mit der Cestius-Pyramide. Den dahinter liegenden, schönen protestantischen Friedhof hatten wir bereits 2017 besichtigt. Stattdessen wanderten wir weiter in Richtung Aventin, den in der frühen Nachmittagssonne zu besteigen schon ein wenig anstrengend war.

Oben angekommen besuchten wir als erstes Sant'Anselmo, eine Kirche aus dem späten 19. Jahrhundert. Hier befindet sich der Sitz des Benediktinerordens, und man kann in einem kleinen Laden auch religiöse Andenken, Klosterprodukte und natürlich auch kühle Getränke und kleine Speisen finden.



Tatsächlich haben wir dann auch zum ersten Mal einen Blick durchs berühmte Schlüsselloch geworfen. Mich hat das nie besonders gereizt, aber die Schlange war sehr kurz und bewegte sich schnell, so dass wir das in der Kategorie "Wenn man schon mal da ist" mitgenommen haben. Fotografisch ließ sich dieser Moment wegen der ungünstigen Gegenlichtverhältnisse am Nachmittag leider nicht festhalten, aber jeder weiß ja auch, was man dort sieht.

Wohltuend ruhig und schlicht ist die Kirche Santi Bonifacio ed Alessio gleich nebenan. Die Treppe, unter der der Heilige Alexius lebte, bevor er sich kurz vor seinem Tod den Eltern zu erkennen gab, ist über einem Altar gleich links neben der Eingangstür zu finden. Laut 060608.it ist die Kirche nur für Gottesdienste auf, auf der eigenen Internetseite fand sich aber der richtige Hinweis, dass sie, und sogar durchgehend, geöffnet ist.



Und noch eine Hausnummer weiter befindet sich bekanntermaßen Santa Sabina, nach dem Rückbau der Barockisierungen wieder eine der ursprünglichsten römischen Basiliken mit einer beeindruckenden Weite. Besonders sehenswert ist das Eingangsportal aus dem Jahr 432, das unter anderem die älteste Darstellung des gekreuzigten Jesus enthält (genau genommen ist das Kreuz gar nicht zu sehen). Vom gegenüberliegenden Guckloch in der Wand, das einen Blick auf den Orangenbaum, den der Heilige Dominikus gepflanzt hat, hätte ich mir mehr versprochen, man sieht nur den Baumstamm.



Dass nebenan im Orangengarten die Aussichtsterrasse gesperrt war, hatte ich vorab hier im Forum gelesen. Aber auch von der Brüstung aus hat man einen schönen Blick über die Stadt.


Hügelabwärts liegt noch die kleine Kirche Santa Prisca, die vor allem wegen ihres Mithräums bekannt ist. Das ist allerdings nur noch nach telefonischer Voranmeldung zweimal im Monat (am zweiten und vierten Samstag) zu besichtigen.


Zum Abschluss war eigentlich noch geplant, auf dem kleinen Aventin San Saba anzusehen. Die Kirche wird aber - laut eigener Internetseite - bis Dezember saniert und ist nicht zugänglich.

Den Abend verbrachten wir in Trastevere, wo ich endlich, nach Jahren des Wartens, im "Capo de Fero" eine Portion Rigatoni democratici probieren konnte - lecker!


Über den nächsten Tag berichte ich im nächsten Thread.
 
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Das mit der Beschränkung auf 10 Bilder hatten wir kürzlich einmal, ich erinnere mich aber im Moment nicht, wer von diesem Problem geschrieben hatte.
Von Forumsseite aus gibt es keine Mengenbegrenzung, hast Du die Bilder vielleicht vom Handy aus hochgeladen?
Im Moment habe ich keine Zeit, nachzuforschen, es findet sich aber sicher jemand, der das weiß.

Das war im Reisebericht von @Gelsomino. Sie war an eine alte Anleitung geraten.

Siehe Bekanntes und weniger Bekanntes - Rom, 29. September bis 3. Oktober 2019 und ff. sowie OT aus: Bekanntes und weniger Bekanntes ...
 
Da ich feststelle, dass ich nur 10 Fotos pro Beitrag posten kann, gerne aber ein paar mehr meiner fast 1.200 Fotos dieser Reise mit Euch teilen möchte (meine Kinder sind irgendwie nur schwer dafür zu begeistern :rolleyes:), teile ich den Bericht über den Dienstag und setze ihn im nächsten Thread fort.

Das mit der Beschränkung auf 10 Bilder hatten wir kürzlich einmal, ich erinnere mich aber im Moment nicht, wer von diesem Problem geschrieben hatte.
Von Forumsseite aus gibt es keine Mengenbegrenzung, hast Du die Bilder vielleicht vom Handy aus hochgeladen?
Nein, ich schreibe am PC. Aber mehr als 10 will er mir partout nicht gestatten. Wenn jemand Rat weiß, gerne.
 
Vielen Dank für den Beginn deines Reiseberichtes. Es steigert die Vorfreude auf die nahende Romreise doch sehr. Zumal du auch noch von einigen meiner Lieblingsorte berichtest.


Ich hatte es hier im Forum schon einmal gelesen und kann nur bestätigen: es ist eigentlich nicht zu verstehen, warum das Kolosseum von Menschen überflutet wird, während die Trajansmärkte quasi alleine besichtigt werden können - was natürlich auf der anderen Seite eine große Freude ist und ermöglicht, sie, die ausgestellten Exponate und die herrliche Aussicht ungestört zu genießen.

So ist es. Ich hatte sie ja auch Jahre sträflich missachtet und war dann bei meinem ersten Besuch dort sehr angetan.

Da es hier im Forum, glaube ich, auch Hinweise zu öffentlichen WCs gibt: das am Campo Verano ist wirklicht nicht empfehlenswert o_O

Das vorne nicht. Die werden oft von Obdachlosen benutzt. Die WCs auf dem Friedhof weiter durch sind normalerweise ok.

Da ich feststelle, dass ich nur 10 Fotos pro Beitrag posten kann,

Nein, ich schreibe am PC. Aber mehr als 10 will er mir partout nicht gestatten. Wenn jemand Rat weiß, gerne.

Das ist wohl so, wenn man die Bilder direkt vom Handy oder PC hochlädt. Es macht zwar mehr Mühe sie vorab in der Galerie hochzuladen und dann einzufügen, aber dann kannst du im Beitrag unbegrenzt Fotos einfügen.

gerne aber ein paar mehr meiner fast 1.200 Fotos dieser Reise mit Euch teilen möchte

Ich denke wir alle hier würden die Bilder sehr gerne mit dir teilen.
 
Vielen Dank für die freundlichen Reaktionen und die hilfreichen Tipps. Ich glaube, das Foto-Problem hat sich gelöst. Damit macht das Verfassen des Berichtes zu unserem dritten Tag in Rom gleich noch mehr Spaß.

Dieser begann mit einem Besuch der Villa Giulia (Museo Nazionale Etrusco), auch das ein lang gehegter Wunsch von mir.

Diese für Papst Julius III. errichtete Sommerresidenz in den ersten warmen Sonnenstrahlen des Tages zu durchwandern - dank unserer frühen Ankunft mit Ausnahme des Gärtners alleine -, den Kies unter den Schuhsohlen knirschen zu hören, war schon ein erhabenes Gefühl. Bezaubernd die Fresken, die wahrlich nicht auf den päpstlichen Erbauer zurück schließen lassen. Vom Museum selbst hatte ich viel Gutes gehört, und es war auch nicht uninteressant, allerdings wäre weniger vielleicht manchmal mehr. Wir fühlten uns jedenfalls von der Fülle von Tongefäßen und Scherben leicht erschlagen und sind dann lieber noch einmal eine zweite Runde durch den herrlichen Garten spaziert.


Von der Villa Giulia aus ging es zu Fuß runter zur Via Flaminia und dort mit der Straßenbahn zum Ponte Milvio. Das scheint überhaupt keine touristische Destination zu sein, obwohl die Brücke von Fußgängern ganz gut frequentiert wird. Mich hat nicht nur Konstantins Schlacht hierhin geführt, sondern vielmehr auch der Gedanke, dass über zweitausend Jahre die allermeisten Menschen an diesem Ort zum ersten Mal die Nähe Roms wahrgenommen haben und dass die Brücke, deren mittlere Bögen noch antik sind, eine so besondere geostrategische Rolle gespielt hat. Ansonsten ist es: eine Brücke ;) Die Freundschaftsschlösser, die es hier wohl einmal gegeben hat, sind alle entfernt. Ich habe später welche am Ponte Sisto gesehen, allerdings nur sehr wenige. Der Blick auf den Ponte Flaminio, über den heutzutage der Verkehr geführt wird, war ebenso schön wie der an dieser Stelle kaum "gebändigte" Tiber, der so auch einmal durch die Altstadt geflossen ist.


Am Nordufer der Milvischen Brücke nahmen wir den 32er Bus, der uns, vorbei am Foro Italico und dem Außenministerium, zur Piazza del Risorgimento brachte. Die Zustände dort und weiter rund um den Petersplatz haben mich allerdings leicht erschüttert - ja, es war Mittwoch, und ja, die Papstaudienz war gerade vorbei. Diese Menschenmassen hatte ich allerdings nicht erwartet. Ich war 1999 mal bei einer Papstaudienz auf dem Petersplatz und 2001 bei einer Heiligsprechung, aber ich erinnere das nicht so dermaßen überfüllt. Die Zugänge zum Petersplatz waren weiträumig abgesperrt, so dass wir in weitem Bogen auf die andere Seite gelangen mussten, wo wir in der Bar Castiglione (Werbung "Best Sandwich in Town" im Fenster - kann man aber unterschreiben!) eine Rast einlegen wollten. Scheinbar haben der Tod Johannes Paul II., die Pontifikate Benedikts XVI. und Franziskus' und die für viele jüngere Menschen erstmals damit verbundene bewusste Wahrnehmung einer Papstwahl das Interesse ins Uferlose gesteigert.

Die Pause hatten wir uns also wirklich verdient. Danach wollten wir im Borgo Santo Spirito die kleine alte Kirche San Lorenzo in Piscibus besichtigen, die heute als Jugendzentrum genutzt wird. Der Eingang liegt etwas versteckt an einer Treppe, die vom Borgo hinunter zur Via della Conciliazione führt, und da gerade ein Gottesdienst stattfand, gibt es von dort keine Fotos.

Unser nächstes Ziel war die Aussichtsterrasse auf dem Gianicolo, wohin wir uns vom Largo Santo Spirito in Sassia aus gemütlich mit dem Bus fahren ließen. Es war nicht viel los an diesem Nachmittag, was uns erlaubte, die Aussicht auf die Stadt in Ruhe zu genießen und genau zu überlegen, welche Kuppel zu welcher Kirche gehört :)

Leider war die Fontana Paola gerade "untenrum" eingerüstet und trockengelegt.


Seit vielen Jahren habe ich versucht, einmal einen Blick in San Pietro in Montorio zu werfen, aber da mich meine Wege nie zu den gerade am Nachmittag sehr reduzierten Öffnungszeiten hierhin geführt haben, bot sich nun erstmals die Gelegenheit. Die Kirche, deren strenge Fassade man von fast überall in der Stadt aus sehen kann, enthält zahlreiche bemerkenswerte Kunstwerke wie z. B. ein Fresko von Sebastiano del Piombo in der ersten Seitenkapelle rechts. Das kann man sogar beleuchten lassen, wenn man in der Sakristei klingelt und eine Spende hinterlässt. Der Kastellan rückt dann mit einem Verlängerungskabel aus und schließt einen Strahler auf dem Altartisch vor dem Fresko an - es muss nicht immer High-Tech sein!


Vor dem Hauptaltar ist ein Stein, unter dem Beatrice Cenci begraben liegen soll. Ich kannte ihre Geschichte nicht, bis ich zu Weihnachten ein wunderbares Album mit römischen Ansichtskarten aus den Jahren 1911 bis 1913 geschenkt bekommen habe (immerhin zu Weihnachten würdigt meine Familie meine Liebe zu Rom...). Darin war auch eine Karte mit dem berühmten Porträt Beatrice Cencis enthalten, die, nachdem sie und ihre Geschwister vom Vater misshandelt und missbraucht worden waren, denselben in Notwehr umbringen ließen. Dass der Papst daraufhin die Familie mit Ausnahme des jüngsten Sohnes hinrichten ließ, brachte ihm dermaßen schlechte Presse, dass das Urteil nur wenige Jahre später revidiert wurde - zu spät für Beatrice Cenci.


Neben San Pietro in Montorio steht bekanntermaßen der Tempietto von Bramante als vollkommenes Bauwerk der Renaissance. Ich hatte zwar gelesen, dass er von 9 bis 18 Uhr geöffnet sein soll, fand aber das Gitter wie eh und je verschlossen vor, weshalb ich mich wie eh und je mit einem Blick durch dasselbe begnügte. Schon vor 20 Jahren hatte uns unser Religionslehrer auf der Abschlussfahrt hier hoch geschleppt, und schon damals hatten wir nur durchs Gitter sehen können. Wie gut, dass eine französische Touristin auf die Idee kam, doch einfach mal beim Empfang der Academia de Espana zu fragen, ob man nicht näher dran kommt, denn - das kommt man. Es gibt sogar eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Akademie und des Tempietto, und so stand ich dann kurz darauf in diesem kleinen Rundtempel und habe mich gefragt, wieso ich immer nur durchs Gitter gesehen habe. Ein Hinweisschild daneben wäre wohl ganz hilfreich...


Über die Treppen vor San Pietro in Montorio stiegen wir dann nach Trastevere hinunter, um in der Bar San Calisto einen der berühmten granità di caffè zu genießen. Obwohl die Bar es auch schon in viele Reiseführer geschafft hat, stimmt durchaus: es ist ein Treffpunkt für alle, für Römer und Touristen, Junge und Alte.


So erfrischt schlugen wir unseren Weg Richtung Tiber ein und warfen noch einen Blick in die beiden Kirchen San Crisogono und Sant'Agata in Trastevere. Erstere gehört zu den ältesten römischen Kirchen und hat einen wunderschönen Cosmatenfußboden; über die Sakristei gelangt man gegen einen kleinen Eintritt in einen interessanten Ausgrabungsbereich, was wir allerdings bereits letztes Jahr angesehen haben. In Sant'Agata wird eine besondere Madonna aufbewahrt, die jedes Jahr durch die Straßen von Trastevere getragen wird. Zu sehen sind auch die zahlreichen Prunkgewänder und Kronen, die für sie gestiftet worden sind.


Am Tiber entlang gingen wir über den Ponte Sisto in Richtung unseres letzten Ziels an diesem Tag, dem Palazzo Farnese.


Ich hatte glücklicherweise zwei Tickets für eine Besucherführung durch die französische Botschaft ergattert. Die Einlasskontrollen sind streng: der Rucksack wird von Hand durchgesehen, vor dem Einlass wird man bereits mit einem Metalldetektor abgefühlt. Drinnen geht es dann noch einmal durch einen Metalldetektor bzw. für den Rucksack durch einen Scanner. Ein Gehstock eines der anderen Teilnehmer war schon ein erhebliches Hindernis, und begleitet wurde die Gruppe von einem - allerdings sehr freundlichen - Security-Mitarbeiter. Dass Fotos in dieser Umgebung nicht erlaubt waren, versteht sich von selbst.

Gelohnt hat es sich aber trotzdem unbedingt. Der Palazzo, eines der vier Wunder Roms, gilt nicht umsonst als der Inbegriff römischer Säkulararchitektur im 16. Jahrhundert. Die gewaltigen Räume - vorweg das von Michelangelo gestaltete, 18 Meter hohe "Vorzimmer", in dem eine Kopie des Herkules farnese steht - und die wundervollen Fresken von Carracci sind auf jeden Fall sehenswert. Aber auch etwas von der Atmosphäre des Botschaftsbetriebs aufnehmen zu können war spannend: dunkle Ledersofas unter grünen Lampenschirmen auf den breiten Fluren der ehemaligen Loggien - man möchte französischer Botschafter sein! Außerdem fand am Abend wohl ein besonderer Empfang mit Abendessen statt, für den der Gartensaal hergerichtet wurde.

Für uns musste ein Abendessen am Campo de' Fiori reichen - hat es aber auch! Über den vierten Tag unserer Reise berichte ich im nächsten Thread.
 
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Guten Morgen... ich freue mich über die netten Zeilen. Ich übe ja noch, habe aber die gestrigen Beiträge jetzt überarbeitet und die Fotos alle per Galerie noch einmal neu eingefügt - das sieht auch viel ordentlicher aus :)
 
Nachdem wir also am Mittwochabend Gelegenheit gehabt hatten, die französische Botschaft zu besuchen, standen am Donnerstagmorgen zuerst die beiden Kirchen Santi Vincenzio ed Anastasio und Santa Maria in Trivio auf dem Programm - beide in unmittelbarer Nähe der Fontana di Trevi, der ich nur einen flüchtigen Blick zu geben bereit war. Man ist ja immerhin kein 08/15-Tourist :cool: Allerdings waren die beiden Kirchen noch geschlossen und am Brunnen zur frühen Stunde überhaupt nicht viel los, so dass wir dann doch die Gelegenheit genutzt haben, uns hinzusetzen und diese gewaltige Anlage zu bestaunen - um festzustellen, dass sie ja doch was hat.


Leider blieben die beiden Kirchen, die wir ansehen wollten, ohne erkennbaren Grund auch über die bei 060608.it angegebene Öffnungszeit hinaus geschlossen, so dass wir uns mit einer "Außenbesichtigung" begnügen mussten.



Zu meiner Freude geöffnet war dagegen die Kirche Sant'Andrea delle fratte, die auch schon lange auf meinem Wunschzettel stand. "Delle fratte" heißt soviel wie "im Gebüsch", und auch der Name der Straße daneben (Via Capo le Case = Ende der Häuser) zeigt an, dass hier bis zum 16. Jahrhundert eine ziemlich verlassene Gegend war. Später wohnten im Viertel rund um die spanische Treppe viele ausländische Besucher, vor allem aus Deutschland und England, einige davon sind in der Kirche begraben - zum Beispiel die Malerin Angelika Kauffmann, eine gute Freundin Goethes. Sant'Andrea della fratte wird auch manchmal "römisches Lourdes" genannt, weil es hier die einzig verzeichnete Marienerscheinung in der Ewigen Stadt gab. Sie veranlasste den Juden Alphonse Ratisbonne, zum Katholizismus überzutreten. Die Bedeutung der Madonnenfigur, die in an dieses Ereignis erinnert, ist so groß, dass alle Kirchenbänke nicht auf den Hochaltar (flankiert von zwei Bernini-Statuen, die eigentlich für die Engelsbrücke gedacht waren) ausgerichtet sind, sondern im 90-Grad-Winkel eben auf die Figur.







Von hier aus stiegen wir die ziemlich steilen Treppen an der Piazza Mignanelli hinauf, um am Palazzo Zuccari herauszukommen. Leider blieb auch die Kirche Santissima Trinità dei Monti entgegen ihrer angegebenen Öffnungszeiten geschlossen, die Nachfrage beim Pförtner der benachbarten Missionsschule ergab, dass es zu Verzögerungen gekommen sei und man daher später öffnen. Daher auch hier lediglich der Blick von außen.


Auf der spanischen Treppe darf man seit jüngstem nicht mehr sitzen. Das ist zum Rauf- und Runtersteigen und, wenn man Glück hat, ein schönes Foto-Motiv ganz angenehm. Überwacht wird das Sitzverbot von zwei Polizisten, die sehr gerne Gebrauch von ihren Trillerpfeifen machen. Insgesamt war die Gegend an diesem Morgen eher ruhig, auf der Via Condotti war es fast menschenleer. Am Ende der Straße befindet sich übrigens eine andere Santissima Trinità, und zwar die Kirche Santissima Trinità dei Spagnoli, die eine interessante Geschichte hat und vor allem vorzüglich restauriert worden ist.



Über die Via del Corso ging es Richtung Altstadt, wobei wir u. a. einen Blick in die Galleria Sciarra mit ihren schönen Jugendstil-Fresken warfen. Auch dem Oratorium des Heiligen Franz Xaver und der benachbarten Kirche Sant'Ignazio di Loyola mit ihren beeindruckenden Deckenfresken statteten wir einen kurzen Besuch ab.


Das eigentliche Ziel für diesen Mittag aber war die Biblioteca Casanatense, die von Kardinal Girolamo Casanata Ende des 17. Jahrhunderts den Dominikanern von Santa Maria sopra Minerva vermacht worden war und deren monumentalen Lesesaal man immer um die Mittagszeit kostenlos besichtigen kann. Für Bücherfreunde ein echtes Paradies!




Der Eingang befindet sich im zweiten Obergeschoss, weshalb wir, zwischenzeitlich deutlich fußlahm, den Aufzug wählten. Ein schwerer Fehler, denn beim Runterfahren bin ich tatsächlich zum ersten Mal im Leben in einem Aufzug steckengeblieben (immerhin, in Rom!). Die Bibliotheksmitarbeiter waren in heller Aufregung und kümmerten sich gut um uns (der Aufzug ist komplett verglast, so dass wir gut Sichtkontakt halten und uns unterhalten konnten). Nach fünf römischen Minuten (=20 deutschen) wurden wir dann per Handkurbel ins Erdgeschoss befördert und mit viel Hallo und Applaus aus unserer Gefangenschaft befreit.

Auf den leichten Schock hin genehmigten wir uns eine Pause im Chiostro del Bramante, dem Kreuzgang der Kirche Santa Maria della Pace, in dem es eine nette kleine Bar gibt, die zwar recht teuer ist, in der man aber sehr schön und still sitzen kann.

Am Nachmittag stand dann der Palazzo Altemps, einer der fünf Standorte des Museo Nazionale Romano, auf dem Programm. Wir kauften das 3-Tages-Ticket, um an den Folgetagen noch weitere Standorte anzusehen. Der Palazzo Altemps beherbergt vor allem eine sehenswerte Antikensammlung aus dem Besitz der Familie Boncampgni-Ludovisi, zum Beispiel mit dem berühmten Kopf der Iuno Ludovisi, die auch schon Goethe sehr bewundert hat. Außerdem gilt sein Hof als einer der schönsten Roms, die sonnige Loggia ist reich mit Fresken ausgemalt.




Gleich nebenan befindet sich die Nationalkirche der Portugiesen, Sant'Antonio dei Portoghesi, die einen sehr geschlossenen und erhabenen Eindruck macht. Vor allem ihre Fassade war Beispiel gebend für viele andere römische Kirchen des 17. Jahrhunderts.



Auf der Piazza Borghese habe ich mich bei den antiquarischen Buchhändlern mit neuem Lesestoff für meine kleine Rom-Bibliothek eingedeckt. Eigentlich wollten wir im Anschluss dann noch San Girolamo degli Schiavoni und San Rocco besichtigen, aber erste war komplett eingerüstet und geschlossen, zweitere noch nicht geöffnet, und die Bücher trugen sich schwer, so dass wir nur noch Santa Maria del Popolo einen ausführlichen Besuch abstatteten. Auch sie ist, wie schon in den letzten Jahren, eingerüstet, aber immerhin kann man sie besichtigen.


Den Abend verbrachten wir rund um die Piazza Madonna dei Monti. Wir waren hier einige Male tagsüber, aber am Abend ist das ein echter Treffpunkt, der sehr beliebt und belebt zu sein scheint. Aus bildungsbürgerlichem Pflichtgefühl warfen wir noch einen Blick in Santa Maria dei Monti, die bis spät abends geöffnet ist, und auch in Santi Sergio e Bacco, eine Kirche des byzantinischen Ritus.



Irgendwann merkt dann aber auch der gestandene Rom-Liebhaber, dass es am Ende eines langen Tages nur noch Zeit für Pasta, einen Aperol und das Hotelbett ist... immerhin sollte der Freitag ein besonders langer Tag werden.
 
Ein wunderbarer Tag, dieser Tagesablauf könnte auch meiner sein. Herrlich, dass ihr auch in der Biblioteca Casanatense ward. Ich fand es es ein sehr schönes Erlebnis

Ich wohne ja gerne in Monti und ich habe auch schon ei paar Mal nur wenige Schritte von der Piazza Madonna dei Monti entfernt gewohnt. Ich mag die Atmosphäre abends dort sehr, weil es doch zum größten Teil Einheimische sind die dort verweilen.

Dein Bericht gefällt mir sehr. Wie Nummis schon schrieb

Der Bericht gefällt mir ausserordentlich gut. Sehr informativ, aber trotzdem schön kurzweilig und nicht all zu vollgepfropft.

Langsam werde ich hibbelig... :)

Und hibbelig werde ich auch langsam, bald geht es los und hier und da finde ich in deinem Bericht immer noch etwas was ins übervolle Reisebüchlein notiert wird.
 
Ein wunderbarer Tag, dieser Tagesablauf könnte auch meiner sein. Herrlich, dass ihr auch in der Biblioteca Casanatense ward. Ich fand es es ein sehr schönes Erlebnis

Ich wohne ja gerne in Monti und ich habe auch schon ei paar Mal nur wenige Schritte von der Piazza Madonna dei Monti entfernt gewohnt. Ich mag die Atmosphäre abends dort sehr, weil es doch zum größten Teil Einheimische sind die dort verweilen.

Dein Bericht gefällt mir sehr. Wie Nummis schon schrieb

Der Bericht gefällt mir ausserordentlich gut. Sehr informativ, aber trotzdem schön kurzweilig und nicht all zu vollgepfropft.

Langsam werde ich hibbelig... :)

Und hibbelig werde ich auch langsam, bald geht es los und hier und da finde ich in deinem Bericht immer noch etwas was ins übervolle Reisebüchlein notiert wird.

Vielen Dank Euch beiden... Und viel Spaß bei Euren Reisen. Ich muss leider noch 51 Wochen warten, aber hier noch einmal alles Revue passieren zu lassen, ist ein schöner Trost.
 
Unser Hotel lag etwas außerhalb an der Via Nomentana, weshalb sich ein Ausflug zum Komplex von Sant'Agnese anbot. Als wir hier gegen halb neun morgens eintrafen, war weit und breit niemand zu sehen, lediglich in der Kirche Sant'Agnese fuori le mura wurde gerade mit ganz wenigen Menschen Gottesdienst gefeiert. Wir konnten das weitläufige Gelände also in Ruhe erkunden, bevor um 9 Uhr Santa Costanza öffnete. Dabei handelt es sich um eine ursprüngliche Kapelle der konstantinischen Umgangsbasilika, deren gewaltige Ruinen wir ebenfalls bestaunten. Die heutige Kirche ist deutlich kleiner, befindet sich aber unmittelbar über dem Grab der Heiligen Agnes, die in den gleichnamigen Katakomben bestattet wurde. Diese haben wir haben nicht besichtigt, nachdem wir bereits im letzten Jahr die Katakomben an der Via Appia angesehen hatten. Santa Costanza enthält - neben einer Kopie des Sarkophags der Heiligen Constantia, einer Tochter Kaiser Konstantins (das Original steht in den Vatikanischen Museen) - die ältesten christlichen Mosaike Roms. Man erkennt deutlich die Übergangsphase (Ende 4. Jahrhundert), denn christliche Motive werden nur sehr zart angedeutet.







Danach ging es mit dem 60er Expressbus mitten in die Stadt bis zur Piazza Venezia und von dort aus, mit einem Blick hoch nach Santa Maria in Aracoeli, zum Velabrum.


Unterwegs war es, da wir nun schon so viele Kirchen "chiuso per lavoro" vorgefunden hatten, schön zu sehen, dass San Nicola in carcere in neuem Glanz erstrahlt. Letztes Jahr war die Kirche noch komplett eingerüstet gewesen. Das lässt doch hoffen, dass auch die vielen anderen Bauarbeiten sich nicht ewig hinziehen werden!


Das Velabrum war in der römischen Antike ein sumpfiges Gebiet, durch das die Cloaca maxima das Forumsareal in den Tiber entwässerte. Später befanden sich dort der Rinder- und Gemüsemarkt; bekannt ist der Janus-Bogen, den man leider nur aus ziemlicher Entfernung ansehen kann. Im 5./6. Jahrhundert lebten in dem Viertel viele Griechen, was erklärt, warum die Kirchen hier vielfach Heiligen gewidmet sind, die in der Ostkirche besonders verehrt werden.

San Giorgio in Velabro geht zurück auf eine alte römische Diakonie, der unregelmäßige Grundstückszuschnitt macht sich bis heute im trapezförmigen Grundriss bemerkbar. 1993 wurde die Fassade durch eine Autobombe schwer zerstört, aber wieder vollständig rekonstruiert. Ich hatte schon einige Male versucht, einen Blick hineinzuwerfen, aber die Kirche hat nur wenige Stunden in der Woche geöffnet, und dann wird oft geheiratet (vor allem samstags).



Sant'Anastasia al Palatino hat dagegen fast durchgängig geöffnet, weil hier das Immerwährende Gebet gefeiert wird. Dass sie ebenfalls zu den ältesten römischen Kirchen gehört, sieht man ihr nach der Barockisierung nicht mehr an; die Fassade soll von Bernini beeinflusst sein.



Mit San Teodoro al Palatino streitet sich Sant'Anastasia darum, welche Kirche wohl näher zum antiken Lupercal liegt. Diese mythische Höhle, in der die Wölfin Romulus und Remus gesäugt haben soll, wurde in der Antike hoch verehrt. Die genaue Lokalisierung auf dem Südwest-Abhang des Palatins ist ungewiss, jedenfalls hatte zumindest im 17. Jahrhundert San Teodoro die Nase vorn, wenn es um die Frage ging, welche Kirche möglicherweise auf den Resten des Lupercals erbaut sein könnte. Man nannte die Kirche sogar zeitweise "Tempel des Romulus". Trotz ihres schönen alten Apsismosaiks ließ man sie jedoch zunehmend verfallen, bis sie Johannes Paul II. im Jahr 2000 der orthodoxen Gemeinde zur Nutzung überließ, welche die Kirche aufwändig restaurierte, so dass sie heute in neuem Glanz erstrahlt. Leider ist das Apsismosaik hinter der Ikonostase aber nicht gut zu erkennen.




Da wir die Mittagspause auf der Terrazza Caffarelli einlegen wollten, führte uns unser Weg hoch zum Kapitol vorbei an Santa Maria della Consolazione, die wir schon letztes Jahr hatten ansehen wollen, die aber damals geschlossen war. Nun fanden wir sie erfreulicherweise offen vor, und es stellte sich als großes Glück heraus, denn die Kirche hat nicht nur eine der schönsten Fassaden Roms (geschaffen von Martino Longhi dem Jüngeren), sondern einen überaus harmonischen Innenraum, der noch nicht so "herausgeputzt" ist wie viele der sanierten Kirchen (was kein Statement gegen Sanierungen sein soll), sondern einen gewissen morbiden Charme ausstrahlt. In der ersten Kapelle rechts gibt es in der Capella Mattei sehenswerte Fresken von Taddeo Zuccari.





Nach der Mittagspause und dem schönen Ausblick von der Terrazza Caffarelli schlenderten wir noch etwas über die Piazza del Campidoglio, die an diesem schönen Nachmittag nicht so sehr bevölkert war und deshalb viel von ihrer Grandezza zeigen konnte.





Danach spazierten wir über die Piazza Santa Maria in Campitelli in Richtung Ghetto. An der Piazza befindet sich die gleichnamige Kirche, ein Hauptwerk des Architekten Carlo Rainaldi. Die Seitenschiffe des Langhauses sind tiefer als die Seitenarme des Querschiffes, was einen sehr ungewöhnlichen Raumeindruck ergibt. Rainaldis Vorliebe für monumentale Vollsäulen verleihen sowohl Fassade als auch Innenraum eine gewisse Wucht.



Durch den Durchgang am Portikus der Oktavia erreichten wir das Ghetto. Schönerweise gibt es zwischenzeitlich eine Art archäologischen Pfad zwischen dem Portikus, unmittelbar vorbei am Marcellus-Theater und wieder hoch zur Via del Teatro di Marcello, so dass wir uns diese Monumente ganz aus der Nähe anschauen konnten.





Nach einem koscheren Eis auf der Via del Portico d'Ottavia...



...gingen wir weiter am Schildkrötenbrunnen vorbei zum Palazzo Mattei di Giove, dessen interessanten Innenhof man besichtigen kann. Hier wurde auf Fenster weitgehend verzichtet, um die zahlreichen antiken Fundstücke des Hausherren in einer besonders ideenreichen Form präsentieren zu können. Im Palazzo befindet sich heute das Amerikanische Studieninstitut, und man kann an der Pforte fragen, ob man auch einen Blick in die Innenräume werfen kann, aber an diesem Tag fand gerade eine Tagung statt, so dass das für uns nicht ging.





Gleich am Ende der Straße, vorbei an der Gedenktafel für Aldo Moro, befindet sich die Crypta Balbi, eine weitere Station des Museo Nazionale Romano, für das wir ja schon ein Ticket hatten. Einige hier im Forum hatten es schon geschrieben, und auch ich fand sowohl die Anordnung etwas ungewöhnlich wie die gesamte Ausstellung, vor allem die Ausgrabungen, nur schwer einzuordnen und im Ergebnis auch etwas langweilig. Weil ich mich sehr für historische Stadtentwicklung interessiere, waren die diesbezüglichen Tafeln im oberen Stockwerk, auf denen man den Siedlungsverlauf von der Antike bis in die Renaissance-Zeit nachvollziehen kann, schon recht spannend; irritierend war aber, dass das nicht chronologisch aufgebaut war.

Für den Abend hatte ich Tickets für die Freitagsabends-Öffnung der Vatikanischen Museen, weshalb wir uns nach der Crypta Balbi in Richtung Vatikan aufmachten. Ich bin dabei eigentlich zum ersten Mal bewusst über die Via della Conciliazione gegangen, die man ja gerne wegen der Zerstörungswut, unter der sie angelegt worden ist, etwas verteufelt. Es gibt aber durchaus noch einige alte, schöne Palazzi wie den der Torlonia und der della Rovere. Im letzteren befand sich bis 2018 ein renommiertes Hotel ("Columbus"), das aber zwischenzeitlich geschlossen ist, was wohl vorerst auch die Möglichkeit raubt, die Fresken von Pinturicchio anzusehen.



Nach dem Abendessen machten wir uns dann auf zum Eingang der Vatikanischen Museen - vor denen eine riesige Schlange stand. Eigentlich hatten wir das Gegenteil erwartet, nach dem, was ich hier und auch anderswo gelesen hatte. Nachdem wir letztes Jahr das Frühstücksangebot ausprobiert hatten (Einlass um 7:15 Uhr, Frühstücksbüffet und ab 8:00 Uhr Durchgang zur Sixtinischen Kapelle - das alles jedoch ziemlich teuer und keineswegs exklusiv, sondern auch schon ziemlich bevölkert), hatten wir dieses Mal die Hoffnung, am späten Abend mit einer gewissen kontemplativen Ruhe durch die Säle und vor allem die Sixtina gehen zu können. Weit gefehlt! Ich hatte Tickets für 20 Uhr, und als wir um 19:30 Uhr ankamen, standen noch die Leute für 19 Uhr weit den Viale Vaticano hoch, Leute mit späteren Einlasszeiten wurden an der Kontrollstelle aussortiert, was alles ein ziemliches "Geknubbel" und unübersichtlich war. Immerhin löste sich das Ganze doch recht schnell auf, so dass wir tatsächlich noch vor 20 Uhr drinnen waren - mit Tausenden und Abertausenden anderen. Es war wirklich kaum leerer als tagsüber, und die Vorstellung, am späten Abend mehr oder weniger im Schein einer einsamen Kerze in der Sixtinischen Kapelle zu setzen, zerfiel recht bald zu Staub. Aus dem haben wir uns aus diesem Grunde auch früher als geplant gemacht. Immerhin, das Ticket für den Abend kostet genauso viel wie das am Tage, und ein paar nette Eindrücke vom "Vatikan im Mondlicht" sind auch dabei herausgekommen.








 
Lieber Maffeo,

vielen Dank auch für deine letzten Erlebnisschilderungen! Ihr absolviert ja wirklich immer ein volles Programm (könnte fast von uns sein ), es ist sehr spannend, Euch zu folgen!

Sehr überrascht war ich, dich gestern in Wien zu treffen!
Ich konnte nicht anders, als dein Bild mitzubringen:

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Dieses war eines der wirklich überraschenden Stücke der Caravaggio/Bernini-Ausstellung, die ganz wunderbar ist!

Liebe Grüße
Angela
 
Naja, es ist ja nicht nur in Rom schön (hoffentlich trifft mich jetzt nicht der Blitz :eek:), von daher bin ich durchaus auch mal anderswo anzutreffen ;) Vielen Dank also, ich wusste gar nichts von dieser schönen Ausstellung. Sicherlich hätte ich hier im Forum dazu etwas finden können, aber ich übe ja noch...
 
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